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Nr. 189
Dienstag äen 15. ttvgust 1939
113. Jahrgang
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Reichswirtschuftsminister Funk über die deutsch-amerikanischen Handelsbeziehungen
Einig!
Unter diesem Stichwort schreibt der Volk. Beobachter zu den deutsch-italienischen Besprechungen beim Führer:
Am Freitagmittag tras Gras Tiano in Salzburg ein Nachmittag und Abend waren intensiven Besprechungen mit Reichsminister von Ribbentrop gewidmet. Am Samstag begaben sich beide Staatsmänner zum Führer auf den Obersalzberg zu einer Unterredung, der am Sonntagvormittag eine zweite folgte. Am frühen Nachmittag dieses Tages startete der italienische Außenminister zum Rückflug nach Rom, wo er wenige Stunden später eintras und sofort zum Duce eilte, um diesem Bericht zu erstatten. Das ist in wenigen Worten der äußere Ablauf dieser inhaltsreichen 48 Stunden, der die Arbeitsmethode der Achse treffend kennzeichnet. Wie wir gestern schon feststellten: Keine langwierigen Konferenzen, kein überflüssiges Zeremoniell, sondern nüchterne, zupackende Arbeit und rasche, bindende Entschlüße.
Eine solche Verfahrensweise ermöglicht es, in knappen Stunden ein weites Feld durchzuackern. Alle schwebenden Fragen der europäischen Politik find in Berchtesgaden und lSalzburg behandelt worden. Denn es ist nicht nur das"
>Recht der beiden großen Verbündeten, sondern auch ihre gemeinsam übernommene Pflicht, sich über alle Deutschland oder Italien berührenden Dinge auszusprechen, sich darüber zu verständigen und die Beschlüße aufeinander abzustimmen. Damit ist auch selbstverständlich, daß das Thema Danzig, eine hervorragende Rolle in den Gesprächen mit Graf' >Ciano gespielt hat, und wir können hinzufügen, daß auch bei iihm eine ebenso vollständige Iledereinstim- lMung erzielt wurde, wie bei allen anderen Fragen. Mehr noch: die bei dieser deutsch-italienischen Zusammenkunft- > erörterten Probleme sind abschließend behandelt worden.
Mit dieser Feststellung wird der in der demokratischen Weltpresse verbreitete Wunschtraum erledigt, daß d-er, ^ Liano-Vesuch im salzburgischen Land nur der Auftakt zu ^ einem langen diplomatischen Hin und Her zwischen Verlim ^! und Rom gewesen sei. Es finden keine weiteren „Konferen- ' , zen" statt...
Wenn wir aus die wichtige Rolle Danzigs in den deutsch- c italienischen Beschlüssen Hinweisen, so widerlegen wir da- r mit ein weiteres Tendenzgerücht der westlichen Propa- gandazentraleu: das Gerücht, daß die Besprechungen zwi- H !schen Ticino und Ribbentrop die internationale Ausmerk- -- samkeit von Danzig weg und auf den Balkan hinlenken sollen. Nicht wir haben von Danzig abzulenken versucht, sonders diejenigen, die mit der Legende von aggressiven Balkanplanen der Achse d'e Länder des Südostens in Un- ruhe zu stürzen und der Einkreisungspolitik gefügig zu machen hoffen. Die Balkanente ist ja schließlich auch nicht von Merlin oder Rom, sondern nachweislich von Paris aus aus- HMogeu, und zwar vom Gebäude der Havas-Agentur. Das HÄ mau auch in Budapest und Preßburg, in Belgrad und Soft« sofort erkannt, und nur in Bukarest, wo gegenwärtig .Äne sehr merkwürdige Politik getrieben wird, siel die Presse cmf das kleine Betrugsmanöver herein.
Die Herrschaften in London und Paris werden sich also damit absinden müssen, daß Danzig das europäische Hauptthema bleibt und daß wir ihnen nicht den Gefallen tun -können, uns vorläufig mit etwas anderem zu beschäftigen, -damit sie Zeit und Muße haben, ihren verfahrenen Wagen !in Ostasien, Arabien und anderswo wieder flott zu mawen. -Darin gerade unterscheiden wir uns ja von den Politikastern der Demokratie, daß wir uns um deutsche und italwni- ssche Angelegenheiten kümmern, während sie alle zehn Finger in fremde.Töpfe stecken.
Italienische Stimmen
Die Bedeutung der Besprechungen von Berchtesgaden
Rom, 14. Aug. Riesige Schlagzeilen, wie „Totalitäre Freundschaft und totalitäre Bereitschaft zum Handeln". — Außergewöhnliche Herzlichkeit bei den deutschitalienischen Besprechungen. — Entschlossenheit der Achse, die Ehre und das Recht der beiden Völker nicht antasten zu lassen", unterstreichen in der römischen Montagspreße die grundsätzliche Bedeutung der deutsch-italienischen Besprechungen. Man be« schränkt sich in den Kommentaren auf zwei Feststellungen:
1- Danzig ist eine urdeutsche Stadt, und das Danziger Problem gehört zu denen, auf die Mussolini in seiner historische» Rede von Turin hingewiesen hat mit der Ankündigung, daß sie innerhalb einer bestimmten Frist gelöst werden müßten. Dieser Gedanke wird namentlich von „Teuere" entwickelt, der seine Betrachtungen mit der Frage einleitet: „Krieg oder Frieden?" und betont, daß die Demokratien nicht nur die Frist ungenutzt hatten verstreichen lassen, sondern sogar durch ihre Haltung Oel ins politische Feuer geossen hätten.
2. Kann Polen wirklich auf die Hilfe der Einkreiser rechnen? „Messaggero" stellt hierzu fest, daß die Ereignisse vom September vorigen Jahres hinlänglich bewiese» hätten, welchen Wert man gewissen Solidaritätskundgebungen Leizumessen habe. Polen vergesse vollkommen, daß es im gleichen Raum mit Deutschland zu leben gezwungen sei, während seine Beziehungen zu den Demokratien nur zeitlich bedingt seien. Die Achsenmächte, deren totalitäre Freundschaft längst keines Beweises mehr bedürfe, seien jetzt auch zum totalitären Handeln bereit. Deshalb sollte Polen in sich gehen, bevor es zu spät sei.
Berlin, 14. Aug. Die kürzlich offizielle Stellungnahme des zuständigen Vertreters der Washingtoner Regierung zu dem Rückschlag in den deutsch-amerikanischen Handelsbe- ' Ziehungen veranlaßt,- den Berliner Korrespondenten der „Neuyork Times" Guido Enderis zu einem Besuch bei dem Reichswirtschaftsminister und Reichsbankpräsidenten Funk, der dem amerikanischen Journalisten ein Interview von großer Bedeutung gewährte.
„Das Dogma ist der Feind der Wirtschaft", erklärte Funk dem Korrespondenten, der ihn an seinem Schreibtisch in der Reichsbank antraf, damit beschäftigt, die Entwicklung der Handelsbilanzen nachzuprüfen. „In Deutschland betreiben wir die Wirtschaftspolitik des gesunden Menschenver- . stände s. Wir tun das, was notwendig ist. Dann tut man auch das, was richtig ist, und was richtig ist, ist auch gut."
Aus den Darlegungen konnte mau, so berichtet der Korrespondent, entnehmen, daß sich der Minister sehr eingehend mit der internationalen Handelspolitik und auch mit den Handelsbeziehungen zu den Vereinigten Staaten beschäftigt. Ein guter - Geist der Zusammenarbeit und klare praktische lleberlegungen, sagte er, sind wichtig für die Aufrechterhaltnng gesunder Handelsbeziehungen. Als Beweis seines Bestrebens führte er die erfolgreichen Verhandlungen über die Verlängerung des Still- ^ Halteabkommens nn. Er lobte die Haltung der amerikanischen ' Vertreter, die, wie er sagte, Einsicht und Verständnis für die Lage bewiesen hätten. In diesem Zusammenhänge wies der Minister auch auf Sie zweckmäßige Arbeit der Leiter der großen Notenbanken der Welt in der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich in Basel hin.
„Die politischen Spannungen der vergangenen Monate haben das deutsche Wirtschaftsleben in keiner Weise in seinem starke» Rhythmus z» beeinträchtige» vermocht. Auch Boykottmaßnahmen haben unseren Export bisher nicht irgendwie «ennenswert getrossen. Unsere Ausfuhr zeigt in de» letzten Monate» eine durchaus günstige Entwicklung, ausgenommen allerdings de» Handel mit den Bereinigten Staaten."
„Der Einsuhrrückgaug an amerikanischer Baumwolle und Fett ist besonders offensichtlich", erklärte der Minister. „Deutschland ist durch die verschiedenen amerikanischen Einfuhrerschwerungen jetzt gezwungen, seinen Baumwoll- und Fetibedars anderswo zu decken. Man muß, sich daran erinnern.
„Letzte Mahnung an die Demokratien"
Rückblick des „Eiornale d'Jtalia" auf die Besprechung«»
Rom, 14. Aug. Zv den deutsch-italienischen Besprechungen "stellt „Tiornale d'Jtalia" fest, daß Deutschland und Italien ruhig und gelassen der Entwicklung der Dinge entgegensehen, weil sie sich ihres guten Rechtes und ihrer Macht bewußt seien. Weitere Zusammenkünfte zwischen Ministern oder Heerführern seien -nunmehr überflüssig, da die Achse einen einzigen gewaltigen stählernen Block Tilde, Ser eine totalitäre Einsatz bereits ch a f t ausweise. Dis Verantwortung für die weitere Entwicklung lftge einzig und allein bei den Demokratien, die mit ihrer Einkrrisungsfsrlitik den Krieg vorbereitet und die Lösung der verschiedenen Probleme unmöglich gemacht hätten. Das halbamtliche Blatt setzt sich iodcmn mit jenen scheinheiligen Aenße- rungen gewisser demokratischer Kreise auseinander, die behaupteten, -man sehe nicht recht, welche Interessen Italien an Dan- ?ig haben könne. Die Danziger Frage habe für Italien die gleiche Bedeutung wie für Deutschland; denn Italien und Deutschland verfolgten Hand in Hand auch ein Aufbauwerk, das kampflos und ahne die täglich bestehenden Kriegsgefahren hätte verwirklicht werden können, wenn die Demokratien sich in ihrer Blindheit und ihrem Egoismus nicht der Revision der Frie- densverträge widersetzt hätten.
Die Zusammenkunft in Salzburg sei, wie das halbamtliche Blatt abschließend betont, die letzte Mahnung au die Demokratien, die Polen aufmunterten, Deutschland zu provozieren. Die Solidarität der Leiden Achsenmächte brauche nicht mehr hervorgchoben zu werden. Sie sei eine lebendige Tatsache und könne mit Blitzesschnelle aktiv mit eingreifen, falls die demokratischen Beleidigungen und Drohungen zu einer regelrechten Kriegshandlung ansarten ^und damit untragbar werde«.
Dr. Heetor Ritter der Ehrenlegion
Koblenz, 14. Aug. Nach einer Mitteilung des „Journal Offi» ciel" ist der in Metz ansässige Arzt Dr. Jacques Hector auf Vorschlag des französischen Außenministers zum Ritter der Ehrenlegion ernannt worden. Es handelt sich um niemand anders als den berüchtigten Jacob Hector aus Saarlautern, der einmal „saarländisches" Mitglied der Regierungskommisston des Saargebietes war und von Frankreich den ehrenvollen Auftrag erhalten hatte, die Französierung des Saarlandes vorwärtszülrei- ben. Es ist noch in aller Erinnerung, welch klägliches Ende die glänzende Laufbahn Hectors nahm. Des Meineides überführt, mußte Hector aus „Gesundheitsrücksichten" seinen Abschied nehmen. ' .
vast Deutschland früher mehr als 30 v. H. der amerikanisch«» Fettaussuhr ausgenommen hat. Heute ist Deutschlands Anteil' wenig mehr als 1 v. H." „Diese Lage", so fuhr Funk sott, „mutz beide Länder immer weiter auseinanderbringen. Deutschland war immer ei» besonders gewichtiger Käufer amerikanischer Waren, aber heute kann es nicht «ehr eiukanse«, als ihm zu «exportieren möglich ist."
Zu den Erklärungen des ^amerikanischen Ministerialdirektors l 8 rady über den Gegensatz der wirtschaftlichen Prinzipien der i liberalen und totalitären-'Staaten und deren Auswirkungen aus die Handelsbeziehungen sagte Funk:
,„,Wenn jemand diese Ansicht auf das private Geschäftsleben anwenden würde, so entstünde daraus ein vollkommener Zusammenbruch der wirtschaftlichen Betätigung, weil der eine Kaufmann auf der Anwendung des Pardmatzes besteht, wahrend sein Kunde das Metermaß verlangt. Die abweichende« Gewichtseinheiten wird Maße haben bis heute noch niemals Käufer und Verkäufer getrennt. In gleicher Weise dürften auch die sogenannten Gegensätze in den liberalistischen und totalitären Wirtschaftssystemen niemals eine unüberbrückbare Schranke für de« Warenaustausch bilden. >
Deutschland unterhält zurzeit nutzbringende und zufriedenstellende Handelsbeziehungen mit vielen Staaten, die von seinem System abweichende Wirtschaftssysteme haben. Sogenannte Systeme können niemals für die Beeinflussung der Handelsbeziehungen verantwortlich gemacht werden, denn diese Systeme ,' können so gehandhabt und so organisiert werden, daß sie die j Nufrechterhaltung und die Ausdehnung der Handelsbeziehungen j ermöglichen."
Die Schwierigkeit, wie Funk sie sieht, besteht darin, daß Amerika darauf beharrt, immer wieder dogmatische Ansichten zu unterstreichen. „Das nationalsozialistische Deutschland muß dir Handelspolitik betreiben, die ihm die gegebene» Verhältnisse vorschreiben. Mit dieser Politik haben wir recht beachtliche Erfolge zu verzeichnen. Wir können »nd wolle« daher auch keine andere Wirtschaftspolitik eiuschlagen, aber wir hasten jederzeit unsere Bereitschaft zur Zusammenarbeit mit anderen Wirtschaftssystemen betont. Auf dieser Grundlage wird die Frage der „Form" nur «och eine Angelegenheit der Organisation. Das ewige Verharre« auf dogmatischer Orientierung muß auf die Dauer die gesamte zwischenstaatliche Entwicklung unterbinden."
Funk betonte besonders, daß die amerikanische Kritik der deutschen Handelsmethoden leider vollkommen gewisse amerikanische Maßnahmen außer Acht ließe, die das deutsche Geschäft in den Vereinigten Staaten erheblich beeinträchtigt hätten.
Als die amerikanischen Prohibitivzölle cingeführt wurden, war der Dollar noch nicht abgewertet. Die Vereinigten Staaten hatten sich noch nicht entschlossen, den Goldstandard auszugeben. Die Prohibitivzölle blieben indessen auch nach der Abwertung noch in Kraft. Strafzölle wurden sogar auf die Einfuhrwaren aus dem Protektorat gelegt. Es ist für uns eine glatte Unmöglichkeit, derartige Hindernisse zu überwinden, auch können solche Methoden auf uns keinen anderen Eindruck als den einer fortgesetzten Diskriminierung machen. Das find die wirklichen „Steinmauern", die Amerika errichtet hat, um den Handel mit Deutschland abzuwürgen und die aus die Dauer nicht überstiegen werden können. Funk lehnt auf das -nachdrücklichste die Folgerungen ab, daß die verschiedenartigen Wirtschaftssysteme für den Rückgang des deutsch-amerikanischen Handels verantwortlich sind. Das Reich, so erklärte er, pflegt ausgezeichnete Handelsbeziehungen mit vielen Ländern, die keine Devisenbewirtschaftung haben. Deshalb legt er die Verantwortung für den Rückgang des Handels der amerikanische« Regierung vor die Tür, die, so behauptet er, jeden vernünftige» Vorschlag von deutscher oder sogar von amerikanischer Seite für eine Verbesserung der Beziehungen abgelehnt hat. Diese Haltung, so erklärte der Minister, ist für Deutschland unverständlich in Anbetracht der sonst so nüchternen Einstellung der amerikanischen Geschäftswelt. Unter der Aufrechterhaltung solcher Ge- smnungen muH her heuHch-amerrkamsche Handel noch werter absinken.
»Wir können nicht »ach Amerika liefern »nd dementsprechend sind wir auch daran gehindert, von dort zu kaufen. Sogar noch im vergangenen 2ahr verzeichnten wir eine sehr beträchtliche Einfuhr aus den Vereinigten Staaten. Damals bezahlten wrr in Devisen. Inzwischen ist es uns gelungen, unseren Bedarf — und er ist gewaltig — in Ländern zu decken, die die Vorteil« aus nutzbringenden Handelsbeziehungen höher schätzen, als dogmatischen Phantomen nachzujagen.
Die Weigerung, nur aus prinzipielle» Gründen heraus i» aktive Wirtschaftsbeziehungen mit einem anderen Land einzutreten, kann", so erklärte Funk, „nur aus politischen Motiven oder vielleicht auch aus Mißverständnissen oder purer Unvernunft, aber nicht ans wirtschaftlichen lleberlegungen entstehen."
Er sieht in dem Vorgehen der 60 Kongreßmitglieder ein hoff, nungsvolles Zeichen, die aus dem Gefühl der wachsenden inner-