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Nr. 173
Donnerstag, äen 27. Juli 1939
113. Jahrgang
London gibIPolen keine wetterenGeldermehr
London, 26. Juli. Die Londoner Blätter befassen sich mit der Unterhauserklärung Simons über die englisch-polnischen Kre- ditvcrhandlungen und stellen einmütig fest, daß Polen, nachdem England sich zu einer Rüstungsanleihe von 5 Mill. und Frankreich sich zu einem Zuschuß von 3,5 Mill. Pfund bereiterklärt hätten, keine weiteren Gelder mehr von England bekommen werde. Die Blätter erklären, es hätten noch einmal Verhandlungen über die polnische Forderung stattgefunden, die von England bewilligte Fünfmillionenanleihe in Gold auszuzahlen, i Von den britischen Vertretern sei dies aber endgültig abgelehnt ! worden. Der diplomatische Korrespondent des „Daily Tele- ^ graph" meldet, Polen werde zumindest für den Augenblick die ! Varanleihe nicht bekommen. Der diplomatische Korrespondent i des „Daily Herald" schreibt von einem Zusammenbruch ! der Verhandlungen und erklärt, Oberst Koc werde London verlassen, es sei denn, daß sich das britische Schatzamt in letzter Minute noch eines Besseren besinne.
Wie enttäuscht die Polen sein müssen, geht aus einer Warschauer Reutermeldung hervor, in der es heißt, in amtlichen polnischen Kreisen habe man sich geweigert, zu der llnterhaus- rede Sir John Simons Stellung zu nehmen. Nichtamtliche Kreise hingegen hätten offen ihre Enttäuschung gezeigt. Ein bekannter Industrieller habe erklärt, er könne an das Ergebnis überhaupt noch nicht glauben, denn er habe mit einer Summe von 20 Mkll. Pfund gerechnet. Ein anderer Geschäftsmann erklärte Reuter gegenüber, „das ist für uns Polen ein schwerer Schlag". „Daily Expreß" ist der Meinung, daß England, um die „Garantie" am Leben zu erhalten, auch noch weitere Dienste werde leisten müssen. Man könne sicher sein, daß die Zeit kommen werde, wo die Polen ihrerseits auch noch mehr verlangen werden.
Koc aus England abgereist
London» 26. Juli. Oberst Koc, der Leiter der polnischen Fi- «anzdelegation. die in London die Verhandlungen über die Ein- kreisungsanleihe geführt hat, ist Mittwoch von London nach Warschau abgereist. Vekantlich haben die Verhandlungen bisher nur zu einem Teilergebnis geführt, da Polen bekanntlich nur britische Exportgarantien, aber keine Anleihe erhalten hat.
Ha! General Ironside za offen über Polen berWsi?
Warschau, 26. Juli. Der Mißerfolg der polnischen Anleiheoerhandlungen in London, der am Dienstag im englischen Unterhaus noch besonders unterstrichen wurde, hat in Warschau große Bestürzung ausgelöst, erwartete man doch ursprünglich eine Anleihe von mindestens vierzig Millionen, davon die Hälfte in bar. Die Auskünfte Sir John Simons aus die Anfragen über den Stand der Anleiheverhandlungen veröffentlicht die polnische Presse in einer möglichst unauffälligen Aufmachung. „Expreß Porannyi" stellt dabei kleinlaut fest, daß Sir John Simon die Aufforderung des Abgeordneten Dalton,
energische Schritte zu unternehmen, damit die Verhandlungen nicht verschleppt würden, unbeantwortet gelassen habe. In diplomatischen Kreisen Warschaus vermutet man, daß der Mißerfolg der Anleiheocrhandlunge« in einem Zusammenhang mit dem Eindruck ständen, den General Jronside bei seinem kürz- lichen Besuch in Polen von der polnischen Wehrmacht empfangen habe.
In einem Londoner Bericht des .Figaro" heißt es, Londoner Vörsenkreise seien der Ansicht, daß der Abschluß eines englisch-polnischen Finanzabkommens auf ein unbestimmtes Datum verschoben worden sei. Die polnische Regierung habe gewünscht, daß man ihr einen Eoldkredit gewähre. Dadurch wäre die Golddeckung der polnischen Nationalbank verstärkt worden, und die Polen hätten den Notenumlauf erhöhen und seine finanziellen Schwierigkeiten mit der Notenpresse bekämpfen können. Die britischen und die französischen Unterhändler wollten Polen jedoch nur Kredite in Pfunden und Franken zuerkennen, mit denen sich Polen allerdings keine Erhöhung des Notenumlaufs erlauben könne.
Geistesverwirrung und Größenwahn
Polnisches Blatt träumt von siegreichem Einmarsch in deutsche Städte
Kattowitz, 26. Juli. Geistesverwirrung und Größenwahn regieren in Polen nach wie vor die Stunde. Mit erschreckender Deutlichkeit kommt dies in einem Artikel der „Polonia" zum Ausdruck, der sich mit dem Thema befaßt „Üm was werden wir kämpfen?"
Für das polnische Blatt steht zunächst unumstößlich fest, daß ein Krieg unvermeidlich sei, ein Krieg, den es „Weltkrieg Nr. 2" nennt und an anderer Stelle sogar „Heiligen Krieg" bezeichnen möchte (!). Daß in dem größenwahnsinnigen Erguß immer wieder Schlagworte wie „Brüderlichkeit" imd „Menschlichkeit" auftauchen, kann nicht wundernehmen.
Der Zeitpunkt würde kommen, so überschreit sich schließlich das Blatt des Vandenfiihrer Korfanty, wo die „siegreichen" Heere der Verbündeten unter dem alten polnischen Losungswort „Für unsere und euere Freiheit" in die deutsche« Städte cka- marschieren würden.
Abgesehen von den großspurigen Phrase« über die polnischen „Kriegsziele" und den vorweggenommenen „Sieg" zeigen die Ausrottungsversuche in den ehemals zu Deutschland gehörenden Gebieten gegenüber den bodenständigen Volksdeutschen, wobei selbst vor wehrlosen Kindern nicht haltgemacht wird, sowie der maßlose Terror in den deutschen Bauernkolonien Wolhyniens und ganz Ostpolens die „menschliche Seite" des Charakters der polnischen Schreier. Heber Begriffe wie Freiheit usw. sollten die Polen als die bezahlten Trabanten der Einkreisungsfront besser überhaupt nicht mehr sprechen.
„Englands Kriegsvläne"
Wa.sil,au, 26. Juli, lieber „Englands Kriegspläne" veröffentlicht der „Expreß Porannyi" Erklärungen eines früheren englischen Ministers und Mitgliedes des Unterhauses, dessen Name nicht genannt wird. Nach der Charakteristik, die dieses Blatt von diesem Engländer gibt und nach dem Inhalt seiner Ausführungen ist anzunehmen, daß es sich um den früheren Marineminister Duff Cooper handelt. Er ist einer der berüchtigten englischen Kriegshetzer und erklärte bekanntlich „als Protest gegen München" seinen Rücktritt. Schon damals bedauerte er, daß Europa nicht in einen neuen Krieg gestürzt wurde. Dieser Dunkelmann versucht selbstverständlich, jetzt den Größen Wahnsinn der Polen weiter auszuputschen, um diesmal den „Weltkrieg Nr. 2" zu starten.
Dieser englische Politiker erklärte dem „Expreß Porannyi". daß im Falle „eines deutschen Angriffes auf Danzig" Englands Luftwaffe sofort handeln werde. Ohr erstes Ziel würde das Ruhrgcbiet sein. Während der Engländer hier schon das Ruhrgebiet sogleich „vernichtet" steht, bekommt er dann doch anscheinend Angst vor der deutschen Verteidigungsstürke und erklärt weiter, daß die englischen Flugzeuge, die Polen zu Hilfe geschickt würden, über das Mittelmeer, die Dardanellen und Rumänien nach Polen gelangen würden.
Gleichzeitig würde die englische Marine mit der „Blockade gegen Deutschland" beginnen. Diese englische Blockade würde sich „auch auf die neutralen Staaten erstrecken", damit Deutschland nicht mit ihrer Vermittlung seinen Ueberseehandel führen könne. Die neutralen Staaten würden dann nur so viel Waren aus dem Ausland importieren dürfen, wie jetzt in Friedenszeiten. Diese rücksichtslose Knebelung auch der neutralen Staaten, die dieser englische Politiker ankündigt, illustriert die verlogene Haltung Englands, das sich zum ungebetenen „Beschützer" dieser kleineren Staaten auswirft.
Nachdem der englische Sprecher so „die Heldentaten" Englands charakterisiert hat, fährt er folgendermaßen fort: Englands schwächster Punkt bilde der S u ez - K a n a l, die arabische Halbinsel und die Türkei. In diesem Gebiet hätten die Italiener eine starke Armee versammelt. Die Türkei mülle den Sckmk des
Suez-Kanals übernehmen. Während so der Türkei ihre Rolle zugeteilt wird, die neutralen Staaten von der britischen Flotte theoretisch in englische Etappenstationen „verwandelt" worden sind, das Ruhrgebiet in der Phantasie „vernichtet" ist, wird den Rumänen Angst gemacht. „Der verlockendste Brocken" für Deutschland seien die Erdölgebiete Rumäniens. Deutschland würde im Augenblick einer Krise von den Rumänen Erdöl anfordern, das sie mit „entwerteter Mark" bezahlen würden. Wenn Rumänien Schwierigkeiten machen sollte, so würden „sofort" die deutschen Truppen in Rumänien einmarschieren. Dann aber „würde die englische Flotte spreche«", die über die Dardanellen ins Schwarze Meer gelangt sei.
Der Weltkrieg Nr. 2 ist also auf dem Papier bereits gewonnen. Die britische Flotte wird sicher auf der Donau zumindest bis nach Wien dampfen und den Stephansdom zusammenschieben. So kindisch dieses Geschwätz auch ist, so gefährlich ist es doch — denn es wurde von einem Mann, der vor kurzem noch englischer Minister war, zu einem Polen gesagt. Die Polen aber haben schon längst jedes Ilnterscheidungsvermögen für Phantasie «nd Wirklichkeit verloren. Daher stellen diese Aeußerungen einen direkten verbrecherischen Anschlag gegen den Frieden Europas dar.
Wenn dieser englische Politiker dann zum Schluß bemerkt, daß es nicht zu erwarten sei, daß die Deutschen gleich zu Beginn eines Krieges London angreifen würden, da Deutschland sich in der Hoffnung wiegen werde, daß England sich nicht in die Auseinandersetzungen einmischen wird, so ist dies ein ebenso törichtes Geschwätz wie der vorhergehende „Feldzugsplan".
Leute vom Schlage eines Duff Looper haben gründlich dafür gesorgt, daß Deutschland sich in keinerlei „Hoffnungen mehr wiegt". Wie schrieb doch der ehrbare Blockadeseemann King- Hall: Nach einem neuen Weltkrieg würde Deutschland einen Friedensvertrag aufgezwungen erhalten, gegen den der von Versailles ein Kinderspiel gewesen sei. Wir freuen uns über dieses Eingeständnis, und auch die Kriegsphantasien eines Duff Looper werden hier nur niedriger gehängt: Zur besseren Kenntnis des deutschen Volkes und der Oeffentlichkeit der neutralen Staaten über das wahre Gesicht der englischen „Friedensfront".
Propaganda auf Holzwegen
Englands primitives Spiel durchschaut
Jedermann in Deutschland weiß, daß parallel zur en^ lischen Einkreisungsaktion ein Propagandafeldzug läuft, der sich die Einschüchterung und Aufspaltung des deutschen urü» italienischen Volkes zum Ziel gesetzt hat. Diese Propaganda bedient sich der verschiedenartigsten Mittel: der BriefsAei- berei, der Rundfunknachrichten, der Presselügen und Färbung aller politischen Nachrichten. G^ade im gegenwärtigen Zeitpunkt fällt es nicht schwer, die primitiven Methoden aufzuzeigen, deren sich die „Generäle" dieses Propagandafeldzuges in Großbritannien bedienen. Am offensichtlichsten wird das Verfahren beispielsweise in der Haltung der demokratischen Presse zur Niederlage Englands im Fernen Osten. Jedermann weiß, daß Großbritannien einen Rückzieher gemacht, daß es eine ernste und schwere Niederlage eingesteckt hat. Allein weit entfernt davon, diese Unvermeidlichkeit mehr oder weniger stillschweigend einzustecken, versuchen die Propagandisten in London und Paris ihren eigenen Völkern, vor allem aber den Deutschen und Italienern weißzumachen, es handle sich um einen meisterhaften taktischen Schachzug, durch den die deutsche und italienische Regierung mattgesetzt werden. Vor den deutschen Lesern und Rundfunkhörern suchten sie den Eindruck zu erwecken, als ob England und Japan aus dem besten Wege wären, Freunde zu werden. Französische Zeitungen verstiegen sich sogar zu der Behauptung, Japans wirkliches Ziel sei ein Bündnis mit den Vereinigten Staaten im Stillen Ozean und ein Bündnis mit Großbritannien im Indische» Ozean. Das Dreieck Berlin—Rom—Tokio, das in dieses Konzept nicht paßte, ließen jene eilfertigen Deuter der Weltpolitik stillschweigend unter den Tisch fallen. Wenn man schon schwindelt oder sich selbst etwas Vormacht, dann muß man gut schwindeln. Wenn aber schon am nächsten Tage die Vorbereitungen einer Blockade gegen die Fremdenkonzession von Kanton oder Meldungen über die unveränderte Lage in Tientsin, dazu der Entrüstungssturm in England und das berechtigte japanische Mißtrauen das ganze Gerede von einer Freundschaft Tokio—London Lügen strafen, dann kann man den Verfassern solcher politischen Märchen und ihren Hintermännern nur zurusen: Ihr befindet euch auf dem Holzwege!
Mit gleicher primitiver Unverfrorenheit versuchen die Propagandisten Englands die Schwächen im englischen Verteidigungssystem zu beschönigen und die Stärke über Gebühr herauszustreichen. Diese Haltung wurde besonders deutlich, als London mit den Reklameflügen englischer Bomber begann. Hinter ihnen verbarg sich die krampfhafte Absicht, um jeden Preis Eindruck zu machen und die Völker Europas von der gewaltigen Stärke und Einsatzbereitschaft Englands zu überzeugen. Der dritte Reklameflug führte sogar an die Pyrenäengrenze. Zweifellos bezweckte er neben der Aufmunterung der keineswegs kriegsbegeisterten Franzosen in den südwestlichen Provinzen auch die Einschüchterung der Spanier, auf die Franzosen und Engländer nicht gut zu sprechen find. Den Spaniern jenseits der Pyrenäen hofften die Briten durch die Andeutung zu imponie- ren, wenn ihr euch nicht so verhaltet, wie wir es wünschen, dann werden unsere Flugzeuge in England aufsteigen, mühelos über die Pyrenäen fliegen und eure Städte bombardieren. Wie schlecht Engländer und Franzosen den Spaniern gesonnen find, geht auch aus der nicht ablaufenden Zahl von Meldungen über die Schwierigkeiten General Francos hervor, die angeblich sich heftig befehdenden Meinungen innerhalb der nationalen Parteien auszugleichen. Krampfhaft bemühen sich die Zeitungen und der Rundfunk in Frankreich und England, Spanien vor der ganzen BMt, insbesondere natürlich vor dem deutschen und italienischen Volke als ein schwaches, in sich zerspaltetes Land darzustel- len, dem keinerlei Bedeutung für den Ablauf der Welt- politik zuzumessen sei. Brachte es doch sogar einer jener seltsamen Propheten am französischen Rundfunk fertig, von Spanien zu sagen: Das Zukunftsschicksal Spaniens unter General Franco ist entweder ein neuer Bürgerkrieg oder aber eine, stille und anhaltende Zersetzung. Mit diesen kläglichen Prophezeiungen vergleiche man dann die Sorge, mit der England und Frankreich die Ansprüche dieses angeblich von Bürgerkriegsängsten gepeinigten Spaniens auf Tanger oder Nordafrika verfolgt, und man hat das plumpe Spiel wieder einmal durchschaut.
Ein drittes Verfahren zur Einschüchterung der Achsenmächte und Aufpulverung des eigenen Volkes stellt das Verschweigen von Nachrichten dar, dem auf der ""deren Seite die Aufbauschung von Meldungen gegenübersteht. In Lkngarn hatte vor kurzem ein Professor in einem Buche Me Chancen Deutschlands in einem Kriege ungünstig beurteilt. Dieses Werk, das keineswegs durch eine besondere Sachkenntnis, umsomehr aber durch politische Vorurteile getrübt war. fand in den Spalten der englischen Presse die allergrößte Beachtung. Es schien geeignet, den eigenen Reihen Mut zu machen, dem Gegner dagegen die Zuversicht zu nehmen. Als jedoch eine große dänische Zeitung zu dem Thema .Wer gewinnt den nächsten Krieg?" die kritische Verfassung der englischen Landesverteidigung eingehend beleuchtete, deckte man diese zumindest ebenso beachtenswerte Aeutze- rung aus einem anderen kleineren europäischen Lande mit dem Matttel der Nächstenliebe zu. Wenn im Protektorat