z. Seite — Nr. 188
Nagolder Tagblatt „Der Gesellschafter"
Montag, den 11. Angust 1939
Schaffende Frau in den Betrieben
Die Aufgaben der Werkfrauengruppen — So wird die Fra» in der Betriebsgemeinschaft betreut — Nationalsozialismus im Arbeitstag
NSK. In jeden Betrieb mit weiblicher Gefolgschaft gehört eine Werkfrauengruppe. Im Zeitraum von drei Jahren sind auf Anregung der Deutschen Arbeitsfront bereits 3000 Werkfrauengruppen mit 60 000 Mitgliedern entstanden. Ihre Aufgabe ist die Verwirklichung der Ve- triebsgemeinschaft. Man könnte sie auch Verwirklichung des Nationalsozialismus' im Arbeitstag nennen, denn diese Aufgabe bedeutet die Uebertragung unseres Ideals vom politischen Menschen auf die tägliche Arbeit, auf die Arbeitsgesinnung, die sich zur Mitarbeit an einer wirklichen Leistungsgemeinschaft verpflichtet fühlt.
Die Betriebe mit weiblicher Gefolgschaft rufen die lungeren aktiven Frauen und Mädchen, die weltanschaulich zuverlässig und in ihrem Auftreten und ihrer fachlichen Leistung einwandfrei sind, zur Arbeit in den Werkfrauengruppen auf. Voraussetzung ist die Mitgliedschaft in der DAF. Durch die Festlegung des Höchstalters auf 35 Jahre soll jedoch die Mitarbeit der einfatzwilligen älteren Arbeitskameradin nicht grundsätzlich ausgeschlossen werden.
Die Arbeit der Gruppe ist an den Betrieb gebunden. Nachdem sich wenigstens sechs Frauen unter der Führung ihrer Betriebsfrauenwalterin zusammengetan haben, tritt die Gruppe in eine mindestens dreimonatige Prüfungszeit ein. Danach kann die Abnahme erfolgen, wenn die Gruppe fähig ist, diese nach einem vorher bestimmten Plan zu einer Feierstunde zu gestalten, und wenn sie den Nachweis der Ausbildung eines Teiles der Mitglieder im Luftschutz und Sanitätsdienst erbringt. Die Gestaltung der Feierstunde muß erweisen, daß durch das Zusammensein an den llebungsabenden, das Singen und die Schulungsarbeit aus der neugebildeten Gruppe eine feste schöpferische Gemeinschaft geworden ist. Schließlich muß die Gruppe eine Aufstellung über die weiterhin geplante Durchführung ihrer Aufgaben vorlegen.
Besonders in Betrieben mit großer weiblicher Gefolgschaft ergibt sich für die Werkfrauengruppen die Pflicht zur Mitarbeit am Werkdienst, den sie durch Ausbildung und Dienst im Luft- und Gasschutz ableisten. Wie aus den Arbeitsrichtlinien der Werkfrauengruppen hervorgeht, erstreckt sich die Pflichtausbildung auch auf G e - sundheitsdienst und Sanitätskurse. Hand in Hand damit geht die Unterrichtung über die Vorschriften der Unfallverhütung und deren Beachtung oder die Aufklärung über alle im Betrieb möglichen Eesundheits- schüdigungen. Außerdem sollen die Werkfrauen die Durchführung der Arbeitsschutzbestimmungen, vor allem im Interesse der arbeitenden Mutter, und die Einhaltung des M u t t e r s ch u tz es der werdenden Mutter unterstützen.
Der Einfluß auf die noch abseits stehenden Arbeitskameradinnen wird wesentlich davon abhängen, ob die Werkfrauengruppen mit Takt und Einfühlungsvermögen durch Hilfsbereitschaft und kameradschaftlichen Beistand das natürliche Vertrauensverhältnis von Frau zu Frau zu schaffen vermag, ob sie bei der Verwirklichung aller Ziele na- nationalsozialistischer Vetriebsführung mit selbstverständlichem guten Beispiel vorangeht. Die Gemeinschaftsarbeit der Gruppe muß zu dem Maß von Haltung und lleberzeu- gung erziehen, das auch gegenüber weniger Einsichtigen sicher bleibt.
Nur in einem Falle greifen die Aufgaben der Werkfrauengruppen über den Arbeitsplatz hinaus: in der Sorge um die wirtschaftliche Betreuung und die Vorbereitung für die fraulichen Pflichten in Familie und Haushalt. Gerade die erwerbstätige Hausfrau soll gründliche Kenntnisse über Ernährungserfordernisse und Haushaltsführung erhalten. Die Werkfrauengruppen sind verpflichtet, sich in den Kursen des Deutschen Frauenwerks, Mütterdienst, im Kochen, Nähen, in der Heimgestaltung und in der Säuglingspflege zu schulen. Die erwerbstätige Frau,
der nicht der ganze Tag für den Haushalt zur Verfügung steht, muß vordringlich zur wirtschaftlichen Arbeitsteilung und zum volkswirtschaftlich richtigen Verbrauch erzogen werden.
In der beruflichen Arbeit werden an die Frau die gleichen hohen Anforderungen gestellt wie an den Mann. Darum unterwerfen sich die Werkfrauengruppen neben der weltanschaulichen Schulung, neben der sozialen und der hauswirtschaftlichen Arbeit auch der Pflicht, ihrVerufskönnen st ändig weiterzubilden. Die beste Möglichkeit dazu bietet neben Fach- und Fortbildungskursen die alljährliche Leistungskontrolle durch dieTeilnahme amNeichsberufswettkampf. Durch die planvolle Steigerung des Berufskönnens wird auch die schaffende Frau an der Ueberwindung des Facharbeitermangels mithelfen. Beruflich aufs beste geschult und haltungsmäßig klare und bestimmte Arbeiterinnen und Angestellte sollen durch die Arbeit der Werkfrauengruppe, vielseitig und verantwortlich einsatzfähig, für wertvolle Arbeitsleistung bereitgestellt werden.
So haben sich die Werkfrauengruppen zum Ziel gesetzt, an der Schaffung der nationalsozialistischen Vetriebsgemein- schaft, an der bei steigendem Einsatz der Frauenarbeit sie auch zahlenmäßig immer stärkeren Anteil haben werden, mitzuaröeiten. Sie schaffen die unerläßlichen Voraussetzungen einer Arbeitskameradschaft beruflich tüchtiger und weltanschaulich zuverlässiger Frauen, die in ihrer Arbeit und in ihrem Betrieb vor allem einen Dienst an der „Leistungsgemeinschaft" sehen. HildegardStahl.
Buntes Allerlei
Die schwerste aller Lokomotiven
Die deutsche Industrie darf sich rühmen, unter den Industrien der ganzen 'Welt die größte Abraum-Lokomotive zu besitzen. Das riesige Gerät wurde kürzlich fertiggestellt. Es wird im mitteldeutschen Vraunkohlenrevier Dienst tun Dort ist nämlich die Förderung in unaufhörlichem Steigen begriffen. Denn gerade diese Kohle eignet sich in besonderem Maße zur Erzeugung von Buna und Benzin. Die neue Maschine hat — wie die „Rundschau Deutscher Technik" berichtet — ein Dienstgewicht von ISO Tonnen und eine Länae von rund 19 Meter. Natürlich ist die Maschine auch hinsichtlich ihrer Einrichtung mit einer Reihe von Vorzügen ausgestattet, die der deutschen Technik das beste Zeugnis ausstellen. So ist der Lokomotivführer hier ein recht beweglicher Mann geworden. Die Motoren werden nämlich durch einen Starkstrom-Fahrschalter in der Mitte des Führerhauses gesteuert, und zwar sind hier zwei Handräder vorhanden, an jeder Seite der Lokomotive eines. Der Führer kann also seinen Platz beliebig wechseln. Zudem ist eine Fernsteuer-Einrichtung geschaffen. Sie hat den Zweck, die Fahrgeschwindigkeit des Zuges zu regeln, während er beladen wird. Früher war es der Bagger der Braunkohlengrube, der über den stillstehenden Zug hinwegfuhr und die Wagen füllte. Heute aber ist die Leistung des Baggers so groß geworden, daß der Zug ihm entgegengeführt werden muß.
Feuerwehr schützt Eheschließung
Ein Stadtviertel Neuyorks erlebte in diesen Tagen eine klein« Sensation. Ein Oüjähriger Mann verheiratet« sich mit einem Mädchen, das eben 18 Jahre alt geworden war. Vor der Kirche, wo die Trauung stattfinden sollte, hatte« sich rund 500 Menschen eingefunden. Als das Paar durch di« Menge hindurchschritt, erklang ein mächtiges Gebrüll. Einzeln« Stimmen riefen: „Alter Wüstling", während andere dem Ehegreis mit Bravorufe« Mut einflößen wollten. Nur mit Mühe gelang es dem Paar, sich zum Kirchenportal durchzuarbeiten. Da unter der Menge wegen allzu großer Meinungsverschiedenheiten kleine Schlägereien entstanden, wurde die Polizei und die Feuerwehr alarmiert. Die Kirch« hatte sich inzwischen bis zum letzten Platz gefüllt und immer noch strömten Menschen herein. Der Ehegreis zitterte, weil er fürchten mußte, tätlich angegriffen zu werden. Polizisten und Feuerwehrmänner trieben aber einen Teil der Neugierigen wieder aus der Kirche hinaus und sorgten für den Schutz des Brautpaares. das dann unbehelligt getraut werden konnte.
LVttdbevg
Der Landesgruppenleiter der Heimattreuen Schlesier, Paul Scholz, aus Mülheim an der Ruhr, der als KdF-Gast in Wildberg weilte, sendet uns nachstehende Verse:
Wildberg, Stadt im Nagoldtal, deine Wälder, deine Höh'n war'n die Stätte unsrer Wahl.
Wildberg, o wie bist du schön.
Leut, so bieder, brav und gut, haben freien, offenen Blick.
Längst sind wir in Heimathut, denken oft daran zurück.
Frohe Stunden wir erlebten in den Wäldern, an dem Bach, unter sangesfrohen Gästen sonder Harm und Ungemach.
Herb war dann die Scheidestunde.
Wünschten wir Euch Heil und Glück: plagt uns einmal Leid und Kummer, zieht zu Euch uns das Geschick.
47
„Was glotzen Sie denn so auf den Schießprügel?" erkundigt sich Wischvtt.
„Der Faden, Herr Kommissar, der Faden..."
„Welcher Faden? Ich sehe keinen..."
Ohrenschall bückt sich und dreht sorgsam den Kolben nach oben.
„Was ist denn nur mit Ihrem Faden?" fragt nun auch Overbeck.
Der Assistent zeigt mit dem Finger auf ein feines Wollfädchen von graugrüner Farbe, das zwischen Holz und eiserner Schäftkappe hängt.
„Dieser Faden ... ja, Herr Kommissar, wenn ich nicht irre i.. aber man müßte es ja leicht nachprüfen können, wir brauchen nur zu vergleichen... dieser Faden..."
ganz
könne
„Na, nun bringen Sie endlich mal 'nen ordentlichen Satz raus, aus dem man klug werden kann!" drängt Wischott.
„Also dieser Faden, Herr Kommissar, der ist genau von der gleichen Farbe wie die Joppe von Kibelke..."
„Was? Aber wie ich heute Kibelke traf, hatte er 'ne dunkelgrane Jacke an..."
„Ja, wohl möglich, aber die meine ich auch nicht. Nee, Kibelke hat 'ne Joppe, 'ne Lodensoppe, die er meist nur bei schlechtem Wetter trägt, dick ist sie, gefüttert und ziemlich lang..."
„Weiter, weiter!"
„Herr Kommissar, denken Sie dran! An dem Tag, wo Facius ermordet wurde, da war doch ganz schlechtes Wetter, es hat geregnet und gestürmt..."
„Was wollen Sie sagen? Raus damit!"
Die Kommissare können ihre Wißbegier kaum bezähmen.
„Na ja, wenn Kibelke an dem Tag unterwegs gewesen ist, dann wird er wohl die Lodenjoppe angehabt haben bei dem Sauwetter. Und wenn von der Joppe ein Faden am Gewehr hängt, das in der gleichen Zeit in
der Halle von Zinnberg gewesen sein soll, dann, Herr Kommissar, dann..."
„Dann Hütte Kibelke, der verdammte Schuft, mich angelogen! Dann wäre er... nein, das darf ich wohl nicht behaupten, aber dann wäre... Herrgott, dann wäre Rögg ja unschuldig, dann wäre Kibelke... halt, so einfach geht das nun doch nicht, aber nachprüfen müssen wir die Sache unverzüglich. Stimmt das, was Sie sagen, Ohrenschall, dann hätte Rögg diese Büchse hier geführt, nicht das altmodische Dings da. Wer ist aber dann der Mörder?"
„Kibelke kaum", sagt Wischott, „denn sonst hätte Rögg längst wohl gesagt, daß der Bauer ein Gewehr bei sich gehabt hätte... und wie soll Kibelke ausgerechnet zu 'nem Gewehr kommen, das in der Halle des Herrenhauses am Nagel hängt?"
„Natürlich, natürlich!" schreit Overbeck. „Wie verschafft man sich ein Gewehr? Man geht durch den Park in die Halle des Herrenhauses, wo die Gewehre zu gefälliger Benutzung hängen! Wie hat sich denn Röaas Braut das Gewehr verschafft?"
„Was soll denn Kibelke für 'nen Grund haben, den Baron niederzuschietzen? Und wie soll er gerade wissen, daß er sich bei Rögg das Gewehr bloß so vom Haken zu nehmen braucht? ..."
„Na, zunächst muß sofort geklärt werden, ob der Faden von seiner Lodenjoppe stammt. Ohrenschall, wollen Sie gleich dafür sorgen, daß wir 'nen Wagen gestellt kriegen... !"
Ohrenschall will davonflitzen, da prallt er in der Tür mit dem Botcnmeister zusammen, der neue Eingänge bringt. Es ist nur ein einziger, blauer Umschlag darunter, der für Overbeck bestimmt ist.
Wischott kommt wieder ins Spötteln, als er die Aufschrift liest.
„Aha, darum schimpfen Sie so auf die Liebe, Verehrtester, haha, fetzt weiß ich's, hat der Heimtücker mit dem Vormundschaftsgericht zu tun! Wie sagt doch vergüte alte Wilhelm Busch: Vater werden..."
„Idiot!" brummt Overbeck und schneidet sorgsam den Umschlag auf. Eilig liest er das inliegende Blatt.
„Bleiben Sie da. Ohrenschall", ruft er dem Assistenten zu, der gerade durch die Tür verschwinden will. „Sie sollen es auch hören. Und Sie, mein übergescheiter Wischott, Sie werden mir gleich Abbitte tun und klein und häßlich werden. Passen Sie mal auf, was mir da das Vormundschaftsgericht für 'nen netten kleinen Bericht zngestellt hat."
„Schluß mit der Vorrede!"
„Nun mal ernst. Leutchen, es handelt sich da um Kibelkes Tochter Lotte. Sie ist im Krankenhaus zu Neu-
SchwSbtsibes Ketmatbuib 1VSH
Unter der Schriftleitung unseres weit über Schwabens Grenzen hinaus bekannten Nagolder Landsmannes Felix Schuster hat der Schwäbische Heimatbund (früher Bund für Heimatschutz! zur Feier seines 30jährigen Bestehens das Schwäbische Heimatbuch 1939 herausgegeben. Es ist der 25. Band der Bücherei des Bundes, der diesmal in besonders schöner Aufmachung erschien. Und da das Buch Heimatverstehen und Heimatwissen in klarer und überzeugender Form an jeden Heimatfreund heranbringen will, muß ihm weiteste Verbreitung gewünscht werden!
! Eaupropagandaleiter und Landeskulturwalter Mauer hat , dem Buch ein Geleitwort mitgegeben. Der Gestaltung des Landschaftsbildes am Rand und im Innern einer Großstadt wendet sich Prof. Dr. Schwenke! in einem Aufsatz zu: „Der Schutz und die Gestaltung der Landschaft im Stadtkreis Stuttgart". Auf dem Gebiet der Denkmalpflege weisen wir hin auf die Beiträge von W. Fleischhauer: „Zur Geschichte des Denkmalschutzes in Württemberg" und von W. Supper: „Denkmalpflege im Orgelbau". Von der „Ehemaligen Hofbibliothek in Stuttgart", die über hunderttausend Bände zählte und von deren Vorhandensein nur wenige wußten, berichtet sehr reizvoll Karl H. von ! Stockmayer. Hermann Eretsch wendet sich eingehend dem Pro- ! blem „Grabmal und Friedhof" zu. Schön gezeichnete Maßauf- i nahmen zeigen, wie einstens geschmiedete Grabkreuze als gute ^ Handwerkskunst den Friedhof schmückten, i Der Schriftleiter des Schwäbischen Heimatbuches, Professor ' Felix Schuster, ist auch als Verfasser einiger wichtiger Bei- i träge vertreten, die ihn wiederum als unermüdlichen Vorkämpfer des Heimatschutzgedankens in Württemberg zeigen. Außer den ! Aufsätzen über „Das Zollernschloß in Balingen" und „Eine § Fahrt auf der Reichsantobahn Stuttgart-Ulm", mit zahlreichen j schönen Aufnahmen sind vor allem die beiden Abhandlungen zu : erwähnen: „Unser schwäbisches Fachwerk" und „Wiedergutma- chung von Bausünden". Der Verfasser weist mit Recht darauf j hin, daß die Schönheit von Dorf und Stadt nicht unwesentlich ! von einem Gesinnungswechsel in dem Sinne abhängt, „daß man ! nicht bloß zu dem nächstbilligen und bequemen Mittel greift. ! sondern daß man sich bei allem, was in der Oeffentlichkeit geschieht, der Verantwortung gegenüber der Allgemeinheit bewußt . ist." In solcher Erziehung zur Verantwortlichkeit gegenüber i Heimat und Volkstum ist bereits der Grundgedanke des ganzen ! Buches ausgesprochen.
Als Sammel- und Mittelpunkt der praktischen Heimatschutzarbeit hat das Heimatbuch auch Berichte über die Veranstaltungen des Schwäbischen Heimatbundes, die Jahresberichte 1938 des Württembergischen Landesamts für Denkmalpflege und der Württembergischen Landesstelle für Naturschutz (mit 25 weiteren Abbildungen) u. a. m. ausgenommen.
(262 Seiten mit 4 Farbdrucken, 8 ganzseitigen Tafeln und 200 Abbildungen. Verlag von I. F. Steinkopf, Stuttgart. Preis NM. 6.— snur gebunden).)
Zu beziehen durch die Buchhandlung G. W. Zaiser
stadt entbunden worden, die Geburt war nicht ungefährlich, sie hat sie nicht lange überlebt. Und kurz vor dem Ende hat sie der Krankenschwester den bisher ängstlich gehüteten Namen des Vaters ihres Kindes verraten. Er heißt... Adalbert von Facius!"
„Das Motiv! Jetzt haben wir ein Motiv, darum, nur darum ist Kibelke der Mörder!" schreit Wischott aufgeregt.
„Ja", meint auch Overbeck, „das ist nun wohl sicher, wir werden uns sofort mal eingehend mit ihm unter- halten. Ohrenschall, rennen Sie, sofort einen Wagen!"
Wieder schießt die dunkelfarbige Limousine über die Straße, den gleichen Weg, den sie heute schon einmal zurücklegte. Schon ist man Altschönau nicht mehr fern.
„Da drüben reitet Fräulein von Facius", stellt Ohren- schall fest und zeigt zum Fenster hinaus.
„Wollen wir ihr sagen, was wir Vorhaben, Ohrenschall? Ich tue jetzt nichts mehr, ohne Sie vorher gefragt zu haben, Sie Kriminalgenie!"
„Wenn ich bitten dürfte, tun Sie es, Herr Kommissar, sie macht sich doch so viel Sorge um ihren Bräutigam."
Overbeck läßt den Wagen halten und springt ins Freie.
„Hallo, Fräulein von Facius, hallo!"
überrascht wendet sich die Reiterin um, treibt d«n Gaul näher heran.
„Ach, Sie sind es, Herr Kommissar, sicher haben Sie wichtige Nachrichten für mich..."
„Fräulein von Facius, ich komme immer mehr zu der Überzeugung, daß Herr von Rögg mir doch zu Recht Vorwürfe gemacht hat..."
„Was wissen Sie? Sagen Sie es mir!"
Aufgeregt beugt sie sich aus dem Sattel.-
„Lesen Sie bitte diesen amtlichen Bericht", sagt Overbeck und nimmt den Bogen aus dem blauen Umschlag.
„Ach", meint Gina nach einem flüchtigen überlesen, das ihr aber doch nahegeht. „Ach, wie soll ich mir das auslegen?"
„Sehr einfach, dieser Bericht und ein unscheinbares Wollfädchen aus Kibelkes Jacke, das beides läßt wohl darauf schließen, daß ein gequälter Vater an dem... dem Verführer seiner Tochter Rache nahm..."
„Und Sie ... Sie sind jetzt auf dom Weg zu Kibelke?"
„Ja, er wird uns wohl auf einige schwerwiegende Fragen Antwort geben müssen."
Gina von Facius seufzt.
! (Schluß folgt).