8 Seit« — Nr. 191
Nagolder Tagblatt »Der Gesellschafter*
Donnerstag. de« 17. August 1839
ehrwiUe «nM o^rkraft
Mehr leisten als der Surchschmtl!
Die Schulung der Marine-Unteroffiziere.
* In Friedrichsort bei Kiel, in Wesermünde und in Plön befinden sich die Unteroffizier-Lehrabteilungen der Kriegsmarine. Die neueste und schönste dieser Anstalten, die zugleich am ausdrucksvollsten Sinn, Ziel und Zweck des in ihnen erfolgenden Ausbildungsganges wicdergibt, ist die Plöner Abteilung, die in Augenschein zu nehmen, vor kurzem Vertretern der Tagespresse Gelegenheit gegeben wurde. Mit Bewunderung konnte hierbei sestgestellt werden, daß mit den baulichen Anlagen in Plön nun auch die Marine ihr „Olympisches Dorf" besitzt, nachdem das eigentliche in Döberitz befindliche bekanntlich vom Heer übernommen wurde.
Ganz bewußt hat man für diese Marine- Untcrosfizier-Lehrabteilung eine Unterkunft erstellt, die in jeder Beziehung ideal genannt werden kann. Am Rande des Plöner Sees sind in aufgelöster Bauweise die Kasernen und Unterrichtsgebäude in die waldige Landschaft Holsteins hineingestellt worden. Jeder Unteroffizier, der hierher kommandiert wird, kann es sich zur besonderen Ehre gereichen lassen, an dieser einzigartigen Schulungsstätte der großdeutschen Wehrmacht seine weitere Ausbildung zu erfahren. Nur d i e Besten der Jahrgänge, nur diejenigen, die für den Unterführer besonders geeignet erscheinen, werden hier angesetzt. Ihre Auswahl hat durch die verschiedenen Kommandos stattgefunden. In einem Halbjahrkursus heißt es nun, die Befähigung unter Beweis zu stellen und mehr zu leisten als der Durchschnitt.
Der Dienst in der Lehrabteilung ist weniger auf die fachliche Seite eingestellt, sondern auf die charakterliche Förderung, auf die Hebung des geistigen Niveaus und auf die allgemeine soldatische Erziehung unter starker Heraushebung der körperlichen Schulung. So erfolgt hier die infanteristische Ausbildung zum Gruppenführer in sorgfältigstem Exerzierdienst, gleichzeitig die Anlernung der Unteroffiziere, selbst den Unterricht vor den Korporalschasten in geeigneter Form zu erteilen. Es ist Menschenbildung in hohem Maße, die hier durchgeführt wird. Schon aus diesem Grunde sind die in sechs Ausbildungskompanien zusammengefaßten Unteroffiziere nicht in das nur-kasernenmäßige Milieu gestellt, sondern in eine Umgebung, die ihnen auch Persönlich etwas zu vermitteln in der Lage ist. Nach den bisherigen Ergebnissen hat Plön bereits allerbeste Erfahrungen bei der Förderung und Weiterbildung des Unterführer-Nachwuchses der Kriegsmarine gezeitigt.
Für den Geist der Lehrabteilunq ist schon in gewisser Weise die Ausgestaltung der Wohngebäude charakteristisch, welche die Namen der im Weltkriege gesunkenen Kleinen Kreuzer tragen. In ihnen haben die Kursusteilnehmer sehr viel zum Schmuck beigetragen, sei es durch Malerei, Holzsäge- oder Kunstschmiedearbeiten — Erzeugnisse, die aus der Marinegeschichte oder dem großen Entwicklungsgang des Reiches erzählen. Gar mannigfach sind diese äußeren Zeichen eines
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Singend zum Dienst.
gehobenen Niveaus, das ja überall auch innerhalb des Lehr- und Lernbetriebes zum Ausdruck kommt und das immer wieder und wieder die Menschen-Bildung in den Vordergrund stellt. Hans Friedrich Blunck und der Eutiner Dichterkreis haben schon oft vor der« Unteroffizieren gelesen!
Die körperliche Ertüchtigung kommt dabei nicht im Geringsten zu kurz. Im Gegenteil!
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Schwimmübungen im Plöner See.
Im Sport aller Arten werden ganz bewußt starke Mutproben verlangt. Daß der Plöner See ein großartiges Uebungsgebiet für die verschiedensten seemännischen Dinge darstellt, liegt auf der Hand. An seinem Ufer steht ein großer Bootshafen für alle in Frage kommenden Kleinfahrzeuge der Abteilung zur Verfügung. Die braungebrannten, frischen und offenen Gesichter der Unteroffiziere sprechen aufs deutlichste dafür, daß ihnen dieser lediglich auf Leistung eingestellte Dienst Freude und innere Befriedigung bereitet. Eine besondere Anerkennung Plöns bedeutet es, daß in diesem Jahre während des Nürnberger Parteitages Angehörige der Lehrabteilung die Ehrenformation der Kriegsmarine stellen dürfen. Der Paradeschritt, der über den Kies des Exerzierplatzes dröhnt, zeigt bereits, daß man sich auch dort auszuzeichnen entschlossen ist. Kurt Borsoorff.
Atmeoberg!
* Zum fünfundzwanzigsten Male jährt sich am 27. August 1939 der Tag der Schlacht von Tannenberg. In kühner Entschlußkraft hatten Hindenburg und Ludendorff die ihnen gestellte Ausgabe gelöst. Dre sechstägige Schlacht endete mit der völligen Vernichtung der Narewarmee und brachte die Rettung Ostpreußens.
Der Tag der fünfundzwanzigsten Wiederkehr der Schlacht von Tannenberg wird zu einem Ehrentag aller Mitkämpfer von Tannenberg. Partei, Wehrmacht und NS.- Reichskriegerbund in Verbindung mit der NSKOV. werden diesen Tag in besonders feierlicher Form gestalten.
An alle Frontkämpfer des NS.-Reichs- kriegerbundes und der NSKOV., insbesondere an die Mitkämpfer von Tannenberg, ist ein Aufruf zur Teilnahme an der Feier ergangen. Neben den zahlreichen ostpreußischen Kameraden und Tannenbergkämpfern werden zwanzig Sonderzüge die Kameraden aus dem ganzen Reich nach Hohenstein bringen. Wieder werden, wie zum erstenmal auf dem Großdeutschen Reichskriegertag, auch die Kameraden der Ostmark, des Suoetenlandes und vor allem des Memelgebietes an dieser Feierstunde zusammen mit den Kameraden des Altreiches teilnehmen.
Die Feier am Reichsehrenmal sieht eine Dreiteilung vor: Der Kranzniederlegung am Ehrenmal folgt die Großkundgebung vor dem Ehrenmal und schließlich die große Feld- Parade. An der Kranzniederlegung nehmen die Fahnen der Regimenter teil, die bei der Schlacht bei Tannenberg gekämpft haben, sowie die Fahnen der Traditionsregimenter aus dem Reich, ferner die Fahnen des 1. Armeekorps, die Generalität und die Offiziere, die an der Schlacht bei Tannenberg teilnahmen, sowie Ehrenabordnungen und die Ehrengäste der Reichsregierung.
Für die Mitkämpfer von Tannenberg wird in Hohenstein eine mit Strohmatten versehene
Zeltstadt erbaut, in der die Kameraden während ihres etwa dreitägigen Aufenthaltes wohnen werden. Die Fahrt- und Verpflegungskosten sind so niedrig wie möglich gehalten, um jedem Tannenbergkämpfer die Teilnahme zu ermöglichen. Sie werden z. B. für die Berliner Teilnehmer etwa insgesamt fünfzehn Mark betragen. Für die Verpflegung ist wieder, wie auch auf dem Reichskriegertag in Kassel, der Hilfszug Bayern eingesetzt.
Nach dem Ersten Großdeutschen Reichskriegertag in Kassel wird also am Tannenberg-Denkmal zum zweiten Male in diesem Jahre ein Groß aufmar sch des NS.» R e i ch s k r i e g e r b u n d e s stattfinden. Es wird von allen Kameraden, vor allen Dingen aber von den Tannenbergkämpfern erwartet, daß^ sie sich an dieser Erinnerungsfeier der größten Schlacht des Weltkrieges beteiligen. Wenn auch die ostpreußischen Kameraden den größten Teil des Äufmatschblocks stellen werden, so ist es doch selbstverständlich, daß sich auch die Kameraden aus den übrigen Gaukriegerverbänden an dieser zu Ehren des deutschen Frontsoldaten veranstalteten Feier beteiligen. Denn der Tag der fünfundzwanzigjährigen Wiederkehr der Schlacht von Tannenberg ist nicht ein besonderer Feiertag für die Kameraden Ostpreußens, sondern ein Erinnerungstag für das gesamte großdeutsche Soldaten- t u m.
Alle diejenigen, die am 27. August die große Kundgebung am Tannenberg-Denkmal miterleben wollen, melden sich, soweit es noch nicht geschehen ist, umgehend bei den zuständigen Gliederungen des NS.-Reichskrieger- bundes, die mit der Zusammenstellung der Sonderzüge beauftragt sind. Der Abtransport der aus dem Reich kommenden Teilnehmer in Hohenstein beginnt bereits am 24. August, während die ostpreußischen Teilnehmer am Sonntag früh in Hohenstein ein- trefsem Während des Aufenthalts in Hohenstein ist den Kameraden Gelegenheit zur Besichtigung der Schlachtfelder geboten. Tage herrlicher Kameradschaft stehen also bevor. Kein Tannenbergkämpfer darf fehlen! - ,
VeWanMH.
Eine Nachtübung der Flakartillerie.
* Das Wetter war denkbar ungünstig. Es hatte tagsüber geregnet, die Straßen waren in schlechtester Verfassung und seitwärts auf den Feldern stand die Sintflut. Wir waren der festen Meinung, der Krieg würde „im Saale" stattfinden. Ader schon kurz vor dem Ziele sahen wir Scheinwerfer und Geschütze auf freiem Felde stehen. Der Soldat kennt eben kein schlechtes Wetter.
In dem als Treffpunkt vorgesehenen Lokal gab uns der Batteriechef die Lage bekannt: Der Zweck der Uebung ist Marsch einer motorisierten Flakbatterie im Abteilungsver- bande zum Schutze eines Ruheraumes im Operationsgebiet, ferner Stellungswechsel und Nachtmarsch zum Ruhequartier, in Stellunggehen einer Flakscheinwerfer-Batterie, Horchen und Leuchten nach Flugziel. Ein reichhaltiges Programm! Wir freuten uns sehr, mußten aber gleich eine der Hauptaufgaben der Flakartillerie kennen lernen: warten können.
Nach geraumer Zeit kam jedoch ein Meldefahrer, der uns den Weg durch die nachtdunkle Gegend zeigen sollte. Wie der Sturmwind brauste er ab, aber unser braver „Adler" hielt die Verbindung. Bald ließen die dunklen Silhouetten eirnger großer Lastkraftwagen erkennen, daß wir am Ziel waren: der Batteriebefehlsstand. Ein großer Stab hatte sich eingefunden, alles war abgedunkelt. Aus der Erde lagen auf einer Zeltbahn zwei Kanoniere am Feldtelefon. In aller Ruhe gab der Batteriechef seine Befehle an die Telefonisten. Noch war nichts zu sehen.
Ringsum in den Feldern blinkte zuweilen ein vorwitziges Licht auf, so daß man ungefähr ahnte, wo die Geschütze standen. Stockdunkle Nacht. Die Telefonisten riefen inzwischen die einzelnen Scheinwerfer an. Jeder hatte feinen Namen: Anna, Baldur, Cäsar, Edith. Plötzlich ist das Geräusch eines aufkommenden Flugzeugs zu hören. Schon ertönt die Stimme des Batteriechefs: „Tie Zugbefehlsstellen sind ausgeschaltet. Alles Hort auf die Batteriebefehlsstelle! Scheinwerf e r a u s m a ch e n!"
Da schießt ein Strahl eines Scheinwerfers' egen den Himmel, da noch einer - - - und ald schließt sich einer an den anderen. Jetzt zeigt sich ein ganzer Ring von Scheinwerfern. Wir stehen gerade in der Mitte. Es ist ein wundervolles Bild, wie die geisterbleichen Strahlen den Himmel abtasten. Kaum haben sie den Flieger erwischt, schon ist er wieder davon. Die Horchgeräte arbeiten jetzt fieberhaft. Diese find mit drei Mann besetzt, den beiden Horchern und dem Mann, der die Ergebnisse feststellt. Erkannt ist das Ziel, wenn die Ohren der Horcher den Flieger in gleicher Lautstärke wahrnehmen, dann ist es „georte t", wie es in der Fachsprache heißt.
Hat der Horcher auf beiden Ohren den gleichen Eindruck des Hörens gehabt, gibt er ein Lichtzeichen, das bedeutet, daß er hört. Wenn beide Horcher das Lichtzeichen gegeben haben, gibt der dritte Mann ein Klingelzeichen an den Scheinwerfer. Dieser läßt das Licht aufmachen, und ein Riesenbündel von Lichtstrahlen schießt gegen den Himmel. Wenn die Flugrichtung und die Fluggeschwindigkeit vom Horchgerät festgestellt ist, dann muß das Flugzeug im Lichtkegel des Scheinwerfers liegen. Sobald ein Scheinwerfer das Ziel im Auge hat, muß er das Ziel halten — und dann sprechen die Geschütze.
Immer noch spielen die Lichtkegel, sie fassen den Flieger, aber geschickt weiß er auszuweichen. Jetzt fassen sie ihn wieder, und dröhnend bellen die Geschütze ihr ehernes Lied. Der Zweck ist erreicht. Der Flieger gilt als abgeschossen. Schon wird die Einstellung des Feuers befohlen. Ein Scheinwerfer nachdem anderen erlischt. F. W. Vahldiek.
Mm begann der Weltkrieg;
* Zn diesen Tagen des fünfundzwanzigjährigen Gedenkens an den Ausbruch des Weltkrieges ist ein Hinweis angebracht auf das ausgezeichnete Buch von Otto Riebicke: „Was brauchte der Weltkrieg?" (Preis 2.5» RM., Kyffhiiufer-Verlag. Berlin W. 30). das in interessantester Form einen Einblick in den Menschen» und Materialbedarf der Zahre 1814—18 gibt. Wir entnehmen diesem Buche, da» jetzt bereits in 3. Auflage oorliegt, de» folgenden Abschnitt:
Der Weltkrieg begann am 25. Juli 1814, 3 Uhr nachmittags, mit der Mobilmachung Serbiens, die oon Oesterreich-Ungarn um 9 Uhr abends durch Teilmobilisierung erwidert wurde. In der folgenden Nacht, um 3 Uhr 26 Minu^a, setzte in Rußland die Kriegsvorbereitu,.^- periods ein. Am 2 8. Juli, vormittags 11 Uhr, erklärte Oesterreich-Ungarn den Krieg an Serbien. Am 2 8. Juli nachmittags wurde in England der Zustand drohender Kriegsgefahr erklärt; Montenegro befahl seine Gesamtmobilmachung und Rußland die Mobilmachung des größten Teils seines Heeres gegen Oesterreich- Ungarn. Am 3ü. Juli, 6 Uhr abends, befahl Rußland seine Eesamtmobilmachung; Frankreich befahl die Gesamtaufstellung eines Grenzschutzes gegen Deutschland: Deutschland befahl Sicherung für die Flotte. Am 31. Juli, 12 Uhr 23 Minuten mittags, befahl Oesterreich- Ungarn seine Gesamtmobilmachung, bald darauf Belgien. Um 1 Uhr mittags wurde in Deutschland der Zustand drohender Kriegsgefahr erklärt. Am 1. A u g u st, 4 Uhr 30 Minuten, befahl Frankreich die Mobilmachung, eine halbe Stunde später Deutschland. Um 6 Uhr nachmittags erklärte das Deutsche Reich den Krieg an Rußland. In der folgenden Nacht, um 2,25 Uhr, mobilisierte England seine Flotte. Am 3. August, 6 Uhr nachm., erklärte das Deutsche Reich den Krieg an Frankreich. Am 4. August 4 Uhr nachmittags, mobilisierte England seine Armee. Für Deutschland dauerte der Krieg vom 1- August 1914 bis zum 11. November 1918,12 Uhr mittags, der Stunde des Waffenstillstandes. Der allgemeine Demobilmachungstag war der 10. Januar 1919. Am 28. Juni 1919, dem fünften Jahrestage des Mordes von Serajewo, wurde in Versailles der Diktatfriede unterzeichnet. Da der Austausch der Friedensurkunden, am 10. Januar 1920 erfolgte, trat völkerrechtlich der Friede erst mit diesem Tage in Kraft.
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In der Sowjetunion wieder die Bezeichnung „Offizier".
* Wie die sowjetrussifche Zeitung „Kras- naja Swesda" (Roter Stern) mitteilt, wurde in der Roten Armee zum ersten Mal feit 1917 wieder die Bezeichnung „Offizier" (Offizer) eingeführt. Bisher hießen die Offiziere in der offiziellen Militärsprache „Kommandeur"' (Komandir).