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Montag, de« 31. Juli 193g
Agrarpolitik
als Stütze -es Außenhandels
Zu den deutsch-rumänischen Landwirtschastsverhandlungen
Als vor sechs Jahren mit dem Aufbau des Reichsnährstandes begonnen wurde, ist immer wieder darauf hingewiesen worden, daß die vom Reichsbauernsiihrer R. Walther Darrä geführte nationalsozialistische Agrarpolitik nicht nur die blutsmätzigen und ernährungswirtschaftlichen Aufgaben des deutschen Bauerntums zu erfüllen suche, sondern darüber hinaus auch bewußt die Möglichkeit für eine fruchtbare Zusammenarbeit auf dem Gebiete der Außenhandelswirt- schaft schaffen wolle, die in der Vergangenheit zumeist nur auf Kosten der Landwirtschaft erfolgte. Schon mehrfach konnte in den letzten Jahren der Beweis erbracht werden, daß die nationalsozialistische Agrarpolitik, insbesondere aber die Marktordnung des Reichsnährstandes, ein sehr brauchbares Instrument unseres Außenhandels darstellt, wie sich bei den Wirtschaftsverhandlungen mit den Niederlanden, den skandinavischen Ländern und den Ostseestaaten, aber auch bereits in Südosteuropa gezeigt hat.
Die auf Grund der deutsch-rumänischen Wirtschaftsabkommens vom März dieses Jahres soeben von einer unter der Führung von Ministerialdirektor Dr. Moritz vom Reichsministerium für Ernährung und Landwirtschaft stehenden Delegation in Bukarest abgeschlossenen landwirtschaftlichen Vereinbarungen mit Rumänien bedeuten einen erheblichen Schritt weiter auf dem Wege zu fruchtbaren Wirtschaftsbeziehungen. Hier handelt es sich nicht mehr um einen einfachen Ausgleich, nämlich die Unterbringung irgendwelcher lleberschüsse oder die Deckung irgendwelcher Bedarfslücken von mehr oder weniger schwankendem Charakter. Bei diesen Verhandlungen hat sich der rumänische Vertragspartner entschlossen, von den von deutscher Seite angebotenen Abnahmegarantien für bestimmte Erzeugnisse Gebrauch zu machen und daraufhin bewußt die bisherige Struktur seiner Landwirtschaft zu ändern. Dies ist nicht geschehen aus irgendwelchen politischen Erwägungen heraus, sondern allein aus der Erkenntnis, daß die überwiegend einseitige Struktur der landwirtschaftlichen Betriebe Groß-Rumäniens eine gesunde ruhige Entwicklung nicht ermöglicht. Die Parxis von zwei Jahrzehnten hat gezeigt, daß die hierbei erzielten Erzeugnisse im Inland nicht benötigt werden, am Weltmarkt aber nur sehr unregelmäßig und oftmals zu völlig unbefriedigenden Preisen abzusetzen find.
Es ist vielleicht kein Zufall, daß gerade Rumänien einen solchen Versuch macht, das ja nach dem Weltkriege bei feiner in den verschiedenen neuen Landesteilen völlig verschieden entwickelten Wirtschaft besonders schwierige Aufgaben zu lösen hatte und hierbei die Erfahrung machen konnte, daß unter bestimmten Umständen auch vor strukturellen Aenderungen der Wirtschaft nicht zurückgeschreckt werden darf, wenn nur auf diese Weise eine stetige Entwicklung zu erzielen ist. Das Großdeutsche Reich ist bei einer solchen Maßnahme schon deshalb ein wertvoller Verhandlungspartner, weil seine eigene aufsteigende Wirtschaft zahlreiche dauernde Ergänzungsmöglichkeiten durch die rumänische Landwirtschaft bietet. Wichtig ist hierbei, daß keineswegs nur ein streng geteilter landwirtschaftlich-industrieller Austausch zu erfolgen hat, sondern daß die Beziehungen und Ergänzungsmöglichkeiten auch innerhalb der landwirtschaftlichen Sektoren beider Länder durchaus gegeben sind. Dies kam auch bei den landwirtschaftlichen Vereinbarungen zum Ausdruck.
Praktisch dürfte dieser Austausch innerhalb der beiden Landwirtschaften selbst vor allem auf dem Gebiet der Saatzucht und Tierzucht eine schnelle Verwirklichung finden. Die deutsche Landwirtschaft wird wertvolles Saatgut für bestimmte Erzeugnisse zur Verfügung stellen, die dann von der rumänischen Landwirtschaft für den deut
schen Verbrauch geliefert werden. Sie wird' ebenso Zuchtvieh liefern, damit die von der rumänischen Landwirtschaft beabsichtigten umfangreicheren Schlachtviehlieferungen der deutschen Geschmacksrichtung stärker entsprechen, als es im Augenblick der Fall ist. Bei der Durchführung dieser Einzelvereinbarungen werden die Dienststellen des Reichsnährstandes wichtigste Aufgaben zu erfüllen haben.
Das gilt auch für die M o l k e r e i wi r ts ch a f t, die nach den rumänischen Wünschen stärker bei der Ausfuhr nach dem Reich in Erscheinung treten soll. Hier wird Deutschland nicht nur die technische Ausrüstung, sondern auch die erforderlichen Fachkräfte stellen. Der Wille zur Anpassung an die deutsche Geschmacksrichtung besteht auch beim rumänischen Weinbau. Auch hier sollen die technischen Ausrüstungen für die Kellereien und genossenschaftliche Fachkräfte vom Reich gestellt, u. a. eine Musterkellerei geschaffen werden.
Von den übrigen Spezialkulturen dürfte vor allem der Eemüse-undObstbau Nutzen ziehen, da ja der deutsche Verbrauch nach dem Wunsche des Reichsernährungsministers und Reichsbauernführers Walther Darrö sowie des Reichsärzteführers Dr. Conti in stärkerem Umfang als bisher auf diese Erzeugnisse gelenkt werden soll.
Ein besonders erfolgreiches Gebiet der Zusammenarbeit dürfte schließlich beim Oelsaatenanbau zu finden sein. Da die rumänische Weizenpolitik eine Einschränkung der Anbaufläche plant, wird man die hier gebotene Ausweichmöglichkeit zum Oelsaatenanbau auf das stärkste begrüßen zumal hier bereits vergleichbare Zusammenarbeitsergebnisse beim Sojabohnenanbau vorliegen. Gedacht ist in erster Linie an die Ausdehnung des Anbaues von Leinsaat und Sonnenblumen. Daneben sollen aber die in Rumänien bereits erprobten Oelpflanzen Safnor und Perilla stärker verbreitet werden.
So erfassen die deutsch-rumänischen Landwirtschaftsver- einbarüngen alle Gebiete der Landwirtschaft, und zwar nicht nur in der Urerzeugung. sondern auch in der Be- und Verarbeitung. Nachhaltige Erfolge, die zum Teil vielleicht einer längeren Anlaufsrist bedürfen, wird man schon deshalb erwarten können, weil in den Verhandlungen sorgfältig die Lage beider Partner abgewogen wurde und weil insbesondere nicht nur die Einsuhrwünsche Deutschlands, sondern auch die allgemeinen Ausfuhrwünsche Rumäniens und nicht zuletzt der rumänische Inlandsbedarf, für den man sich ja gerade aus dem deutsch-rumänischen Vertrag eine Steigerung verspricht, Berücksichtigung fanden.
Dr. Kurt Hautzmann.
65 GrsMöLe m GZstzheutschen Reich
Nach den vom Statistischen Reichsamt veröffentlichten Ergebnissen der Volkszählung vom 17. Mai d. I. wurden im Reichsgebiet (ohne Protektorat) 61 Großstädte, das heißt Städte mit über 160 000 Einwohnern festgestellt. Einschließlich der vier Großstädte im Protektorat (Prag. Brünn, Mährisch-Ostrau und Pilsen) liegen im Gebiet des Eroßdeutschen Reiches 65 Großstädte.
lleber 500 000 Einwohner zählen zwölf Städte und zwar: Berlin 4 332 242, Wien 1918 462, Hamburg 1682 220, München 828 235, Köln 768 426, Leipzig 70 1 606, Essen 659 871, Dresden 625174, Breslau 615 006, Frankfurt a. M. 546 649, Düsseldorf 539 905, Dortmund 537 000.
Dann folgen der Größe nach Hannover, Stuttgart, Duisburg, Nürnberg, Wuppertal, Königsberg, Bremen, Chemnitz, Magdeburg, Eelsenkirchen, Bochum, Mannheim, Kiel, Stettin, Halle, Kassel, Graz, Braunschweig, Oberhausen. An 32. Stelle steht Karlsruhe mit 189 850 Einwohnern.
Leere Mohnkapseln rverLen angskanft
Es dürfte nicht allgemein bekannt sein, daß im Rahmen des Vierjahresplanes die deutsche chemische Industrie für leere Mohnkapseln gute Verwendung hat. Schon seit einigen Jahren werden die leeren Mohnkapseln ausgelauft — sofern dieke nicbt
durch dauernde Regensälle während der Reife und Ernte wie im Jahre 1938 bereits auf dem Halm unbrauchbar geworden sind — und anstelle eines seither vom Ausland eingeführten Rohstoffes zur Herstellung lebenswichtiger Arzneimittel verwendet. Für das Reich tritt hierdurch eine Devisenersparnis ein, und dem Mohn- anbauer bringt die Ablieferung der leeren Mohnkapseln einen zusätzlichen Verdienst. Die Württ. Warenzentrale landwirtschaftlicher Genossenschaften AG. Stuttgart und ihre Aufkaufstellen führen den Aufkauf der in Württemberg anfallenden Mohnkapseln durch. Teilgebiete, in denen der Anbau gering ist, fallen bei dieser Sammlung aus, da die Frachtkosten kleine Mengen zu sehr verteuern würden. Die MohnaiAauer wenden sich also rechtzeitig an die für sie zuständigen Aufkaufstellen der Württ. Warenzentrale landwirtschaftlicher Genossenschaften AE. Der Mohnanbauer erhält, wenn es sich um einwandfreie, trockene Mohnkapseln handelt, eine Vergütung von 4 RM. für 100 Kilogramm. Dunkle bis schwarze Kapseln oder Mohnkapseln, bei denen bereits Schimmelbildung auftritt, sind verdorben und wertlos. Die leeren Mohnkapseln sollen im allgemeinen im September, spätestens Oktober abgeliefert werden. Der äußerste Termin ist der 15. November.
Aus dem Gerichtsst al
Schmarotzer an der öffentlichen Wohlfahrt
Stuttgart, 28. Juli. Schon zum drittenmal stand der 33jährigs ledige Karl Weil aus Stuttgart-Berg wegen betrügerischer Inanspruchnahme von Unterkunft und Verpflegung in Krankenhäusern vor Gericht. Weik ist magenleidend und geht schon seit sechs Jahren keiner geordneten Arbeit mehr nach. Der sorgen- und kostenlose Aufenthalt im Krankenhaus ist ihm, nachdem er auf reellem Wege wiederholt der öffentlichen Fürsorge teilhaftig geworden war, so sehr zum Bedürfnis geworden, daß er sich zu einem fast gewohnheitsmäßigen Krankenhaus- und Heilbehandlungsschwindler entwickelt hat. Nach Verbüßung einer Gefängnisstrafe von einem Jahr wegen Betrugs war der Angeklagte im März d. I. durch das Arbeitsamt zur Dienstleistung als Bauhilfsarbeiter bei einer Firma auf die Dauer von sechs Monaten verpflichtet worden. Dort lief er aber schon am ersten Tage weg. In der Folge suchte er der Reihe nach drei Krankenhäuser in Stuttgart und zwei weitere in Waiblingen und Marbach heim, wo er sich unter vorgetäuschten Gebrechen und unter dem erlogenen Vorbringen, er stehe in Arbeit und sei Mitglied der Allgemeinen Ortskrankenkaffe Stuttgart, insgesamt 27 Tage frei verpflegen ließ. Den Anstalten bezw. dem Wohlfahrtsamt Stuttgart entstand dadurch ein Schaden von insgesamt über 160 RM. Das Schöffengericht Stuttgart verurteilte den bereits zwölfmal vorbestraften und auf der Trinkerliste stehenden Angeklagten unter nochmaliger Zubilligung mildernder Umstände zu der Gesamtstrafe von zwei Jahren Gefängnis.
Todesurteil aufgehoben
Paderborn» 28. Juli. In einem Wiederaufnahmeverfahren gegen den 1921 zum Tode verurteilten Anton Lange verkündete der Vorsitzende des Paderborner Schwurgerichtes, Landgerichtsdirektor Koch, folgendes Urteil: Das Urteil des Schwurgerichtes vom 4. Juni 1921 wird aufgehoben. Der Angeklagte wird aus Kosten der Reichskaffe freigesprochen. In der Begründung führte der Vorsitzende alle Momente an, die das Schwurgericht bewogen haben, folgendes festzustellen: Hermann Lange ist erschossen worden von seiner eigenen Frau. Sie beging die Tat in großer seelischer Erregung und ohne Ueberlegung. Der Angeklagte ist an der Tat nicht beteiligt gewesen, ebenso hat sich auch der Vater an der Ausführung der Tat nicht beteiligt. Jedoch trägt, wenn auch der Angeklagte wegen erwiesener Unschuld freigesprochen werden mutzte, sowohl der Angeklagte wie auch sein Vater einen erheblichen Teil moralischer Schuld an dem Totschlag der Frau, weil beide durch ihr blutschänderisches Verhältnis zu dieser Tat den Boden mit vorbereiten halfen, auf dem sie gewachsen ist. Weiter stellte der Vorsitzende fest, datz cs bei der heutigen Zusammensetzung des Schwurgerichtes wahrscheinlich niemals zu dem ersten Urteil gekommen wäre — die Geschworenen habe» 1921 ohne Hinzuziehung und in Abwesenheit der Verufsrichter über die Schuld des Angeklagten entschieden.
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Ich gebe Ihnen aller- nächstens Bescheid, ob ich von Ihnen genaue Angaben brauche, erst lassen Sie mich die Sache gründlich überlegen. — Aber eins noch: Herr von Rögg arbeitet doch auch mit Ihnen. Wie stellt sich sein Konto?"
„Ohne auch hier auf Details einzugehen: seine wirtschaftliche Lage ist die denkbar beste."
„So, das genügt mir vorläufw. Ich habe Sie aufgehalten, Herr Direktor, meiner Neugier wegen kommen Sie zu spät zum Mittagessen. Aber die Wichtigkeit, die ich diesem neuen Umstand im Fall Facius beimefse, entschuldigt mich vielleicht in Ihren Augen..."
Overbeck verabschiedete sich, aber wie er im Vorraum steht, wendet er sich plötzlich an den Mann in der betreßten Livree, der am Eingang steht und schon darauf wartet, hinter ihm als dem letzten Besucher die Tür abzuschließen.
„Sagen Sie dem Herrn Direktor, daß ich ihn nochmals sprechen muß, es ist nur für eine einzige Minute."
Der Diener geht ab.
„Na, was wollen Sie noch wissen, Herr Kommissar? Gut, daß Sie gleich umdrehten, sonst wäre ich schon weggewesen..."
„Kann ich mal die Vollmacht sehen, die Fräulein von Facius ihrem Bruder erteilt hat? Sie befindet sich doch in Ihren Unterlagen..."
„Natürlich! Augenblick nur, ich lasse sie holen."
Es dauert keine Minute, bis Overbeck die Urkunde in Händen hält. Er studiert sie sorgsam.
„Na, was haben Sie denn an ihr auszusetzen? Es ist * doch alles in Ordnung... Unterschrift, Stempelmarke!"
„Sieht auf den ersten Blick so aus. Ich möchte Sie l itten, mir diese Urkunde anzuvertrauen, ich benötige >ie vorerst nur kurze Zeit..."
„Wenn es sein muß... gern gebe ich solche Unterlagen nicht heraus..."
„Sie geben die Urkunde ja in die Hände der Polizei, das enthebt Sie aller Bedenken!"
„Nehmen Sie sie nur mit! Und jetzt kann ich wohl meinen Hunger stillen?"
Overbeck verarbeitet im Geiste, was er heute Neues gehört hat.
Baron Facius hat ungeheure Summen für sich verbraucht. Wohin wanderte dieses Geld? Ein Teil floß wohl Lizzy zu. Aber niemals konnte der Baron für eine Freundin so große Beträge ausgeben, wie der Kommissar das nach des Bankdirektors Angaben annehmen muß.
Er bedauert jetzt, daß er sich von diesem keine präzisen Zahlen nennen ließ, er wird sie schnellstens anfordern müssen. Aber einige Tage wird die Bank wohl brauchen, bis das Material beisammen ist. Ob ihm Gina von Facius mehr sagen kann? Er will sie sowieso wegen der Vollmachtsurkunde fragen. Sie ist ja heute in der Stadt. Möglich» daß er sie im Stadtkeller erreicht.
Eine Kraftdroschke bringt ihn dorthin.«
Er hat Glück, er trifft Gina an, sie hat im Stadtkeller gegessen und ist gerade beim Nachtisch.
„Darf ich Platz nehmen?" fragt Overbeck nach kurzer Begrüßung.
„Bitte! Ich sehe Ihnen an, daß Sie mir Wichtiges sagen wollen."
„Nicht sagen, sondern fragen!"
„Dann fragen Siel"
„Es handelt sich, darüber werden Sie überrascht sein, um jene Dinge, die Sie heute auf die Bank führten, und um einige andere noch dazu..."
„Ich verstehe Sie nicht..."
„Kann ich mir denken. Aber ich verfolge jetzt eine neue Spur, vielleicht führt sie uns auf den Grund des Geheimnisses um die verhängnisvolle Feindschaft..."
„Oh... wenn ich Ihnen da helfen könnte!"
„Das können Sie, indem Sie mir Auskunft geben. Ich muß genau wissen, wie es sich mit den Abhebungen verhält, die Ihr Bruder in der letzten Zeit von seinem Konto vornahm."
„Da kann ich Ihnen kaum viel sagen..."
„Das wird sich ja zeigen. Genaue Zahlen wird mir die Bank geben können, sagen Sie mir jedoch, was Sie wissen, beginnen Sie damit, daß Sie mir über Ihren heutigen Besuch auf der Bank genau berichten."
„Gut, das sollen Sie wissen?
Gina erzählt dem aufmerksam lauschenden Kommissar den Verlauf ihrer Unterredung mit dem Direktor. Plötzlich aber unterbricht er sie.
„Brauereiaktien für mehr als zweimalhunderttausend Mark... hm, davon wußte der Direktor nichts! Ko
misch! Sollten Sie nur aus Mitteln Ihres Bruders angekauft werden? Oder sollten auch Teile Ihres Vermögens dazu dienen?"
„Wie soll ich das auffassen? Mein Vermögen war ja zum allergrößten Teil schon in guten Papieren angelegt, nur die Zinsen ließ ich mir auf mein Konto gut- schreiben."
„Aber Sie erteilten doch Ihrem Bruder Vollmacht!"
„Vollmacht? Ich weiß nichts von einer solchen... wie kommen Sie zu dieser Annahme?"
Overbeck kramt in seiner Brieftasche.
„Hier ist die Vollmacht!"
Voller Spannung greift Gina nach dem Papier.
„Diese Vollmacht mit meinem Nq^en... Herr Kommissar, ich sehe sie jetzt zum erstenmal... diese Vollmacht... mein Bruder hätte sie gehabt...?"
„Ja, und hat sie bei der Bank abgegeben..."
„Unglaublich... Adalbert hat doch immer gesagt, daß mein Vermögen auf keinen Fall angerissen werden dürfe!"
„Dann steht dazu in Widerspruch, daß er auf Grund dieser Vollmacht, die also, Ihrer Bestürzung nach zu urteilen, gefälscht sein muß, den größten' Teil der Ihnen gehörigen Aktien verkaufen, den Erlös auf ein auf seinen Namen lautendes Konto gutschreiben und ihn sich dann auszahlen ließ ..."
„Mein Gott!" stöhnt Gina und wird blaß. „Mein Bruder... er hätte das getan! Ich... ich kann das nicht fassen ... woher wissen Sie es?"
„Ich komme von der Bank, hatte eine Unterredung mit dem Direktor, er händigte mir diese Vollmacht aus... diese Vollmacht, die Sie nicht unterschrieben haben, von der Sie bis jetzt nichts wußten..."
„Und das Geld... das hat er alles für sich verwendet?"
„Ihr Geld! Und so gut wie alles, was Sie für sein Vermögen hielten, oder was aus dem Gut einkam."
„Du lieber Gott, das ist ja schrecklich! Unbegreiflich ist mir das, soviel Geld brauchte er... wofür nur? Ach, Herr Kommissar, jetzt sehen wir klar! Wegen dieser wahnsinnigen Ausgaben muß Heinold ihn zur Verantwortung gezogen haben, es kann nicht anders sein, daher die Feindschaft, daher Adalberts plötzliche Abneigung gegen Heinold!"
„Die Feindschaft ließe sich so erklären, nicht aber der Mord! überlegen Sie doch: wenn hier einer Grund hatte, den anderen zum Schweigen zu bringen, dann war es nicht Herr von Rögg!"
Gina läßt die Hände müde in den Schoß gleiten.
(SorijeiMg felgt.)