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Nr. 163

Samstag, äen 15. Juli 1939

113. Jahrgang

England mobilisiert in Polen!

Kriegsbereitschaft für 8,5 Millionen Pfund gekauft

London, 14. Juli.Daily Telegraph" meldet, daß die eng­lisch-polnischen Finanzbesprcchungen zum Ab­schluß gekommen seien und daß das Abkommen am Freitag unterzeichnet werde. Die französische Regierung werde zusam­men mit der britischen Regierung Polen Garantien zur Unter­stützung seiner Währung leisten und zwar werde die britische Re­gierung 5 Millionen Pfund und die französische Regierung 3,5 Millionen Pfund zu einem Fond beitragen, der die pol­nische Armee in einem mobilen Zustand halten könne (!). Außerdem werde Großbritannien Polen einen Kre­dit bis zu 8 Millionen Pfund für die Anschaffung von kriegs­wichtigen Rohstoffen gewähren.

Italien entschleiert das französische Spiel

»Mandatsgebiete werden wie Kolonien behandelt"

Mailand, 14. Juli. Die norditalienische Presse erläutert die italienische P rote st Note gegen die Abtretung des Sand-

schaks von Alexandrette an die Türkei und bezeichnet die Maß­nahme als einen durch keinerlei Rechtstitel zu verteidigenden willkürlichenSchrittFra'nkreichs. Frankreich mache, schreibtPopolo d'Jtalia", das Gebiet zum Gegenstand des Han­dels für seine eigenen politischen und militärischen Vorteile, als ob der Sandschak wesentlicher Bestandteil des Gebietes oder der Besitzungen unter direkter Herrschaft der Republik gewesen wäre. Frankreich bezahlt damit den Preis für abwegige Formen der Freundschasts- und Militärallianz mit der Türkei, die offen­sichtlich offensiven Charakter gegen andere Mächte trage. Die v^n der französischen Regierung begangene Rechtsverletzung sei sicht­lich unverschämt und vor allem unmoralisch. DieStampa" stellt fest, daß sich die französische Regierung der Pflicht nicht entziehen kann, eine klare Antwort zu erteilen und zu erklären, mit wel­chem Recht sie die Integrität eines Staates, über den Frankreich keinerlei Oberherrschaft besitze, einschränkt. Die französische These, wonach Italien jedes Pecht als Mandatsmacht mit dem Tage seines Austritts aus der Genfer Liga verloren habe, sei ein Sophismus. Italien entschleiere das offenkundige Spiel: Frank­reich spekuliere auf die Unzufriedenheit und die Erregung der syrischen Bevölkerung, um sein Mandat endgültig in eine direkte Oberherrschaft verwandeln zu können und aus Syrien ein An­hängsel seines ohnehin schon so riesigen Kolonialreiches zu machen.

Tag der Deutschem Kunst

Auftakt im Deutschen Museum

München, 14. Juli. Die Stadt der Deutschen Kunst trägt ihren prachtvollen Schmuck. Sie ist erfüllt von Licht und Farbe, Freude und Frohsinn, entfacht vom Atem der Kunst. Der Tag der Deut­schen Kunst hat begonnen. Den weihevollen Auftakt des Festes gab am Freitag vormittag der feierliche Eröffnungsakt im Festsaal des Deutschen Museums. Im Innern des festlichen Baues säumten anmutige Mädchen in weißen wallenden Gewändern, grünes Laub um die Schultern gewunden, die Treppe zum Fcst- saal. Erhebend wirkte die ernste Pracht des Raumes. Schon frühzeitig war der Festsaal gefüllt mit den Ehrengästen. Kurz vor 11 Uhr erschien der Stellvertreter des Führers, Reichsminister Rudolf Heß, der mit dem Gauleiter des Traditonsgaues, Staats­minister Adolf Wagner, die Front der Ehrenformationen ab- fchritt. Dann spielten die Berliner Philharmoniker unter der Leitung von Professor Hermann Abendroth das festliche Prälu­dium von Richard Strauß. Der städtische Singchor Augsburg füllte mit seinen Liedern weihevoll den Raum.

Danach richtete Gauleiter Wagner herzliche Willkommens- worte an die Gäste. Sein besonderer Gruß galt den Gästen aus dem befreundten Italien und den deutschen Künstlern, die in diesen Tagen nach München kommen. Wie groß das in- und aus­ländische Interesse, so fuhr der Gauleiter fort, am Tag der Deut­schen Kunst sei, gehe daraus hervor, daß nichr weniger als 650 ^Pressevertreter sich zu diesem Tag angemeldet haben. Von die­len seien etwa 300 Vertreter ausländischer Zeitungen. Der Gau­leiter sprach dann von der Notwendigkeit, die ideellen Werte der Nation zu erhalten, zu pflegen und sie fortzubilden. Wir strebten immer zum Ideal, deshalb waren wir auch immer so einsatzbereit. Weil sich aber heute unser ganzes nationales Leben um eine gemeinsame Weltanschauung dreht, sind wir erst recht einsatzbereit geworden und wir werden so bleiben in alle Zu­kunft, komme was kommen mag. Unsere deutsche Ostmark, so fuhr der Gauleiter fort, Sudetenland, Böhmen und Mähren, das Mcmelland und unser deutsches Danzig sind für uns keine überseeischen Länder, keine Kolonien, keine materiellen An­gelegenheiten, sondern deutsche Kulturgüter im höchsten Sinne des Wortes. Stark und erneuert steht das Reich da. Einig ist unser Volk, mächtig ist das Schwert, hehr und groß ist unsere Kunst, weise und zielsicher, unerschütterlich und von allen Deut­schen über alles geliebt der Führer. Mag die Welt fiebrig sein von Unruhen und Kriegsangst, mögen sie in den Hauptstädten des Westens Schützengräben aufwerfen und die Sandsackwehren türmen: In deutschen Landen lebt und webt die Arbeit, es !blühen die Künste und ein glückliches Volk feiert seine großen Tage in festlich geschmückten Städten. Damit eröffne ich dev Tag der Deutsche» Kunst 1939.

Rach einem jubelnden Chorgesang trat noch einmal der Gau sleiter vor: Wir beugen uns in stolzer Ehrfurcht vor der deutschen ! Vergangenheit. Wir grüßen seinen Schöpfer und Führer Adolf Eitler. Der Gruß an den Führer und die Lieder der Nation beschlossen den weihevollen Festakt.

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München, 14. Juli. Der italienische Minister für Volkskultur, Dino Alfieri, traf in München ein, um als East des Reichs- s Ministers für Volksausklärung und Propag-^ada Dr. Goebbels an den Veranstaltungen anläßlich des Tages der Deutschen Kunst teilzunehmen. Reichsminister Dr. Goebbels hieß Minister Alfieri bei seiner Ankunft auf dem festlich geschmückten Münche­ner Hauptbahnhof auf das herzliche willkommen.

*

Rede des Reichspreffechefs

beim Presfeempfang in München

Zum viertenmal kann ich Sie heute im Aufträge des Führers zum »Tag der Deutschen Kunst" in München begrüßen. Das ist

'keine große Tradition und ist doch ein Jubiläum, denn drei Jahre unserer Zeit bedeuten meb- als ein dreimaliger Kalender­ablauf einer geruhsamen bürgerlichen Welt. Die Zeit, in der wir leben, ist eine Zeit großen und gewaltigen Geschehens. Um­wälzungen, die sonst nur in Jahrhunderten zur Entwicklung rei­fen, vollziehen sich heute im Ablauf weniger Jahre. Aufgaben, die zu lösen sonst Generationen nicht beschieden ist, sind heute für unsere schnellebige Zeit das Werk weniger Wochen und Mo­nate. Was bisher als unabänderlich galt, wird über Nacht ge­ändert. Ideen, die weltumstürzend waren, verblaßen und wer­den als Irrlehre erkannt. Gedankengebäude, die unerschütterlich schienen, stürzen zusammen und aus dem Zusammenbruch des Alten und Vergangenen steigt sieghaft und mächtig ein neues Weltbild auf.

. Dieses Weltbild hat sich in uns gestaltet durch eine Revolution des Denkens. Eine Revolution des Denkens hat in unserer Anschauung eine radikale Wendung vollzogen, eine Wen­dung vom Ich zum Wir, vom Einzelnen zum Ganzen, und diese neue zentrifugale Kraft, die von der Gemeinschaft des Volkes und der Raste ausgeht, hat alle Gebiete unseres Lebens erfaßt. Sie beherrscht das Reich der Politik, das Reich der Wirtschaft, das Recht, die Erziehung; sie beherrscht unser ganzes soziales Denken und trägt unser geistiges und kulturelles Leben. Und diese Revolution hat nicht nur gestürzt, sondern auch aufgebaut.

Und sie hat nicht nur auf dem Gebiete des Materiellen, sondern auch auf dem Gebiete des Geistes und der Kultur aufgebaut. Sie hat nicht nur Millionen Arbeit und Brot geschafft, nicht nur Straßen und Gebäude, sondern auch neue Bauten des Geistes und neue Fundamente der Kultur errichtet. Sie hat leer gewordene tote Begriffe mit neuem pulsierendem Leben erfüllt. Sie hat falsche, unfruchtbare Ideale gestürzt, um neue, lebens­starke an ihre Stelle zu setzen. Diese Revolution hat nicht wie man behauptet die Freiheit vernichtet, sondern im Gegenteil die Verantwortungslosigkeit gegenüber der Gemeinschaft ist be­seitigt und durch die wahre Freiheit des für die Gemeinschaft schöpferischen Menschen ersetzt. Wer heute am Aufbau und am Leben unseres Volkes mitschaffen und Mitwirken möchte, kann von sich sagen, daß ihm Freiheit dazu nicht gegeben sei? Er besitzt sie in verschwenderischer Fülle mehr als je zuvor; er braucht sie sich nur zu nehmen. Aber es ist für die Freiheit zur gestaltenden Mitarbeit und nicht zur zerstörenden Eegenarbeit. Bei uns führt der Weg zur Freiheit nur über die Nation, nur wenn wir für sie schaffen, fühlen wir uns frei,! leben wir ein Leben in der Sonne wahrer schöpferischer Freiheit,! die alles Glück dieser Erde hervorbringt.

Nur aus solcher Freiheit kann auch einTag der Deutschen! Kunst", wie dieser, erwachsen. Uns mutet es an wie ein Sym­bol, daß gerade der heutige Eröffnungstag dieses Freiheitsfestes der Kunst zusammenfällt mit dem Eröffnungstag der Revolution des Liberalismus vor 150 Jahren, mit dem Sturm auf die! Bastille. Diese Revolution des Liberalismus schrieb zwar das Wort Freiheit auf ihre Fahnen, in Wirklichkeit aber hat sie die Freiheit in der Willkür und Zügellosigkeit des Individuums er» stickt. Dieunsterblichen Ideen" des Liberalismus sind die Ideen, an denen die Völker sterben. Wir schauen die Welt nicht mehr durch die schiefe Brille des Individualismus an, nicht mehr durch die Scheuklappen des spintisierenden Einzelgängers, son­dern mit den gesunden Augen der Menschen, die in einer Ge­meinschaft geboren sind, der wir alles verdanken, unser Leben, unsere Sprache, unsere Freiheit und unsere Kultur eine Ge­meinschaft, die uns alle erhält und für deren Erhaltung wir da­her auch alle zu sorgen haben. Das istunsereAnschauung von der Welt und aus dieser neuen Weltanschauung ist auch ein neuer schöpferischer Begriff der Kunst entstanden. Wir haben die Kunst wieder zur Quelle, aus der sie schöpft, zum Volk zu- rllckgeführt. Wir haben dem Volk weit die Tore der Kunst geöffnet.

Das, meine sehr geehrten Damen und Herren, ist die schöpfe­rische Kraft der wechselwirkenden Einheit von Volk und Kunst. Sie ist als Idee demTag der Deutschen Kunst" zugrunde ge­legt worden. Und wir können nach diesen wenigen Jahren schon erkennen, welche großen plastischen Wirkungen diese Idee hervor­gebracht hat.

Eine neue Periode deutschen Kunstschaffens ist angebrochen, von der dieserTag der Deutschen Kunst" wieder ein beredtes Zeug­nis gibt. Sie werden sich davon überzeugen können, daß die große deutsche Kunstausstellung 1939 wieder eine wundervolle Auslese aus dem breiten Strom des Schaffens unserer Malerei und Plastik ist. Dieser vierteTag der Deutschen Kunst" bringt nicht nur Herrliches auf dem Gebiete der bildenden Kunst, er bietet auch kostbare Schätze deutscher Musik mit erstklassigen Chören und Orchestern hinreißender Theateraufführnngen, groß- (Fortsetzung siehe Seite 2)

Neue schwere Kämpfe in Fernost

Warschau, 14. Juli. DieTaß" verbreitet eine amtliche Ver­lautbarung, derzufolge die Kämpfe an der Grenze zwischen Mandschukuo und der Aeußeren Mongolei immer noch nicht zum Stillstand gekommen sind. In der Zeit vom 6. bis 12. Juli ist es nach dieser Verlautbarung zu einem neuen Konflikt gekommen, an vem auf beiden Seiten sämtliche Truppen­gattungen. Infanterie, Tanks, schwere Artillerie und Flugzeuge zum Einsatz kamen. Das Moskauer Communiqus spricht von mehreren Jnfanterie-Diolsionen, einer großen Zahl von Tanks, schwerer Feldartillerie, Panzerbrigaden und mehreren Kavallerie- Regimentern. Die Opfer an Toten und Verwundeten sollen in die Tausende gehen.

Beginn der Verhandlungen in Tokio

Tokio, 14. Juki. Von amtlicher japanischer Seite wird be­stätigt, daß die englisch-japanischen Besprechungen am Samstag vormittag beginnen. Der britische Botschafter Craigie ist auf­gefordert worden, den japanischen Außenminister in dessen Amts­wohnung aufzusuchen.

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Englandfeindliche Demonstrationen in Tokio

Der Auftakt zu den Verhandlungen

Tokio, 14. Juli, lieber 15 000 Japaner demonstrierten am Freitag vor der britischen Botschaft gegen England. Ein starkes Polizeiaufgebot mußte das Gebäude, dessen Tore verschlossen waren, schützen. Unter den Demonstranten waren alle Volks­schichten vertreten. Man sah viele in der Uniform ehemaliger Soldaten sowie viele Frauen der vaterländischen Verbände. Große Schilder wurden mitgeführt mit folgenden Losungen: Nieder mit England!",Kein Kompromi ß",Echt vor gegen England, den Feind von Menschlichkeit und Eerechtig-

reir:",Arna rampse gegen England!" Im ganzen Lande wer­den zugleich Bauernumzüge und große Versammlungen mit der gleichen Tendenz veranstaltet.

Sehr beachtet wird die Stellungnahme derJapan Times", die dem Auswärtigen Amt in Tokio nahesteht. Die Zeitung schreibt zu der Unterredung zwischen Außenminister Arita und Botschaf­ter Craigie,jeder Versuch eines diplomatischen Uebereinkom- mens kann von vornherein aufgegeben werden, wenn nicht der Ansicht der öffentlichen Meinung in diesem Lande Rechnung ge­tragen wird." Die Zeitung erinnert weiter daran, daß Japan mehr als 10 Milliarde» Pen und über eine Million Menschen mobilsiert hat, um die große Aufgabe in Ostasien zu lösen. Wenn dies nicht voll in Rechnung gestellt werde, so wären alle diplo­matischen Verhandlungen niit England nutzlos. Diese scharfe Stellungnahme wird um so mehr beachtet, du dieJapan Times" sich bisher stets um einen Ausgleich bemüht habe.

Noofevettsche Merkwürdigkeiten

Washington, 14. Juli. Trotz schärfster republikanischer Oppo­sition nahm das Unterhaus nach fünfstündiger sehr bewegter De­batte die bereits vom Senat gutgeheißene Vorlage an, auf dem von Rooscveltder Nation geschenkten" Teil seines Landgutes Hydepark eine Viobliothek zu errichten und dort die ge­samte Korrespondenz, Dokumente, Gemälde, Bücher und andere Privatgegenstände des Präsidenten für spätere Generationen auf­zubewahren. Roosevelt beabsichtigt, diesen Vibliotheksbau und später wahrscheinlich seinen ganzen Landsitz zu einem ähnlichen Wallfahrtsort" auszubauen, wie dies mit dem ehemaligen Landsitz George Washingtons in Mount Vernon heute der Fall <st. Der Entrüstung eines großen Teiles der Abgeordneten über diesen Plan gab der Republikaner Short Ausdruck. Er rief vor dem Unterhaus aus, daß nicht einmal der unsterbliche Shake­speare dieunverschämte Frechheit" gehabt haben würde, zu ver­langen, daß man ihm vor seinem Tode einEhrendenkmal" zur Aufbewahrung derkostbaren Perle» seiner Weisheit" errichten sollte.