1939

7. Seite - Nr. 183

Nagolder TagblattDer Gesellschafter"

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Heidenheim. 5. Aug. (Funde aus der Römer­zeit.) Daß Heidenheim schon zur Nömerzeit ein wichtiger Platz war, beweist das große Kastell. Auch heute noch gibt es dort eine Römerstraße, auf der einst die Römer zur Do­nau fuhren. Bei einem Hausbau stieß man nun auf Räume innerhalb des Kastells. Man fand einen Estrichboden mit > Tongefäßen, die noch die römischen Töpferzeichen tragen. Ferner wurden zahlreiche Grabbeigaben, Salbenflaschchen und eine römische Bodenbeheizung entdeckt.

Aus dem GerichLssiMl

Junger Sittlichkeitsverbrecher Tübingen, 6. Aug. Eigentlich hätte der 19jährige Josef Schneider aus Mössingen durch ein Urteil des Jugendgerichts schon gehörig gewarnt sein müssen. Dem war aber nicht so. Im Gegenteil, in mehreren Fällen hatte er sich im Laufe der letzten Monate an noch schulpflichtigen Mädchen unsittlich vergangen. Ein Jahr Gefängnis mutz er jetzt dafür verbüßen.

Handgeldjäger kommt ins Zuchthaus Tübingen, 5. Aug. Der Mann mit 33 Vorstrafen heißt Ernst Neps und stammt aus Neuenhaus (Kreis Nürtingen). Bei den Gerichten unseres Landes ist der 65-Jährige zur Genüge be­kannt. In den letzten zwölf Monaten haben ihn auch viele Bau­ern kennengelernt. Einige von ihnen werden ihm allerdings kein freundliches Andenken bewahren, denn sie hat der alte Gauner gründlich hereingelegt. Sein Trick war überall Ser gleiche. Wo es auch war, im Badischen oder Württembergischen, verdingte er sich bei Bauern, natürlich nur zum Schein. Das ihm gelegentlich gegebene Handgeld nahm er sehr gerne an, ließ sich außerdem noch verköstigen. In den meisten Fällen erklärte er, nachdem er eine Nacht unter dem Dach seines neuen Bauern ge­schlafen hatte, er könne die Arbeit erst in einigen Tagen auf­nehmen, er habe seine Arbeitskleider und sein Arbeitsbuch noch nicht bei sich. Die Bauern glaubten ihm, gaben ihm jeweils noch das Fahrgeld, damit die fehlenden sieben Sachen bald bei­gebracht würden. Das Fahrgeld nahm der alte Gauner zwar an, Arbeitskleider und Arbeitsbuch kamen jedoch nicht, denn Neps selbst war für immer verschwunden, um einen neuen Bauer her­einzulegen. So trieb er es im Kreis Tübingen, Horb, in der Gegend von Freuden st adt und auch in der Reutli n- ger Gegend. Das Tübinger Schöffengericht machte ihm jetzt in einem empfindlichen Urteil klar, daß derartige Betrügereien ohne Zubilligung mildernder Umstände bestraft werden müs­sen und verurteilte ihn zu zwei Jahren und vier Monaten Zuchthaus und 69 RM. Geldstrafe. "

Betrüger in Gefängnis

Ulm, S. Aug. Wegen Betrugs im Rückfall und Unterschlagung in zwölf Fällen hatte sich der 49 Jahre alte August Koch aus Ulm zu verantworten. Der schon 13 Mal Vorbestrafte hatte als Schneider Anzüge und Mäntel seiner Kunden weiter verkauft und verpfändet. In anderen Fällen lieh er sich Fahrräder und ließ sie als Pfand für Zechschulden zurück. Das Gericht verur­teilte ihn zu 18 Monaten Gefängnis und verbot ihm ferner die Ausübung seines Berufs auf die Dauer von drei Jahren.

Gefängnis für Unterschlagung Ulm, 8. Aug. Der vorbestrafte ledige Wilhelm Sloma aus Baden-Baden hatte nach Verbüßung seiner letzten Strafe im Dezember letzten Jahres eine Stellung als Hausdiener in einem Erholungsheim in Baden-Baden angeireten. In Ulm saß eine von ihm verlassene Braut, die ihm 280 RM. geliehen hatte. Nachdem er sich einem anderen Mädchen zugewandt hatte, mußte er befürchten, von der erstgenannten wegen Heiratsschwindels angezeigt zu werden. Um seine Schuld bei dem Ulmer Mädchen zurückzahlen zu können sowie zur Begleichung anderer Rück­stände hielt er Umschau nach einer neuen Geldquelle. Da sich eine solche nicht fand, verschwand er mit einem Betrag von 645 NM., der ihm von der Oberschwester des Erholungsheims zur Begleichung einer Kohlenrechnung ausgehändigt worden war. Nach Zurückgabe der 280 RM. an die verflossene Braut in Ulm -erjubelte er den Rest des Geldes in München und Berlin. Das Gericht verurteilte ihn wegen Unterschlagung zu einem Jahr 4 wei Monaten Gefängnis.

Dienstag, den 8. August 1939

tEköSr-

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Es dauert einige Minuten, bis ein Wachtmeister Hernold von Nögg ins Zimmer führt. In seinem blassen .Gesicht leuchtet Überraschung auf, als er Gina erblickt.

Das Mädchen tritt auf ihn zu.

Heinold", flüstert es nur leise und drückt ihm herz­lich die Hand. Da weiß er, daß aller Zweifel, aller Un­glaube verschwunden ist aus ihr. Aber ehe sich zwischen beiden Worte finden, räuspert sich Overbeck vernehmlich.

Vielleicht erledigen wir erst mal den amtlichen Teil", sagt er nicht gerade unfreundlich und weist Gina und Rögg Stühle an."

Ich werde Ihnen Mitteilen, was meine weiteren Untersuchungen ergaben. Sie, Herr von Rögg, wissen einiges, doch nicht alles, aus der letzten Vernehmung. Fräulein von Facius hingegen kennt den Ausgangs­punkt meiner letzten Arbeit. Also es handelt sich darum, daß Baron Adalbert von Facius riesige Summen im Spiel verlor. Ihnen, Fräulein von Facius, möchte ich ergänzend und erläuternd sagen, daß sich feine Verluste auf mehr als vierhunderttausend Mark belaufen..."

Um Gottes willen! Diese Summe!"

Ja, sie ist ungeheuerlich, aber sie läßt sich mühelos errechnen. Tie Zeugen haben mir genug gesagt, und Las andere ergibt sich aus dem, was inir die Landwirt- icbaftsbank an Material zur Verfügung stellte. Baron Facius ist in dem Bestreben, sich Geld und immer wie­der Geld, möglichst viel Geld zu verschaffen, vor keinem Mittel zurückgeschreckt. Er suchte au sich zu raffen, was ihm nur immer möglich war. Er griff sein Ver­mögen an, wandelte Aktienbesitz, zum Teil unter Ver­lust, in Bargeld um, jedoch nie reichten die Abhebungen aus, seiner Geldgier zu genügen. Er drängte seine Schuldner, direkt an ihn und nicht über die Bank zu zahlen, so sehr war er darauf versessen, möglichst schnell Geld hereinzubekommen. Alle Erträgnisse des Gutes, soweit ihnen nicht unvermeidbare Zahlungen entgegen­standen, wandsrten den gleichen Weg. Alles wandte er auf, seiner tollen, ungezügelten Leidenschaft nachzu-

Wegen fahrlässiger Tötung vor Gericht Karlsruhe. 6. Aug. Wegen fahrlässiger Tötung und Körper­verletzung verurteilte die 1. Strafkammer den 44 Jahrs alten Karl R«mspeck aus Mannheim zu acht Monaten Gefängnis. Der Angeklagte fuhr in der Frühe des 13. Juni nach durch- feierter Nacht von der Kirchweih in Neulauterburg kommend die Straße KnielingenMühlburg mit etwa 70 Stundenkilometer in die Kurve beim Bahnübergang vor Mühlburg. Beim schar­fen Bremsen blockierten die Räder, der Wagen kam ins Schleu­dern und Lberschlug sich. Dabei wurde der 29jährigs Friedrich Rießer, der im Wagen saß, tödlich verletzt. Der Angeklagte und ein weiterer Insasse erlitten leichte Verletzungen.

Noch ein Fall der fahrlässigen Tötung Karlsruhe, 6. Aug. Die 1. Karlsruher Strafkammer ver­urteilte den Kraftfahrer Eugen Kiefer aus Durmersheim wegen fahrlässiger Tötung und Uebertretung der Straßenverkehrsord­nung zu zwei Monaten Gefängnis. Der Angeklagte hatte am 24. April d. I. drei Jungen auf seinem Lastwagen auf der Fahrt von Rastatt nach Ottersdorf mitgenommen. Unterwegs in einer Kurve fiel der 11jährige Stefan Lott über die Seitenwand des Wagens und wurde überfahren.

Karlsruher Strafkammer

Karlsruhe, 8. Aug. Die 3. Karlsruher Strafkammer verhan­delte gegen den 29jährigen Anton Eötschel aus Nürnberg, der sich wegen Vergehen und Verbrechen nach Paragraph 174, 175 und 175 a zu verantworten hatte. Der Angeklagte war im Städ­tischen Krankenhaus in Rastatt als Krankenpfleger beschäftigt. Unter Mißbrauch seiner Stellung hat er sich in zahlreichen Fäl­len in übler und schamloser Weise aus anormaler Veranlagung an Patienten vergangen und sich dabei auch der Verführung dreier junger Männer schuldig gemacht. Jene drei Mitangeklag­ten wurden teils freigesprochen, teils für straffrei erklärt. Ge­gen den Angeklagten aber wurde auf eine Gefängnisstrafe von zweieinhalb Jahren unter Anrechnung von vier Monaten und drei Wochen Untersuchungshaft erkannt. Zugleich wurde dem Angeklagten die Ausübung des Krankenpflegerberufes auf fünf Jahre untersagt.

Gefängnis für einen Raufbold Freivurg, 5. Aug. In einer Nacht um die Fasnachtszeit war dem 30 Jahre alten Karl Röder aus Munzingen in einer Gast­wirtschaft der Mantel abhanden gekommen. Bei seinen Nachfor­schungen glaubte er in einer anderen Wirtschaft den veremeint- liche» Dieb gefunden zu haben. Er maßte sich in der Gaststätte eine ihm nicht zukommende Autorität an, worauf er mit Hilfe von Gästen durch den Wirt an die frische Luft befördert wurde. Röder geriet so in Wut, daß er den ihm Zunächststehenden an- grifs, ihn zu Boden schlug und verletzte. Dabei hatte er jedoch einen an der ganzen Sache völlig Unbeteiligten getroffen. Rö­der ist vor Gericht kein unbeschriebenes Blatt. Sein Vorstrafen­register weist 38 Straftaten auf, darunter allein 16 wegen Roheitsdelikte. Das Urteil lautete diesmal auf zehn Monate Gefängnis.

Karlsruhe, 3. Aug. (E i s en b a h n u n f a l l.) Die Reichsbahndirektion Karlsruhe teilt mit: Aus unbekannter Ursache fuhr Freitagmittag im Bahnhof Kandel der in Ein­fahrt befindliche Durchgängsgüterzug 6138 auf den im Bahnhof stehenden Nahgüterzug 8126 auf. Personen sind nicht verletzt, der Materialschaden ist gering. Durch den Aufprall entgleisten vier Güterwagen, wodurch das Haupt­gleis vorübergehend gesperrt wurde.

Neureut b. Karlsruhe, 5. Aug. (JnderRegentonne ertrunken.) In der Kirchfeldsiedlung fiel das zweiein- halbjährige Kind des Karl Füll in einem unbewachten Augenblick in die am Garten eingegrabene Regentonne und ertrank.

Bühl, 3. Aug. (Tödlich verunglückt.) In Otters­weier versuchte der 24jährige Motorradfahrer Ernst Kuch aus Ottenhöfen einen Lastzug zu überholen, der in eine Seitenstraße einbiegen wollte. Der Motorradfahrer wurde unter den Lastzug geschleudert und sofort getötet. Die Bei­

sahrerin, die Braut des Motorradfahrers, erlitt einen Ner­venschock.

Heidelberg, 5. Aug. (Verzweiflungstat.) In die hiesige Klinik wurde eine Frau geschafft, die sich in einem Schwermutsanfall, nachdem sie zuvor die Pulsadern ge­öffnet hatte, mit einem Veil die linke Hand abhackte. Sie ist Mutter von zwei kleinen Kindern.

" Auerbach a. d. B., 3. Aug. (Durch Leichtsinn ge- storben.) Einem hiesigen Einwohner, der in den 30er Jahren stand, kostete sein Leichtsinn das Leben. Er hat nach Genuß von Obst Wasser getrunken und ist daran ge­storben.

Wollbach b. Lörrach, 5. Aug. (Tödliche Unfälle.) Der 57jLhrige Landwirt und Wagnermeister Pfeifer stürzte auf der Heimfahrt von der Feldarbeit vom Fahrrad. Hier­bei fiel er so unglücklich, daß die mitgeführte Hacke ihm die Halsschlagader durchschnitt. Aerztliche Hilfe kam zu spät. Der im 35. Lebensjahr stehende Rudolf Scholl, ein Sohn unserer Stadt, ist in Wllrzburg, wo er seit mehreren Jah­ren wohnt, einem Autounfall zum Opfer gefallen.

Mannheim, 6. Aug. (Verkehrsunfal l.) Am Sams­tag früh 4 Uhr stießen in der Mittelstraße ein aus der Ackerstraße herausfahrender Motorradler mit einem Last­wagen zusammen, woduch ein auf dem Soziussitz mitfahren­der Freund heruntergerissen und so schwer verletzt wurde, daß er gleich darauf starb. Der Motorradler selbst erlitt nur leichtere Verletzungen. Beide sollen unter Alkoholeinfluß gestanden haben.

Mannheim, 6. Aug. (Opfer des Rheins gelän- d e t.) Aus dem Vellenkrappen wurde die Leiche eines jungen Mannes aus Ketsch geländet, der am 30. Juli beim Baden im Rhein ertrunken war. Ferner konnte bei Worms die Leiche des am 30. Juli im hiesigen Strandbad ertrunke­nen Schülers geländet werden.

Bruchsal, 6. Aug. (Vom eigenen Fuhrwerk überfahren.) Infolge Versagens der Bremse geriet auf einer abschüssigen Straße der 64jährige Landwirt Jo­seph Lambert unter seinen Wagen und wurde dabei so schwer verletzt, daß er im Vruchsaler Krankenhaus starb.

Freiburg, 6. Aug. (E a u s ä n g e r t a g.) Die Hauptver­sammlung des Sängergaues Baden findet am 26. und 27. August in Freiburg statt. Nach zwei Chorkonzerten mit Werken zeitgenössischer oberrheinischer Komponisten und der geschäftlichen Tagung wird dieses Sängertreffen, zu dem Ab­ordnungen von über 1400 Gesangvereinen erscheinen, seinen Höhepunkt am Sonntag nachmittag finden in der öffent­lichen Kundgebung auf dem Münsterplatz.

Ludwigshafen, 6. Aug. (Tödlicher Unfall.) Im Oppauer Werk der IG. Farbenindustrie glitt beim Rangie­ren der 29jährige Rangiermeister Edwin Behringer vom Trittbrett eines Güterzuges aus, kam unter die Räder des Zuges zu liegen und wurde totgefahren.

SleulschnuppenfSLe im August

Die vielen Sternschnuppen, die in der Regel in de» Nachts» des 6. bis 12. August zu fallen pflegen, nennt der Volksmuuv Laurentiustränen". Sie verdanken ihre Entstehung Keine« meteorischen Körperchen, etwa von der Größe einer Erbse bis z» einem Kieselstein, die ehemals einem Kometen zugehörig> in elliptischer Bahn um die Sonne kreisen. Jeweils in der er­sten Augusthälfte durchschneidet die Erdbahn diese Meteorwolkr, sodaß die kleinen Weltkörper, angezogen von der große« Erb­masse, mit Geschwindigkeiten von 50 bis 100 Kilometer in der Sekunde auf diese zustürzen. Beim Durchsaufen der Lufthülle werden die Körperchen glühend, weil die Luft durch sie kom­primiert wird und dadurch Wärme bis über 2000 Grad entsteht. Meist verdampfen die Meteore völlig bei dieser gewaltigen Zitzeentwicklung' nur in den seltensten Fällen bei sehr gro­ßen Stein- oder Eisenbrocken gelangen sie als Meteorsteins oder Meteoreisen zur Erdoberfläche herab. Die Astronomen nen­nen den Meteorschwarm im August auch diePerseiden", weil die scheinbaren Bahnen der Sternschnuppen (rückwärts verlän­gert) aus dem Sternbild des Perseus auszustrahlen scheine».

gehen..."

Gespannt lauschten die beiden seinen Worten. In Ginas Augen liegt es wie dumpfe Furcht vor dem Kommenden.

Sein ganzes Vermögen also vergeudet...?" fragt Rögg tonlos, auch ihn erschüttert der Bericht, wenn er ihn auch nicht so überrascht wie Gina.

Nicht nur sein Vermögen, Herr von Nögg, sondern auch nahezu das ganze Vermögen Ihrer Braut!"

Was sagen Sie?" schreit Heinold auf.Ginas Ver­mögen?"

Ja", nickt Overbeck ruhig.Aber das haben Sie doch längst gewußt!"

Ich hätte das gewußt! Wie können Sie so reden! Keine Ahnung hatte ich..."

Gina horcht atemlos auf das Gespräch der Männer.

Der Kommissar schlägt jetzt einen überlegenen Ton an, als er fortfährt:

Natürlich, Herr von Rögg, haben Sie das gewußt, denn diese Tatsache hat ja jene Auseinandersetzung zwischen Ihnen und Baron Facius bewirkt, über die Sie bis jetzt so hartnäckig schwiegen. Jetzt geben Sie es endlich zu!"

Rögg schüttelt den Kopf.

Ich wußte es nicht, Herr Kommissar!"

Bei einer der letzten Vernehmungen gaben Sie selbst zu, von der Spielleidenschaft des Barons und seinen enormen Verlusten gewußt zu haben ..."

Daß Ihre Sucht, das Geheimnis unserer Unterhal­tung anfznklären, Sie doch immer falsche Wege führen mutz! Ich habe Ihnen lediglich das eine gesagt, was Sie soeben wiederholten, aber nicht mehr! Ja, ich war selber Zeuge, wie der Baron große Summen verlor, aber das war immer eine einzelne Gelegenheit. Ein GesanrttEd seiner Verluste habe ich mir ebensowenig machen können, wie einen überblick über sein Vermögen und die aus dem Gur zur Verfügung stehenden Mittel zu erlauben mir möglich war."

Soll ich Ihnen das glauben, Herr von Rögg?"

Ja, das müssen Sie mir glauben, es ist die Wahr­heit, nichts wie die Wahrheit..."

Und daß der Baron das Vermögen seiner Schwester angrifs und anfbrauchte bis auf einen unbedeutenden Restbestand, das wollen Sie wirklich nicht gewußt haben?"

Ich habe es nicht gewußt..."

Fräulein von Facius ist Ihre Verlobte. Fn Hin­sicht auf die bevorstehende Heirat haben Sie sicher über das Vermögen Ihrer Braut gewisse Anhaltspunkte, wenn nicht genaue Angaben über Höhe und Art der Anlage, besessen." i

Das Vermögen meiner Braut hat meine Werbung niemals bestimmt", sagt Heinold abweisend und stolz. Haben Sie nicht selbst beobachtet, wie mich Ihre Mit­teilung bestürzt machte? Das müßte Ihnen doch ein Beweis sein..."

Herr von Rögg, ich sehe die Dinge so an: Sie haben Baron Facius wegen seiner ungehemmten Spielleiden­schaft und seiner Verluste durch die Karten zur Rede gestellt, es mag richtig sein, daß Sie es früher schon taten, soweit Sie -m.r einzelnen Verlusten erfuhren. Sie haben dann jedoch feststellen müssen, daß er sich an Ihre VoP-ktungen nicht hielt, daß er wohl versprach, sich zu beherrschen, dann aber doch immer wieder seiner Leidenschaft die Zügel schießen ließ. Irgendwie das Wie wird uns nur Ihre Aussage klären können erfuhren Sie dann, daß Baron Facius auf Grund einer von ihm gefälschten Vollmachtsurkunde ..."

Was erwähnen Sie da eben? Eine gefälschte Voll­macht?"

Suchen Sie doch nicht, mich zu bluffen, selbstver­ständlich wußten Sie davon... ! Also, Sie erfuhren von dieser unehrenhaften Handlungsweise und haben den Baron zur Verantwortung gezogen. Darin eben besteht jene geheimnisvolle Unterhaltung, die Sie beide im Wald hatten..."

Unsinn!"

Lassen Sie mich erst mal weiterreden ... Der Baron wird Ihnen dann zugesichert haben, das angerissene Vermögen seiner Schwester wieder auf den früheren Stand auszufüllen. Sie verließen sich darauf, konnten aber nur feststellen, daß er nicht daran dachte, sein Wort zu halten, daß er weiterspielte, weiterverlor, weiter nichts anderes wußte, als für seine Leidenschaft Mittel anfzutreiben... Sie erlebten, daß immer größere Teile des Vermögens Ihrer Braut ihm durch die Finger rannen..."

Ich sage es noch einmal, das ist Unsinn! Sie phan­tasieren!"

Aber meine Phantasien sind doch nicht von der Hand zu weisen, Herr von Rögg. Wollen Sie den Tatbestand, der natürlich in seinen Einzelheiten noch zu ergänzen wäre wie gesagt: durch Ihre Aussage immer noch als meine Phantasie verächtlich abtun, wenn ich Ihnen sage, daß Baron Facius zwei Tage vor seinem plötz­lichen Tode wieder ungeheuer viel Geld verspielt hatte? Elftausend Mark Verlust an einem Abend! Es war zwei Tage vor seinem Tode, aber einen Tag vor diesem bedauerlichen Ereignis waren Sie in der Stadt, saßen am Abend längere Zeit mit Herren zusammen, die Ihre Freunde, zugleich aber auch jene des Barons waren..

(Torlseluinq folgt.)

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