Nagolder TagblattDer Gesellschafter"

Dienstag, den 8. August 193g

Bomben für die Kampfflieger werden verladen

Bei den gewaltigen Manövern der deutschen Luftwaffe im Nord­westen des Reiches bewies die Luftwaffe ihr großes Können. Unsere Aufnahme zeigt das Ver­laden von Bomben.

(Scherl-Bilderdienst-M.)

8. Seite Nr. 183

Dr. Schäfer, die Einladung der tibetanischen Regierung, des Kashag, für sich und seine ganze Expe- ! dition zu einem Besuch Lhasas. Die Einladung lautete aut ^ 14 Tage und zur Teilnahme an den Neujahrsfestlichkeiten, die Ende Januar beginnen und etwa Tage dauern. Hier- - mit war das Ziel der Expedition erreicht. Die erste deutsche ^-Tibet-Expedition Dr. Schäfer ist die erste deutsche Expe­dition überhaupt, die eine Einladung nach Lhasa erhalten hat, und die fünf Deutschen sind überhaupt die er­sten Deutschen, die nach Jnnertibet gelangen konnten. Schon aus diesem Grunde ist der Erfolg der jungen deuten For­scher besonders hoch zu werten.

Am 20. Dezember brach die Expedition mit einer Kara­wane von 55 Tragtieren und 10 Eingeborenen von Gang- tok nach Lhasa auf. Nach außerordentlich kalten Marschta­gen zog die Expedition am 8. Januar 1939 in Gyantse, der zweitgrößten Stadt Tibets, ein. In Eyantse mußte zur Erledigung der Formalitäten eine längere Pause eingelegt werden. Die letzte Etappe des Marsches nach Lhasa konnte in acht Tagen bewältigt werden, und dank dem Ent­gegenkommen der tibetanischen Behörden, die der Expedi­tion einen hohen Offizier als Führer entgegengeschickt hatte, konnten alle Schwierigkeiten überwunden werden. Am 19. Januar 1939 zogen die ersten Deutschen in Lhasa ein. Der ursprünglich auf 14 Tage befristete Aufenthalt wurde auf 50 Tage ausgedehnt. Im Laufe dieser Zeit hatten die deutschen Forscher die Möglichkeit, Einblicke in das Le­ben und Treiben der tibetischen Hauptstadt zu nehmen und alle ihre Forschungen durchzuführen. Die tibetische Regie­rung und insbesondere der Regent stellten den Forschern alles zur Verfügung und unterstützten sie in weitestgehen­dem Maße. So war es auf dem Rückmarsch der Expedition möglich, die ehemalige Hauptstadt Tibets, Jalung Pho- drang, aufzusuchen. Diese Ruinenstadt ist bisher von kei­nem Weißen betreten worden.

In Shigatfe, der Hauptstadt des Panschen-Lama, war der Empfang der Expedition nicht weniger freundlich als in Lhasa selbst. Von hier aus wurden zahlreiche Abstecher in den von Sven Hedin entdeckten Transhimalaya durchgeführt. Auch das durch Sven Hedins Reise im Jahre 1907 bekanntgewordene Regierungskloster Tashilumpo wurde ausgesucht. Eangtok, der Ausgangspunkt der Expe­dition, wurde in der zweiten Julihälfte wieder erreicht. Der Rückmarsch der Expedition mußte sehr rasch durchgeführt werden, da der außerordentlich frühzeitig hereingebrochene Monsun die wertvollen Sammlungen der Expedition ge­fährdete. Am 28. bzw. am 30. Juli 1939 erfolgte der Ab­flug der Expedition von Kalkutta über Bagdad, Athen nach Deutschland.

Die Teilnehmer der Expedition find folgende: Der Füh­rer der Exepdition, Dr. Ernst Schäfer, Zoologe, d. h. allge­meiner Biologe; Bruno Beger, Anthropologe und Ethno­loge; Edmund Geer, Karawanenführer und technischer Lei­ter; Ernst Krause, Kameraman und Entomologe; Dr. Karl Wienert, Erdmagnetiker und Geograph.

Trotz großer politischer und phyfiographischer Hemmnisse und Schwierigkeiten hat sich die Expedition außerordentlich erfolgreich durchgesetzt und kehrt mit reicher wis­senschaftlicher Ausbeute und außerordentlich um­fangreichen Sammlungen zurück. Wie schon aus der Zu­sammensetzung der Teilnehmer hervorgeht, ist die Expedi­tion keine Expedition mit einem engumgrenzten Aufgaben­gebiet, sondern sie ist eine Eemeinschaftsexpedition, der als Aufgabe gestellt wurde, in Tibet zu forschen und die Grund­lage« für eventuelle spätere Spegialexpeditionen zu schaffen.

Wettersorge« der englische« Mlmöverlettmg

12 000 Soldaten vom Regen vertrieben

London, 6. Aug. Die ständigen schweren Regengüsse, die seit Tagen über England niedergehen, behindern die Manöver der Terrttorialrmee weiter. In Süd-Hanfordshire mußten wiederum 5000 Mann der Territorialarmee ihr Lager räumen, weil es völlig überflutet war. Insgesamt haben somit bereits 12 OM Mann ihr Zeltlager verlassen müsse«. Sie sind einstweilen in de« Nächstliegenden Orten in Hallen und sonstigen llnterkunsts« räumen untergebracht worden.

Zwei Eisenbahnunsalle in Englanb

London, 8. Aug. Am Samstag nachmittag haben sich in Eng­land zwei Eisenbahnunfälle ereignet, bei denen neun Menschen tödlich verunglückt sind, während die Zahl der Verletzten über 2» beträgt. In der Nähe von Saltcoate in der Grafschaft Ayrshire entgleist« in einer scharfen Kurve ein aus Glasgow kommender D-Zug, in dem sich 488 Urlauber befanden. Die Lokomotive stürzte die Böschung hinab und ritz vier Wagen mit sich, die voü- stänküg zertrümmert wurden. Nach mehrstündigen Bergungs­arbeiten hatte man vier tote Fahrgäste geborgen, während ei» fünfter auf dem Wege zum Krankenhaus starb. Lieber 28 Schwer­verletzte wurden in die Hospitäler Lbergeführt.

I« der Rahe von Branshot in der Grafschaft Hantfortshire hat ei« Schnellzug eine Arbeiterkolonne überrascht und über­fahre«. Vier Ardefter wurden auf der Stelle getötet, drei andere schwer verletzt.

Die italienische» Manöver

Di« schnelle« Divisionen z«m EegenftZK angesetzt

Tnri», 6 . Aug. Bei strömende«, zum Teil wolkenbruchartige« anhaltenden Regenfällen hat am Samstag mittag dieblaue Partei" (Po-Armee) von ihrer Aufmarschstellnng östlich Turins mit der Ausführung des Befehls begonnen, den Vormarfch der rocken Partei" in de» Tälern der Po-Rebenflnss« Dora und EMöne zum Stehen z« bringe» und den Gegner zurückzuwerfen. Die motorisierte Division Triefte, die schnelle Division Pada und die autotransportable Division Pasubio setzten über drei inner­halb weniger Stunden nördlich und Mllich von Turin von Pio­niere« Wer den Po geschlagen« Ponton-Brücken und rücken jetzt in drei Kolonne« westwärts vor. Die Fliegertätigkeit war in­folge der schlechten Witterung und damit die Behinderung der Operationen derblauen Partei" durchrote" Bomber und Jagd­flieger unbedeutend. Der Vormarfch derBlauen" vollzieht sich in mustergültiger Ordnung. Dierote Partei" stößt in zwei Kolonnen ostwärts vor und will versuchen, vor derblauen Partei" die für den Einfall in die Po-Ebene wichtigen Engpässe Ambrvgio im Dora-Tal und Fenstrelle im Thisone-Tal in ihren Besitz zu bringen.

Säuberung der Konzessionen

England bengt sich japanischen Forderungen

TÄio, 6. Aug. (Ostafieudienst des DRV.) Halbamtlich ver­lautet, daß in de« Besprechungen zwischen Konkul Tanaka und Major Herbert der Entwurf für ein Abkommen über Fragen der Polizei und der öffentlichen Sicherheit fertiggestellt

würden. Vorbehaltlich der noch zu erwartenden Instruktionen Londons sei eine grundsätzliche Einigung über die sofortige A u s- lieferung antijapanischer Terroristen, die ver­stärkte Zusammenarbeit mit den japanischen Behörden bei der Kontrolle antijapanischer Elemente, die Bildung eines Verbin­dungsorgans Mischen japanischen und englischen Behörden und die Ernennung japnischer Polizeiberater erzielt worden.

In politischen Kreisen wird weiter erklärt, daß Botschafter Craigie bereits die Möglichkeit einer Lösung der Wäh- ungs- und Silberfrage angedeutet habe, diebeiden Teilen gerecht werde". In diesem Zusammenhang verweist man auf die letzten Ausführungen Chamberlains, aus denen man entnimmt, daß England im Hinblick auf seine Bindungen in Europa eine friedliche Lösung mit Japan für wünschens­wert halte. ^

Kämpfe in der Autzenmongolei

Moskau, 6. Aug. Die sowjetrussische TelegraphenagenturTatz" berichtet am Sonntag über die Fortdauer der Kämpfe an der autzenmongolisch-mandschurischen Grenze. Nach Mitteilung des sowjetrussisch-mongolischen Armeestabes hatten zwischen dem 25. Juli und dem 5. August wiederholt Gefechte stattgefunden, in die auch Artillerie eingriff; irgend eine Frontänderung hätte sich jedoch nicht ergeben. Von beiden Seiten wurden Bomben­angriffe auf die gegnerischen Flugplätze unternommen, so daß Flakartillerie in Tätigkeit treten mutzte. Von sowjetrussifcher Seite wird der Verlust von sechs Flugzeugen zugegeben.

Schweres Explsfionsrmglück bei Metz

Paris, 6. Aug. Die Hüttenwerke von Kneuttingen bei Metz, wurden am Samstag von einer schweren Explosion heimgesucht. Sowohl die Zentrale der Gasmotoren als auch das Elektrizi­tätswerk des Unternehmens find durch die Wucht der Explosion, deren Ursache noch nicht sestgestellt werden konnte, völlig zer­stört worden Mehrere Hochöfen mutzten stillgelegt werden; in dem großen, 60 Meter langen Maschinensaal der Werke sind die meisten Maschinen zerstört. Weil Schichtwechsel war, wurden nur drei Arbeiter schwer verletzt. Der Sachschaden beläuft sich auf viele Millionen.

Kleine Nachrichten ans Mer Wett

Der Führer gratuliert. Zur Geburt einer Prinzessin hat der Führer sowohl der Königin als auch de Prinzessin Ju­liane und ihrem Gemahl telegraphisch die Glückwünsche ausgesprochen. Ganz Holland feierte das freudige Ereignis.

Treffen japanischer Botschafter am Comer See. Der japa­nische Botschafter in Rom, Shiratori, und der japanische Botschafter in Berlin, Oshima, trafen sich in diesen Tagen in der Villa d'Este am Comer See. Es verlautet, daß die beiden Botschafter Fragen besprochen haben, die die Stel­lung Japans als Mitglied des Antikominternpaktes zu Deutschland und Italien betreffen.

Politisches Attentat in Mexiko. Am Samstag wurde mit­ten in der Stadt ein Attentat auf den bekannten Politiker Bolivar Sierra verübt. Sierra wurde tödlich verletzt, aber es gelang ihm noch, zwei Angreifer niederzuschießen. Bo­livar Sierra ist der Leiter dermexikanischen demokrati­schen Verfassungsfront". Diese ist scharf antikommunistisch eingestellt. Der Vorfall ereignete sich vor den Büros der

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Ein Gemälde Ludendorfss im Zeughaus

In der Weltkriegs-Abteilung des Berliner Zeughauses wurde ein Bild des Feldherrn Ludendorff unter alten zerschlissenen Fahnen aufgehängt. (Scherl-Bilderdienst-M.)

Verfassungsfront". Zwei Personen,' ein gewisser I. P. Jardenas, der im Unterrichtsministerium angestellt ist, und , sein Komplice Rivera Lamadird baten Sierra auf di« ^ Straße und schossen sofort auf ihn. Sierra wurde durch ^ einen Bauchschuß getroffen, der kurz darauf seinen Tod ! herbeiführte. Er schoß selbst beide Angreifer nieder und traf i sie tödlich. Unter den Angreifern soll auch der frühere Ee- ! neral Cardenas sein, der von der Polizei verhaftet wurde, i Kinder spielten mit Handgranate. Knaben aus Wolf- j ramitzkirchen bei Jglau fanden beim Baden eine Handgra- l nate, mit der sie spielten. Schließlich nahm ein Zwölfjähri- ! ger das Wurfgeschoß mit nach Hause, wo er es dem Vater zeigte, der es für einen Autobestandteil hielt. Der Junge trug es dann auf den Hof, wo er es in einer Fensternische niederlegte. Später, als zwei Personen bei der Familie zu Besuch weilten, holten die Knaben das Wurfgeschoß in die Küche und machten sich wieder daran zu schaffen. Plötzlich erfolgte eine Explosion, durch die der Zwölfjährige getötet und sein älterer Bruder sowie die übrigen anwesenden vier Personen schwer verletzt wurden. Die Handgranate stammte aus der Zeit der vorjährigen tschechischen Mobilmachung.

Frauenmörder hingerichtet. Am 5. August 1939 ist der durch Urteil des Schwurgerichts in Freiburg i. Br. we­gen Mords zum Tode verurteilte Friedrich Reinhard Scher- zer hingerichtet worden. Scherzer hat zwischen Nimburg und j Eichstätten seine Braut in die Hochwasser führende Dreisam gestoßen, weil er ihrer überdrüssig war.

Imker tagten

Stuttgart, 6. Aug. Eine gute Vienenweide ist und bleibt die ! Grundlage einer gedeihlichen Bienenzucht. Im Hinblick ans diese l Tatsache war der diesjährige Württ. Jmkertag, der am Sonntag j unter außerordentlich starker Beteiligung der schwäbischen Vie- , nenzüchter in Stuttgart stattfand, in erster Linie auf die Erörte- i rung der Frage der Verbesserung der Vienenweide abgestsllt.

! Landesgruppenvorsitzender Teufel vom Reichsveröand Deut- ! scher Kleintierjüchter wies u. a. auf die im Dezember in Stutt- ! gart stattfindende Landeskleintierschau hin, die auch einen Ueber- - blick über die Leistungen der württembergischen Imker geben , werde. Stadtrat Dr. Waldmüller bietz die Tagungsteilnehmer namens des Oberbürgermeisters willkommen.

Die Landesfachgruppe Imker Württemberg zählt heute in 93 Ortsfachgruppen, die wiederum in 20 Kreisfachgrnppen zusam- mengefatzt sind, 16 944 organisierte Imker. Leider war die Ee- samthonigernte 1937 und 1938 und, soweit sich bereits heute sagen läßt, auch 1939 in Württemberg infolge der ungünstigen Witte­rung nicht befriedigend. Die Abhängigkeit des Honigertrages vom Verlauf der Witterung ist eben eine Tatsache, mit der sich der Imker abfinden mutz. Um so mehr ist es notwendig, alle Maßnahmen zu ergreifen, um den Ertrag zu steigern, soweit dies durch menschliches Zutun möglich ist. So wurden, wie Landes­fachgruppenvorsitzer Rentschler in seinem Jahresbericht aus- führte, die Förderungsmatznahmen weitergeführt. Zur Verbesse­rung der Vienenweide werden in den nächsten zwei bis drei Jahren an die Mitglieder der Landesfachgruppe 20 089 männ­liche Weidenpflanzen unentgeltlich zur Verfügung gestellt. Im weiteren Verlauf der Tagung sprachen der Leiter der Lehr- und Versuchsanstalt für Bienenzucht in Marburg, Landwirtschaftsrat Dr. Freudenstein, über die Ergebnisse einer fünfjährigen Auslesezucht an der Anstalt, Dr. Schaun-Magdeburg über die seit 1. Januar d. I. bestehende freiwillige Unfallversicherung der Imker und Dr. Peters-Stuttgart über die Bedeutung eines Tier­gartens für die Erschließung des Verständnisses einer breiten Oeffentlichkeit für die Kleintierzucht. Großen Anklang fand ein von Dr. Wohlgemuth-Celle erstmalig vorgeführter Bienenfilm.

Wangen i. A., 5. Aug. (Konstrukteur des Re­kord-Kleinflugzeuges.) Der Erbauer des Klein­flugzeugesErla 5 D" D-YMOP., das in Friedrichshafen gestartet war und den neuen Langstreckenweltrekord errang, stammt aus Wangen i. A. Ingenieur Xaver Mehr, der Kon­strukteur der Maschine, ist in Roggenzell bei Wangen gebo­ren. Als einer der ersten förderte Mehr die Wangener Ee- gelfluggruppe. Mehrers Segelflugzeuge entstanden, deren Schöpfer Mehr war. Er verwandte auch in der Folgezeit sehr viele Mühe, Arbeit und sein ganzes Vermögen für die Verwirklichung seiner Pläne, ein billiges Volksflugzeug zu schaffen. 1928 verließ Mehr seine Heimatstadt und arbeitete in stiller Zurückgezogenheit an seinen Plänen bei den DKW.-Werken in Zschopau, aus deren Flugzeug-Abteilung die jetzigeErla-Maschinen-Werk-EmbH." hervorging.

Heidenheim, 5. Aug. (Verkehrsunfälle.) Am Don- nerstag gab es mehrere Unfälle. Ein Stuttgarter Motor-- radfahrer überfuhr eine Stoppstelle an der Wilhelmstraße und ist in einen Kraftwagen hineingefahren. Mit einem doppelten Armbruch mußte man den Kraftfahrer und mit Prellungen seine Mitfahrerin, die 33 Jahre alte Haustoch­ter Elise Seyssert aus Welzheim, ins Krankenhaus ,chaffen. Bald darnach wurde die letztere in ihren Heimatort Welz­heim entlassen. Am Freitag früh wurde aber die Verun­glückte zu Hause plötzlich ohnmächtig und mußte erneut in das Krankenhaus verbracht werden. Auf dem Wege dorthin verstarb das Mädchen, und zwar, wie die Untersuchung er­gab, an einem inneren Schädelbruch, den es bei dem Mo­torradunfall erlitten hatte. Ein 65 Jahre alter Mann aus Heidenheim fuhr mit seinem schweren Wagen gegen eins Gartenmauer. Er hatte eine im Anfahren begriffenen Omnibus noch überholen wollen. Mit lebensgefährlichen Verletzungen mußte man den Mann in das Krankenhaus bringen.