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Nr. 191

Donnerstag, den 17. Flugust 1939

113. Jahrgang

Bolen verhängt Grenzsperre

Massenverhaftungen in Ostoberschlesien

8 leiwitz, 16. Abg. Die polnischen Erenzbehörden haben zum erstenmal eine vollständige Grenzsperre an einem Teil der ast- oderschlefischen Grenze veranlaßt. Es handelt sich dabei um eine ausgesprochene Terrormaßuahme gegenüber den Tausenden von Ostoberschlefiern, die seit Jahren auf den deutschen Gruben in Oberschlesie» Arbeit und Brot finden.

Wie dieDresdener Neuesten Nachrichten" dazu erfahren, geht Hand in Hand mit dieser Grenzsperre eine Massenverhaf- tuugswelle über ganz Ostoberschlefien. Nach den in Katto- witz vorliegenden Angaben der davon betroffenen Familien handle es sich um die größte Aktion, die seit den Terrorwahlen von 1931 jemals gegen das Deutschtum Oberfchlesiens durch­geführt worden ist. Der deutschen Bevölkerung in West- und Ost­oberschlesien habe sich infolge dieser Gewaltaktiou eine tiefgrei­fende Erregung bemächtigt.

Polnische Terrorakte am laufenden Band

Danzig, 16. Aug. DerDanziger Vorposten" berichtet über eine größere Zahl weiterer Terrorakte gegen das Deutschtum in Polen. So wurde in Neu-Paleschken im Kreise Bereut der Ortsgruppenleiter der Auslandsorganisation der NSDAP., Walter Baaske, verhaftet. Auf seinem Gehöft erschienen fünf polnische Pokizeibeamte, die eine Hausdurchsuchung Vornahmen und dabei die Hakenkreuzfahne der Ortsgruppe beschlagnahm­ten. Baaske, der der Fahnenträger der Ortsgruppe ist, wurde nach einem kurzen Verhör verhaftet. In Nespenpol wurden in der Nacht in allen neun deutschen Gehöften die Scheiben einge­schlagen. Die polnischen Rowdies zertrümmerten außerdem in fünf Wirtschaften die Haustüren und demolierten die Woh­nungseinrichtungen. Besonders wüteten sie auf den Besitzungen der Bauern Eehrmann und Leschke. Aehnliche Vorfälle werden aus Smengoschin und noch mehreren anderen Dörfern gemeldet.

Der Führer 28 Fahre Soldat

Eeueralfeldmarjchall Eörrng überbr-ngt die Glückwünsche dee Wehrmacht

Berchtesgaden, 16. Aug. Aus Anlaß der 26jährigen Wieder­kehr des Tages, an dem der Führer als Kriegsfreiwilliger in das 16. Bayerische Reserve-Infanterieregiment eintrat, sprach Mittwochmittag der Oberbefehlshaber der Luftwaffe, General­feldmarschall Eöring, dem Führer auf dem Berghof seine persönlichen und die Glückwünsche der deutschen Wehrmacht aus.

Die Oberbefehlshaber des Heeres und der Kriegsma­rine sowie der Chef des Oberkommandos der Wehrmacht gedach­ten des Tages durch Glückwunschschreiben an den Führer. Der Reichsführer A Himmler erschien in Begleitung der ^-Füh­rer Heydrich und Wolfs auf dem Berghof, um dem Führer die Glückwünsche der nationalsozialistischen Schutzstaffeln zu diesem Tage zu übermitteln.

Als erste Gratulanten hatten bereits um die Mitternachts­stunde die Angehörigen des persönlichen Stabes des Führers, an der Spitze der persönliche Chfeadjutant, SA.-Obergruppen- führer Brückner, und der Ehefadjutaut der Wehrmacht, Oberst Schmundt, dem Führer ihre Glückwünsche ausgesprochen.

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Appell in der Adoks-Hitler-Kaserne in München

München, 16. Aug. Am Mittwoch jährte sich zum 25. Male der Tag, an dem der Führer als Kriegsfreiwilliger in das 16. Baye­rische Reserve-Jnfanterie-RegimentList" eintrat, dem er bis zum Kriegsende angehörte.

Mit einer kurzen militärischen Feier wurde dieser Tag der Erinnerung in der Adolf-Hitler-Kaserne des Infanterie- Regiments 19 begangen, des Regiments, das die stolze Tradition des 16. Bayerischen Reserve-Jnfanterie-RegimentsList" fort- führt. Von der Kaserne am Vimy-Platz flatterte die Reichs­kriegsflagge, das Symbol des wiedererstarkten geeinten Eroß- deutschlands. Die schlichte Gedenktafel vor der Kaserne war mit Eichenlaub umkränzt. Vor dem Kasernentor war ein Doppel­posten aufgezogen.

Im Rahmen eines Appells wurde vom Regimentskommandeur, Oberst Zorn, ein Tagesbefehl an die Truppen verlesen, in dem es heißt:

Am heutigen Tage find es 25 Jahre, seit der Führer in un­serer Kaserne als Kriegsfreiwilliger in die Reihen des 16. Baye­rischen Infanterie-RegimentsList".eintrat, um für Deutschland zu kämpfen. Als Traditionsregiment gedenken wir in besonderer Verbundenheit dieses Tages und jenes unbekannten Soldaten, der auszog und alle Kriegsjahre hindurch beispielhaft Tapferkeit, Opferbereitschast und Treue vorlebte, den das Schicksal bewahrte in Tod und Gefahr, damit er sein geliebtes deutsches Vaterland nus tiefster Not wieder emporfiihre zu Macht und Ansehen. Wir sind stolz darauf, daß er in unserem Regiment kämpfte. Wir wissen, daß uns das dazu verpflichtet, es ihm in allen Soldaten­tugenden gleichzutun. So erneuern wir an diesem erinnerungs- reichen Tag, da sich wieder aller Augen auf unseren Führer rich­ten, das Gelöbnis, ihm treu zu folgen und uns voll einzusetze» für Eroßdeutschlands Zukunft."

Polnische Willkür

18 888 Arbeiter werden brotlos gemacht

Gleiwitz, 16. Aug. Die willkürliche Absperrung der oberschlesischen Grenze durch polnische Polizei ist der Anlaß zu erregten Szenen. Die Verschärfung der Absperr­maßnahmen erfolgte am Dienstag um 13 Uhr. Die polnischen Polizisten nahmen den in Ostoberschlesien wohnenden Arbeitern, die auf deutscher Seite Lohn und Brot gefunden hatten, die Erenzkarten ab und zerrissen sie vor den Augen der Grenz­gänger, denen damit die Möglichkeit genommen wurde, die Grenze zu überschreiten und ihren Lebensunterhalt wie bisher zu finden. In der Ostoberschlestschen Grenzbevölkerung herrscht über diese Entrechtung weiter Kreise der Arbeiterschaft eine ungeheure Erregung. Nicht weniger aks 18 888 Arbeiter sollen nach dem Wille» des Wojewoden in Kattowitz durch diese Maßnahme betroffen werden. Ganze Gruppen von Arbeiter« weigerten sich, ihre Erenzkarten abzugeben. Es nutzte ihnen je­doch nichts, da die Polen überhaupt niemand mehr über die Grenze lassen. Diejenigen Ostoberschlester, die «och in letzter Minute versuchten, auf deutsches Gebiet znrückzukehren, wurden von der polnischen Polizei daran gehindert.

*Jm Zusammenhang mit diesen polnischen Willkürmaßnahmen belichtet der in Beuthen erscheinendeAllgemeine Lokalanzei­ger" über folgenden blutige» Zusammenstoß: An dem Erenz- übergaug Benthe«Scharley wollte ein polnischer Polizeibe­amter einen Grenzgänger aus Ostoberschlesten wegen angeb­licher Beamtenbrleidigung und Widerstandes gegen die Staats­gewalt verhaften. Als zwei Frauen die Partei des Erenzgän-

nung zwischen Berlin und Budapest lancierte, die aber von den Kolporteuren eilig wieder dementiert wurde, sitzt die britische Pressepolitik völlig auf dem Trockenen. Wie immer in solchen Fällen, versucht man durch bedeutsame Einführung von Gedan­ken echt englischer Prägung, die Initiative wieder in die ei­genen Hände zu bekommen. So läßt dieTimes" etwas ver­worren,Daily Herald" etwas gröber, wie auchDaily Mail" das oft varrierte Thema von einer Konferenz auftau­chen, die vielleicht die Polenfrage behandeln möge. Zugleich er­scheint am Mittwoch in der Times " ein Leitartikel mit hef­tigen Verteidigungen der Einkreisungsfront. Sobald sie ihre diplomatischen und militärischen Verteidigungsinstrumente fer­tig gestellt hätte, fei der Augenblick gekommen, um die Grund­sätze zu formulieren, auf denen sie bereit sei, gemeinsam einen neuen Frieden zu fundieren, sowie die Bedingungen (!), unter denen sie ihrerseits zur Aushandlung einer Regelung bereit sei. DerKrieg ohne Kanonen" könne nicht end­los weitergehen. Die Einkreisungsmächte würden dann einen gemeinsamen Kodex oder eine Doktrin für die internatio­nale Praxis aufstellen. Es würde ein katastrophales Schauspiel geben, wenn die Deutschen durch eine massive undmonopolisti­sche" Propaganda in einen Krieg getrieben würden mit Völkern, die keinen Streit mit ihnen wünschten, und die weder Neigung noch Interesse daran hätten, dem deutschen Volk einen wachsen­den Anteil an allen Eroberungen, die der Zivilisation noch be- schieden seien, zu versagen. Die nächste Aufgabe der Friedens­mächte sei daher, die Essenz eines positiven Friedenspro­gramms festzulegen und der Welt zu präsentieren. Unter ge­wissen Bedingungen könnte dadurch der Weg zu Verhand­lungen geöffnet werden. Verhandlungen seien aber nichts wert, wenn mit ihnen nicht eine Rüstungsbegrenzung einhergehe. Verhandlungen könnten auch zu nichts führen, wenn Deutschland nicht seine Idee vom Lebensraum aufgebe. Die deutsche Auslegung dieses Wortes bedeute, daß 80 Mil­lionen Deutsche nur gauz sicher und auskömmlich leben könnten, wenn sie ihre Nachbarn unterdrückten und ihnen sogar ihr Hab und Gut und ihr Heim rauben könnten (!). Die wirkliche Basis der Sicherheit für Deutschland und auch für andere liege in der Einflößung von Vertrauen. Die Sicherung seines Platzes an der Sonne bestehe wie immer in der unerhörten Disziplin und dem Geschick des deutschen Volkes. Selbständigkeit anzustreben heiße, <ckner Fata Morgana nachlaufen, und müsse eben Einkrei­sung Hervorrufen. Das Blatt erklärt abschließend:Wenn Fortschritte zu einem ehrenhaft organisierten Frie­den gemacht werden sollen, so muß die Abrüstung kommen. Den Tschechen muß die freie Ausübung ihres Selbstverwaltungs­rechtes gegeben werden. Darüber hinaus müssen berechtigte Forderungen auf kolonialem Gebiet befriedigt werden, ohne daß von einer Rückkehr zu der alten Vorstellung, daß Völ­ker und Länder Austauschgüter seien, die Rede sein kann. Un­ter den modernen Treuhänderprinzipien ist eine weit umfassen-

gers ergriffen, kam es zu einem Handgemenge, in dessen Verlauf der polnische Polizeibeamte ein früherer Aufständischer getötet wurde. Es gelang de« drei Grenzgängern, »ach einer wilden Jagd über die Grüne Grenze zu entfliehe«.

Thor«, 16. Aug. Auch in Pommerellen dauert« Schließung deutscher Eewerbetriebe weiterhin an. Die Deutschen werden existenz- und brotlos gemacht und vielfach aus der Grenzzone ausgewiefen.

Polnische Grenzverletzung

Durch bewaffneten polnischen Soldat»

Danzig, 16. Nug. Am Mittwoch früh um 3.20 Uhr erschien ei« polnischer Soldat auf Danziger Gebiet dicht vor der Grenzsperre cm ErenzSbergang Kohling. Auf Anruf der Danziger Grenz- beamten legte der polnische Soldat auf die Danziger Beamten an. Die Danziger Beamten machten daraufhin von der Schuß­waffe Gebrauch. Der polnische Soldat wurde tödlich verwundet.

Zu dem Grenzzwifchenfall werde« noch folgende Einzelheiten bekannt: Der Danziger Grenzbeamte erblickte an der Danziger Grenzsperre, die sich in einer Entfernung von etwa 350 Meter von der Danzig-polnischen Grenze auf Danziger Gebiet befind«^ Eeu polnischen Soldaten. Ju einer Entfernung von etwa acht Meter rief er de» Polen an, der sofort fein Gewehr von der Schulter ritz. Auf eineu Nochmalige» Anruf des deutschen Be­amten, der sofort einen Warnungsschutz in die Erde abgab feuerte der Pole auf den Danziger, in dessen Begleitung sich zwei weitere Erenzebamte befanden, einen Schutz ab. Daraufhin schätz einer der beiden anderen Beamten auf den Polen. Der Pole wurde in die Brust getroffen und war sofort tot. Der polnische Soldat hat 96 Patronen bei sich und fünf im Lauf, von denen eine fehlte, da sie eben abgefchossen worden war.

Die krampfhaften Versuche der britischen Agitation, sich in un­anfechtbarer Weise in die von den LondonWarschauer Af­fronts herrührende Entwicklung immer wieder einzuschalten, besteht in der stupiden Ausbreitung ältesterLadenhüter. Die Versuche von Politikern alter Schule. Konferenzplän- ch e n zu landen und durch dauerndes störendes Sichbemerkbar- machen, sich in Dinge einzumischen, bei denen sie nichts zu su­chen haben, werden langsam lästig. Geradezu unverschämt wirken dabei derartige Ausführungen, wie sie heute dieTimes" macht. Es Hst ein starkes Stück, wenn Engländer mit einer ihnen min­destens gleichrangingen Großmacht und einer seit alters füh­renden Kultürnatlon zu reden wagen wie mit einem unmün­digen und zu Unarten neigenden Kind. Wenn dieTimes" und ihre Inspiratoren unsere Ablehnung gegenüber ihren unfrucht­baren und naiv-egoistischen Predigten weiterhin ignoriere«, wird England in der Entwicklung der Volksstimmung bei un­fein blaues Wunder erleben. Die Bedingungen, welche dieTt- -mes" nach vollendetem Wiederaufbau der Versailler Front bl Aussicht stellt, kennen wir aus den diesbezüglichen Diktate« von 1919.

Dankbar find wir für das ärgerliche Eingeständnis, daß da» Fernbleiben Deutschlands von dem unsittlichen Weltschacher eben mit Einkreisung durch die demokratischen Geschäftemacher beantwortet werden müsse. Wir werden uns erlauben, auch fer­nerhin abseits von den Wechslern im Tempel zu bleiben. Unsere Ehre und unser Lebensansprnch werde« an keiner Börse gehan­delt, weder in London, «och in Genf, «och anderswo. Jeder wei­tere Versuch, «ns Vertrauen zu solchen Schiebergeschäften ein­zuflößen, scheitert an den bitteren Erfahrungen, die wir einst als Republikaner machten. Wir werden vielmehr auf unser gu­tes Recht und auf unsere gute Kraft »ud die unserer Freunde vertrauen. Die gleißnerischen Verlockungen, auf diese Kraft zu verzichten, lassen uns kalt. Man würde «ns nach einer erneu­ten Selbsterttwaffmulg genau so betrügen, wie vor 20 Ja h ren.

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Abgeschofferre Versuchsballone

Schluß mit den Falschmeldungen!

Rom, 16. Aug. Gegen die in der demokratische« Presse aus- steigenden Versuchsbaloone, die von der Möglichkeit ei­ner Konferenz und von Kompromißlösungen fa­seln, wendet sich das halbamtlicheSiornale VJtalia". Das Blatt betont, es gebe Rechte» die von keiner Konferenz aner­kannt zu werden brauchten, sondern einfach erfüllt werde« müssen. Um ein solches Recht handele es sich bei dem Anspruch

Versuchsballon ^onßevenz^

England am Ende seines Lateins

London, 16. Aug. Die Londoner Presse zeigt angesichts der s dere Gleichheit in der Tat erreichbar, als sie durch irgend einen stoischen Ruhe der deutschen politischen Führung und ihrer auf- ^ Handel mitBesitzungen" erzielt werden könnte. Dies sind die merksamen Beobachtung der englischen wie der polnischen von > nackten Bedingungen, die durch niemand und nichts an- London maßgeblich beeinflußten Haltung autzerordent- ' deres als Erfordernisse des Friedens diktiert werden. Wenn sie liche Nervosität. Nachdem man in den letzten Tagen sie ! angenommen werden, so gibt esskeinen Grund, an einer Lösung einfältigsten Schwindelmeldungen über eine angebliche Span- > der politischen, finanziellen und wirtschaftlichen Forderungen,

die Europa auf den Verhandlungstisch zu legen hat, zu verzwei­feln."