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Nagolder Tagbl«tt .Der Gesellschaster"

Donnerstag, den 20. Juli 1SS9

Als S-ortMio« beMhrt

Der deutsche Sport und das Ausland Die Entwicklung seit den Olympischen Spielen Die Ursache der großen

Erfolge

NSK. Das deutsche Turn- und SportleLen, das seit sechs Jahren einen ungeahnten Aufschwung nahm, der ausschuetz- lich auf das Zielein Volk in Leibesübungen" ausgerrchter ist, hat alle Kräfte mobilisiert, um eine Leistungsbrerte zu erreichen, die ihrerseits wieder den Eesamtleistungsstano hebt. Bei den Olympischen Spielen in Berlin stieg am Sie- gesmast immer wieder das Hakenkreuzbanner empor, ein wundervoller Erfolg für den Neuaufbau der deutschen Lm- besübungen. Der Erfolg war so gewaltig, dag es mcht leicht war, in der Zeit darauf diesen hohen Leistngsstand zu hal­ten, ja, sogar ihn noch zu übertresfen. Neider, die ia me feh­len, und Kritikaster posaunten in der Weltpresse, daß Deutschlands Sporterfolg bei den Wettspielen eine Zufatts- angelegenheit gewesen sei und daß es sich ja bald zeigen würde wie sie es ja auch zur Genüge auf politischen, kul­turellem und wirtschaftlichem Eebeit eilfertig prophezeit hatten, daß sie recht behalten würden und der Nieder­gang unvermeidbar sei.

Es war unnötig, sich über derartige Meinungsäußerun­gen auszulassen, die Zeit mußte urteilen. Und sie hat geur­teilt. Deutsche Sportmannschaften stellten sich jedem Gegner und forderten andere Nationen auf, sich im Wettkampf mit­einander zu messen. Der Erfolg auf der ganzen Linie spricht eindeutig für die Führung des deutschen Sportes, die den Leistungsstand von 1936 gewaltig erhöhen konnte.

In lebhafter Erinnerung sind die Siege deutscher Motor­sportler (so der fünffache Erfolg von Hermann Lang bei den Autorennen in Pan. Tripolis. Nllrburgring. Kahlen­berg und Belgien, der vielbejubelte Sieg von Müller auf Auto-Union im Großen Preis von Reims), die jeden Start zum Erfolge machten. Bekannt sind die unerhörten Leistun­gen im deutschen Flugsport, der die höchsten internationalen Rekorde überbot. Deutschlands Equipe hat bei allen großen Reit- und Fahrturnieren eine glänzende Haltung an den Tag gelegt und das trotz aller Prophezeiungen bis auf den heutigen Tag. Unsere Leichtathleten, unsere Schwimmer be­endeten große internationale Prüfungen in eindeutigster Weise für die deutschen Farben, sie stellten dabei Rekorde über Rekorde auf, Bestleistungen, die man vorerst in der Welt für noch nicht möglich gehalten hätte.

Aus der großen Breitenbasis wurde diese Spitzengruppe ermittelt, die nun Jahr für Jahr gegen die Besten aus aller Welt mit Erfolg antritt und es möglich macht, daß an einem einzigen Tage in einer Sportart vier, ja, sogar in verein­zelten Fällen sechs Länderkämpfe erfolgreich bestanden wer­den.

Diese Aufzählung könnte beliebig fortgesetzt werden; man würde weiterhin die Ruderer, Segler, Schützen, Boxer so­wie die Spielmannschaften im Fuß- und Handball, Hockey und Tennis nennen müssen und könnte von allen das gleiche melden. Der planmäßige Aufbau hat diese Lei­stungssteigerung zuwege gebracht. Der Sportappell der Be­triebe als die große nationale Leistungsprüfung des deut­schen Menschen hilft dabei zu seinem Teil mit, daß die Er­kenntnis des gesunden körperlichen Ausgleiches immer tiefer in das Volk dringt.

Das Deutsche Turn- und Sportfest des Vorjahres in Ber­lin ließ klar erkennen, welche Kräfte wirksam sind, um die Leibesübungen zu einer Angelegenheit für alle zu machen. Wir wissen, daß die sudetendeutsche Turnbewegung in ihrer volkspolitisch bedeutenden Arbeit nunmehr den ihr gebüh­renden Rahmen zugewiesen erhalten hat. Es werden nicht einseitig Athleten gezüchtet, die außerhalb der Gemeinschaft stehen, es wird eine Leistungsbreite geschaffen, aus der her­aus von Zeit zu Zeit wieder die Besten entlasten werden, um mit überragenden Leistungen die Gemeinschaft zu ver­treten. Um diese Erkenntnisse kann auch die Weltpresse nicht herum. Leistungen überzeugen nun einmal, und wer das nicht erkennen will, oder wem die Voraussetzungen dafür fehlen, mit dem brauchen wir uns auch nicht weiter zu be­fassen. Fest steht, daß die Aktiven aller Länder, die mit deutschen Sportmannschaften zusammen an den Start gehen, eine Sprache sprechen, in der Anerkennung und Hochachtung voreinander liegt. Dafür mag als eindrucksvolles Beispiel die Anteilnahme an dem phantistischen Weltrekord unseres Dresdener Meisterläufers Harbig in Mailand über 800 Meter gelten. Auch die Fahrt deutscher Teilnehmer unter Führung des Reichssportführers zur StockholmerLingiade" findet allseitig stärkste Beachtung und Bewunderung.

Deutschland schließt sich keineswegs ab, wie es so viele gern wahrhaben wollten, sondern ergreift mit Freuden jede Möglichkeit, um sich im friedlichen Wettkampfe mit Geg­nern zu messen und sich in einem würdigen und ehrenvollen Kampfe gegenüberzustehen. W. Schn.

Sommerlager der schwäbische« HI. eröffnet

Eebietsführer Sundermann im Lager des Bannes RottweU

nsg. In der Nähe des badischen Städtchens Staufen hat einer der 35 Banne des Gebietes Württemberg, und zwar der Bann 425 Rottweil, sein Sommerlager aufgeschlagen, das in drei La­gerabschnitten mit einer Velegstärke von je 300 Jungen durchge­führt wird. Indem Eebietsführer Sundermann am Montag­abend in feierlicher Form auf dem Marktplatz von Staufen (Kreis Müllheim) das Lager des Bannes 425 eröffnete, er­klärte er symbolisch auch zugleich die Eröffnung aller übrigen Freizeitlager der schwäbischen HI.

Sportappell der Betriebe hat begonnen

nsg. Aus allen Städten und Orten unseres Gaues gehen die Meldungen ein, daß die Durchführung des Sportappells der Be­triebe begonnen hat. Die Betriebssportgemeinschaften erfüllen die ihnen gesetzten sportlichen Aufgaben. Jetzt geht es um den Sieg in den Kreisen. Durch den Sportappell der Betriebe find auch in diesem Jahr wieder zahlreiche Volksgenosten für den Sportgedanken gewonnen worden, die ihm bisher fernstanden.

Der beste Erntehelfer heißt Vorsicht!

Der Mangel an Arbeitskräften auch auf dem Lande bringt es mit sich, daß jeder eine große Arbeitslast zu vollbringen hat. War schon immer die Unfallverhütung auf dem Lande eine Not­wendigkeit, so wird sie heutzutage zu einem dringenden Gebot! Unfallschutz bedeutet tatsächlich Ernteschutz, weil jeder Unfall nicht allein dem Betroffene Schaden bringt und ihn für längere Zeit arbeitsunfähig oder zum Krüppel machen kann, sondern weil dadurch auch die Einbringung der Ernte verzögert werden kan« und Ernteverluste eintreten können.

Die steigende Technisierung der landwirtschaftlichen Arbeit er­höht die Gefahr der Unfälle an Maschinen und Geräten, Diese Unfälle sind meist immer sehr schwer und haben Gliederverluste zur Folge, was mit Arbeitsunfähigkeit und Erwerbsbeschränkung verbunden ist. Dabei sind nahezu 75 v. H. aller Maschinenunfälle vermeidbar. Kreissäge, Dreschmaschine, Häcksel- und Rüben­schneider, Göpelwerke usw. fordern immer wieder schwere Un­fälle, wenn die Schutzvorrichtungen nicht in Ordnung sind, und leichtsinnig und fahrlässig bei der Bedienung und Arbeit an die­sen Maschinen gehandelt wird. Besondere Aufmerksamkeit muß z. B. den Einlegevorrichtungen der Dreschmaschinen geschenkt werden. Auch Rüben- und Häckselschneider dürfen nicht ohne Schutzvorrichtungen und ungesichert benutzt werden. Vor allem darf man niemals mit der Hand nachhelfen, wenn die Zuführung stockt. .

In der Landwirtschaft sind viele ungelernte Arbeitskräfte tätig. Deshalb ist Vorsicht besonders geboten! E. E. D. (RAS)

Keine Grashalme und Sichren in den Mund nehmen!

Manche Menschen haben die Unsitte, bei Spaziergängen im Freien Aehren von den Fesdern abzurupfen und in den Mund zu nehmen. Auch Grashalme werden oft von den Spaziergängern zwischen die Zähne genommen und die Stengiel wegen des er­frischenden Geschmacks zerkaut. Diese anscheinend ganz harmlose Sache ist aber nicht gefahrlos. Abgesehen davon, daß manchmal Grannen mit ihren Widerhaken oder Fasern im Halse und zwi­schen den Zähnen stecken bleiben und reizen können, besteht die Gefahr, die Strahlenpilz-Krankheit zu bekommen. Diese Krank­heit wird im allgemeinen nur bei Personen beobachtet, die viel im Stall oder in der Scheune arbeiten. Auch bei diesen Leuten ist der Mund der Ausgangspunkt des Leidens. Es äußert sich in brettharten Schwellungen des Unter- und Oberkiefers, über -welchem die Eesichtshaut blaurot wird. Nach einiger Zeit bricht die Haut auf und es bilden sich Fisteln. Auch Zunge, Lunge und Darm können befallen werden. Die Heilung ist schwierig, und die Krankheit wird bedenklich, wenn sie die Lunge erfaßt. Es besteht also aller Grund, die viel verbreitete Unsitte, Aehren oder Grashalme in den Mund zu nehmen, zu unterlaßen. Man er­mahne vor allem auch die Kinder und halte ihnen die Gefahren vor Augen, die ihnen drohen können.

Sonnenstich und Hitzschlag

Wenn die Sonne es allzu gut meint und ihre sengenden Strah­len unbarmherzig auf die Erde sendet, dann kommt es manchmal vor, daß bei den Menschen bedenkliche Erscheinungen eintreten, die Herz und Nerven in Mitleidenschaft ziehen. Da spricht man dann von Sonnenstich oder Hitzschlag, wobei viele irrtümlicher­weise annehmen, daß beides dasselbe ist. Ein Sonnenstich äußert sich dadurch, daß der Betreffende plötzlich unter Herzschwäche und Luftmangel zusammenbricht und bewußtlos wird. Das Ge­sicht ist stark gerötet und die Haut ausfallend warm bis heiß, oft tritt Fieber bis zu 42 Grad auf. Der Hitzschlag dagegen ist ein bei schwüler, feuchter Witterung, besonders bei körperlicher Ay-

Beftellt denGesellschafter"

strengung auftretender Erschöpfungszustand. Allerdings weist der vom Hitzschlag betroffene Kranke ebenfalls Herzschwäche auf, der in schwereren Fällen Delirien folgen. Abweichend vom Sonnen­stich braucht der Zustand nicht unter direkter Einwirkung von Sonnenstrahlen herbeigeführt zu werden; er kommt meist bei Personen vor, die bei an sich schwüler Außentemperatur in zu engen und warmen Räumen arbeiten, wie z. V. Schiffsheizer. Einen vom Hitzschlag oder Sonnenstich Betroffenen bringt man sofort an einen schattigen, kühlen Ort, wo man seine Kleider lockert, den Kopf hochlegt und dann Brust und andere entblößte Körperteile mit kaltem Master besprengt. Falls das Atmen aus- setzt, ist schleunigst künstliche Atmung geboten, bis der Arzt das weitere veranlaßt. Zur Durstlöschung wähle man kalten Kaffee, Zitronenlimonade oder Fruchtsäfte. Auf Wandertouren lege man stets nur leichte, poröse Kleidung an, und bei längeren Mär­schen durch brütende Sonnenhitze schütze man unbedingt den Kopf durch eine leichte, die Sonnenglut abhaltende Kopfbedeckung.

Bauernfragen im Reichssender Stuttgart

Was braucht die Ziege?

Die Steigerung unserer inländischen Erzeugniste ist bereits an dem Punkt angelangt, wo es sich nicht mehr darum handeln kan, hochstehende Betriebe noch besonders zu Höchsteiträgen zu steigern. Vielmehr muß die breite Landwirtschaft, die da und dort noch Mängel in der Bewirtschaftung zeigt, allgemein oehs-- ben werden. Dies gilt besonders auch für solche Erzeuger, die nur sozusagennebenher" Landwirtschaft betreiben, die vielleicht ein kleines Stückchen Land oder Garten haben, oder die Klein-- tiere halten, lieber die Ziegenhaltung unterrichtet uns eine Hör­folgeWas braucht die Ziege?", die der Reichssender Stuttgart am Freitag, 21. Juli, um 11.30 Uhr in seinem Bauernkalender sendet.

Der Ortsbauernführer meint dazu...

Jörg und Heiner weisen in der HörfolgeDer Ortsbauernfüh­rer meint dazu..." auf einige sehr wichtige Dinge hin, die der Bauer in der Getreideernte niemals übersehen oder unterschätzen darf. Manches kann sich der Landmann leichter machen, wenn er auf die Ratschläge hört, die die bekannte Hörfolge am Sams­tag, 22. Juli, um 11.30 Uhr im Bauernkalender des Reichssen­ders Stuttgart bringt.

Frontbericht von der Kartoffelkäferabwehr

Der Kartoffelkäferabwehrdienst steht augenblicklich in einem gerades offensiven Kampfe gegen diesen Schädling, der unseren Kartoffelanbau bedroht. Der Reichssender Stuttgart hat eines der stärksten Befallsgebiete Westdeutschlands, nämlich das Mark­gräfler Land aufgesucht und hat sich dort überzeugt, welche Ge­fahr hier erwächst und welche Arbeit der Kartoffelkäferabwehr­dienst leisten muß, wenn diese Gefahr überwunden werden soll. Wir hören den Funkbericht am Samstag, 22. Juli, um 11.45 Uhr in der SendungVolksmusik und Bauernkalender" des Reichs­senders Stuttgart.

Krankheit oder kranker Mensch?

Wesen und Aufgabe der Diagnose Von Dr. med. Georg Kaufmann

Wenn man zum Arzt geht, erwartet man, daß dieser die Krankheit erkennt und ihr eine Bezeichnung gibt, die ohne weiteres verständlich ist. Man hat ja schon so viel von Krankheiten gehört, daß man sofort Bescheid weiß, wenn ein Krankheitsname genannt wird, oder man kann sich dann wenigstens ein Vorstellung davon machen, man weiß, wo es fehlt Und was nicht ganz in Ordnung ist. Für den Arzt sind die meisten Krankheitsnamen nur Hilfsmittel, die eine gewisse Einheitlichkeit der Betrachtung ermöglichen. Diese Namen ergeben sich aus der Diagnosestellung, der Krankheitserkennung. Mit dem Krankheitsnamen wird lediglich die mehr oder weniger vollkommene Zuordnung zu einer Gruppe von Krankheitsvorgängen bezeichnet, die in den Hauptsymptomen einander ähnlich sind. Die ärzt­liche Diagnose will mehr. Sie möchte das ganze Krankheits­geschehen umfassen, wie es sich gerade in diesem Menschen abspielt. Der Krankheitsname steht auf dem Krankenschein. Da lesen wir: Magenkatarrh, Lungenentzündung, Darm­grippe, Bronchitis, lieber jeden dieser Begriffe sind dicke Bücher geschrieben worden, und doch ist keines erschöpfend. Die Diagnose muß der Arzt mit seinem Wissen und seiner Erfahrung in Verbindung bringen, um dem Kranken hel­fen zu können. Dazu ist es notwendig, daß die Verände­rungen und Betriebsstörungen erkannt und in bezug auf die Eigenart des Kranken beurteilt werden. Das macht eine Betrachtung von verschiedenen Seiten aus notwendig.

Wenn ein Architekt ein Bauwerk von außen betrachtet und dann die Räume durchschreitet, so steht er mit fachkun­digem Blick gewiß dieses und jenes Besondere, was dem unkundigen Auge nicht auffällt. Aber zur genauen Be­urteilung braucht er den Bauplan, den Grund- und Aufriß und die Darstellung von Einzelheiten. Er muß ferner das Material kennen, das zum Bau verwendet wurde, die Landschaft und den Boden, die Witterungsverhältnisse und die Beanspruchung des Bauwerkes, um sich ein klares Bild machen zu können. Auch für den Arzt genügt es nicht, ledig­lich den Schaden zu betrachten, über den geklagt wird, oder das Organ zu untersuchen, in dem die Schmerzen sitzen. Wenn er sich damit begnügt, Lungen und Herz zu beklopfen und abzuhorchen, den Magensaft zu untersuchen oder den Leib abzutasten, so beobachtet er doch gleichzeitig viel mehr, und seine Erfahrung verschafft ihm rasch einen Gesamtüber­blick, der eine Diagnose und einen Heilplan ermöglicht. In den meisten Fällen genügt das auch. Erst wenn Zweifel oder Widersprüche aüftreten, sind weitere und feinere lln- tersuchungsmethoden angebracht. Der Arzt lernt dabei sei­nen Kranken immer genauer kennen, und immer mehr wird aus einer Krankheitsbehandlung eine Behandlung des kranken Menschen. Die ursprüngliche Krankheitsbezeich- nung, die auf Grund der Beschwerden und des ersten Unter­suchungsbefundes notiert worden ist, kann dann erheblich zusammenschrumpfen, die Behandlung muß eine andere Richtung einschlagen und andere Organsysteme berück­sichtigen.

... Ein älterer Mann betritt das Behandlungszimmer und klagt über mancherlei Magenbeschwerden. Die Untersuchung ergibt das Bestehen eines Magenkatarrhs. Der Mann sieht blaß aus, ist nervös und klagt über leichte Erschöpfbarkeit. Aenderung der Ernährung und Arzneimittel nützen nicht viel. Erst beim zweiten oder dritten Besuch fällt dem Arzt die Blässe der Schleimhäute auf, die bei früheren Unter­suchungen leidlich durchblutet erschienen. Nun wird daF Blut untersucht. Es besteht eine hochgradige Blutarmut, und die roten Vlutzellen zeigen eine charakteristische Ver­änderung. Jetzt erst wird klar, daß die Magenbeschwerden nur Folgeerscheinungen sind, die eigentliche Ursache ist die!

l Vlutkrankhett, eine bösartige Anämie. Noch vor 15 Jahren I wäre dieser Mann dem Tode verfallen gewesen. Heute wer­den ihm Leberpräparate eingespritzt, und der Kranke wird sich bald erholen.

Wenn dieser Kranke den Arzt mehrfach gewechselt hat» was ja leider nur allzu oft vorkommt, so wird sicherlich be­hauptet werden, der erste Arzt habe falsch behandelt. Er habe ja nur am Magen kuriert und das Wesentliche über­sehen. Damit tur man dem Arzt Unrecht. Als der Kranke zuerst in die Sprechstunde kam, hatte das Gehen sein Gesicht gerötet, außerdem war er etwas aufgeregt, weil er sich um den Magen Sorge machte. Er dachte ja an Magengeschwür oder an Schlimmeres, und diese Möglichkeiten mußte der Arzt bei seiner ersten Untersuchung auszuschließen suchen. Der Arzt aber, der seinen Kranken öfter und zu verschie­denen Zeiten sieht, wird auch unter schwierigen Umständen sich allmählich zu den versteckten Krankheitsursachen durch­tasten. Vertrauen und Geduld des Kranken find dazu aller­dings die wichtigsten Vorbedingungen. Die eingehende Be­schreibung, die der Kranke von seinen Beschwerden und de« eigenartigen Bedingungen, unter denen sie austreten, gibt, sind auch nicht immer geeignet, den Arzt auf die rechte Fährte zu lenken. Sie können ihn sogar in die Irre füh­ren, deshalb wird man als ärztlicher Helfer die Angabe« des Kranken immer mit dem erhobenen Befund vergleiche«, um sich vor einem voreiligen Urteil zu hüten.

Kräuter helfe« gesund bleibe«

Wir lernen wieder Heil- und Würzpfla«zen nütze«

Wir wißen im allgemeine« immer noch nicht genug von der Wirkung und Anwendung unserer Heilkräuter, die in frühe­ren Zeiten in allen Burg- und Hausgärten gepflanzt wurden und von da, wie etwa die Eartenraute, auf die heutige Zeit überkom­men sind. Nach spärlicher lleberlieferung halten wir wohl Lin­denblüten-, Kamillen-, Pfefferminz- und Fliedertee bereit, ver­wenden Bohnenkraut, Dill und Petersilie in der Küche, aber der übrige Reichtum an Heil- und Würzkräutern ist viel zu wenig bekannt. Daher hat es sich schon in verschiedenen Gegenden des Reiches das Deutsche Frauenwerk zur Aufgabe gemacht, seine« Mitgliedern auf Kräutergängen die Kenntnis der Pflanzen und nachher ihre Verwendung für Küche und Heilzwecke nahezubrin­gen und manche, die einen kleinen Garten besitzen, bauen heute wieder von dem Vergessenen an: Basilikum, Zitronenmelisse, Bei­fuß, Salbei und viele andere.

Tiefe Wahrheit steckt in manchem Wort aus dem Nolksmund, etwa wenn er sagt:Wermut heilt Schwermut." Sei» Saft rei­nigt die Leber, von der Magen- und Darmkrankheiten ausgehe». Die Alten rechneten den Wermut zu den neun zauberkräftige« Kräutern, die von der Behexung durch böse Geister befreie«. Sagen und Legenden haben sich auch um den Brombeerstrauch gebildet. Seine Blätter, mit denen des Himbeerstrauches ver­mischt, geben einen vorzüglichen Haustee gegen Hautaus­schläge und Furunkel. Ein typisch germanischer Heilbaum ist die Birke, deren Säst von aller Verschlackung reinigt. Im nördliche« Norwegen, in Finnmarken, gebrauchen die Lappen sogar Birken- blätter in Form eines Laubbades gegen Rheumatismus und Eicht. Und von Salbei sagte schon Plinius:Warum soll der Mensch sterben, so ihm Salbei im Garten wächst."

Heilkräuter werden zu ganzen Kuren verwandt. Wer ken«t nicht im Frühjahr die verschiedenen Blutreinigungskuren, vor allem mit Wacholder? Es ist für uns heute so wichtig, daß wir wieder lernen, uns der Kräfte bewußt zu werden, die in de« Heil- und Würzpflanzen verborge» sind. Durch die Abwanderung aus der Natur in die Städte wurde die Lebenskraft der Men­schen geschwächt, und mit den Kranhkeiten, die Besitz vom Körper ergriffen, kamen vor allem die Nervenkrankheiten. Welche ge­sundende Ruhe spendet da der deutsche Wald! In ihm blüht der Waldmeister, dessen Tee Schlaf bringt, in ihm wächst Baldrian, die Wurzel von altbekannter, beruhigender Wirkung. Es ist ein Studium für sich, den Kräuterheilwirkungen nachzugehen, sie an­zuwenden aber Verpflichtung für uns zur bewußten Stählung unserer Gesundheit und Steigerung unserer Leistungen.