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Samstag, den 29. Juli 1939

Nagold«» Tagblatt »Der Gesellschafter"

Kleine Lebensweisheiten

Von Artur Brausewetter

Liebe beruht in ihrem letzten Grunde auf dem Bewußt­sein unbedingter gegenseitiger Zuverlässigkeit.

*

Niemand liebt so viel, daß er nicht viel mehr lieben könnte.

Niemand lebt, der nur einen Menschen in sich trägt. Jeder ist in sich eine Zweiheit. Und nur die Art, wie die beiden Menschen in ihm sich begegnen und auslösen, macht

die Einheitlichkeit seines Wesens aus.

*

In vielen Ehen gibt es einen, der wirbt, und einen, der umworben wird. Sorge beizeiten dafür, daß du nicht nur der Werbende bist!

Die Kunst, eine Gesellschaft zu geben, besteht darin, Men­schen zusammenzustimmen wie die Töne eines Instruments.

*

Die nicht abgesandten Briefe find oft die klügsten, die wir geschrieben haben.

Man kann einen Menschen lieben, ohne ihn zu verstehen. Aber man kann auch einen Menschen verstehen, ohne ihn zu lieben.

Buntes Allerlei

^ Das Geheimnis des »süßen Blutes"

Wer im Sommer viel von Mücken und anderen boshaften In­sekten heimgesucht wird, der kommt leicht in den Verdacht, süßes Blut zu besitzen. Es heißt so, und viele Leute glauben auch daran. Mit dem süßen Blut ist es aber nicht anders als mit dem blauen: es gibt weder das eine noch das andere. Vielmehr werden die Mücken, die wie alle Insekten empfindlich gegen Geruch sind, von dem Körpergeruch eines Menschen mehr angezo­gen als von dem eines anderen. So ist es ja bekannt, daß sie starke Raucher überhaupt meiden, nicht weil diese bitteres Blut hätten, sondern weil ihrem Aeußeren immer etwas Rauch an­haftet. llebrigens:Wen es juckt, der kratze nicht." Zwar ist es ein natürlicher Abwehrvorgang des menschlichen Empfindens, nach einem Mückenstich zu kratzen, weil dadurch möglichst viel Blut an die verletzte Stelle herangerieben und das Insekten­gift weggeschwemmt wird. Leider aber sind die Hände, die da Ducken, nicht immer zuverlässig sauber. Will man also größere (Entzündungen vermeiden, dann ist es immer noch.besser, an­dere Mittel anzulvenden. Zucker zum Beispiel, ängefeuchtet und Aber der gestochenen Stelle ordentlich verrieben, ist ein sehr -gutes Mittel. Durch den Reiz der Zuckerlösung lasten die Blut­gefäße in der Haut den giftigen Jnsektenspeichel schneller durch- Weßeir. Die Schmerzlinderung tritt dann bald ein. Dieses Mit­tel ist ungefährlich, da sich niemand dadurch eine Entzündung Abziehen kann, es ist einfach und billig, wie jedes echte Hsus- Mittel sein soll.

Athlet trägt 145V Kilo

Ein baumlanger Schwede, der über die Kräfte eines Herkules verfügt, schloß mit seinen Freunden eine Wette ab, daß er zehn Mann auf seinen Schultern tragen würde. Er begab sich zur Feuerwache in Stockholm und lud zehn Männer ein, auf seinen Rücken zu steigen. Als Plattform diente ein solider Tisch, den die zehn Feuerwehrmänner bestiegen. Der Athlet Nils Nilsson wankte nicht. Er trug den Tisch mit den zehn Männern einmal über den Hof der Feuerwehrkaserne und setzte dann seine Last

sicher wieder aus den Erdboden. Das war aber erst der Auftakt zu seiner Glanzleistung. Er meinte, zehn Männer könne jeder Schwächling auf seinen Schultern tragen. Er wollte es mit 15 aufnehmen. In voller Ausrüstung bestiegen 15 Feuerwehrmän­ner den Tisch, den Nils Nilsson auf seinen Schultern trug. Die Gesamtlast belief sich auf 1450 Kilo. Einen Spaziergang konnte er allerdings mit dieser Belastung nicht mehr machen. Aber zwei Minuten lang schwebte der Tisch auf seinen gewaltigen '^xbultern.

Dteve als Polizisten

Londoner Diebe spielten kürzlich der Polizei einen raffinierten Streich. Bei verschiedenen Abendgesellschaften waren Mäntel, Pelze und Hüte verloren gegangen. So peinlich es war, man mußte einsehen, daß sich in der »guten Gesellschaft" unehrliche Leute befanden. Die Polizei hatte einen klugen Einfall. Bei einer der nächsten großen Abendgesellschaften wurden außer den regulären Gästen auch hundert Polizisten geladen. Sie waren in Zivil. Am nächsten Tag stellte sich heraus, daß noch mehr Mäntel, Pelze und Wertgegenstände gestohlen waren als bei den vorhergehenden Empfängen. Man war ratlos. Dann stellte sich heraus, daß die Diebe von der Taktik der Polizei erfahren hatten und in der Maske von beamteten Polizisten in der Garderobe herumgeschlichen waren, ohne daß sie von ihren »Kollegen" ge­stört wurden.

Die Sonne bricht durch

Erzählung von Fried! M arggraf

Seit wenigen Tagen erst fliegt Hein Leutemayer eine dreimotorige Ju, einenBlechesel", wie die Kameraden die Maschine ihrer grauen Farbe wegen im Scherz zu nennen pflegen. Und Hein ist mächtig stolz auf seine schwere Ma­schine. Sie ist zwar nicht ganz so leicht zu fliegen wie seine alte Klemm, auch ein wenig langsamer als Heinkel-Blitz, an die er sich so besonders gern gewöhnt hatte, dafür aber zuverlässig wie kaum eine andere. Ein Glück bei diesem nebelgrauen, böigen Wetter! Noch dazu ist der Kopf des jungen Fliegers nicht so klar und sein Fühlen nicht so un­belastet wie sonst-sein kleines Söhnchen liegt seit

Tagen an einer gefährlichen Kinderkrankheit hoffnungslos darnieder und just in diesen Stunden wird vom Arzt eine entscheidende Wendung erwartet. Ob zum Guten oder Schlimmen, wer vermag es zu ahnen? Dem jungen Piloten jedenfalls ist elend zumute, wie er nun in seine Maschine klettert und er bereut beinahe, das Anerbieten eines Ka­meraden zurückgewiesen zu haben, der ihn bei diesem Flug vertreten wollte. Aber der andere hat schon einen strengen Dienst hinter sich und Hein Leutemeyer ist ja nicht nur für das Wohl seiner Maschine, sondern auch für das seiner Fluggäste verantwortlich. Des schlechten Wetters wegen sind es ihrer weniger als sonst: ein paar Geschäftsmänner, luft­erprobte Leute, die auch Blitz und Hagelschlag nicht aus ihren Börsengesprächen zu. reißen vermöchte, eine alte Dame, die mit sichtlichem Unbehagen sich dem startbereitenBlech­esel" anvertraut, und in ihrer Begleitung ein junges Mäd­chen, das einen traurigen, abschiednehmenden Blick über i den vom Regen verschleierten, vom Wind gepeitschten Platz ! schickt.

!Das fängt ja gut an!" denkt Hein Leutemeyer, als er ! beim Start, gleich über dem Boden, schon kleine Schwierig- i ketten hat. Aber dieser Widerstand weckt auch sein ganzes Pflichtbewußtsein, und er reißt sich nun ernstlich zusammen, bereit, alles Persönliche weit dahinten zu lassen. Und das > ist gut so. Denn dieser Flug, bei dem ihm häufig nichts anderes übrig bleibt, als die tiefhängsnde Nebeldecke zu durchstoßen und blind zu fliegen, erfordert den ganzen Mann.

Nebel ist bei der Fliegerei in jedem Falle unbeliebt. An diesem Tage aber haßt Hein Leutemeyer die grauen Schwa­den geradezu als den Inbegriff des Bösen, das sein Leben verderben möchte. Und das hat einen besonderen Grund: Wenn er die vorgeschriebene Flugstrecke nach Kompaßkurs einhält, so überfliegt er zuletzt sein eigenes Haus, das sich draußen am Stadtrand behaglich ins Grüne duckt. Und da hat ihm nun seine junge Frau versprochen, ein Zeichen zu geben, wenn bis dahin die Würfel gefallen sind, denn es mag immerhin Abend, vielleicht sogar ein neuer Morgen bis zu seiner Rückkunft werden, da Hein die Maschine auch wie- oer zurucrfttegen mutz. Wie war das gleich? Ein großes rotes Tuch wollte Ilse auf den Rasen breiten, wenn ihr Söhnchen gerettet war, und ein weißes, ja, ein weißes, wenn-

Regen peitscht in Stößen gegen die Fenster der Kabine, die einzelnen Tropfen rinnen wie große Tränen am Glas herab.

Die schwere Ju fliegt heute keine gute Zeit; trotz aller Hilfsmeldungen von der Erde wird sie wohl etwas verspätet eintreffen. Dem Piloten aber erscheint es, als rase sie mit ungeheurer Geschwindigkeit dem Ziel entgegen. Und er, dessen Herz das Gefühl der Angst nicht kennengelernt hat im Kampf mit den Elementen, erbebt bei dem Gedanken an ein Stück weißes Tuch.

Mit dunklem Brummen zieht die Maschine über ein Fluß­tal weg, in dem noch immer die Bodennebel brauen, so daß, von oben her betrachtet, die ganze sonst so strahlend schöne Welt in ein großes Laken gehüllt erscheint. Jetzt überquert sie eine Hügelkette und einen stundenweiten Forst. Plötzlich fängt der Nebel im Tal zu brodeln an, als rühre eines Riesen Hand sich die Mittagssuppe zusammen. Der Regen hat aufgehört und bald trocknet der Wind auch die letzten Tropfen vom Fensterglas. Er lüftet den Nebelschleier, scheint ihn eine Weile unschlüssig hier- und dorthin zu zer­ren, faßt ihn plötzlich und zerreißt ihn in ausbrechender Un­geduld in tausend Fetzen.

Im selben Augenblick stoßen ein paar Sonnenstrahlen wie goldene Speere durch das graue Ewölk und siehe die ganze Landschaft erscheint vom Licht verwandelt wie durch die Berührung mit einem Zauberstab. Man nähert sich dem Ziel. Das Herz des jungen Vaters schlägt einen rasen­den Wirbel. Er geht vorsichtig etwas tiefer. Auf 500, auf 300 Meter. Dann stoppt sein Gewissen unerbittlich ab. Wenn ihm nun durch eine heimtückische die Maschine plötzlich

abrutscht--? Aber nein, der Wind kuscht sich wie ein

braver Hund. Und jetzt das Helle Band der Landstraße, von steifen Pappeln gesäumt und da!! Wie ein Traum­bild erscheint und versinkt das leicht erkennbare Walmdach des eigenen Hauses. Ein, zwei Sekunden nur und doch lange genug, daß Hein Leutemeyer deutlich das große rote Tuch erkennen kann, das über den Rasenplatz gebreitet liegt wie ein leuchtendes Symbol sieghaften Lebens!

In der Kabine der Fluggäste macht sich bereits jene leichte Unruhe geltend, die jeden Reisenden kurz vor der Ankunft befällt. Einer der Kausleute verbessert noch schnell zum endgültiq letztenmal den Wortlaut eines Vertraqes. durch Len er nicht wenig zu gewinnen hofft. Die alte Dame tastet mit einem Seufzer der Erleichterung nach ihren Sieben­sachen. Nur das junge Mädchen sitzt mit einem Ausdruck neuer Hoffnung in den Augen, die schmalen Hände wie zu einem Dankgebet im Schoß gefaltet, ganz still auf seinen, Platz, neigt sich ein wenig zum Fenster und sagt mit einem kleinen Lächeln vor sich hin:Wie schön die Sonne bricht durch!"

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