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Nagolder Tagblatt »Der Gelelllchaster'
Die MgMen ProbleM im Mittelmeer
Die Grundlagen des italienischen Anspruchs
Vor wenigen Monaten erklangen in der italienischen Kammer drei Rufe, die alsbald in den Straßen und Plätzen Italiens widerhallten und weit hinaus über die Grenzen vernommen wurden. In Frankreich lösten sie ein leidenschaftliches Echo in den Versammlungen, in der Presse und schließlich bei der Regierung aus. Ministerpräsident Dala- dier schleuderte diesen Rufen das Wort entgegen? „Je maintiendrai". Diese Losung „Ich werde aushalten", sollte besagen, daß Frankreich, koste es, was es wolle, sein Imperium ohne Einschränkung aufrechterhalten will. Die Leidenschaftlichkeit dieser ursprünglichen Auseinandersetzungen wurden beantwortet von dem führenden italienischen Journalisten Virginiv Eayda, dem Direktor des halbamtlichen „Eiornale d'Jtaila". In einer unerbittlich sachlichen Schrift („Italien und Frankreich", deutsch im Verlag Junker und Dünnhaupt) werden hier die Ansprüche Italiens in umiäs- sender Weise dargestellt und mit einem vollkommenen historischen und aktuellen Beweismaterial begründet: Suez, Dschibuti, Tunis.
Dieses Werk ist weit mehr als eine politische Streitschrift für den augenblicklichen Gebrauch, denn es fußt auf dem grundsätzlichen Recht eines Volkes auf sein Imperium. Angesichts der tiefen inneren Verwandtschaft der Achsenmächte verdient diese Darstellung auch in der Masse aller politisch denkenden Deutschen die stärkste Beachtung. Diese Ausführungen beweisen aufs neue die unlösliche Verbundenheit beider Völker gerade auch in der inneren Rechtfertigung ihrer Weltpolitik.
Die Haltung Frankreichs reißt die schwärende Wunde im Körper des ostasrikanischen Imperiums Italiens a«f. Französisch-So maliland ist ein an sich völlig wertloses, armseliges Gebiet. Es hat nur Bedeutung durch seinen Hafen und die Bahn nach Addis-Abeba. Während des abessinischen Krieges war es Dschibuti, das dank der Bereitwilligkeit der französischen Behörde das Durchgangstor für alle größeren Waffen- und Munitionslieferungen für den Negus war. Es war „der Stachel in der Flanke der italienischen Armeen". Für-den heutigen Zustand muß Eayda feststellen: „In Dschibuti lebt und wirkt das ganze antiitalienische und antifaschistische Pack, sei es weiß oder schwarz, unter dem offenen Schutz der Franzosen weiter." Zu dieser politischen Seite kommt die wirtschaftliche. „Der Hafen ist klein und armselig, schlecht ausgerüstet und noch schlechter verwaltet... Die gleichen technischen Unzulänglichkeiten und die gleichen wirtschaftlichen Schwierigkeiten legen die Bahn nach Addis-Abeba lahm, wovon bei 784 Kilometer Eesamtstrecke nur 89 Kilometer auf französischem Boden liegen." So kommt Eayda zu der klaren Folgerung: „Dschibuti mit seinem Hafen und seiner Bahn — Spiegelbild eines politischen Systems — ist im Grunde nichts als ein Parasit, der seinen gefräßigen Magen nur mit den- Erträgnissen des italienischen Verkehrs und der italienischen Arbeit füllt. Ein kollektives Recht von Millionen von Menschen steht im Gegensatz zu einer kleinen Gruppe von kapitalistischen Spekulanten und einer überholten fremden Politik, die sich letztlich in einer Funktion der Feindseligkeit und der Ausbeutung erschöpft, ohne irgendein begründetes nationales Interesse zu haben."
Wie es aber hier liegt, so liegen auch die Verhältnisse im Falle des Suezkanäls. Die Verwaltung dieses Kanals, der die Schlüsselstellung für den Verkehr von drei Welten beherrscht, ist ein offener internationaler Skandal. Er wird verwaltet von einigen Franzosen und Briten. Die Gewinne dieser wenigen Kapitalisten sind ungeheuer. Die Dividende hat bereits das ursprünglich eingezahlte Kapital mehr als 50fach zurückgezahlt. Die Kanalgebühren aber sind eine drückende Last, und für den Kanal selbst wird nur das Allerdringendste ausgegeben. Eine englische Reederei, die „Liverpool Steamship Owners Association", beziffert die Belastung allein für die Zeitspanne von 1925 his 1929 auf 12,05 v. H. bis 14,37 v. H. der gesamten Frachtkosten. Dafür stecken aber die Aktionäre-allein im Jahre 1929 eine Dividende von 267 v. H. ein. -
Jtalien, das bei der Durchfahrt an zweiter Stelle steht — Deutschland an dritter! — wendet sich mit vollem Recht gegen diese moderne Seeräuberei. So schreibt denn Eayda: „Das Problem von Suez ist heute ein untrennbarer Teil des allgemeinen Problems der europäischen Zusammenarbeit auf der Grundlage gleicher Rechte, gleicher Lebensstellungen und gleicher Wertschätzung aller Nationen im Verhältnis zu ihrer Arbeitsfähigkeit."
Diese völkische Arbeitsfähigkeit kennzeichnet aber auch den dritten Punkt: das Problem Tunis. Tunis ist heute seiner rechtlichen Stellung nach ein Protektorat, das unter französischer Oberhoheit steht. Als es im Jahre 1881 von französischen Truppen „vorübergehend" besetzt wurde, lebten hier 11200 Italiener und nur 700 Franzosen. Nach der amtlichen Statistik Maren es 1936 94 000 Italiener und 108 000 Franzosen. Aber diese Statistik ist einwandfrei gefälscht. Gayda liefert, dafür u. a. folgende unumstößlichen Beweise. Seit 1878 wunderten nach einwandfreien Feststellungen mindestens 150 000 Italiener nach Tunis aus. Allein im Jahre 1936 gingen über 5000 Sizilianer nach Tunis. Wie ist es dann möglich, daß nach der amtlichen französischen Statistik die Zunahme der italienischen Bevölkerung in Tunis von 1926 bis 1931 nur ganze 2000 Menschen betrug? Zu beachten ist neben der starken Auswanderung, daß ja die Geburtenzahl der Italiener mindestens im Verhältnis von 3:2 zu der der Franzosen steht. z
Das Rätsel dieser angeblichen französischen Mehrheit ist leicht gelöst, wenn man die seltsame Erfindung der sogenannten .Hranzosenfabrik" betrachtet. Von Anfang an bestand für Tunis eist Matut, das die Rechte der Italiener in besonderer Weise schützen sollte. Dieses Statut wurde von Paris immer mehr untergraben. Die Assimilation wurde mit aller Rücksichtslosigkeit'betrieben. Dennoch mußte die Londoner „Times" vom 12. August 1932 zugeben: „Es fehlt nicht immer an Beobachtern, die feststellen, daß Tunis immer italienischer wird. Demzufolge ermutigt Frankreich die Assimilation, gewährt den französischen Bürgern das „koloniale Drittel" und bietet seinen Landsleuten noch weitere Vorteile". Diese „Vorteile" bestehen in der Aufbirr- sdung einer endlvsen.ZaU «on Nachteilen für alle Richtfran- zosen. So erhält beispielsweise in Tunis ein italienischer Eisenbahnarbeiter 1350 Franken, sein Landsmann aber, der sich als „Franzose" bekennt, erhält auf Grund seines Passes 1800 Franken. '
Tunis, das die geographische Verlängerung von Sizilien darstellt, könnte eine schöne Gelegenheit der Zusammenar»
veir zwi)cyen derben Nationen sein. Aber für Paris ist Tunis eben nur eine militärische Basis. Sein Kriegshafen Bi- serta „ein Griff an die Kehle Italiens", wie der Besitz der von Italienern besiedelten Insel Korsika „ein Dolchstoß in das Herz Italiens'^ ist. Dies sind Aeußerungen franzö- sicher Minister!! Darüber hinaus muß Italien sehen, wie das schon zu Hause untervölkerte Frankreich hier einen afrikanischen Besitz hat, der gut neun Millionen Hektar kultivierbaren Landes verkörpert. Fünf Millionen davon aber liegen brach, da es Frankreich an der nötigen völkischen Arbeitskraft gebricht. Daneben aber muß Italien jeden Fußbreit Ackererde in Libyen unter gewaltigen Kosten der Wüste abringen, um sein übervölkertes Mutterland zu entlasten. . -
Kann man da nicht die.italienische Verbitterung verstehen, die auf dieses Land blickt, das von dem Schweiße voll 150 000 Italienern lebt und in dem nach den amtlichen französischen Angaben im Jahre 1931 von 91427 gemeldeten Franzosen nur 27 732 wirklich französischen Blutes sind, während der überwiegende Anteil auch hier noch von den Italienern gestellt wird.
Demgegenüber stellt denn Gayda fest: „Die italienische Politik im Mittelmeer will nicht Vorherrschaft, sondern europäische Zivilisation bringen. Europa ist in eine entscheidende Krise seiner Macht, seines Ansehens, seines Einflusses und seiner Aufbaufühigkeit in der Welt getreten. Es kann sich nur retten, wenn es ihm gelingt, die alte Mentalität, die in den imperialistischen Ueberlieferun- gen versteinert ist, zu überwinden und den jungen, fruchtbaren, lebens-, arbeits- und entwicklungsfähigen Völkern den Weg zu den noch unbesiedelten Gebieten der benachbarten Kontinente und vor allem von Afrika freizugeben, das die natürliche bevölkerungsmäßige und politische Ergänzung der europäischen Kultur werden muß."
Die lautlosen Rieger
Noch immer Geheimnisse um den Segelst«-
Von WalterLammert.
Vom 23. Juli bis 6. August findet der große Rhön-Segel- flug-Wettbewerb 1939 (20. Rhön) statt, an dem sich auch das Ausland beteiligt. Veranstalter ist der Korpsführer des NS.-Fliegerkorps. Bei den hervorragenden Ergebnissen, die im Laufe dieses Sommers die verschiedenen Gruppenwettbewerbe im Segelflug brachten, darf man ungewöhnliche Leistungen und bedeutsame Neukonstruktionen erwarten.
Es ist heute schon beinahe vergessen, daß der Segelflug sich in schwerster deutscher Notzeit unter den Fesseln des Versailler Diktats entwickelte. Als uns vor 20 Jahren aus dem Gebiete der Luftfahrttechnik fast jede Freiheit genommen war, wirkte sich der erfinderische und fortschrittliche Gedanke^ der gerade damals in der Luftfahrt eine starken Impuls erhielt, in Deutschland auf die Verbreiterung der Handelsluftfahrt aus, während in den benachbarten Ländern die aus dem Weltkriege hervorgegangene junge Luftwaffe höchste technische Vervollkommnung fand. Da sich jedoch der Wille zum geistigen Fortschritt und zu geistigen Erkenntnissen niemals bezwingen läßt, blieben deutsche Luftfahrtpioniere, die von jeher in der Idee der Luftfahrt am erfolgreichsten waren, auch in den Jahren des nationalen Niederganges in der Vervollkommnung und Festigung der Flugtechnik und den Flugwissenschaften führend.
Aus diesem unentwegten Fortschrittswillen heraus wurde der Segelflug erfunden. Die Bezeichnung „erfunden" ist hier vielleicht nicht ganz richtig angewandt, denn in Wirklichkeit kannte man den Gleitflug ohne Motorenkrast schon aus dem Weltkriege. Was beim Segelflug der Nachkriegszeit wirklich neuartig war, waren die motorlos gebauten, verblüffend leichten und überaus schnittig aussehenden Segelflugzeuge. Neuartig war ferner die Tatsache, daß man beim Segelflug das „Gleiten" des gedrosselten Motorfluges zum Grundsatz erhob, sich also völlig an die unsichtbaren Energien des Luftraumes anstelle der Kräfte des motorischen Antriebs verließ. Es wurden die „lautlosen Flieger" geboren
_ Dienstag, -e« 2S. Juli 1S3S
Im Laufe der letzten Jahrzehnte ist dieser Segelflug zu einem internationalen Sport geworden, zu einer Schule der Fliegerei, einer Hochschule der Aerodynamik. Wenn man heute die einzelnen Formen des Segelflugs überlegt, wundert man sich eigentlich, daß die Menschen nicht eher dararH gekommen sind, in der Luft zu „segeln".
Die Natur zeichnet uns schon seit undenklichen Zeiten tausendfach das vor, was wir bis heute in mühevoller Pionierarbeit entwickelten. Jeder Vogel in der Luft ist bei seinem Eleitfkug über den Acker ein Segelflieger, jedes Blatt Papier, das auf der Straße aufwirbelt, verrät schon die geheimnisvolle Kraft, den „Aufwind", der das A und O des modernen Segelflugs ist. Und wenn wir heute an den Hängen die „Segelflugbabys" die A-, B- und C-Prüfung able- gen sehen, wie einfach erscheint uns dann der Segelfiug^ Denn wenn der Wind, also die bewegte, für das menschliche Auge unsichtbare Luft über den Hang gelangen will, muhf sie notgedrungen aufsteigen, um diese Bodenerhebung zu überwinden.
Und was macht der Segelflieger, der seine Kiste auf dem Kamm dieses Hanges stehen hat? Er setzt sich mit seinem Apparat sozusagen auf die Schultern des aus der Niederung heraufsteigenden Windes und gleitet auf diesen unsichtbare« Schultern für wenige Sekunden, Minuten oder gar Stunden durch den Luftraum. Die mehr oder weniger lange Zeitdauer des Segelflugs hängt lediglich von den Verhältnissen des Geländes und dem Geschick des Fliegers ab. Es kann der beste Theoretiker nicht segelfliegen, wenn er nicht das gewisse undefinierbare Gefühl, den bekannten „sechsten Sinn" für das Schweben in und mit der Luft besitzt.
Es gibt beim praktischen Segelflug eine Reihe von Methoden. Sie sind sämtlich von der Grundlage der auf- und absteigenden Luftströmungen abgeleitet. Diese einzelnen Methoden lassen sich in einfachem handwerklichen Können begrenzen. Hier unterscheidet die Veranlagung, der „sechste" Sinn des Fliegers, wie weit man diese Methoden bis zur letztmöglichen Vollendung anwenden kann. Es wird immer die weitaus größere Zahl der Segelflugaspiranten sein, die es nur zur amtlichen C-Prüfung des zeitlich begrenzten Eleitfluges bringt. Aus dieser großen Reihe unserer C-Flie- ger treten allmählich ganz von selbst die Begabteren hervor, die schließlich mit den auf- und niederströmenden Luftmassen ein Schachspiel beginnen. Diese begabtereren Segelflieger sind c,; auch, die sich so weit in die Geheimnisse des Luftraumes und in die Energiequellen von Wolken, Böen und Eewitrerfronten eingelebt haben, daß sie sich diese Urkräfte der Natur unterordnen und ihren so zerbrechlich aussehenden Apparat mit wunderbaren! Feingefühl durch dis Riesenfäuste eines Gewitterherdes Hunderte von Kilometern über das Land zu steuern wissen. Diese'höchste Vollendung des heutigen Segelflugs, die inzwischen zum artistischen Segelflug erweitert worden ist, stellt zweifellos ein gefahrvolles Unternehmen dar, aber der Einsatz lohnt die großartigen Erkenntnisse, die durch eine solche mutige Pionierarbeit für die Luftfahrt im allgemeinen gewonnen werden. Mit jedem neuen Rekordflug sind flugtechnische und flugwissenschaftliche Erkenntnisse und Begriffe verbunden, die in irgendeiner Weise eine nutzbringende Anwendung ermöglichen.
Ein Teilgebiet des Segelfluges, das zwischen Theorie und Praxis liegt, ist die Konstruktion der Apparate. Es ist klar, daß neben dem „Wirkungsraum", der Luft, und dem „sechsten Sinn" des Fliegers auch das „Handwerkszeug", der Segelflugapparat, ganz besonders wichtig ist. Darum gibt es im heutigen Segelflugwesen innerhalb des Nationalsozialistischen Fliegerkorps Konstruktionsbüros, Versuchswetk- stätten und Versuchshänge, in denen alle Erkenntnisse und genialen Einfälle eine Erprobung und lleberrechnung finden. Hier arbeiten Techniker, Physiker und Praktiker. Schließlich dienen auch die Segelflugmodellwettbewerbe, dis eine feste Einrichtung aller Gruppen des NSFK. geworden find, dem Ziel, unbekannte Könner, namentlich jugendliche Bastler, also das einschlägige Talent zu suchen und zu fördern. Gerade bei diesen Wettbewerben werden Versuche ausgeführt, die nicht nur engbegrenzt konstruktive und praktische Fragen des Segelfluges behandeln, sondern der gesamten Fliegerei dienen.
Die Hamsterpropaganda in Polen
Verschiedene polnische Organisationen haben unlängst die Schaffung von Lebensmittelreserven empfohlen. Dies ist nun auch von dem „Nahrungskomitee", dem der Vizeminister Kowalski vorsteht, gutgeheißen worden. Laut der offiziellen Darstellung verjprechen sich die Polen davon alle möglichen Vorteile, obwohl das Hamstern noch immer und überall höchst abträgliche Folgen für die Wirtschafts-, insbesondere die Preisentwicklung gehabt hat. Die wahren Absichten der Regierung dürften wohl die sein, einmal der Landwirtschaft einen gewissen Ausgleich für den bereits sehr stark fühlbaren Ausfall des deutschen „Kunden" zu geben, und zweitens hofft man wohl, auf diese Art wenigstens einen Teil des gehamsterten Silbers wieder herauszulocken.
Wie dem auch sein mag, praktisch wird die offiziell anempfohlene Hamsteraktion ein Fehlschlag werden, und zwar schon deswegen, weil die Hamsterpropaganda vollkommen an dem Kern der Dinge vorbeigeht. Das ist die Frage nach der Zahlungskraft des Verbrauchers. Sehen wir uns einmal kurz die Statistik an: Danach gibt es in Polen nur 955 787 Personen, die jährlich 1500 Zloty (gleich etwa 750 RM.), also monatlich 120 Zloty( etwa 60 RM.) und mehr verdienen. Bei einer näheren Betrachtung der Tabellen stellt man außerdem fest, daß dabei- verschiedene Doppelzählungen vor- liegen, so daß man im Endeffekt mit etwa 800 000 Personen rechnen kann, die ein in Polen einkommensteuerpflichtiges Einkommen haben. Unter diesen Gesichtspunkten wird die angekündigte Aktion in ein ganz anderes Licht gerückt. Wenn man dann noch berüchichtigt, daß der innere Umsatz in erster Linie auf dem Kreditgeschäft aufgebaut ist, versteht man erst recht, in welche mißliche Lage im Ernstfall die wirtschaftlich schwächeren Schichten, und das sind weit über 90 v. H. der Bevölkerung, geraten. Die polnische Arbeiterschaft hat ja kaum das Geld, um den täglichen Nahrungs- mtttelbedarf zu decken. Wie soll sie da noch Lebensmittelreserven schaffen.
Bezeichnend ist der Widerhall, den diese Aktion bei den Beamten der Stadt Warschau fand, deren Bezüge noch zu den höchsten in Polen gehören. Sie erklärten, daß sie nur dann in der Lage söien, dieser Aufforderung Folge zu leisten, wenn die Stadtverwaltung die Schaffung der Lebensmittelreserven bevorschußt. Die Stadt will daraufhin angeblich einen Kredit von 100 000 Zloty bereitstellen. Ab-
fragt man sich in Warschau mit Recht, von wo denn die Stadtverwaltung das Geld hernehmen will, wenn sie nicht einmal in der Lage ist, Verkehrsampeln anzuschaffen weil kanntgab E dafür hat. wie sie offiziell der Presse be-
Freibrief für Deutschenverfolgmrg
Warschau, 22. Juli. Das Warschauer Blatt „Dobry Wieczor" berichtet, daß in dem Prozeß wegen der Ausschreitungen gegen Deutsche in Tomaschow bei Lodz das Urteil gefällt worden sei. Sämtliche sechzehn polnische Angeklagten einschließlich des Anführers wurden zu je sechs Monaten Gefängnis mit Bewährungsfrist „verurteilt" (!). Dieses hinter verschlossenen Türen (!) ergangene Urteil ist in Wirklichkeit ei» Freispruch und damit ein Freibrief für alle polnischen Chauvinisten. Das Urteil ist um so skandalöser, als die Ausschreitungen in Tomaschow bezahlt worden waren. Bis auf wenige Ausnahmen wurden damals in Tomaschow die Geschäftshäuser, Werkstätten und Privatwohnungen der Volksdeutschen von polnischem Mob zerstört. Zahlreiche Deutsche wurden mißhandelt, so daß zwei von ihnen an den schweren Verletzungen gestorben find. Angesichts dieser ungeheuerlichen Verbreche« wtrtt der Urteilssprurh wie Hohn.
Der Führer-Appell der H3.
Stuttgart, 22. Juli. Einen Höhepunkt der Kampfspiele 1939 der Schwäbischen Hitler-Jugend in Stuttgart blidete der große Führerappell von HI. und BdM., zu dem am Samstagvormit, tag sämtliche in Stuttgart anwesenden HI.- und Jungvolkführer und BdM.-Führerinnen in der festlich geschmückten Gewerbe- Halle zusammentraten. Die Anwesenheit zahlreicher Ehrengäste zeigte das große Interesse, das im nationalsozialistischen Deutschland der Organisation der Jugend Adolf Hitlers und ihrem Schaffen entgegengebracht wird.
Dis große Halle war bis auf den letzten Platz besetzt, als der Chef des Amtes für Leibeserziehung bei der Reichsjugendführung. Obergebietsführer Dr. Schlünder, und Eebietsführer Sundeimann erschienen. Nach einem Fanfarenruf und dem gemeinsam gefundenen Lied „Großdeutschland bist du genannt", eröffnete der Stabsleiter des Gebiets Württemberg. Oberbann-