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Nagold«» Tagvlatt »Der Gesellschafter
Mittwoch» den 28. Juli 1828
vorhanden, was etwa 925 000 Tonnen entspricht. Aus den Gründe» wie bei der Gerste gingen auch die zweithändigen Bestände beim Hafer zurück, und zwar um rund 60 000 Tonnen auf noch rund 275 000 Tonnen. Sie übertreffen die vorjährigen aber noch uimrund 80 000 Tonnen.
5rie-rlch-Lifl-GeLeNkfe!er zum isö. Geburtstag
Reutlingen, 24. Juli. Da sich zu Beginn des kommenden Monats der Geburtstag Friedrich Lifts zum 150. Male jährt, wurde am Sam.stag mit der Weihe des Heimatmuseums auch eine Friedrich-List-Eedenkfeier verbunden. In der geräumigen Halle zu ebener Erde des Baues hatten sich zahlreiche Ehrengäste eingefunden. Oberbürgermeister Dr. Dederer dankte in einer Ansprache allen den Stellen, die am Gelingen dieses Werkes Anteil haben. Baurat Haid gab einen Abritz der Baugeschichte. Der Vorstand des Kunst- und Altertumsvereins, Ulrich Knapp, sprach über die Reutlinger Sammlung im allgemeinen und über die Arbeit an dem Heimatmuseum im besonderen. Landeskonser- vator Veeck gab seiner Freude Ausdruck, daß nun auch Reutlingen ein so vorbildliches Heimatmuseum besitze. Professor Eiss er stellte die Aufgaben seiner Fakultät heraus, die Studenten einzuweihen in den literarischen Schatz des List-Archivs. Kreisleiter Sponer erinnerte nochmals an die Hingabe aller Beteiligten, die nun zu einer wirklich kulturellen Tat geführt habe. Oberbürgermeister Dr. Dederer konnte in seiner Gedächtnisrede für Friedrich List u. a. auch Grüße von auslandsdeutschen Reutlingeru bekanntgeben.
Stuttgart, 24. Juli. (WimpelweihebeimVD M.) Von herrlichem Sonnenschein begünstigt, fand am Schluß- tag der Kampfspiele der schwäbischen Hitlerjugend auf dem MaEplatz eine stimmungsvolle Morgenfeier statt, in deren Verlauf BDM.-Reichsreferentin Dr. Jutta Rüdiger 1000 Mädel- und Jungmädelwimpel weihte. 1700 Führerinnen hatten Aufstellung genommen. Ihnen gegenüber waren die HJ-- und Jungvolkführer angetreten. Auf der mit frischen. Grün geschmückten Ehrentribüne hatten sich außer der Führerschaft des Gebiets und den Führerinnen im Obergau zahlreiche Ehrengäste eingefunden. Anknüpfend an das gemeinsame Lied „Deutschland, heiliges Wort", hielt die VDM.-Reserentin ihre Weiherede. Die Reichsreferentin appellierte an die Wimpelträgerinnen, Vorbild für alle zu sein, und weihte die Wimpel mit den Worten: „Ich weihe diese Wimpel einer neuen deutschen Mädelgemeinschaft, die für alle Zeiten nur ein Bekenntnis kennt, das des Glaubens an die Macht und Stärke des Reiches und seine Ewigkeit"^
Aus dem Gsrichtsft aL
Fahrlässige Tötung
Karlsruhe, 24. Juli. Die 1. Karlsruher Strafkammer, die in Völkersbach eine Sitzung abhielt, verurteilte den 18jähr!gen Joseph Wipfler aus Völkersbach wegen fahrlässiger Tötung und fahrlässiger Körperverletzung zu drei Monaten Gefängnis. Der Angeklagte hatte am Nachmittag des 2. April mit seinem Motorrad einen Unfall in Völkersbach verschuldet, durch welchen die Ehefrau Barbara Wipfler leicht und ihr Ijähriges Kind Bernhard tödlich verletzt wurden.
' Stoffdieb vor dem Richter
Lörrach, 24. Juli. Im vergangenen Monat beobachtete ein E ifenbahnbeamter, wie aus einer Weberei in Lörrach'zwei Ballen Stoff hinausgeworfen wurden, die von einem in der Fabrik beschäftigten Arbeiter in Empfang genommen und fortgeführt werden sollten. Der Eisenbahnbedienstete hielt den schuldigen Arbeiter sofort fest. Derselbe machte zwar einige Anstrengungen ru entfliehen, konnte aber dennoch festgehalten und der Polizei übergeben werden. Der Stoff im Werte von etwa über 200 RM. wurde wieder dem Fabrikbesitzer zurückgegeben. Vor dem Lör- racher Strafrichter hatten sich nun die beiden Arbeiter, die den Liebstahl miteinander abgemacht hatten zu verantworten. 20 Jahre lang war der eine im Betrieb beschäftigt, ohne sich bis-, jetzt etwas zuschulden kommen zu lassen. Da er schon einmal r -bestraft ist, so erhielt er ein Jahr Gefängnis, während der Mitangeklagte zu vier Monaten Erfänanis verurteilt wurde.
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„Und zu allem Überfluß handelt es sich um ein neu- angeschafftes Tier. Facius hatte den Hund etwa vierzehn Tage, Rögg ist aber wegen der Feindschaft zu ihm seit rund drei Wochen vor dem Mord nicht mehr in Altschönau gewesen..."
„O weh, da fällt meine schöne Hypothese natürlich in sich zusammen. Ja, wenn man auf der anderen Seite nur wüßte, warum sich die zwei stritten, in diesem Falle ..."
„Ja, in diesem Falle würden wir vielleicht klarer sehen. Das wäre außerordentlich wichtig für uns. Wenn Rögg der Mann war, der zur Feindschaft den ersten Anlaß bot, dann ließe sich denken, daß er Facius zum Schweigen bringen wollte. Trifft Facius aber diese Nolle, danrk liegt kein Grund für Rögg vor, ihn niederzuschießen. Würde er uns das beweisen können, könnte er von heute auf morgen ein freier Mann sein ..."
„Und es findet sich nichts, was man als Ursache für diese Feindschaft annehmen könnte?"
„Gar nichts!"
„Frauen?"
„Scheiden aus, das wissen wir von Lizzy genau genug."
„Geldsachen?"
„Ebenfalls. Jeder: ist reich, Röggs wirtschaftliche l^age ist vielleicht noch besser wie die von Facius, soweit i..6n das bei oberflächlicher Prüfung sagen kann." „Irgendwelche Jagdstreitigkeiten?"
„Ließen sich auch nicht ermitteln, zudem würden sie : o i Leuten dieses Standes niemals in der Weise aus- . agen werden."
„Auch richtig. Jetzt wüßte ich aber nicht mehr weiter." , Ich auch nicht", meint Overbeck resigniert, „überall a ich herumgefragt, bei allen gemeinsamen Bekann- n der beiden war ich ... halt, eins muß ich noch nach- n, bald hätte ich eS ganz vergessen..."
„ !nd was ist das?"
„Zch wollte in dem Lokal, wo die beiden bei ihren
Buntes Allerlei
Blitz heilt Gelähmten
In einem Dorfe in der Nähe von Lodz schlug der Blitz in ein Haus ein. Darin befanden sich ein Ehepaar und ein junger Mann, der seit mehreren Jahren gelähmt war. Das Ehepaar wurde durch den Blitzschlag sofort getötet. Der Gelähmte erlitt einen derartigen Schock, daß seine Krankheit im Augenblick geheilt war. Er sprang von seinem Lager auf und lief schreiend durch das Dorf. Der Arzt, der ihn untersuchte, ist der Meinung, daß die Lähmung auf Dauer und Zeit behoben ist. Nur befürchtet er, daß der junge Mann durch den erlittenen Schreck geisteskrank geworden ist.
Hafer grünt im Ohr
Ein vierjähriger Junge in Neapel klagte feiner Mutter über heftige Schmerzen, die er seit einiger Zeit im linken Ohr verspürte. Der Junge wurde zum Arzt gebracht und eingehend untersucht. Im Ohrgehäuse befanden sich einige Haferkörner, die gerade zu keimen beginnen wollten. Der Arzt entfernte die junge Saat aus diesem eigenartigen Mutterboden und der Junge versprach seiner Mutter, niemals wieder Getreide in sein Ohr zu pflanzen.
4V0V Briefe nicht bestellt
In Sheffield, England, bezeichnete ein Richter einen Postboten als den faulsten Beamten der Welt. Dem Postboten erschien sein Gehalt nicht ausreichend genug. Deshalb gewöhnte er sich daran, diejenigen Briefe zu öffnen, in denen er Geld vermutete. Briefe, die keine Geldscheine enthielten, pflegte er schließlich überhaupt nicht mehr auszutragen. So sammelten sich in seiner Wohnung 4000 Postsachen an, die kürzlich von der Polizei beschlagnahmt wurden. Die Empfänger erhielten ihre Briefe mit einigen Monaten Verspätung.
Rosen ohne Dornen
Ein altes Sprichwort sagt, daß es keine Rosen ohne Dornen gibt, d. h. übersetzt, daß jede Freude von einem kleinen Tropfen Wermut getrübt wird. Dieses Sprichwort ist durch die Erfindung eines amerikanischen Gärtners gewissermaßen in eine Krise gebracht worden. Der Gärtner züchtete in langjährigen Versuchen eine Rosenart, die keinerlei Dornen aufweist. Er will versuchen, seine Züchtung wirtschaftlich auszubeuten und die dornenlosen Rosen auf die Blumenmärkte zu bringen. Aber die Erfindung ist nicht neu. Die Natur in ihrer unerschöpflichen Produktion vielseitiger Formen hat die Erfindung des Amerikaners bereits jvorweggenommen. Im Orient und in Nordafrika kennt man jschon seit langem die dornenlose Rose.
Die Deutsche Reichspost hat im Monat Juni 1989 rund 108 000 und damit seit Aufnahme des Postsparkassendieiistes (2. Januar 1939) insgesamt 678 000 neue Postsparbücher ausgestellt. Auf diese Bücher sind bisher 127,1 Milt. RM. eingezahlt und 45,4 Will. RM. ausgezahlt worden. Der Spareinlagsnbestand hat sich seit Ende Mai um 15,1 Mill. NM. erhöht. Das 1. Halbjahr 1939 hat einen Einzahlungsüberschuß von 81,7 Will. NM. erbracht. Auf ein Postsparbuch entfällt zurzeit ein durchschnittliches Guthaben von 120 RM. Sehr beliebt ist die Postspartarte. Im Juni sind 116 000 RM. mit Postsparkarten eingezahlt worden. Mit dem Postsparbuch, gleichgültig wo es ausgestellt worden ist, kann man bei allen Äemtern und Amtsstellen der Deutschen Reichspost in Großdeutschland beliebige Beträge bis 100 NM. täglich (insgesamt bis 1000 RM. im Atonal) abhebeu. Größere Beträge bedürfen der Kündigung.
Kennziffer der Großhandelspreise. Die Kennziffer der Großhandelspreise stellt sich für den 19. Juli 1939 auf 107,1 (1013 gleich 100): sie hat sich hauptsächlich aus jahreszeitlichen Gründen gegenüber der Vorwoche (106,0) um 0,2 v. H. erhöht. Die Kennziffern der Hauptgruppen lauten- Agrarstofse 108,9 (plus 0,1 v. H.), Kolonialwaren 91,9 (minus 0,1 v. H.), industrielle Rohstoffe und Halbwaren 91,6 (unv.) und industrielle Fertigware!! 125,9 (plus 0.1 v. A.I.
Oessentliche Bausparkasse Württemberg. Vis jetzt sind mit Hilfe der Oeffentlichen Bausparkasse Württemberg Tausende von Bausparern zu Haus und Garten gekommen. Die gesamten Zuteilungen betragen 104,2 Mill. RM. In dieser Summe sind 2,8 Mill. RM. der neuesten (38.) Vaugeldzuteilung enthalten, die am 15. Juli stattfand. Die Darlehen der Oeffentlichen Vauzpar- kasse Württemberg werden unkündbar und mit hoher Belerhung gegeben, d. h. die Bausparer kommen mit verhältnismäßig wenig Eigenkapital aus. Besonders zu erwähnen ist dabei, daß die Ansparung dieses Eigenkapital/bei einer Bausparkasse den Vorteil bietet, daß der Bausparer die Bausparbeträge als Sonderausgaben an seinem steuerpflichtigen Einkommen oder Lohn tu Abzug bringen kann und dadurch beachtlicke Ersparnisse an Einkommens- oder Lohnsteuer erzielt.
Internationales Zellwolle-Abkommen. Nach verschiedenen Vorbesprechungen haben sich die Erzeuger von Viskose-Zellwolle in den Ländern Belgien, Deutschland, England und Italien in einem Abkommen zusammengefunden, das der Ausbreitung des Zellwolleverbrauchs dienen soll. Für etwa 20 Länder wurde ein Abkommen geschlossen, das eine Ordnung der Märkte zum Ziele hat.
Die Fr. Kämmerer AG., Pforzheim, eine Doublsfabrik mit Schmelz- und Walzwerk sowie einer Draht- und Röhrenzieherer, berichtet über das Geschäftsjahr 1938/39 (31. März) von einer weiteren Umsatzsteigerung und einer Vergrößerung der Gefolgschaft. Es verbleibt ein Reingewinn von 33104 RM., aus dem eine Dividende von 6 Prozent verteilt wird.
Katz u. Klumpp AG., Gernsbach. Die Katz u. Klumpp AE. in Gernsbach erzielte in sämtlichen Werken (Holzbearbeitungen) eine weitere erhebliche Umsatzsteigerung im Geschästsjahr 1938. Der Reingewinn hat sich mit 40 951 RM. stark erhöht (29 454) RM., woraus auf das im Vorjahre um 10 Prozent ermäßigte Grundkapital von 1,8 Mill. RM- «ine Dividende von 6 (5) Prozent verteilt wird.
Der Bericht der Württembergrschen Eisenbahngesellschast zu Stuttgart zeigt, daß das Jahr 1938 im Verkehrsdurchschnitt aller Linien im Reiseverkehr eine Zunahme von 7,6 hat, was der Steigerung des Vorjahres fast entspricht. Der Güterverkehr blieb indessen gegenüber dem Vorjahre um 18,8 Prozent zurück: hier zeigt besonders die Strecke Amstetten—Laichingen einen starken Rückgang, da die Baustosfsendungen für die Reichsautobahnen fortgefallen sind. Aber auch auf den Linien Ebingen—Onstmettingen, Gaildorf—Untergröningen, Vaihingen—Enzweihingen und Jagstfeld—Ohrnberg war der Güterverkehr schwächer. Bei der Straßenbahn Reutlingen—Ehningen—Pfullingen wurden zwischen Reutlingen Südbahnhof und Ehningen verschiedene Neuerungen eingebaut. Der Rohüberschuß ermäßigte sich gegen das Vorjahr von 307 545 auf 262 964 RM. Nach Abzug aller Unkosten wird ein Reingewinn von 148169 RM. ausgewiesen, aus dem 3,5 Prozent Dividende auf das AK. von 4 Mill. RM. verteilt worden. Das Kapital der Gesellschaft befindet sich fast ganz im Portefeuille der Deutschen Eisenbahngesellschaft AG., Frankfurt a. Al., an der bekanntlich die AG. für Verkehrswesen maßgebend beteiligt ist.
Auch bei der Württembergische Nebenbahnen AG., Stuttgart, die zum gleichen Konzern gehört, hat sich nach dem Bericht sür das Jahr 1938 der Reiseverkehr günstig entwickelt, während der Güterverkehr ebenfalls durch den Wegfall der Baustoffsendungen für die Reichsautobahn bedeutend nachgelassen hat. Im Verkehrsdurchschnitt der Linien liegt die Zahl der beförderten Personen um 50,8 höher, wogegen der Güterverkehr mengenmäßig um 50,8 Prozent zurückging. Die Frachteinnahmen der Strohgäubahn waren 24 Prozent niedriger. In den ersten Tagen des Zuckerrübenversandes konnten nicht genügend Güterwagen gestellt werden, sodaß ein Teil dieses Verkehrs durch Lastkraftwagen dem Schienenweg entzogen wurde. Der Rohüberschuß des Vetriebsjahres ermäßigte sich gegenüber dem Vorjahre von 77 805 auf 65 796 RM. Der Reingewinn stellt sich auf 20 880, um den sich der Verlustvortrag, ermäßigt, der mit nunmehr 179 503 RM. für neue Rechnung läuft. Die Aktien dieser Gesellschaft liegen fast ganz bei der ÄG. für Verkehrswesen.
Kollmar «. Jourdan AG.» Pforzheim. Der Aufsichtsrat der Uhrkettenfabrik Kollmar u. Jourdan AE., Pforzheim, hat beschlossen, der auf den 9. September einzuberufenden HV. für das am 30. April abgelaufene Geschäftsjahr 1938/39 die Verteilung einer Dividende von 6 (5) Prozent aus das AK. von 2,25 Mill. RM. vorzuschlagen.
Die Versorgung der alten Handwerker — 1 RM. Jahresumlage. Die Durchführungsverordnung zur Altersversorgung für das deutsche Handwerk regelt u. a. auch die Jahresumlage, die nach dem Gesetz erhoben wird, um eine Altershilse für die Handwerker zu schaffen, die wegen ihres Alters nicht mehr in den Genuß der Versicherung kommen können. Die Jahresumlage wird für die Zeit vom 1. April 1939 bis zum 31. März 1940 auf 1 RM. kellaeleüt.
Stadtaufenthalten meist die Mahlzeiten einnahmen, noch den Kellner ausfragen. Aber wie ich dort war, arbeitete da einer zur Äushilfe ..."
„Wo verkehrten denn die beiden?"
„Im Stadtkeller ... aber warum lachen Sie denn so?"
„Weil ich Ihnen genau sagen kann, warum dort ein Aushilfskellner arbeitet."
„Warum?"
„Weil wir... das heißt in diesem Falle: ich ... dafür gesorgt haben, daß da ein Stellungswechsel eintrat. Erinnern Sie sich, daß ich Ihnen mal was von einem gewissen Rudi erzählte, der den Schlepper für 'neu obskuren Spielklug machte? Der hat dort gearbeitet, und nur der kann es gewesen sein, der die beiden bediente ..."
„Wischott, Menschenskind, wo erreiche ich den jetzt? Ist er noch in Untersuchung?"
„Nee, der sitzt schon längst im Strafgefängnis ..."
„Ich fahre sofort ins Gefängnis..."
„Nur nicht so eilig, der reißt Ihnen nicht aus, der sitzt sicher, wenn Sie in 'nein halben Jahr kommen, treffen Sie ihn immer noch... aber, Overbeck, jetzt fällt mir was ein. Fragen Sie mal unfern Freund ans, ob er Facius mit in seinen Spielklub geschleppt hat!"
Overbeck blickt überrascht auf, er versteht sofort.
„Ach so! Sie meinen, Facius könnte vielleicht große Summen verspielt haben und deshalb von Rögg, gewissermaßen im Interesse oder im Auftrag seiner Braut, zur Rede gestellt worden sein ..."
„So ungefähr wenigstens... und nun fahren Sie lo.-, Sie zittern ja schon vor Ungeduld!"
Unterwegs überlegt Overbeck.
Was Wischott da sagte, klingt gar nicht so unmöglich. Wenn Facius hoch gespielt und enorm verloren haben sollte, wäre denkbar, daß Rögg ihn zur Rede gestellt hat. Aber läge dann für Rögg ein Grund vor, den anderen zu ermorden? Nein, dann hätte Facius das schlechte Gewissen, nicht Rögg. Mit dieser Theorie will es also auch nicht klappen, lim sich vor seiner Schwester nicht verantworten zu müssen, die durch Rögg hätte unterrichtet werden können, hätte Facius diesen zum Schweigen bringen können: aber hatte Facius sich zu fürchten? Handelte es sich doch um sein Geld, nicht um das der Schwester. Es hätte also keiner einen Grund gehabt, in seiner Feindschaft bis zum letzten Schritt zu gehen.
Was Wischott meinte, ist also ebenfalls als unbrauchbar ansznschalten. Aber halt!
Wenn man nun andersherum an die Sache heran- geht! Wenn Rögg unvernünftig gespielt und Facius
diesen zur Verantwortung gezogen hätte, vielleicht, weil er nicht dulden wollte, daß der künftige Gatte seiner Schwester zum haltlosen Spieler herabsinkt? So ließe sich die Feindschaft erklären, so auch, daß Rögg jenen Mann entfernen wollte, der sein Wissen der stzraut anvertrauen konnte. — Ja, an so etwas ließe sich denken.
Overbeck läßt sich den Sträfling vorführen.
Unwillkürlich überkommt ihn ein Gefühl des Unbehagens, als er sich ihm gegenüber befindet.
Dieser Mann mit den tückischen Augen und der niederen Stirn im bleichen, schwammigen Gesicht unter dem langen, glatt nach hinten gestrichenen schwarzen Haar ist ihm unsagbar widerlich.
Seine Menschenkenntnis sagt ihm, daß das einer von jenen Gesellen ist, die der ehrlichen Arbeit das Herumdrücken in Kneipen und SPieMnbs letzter Qualität vorziehen. Er hätte von Wischott gar nicht auf den umfangreichen Eintrag im Strafregister und die letzte Straftat hingewiesen werden müssen. Ihn ekelt die unterwürfige Höflichkeit an, mit der dieser Mensch sich jetzt vor ihm verbeugt und, als erwarte er die Bestellung eines Gastes, mit kriecherischer Freundlichkeit fragt, womit er dem Herrn Kommissar dienen könne.
Overbecks Stimme wird ungewollt schroff.
„Sic haben im Stadtkcllcr gearbeitet?"
„Jawohl, Herr Kommissar .. ?'
„Und zu Ihren Güsten zählten unter anderen zwei Herren: der Baron von Facius und Herr von Rögg. Kennen Sie die beiden?"
„Jawohl, Herr Kommissar, ich kenne sie!"
„Wie kommt das, es ist doch sonst nicht üblich, daß Kellner ihre Gäste mit Namen kennen, von alten Stammgästen abgesehen, aber das sind die beiden doch kaum gewesen..."
„Die Herren kamen ziemlich oft zu uns, sie waren von auswärts, und immer, wenn sie in der Stadt zu tun hatten, nahmen sie die Mahlzeiten bei uns ein. Sie bestellten sich manchmal Leute her, mit denen sie Geschäfte abschlossen, empfingen Telefongespräche oder es wurden eingekaufte Sachen für sie abgegeben, daher weiß ich die Namen."
„Das klingt ja glaubwürdig. Und Sie können sich genau auf die beiden entsinnen?"
Ja "
. . .
„Ist Ihnen nicht ausgefallen, daß das freundliche Verhältnis, das erst zwischen den beiden bestand, sich später lockerte und ins Gegenteil verwandelte?"
Der Kellner überlegt.
. (Fortsetzung folgt.)