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Mittwoch, den IS. Juli 1939

auch in den übrigen Gauen des Reiches in Bälde erreicht werden. Man werde Mittel und Wege finden, um den Beruf des Baum- warts zu einer sicheren Lebensexistenz zu gestalten.

Dr. Hilkenbäumer vom Institut für Pflanzenbau an der Universität Halle berichtete hierauf umfassend über die Versuchs­und Forschungstätigkeit mit Obstunterlagen und Stammbildern.

Tagung der deutschen Rosenfreunde

Stuttgart, 17. Juli. Am Samstag und Sonntag weilten zahl­reiche Mitglieder des Vereins deutscher Rosensreunde aus oem ganzen Reich in Stuttgart. Sie wurden am Samstag abend im Höhenrestaurant Schönblick von Stadtrat Dr. Locher und Rats­herr Häffner empfangen. Eartendirektor Bauer hieß dabei die Gäste herzlich willkommen und übermittelte die Grüße Dr. Strö- lins. Im Laufe des Abends trafen auch noch von der Gesellschaft der Orchideenfreunde, die zur Zeit ebenfalls m Stuttgart ihre Tagung abhält, verschiedene Vertreter ein. Dem Empfang wohn­ten auch der Reichsfachwart tür St-nban. und der

Vizepräsident der Gesellschaft der Rosenfreunde, W. Kordes, der.

In der Hauptversammlung am Sonntag im Hospiz Viktoria verbreitete sich der stell». Vorsitzende des Vereins, W. Kordes, in einem mit farbigen Lichtbildern unterstützten Vortrag über den Werdegang eine neuen Rosenrasse, und zwar der ostafiiati- schen Wildrose (Rosa Multiflora) zur großblühenden modernen Floribunda. Die Wildrose wurde um das Jahr 1880 nach Europa gebracht. Zunächst gebrauchten sie französische Züchter zur Züch­tung von Kletterrosen. Dabei entstanden zu Beginn der 80er Jahre niedrig blühende Formen. Sie hatten fast alle Helle Far­ben, und erst um die Jahrhundertwende gelang es, auch rot- und größerblühende Formen zu erzielen. Deutscher Arbeit verdanken wir die ersten großblühenden und auch die ersten gelbblühenden Formen, während die Dänen die ersten großblühenden roten For­men herausbrachten. Aus letzteren sind unter Zuhilfenahme der großblühenden Eartenrose unsere heute zu Tausenden gepflanzten sog. Polyanthahypriden geworden, die man in den öffentlichen Gärten aller deutschen Städte sieht. Aus ihnen wiederum wurden neuerdings noch größer,blühende Formen gezüchtet, die zum erstenmal hier in Stuttgart in geringem Umfange gezeigt werden.

Orchideen-Tagung in Stuttgart

Stuttgart, 17. Juki. Wie rege das Interesse gerade für Orchi­deen geworden ist, zeigte die gute Beteiligung, die diese Ver­anstaltung verzeichnen konnte. Die Tagung selbst begann mit einer gemeinsamen Besichtigung des Tropenhauses der Reichs­gartenschau, das neben Warmhauspflanzen allgemeiner Kultur in diesen Tagen vor allen Dingen Orchideen zeigt. Bei der Ta­gung wurden hauptsächlich Probleme der künftigen Züchtung besprochen. Bemerkenswert war die positive Einstellung des Er­werbsgartenbaues für eine zu gründendeHauptstelle für Orchideen" an der Wilhelms, die aller Voraussicht nach zustande kommen und der Wilhelm« damit eine wertvolle Er­weiterung ihres Aufgabengebietes geben wird. Der Sonntag blieb einer Studienfahrt Vorbehalten, deren erstes Ziel eine Be­sichtigung der Kulturen der Gärtnerei Münz-Waiblingen war. Im Anschluß wurde die Wilhelm« besichtigt. Am Nachmittag erfolgte die Weiterfahrt nach Tübingen, wo der Botanische Gar­ten besichtigt wurde.

Gau-Dolksmufiktag in Heidenheim

Heidenheim, 17. Juli. Der Gau-Volksmusiktag brächte am Samstag und Sonntag rund 100 Kapellen mit 3000 Musikern nach Heidenheim. Weit über 100 Kapellen beteiligten sich am Wertungsspiel. Im Mittelpunkt des ersten Festtages stand ein Festkonzert. Dr. Fischer-Berlin sprach für die Reichsmusik­kammer über das Problein der Volksmusik als dem Urquell der deutschen Musikkultur überhaupt. Der Gnu Württemberg ist nicht nur zahlen-, sondern auch leistungsmüßig auf dem Gebiete der Volksmusik führend. Der Sonntag brachte eine Morgenfeier, bei der ausschließlich neue Musik geboten wurde. In die Vortrags­folge teilten sich der Ortsgruppen-Musikzug Schwenningen, das große Bosch-Streichorchester Stuttgart mit 70 Mann und der Werkschar-Musikzug der Firma Bosch in Feuerbach. Die Feier hinterließ den Eindruck, daß es in Deutschland zahlreiche Ton­

setzer gibt, die es in volkstümlich wertvoller Weise verstehen, unsere Zeit auch musikalisch auszudrücken. Beim Mittagessen der Ehrengäste wurde der langjährige Geschäftsführer und stellv. Landschaftsleiter der Fachschaft Volksmusik, Gustav Schwarz- w ä l d e r - Heidenheim, mit einem Oelgemälde geehrt. Ober­bürgermeister Dr. Meier und Oberregierungsrat Hilburger hielten Ansprachen. Der in drei Säulen aufmarschierende Fesizug am Nachmittag, der einige zehntausend Zuschauer nach Heiden­heim brachte, vereinigte sich äuf dem Eugen-Jäkle-Platz zu einer machtvollen Kundgebung. Auf dem Festplatz spielten über 1000 Musiker in Massenchören Werke unserer Zeit.

Arbeitseinsatz im Monat Znrri

Das drängende Streben aller Zweige der Wirtschaft nach weiterer Vermehrung der beschäftigten Arbeitskräfte hat in Südwestdeutschland im Monat Juni noch schärfere For­men angenommen. Die Notwendigkeit, den lebenswichtigen Kräftebedarf der Landwirtschaft für die Einbringung der Heu­ernte, der Beeren-, Frühobst- und Frühgemüseernte, sowie für die Kampagne der Konservierungindustrie zu beschaffen und da­bei den Beschäftigtenstand der mit anderen staatspolitisch vor­dringlichen Aufgaben betrauten Betriebe nicht nur zu schonen, sondern womöglich noch weiter aufzufüllen, stellte die Arbeits­ämter vor die schwierigsten Entscheidungen. Unter diesen Um­ständen mußten natürlich Rücksichten auf den Krüftebedarf der ! weniger wichtigen Wirtschaftszweige, wie private Bautätigkeit, städtische Hauswirtschaft, Fremdenverkehrsgewerbe b. a. zurück­treten. Zu erwähnen ist noch, daß sich bei Durchführung des Krüfteeinsatzes wieder herausgestellt hat, daß in manchen Bezir­ken insbesondere Württembergs irgendwelche Reserven an männlichen und auch an weiblichen Kräften, die für einen dau­ernden ganz- oder halbtägigen Einsatz als Arbeiter und Ange­stellte in Frage kommen könnten, kaum mehr vorhanden sind. Schließlich kann aber festgestellt werden, daß die Frühernte trotz i der durch die Unbeständigkeit der Witterung vermehrten Schwie- : Agkeiten größtenteils bereits geborgen ist und daß sie weiter ! geborgen wird. Das Verständnis der Betriebssichrer, die vielfach ; Werksbeurlaubungen eintreten ließen, die Mithilfe der Schulen j und Hochschulen, die Beteiligung der Gliederungen der Partei, ! sowie das Entgegenkommen des Reichsarbeitsdienstes und der § Wehrmacht müssen mit Dank erwähnt werden. In nicht wenigen s Fällen allerdings, in denen Betriebsführer oder für den Ein- s satz in der Landwirtschaft in Betracht kommende Kräfte ein : Verständnis für die Lage vermissen ließen, mußten die Arbeit?- j ämter auch von der Möglichkeit der D i e n stv e r p f l i ch t u n g j Gebrauch machen. i

! Einstellung von Anwärtern des mittleren vermessungsiech- ,

! nichen Dienstes. Nach einer Bekanntmachung des württ. Innen- > ! Ministers werden für die den ZivilanWärtern vorbehaltenen : Stellen des mittleren vermessungstechnischen Dienstes bei den staatl. Messungsümtern männliche Personen im Alter von 21 bis 31 Jahren als Vermessungsassistent-Anwärrcr eingestellt. Ge- i suche sind unter Beifügung der nötigen Papiere beim württ. i j Innenminister, Abteilung Landesvermessung, Stutgart, einzu- j I reichen. Der Vorbereitungsdienst dauert ein Jahr und wird durch i eine Prüfung abgeschlossen. i

Kurzs SpsrLrundschau !

Der Klubdreikamp? der Schwimmer in Heilbronn endete mit ^ i dem erwarteten sicheren Erfolg de- SV. Göppingen, oer fünf , s von den sechs Staffelrennen gewann, mährend Heilbronn 08 i über sechsmal 100 Meter Kraul einmal den Sieger stellte. Die > Heidelberger kamen aber dadurch ebenfalls zu Siegerehren, daß ' in den drei Fraucnstaffeln alle Siege an Heidelberg fielen.

Im Preis der Nationen beim Luzerner Reitturnier siegte am ! Samstag Irland mit 16,5 Punkten vor Deutschland mit 25^

! Punkten. Frankreich 36^, Schweiz 46 und Belgien mit 64 Punkten.

s Mit einem überlegenen deutschen Sieg endete der Leichtathle- s i tik-LLnderkampf gegen Italien in Mailand. Deutschlands Ath- ^ leten siegten mit 110,5 zu 67,5 Punkten, wobei sie von 19 Wett- : l bewerben 17 gewannen. Der Dresdener Harbin, der am Vortag

Uber 800 Meter Weltrekord gelaufen war, siegte auch über 400 Meter gegen den Italiener Lanzi, wobei er mit 46,7 Sekunden einen neuen deutschen Rekord aufstellte.

81 Einzelfahrer und sechs Mannschaften errangen bei der 4. Ge- birgsgeländefahrt der Motorgruppe Südwest die Goldene Me­daille. Die Fahrt, die Start und Ziel in Jsny hatte, führte durch das schwäbische und bayerische Allgäu und stellte an die Teilnehmer nicht geringe Anforderungen.

Deutscher Zehnkampsmeister wurde der Hamburger Fritz Müller mit 7267 Punkten.

1008 deutsche Turner fahren nach Stockholm. Am Montag be­gab sich das KdF.-SchiffWilhelm Eustloff" auf die Reise nach Stockholm, besetzt mit über 1000 deutschen Turnern und Turne­rinnen, die unter der Führung des Reichssportführers an der Lingiade vom 20. Juli bis 4. August teilnehmen. Die Lingiade findet zu Ehren des vor 100 Jahren verstorbenen Turnvaters der Schweden, Per Henrik Ling, statt. Ileber 30 Nationen be­teiligen sich an den Vorführungen und an den Festlichkeiten. Deutschland wird zwei Vorführungsmannschaften stellen. Für eine einstündige Vorführung im alten Olympischen Stadion stehen rund 10"0 Turner und Turnerinnen, für die Vorführung in geschlossenen Räumen eine Mannschaft von 110 Sportlern bereit.

Donnerstag, 20. Juli: 5.45 Morgenlied, Zeitangabe, Wetter­bericht, Wiederholung der 2. Abendnachrichten, Landwirtschaft­liche Nachrichten, 6.00 Gymnastik, 6.30 Frühkonzert, Frühnach­richten, 8.00 Wasserstandsmeldungen, Wetterbericht, Marktbe­richte, 8,10 Gymnastik, 8.30 Ohne Sorgen jeder Morgen, 9.20 Für Dich daheim. 10.00 Volksliedsingen. 11.30 Volksmusik und Bauernkalender mit Wetterbericht, 12.00 Mittagskonzert, 13.00 Nachrichten des Drahtlosen Dienstes, Wetterbericht, 13.15 Leichte Mittagsmusik aus Italien, 14.00 Nachrichten des Drahtlosen Dienstes, 14.10Zur Unterhaltung", 16.00 Nachmittagskonzert, 18.00 Operettenmelodien, 18.45 Aus Zeit und Leben, 19.00Es wollt' ein Bursche freien!", 19.30 Studenten singen, 19.45 Kurz­berichte, 20.00 Nachrichten des Drahtlosen Dienstes, 20.15Mit 500 PS. durchs Reich der zehnten Muse", 21.00 Vom Mißerfolg zum Welterfolg, 22.00 Nachrichten des Drahtlosen Dienstes, Wetter- und Sportbericht. 22.20Die besten Rennfahred der Welt auf dem Nürburgring eingetroffen", 22.30 Volks- und Un­terhaltungsmusik, 24.00 Nachtmusik.

Freitag. 21. Juli: 5.45 Morgenlied, Zeitangabe, Wetterbe­richt. Wiederholung der 2. Abendnachrichten, Landwirtschaftliche Nachrichten, 6.00 Gymnastik, 6.30 Frühkonzert, Frühnachrichten. 8.00 Wasserstandsmeldungen, Wetterbericht, Marktberichte, 8.10 Gymnastik, 8.30 Musik am Morgen. 9.20 Für Dich daheim, 10.00 Werte aus Wertlosem, 10.30 Wenn Ihr in Ferien seid!, 1130 Volksmusik und Bauernkalender mit Wetterbericht, 12.00 Mittagskonzert, 13.00 Nachrichten des Drahtlosen Dienstes, Wet­terbericht, 13.15 Mittagskonzert, 14.00 Nachrichten des Drahtlo­sen Dienstes, 14.10 Aus italienischen Meisteropern, 16.00Und nun klingt Danzig auf!", 17.00 Musik zum Tee, 18.00 Heiterkeit und Fröhlichkeit, 18.45 Aus Zeit und Leben, 19.00 Einst und jetzt/ 19.30 Kleine musikalische Formenlehre, 19.45 Kurzberichte, 20.00 Nachrichten des Drahtlosen Dienstes, anschließend: Hier spricht die Reichsgartenschau, 20.15 Unterhaltungskonzert. 21.00 Musik der Nationen: Ungarn", 22.00 Nachrichten des Draht­losen Dienstes, Wetter- und Sportbericht, württembergische und badische Sportvorschau, 22.30Alcazar no se rcndira jamas", 23.00 Kammermusik, 23.30 Tanzmusik, 24.00 Nachtmusik.

Samstag, 22. Juli: 5.45 Morgenlied, Zeitangabe, Wetterbe­richt, Wiederholung der 2. Abendnachrichten, Landwirtschaftliche Nachrichten, 6.00 Gymnastik, 6.30 Frühkonzert, Frühnachrichten, 8.00 Wasserstandsmeldungen, Wetterbericht, Marktberichte. 8.10 Gymnastik, 8.30Wohl bekomm's", 9.20 Für Dich daheim, 10.00 Nach Ostland wolln wir riden..., 11.30 Volksmusik und Bau­ernkalender mit Wetterbericht, 12.00 Mittagskonzert, 13.00 Nach­richten des Drahtlosen Dienstes, Wetterbericht. 13.15 Mittags­konzert 14.00 Nachrichten des Drahtlosen Dienstes, 14.10 Bunte Volksmusik, 15.00 Gute Laune!, 16.00 Uebernahme, 18.00Ton­bericht der Woche", 19.00 Tanz und Kleinkunst, 19.45 Glückes ge­nug!, 20.00 Nachrichten des Drahtlosen Dienstes, 20.15Eine Sommernacht auf dem Killesberg", dazwischen von 22.00 bis 22.30 Nachrichten des Drahtlosen Dienstes, Wetter- und Sport­bericht, 1.00 Nachtmusik.

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Eigentlich ein prächtiges Mädel, was, Kommissar? Und daß die Vernehmung so ausging, haben Sie sich auch nicht gedacht", muß Rögg dem Beamten sagen, als Lizzy gegangen ist.Mir tnt nur leid, daß meine Braut nicht hier war..."

Ja, Gina wartet draußen auf dem Flur, auf einer Bank sitzt sie. Sie hat vorhin beobachtet, wie Lizzy das Zimmer des Kommissars betrat. Fast ist sie neugierig, das Mädel aus der Nähe zu sehen, das nun plötzlich eine Rolle im Fall Facius zu spielen scheint. Dieses Mädel, das einmal ihres Verlobten Freundin war.

Jetzt sieht sie Lizzy das Zimmer wieder verlassen. Sie kommt auf ihren Platz zu. Gina muß anerkennen, daß sie so, wie sie dahergeht, Eindruck auf Männer machen kann. Die hohe schlanke Figur, der anmutige, weiche Gang, das stolz getragene, ein wenig hart ge­zeichnete Gesicht, das nachtschwarzes Haar' umrahmt. Dazu das aparte kleine Hütchen, das dunkle Schneider­kostüm und die Silberfuchsboa... ja freilich, denkt sie fast bitter, diese ganze Eleganz hat Adalbert bezahlt.

überrascht fährt sie dann auf, denn plötzlich fühlt sie sich angesprochen.

Sie sind sicher die Braut von Herrn von Rögg, weil Sie mich so neugierig anstarren", sagt Lizzy zu ihr, und diese wenig gewählten Worte Passen eigentlich gar nicht zu der äußeren Eleganz ihrer Erscheinung. Ganz auto­matisch registriert Ginas Gehirn diese Feststellung.

Ja", sagt sie, und ein Entschluß wird in ihr wach, ja, und ich möchte mit Ihnen sprechen."

Meinetwegen. Hier?"

Das ist mir gleich."

Dann gehen'Sie mit runter auf die Straße. Hier drinnen ist mirs zu ungemütlich."

Na, nun schütten Sie mir getrost Ihr Herz aus", ergreift drunten aus der Straße Lizzy das Wort. Und indem sie so vorgreift, reißt sie zugleich die Führung

der Unterhaltung an sich.Was wollen Sie von mir wissen?"

Was soll Gina darauf sagen? Sie muß überlegen, wie sie beginnen soll.

Sie kannten meinen Bruder gut, nicht wahr?"

Das wissen Sie doch selbst. Wollen Sie mir jetzt Vorwürfe machen, daß ich seine Freundin war?"

Nein, das wolle sie nicht. .

Was wollen Sie denn dann von mir? Mich fragen, ob ich ebenfalls Ihren Bräutigam für einen Mörder halte? Da kann ich Ihnen auf der Stelle antworten: Heinold ist 'n anständiger Kerl, der wird nicht zum Verbrecher!"

Gina, sonst nie ums Wort verlegen und gewandt in der Unterhaltung, findet nicht den richtigen Ausdruck, j der anderen klarznmachen, worum es ihr geht. So schlendern sie eine Weile nebeneinander her, ohne daß ein Wort fällt.

Endlich spricht Lizzy:

Daß mich Ihr Bruder gern hatte, nehmen Sie mir also nicht übel. Das ist anständig von Ihnen. Mir hat's ja auch ordentlich weh getan, als ich von seinem Tod las. Ich hab's jetzt noch nicht ganz hinter mir und bin doch sonst eine, die sich sonst nie so viel Gedanken macht. Aber ich glaube, wegen dem Adalbert wollen Sie mich auch gar nicht sprechen. Ihnen geht's um den anderen, den Heinold..."

Ja", sagt Gina,um Heinold", verbessert sich jedoch sogleich:...um Herrn von Rögg..."

Aber Lizzy fährt ihr ins Wort.

Lassen Sie es unter uns ruhig bei dem Heinold. Eins würde ich Ihnen raten: wenn wir zwei vernünftig miteinander reden wollen, dann vergessen Sie mal für 'n Paar Minuten, daß Sie das hochgeborene Fräulein von Facius sind, und ich nur die Lizzy aus dem Maxim biu. Und denken Sie für 'n Augenblick, wir zwei wür­den uns schon lange kennen, sprechen Sie drauflos, als ginge 'ne Freundin neben Ihnen..."

Ich danke Ihnen", sagt Gina leise.Das hatte ich nicht erwartet..."

Ach, reden Sie nicht lange um die Sache herum, erzählen Sie mir lieber erst mal, wie sich das alles zugetragen hat. Sie können mir glauben, daß ich das auch gern wissen möchte..." i Gina fügt sich ohne Widerspruch und erzählt. Be- i richtet von der plötzlichen Abneigung ihres Bruders gegen Heinold, von dem Tressen im Revier, von Adal- i berts Tod, von Overbecks Besuch, sagt der anderen alles ! bis zu dem Zeitpunkt, da Lizzy in das Zimmer des ! Kommissars t: !. Nachdenklich hat die andere ihren i Worten gelauscht.

Ja", meint nun die schlanke Schwarze,ja, da hat sich alles gegen den armen Heinold verschworen. Aber auch jetzt, wo ich das alles weiß, halte ich es für ausge­schlossen, daß er Ihren Bruder niederschotz..."

Für ein paar Minuten schweigt Gina, dann fragt sie:Was gibt Ihnen diesen Glauben?"

Verwundert schaut Lizzy sie an.

Was mir diesen Glauben gibt? Ich kenn Heinold von früher her, und da kann ich es Ihnen sagen, wenn ein Mensch so ist wie er, dann kann er eben kein Mörder sein. Er war der allerauständigste von meinen Freun­den, das sage ich Ihnen auf die Gefahr hin, daß Sie es Adalberts wegen nicht gern hören."

J.ch danke Ihnen", flüstert Gina.Sie geben auch mir wieder Mut. So sehr vertrauen Sie ihm, wie hätte ich als seine Braut es erst tun müssen. Sie beschämen mich, Fräulein Lizzy..."

Verblüfft hört es die andere. Diese Offenheit bringt ihren Vorsatz, unverblümt mit Gina zu sprechen, ins Wanken. Sie fühlt Plötzlich die ganze schmerzliche Un­sicherheit, die große Qual im Innern Ginas, dunkel empfindet sie, daß sie helfen muß.

Vorhin, als ich hörte, daß Sie an Heinold zwei­feln, habe ich Ihnen mächtig meine Meinung sagen wollen", erklärt sie dann.Aber nun kann' ich es einfach nicht mehr, und Ihnen kommt's doch weniger daran? an, daß der Mörder gefunden wird, als daß Heinvlds Unschuld sich herausstellt. Ich möchte Ihnen Helsen..."

Gina reicht ihr die Hand hin.

Ich habe gestern und heute daran gedacht, daß sch meine Verlobung mit Heinold lösen müsse. Tie Ver- dachtszründe und die Redereien der anderen haben mich in meinem Vertrauen zu ihm schwankend gemacht. Jetzt weis; ich meinen Weg wieder, Sie haben mich auf ihn zurückgeführt..."

Mich freut's, wenn Sie Heinold wieder vertrauen wollen, er verdient's. Mir selber, mir ist er ja schon lange verloren, und daß er mir mal mehr würde als § ein Freund, habe ich ja auch nie erwarten dürfen, dazu denke ich doch zu nüchtern. Aber ich will Ihnen so gern helfen, wenn ich nur wüßte, wie..."

Sage» Sie mir doch alles, was Sie von Streitig­keiten der beiden wissen, vielleicht gewinnen wir da einen Anhaltspunkt."

Fortsetzung solgl