s. Seit« — Nr. 18k
Nagolder Tagblatt „Der Gesellschafter
Ziegenzucht auch i« Württemberg «och ausbaufähig
Stuttgart, g. Aug. Mit der deutschen Kleintierzucht geht es erfreulicherweise vorwärts. Der Grundsatz der besseren Leistung beherrscht auch hier das Feld. Es werden nicht nur mehr, sondern auch tüchtigere, leistungsstarkere Tiere gehalten. Die Viehzählung vom 3. Dezember 1938 hat gezeigt, datz im ganzen Reich die Zucht und Haltung aller Kleintiere zugenommen hat, lediglich mit Ausnahme der Ziegenhaltung, die im Altreich von 2 618 000 aus 2 509 090 Tiere abgesunken ist. Dies ist ein Rückgang um rund 109 000 Stück, obwohl durch Werbung und geldliche Beihilfen des Reiches sehr viel für die Mehrung des Ziegenbestandes getan worden ist. Erfreulicherweise ist in Württemberg im gleiche» Zeitraum die Ziegenzahl nicht nur nicht zuück- gegangen, sondern sogar etwas gestiegen, und zwar von 92 700 auf 93 500. Trotzdem ist auch Württembergs Ziegenzucht noch sehr ausbaufähig. Der Milchleistungsdurchschnitt beträgt hier 530 Liter je Tier jährlich, der Fettgehalt bis zu 3,8 v. H. Den größten Anteil stellt mit 75 v. H. die rehfarbene Schwarzwaldwaldziege, während 20 v. H. des Gesamtbestandes in Württemberg auf die weiße Edelziege und 5 Prozent auf Kreuzungen entfallen. Rund 3500 württembergische Ziegenhalter find in der Fachgruppe Ziegenzüchter des Reichsverbandes Deutscher Kleintierzüchter organisiert. Etwa 5000 Tiere find ins Herdbuch eingetragen und 2200 Tiere stehen unter Milchleistungskontrolle.
Es ist notwendig, daß die Ziegenzucht immer mehr vorwärts geht. Jede Entlastung des offene» Lebensmittelmarktes muß uns willkommen sein. Durch die Haltung einer Ziege vermehrt sich der Lebensstandard der Familie, da die Eigenerzeugung von Nahrung Gelder für andere Bedürfnisse freimacht. Für den kleinen Haushalt ist die Ziege das berufene Haustier. Um der Ziegenzucht weiterzuhelfen, hat die Reichsregierung ihre Beihilfen für diesen Wirtschaftszweig vermehrt. Schon seit Jahren gibt sie Zuschüsse zum Kauf von Ziegenlämmern, die - aus guten und leistungsfähigen Erblinien stammen, unterstützt sie auch durch Beihilfen für die Bockhaltungen. Nun werden überall Musterziegenhaltungen eingerichtet, um jedem ern Beispiel richtiger ! Wirtschaftsführung im Ziegenstall zu geben. Auch hier hilft das Reich wiederum durch die Hergabe beträchtlicher Geldmittel. Nach den Vorschriften des Reichsverbandes Deutscher Kleintierzüchter wird in jedem Kreis zumindest eine Musterhaltung aufgebaut. ! Je nutzbringender Ziegenzucht und -Haltung betrieben werden, ! um so größer der Reiz, mehr Ziegen zu halten.
Was blüht auf der Reichsgartenschau?
Der Dahliengarten der Reichsgartenschau Stuttgart, der am Bahnhof der Ausstellungskleinbahn liegt, hat sich nun za sei- - »er vollen Schönheit entwickelt. Schon seit einigen Wochen blühen hier unermüdlich die entzückenden Mignon-Dahlien in ! ihren klaren reinen Farben — es sind dies die verschiedenen, oft unscheinbaren Wildarten der Dahlie und nun stehen auch die ° vielen Kulturformen, die in einer besonders guten Auswahl gezeigt werden, in voller Blüte. Man sieht hie-: die besten Sorten der Edel-Dahlie, viele Kaktus-Dahlien mit ihren bizarren Blü- ! ten, die schönsten Pompon-Dahlien und eine noch wenig bekannte s Klasse, die Zwerg-Dahlien, die sehr niedrig bleiben und doch verhältnismäßig große Blüten entwickeln. Besonderes Interesse ^ verdienen die Dahlien, die aus einem Beet im östlichen Teil des Dahliengartens stehen. Es sind die Neuheiten der letzten zwei Jahre, die auf den Prüffeldern des Reichsnährstandes die Note „gut" erhalten haben und als die besten aus den vielen neuen Sorten ausgewählt worden sind. Sehr selten ist die baumartige Dahlie, Dahlia arborea, die einen holzigen Stamm entwickelt und in der Heimat bis zu 7 Meter hoch wird. Das im Dahliengarten gezeigte Exemplar ist über 3 Meter hoch und zeigt auch schon einen beachtlichen holzigen Stamm; leider kommt jedoch diese Dahlienart bei uns selten im Freien zur Blüte.
Prachtvoll haben sich nun auch die so interessanten Blattpflanzen des indischen Blumenrohrs auf dem Blumenparrerre bei der Plan- und Modellschau entwickelt; ihre schönen Blüten werden von den zahlreichen Besuchern mit Recht immer wieder bewun- ^ dert. Von den vielen Sorten, die hier ausgepflanzt sind, sieht > mau auch manche Neuheiten in besonders aparten Farben. Un- ^ entwegt blühen daneben die großen Massen des Fsuersalbeis j
Kibelke starrt auf die Gewehre auf der Tischplatte.
„Tja, Herr Kommissar", sagt er nach einer Weile, „wenn ich mich so erinnere und mich nicht alles täuscht, dann hat Herr von Rögg dieses Gewehr hier getragen."
Seine Hand weist auf die Expreßbüchse.
„Das wollte ich nur von Ihnen hören, Herr Kibelke", sagt Overbeck und verabschiedet sich eilig.
„Ohrenschall, jetzt habe ich den letzten Beweis!" frohlockt Overbeck. „Ihr Rat hat den Ausschlag gegeben, Kibelke besinnt sich auf das Gewehr! Wir Esel, wir hätten ihm die Gewehre früher zeigen sollen, gleich, nachdem wir die Büchse zur Verfügung hatten, wir hätten viel Zeit und Arbeit sparen können. Na, Sie haben mich noch rechtzeitig auf den Gedanken gebracht, Ohrenschall, diese letzte Äufklärung ist eigentlich Ihr Verdienst..." -"s
Ohrenfchall hat gute Laune. Ter Polizeipräsident hat an der bisherigen Durchführung der Untersuchung nichts auszusetzen, sein unmittelbarer Vorgesetzter Overbeck hat seine Mitarbeit anerkannt und gelobt. Zwei Umstände, die seine sonst meist etwas grämliche Stimmung bedeutend aufbessern. Ohrenschall beschließt deshalb, heute den Abend nicht in feiner ungemütlichen Iunggesellen- bude zu verbringen. Ihm ist, als müsse er den Tag irgendwie festlich abschließen, denn ihm schwant, daß feine Mitwirkung im Fall Facius auf die Beförderung günstigen Einfluß haben könne. In ihm ist das Gefühl, als stehe man vor dem Erfolg, vor der endlichen Aufklärung des Mordes, der endlichen Feststellung des Täters,
Dieses Gefühl steht ja in einigem Widerspruch zu dem, was Kommissar Overbeck auf seinen Rat hin neu ermittelt hat. Man weiß ja eigentlich nach dieser letzten Aussage Kibelkes, wer der Mörder war; wenn der Bauer dem Kommissar gegenüber das eine der vorgelegten Gewehre als die Waffe bezeichnet, die Heinöld von Rögg an jenem Abend trug, so wird nicht zu er-
Freitag, den 11. August 1939
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und des Blumenschopf-Salbeis mit ihren intensiv blauen Hochblättern. Weithin leuchtet das harte Gelb der kleinblumigen Pantoffelblumen. Ein unübersehbares Feld von blühenden Knollenbegonien zeugt in den verschiedensten Farben von der unerschöpflichen Kraft dieser Pflanzen. Aus dem Akazienwäldchen aber leuchten in großen Mengen die weißen Blütenrispen des Wasserstrauches herüber.
Bunt ist jetzt auch das Vlütenfeld der Einjahrsblumenwiese an der Hauptgaststätte. Man muß hier immer wieder staunen, was die züchterische Arbeit des Gärtners vollbringen und zu welch vollendeter Schönheit sie unscheinbare Blumen entwickeln kann, seien es die Löwenmäulchen, die Ringelblumen, die Einjahrsflammenblumen, die China-Astern, der Klatschmohn oder alle die vielen anderen Blüten.
An den Teichtcrrassen bewundert man in großen Mafien d i e Gladiolen. Die maßgeblichen Züchter des Reiches wetteifern hier mit ihren neuesten Sorten der letzten Jahre. Man ist dabei erstaunt über die Hochzuchten, die hier gezeigt werden, und über die Kraft der Blütenrispen, die sich aus einer solch unscheinbaren Gladiolenknolle entwickeln.
An der Mittelstraße blühen jetzt die späten Sorten der Staudenslammcnblume, die ersten Bergastern, die ersten Chrysanthemen, die Sonnenbraut und die Dauerblüher, wie Mar- gueriten, das Schöngesicht und der blaue Salbei.
Der Garten der Wildflora, die Staudcnflächen am Rosen- neuheiten-Hang und am Königskerzen-Hang wechseln immer in ihrer Blütenpracht und sind geradezu unerschöpflich in ihrem bescheidenen, aber doch so reizvollen Wildfloraelemeut. In den 20 verschiedenen Sondergärten findet man überdies eine Vielfalt von blühenden Pflanzen, wie sie nur ein intimer Garten, entsprechend den Neigungen seiner Bewohner, haben kann.
Neue Sonbrrschanen: Im Zusammenhang mit dem Reichsgartenbautag, der am 13. August in Stuttgart stattsindet, werden zwei Sonderausstellungen gezeigt. Die eine, die vom 11. bis 15. August dauert, bringt eine Neuheitenschau aller Pflanzen, die seit 1936 im Handel sind, daneben Gladiolen, Som- merblumen, Obst und Gemüse. Die andere, die vom 11. bis 20. Auav.it geöffnet ist, zeigt alle wichtigen Maschinen und G eräte, die der Gartenbau benötigt.
Ein fuvihtbavev Gedenktag
Bruchsal vor 2SV Jahren vollkommen in Schutt und Asche gelegt!
Mit den Städten Heidelberg, Durlach, Breiten, Eochsheim u. a. teilt Bruchsal das Geschick schwerster Prüfung. Mit dem Frieden von Münster, der für andere Städte das Ende des Dreißigjährigen Krieges brachte, begann für Bruchsal erst die Zeir schwerster Demütigung. Nachdem die Stadt 1676 bis auf etwa drei Dutzend Häuser und Hütten dezimiert worden war, erschienen die Franzosen 1689 zum andermal, um ihr Zerstörungswerk zu Ende zu bringen.
Nach dem Willen Ludwigs XIV. sollten die Pfalz und die Ortschaften rechts vom Rhein in eine Wüste verwandelt werden, damit sie dem Feind zu nichts mehr dienlich sein könnten. Nach der furchtbaren Vrandkatastrophe in Heidelberg kam Duras mit seinen Brennern bis vor Bruchsal. Am Dienstag, den 9. August 1689, erschienen sie vor der Stadt, belagerten und beschossen diese und brachten sie am Mittwoch durch Üebergabe in ihren Besitz. Die Stadt wurde an allen Ecken angezündet und dem Erdboden gleichgemacht. Die Besatzung war vorher gefangen genommen worden, lieber ein Jahrhundert mußte vergehen, bis eine neue Stadt sich aus den Ruinen erheben konnte.
51 WS HitterZurrgen aus dem Reichsparteitag
Auf den weiten Flächen des HJ.-Lagers Langwasser im Reichsparteitagsgelände hat ein 100 Mann starkes Vorkommando der HI. die Arbeit ausgenommen. 46 000 Hitlerjungen und 5000 BdM.-Mädel werden am Parteitag des Friedens teilnehmen, die 2500 Teilnehmer des Adolf-Hitler-Marsches werden besonders bis zum Beginn des Reichsparteitages zusammengefaßt. Bei der Marscheinheit des Gebietes Tirol-Vorarlberg werden 60 Italiener mit ihren Standarte« mitmarschieren. Während des Parteitages findet ein großes Treffen des BdM. in Bamberg statt, an dem 5000 Fischerinnen und Mädel, davon 2500 Sportmädel, aus dem ganzen Reich teilnehmen. Ferner reisen die besten Mädel- spielscharen des Reiches nach Bamberl, um dort kulturelle Veranstaltungen durchzuführen. Am 10. September findet im Stadion von Bamberg das Reichssportfeft des BdM. statt. Neben der großen Jugendkundgebung im Stadion zu Nürnberg wrtd sich die HI. auch in diesem Jahr am „Tag der Gemeinschaft" mit ihren Vorführungen beteiligen.
Kennziffer der Großhandelspreise. Die Kennziffer der Großhandelspreise stellt sich für den Monatsdurchschnitt Juli 1939 auf 107,0 (1913 gleich 100); sie hat sich gegenüber dem Vormonat (106,8) leicht — um 0,2 v. H. — erhöht. Die Kennziffern der Hauptgruppen lauten: Agrarstoffe 10« 7 l-rändert), Kolonialwaren 91,9 (plus 0,8 v. H.), industrielle Rohstoffe und Halbwaren 94,6 (plus 0,4 v. H.) und industrielle Fertigwaren 125,9 (plus 0,1 v. H.).
Die Bausparkasse „Gemeinschaft der Freunde" Wüstenrot e.E.m. b.H., Ludwigsburg, hat unter Einschluß der Juli-Eeldzuteiluug von 4,9 Millionen RM. im laufenden Jahre bisher 28,6 Millionen RM. für Eigenheimbauten zugeteilt, das sind 4,6 Millionen RM. mehr als im ganzen Jahre 1938. In diesen ersten sieben Monaten des Jahres 1939 sind bei der EdF. 2598 neue Vauspar- anträge über eine Gesamtvertragssumme von 35 Millionen RM. eingegangen.
Die Tuben- und Spritzkorkenfavrik AG. für Metallindustrie vorm. Gustav Richter, Karlsruhe/Rheinhafen, verteilt für das Geschäftsjahr 1938/39 (30. Juni) wieder eine Dividende von 6 Prozent. Der ausweispflichtige Rohübersch^tz hat sich bei der Gesellschaft um rund 175 000 ÄM. auf 703 333 RM. gesteigert, wozu noch Zinsen in Höhe von 17 630 (13 673) RM. kommen. Nach erhöhten Abscheibungen von 98 000 (74 580) RM. und nach Absetzung der Steuern von 73 843 (54185) RM. wird schließlich ein Reingewinn von 43 316 (32 629) RM. ausgewiesen, der sich um den Vortrag auf 48 273 (37 880) NM. e^üöbt und die Ausschüttung der genannten Dividende gestattet
warten sein, daß er als Zeuge in der Hauptverhandlung wieder unsicher wird.
Und doch! Ohrenschall, voller Genugtuung über die Anerkennung seiner Mithilfe und deren tatsächlichen Erfolg, will nicht so recht glauben, daß man die Untersuchung nunmehr abschließen kann. Es ist ein inneres, fast unbewußtes Aufbäumen gegen eine getroffene sachliche Feststellung. Ihm ist, als müsse in letzter Minute noch irgendein neues Moment den Verdacht von Rögg nehmen, den er sich, trotzdem alles wider ihn spricht, doch nicht als feigen Mörder vorstellen kann.
„Blöde Gedanken!" sagt er sich endlich, „ich muß sie loskriegen!"
Und so setzt er sich in eins der Lichtspieltheater, an dem er gerade vorbeigeht. Aber es ist nicht richtig, wie er gehandelt hat. Statt von seinen Gedanken loszukommen, wird er nur um so starker an sie erinnert, denn auf der Leinwand rollt sich ein dramatisches Geschehen ab, in dem im allerletzten Augenblick die Beschuldigung eines Verbrechens von dem Hauptdarsteller genommen wird. Also steht Ohrenschall bald wieder auf der Straße, und aus dem gemütlichen Feiern eines befriedigend verlaufenen Arbeitstages wird anscheinend nichts.
Ziellos bummelt er durch die Straßen. Bis er dem Kollegen Friedrich in den Weg läuft, der in Wischotts Abteilung Dienst tut.
Die beiden Beamten begrüßen sich, und weil Friedrich ebenfalls keine Lust hat, sich daheim hinzusetzen, Ohrenschall aber hofft, in der Gesellschaft des anderen seine Gedanken loszuwerden, nehmen sie sich vor, gemeinsam ein Glas Bier zu trinken.
Wie es bei solchen Vorsätzen immer ist: bei einem Glas bleibt es nicht, die beiden sitzen ziemlich lange beisammen und natürlich kommen sie recht bald ins Fachsimpeln. Wieder geht alles gegen Ohrenschalls Willen, denn Friedrich zeigt gerade für die Komplikationen im Fall Facius alles Interesse.
„Röttner... Christ! Röttner...", überlegt Friedrich. „Den Namen habe ich doch schon gehört, natürlich!" Und der macht Ohrenschall den Vorschlag, mit ihm in ein Lokal zu gehen, das, wie er wisse, von dem Mädchen oft aufgesucht würde. Da könne er sich ein Bild von ihr machen.
Und Ohrenschall, erst nur wünschend, vom Fall Facius abgelenkt zu werden, ist sofort Feuer und Flamme. Ja, alle Personen des Dramas kennt er nun, nun würde interessant sein, dieses Mädchen kennen zu lernen, durch das die Feindschaft zwischen Baron Facius und dem Waldarbeiter Christian Köhne entstanden ist. Also sagt er unverzüglich zu und kann sein Bier nicht schnell genug austrinken.
„Was ist denn mit ihr los?" erkundigt er sich bei seinem Kollegen.
Der macht eine eindeutige Geste und erläutert sie mit ein paar Worten.
„Sehen Sie sich das Lokal an und dann wissen Sie sofort Bescheid!"
Daß sich im „Halbmond" kein ausgewähltes Publikum zu treffen pflegt, ist Ohrenschall klar, schon ehe man die in einer schmalen Nebenstraße des Stadtkerns gelegene Wirtschaft betritt. Und drinnen fallen Friedrich sofort einige Gäste auf, deren plötzliches Stutzen Gewißheit gibt, daß sie ihn als Polizeibeamten erkannt haben.
über den Verlauf des Besuchs berichtet Ohrenschall dem Kommissar am nächsten Morgen folgendermaßen:
„Glück hatten wir, Herr Kommissar, es war ziemlich voll im Lokal, eigentlich kein Tisch mehr frei, und wir hätten uns zu anderen Gästen setzen müssen. Friedrich zeigte an einen Tisch, an dem zwei Mädchen saßen, alle beide schon etwas angetrunken. „Die dort, die Blonde, das ist sie", raunte er mir zu, und wir haben uns dann einfach zu ihr und ihrer Freundin an den Tisch gefetzt. Eigentlich gibt sich in solchen Lokalen und bei so einem Publikum immer sofort ein Anlaß zu gemeinsamer Unterhaltung, aber man schien uns als Kriminalbeamte erkannt zu haben, die Mädels machten recht feindselige Gesichter und wir hatten kaum Erfolg, eine Unterhaltung herbeizuführen. Bis dann Friedrich den richtigen Gedanken hatte. ,Ihr habt doch den Christian Kühne festgenommen, sitzt er denn noch in Haft? Oder ist nichts an dem Verdacht, daß er Facius erschossen hat?' fragte er mich halblaut. Na, wie die Namen gefallen waren, wurde die Röttner gleich neugierig. Ob es sich um den Christian Köhne aus Altschönau handle? Den habe sie nämlich mal gekannt. — Herr Kommissar, was sagt man in so einem Fall wohl am besten? Ich deutete mit ein Paar Worten an, dar; Verdacht bestünde ,daß er den Baron niedergeschossen habe. Und zwar wegen einem Mädel. Die Röttner hat große Augen gemacht, aber dann muß ihr wohl eingefallen sein, daß sie selber dieses Mädel war, denn sie wollte mehr wissen über den Fall. Ich habe so geantwortet, daß sie aus sich rausgehen mußte, denn mich hat doch interessiert, was das für eine ist, deren Verlust Köhne so umgewandelt hat. Ob Sie es glauben oder nicht, Herr Kommissar, ihr sind fast die Tränen gekommen, wie sie erfuhr, daß Köhne die Sache mit dem Baron und ihr Wegzug in die Stadt so nahe gegangen ist. ,Ja', hat sie gemeint, ,wenn der Ehristian sich was in den Kopf setzt, dann führt er es auch aus, und wenn Jahre drüber vergehen'..." «Fortsetzung wlgi.j