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Raaolder Tagblatt »Der Gesellschafter"
Donnerstag, den 20. Juli 1839
Buntes Allerlei
Schwedische Aerzte streiken
In der schwedischen Öffentlichkeit ist man beunruhigt über eine allgemeine Proteststimmung, die in Aerztekreisen immer mehr an Boden gewinnt. 14 junge Unterärzte an einem gtoßen Krankenhaus in Stockholm erklärten'vor kurzem den Streik. Ms^Vegründung gaben sie die niedrigen Löhne und die unhygienischen Wohnverhältnisse an, mit denen sie sich seit längerem Äb finden mußten. Mehrere Vermittlungsversuche wurden unternommen, die jedoch keinerlei Erfolg hatten.. Im Gegenteil. Der "«Streik zog xweitere Kreise. Die ganze schwedische Aerzte- schaft. erklärte sich mit dem Streik der 14 Mediziner solidarisch und verlangte eine sofortige Abstellung der Uebelstände. Wie dieser Zwischenfall ausgehen wird, läßt sich jetzt mit Bestimmtheit noch nicht Voraussagen. Man vermutet aber, daß die Behörden zum Rachgeben gezwungen sein werden. Das heißt, man wird die Forderungen der 14 im Streik befindlichen Aerzte vor-
aussichÄA..«füllen. ^ .
^ - 29 2ÜÜ Blumen im Knopfloch
Daß fWdr Mensch einen Spleen hat, wird oftmals bestritten. Auf einigeDrifft es sicherlich zu. 2n London feierte dieser Tage «in Ereä Dinen 80. Geburtstag. Er trug bei dieser Gelegenheit eine rote Nelke im Knopfloch. „Das ist die 29 2E». Blume, ^>ie meinen Rock schmückt", erklärte er. Und in der Geburtstagsrunde berichtete er, daß er seit seinem 40. Lebensjahr mit einer »«gelmäßigen Dekoration seines Knopfloches begonnen habe. An Mem Tag wechselte er die Blume einmal aus. Auf diese Weife ^.konsumierte" er in den vier Jahrzehnten nicht weniger abr «9 200 Blumen. >
Azteken trinken Maiskaffee
Aus mehr als einem Grunde ist das Studium der alten Völker von Nutzen. Auch wenn es sich um längst untergegangene Lebenskreise handelt, wie bei den Mayas und Azteken, die schon vor Jahrtausenden in Mistelamerika eine blühende Kultur entwickelt hatten. So berichtet Thomas Kann — in seinem recht lesenswerten Buche „Götter und Menschen im alten Mexiko" — überaus interessante Dinge aus dem Reiche der Azteken. Sie kannte» nicht nur eine strenge Gesellschaftsordnung, sondern auch eine eingehende Wehrgliederung und Gerichtsbarkeit. Nachrichten, die in Bilderschrift wiedergegeben waren, wurden durch Voten befördert, die einander ablösten und in einem einzigen Tage ISO bis 250 Kilometer hinter sich brachten. In ihre Baumwolle verwebten die Alten Kaninchenhaare. Die Farbe des Purpurs entnahmen sie dem Saft einer Laus. Die Mayas und die Azteken waren die ersten, die ihren „Kornkaffee" aus Mais rösteten. Diese kulturell hochstehenden Völker haben sogar Markt- und Kaufmannsgerichte gekannt. Sie schufen manche Einrichtung, die wir Heutigen für recht modern halten. Aber da sind wir nun im unrecht...
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Reichsbank Mitte Juli
Nach dem Ausweis der Reichsbank vom 15. Juli 1939 hat sich seit dem 7. Juli die gesamte Kapitalanlage des Institutes i» Wechseln und Schecks, Lombard- und Wertpapieren um 237 Millionen auf 9271 Mill. RM. erhöht. Diese Entwicklung ist in erster Linie auf die Versteifung am Geldmarkt zurückzuführen. Der Steuertermin, der besonders in der zweiten Juniwache die Erhöhung der Kapitlanlage verursachte, ist auch diesmal nicht ohne Einfluß geblieben. Der Deckungsbestand an Gold und Devi-j sen beträgt bei einer geringfügigen Zunahme rund 77 Mill. RM. Der Umlauf an Reichsbanknoten hat sich um 197 Mill. auf 8334 Mill. RM., an Rentenbankscheinen um 0,5 Mill. auf 375 Mill. RM. und an Scheidemünzen um 26 Mill. auf 1790 Mill. RM. ermäßigt. Mithin stellt sich der gesamte Zahlungsmittelumlauf auf 10 500 gegen 10 723 Mill. RM. am 7. Juli, 10124 Mill. RM. im Vormonat und 8064 Mill. RM. am entsprechenden Termin des Vorjahres.
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„Jetzt fangen Sie auch noch damit an! Ich weiß da gar nichts. Daß sie nicht mehr dicke Freunde waren in der letzten Zeit, das ist mir ja aufgefallen, aber daß Adalbert schlecht oder gehässig über ihn geredet hätte, nee, das kam nie vor, kein einziges Mal. Nur einmal, da ist er etwas aufgeregt gewesen. Damals, als er mir den Silberfuchs hier gekauft hat. Da muß Heinold hernach irgend etwas gesagt haben, daß er mit dem Geld nur so rumwirft, oder ähnlich, das hat Ihr Bruder mir dann erzählt, aber er war nur ein bissel ärgerlich und erwähnte mit keiner Silbe, daß sie sich deswegen gestritten hätten."
„Und ist Ihnen sonst nichts aufgefallen, ich meine, daß Adalbert sich auch Ihnen gegenüber verändert benommen hat in den letzten Btonaten..."
„Nichts, gar nichts. Er war immer der gleiche, immer verliebt, immer gut aufgelegt, immer spendabel, immer..."
„Na, warum stocken Sie plötzlich? Was wollten Sie sagen?"
„Ach, das hat mit unserem Thema eigentlich nichts zu tun..."
„Wir wollten doch offen zueinander sein, Fräulein Lizzy!"
„Wenn Sie's also durchaus wissen wollen, er hat sich auch immer gern nach 'nein anderen hübschen Mädel umgesehen, daß ich manchmal hätte eifersüchtig werden können..."
„Ach so, da haben Sie manchmal gefürchtet, daß Sie ihn verlieren könnten..."
„Ja, das war es..."
„Deswegen kann Heinold ihm doch nichts vorgeworfen haben?"
„I wo, das ging den ja gar nichts an, und er hat sich auch nie um so was gekümmert."
„Ta scheint es also ganz unmöglich, daß man herausbekommt, warum die beiden zu Feinden wurden. Und mir ist so, als müsse man das wissen..."
Kapitalerhöhung der Schwäbische Zellstoff Ehingen AG. Um
den Buchenholzanfall der Schwäbischen Alb, der bisher vorwiegend als Brennstoff verwendet worden ist, einer seiner besonderen Güte entsprechenden wirtschaftlichen Verwendung zuzuführen und ihn in den Dienst der Versorgung der deutschen Wirtschaft mit Rohstoffen zu stellen, war Ende 1937 die Schwäbische : Zellstoff AE. Dettingen in Ehingen a. D. mit einem Kapital z von 3,40 Mill. RM. gegründet worden. Das Kapital war zum größten Teil von der schwäbischen Textilindustrie gezeichnet, die vertreten durch die Industrie- und Handelskammer Reutlingen, die Anregung zur Gründung des Unternehmens gegeben und seinerzeit wertvolle Vorarbeiten in Verbindung mit dem Amt für deutsche Roh- und Werkstoffe, der Dienststelle für den Vierjahresplan beim Reichsstatthalter in Württemberg und dem württ. Wirtschaftsminister, geleistet hat. In Württemberg-Ho- henzollern sind bei einer nur lOOprozentigen Einschlagsquote in den Staats- und Gemeindewaldungen jährlich 340 000 Raummeter Buchen einschlagreif. Die württ. Forstdirektion hat ein Drittel der von dem Zellstoffwerk gebrauchten Mengen für sieben Jahre garantiert und sich in den Preisen für drei Jahre gebunden. Die Jahreserzeugung des Zellstoffwerks soll 20—22 000 Tonnen betragen. Für das Zellwollewerk sind 10 000 Tonnen Jahresleistung angesetzt. Die Inbetriebnahme der Fabrik wird Ende dieses Jahres erfolgen. Eventuell überschüssige Zellstoffmengen werden auf verträglicher Grundlage an die Süddeutsche Zellwolle AE. Kehtheim verkauft werden. Bereits bei der Gründung der Gesellschaft war vorgesehen, daß die Errichtung der Zellwollefabrik durch eine spater erfolgende Kapitalerhöhung durchgeführt werden solle. Zunächst war hierfür an Privatkapital ein Betrag von 3—4 Mill. RM. vorgesehen. Die Gesellschaft beruft nunmehr auf den 10. August nach Ehingen die erste HB. ein, in der neben der Beschlußfassung über den ersten Jahresabschluß usw. auch über eine Erhöhung des Grundkapitals um bis 2,6 Mill. RM. Beschluß gefaßt werben soll.
Ziegelwerke Heilbronn-Böckingen AG. Nach dem Bericht der Ziegelwerke Heilbronn-Böckingen AE. .für das Geschäftsjahr 1938 war der Verkauf der Erzeugnisse der Gesellschaft im letzten Jahr mehr denn je von der Tätigkeit im Baugewerbe beeinflußt. Da in diesem Jahr die Aufgaben der Bauwirtschast im verstärkten Maße auf dem Gebiet des Tiefbaues lagen, sei der Hochbau und damit der Bedarf an Ziegelwaren zurückgegangen. Nach Absetzung aller Unkosten und nach Zuführung von 10 000 RM. an die ges. Rücklage wird einschließlich Vortrag von rund 6000 RM. ein Reingewinn von 21300 RM. ausgewiesen, aus dem diesmal eine Dividende von 3 Prozent gezahlt wird gegen 4 Prozent im Vorjahr.
Handwerkerkrankenkasse. Der Versichertenbestand der württ. „Handwerkerkrankenkasse" erhöhte sich zum Schluß des Jahres 1938 auf 108 388 Personen. Die Beitragseinnahinen betrugen 1938 4,14 (i. V. 4) Mill. RM.. die Leistungen 3,68 (3,46) Mill. KM. Die.Schadensquote, d. h. die Kassenleistungen auf Grund
„Dem Kommissar kommt es anscheinend auch darauf an, trotzdem er so viel Material gegen Heinold hat."
„Ja, und wenn er gerade diese Frage so wichtig nimmt, sollte man vielleicht fast wünschen, daß sie nie beantwortet wird."
„Vielleicht wäre es besser", gibt da auch Lizzy zu.
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„Ohrenschall, Ohrenschall, wo ist denn der Bericht geblieben, den Sie schicken wollten?" fragt ein paar Tage später Overbeck seinen Assistenten, der wieder mal im Wirtshaus zu Altschönau abgestiegen war.
Der kratzt sich hinterm Ohr.
„Ach Gott, Herr Kommissar, ich weiß eigentlich nichts Neues, ich Hab mir da gar nicht zu schreiben getraut."
„Nette Auffassung von Ihren dienstlichen Obliegenheiten!" knurrt Overbeck, aber es ist nicht böse gemeint. Dann berichten Sie also mündlich, was Sie erlebt haben."
„Nicht viel, Herr Kommissar, so gut wie nichts, ich sagte es Ihnen ja schon. Ein paar Leuts haben sich beschwert, weil die Fabrik die bestellte Schokolade noch nicht geliefert hat..."
„Das interessiert mich gar nicht, Sie alberner Mensch! Sie sollten doch nochmals nachforschen, welchen Ruf unsere Leute in der Gegend genießen."
„Hab ich auch getan, Herr Kommissar..."
„Und was ist dabei rausgekommen?"
„Zunächst mal Rögg! Den halten sie alle für einen Ehrenmann, nicht das geringste wissen sie gegen ihn anzuführen."
„So, da wollen sie wohl auch nicht glauben, daß er der Mörder ist?"
„Nee, das will den Bauern nicht einleuchten. .Ebenso könnte's dann der Herr Pastor gewesen sein', hat mir eine Frau geantwortet."
„Hm, das paßt nicht ganz in unseren Streifen. Und was sagt man über Facius?"
„Der kriegt auch überall 'ne ausgezeichnete Note. Freundlich zu den Leuten, Verständnis für die Dinge im Dorf, Aushilfe in bestimmten Notfällen, also eigentlich der ideale Gutsherr..."
„Eigentlich, eigentlich! Warum eigentlich? Warum schränken Sie ein?"
„Tja, Herr Kommissar, so 'nen kleinen Haken schien die Sache doch zn haben. Facius sagen sie nämlich nach, er habe manchmal 'n Auge auf die eine oder andere Dorfschönheit geworfen. Und wenn sie ihn sonst alle über'n Schellenkönig loben, die jungen Burschen und 'n paar der Väter, die haben doch nicht so die reine Bs-
ver Bettrage verrug runv 89 Prozent gegenüber 86,3 Prozent im Vorjahr. — Die Entwicklung der Vereinigten Lebensversiche- ^ rungsanstalt a. E. für Handwerk, Handel und Gewerbe in Hamburg („Velahag"), die bekanntlich mit der württ. „Handwcrker- krankenkasse" seit über einem Jahrzehnt in Arbeitsgemeinschaft steht, war 1938 sehr günstig. Sie konnte ihren Kapitalversicherungsbestand um 51,8 Mill. RM. auf 376,91 Mill. NM. erhöhen.
Neuer starker Rückgang der chinesischen Währung. Die chinesische Währung ist am Dienstag um weitere 20 v. H. gefallen, nachdem der englisch-chinesische Stabilisierungsfonds Dienstagmorgen seine Devisenverkäufe eingestellt hatte. Der nach dem Kurssturz Anfang Juni mit 6,5 Pence notierte chinesische Dollar fiel auf 5 Pence.
Marktlage im Veerenobst
Was der Fachmann sagt
Ausführungen zur Marktlage im Veerenobst von A. Häff- n e r, dem Vorsitzenden des Gartenbauwirtschaftsverbandes Württemberg, entnehmen wir folgendes:
Die diesjährige Erdbeerenernte beträgt nur etwa die Hälfte der Ernte von 1938. Der starke Dezemberfrost hatte nämlich starke Auswinterungsschäden zur Folge. Es mutz aber auch betont werden, daß infolge des Mangels an ländlichen Arbeitskräften der Anbau mit dem gestiegenen Bedarf nicht Schritt halten konnte. Im Vorjahr wurden bei den württembergischen Bezirksabgabestellen — als Organe der Marktordnung — 9098 Doppelzentner Edrbeeren angeliefert, bis 10. Juli 1939 konnten dagegen nur 2850 Doppelzentner erfaßt werden. Dieser gewaltige Unterschied ist aber nicht nur auf die geringere Ernte zurück- zufiihren. Es ist dem Haushaltverbraucher gestattet, beim Erzeuger einzukaufen. Auf diese Weise können alte Beziehungen zwischen Stadt und Land weiterhin bestehen bleiben. Was wir jedoch in diesem Jahr beobachten müssen, hat mit der Aufrechterhaltung alter Beziehungen nicht mehr das geringste zu tun.
Man ist in Massen hinausgefahren, um sich trotz der knapperen Ernte unvermindert seinen Bedarf zu decken. Erwägungen, ob auch diejenigen Volksgenossen, denen diese Möglichkeit nicht gegeben ist, auf dem üblichen Wege etwas erhalten können, haben hier anscheinend keine Rolle gespielt. Wenn dieser Mißbrauch des „Direktverkaufs" so weitergeht, ist ernstlich zu erwägen, ob er nicht ganz unterbunden werden muß.
Im Interesse der Vorratswirtschaft unserer Hausfrauen wurden ihnen auf den Märkten, in Stuttgart nud Heilbronn zum Beispiel, erweiterte Einkaufsmöglichkeiten gegeben. Im übrigen darf ich die Hausfrauen darauf aufmerksam machen, daß Stuttgart die einzige Großstadt ist, wo sie auf dem Eroßmarkt zu entsprechenden Preisen einkaufen können. Ich möchte weiterhin die Verbraucher bitten, auch den Stachel- und Johannisbeeren, bei denen die Ernten wesentlich besser ausfallen, ihr Interesse zuzuwenden. Man kann sich manchmal des Eindrucks nicht erwehren, daß sich die Käufer gerade auf eine als knapp bekannte Ware stürzen.
Nun noch ein Wort zu den Preisen. Die beteiligten Stellen, sowie die Vertreter der Erzeuger und Verteiler sind ständig bemüht, einen gerechten Ausgleich zwischen den oft widerstrebenden Interessen zu schaffen. Dem Erzeuger müssen wir durch einen angemessenen Preis die Freude an der Arbeit erhalten. Schlechte Erzeugerpreise begünstigen nur die Landflucht öezw. die Flucht aus der Landwirtschaft und damit aus der Erzeugung und schaden letzten Endes dem ganzen Volk. Auch der Meinung, daß der Einzelhändler zu viel verdienen würde, muß nachdrück- lichst entgegengetreten werden. Seine Spannen sind genau festgelegt.
Ich darf bei dieser Gelegenheit die Groß- und Kleinverbraucher besonders auf die Eemüsemärkte Hinweisen, die zur Zeit immer reichlich beschickt sind.
Bei Stachelbeeren können wir mit einer guten bis sehr guten, bei Johannisbeeren mit einer guten, bei Himbeeren mit einer mittleren Ernte rechnen. Vom Kernobst, z. B. bei Aepfeln, ist ebenfalls eine mittlere Ernte zu erwarten.
Abschließend möchte ich noch bemerken, daß alles getan wird, um unsere Bevölkerung mit dem für jung und alt so gesunden Obst zu tragbaren Preisen zu versorgen.
geisterung..."
„Und haben Sie sich nicht mal hinter so 'ns Dorf« schöne stecken können? Oder ist das nicht Ihr Geschmack?"
„Na ja, Herr Kommissar, das ist so 'ne Sache, waren ja ganz verlockend..."
„Darauf kommt's nicht an, wenn Sie im Dienst sind!" „Weiß ich wohl, Herr Kommissar, aber da sind die Burschen, die paffen verteufelt auf, wenn da 'n Fremder versucht, an ihre Mädels ranzukommen..."
„Ist Wohl an sich richtig, aber mit dem Inhalt Ihres Schokoladenkoffers hätten Sie eigentlich alle Burschen ausstechen sollen..."
Ohrsnschall scheint das für nicht ganz so wahrscheinlich und leicht zu halten, er zieht ein etwas zweifelndes und zugleich etwas beleidigtes Gesicht. Overbeck lacht.
„Beruhigen Sie sich nur wieder, ich weiß schon, daß Sie sich alle Mühe gegeben haben. — Aber wir wollen nichts außer Betracht lassen, auch nicht, daß Facius im Dorf als so 'n kleiner Schürzenjäger galt. Glauben Sie, daß deswegen irgendeiner von den eifersüchtigen Burschen oder zornigen Vätern zum Schießprügel griff?"
Ohrenschall schüttelt entschieden den Kopf.
„Halte ich für ausgeschlossen, Herr Kommissar. Wissen Sie, das mit der Schürzenjägerei, das ist gar nicht so schlimm. Die Leute im Dorf wollen eben nicht, daß einer aus dem Herrenhaus sich für ihre Mädels interessiert, und wenn der Baron mal eine ans Kinn gefaßt oder auf die Hinterfront gepatscht hat, dann war gleich der Teufel los. Ich habe gefragt, so gut ich nur konnte."
„Immerhin, wir wollen mal bei der Sache bleiben. Haben Sie festgestellt, um welche Bauerntöchter es sich handelt?"
„Ja, soweit ich es ermitteln konnte, habe ich die Namen notiert. Und dann auch gleich festgestellt, wo etwa im Hof oder bei den Burschen ein Schießeisen vorhanden sein könnte..."
„Bravo, Ohrenschall, und was kam dabei heraus?"
„Nicht viel, Herr Kommissar. Von vier Mädels Hab ich was Bestimmtes gehört. Bei zweien hat der Vater 'nen Jagdschein..."
„Aha! Weiter!"
„Und dann habe ich mich beim Gendarm erkundigt, der kennt sich da ja aus. Der eine hat nur 'ne alte Flinte, der andre 'nen Drilling und 'n umgearbeitetes Militärgewehr..."
„Die Waffen können sämtlich nicht benutzt worden seiu."
(Fortsetzung folgt.)