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ein neues Mutzven gegraben, damit sre tu Zukunft jcyon sittsam geradeaus fließt.
Und dann geht es, im Nordwesten Berlins, in den Nordhafen. und gleich darauf in Berlins größte Hafenanlage, den Westhafen. Welch ein Gewirr von Frachtern und Lastkähnen, von riesigen Krähnen und Schuppen und großen, zum Teil ganz neu erbauten Silos! Die Hafenarbeiter machen große Augen — von dieser Seite haben sie ihre eigene Heimatstadt bisher noch nicht gekannt! Aber alle fühlen sich von Stolz erfüllt, wenn sie bei dieser Gelegenheit.hören, daß die Reichshauptstadt nächst Duisburg-Ruhrort der größte Binnenhafen Eurovas ist. Im Nordhafen liege« Dutzende von Lastkähnen, die mit Altpapier oder Schrott beladen sind, andere wieder mit Ziegelsteinen — hier ist der Hauptumschlagplatz für Altmaterial. Der Westhafen mit seinen drei großen Becken hatte im Jahre 1938 einen Güter- einaang von allein 855 090 Tonnen zu verzeichnen — b»- trieb'ames Hafenleben, wohin man blickt! Zweieinhalb Stund-"' d-n-'rt die Hai-nrundfahrt und doch siebt man dabei nicht einmal sämtliche Hafenanlagen der Stadt. Die RS.-Eemeinschaft „Kraft durch Freude", die von ietzt ab diese Hafenrundfahrten regelmäßig, durchführt, darf des Dankes aller Berliner gewiß sein.
Aber Berlin ist nicht nur Hafenstadt. Es zeigt sich auch noch von einer anderen, gänzlich unvermuteten Seite. Wenn die Berliner am Wochenende, weit draußen vor der Stadt hochbeladene Erntewagen über die Straße schwanken und die Bauern und Siedler emsig in Feld und Garten arbeiten sehen, denken sie bestimmt nicht daran, daß dies alles immer noch Berlin ist. Im Norden und Süden, im Osten und Westen der Stadt, wo längst kein Häusermeer zu sehen ist, sondern auf grünen Wiesen friedlich Kühe und Ziegen grafen, wo auf den Aeckern jetzt das Lied der Sense erklingt, ist die Stadtgrenze immer noch nicht erreicht. Ueber die Hälfte ist „Land", Land mit Aeckern, Wiesen, Wäldern, Parks und Gärten. Allerdings gehört zu dem „Land" der Neichshauptstadt nicht nur der grüne Gürtel rings um die Stadt, sondern auch die vielen Grünflächen und Parks innerhalb der Stadt. So kann man also Berlin auch von der „ländlichen" Seite erleben. Und wenn man weiß, daß dort, zwischen Aeckern und weidenden Kühen, zwischen Scheunen und schmucken, blitzsauberen Bauernhäusern immer noch Berlin ist — dann braucht es nicht mehr wunderzunehmen, daß es in Berlin auch richtige Erbhofbauern gibt. Erbhofbauern und Erbhöfe, auf denen ein und dieselbe Familie manchmal ununterbrochen schon seit 250 Jahren sitzt. Die Liebe zur märkischen Scholle ist hier, in nächster Nachbarschaft der Millionenstadt, genau so groß wie weiter draußen in der Kurmark und im ganzen übrigen deutschen Vaterland auch. Zwar spielen die 10 4 E r b h öf e, die sich fast alle im Norden und Osten der Stadt befinden, für die Ernährungswirtschaft Berlins kaum eine Rolle, da es sich meist um kleinere Höfe mit durchschnittlich nur 16 Hektar Gesamtfläche handelt — sie bilden aber, hart am Rande der Großstadt, ein Stück märkischen Bauerntums, das heute unter dem Schutze der Reichshauptstadt kräftig weiterblüht. Es besteht für sie keine Gefahr mehr, von dem ständig wachsenden Häusermeer Berlins verschlungen zu werden — das Erbhofgesetz schützt den Bauern auf freier Scholle.
Schon lange vor Tau und Tag rollen unabsehbar lange Güterzüge auf Berlin zu, die jeden Tag die Lebensmittel herbeischaffen, die eine viereinhalb Millionenstadt braucht. Sie alle kommen aus den ländlichen Bezirken vor den Toren Berlins, ja zum Teil reisen sie von weit her. So ist allein der tägliche Milchbedarf Berlins nicht aus der nächsten Umgebung zu decken. Große Güter im Umkreis bis zu 150 Kilometern und bäuerliche Liefergenossenschaften schaffen den riesigen Bedarf herbei, ja man kann eigentlich sagen, daß die ganze Provinz Brandenburg Berlin mit Milch versorgt. Daneben aber gibt es in Berlin selbst noch rund 900 Melkereibetriebe, in denen man sein Glas Milch „frisch von der Kuh" und noch kuhwarm trinken kann. Und die freundlichen Düfte, die der Kuhstall verbreitet, der Duft des frischen Heus, das täglich für die guten Milchspender herbeigeschafft wird, lasten wieder den Eindruck erstehen, daß Berlin durchaus „ländlich" sein kann...
Und der echte Berliner liebt das Ländliche. Deshalb liebt er auch besonders den westlichsten Vorort Berlins, die kleine Ortschaft Kohlhasenbrück in nächster Nachbarschaft der Babelsberger Ufastadt. Dies Kohlhasenbrück, das jetzt sein 350jähriges Jubiläum feiert, ist ein beliebtes Ausflugsziel und noch immer von geschichtlichen Erinnerungen erfüllt. Denn es liegt an der alten Landstraße zwischen Berlin und Potsdam, „Königsweg" Friedrich des Großen ...
Dionysos.
Malaria-Seuche in Brasilien
In dem brasi'ianischen Staate Leara wütet eine Malaria- Epidemie, der in einigen Bezirken des Landes bis zu zehn Prozent der Bevölkerung erlegen sind.
Mala aria — „böse Luft" heißt die Krankheit, der man verkürzt den Namen Malaria gab und die man früher auf schlechte Bodenausdünstungen, Sumpfluft oder Sumpfmiasmen zurückführte. Ihre weiteren Namen „Sumpffieber", „Vataviafieber", „Klimafieber" deuten schon großen Teils daraufhin, daß es sich hier um eine Krankheit handelt, die unter ganz bestimmten Klimaverhältnissen auftritt. Daß alle Forschungsarbeit der Gelehrten. das ständige Studium in den großen Forschungsinstituten für Tropenkrankheiten doch das Auftreten und die seuchenartige Ausbreitung der Krankheit nicht immer zu verhindern vermögen, beweist die furchtbare Malaria-Seuche, die seit Wochen in dem brasilianisen Staate Ceara wütet und die bereits Tausende von Opfern gekostet hat. Schon die Aerzte des Altertums kannten das Krnnkheitsbild der Malaria. Aber erst 1880 entdeckte Lavcran in Algier den Malariaerreger. Der eigentliche Vorgang der Malariainfektion wurde 1895 in Indien beobachtet, auch Erafsi in Italien und Robert Koch machten di« gleichen Feststellungen: daß eine bestimmte Stechmückenart, die Eabelmücke, Anopheles, die Krankheit übertrug.
Bei dieser gefährlichsten Stechmückenart der Welt ist wichtig, daß nur die Weibchen Blutsauger sind: sie stechen mit Vorliebe abends oder in der Nacht. Meist macht sich die Infektion erst nach 9—17 Tagen spürbar, zuerst durch leichte Mattigkeit, Kopf- und Gliederschmerzen, binnen weniger Stunden steigt dann die Temperatur auf 40—41 Grad Celsius und mehr. Die Behandlung erfolgt während des zuerst einsetzsnden Schüttelfrostes mit warmen Decken und Wärmflaschen, später, auf der Höhe des Fiebers, durch Umschläge und Eisbeutel. Als wirksamstes Heilmittel gegen die Malaria hat sich das Alkaloid der Chinarinde, das Chinin, erwiesen. Die Malaria-Bekämvfunq spielt heute in allen dafür in Frage kommenden Staaten eine bedeutende Rolle. So war es zum Beispiel bei der Auirichl"ng des italienischen Kaiserreiches Abessinien eine der ersten Taten, daß in Addis Abeba, ein zentrales Malaria-Institut geschaffen wurde, eine .Einrichtung, die wesentlich zur Versöhnung der Eingeborenen-
Naaolder Tagblatt „Der Gesellschafter'
Bevölkerung mit dem römisch-italienischen Regime beigetrage» Hat. Der Kampf gegen die Krankheit und vor' allem ihre Der- Hütung erfordern vor allem die Vernichtung der Anopheles- Brut im Wasser und Boden, Trockenlegung von sumpfige« Niederungen (wie dies mit den Pontinischen Sümpfen geschah), und nicht zuletzt durch vorbeugende Verabreichung von Chinin, wodurch zwar keine Immunisierung erreicht, die Entwicklung der Krankheit aber cmfgehalten wird. - .
Hochsommerliche Tage
Nun erleben wir eine prächtige Zeit: Hochsommerliche Tage sind uns nun gegönnt. Zwar nicht Tropentage in ununterüroche- uer Reihe, sondern immer in Abwechslung mit Abkühlung bringenden Luftströmungen oder Regenfällen. Das ist sowohl für die Gesundheit des Menschen bekömmlicher als die uns noch bevorstehende Hundstagshitze, wie auch dem Pflanzenwuchs außerordentlich dienlich. Des Himmels blaue Kuppe wölbt sich über den wogenden, der Reife entgegengeheuden Kornfeldern. Und es wird nicht mehr lange dauern, bis der Landmann auf den reifen Gerstenfeldern mit dem ersten Schnitt beginnt, wenn die heiße Sonne weiter unser Gast bleibt.
Ferienzüge durcheilen mit Urlaubern die sonnigen deutschen Gaue, Menschen der großen Städte flüchten, wenn es ihre Zeit erlaubt, in grüne Taleinsamkeiten, die Bewohner der nördlichen Gaue suchen den Süden auf und umgekehrt rasten und erholen sich die Reisenden aus den südlichen Gegenden an den Meeresgestaden des Nordens. Wenige Tage noch, dann werden sich auch die Pforten unserer Schulen schließen, und hinaus zieht dann die Jugend in die goldenen, Wochen dauernden großen Ferien.
Alle Pracht seiner Blumen, seiner rauschenden Wälder und seiner blinkenden Höhen hat der Sommer nun ringsum an- gehüuft. Aus dem Gesang der Grillen in Feld und Rain, dem Jubilieren unserer gefiederten Sänger und aus der dumpfen Orgelmelodie der Telegraphendrähte ersteht wieder die Sinfonie des Sommers im weiten, weiten Umland. Hochsommerliches Wetter hat nun längst vor den Hundstagen, die im Kalender erst mit dem 23. Juli angesetzt sind, seinen Einzug gehalten und auch die ersten großen Gewitter sind schon über uns hinweggezogen. Der Duft der Reife weht nicht nur von den Feldern her, er entströmt auch unseren Obstbäumen. Der Wald gibt freigebig seine schmackhaften Beerenfrüchte ab, die Gärten bergen große Mengen herrlicher Blumen. Nun wollen wir auch des Sommers Helles Lied in unseren Herzen tönen lasten — denn nur zu bald wird es leider wieder zu Ende sein, wie alles Schöne nur kurz weilet unter diesen Gestirnen.
Samstag, 15, Zulj 1939
Ernte ohne Unfall
Die Ernte naht und mit ihr wieder vermehrte Arbeit für Bauer und Gesinde. Hastig, oft allzu überstürzt muß das kostbare Gut unserer Felder geborgen werden. Aber nicht allein erhöhten Arbeitsanfall bringt diese Zeit, sondern leider auch eine erhebliche Steigerung der Unfälle. Meistens lasten sich diese Unfälle nicht allein auf den großen Arbeitsanfall und die dadurch entstandene Hast zurückführen, sondern eine gewisse Leichtfertigkeit oder Unachtsamkeit tragen die Schuld daran. Man darf nicht denken: „Das haben wir schon immer so gemacht und es ist noch nichts passiert." Ein einziges Mal genügt za schon, um ein großes Unglück für Familie und Hof herbeizuführen. Welch bittere Vorwürfe muß man sich dann sein ganzes Leben lang machen. Gewiß ist es nicht immer einfach, die vielen Vorschriften und Ratschläge, die immer wieder zur Schadenverhütung erlassen werden, zu erfüllen. Und doch sind sie so notwendig und müßten noch viel gewissenhafter erfüllt werden. Deshalb sollte auch jetzt wieder jeder Bauer noch vor der Ernte Nachsehen- ob alles im Hofe so in Ordnung i st, daß nicht mit Unfällen bei der Ernte gerechnet werden muß. Er wird in der Scheune Umschau halten, ob auch der Bodenbelag nirgends schadhaft ist und man beim Einbringen der Ernte nicht durchbrechen kann. Er wird nach den Leitern sehen, die in nächster Zeit gebraucht werden, und alles, was nicht schon im Winter ausgebossert werden konnte, noch schleunigst vor der Ernte in Ordnung bringen. Wie viele Opfer an Blut und Leben sind dann bei der Ernte selbst noch zu vermeiden. Man sollte es nicht für möglich halten, daß in jedem Jahre so und so viele Unfälle dadurch geschehen, daß sich Männer — ist irgend etwas nicht ! in Ordnung — vor das Mähmesser stellen. Auch mit der Sense j wird noch viel zu oft leichtsinnig umgegangen, und wie oft wird ! die spitze Getreidegabel zum mörderischen Werkzeug. Allein 5000 s Verletzungen werden jährlich in Deutschland durch Forken ver- ! ursacht. Freilich ist man abends redlich müde und möchte sich den ! Heimweg dadurch ersparen, daß man sich auf den vollbeladenen ! Wagen setzt — aber die Gefahr des Abstürzens ist allzn groß. ! Eine kleine Wunde reißt sich jeder einmal ein, und das ist auch ! nicht weiter schlimm, wenn er darauf achtet, daß sie nicht ver- i schmutzt. Tut er es nicht, ist Blutvergifiung und oft der Verlust s eines Gliedes die Folge. Der Bauer muß auch jeden seiner Ee- ' folgschaft zur Vorsicht ermahnen und ihm zeigen, wodurch Anfälle vermieden werden können. Mit Stolz soll er dann auf die Ernte blicken können, die ohne Unfall eingebracht wurde.
Die größten Seen der Erde
Eine kleine Chronik ihrer Seltsamkeiten
Von Professor Dr. MaxWolff
Jedes Schulkind wird heute die Frage nach dem größten See der Erde richtig beantworten können: der Kaspifee oder das „Kaspische Meer". Leute mir gutem Zahlen- und Lexikongedächtnis werden sogar dis Größe in Quadratkilometer zutreffend angeben. Seine Wogen überfluten eine Fläche von 438 690 Quadratkilometer. Das bedeutet, daß er fast ganz Schweden (448 278 Quadratkilometer) bedecken könnte. Freilich: der Seeboden ist noch viel größer. Man gibt seine Fläche zu 736 000 Quadratkilometer an. Rund 300 000 Quadratkilometer des Seebodens liegen heute trocken, sind vegetationslose Salzfteppe. Der gesamte Seeboden ist demnach um rund 140 000 Quadratkilometer größer als unser Eroßdeutsches Reich, also fast um die Fläche des heutigen Griechenlands.
Grötzenwettkampf der Binnenmeere
Die anderen „größten" Seen sind viel kleiner. Sie folgen in weitem Abstande: Der Obere See — um erst einmal die nordamerikanischen Seen zu vergleichen — mißt 83 000 Quadratkilometer, das ist die Fläche von Bayern und Hessen, oder die Fläche des ostmärkischen Landes. Der Hu- ronensee ist mit 69 510 Quadratkilometer noch etwas größer als die Niederlande und Belgien. Nur wenig kleiner sind — die Zahlen bedeuten im folgenden immer Quadratkilometer — der Victoria-Nyansa (68 800), der Aralsee (64 490) und der Michigansee (57 850). Dann folgen in wieder verhältnismäßig weitem Abstand die Dreißigtausender: der vielleicht merkwürdigste aller Seen und tiefste der Erde — der in die sibirischen Bergketten eingebettete Baikalsee (33 000, nach neueren Angaben 34140), ferner der als tiefe Rinne in das afrikanische Plateau eingeschnittene Tanganjika (31900), dann im eisigen Klima des polaren Nordamerikas der buchtenreiche Große Bärensee (31500), auf afrikanischem Boden der dem Tanganjika formverwandte Njassa (30 800) und endlich wieder ein Nordamerikaner, der Große Sklavensee (30 000), der noch mehr als sein bereits genannter arktischer Bruder durch weitausgreifende Arme unterteilt ist. Diese Dreißigtausender entsprechen also jeder ungefähr der Größe der Niederlande (34 201) oder Belgiens (30 440). Auf sie folgen zwei Fünfundzwanzigtausender, und zwar sind es Nordamerikaner: der Erresee (25 000) und der Winnipegsee (24 590). Jeder von ihnen ist also nur wenig kleiner als Thüringen und Sachsen zu- sammsngenommen.
Wenn wir, um Europa nicht ganz zu übergehen, dann noch den Achtzehn-, Sechzehn- und Zehntausendern die Ehre erweisen wollen, in der Reihe der „größten" Seen der Erde M-yannt zu werden, so haben wir in die Gruppe der Achtzehntausender einen Amerikaner: den Ontariosee (18 760), einen Asiaten: den Valkaschsee (18 400) und einen Europäer: den Lagodasee (18120) aufzunehmen. Sie sind also etroas kleiner als Württemberg. Die beiden Sechzehntausender liegen ebenfalls geographisch weit getrennt: der Marakaibosee (16 800) an der venezolanischen Küste, durch einen schmalen Kanal mit dem Karibischen Meer verbunden, und der Tschadsee (16 000) im Herzen des „Schwarzen Erdteils" — jeder etwa so groß wie Baden und das Saargebiet zusammengenommen.
Sin See atmet Master
Den Schluß in der Reihe der Großen würde dann der einzige, übrigens genaue Zehntausender, der Eyre-See, machen, mit dem der wasserärmste Erdteil, Australien, einen allerdings denkbar trostlosen Beitrag liefert. Ist diese Salzwüste im „toten Herzen Australiens" überhaupt noch ein See? Bei trockener Luft wird der Seeboden von Kamelen überschritten, während sich bei Feuchtigkeit ein salziger Mo- ! rast bildet. Der See hat deshalb auch nicht einen Spiegel, sondern zwei: der nördliche Teil des „Sees" liegt etwas tiefer als der südliche. Eine weitere Merkwürdigkeit ist die Höhenlage des durchschnittlichen Spiegels: er liegt 12 Meter unter dem Spiegel des Weltmeeres Der Eyre-See ist also eine „echte Depression", eine Einsenkung der zutage liegenden Fläche unter das Niveau des Meeresspiegels.
' „Echte" und „verschleierte" Depressionen
Es gibt mehrere „echte Depressionen", also Stellen der Landobersläche, die tiefer liegen als der Spiegel des Weltmeeres und meistens selber den Spiegel eines Sees darstellen. Als tiefste wird allgemein das Tote Meer bezeichnet, dessen Spiegel 394 Meter tief unter dem Weltmeerspiegel liegt. Da die größte Tiefe des Toten Meeres 399 Meter beträgt, befindet sich sein Boden sogar 793 Meter s unter dem Weltmeerspiegel. Damit ist er aber keineswegs der tiefste Binnenseebodsn — wenn wir die Tiefe auf den Weltmeerspiegel beziehen.
Die neuere Erforschung des Baikalsees, des „Heiligen Meeres" oder des „Dalai Nor" der mongolischen Anwohner, hat eine größere Tiefe ergeben als früher bekannt war: nämlich 1775 Meter. So hält denn der Baikal, wenn wir uns sportlich ausdrücken, mehrere Rekorde. Daß er der tiefste Binnensee ist, wurde schon gesagt. Er ist aber auch der größte Gebirgssee, denn die Seehöhe seines Spiegels wird nach den neuesten Vermessungen mit 462 Meter angegeben. Also liegt der Seeboden 1313 M.ller unter dem Weltmeerspiegel, demnach viel tiefer als der des „Toten Meeres".
So stellt der Vaikalsee die bedeutendst? „verschleierte Depression" oder „Scheinvertiesung" der Festlandsslüchen der Erde dar. Ja, wenn wir mit der neueren geographischen Forschung erkennen, daß zwischen den „echten Einsenkungen" und den „Scheinvsrtiesungen" der Festlandsflächen keine scharfe Grenze gezogen werden kann, weil viel „echte Ein- senkungen" durch Verdunstung des Wassers aus „verschleierten Depressionen" sich gebildet haben, so daß — um mit Rudolf Lredner zu reden — zwischen beiden Einsenkungs- sorm-en eigentlich nur ein klimatischer Unterschied besteht, so wäre die Möglichkeit gegeben, daß auch der Baikalsee einmal in die Reihe der echten Depressionen eintreten könnte. Und dann hätte er in der Tat das Zeug dazu, die tiefste „echte Einsenkung" der Festländer der Erde zu wörden.
Der afrikanische Bruder
In dieser Beziehung erreicht ihn der früher gleichfalls «mterschätzte zweittiefste Binnensee der Erde, der Tangan- sjika, bei weitem nicht. Denn trotz seiner Tiefe von 1435 Meter liegt er zu hoch, nämlich 782 Meter über dem Weltmeer,preget, jo daß sein Boden an der tiefsten Stelle „nur" 653 Meter unter jenen versenkt ist. Deshalb nimmt der Kaspische See hier unbestritten die zweite Stelle ein, nicht als echte Depression — sein Wellenspiegel liegt nur 26 Meter unter dem Weltmeerspiegel —, wohl aber als Scheindepression, denn an der 946 Meter messenden tiefsten Stelle liegt der Boden des größten Binnensees immerhin 972 Meter unter dem Weltmeerspiegel, also noch fast 200 Meter tiefer als der des „Toten Meeres".
Europas tiefster See
An vierter Stelle kommen dann merkwürdigerweise nicht die großen Scheinvertiefungen der oberitalienischen, der schottischen, finnischen und der großen kanadischen Seen, sondern der den meisten Lesern unbekannte tiefste See Europas: der nahe der skandinavischen Westküste sich erstreckende, 486 Meter tiefe Hornindalsvand, dessen Spiegel nur 51 Meter über dem des nahen Ozeans steht. Sein tiefster Boden liegt also volle 435 Meter tiefer als der Weltmeerspiegel.
Ungewöhnlich große und tiefe Seen bieten aber auch sonst eigenartige Verhältnisse dar. Im Sommer 1894 entstanden z. B. unterseeische „Schlammvulkane" an: Boden des tieferen südlichen Beckens des Kaspi, die allerdings nicht im eigentlichen Sinne vulkanischen Ursprungs sind, sondern vielmehr die Folge von Erdgasausbrüchen.
Im Bereiche des Baikal sind noch heutigen Tages auf Einbrüche und Spannungen der Erdrinde zurllckzusührende Seebeben keine seltene Erscheinung.
Auf ähnliche Ursachen dürften die Zerreißungen der am Boden des Toten Meeres liegenden Erüpech-Lager zurück- zufllhren sein, die in den Jahren 1834 und 1837 beträchtliche Asphaltmassen loslösten, die zur Oberfläche aufgetrieben wurden.
Der Seehund — ein Streitobjekt
Fast noch merkwürdiger erscheint die eigenartige Zu-