Seite — Nr. 198

Nagolder Tagblatt „Der Gesellschafter'

Mittwoch, den 23. August 1939

Tübingen, 22. Aug. (V on stürzende mBalkenge- troffen.) Beim Äbladen brach in Lustnau der Auszug­balken an einem Haus und stürzte in die Tiefe. Er siet da­bei so unglücklich einem 13jährigen Schüler auf den Kops, daß der Junge mit einem Schädelbruch is die Kstnik über­führt werden mußte.

Kirchheim-Teck. 22. Aug. (Lastkraftwagen vom Zug erfaßt.) Am Samstagmittag wollte am Bahnüber­gang in der Jahnstraße ein Lastkraftwagen imt Anhänger die Gleise in dem Augenblick überqueren, in dem sich ein Zug näherte. Der Motorwagen, der in der Mitte von der Lokomotive erfaßt und 8 Meter weit mitgeschoben wurde, stürzte um. Personen kamen glücklicherweise nicht zu Scha­den. Die Blicklichtanlage war, wie Zeugenaussagen ergaben, in Ordnung.

Rottenburg, 22. Ang. (Ausdem Neckargelände t.) Am Sonntag wurde eine stark verweste Leiche aus dem Neckar geländet. Wie die Ermittlungen ergaben, handelt es sich um einen 31 Jahre alten Mann aus Rottenburg. der seinem Leben freiwillig ein Ende gemacht hatte.

Blaubeuren, 22. Aug. (Gewitterverheerungen aufderBlaubeurerAlb.)Am Montagabend ging auch über die Gegend um Vlaubeuren ein schweres Gewitter nieder, das auf den Markungen von Berghülen, Trefsens- buch- Bühlenhausen und teilweise auch Seihen schweren Schaden anrichtete. Hagelschlotzen in Hühnereigröße fielen eine halbe Stunde lang so dicht, daß man glaubte, strecken­weise eine regelrechte Winterlandschaft vor sich zu haben.

Distenheim, Kr. Ulm, 22. Aug. (Giftiger Insek­tenstich.) Das kaum zwei Jahre alte Töchterchen der Fa­milie Fridolin Haug wurde von einer Fliege gestochen. Eine böse Geschwulst entwickelte sich und eine Blutvergiftung trat hinzu, die den Tod des Mädchens zur Folge hatte.

Ulm, 22. Aug. (V e r k e h r s u n f a ll.) In den Nach­mittagsstunden des Montags ereignete sich im Vorort Erim- melfingen auf der Straßenkreuzung Neichsstraße und Feld­weg zum Niefhof ein Zusammenstoß zwischen einem Per- >onenkraftwagen und einem Kleinkraftrad, wobei die 42jäh- rige Magdalene Liebhardt, Wirtin des Gasthauses zum „Hirsch" in Grimmelfingen, tödlich verletzt wurde. Außer­dem wurden beide Fahrzeuge erheblich beschädigt.

Schweinhaufen» Kr. Bibcrach, 22. Aug. (Opfer des Verkehrs.) Vor kurzem wurde k'.e 7b Jahre alte Frau Maria Wiedmann von hier von einem Auto angefahren und mit solcher Wucht zu Boden geschleudert, daß sie be­wußtlos liegen blieb. Nach Einlieferung in ein Kranken­haus ist die Frau den schweren Verletzungen erlegen.

GünzLurg (Schwaben), 22. Aug. (Vom Pferd ge- stürztZ Der Vorstand des Amtsgerichts Günzburg, Dr. Karl Pfister, unternahm dieser Tage mit seinem Pferd ei­nen Spazierritt. Als das Tier später herrenlos entdeckt wurde, begab man sich auf die Suche nach dem Reiter, der bald darauf im Ried bewußtlos aufgefunden wurde. Dr. Pfister hat bei dem Sturz einen Schädelbruch erlitten und bis jetzt das Bewußtsein nicht wieder erlangt.

Vom Allgäu, 22. Aug. (Zugentgleisung als Folge eines Unwetters.) Am Dienstag früh ent­gleiste zwischen Witzighausen und Weißenhorn (Nebenbahn Kempten—Weißenho'rn) ein Personenzug mit Lokomotive und drei Wagen. Hierbei wurden der Lokomotivführer und Lokomotivheizer erheblich verletzt, während einige Reisende leichtere Verletzungen davontrugen. Nach den bisherigen Feststellungen ist die Ursache dieses Eisenbahnunglücks in ei­ner Dammunterspülung infolge des am Montaa niederge­gangenen schweren Gewitters zu suchen.

Friedrichshasen, 22. Aug. (Ertrunken.) Bei dem star­ken Seegang, der am Montagabend auf dem Bodensee in­folge eines heftigen Gewitters herrschte, kenterte auf der Höhe des Schloßhafens ein Paddelboot, das mit zwei jungen Männern besetzt war. Während es einem gelang, das Ufer zu erreichen, ist der zweite, den offenbar die Kräfte verlassen haben, ertrunken. — An der Uferstraße wurde eine männ­liche Leiche angetrieben. Es handelt sich um einen 7öjähri- gen schweizerischen Staatsangehörigen, der sich auf einer Ferienreise befunden hatte. Es ist anzunehmen, daß es sich um einen Unglücksfall handelt.

Die eigene Schwester ermordet

Wer hat den Täter gesehen?

Stuttgart, 22. Aug. Am Montag, 21. August, etwa um die Mittagszeit, ist in Urach die 32 Jahre alte ledige Frida Pfer- sching, die ihrem Vater den Haushalt besorgte und daneben noch als Näherin tätig war, einem Verbrechen zum Opfer gefallen. Als der Vater abends nach Feierabend nach Hause kam, fand er seine Tochter erschlagen und erdrosselt in einer Bühnenkam­mer vor. Der Tat dringend verdächtig ist der Bruder Friedrich Pferfching, gelernter Metzger, zur Zeit Hilfsarbeiter, geboren am 13. Mai 1902 in Urach. Er kam in der Nacht vom Sonntag auf Montag betrunken nach Hause, blieb am Montag seiner Ar­beitsstelle in Metzingen fern und lungerte im Hause herum. Wahrscheinlich wurde er Hierwegen von seiner Schwester zur Rede gestellt. Im Verlauf dieser Auseinandersetzung dürfte dann die ruchlose Tat verübt worden sein. Da später der leere Geldbeutel des Mädchens gefunden worden ist, besteht die Ver­mutung, daß der Täter auch dessen Inhalt (annähernd 20 RM.) an sich gebracht hat. Er fuhr um 13.20 Uhr mit seiner Wochen­karte von Urach nach Metzingen und hat sich nach den jüng­sten Erhebungen nach Stuttgart gewandt, wo er in der Nacht zum Dienstag gesehen wurde. Die Mordkommission der Kriminalpolizeileitstelle Stuttgart hat im Zusammenwirken mit dem Gericht und der Staatsanwaltschaft sofort die notwendige» Erhebungen angestellt und die erforderlichen Fahndungsmatz­nahmen eingeleitet. Die Bevölkerung wird gebeten, die Polizei in ihren auf Ergreifung des Täters gerichteten Maßnahmen zu unterstützen und zweckdienliche Angaben der Kriminalpcckizeilett- stelle Stuttgart (Vüchsenstratze 37 Erdgeschoß, Zimmer 8) oder der nächsten Polizei- oder Eendarmeriedienftstelle zu machen.

Beschreibung des flüchtigen Mörders: Etwa 158 Zentimeter groß, kräftige untersetzte Gestalt, dunkelblondes links gescheiteltes Haar, rundes glatrasiertes Gesicht, gesundes Aussehen, graublaue Augen, weiße vollständige Zähne, spricht schwäbische Mundart. Kleidung: Vermutlich dunkelgrüne neue Lodenjoppe, graue lange Hofe, grau- und weißkarierte Dqdsch- mütze, gelbe Halbschuhe, vielleicht weißes Sporthemd.

Mörder Pferfching verhsfLet

Stuttgart, 22. Aug. Friedrich Pferfching, der am Montag nachmittag seine 32;iihrige Schwester Frida in Urach ermordet hatte und darauf geflüchtet war, ist» wie die Kriminalpolizei­leitstelle Stuttgart nntteilt, am Dienstag nachmittag in Metzingen sestgenomiuen worden. Pferfching ist geständig.

Hagsischlag und VeSerschwevmmngen

Mcnnhardt, 22. Aug. Ueber einen Teil des Landes, vor allem des Mainhardtcr Waldes und auch der Gegend um Backnang, gingen am Montag nachmittag schwere Unwetter nieder, mit denen Kagelschlag und lleberschwemmungcn verbunden waren. So wurde in GroßerIach auf den Getreidefeldern und Obst- wicsen durch längere Zeit dicht zur Erde fallende Hagelschloßen schwerer Schaden angerichtet. Der Hagelschlag war zeitweise so stark, daß eine Reihe von Fensterscheiben zertrümmert wurden. Während Mainhardt selbst vor Schaden verschont blieb, wurden andere Gemeinden der Umgebung wieder stärker von dem Un­wetter kcimgesucht.

Winnenden, 22. Aug. Besonders schlimm wirkte sich das heftige Unwetter in O p p e l s b o h in bei Winnenden aus. Ein Wolken­bruch setzte den ganzen unteren Teil des Ortes vollständig unrer Wasser, so daß die Stallungen geräumt und das Vieh in Sicher­heit gebracht werden mußte. Die Straßen standen an manchen Stellen meterhoch unter Wasser. Die Feuerwehr hatte alle Hände voll zu tun, die vollgclaufcnen Keller auszupumpe" und die Ueüerschwemmungsgesahr zu beseitigen. 2n dem wie Srurzbäche daherschießenden Wasser kamen leider sehr viele Hühner und an­deres Geflügel um. Auch auf den Kartoffelfeldern — das Ge­treide war glücklicherweise bereits unter Dach und Fach — wurde erheblicher Schaden angerichtet, weniger durch Hagelschlag, als durch Ueberflutmigen.

Stafflangen, Kr. Viüsrach, 22. Aug. (Vom Tode er­eilt.) Der 70 Jahre alte Käser Franz Jofef Schultheiß war bei einem befreundeten Bauern mit dem Einbringen der Ernte beschäftigt. Beim Binden der ersten Grabe erlitt er einen Schlaganfall, dem der Tod auf der Stelle folgte. !

,,s' Hot nenz gmachet"

Oberndorf. Wenn man einen Rausch als Unglück bezeichnen will, so hatte ein älterer Mann wirklich Glück im Unglück. Er bekam auf dem Gehsteig der Hindenburgstraße das Ueber- gewicht und schlug mit solcher Wucht gegen eine große, stabile Schaufensterscheibe, daß diese mit lautem Krach barst und die Splitter flogen. Nachdem der Unglückliche wieder ins Lot ge­bracht war, griff er sich am Hinterkopf vorbei und bemerkte lakonisch: „'s Hot nenz gmachet!"

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«MMtK 8 chl«HtVieh«ökU SM 28 . VlWst

A-ustrieb: 12 Ochsen, 82 Bullen, 160 Kühe, 61 Färsen, 1297 Kälber. 1016 Schweine, 555 Schafe.

Ochsen: a 43,5—44,5, b 40,5, c 34.

Bullen: a 41,5-43,5, b 37,5—39,5.

Kühe: a 41—43,5, b 37—89,5, c 30-33,5, d 22-24.

Färsen: a 42,5—44.5, b 39—40.

Kälber: a 63—65, b 56—59, c 47—50, d 30—40.

Schafe: 40—48.

Schweine: a 61,5, b 1 60,5, h 2 59Z, c 55,5, d u. e 52,5, g 1 58.5-60,5, g 2 54,5, i 59,5 RM.

Marktverkauf: Alles zugeteilt.

Stuttgarter Fleischgroßmarkt vom 82. August. Preise: Ochsen­fleisch 75—80, Bullenfleisch 75—77, Kuhfleisch 50—77, Färsen­fleisch 75—80, Kalbfleisch 70—97, Schweinefleisch 75, Hammel­fleisch 60—90 RM. Marktverlauf: alles belebt.

Schweinepreise. Nieder st etten: Milchschweine 44—56 NM. je Paar. — Kirchh eim u. T.: Milchsihweine 26—34 RM. je Stück.

Berliner Börse vom 22. August. Die Börse stand naturgemäß völlig unter dem Eindruck des deutsch-russischen Nichtangriffs­paktes. Die Tendenz war daraufhin so fest wie seit langer Zeit nicht mehr, denn auch die Börse erwartet nunmehr aussichtsrei­che politische und wirtschaftliche Entwicklungen. Die Kurse gin­gen sprundhaft um 3^-l v. H., zum Teil darüber, in die Höhe.

Stuttgarter Börse vom 22. August. Die Börse stand unter dem Eindruck des bevorstehenden Abschlusses eines Nichtangriffspak­tes mit Rußland und war bei zuversichtlicher Stimmung teil­weise recht fest. Auf den Hauptmarktgebieten zeigte sich gute Kaufncigung. Am Aktienmarkt erzielten Daimler mit 121 Gell» (plus 3), Deutsche Linoleum mit 156,5 (plus 3,5) und IG. Far­ben mit 152,5 Geld (plus 2,25) namhafte Gewinne. Junghans zogen auf 94,5 (plus 1,5) an.

Amtlicher Eroßmarkt für Getreide und Futtermittel Stutt­gart vom L2. August. In Weizen teilt die Reichsstelle den Müh­len für die Uebergangszeit dringendsten Bedarf zu. Aus der- neuen Ernte ist das Angebot sehr gering, da die Landwirtschaft, -noch nicht znm Drusch kömmt. In Braugerste fanden vereinzelte Umsätze statt. Futtergetreide der alten Ernte ist bis auf Hafer- ausverkauft. Weizen- und Roggenmehl sowie Nacherzeugnisse fin­den laufenden Absatz. Preise: Jndustriehafer 17.80—18.30, Wei­zenmehl 30.05 RM. Alle anderen Preise sind unverändert.

Gestorbene: Wilhelm Leopold, Schriftsetzer, 56 I., Wildbad/

Jakob Wolfinger, Schmiedmeister, 75 I., Obernhausem

Das Wetter

Der Reichswetterdienst Stuttgart meldet Dienstagabend:

Der Witterungsverlauf ist mit Vordringen feuchter Lust wie­der veränderlich geworden. Es kommt vor allem nachmittags zu stärkerer Bewölkung und einzelnen Schauern und Gewitter». Doch ist ein Aenderung der Druckverteilung nicht zu erwarten und somit auch keine wesentliche Aenderung des Wetters.

Voraussichtliche Witterung bis Mittwochabend: Wechselnde Bewölkung, zeitweise aufheiternd, vereinzelt Regenschauer. Mor­gens stellenweise Nebel, immer noch schwül.

Für Donnerstag: Zeitweise bewölkt, keine nennenswerte Nie­derschläge.

Druck und Verlag des „Gesellschafters": G. W. Zatser, Inhaber. Karl Zaisrr : Verantwortlicher Schriftleiter: Fritz SHlanz :

Verantwortlicher Anzeigenleiter Oskar Rösch, Nagold Zurzeit ist Preisliste Nr. 7 gültig.

DA. VII. 1939: 2919.

Unsere heutige Nummer umfaßt 8 Seiten.

Stadt Nagold

Anlegung i>er Mskartei

In den nächsten Tagen werden die bezüglich des Namens und der Straße vorbereiteten Karteikarten von den ehren­amtlichen Helfern ausgegeben. Sie sind doppelt für alle Personen vom vollendeten 14. Lebensjahr bis zum voll­endeten 70. Lebensjahr auszufertigen. Die Karten werden von den Helfern wieder eingesammelt. Die Karten dürfen nur mit Tinte beschrieben werden.

Zu erfassen sind sämtliche hier polizeilich gemeldeten Per­sonen. Vorübergehend anwesende Personen (Kurgäste, Pa­tienten in Krankenhäusern ufw.) werden nicht erfaßt, da­gegen vorübergehend abwesende Personen (auch kurzfristig Dienende).

Nagold, den 22. August 1939.

Der Bürgermeister.

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ins eixeoe k'Ieiseb, ssxr üer Lbirnrg, vverm ieb «v meiner l'oebler in» Büro mirgsbe.

Denn üarm Icsiro >eb »leb ersl sbencis «rL äiv lustigen 8uuror»eLrvo äer „Lorsüv" stürreul

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Verloren

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mit zwei wafferhellen Steinen. Der Finder wird gebeten, den­selben gegen gute Belohnung an der Badkasse oder auf der Polizeiwache abzugeben.

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laden wir herzlich ein.

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