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Nr. 195 Dienstag, äen 22. August 1939 113. Jahrgang

Nichtangriffspakt DeutschlandSowjet-Nnßland

Reichsaußenminister v. Ribbentrop zum Abschluß der Verhandlungen morgen in Moskau

Berlin. Die Reichsregierung und die Sowjetregierung sind übereingekommen, einen Nicht­angriffspakt miteinander abzuschließen.

Der Reichsminister des Auswärtigen von Ribbentrop wird am Mittwoch, den 23. August in Moskau eintreffen, um die Verhandlungen zum Abschluß zu bringen.

Das deutsche Handels- und Wirtschafts­abkommen mit der Sowjetunion

Die Handelsbeziehungen zwischen Deutschland und der Sowjet­union zeigen uns seit einiger Zeit eine rückläufige Entwicklung, die im Widerspruch zu den weitgehenden Austauschmöglichkciten stand, die im Handelsverkehr dieser beiden großen Wirtschafts­gebiete gegeben sind. Der jetzt abgeschlossene Vertrag zielt darauf ab, den Güteraustausch wieder zu verdichten. Während Deutsch­land für eine Reihe von Rohstoffen, die die Sowjetunion aus­zuführen vermag, aufnahmefähig ist, braucht Sowjetrutzland zur Wetterführung seiner Industrialisierung hochwertige Erzeugnisse, welche die deutsche Industrie schon früher in erheblichen Mengen nach der Sowjetunion geliefert hat und auch jetzt wieder zur Ver­fügung stellen wird

Es ist zu erwarten, daß der jetzt abgeschlossene Vertrag eine günstige Entwicklung des Wirtschaftsverkehrs zwischen beiden Ländern in die Wege leiten wird, die den beiderseitigen Inter­essen entspricht.

Das Abkommen liegt auf der Littie der deutschen Handels­politik, die eine gute wirtschaftliche Zusammenarbeit mit allen Ländern erstrebt, die sich mit Deutschland wirtschaftlich gut er­gänzen und bereit sind, durch verstärkten Austausch ihrer Erzeug­nisse gegen deutsche Waren der Entfaltung der eigenen Wirt­schaftskräfte zu bienen.

Genugtuung in Moskau

über den Abschluß der Wirtschaftsverhandlungen mit Deutsch­land.Prawda": Steigerung des Handels und Verbesserung der politischen Beziehungen

Moskau. Der erfolgreiche Abschluß der deutsch-sowjetrussi­schen Wirtschastsverhandlungen hat in Moskau sichtliche Genug­tuung ausgelöst. Die Zeitungen veröffentlichen das amtliche Kommunique an hervorragender Stelle.Prawda" behandelt die letzte geschichtliche Phase der deutsch-sowjctrussischen Han-

Fortdauer militärischer Vorbereitungen an der Grenze

Breslau, 21. Aug. Der krankhafte polnische Erößenwahnsinn, getarnt mit den systematisch geschürten und von England er­munterten Kriegstreibereien Polens, findet neue Nahrung an militärischen Vorbereitungen im polnischen Grenzgebiet, die seit einigen Tagen zu beobachten sind und ständig an Ausmaß zunehmen. In Höhe der Gemeinde Tylmanowk, parallel zum Fluß Dunajec, hat Polens Militär damit begonnen, Schützen­gräben auszuhebeu, die sich am linken Flußuser hinziehen.

Auf der Strecke von Szcawnick zum roten Kloster in Pininy, einem Gebiet, das im Oktober 1938 von der Slowakei an Polen abgetreten wurde, wurden Wegsperren in Form von Veton- siraßensperren errichtet. Hoch auf der Straße von Szcawnica nach Kroszinko wurden dicht neben der Dunajec-Brücke derartige Sperren errichtet.

In Alt-Sandetz (Stary-Sacz) sind Spezialtruppen eingerückl. Die Güter Zandegsdorf und Döge im Kreis Könitz sind mit star­ken Polizeitruppen belegt worden. Der Besitzer von Zandegs- dors, von Fischer, wurde verhaftet.

Bei Veuthen find die offiziellen Grenzübergänge durch je acht bis zehn Aufständische, die u. a. mit Maschinenpistolen be­waffnet sind, besetzt worden. Die Aufständischen sind durch ihre -Uniform und besonders ihre Mützen kenntlich.

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an der Protektoratsgrenze

Mährisch-Ostrau, 21. Aug. Nach zuverlässigen Meldungen ha­ben die polnischen Militärbehörden nach der Sperrung der Grenze nach dem Protektorat die wichtigsten Straßenübergänge und Brücken unterminiert, um sie gegebenenfalls zu sprengen. 2m Zusammenhang mit diesen militärischen Maßnahmen haben die Polen, nachdem vor einigen Wochen die Truppen in das Teschener Land bis hinter die Olsa zurückgezogen werden sind,

delsbeziehungen. Bis vor einigen Jahren habe Deutschland in der Ausfuhr der Sowjetunion den ersten Platz eingenommen. 1931 habe sich der Handelsumsatz zwischen den beiden Staate» auf 11 Mill. RM. jährlich belaufen. In de» letzten Jahren sei der beiderseitige Handel jedoch erheblich zusammengesckftumpft. Trotz aller hemmenden Schwierigkeiten sei es nunmehr Dank der beiderseitigen Bemühungen gelungen, zu einer Vereinbarung zn kommen. Nach der eingehenden Würdigung der Einzel­heiten des Abkommens kommt das Blatt zu dem Ergebnis, daß durch das Kreditabkommen nicht nur die Kreditbedingungen des deutsch-sowjetischen Handels schlechthin verbessert worden seien. Das abgeschlossene Handelsabkommen ermögliche die Ein­leitung eines normalen Handelsvertrages zwischen Deutschland und der Sowjetunion zum Vorteil beider Mächte. Die Sow­jetunion befinde sich jetzt in ganz anderer Lage, als es vor Jah­ren der Fall gewesen sei. Das neue Handelsabkommen soll nicht zur Steigerung des Handels, sondern auch zur Verbesserung der Beziehungen zwischen beiden Mächten beitragen. In einem Zeit­punkt gespannter politischer Beziehungen geboren, fei es dazu berufen, die Atmosphäre zu entladen und bedeute dadurch nicht nur einen ersten Abschnitt zur Hebung ihres Handels, sondern auch zur Herbeiführung einer durchgreifenden Aenderung der politischen Beziehungen.Jswestija" betont, daß beide Länder den Wunsch gezeigt hätten, die Handelsbeziehungen zu verbes­sern. Ihre Besprechungen hätten es ermöglicht, alle strittigen Fragen zu lösen. Als weitere Folge, so schließt das Blatt seine Aussührugen, könnte sich sehr wohl die bedeutende Tatsache er­geben, daß sich die einsetzende Verbesserung der Beziehungen nicht nur auf dem wirtschaftlichen Gebiet, sondern auch auf dem Gebiet der politischen Beziehungen zwischen Deutschland und der Sowjetunion auswirkcn würden. Diese Auffassung der beiden Moskauer Blätter entspricht sicher auch den deutschen Wünschen hinsichtlich der weiteren Gestaltung der wirtschaftlichen und poli­tischen Beziehungen zwischen Deutschland und der UdSSR. Es würde damit nur ein Zustand wiederhergestellt, der sich Jahrhundertelang für beide Länder in gleicher Weise frucht­bar ausgewirkt habe.

! im Lauft des Freitag und Samstag neuerdings starke Truppcn- ! ksNzentratisnen entlang der Protektoratsgrrnze vorgeuommen. So sind Truppenbewegungen bei Wierbitz, Reichswaldau, Pe­terswald und dann in südlicher Richtung gegen Friedcck vorge­nommen worden. Auch aus der Gegend von Lablunkas werden starke Anmärsche und Truppenkonzentrationen gemeldet. In Odcrberg wurden neun Volksdeutsche, darunter ein Apotheker und ein Fabrid'irektor, in Ncichswaldan der Vermalter des Gu­tes des Grasen StarhemLerg und in Freisiadt ebenfalls fünf Volksdeutsche verhaftet. Wie weiter gemeldet wird, werden an der Grenze des Protektorats im Grenzabschnitt von Taschen bis nach Schönau weitere Truppen verschiedener Gattungen zusam- -rnengczcaen und in den kleinen Dörfern einquartiert. Quartier­macher sind überall an der Arbeit, diese Truppen untcrzuorin- gen. Sie brechen mit Vorliebe die Häuser von Flüchtlingen deutscher und tschechischer Nationalität, die ins Protektorat ent­kommen sind, aus, um sie für llnftrd'nftsräume ru verwenden.

»Vorsicht mit dem polnischen Pulverfaß!"

Eine italienische Warnung an die Demokratien Rom, 21. Aug. Unter der UeberschriftVorsicht Pulverfaß!" richtetEiornale d'Jtalia" eine eindringliche Mahnung an Eng­land und Frankreich. Das Pulverfaß sei drauf und dran, in di« Luft zu fliegen. Die beiden Westdemokratien, die bereit zu sei« schienen, die Lunte anzusteckcn, sollten sich noch einmal der Ver­antwortung bewußt sein, die sie vor der Welt und ihren eigenen Völkern und Imperien auf sich laden. Ein Krieg um Danzig, das sogar Chamberlain als deutsche Stadt anerkannt habe, hieße Europa und die Welt in Brand stecken. Italien habe nicht erst jetzt die polnische Regierung zu einem direkten Ilebereinkommen mit Deutschland ausgefordcrt, damit sic den notwendigen Opfer« gemäß der Realität der Geschichte und Geographie Rechnung trage, und es sei nicht Italiens Schuld, daß seine rechtzeitige und klare Intervention nicht so verstanden und unterstützt wor­den sei, wie sie es verdient

2n Ncichswaldan traf eine stärkere Abteilung der polnischen Erenzabteilung ein und wurde dort einquartiert. Die polnischen Expansionsgelüste haben einen weiteren Auftrieb erhalten. Dies äußert sich darin, daß sie nunmehr auch schon sogenannte kom­missarische Bürgermeister für Rouschau, Moglinau, Schlesisch- Ostrau, Mishalkowitz und andere Orte bei Friedeck, die alle auf Protektoratsgebiet liegen, ernannt haben.

Verängstigte Bevölkerung meidet die Straßen

Kattowitz, 21. Aug. Das hysterische Treiben der polnischen Be­hörden in Ostoberschlcsien hat eine Angststimmung und Nieder­geschlagenheit ausgelöst, die wie ein Alpdruck auf den Menschen lastet? Gastwirtschaften und Vergnügungsstätten sind leer. Die lernt bei der Industriebevölkerung sehr beliebten Wochenendans- slüge in das nahe Veskide-Eebirge unterbleiben völlig. Der sonst so rege Verkehr geht mehr und mehr zurück. Die Personen­beförderung in den Straßenbahnen und Autobussen hat eine ge­waltige Einschränkung erfahren; die angsterfüllte Bevölkerung hält sich von den Straßen fern, lieber den Menschen aus Stadt und Land liegt eine düstere Stimmung und ein beklommener Zustand, den jeder Einzelne aus die Dauer für unerträglich hält.

Viehische Mißhandlungen der Volksdeutschen

Warschau, 21. Aug. lieber dis Mißhandlungen der in den polnischen Gefängnissen schmachtenden Deutschen in Ostoberschle­sien erfährt man immer abscheulichere Einzelheiten. Die Ver­hafteten sind, bevor sie überhaupt einem Verhör unterzogen wur­den, alle kahlgeschoren und dann im Eesängnishof zusammen­getrieben worden. Hier mußten sie sich in Reih und Glied an die Eefängnismauer stellen, mit dem Gesicht der Mauer zugewandt. So mußten die Deutschen stundenlang, teilweise bis zu i.8 Stun­den, ohne einen Tropfen Wasser und ohne ein Stückchen Brot ausharren, während die Polizei und Gefängniswärter immer wieder drohten, daß man erst gar kein Verhör mit ihnen anstelle, sondern sie gleich über den Haufen-schießen würde. Viele Häft­linge brachen vor Erschöpfung zusammen und wurden von den brutalen Gefängniswärtern durch den Hof nach dem Gefängnis geschleift, dort mit Wasser begossen und dann auf den Fließen liegen gelassen. Bei Einbruch der Dunkelheit wurden die Ver­hafteten ins Gefängnis getrieben, wo sie sich vollkommen ent­kleiden mußten. Sie erhielten dann nur ein Hemd und eine Unterhose und wurden in den schmutzstarrenden Zellen so dicht eingepfercht, daß sie weder sitzen noch liegen konnten. Wenn einer etwas zu sagen wagte, wurde er mit der Peitsche ins Ge­sicht geschlagen oder mit Fußtritten traktiert. Beim Verhör mutz­ten sich die Gefangenen die übelsten Schmähungen und Mißhand­lungen gefallen lassen. Hunderte von Volksdeutschen haben durch diese grausamen Untersuchungsmethoden schwerste gesundheitliche Schädigungen erlitten, an denen sie ihr ganzes Leben lang zu tragen haben werden.

Ueberfallen, mißhandelt, beraubt!

Am Sonntag mittag wurde der 30jährige Volksdeutsche Karl Lehrke aus dem rein deutschen Dorf Schönflies; in unmittelbarer Nähe der Danziger Grenze von fünf Polen überfallen und nie­dergeschlagen. Lehrke, der am Montag früh flüchten konnte, liegt schwer verletzt im Städtischen Krankenhaus in Danzig. Die Untersuchung hat ergeben, daß dem Opfer bei seiner unmensch­lichen Mißhandlung, von der der ganze Körper Spuren trägt, mehrere Rippen gebrochen 'wurden. '

Frauen und Kinder blutig geschlagen

Breslau, 21. Aug. Trotz der verschärften Erenzbewächung und der wahren Hetzjagden, die die Polen auf flüchtende Volksdeutsche durchführen, gelingt es doch noch immer deutschen Flüchtlingen, deutschen Boden und damit die Freiheit zu gewinnen. Was die gequälten Menschen über ihre Erlebnisse in der Holle des pol­nischen Terrors und über das Schicksal Verwandter und Bekann­ter zu berichten wissen, gibt immer das gleiche Bild wider: Ueberfälle, Mißhandlungen, sinnlose Zerstörungswut, gemeinste Schikanen, Verfolgungen und Verhaftungen am lausenden Band,

Deutschen-Derhaftungen ohne Ende

Kattowitz, 21. Aug. Aus allen Grenzgebieten Polens laufen weitere Meldungen über zahlreiche Verhaftungen von Angehö­rigen der deutschen Volksgruppe ein. Besonders stark ist die Verhaftungswelle im Kreis Soldau, wo bereits so viele Deutsche von den polnischen Behörden in Haft genommen wurden, daß Frauen und Kinder die Aecker der Verhafteten be­stellen müssen. DieVernehmung" der Verhafteten findet unter den unerhörtesten Drangsalierungen statt. Der Volksdeutsche Zy- witz aus Brodau wurde während seiner Inhaftierung aus der Polizeiwache vier Tage lang durch Schläge und Quälereien miß­handelt. Als der Versuch, ihn zu einer Aussage zu zwingen, mißlang, wurde er nach Soldau übergeführt. Unter den Hetzern tut sich besonders ein Pole namens Kaczmarczyk hervor. Karcz- marczyk hat geäußert, daß er im Mobilmachungsfalle beauftragt habe, die Häuser der Deutschen mit Petroleum zu begießen und anzuzünden. Die Aujständischen-Organi- sationen tun das übrige, um die Bevölkerung gegen die deutsche Minderheit aufznhetzen. 2m Kreis Lissa wurden, wie jetzt be­kannt wird, am Samstag nicht weniger als 50 Volks­deutsche verschleppt.

^Kriegspsychose in Voten steigert sich