2. Seite — Nr. 162
Naqolver Tagblatt »Der Gesellschafter'
Freitag, den 11. Juli 133»
Was sagen Sie dazu, Kapitän? Und wie beurteilen Sie den Ausspruch Ihres ehemaligen Ministers George Lansbury, der in seinem Buche „My England" schreibt: „Kerner unserer Väter, die Indien eroberten, gingen dorthin, um es blühend zu machen. Sie alle gingen mit Raubabsichten, sei es mit Gewalt oder — bei den Zivilisierten — als Handelsleute, um einen sehr großen Verdienst zu machen."
^ Sie fordern von uns, daß wir selbständig Nachdenken. Hierüber lohnt es sich wirklich, selbständig nachzudenken. Und auch darüber, daß Edith Sitwell in ihrem Buch „Victoria of England" schreibt: „Unglücklicherweise entstand Seite an Seite mit der zunehmenden Aufklärung der regierenden Schichten eine Neigung, sich in die Angelegenheiten aller Nationen zu mischen. — Natürlich zu ihrem Vesten und weil Britannien nun einmal vom Himmel für diese Arbeit ausersehen ist."
Sie werden sagen: Das sind olle Kamellen. Lesen Sie den „Daily Expreß" vom 3. Februar 1939, in dem Lord Veaverbrook der englischen Regierung den Rat gibt, an dem Ausbau eines Kolonialreiches zu arbeiten, das England „Ehre macht, anstatt Schande über es zu bringen".
Und diese englische Kolonialpraxis möchten Sie gern an Deutschland — zum wievielten Male versuchen Sie das — auch einmal ausprobieren, nicht wahr?
Erst die Völker innerlich zersetzen und sturmreif machen und sie dann brutal Niederschlagen.' Das ist die klassische englische Methode. Aber bei uns nicht! Wir haben das einmal 1918/19 erlebt. Das war für uns die schrecklichste Lehre in unserer Geschichte. Das passiert dem deutschen Volke deshalb auch kein zweites Mal!
Sie sagen voller Stolz, Sie sind „als Kandidat für das Parlament ernannt", und erwarten wohl, daß das erstaunte deutsche Leserpublikum Sie mit scheuer Bewunderung zur Kenntnis nimmt. Da lachen aber bei uns sogar die Hühner! Herr Parlaments-Kandidat! Das Personal Ihres Nachrichtendienstes arbeitet fünf Tage in der Woche und bekommt einen Monat bezahlte Ferien. Sieh da, sieh da, das also gibt es in England! Und Sie fügen bescheiden hinzu: „Die llebung, in dem Büro nur fünf Tage in der Woche zu arbeiten, verbreitet sich in Großbritannien immer mehr." Kunststück, nachdem die Engländer so viele Völker haben, die für sie arbeiten!
Wenn Ihr Experiment der nochmaligen Niederwerfung des deutschen Volkes gelänge, brauchten die Engländer wahrscheinlich überhaupt nicht mehr zu arbeiten. Das tüten dann Ihrer Meinung nach jene Deutschen für Sie, die heute nur erst Ihre „lieben Leser" sind.
Im übrigen hat sich Ihre vorbildliche soziale Haltung unseres Wissens in den englischen Elendsgebieten noch nicht hinreichend herumgesprochen. Dort arbeiten die Arbeiter viel- ! fach noch weniger, nämlich gar nicht, weil sie seit Jahren arbeits- j los sind. Aber sie leben auch dementsprechend. Vielleicht vergessen Sie, feiner Herr, nicht, dem „lieben deutschen Leser" das nächstemal auch darüber etwas zu erzählen.
Sie wollen uns „völlig unabhängige Informationen" geben. Die Frage lautet nur: Wovonunabhängig? Wahrscheinlich von. der Wahrheit, von der die englischen Informationen sich in letzter Zeit immer mehr emanzipiert haben! Ihr Nachrichtendienst ist eine „privat geleitete öffentliche Einrichtung"! Hahahaha! Das ist ausgezeichnet gesagt. Ihr Auftraggeber, Lord Halifax, kann an dieser Ihrer Schülcrarbeit seine Helle Freude haben.
Und dann legen Sie dem „lieben deutschen Leser" die etwas skurrile Frage vor: „Warum schreibe ich Ihnen?" Jetzt kommen Sie, bezahlter Herr Propagandamacher, noch mit Ihrer Menschlichkeit und der Verständigung an! Und richtig: „Ich schreibe deshalb, weil ich den Frieden will." Da haben wir es!
Das ist wohl dieselbe Friedensmission, die England in Versailles veranlagte, ein wehrloses Volk abzuwürgen, es 11 Jahre lang zu unterdrücken, auszurauben und auszuplündern. Aus diesem Geiste hat man uns außer der Kriegs- auch die Handelsflotte genommen, unsere Kolonien geraubt und uns obendrein gequält und gedemütigt, wo man nur konnte. Warum haben Sie, feiner Gentleman, in dieser langen Zeit nicht ein einziges Mal für den Frieden und für die Verständigung gesprochen und geschrieben?
Warum haben Sie die Blitze Ihres Zornes nicht auf Ihre eigenen englischen Staatsmänner geschleudert, durch die Deutschland und damit letzten Endes ganz Europa in seine schwerste Katastrophe hineinstiirzte?
Sie schreiben, Sie wüßten, „wie der Krieg aussieh t< Das weiß der Führer sicher noch viel besser als Sie, denn er hat ja nicht den Krieg gegen Frauen und Kinder geführt, sondern lag als Soldat fast vier Jahre lang Engländern gegenüber. Deshalb hat er dafür gesorgt, daß Sie und die englischen Eent- lemen uns nicht mehr überfallen können.
Sie sind „ein Mann in den mittleren Jahren, 16 Jahre alt, mit drei Kindern und wollen den Frieden, wenn Sie ihn unter ehrenvollen Bedingungen haben können". Wer hat Ihnen einen nicht ehrenvollen Frieden denn überhaupt zugemutet? Stammt Versailles von uns oder von Ihnen? Oder ist etwa das Versailler Diktat ein ehrenvoller Friede gewesen?
Nein: England hat uns bis zum heutigen Tage einen ehrenvollen Frieden vorenthaltcn. Sie haben uns zum Ueberfluß entgegen den feierlichen Versicherungen unsere Kolonien weggenommen. Sie wollen sie als Mandate verwalten. Sie nutzen ihnen gar nichts. Ihr Land ist — wie viele Engländer zugeben — selbst unfähig, sie nützlich zu verwenden. Sie haben weder die Menschen, ja vielleicht überhaupt gar nicht die Lust dazu. Trotzdem geben sie sie Deutschland nicht zurück. Warum nicht? Weil sie Deutschland aus lauter Machthunger nicht nur jene für England geforderten „ehrenvollen" Friedensbedingungen vorenthalten wolle«, sondern weil sie unser Volk zugrunde richten möchten. And dabei fragen Sie sich noch, ob wir Frieden haben werden nnd antworten dann, Sie zweifelten sehr daran und wollen uns auseinandersetzen, warum Sie daran zweifeln?
Sie brauchen uns "'bt mitzuteilen, was Sie in Großbritannien denken, das wissen wir längst, und auch nicht hin- zusügen, Sie wollten damit nicht sagen, daß Sie unbedingt recht haben müßten. Denn in diesem Lande weiß jeder, daß Sie Anrecht haben. Entzückend Ihr Nachsatz: „Es möge sein, daß Sie Anrecht hätten, aber es sei wirklich wichtig, daß wir Deutschen wißen sollten, was Sie als Engländer für wahr halten." Ach, Sie liebe Plaudertasche. Sie! (Fortsetzung folgt.)
Zusätzliche Einkreisungsreklame
Eine Bekanntgabe Chamberlains im Unterhaus
London, 13. Juli. Nachdem sich die Verantwortlichen des Empire bemühen, durch „Demonstrationsflüge" über das Jnsel- gebiet hinaus im Dienste der Einkreisung Eindruck zu schinden, wird man nunmehr auch dazu übergehen, die Flotte zur Reklame zu benutzen. Premierminister Lhamberlain gab am Donnerstag im Unterhaus bekannt, es würden Vorkehrungen getroffen, damit auch die Reserveschiffe an den „kombinierten Flotten- und Luftübungen der Heimatflotte" im Auaust und
September teilnehmen können. Dementsprechend werbe' man 12 999 Reservisten der Hilfsflotte entsprechend dem Reservistengesetz vom Jahre 1939 aufrufen. Auf eine zweite Frage erklärte Chamberlain, daß an der großen Flottenparade in der Bucht von Weymouth „wahrscheinlich" rund 139 Schiffe aller Größen teilnehmen würden. Die einleitende ausdrückliche Betonung des Premiers, diese Maßnahmen würden ergriffen, um die „Schlagkraft der Flotte" zu erhöhen, beweist, daß hinter ihnen der wahre Zweck durchsichtigster Stimmungsmache steht. Denn wozu finden Manöver sonst statt?
London, 13. Juli. Ueber die geplanten neuen Provokationsflüge der britischen Luftwaffe über Frankreich meldet der „Star", diesmal würden die britischen Flieger Nachtflüge durchführen. Diese würden sogar bis zur französischen Riviera, also bis an die italienische Grenze (!) führen.
Englands Krirgsminister in Paris. Der britische Kriegsminister Höre Belisha ist am Donnerstag von London kommend auf dem Pariser Flugplatz Le Bourget eingetroffen.
Britischer AgitationsschrVmLel
Arabische Aufrufe in der englischen Regierungsdruckerei gedruckt
Beirut, 13. Juli. In diesen Tagen ließ der arabische Volksverräter Nr. 1. Fackri Naschaschibi, unter dem Schutz der britischen Polizei in Palästina einen Aufruf in unzähligen Exemplaren an die Mauern in verschiedenen Städten anschlagen. Besonders bedacht wurden damit Jerusalem und I a f f a. Der Aufruf trägt die Aeberschrift: „An die wachen Gewissen der Araber." In diesem Aufruf heißt es u. a., daß er auf einer Versammlung ehemaliger Führer der arabischen Freischärler Palästinas in Damaskus entstanden sei. In dieser Versammlung sei das Weißbuch besprochen worden, und die Versammelten hätten es als Grundlage einer Zusammenarbeit mit der britischen Regierung anerkannt. Die von dem Hochkomitee befolgte Politik wird schärfstens angegriffen. Sodann versucht der Aufruf, den Führer der Araber Palästinas, den nach Syrien geflohenen Mufti, bei seinen Anhängern zu verdächtigen.
Daß es sich bei diesem „Aufruf" um bestellte Arbeit handelt, beweist die sofort einsetzende anglo-jüdische Regie. Alle Judenblätter bringen diesen „Aufruf" in großer Aufmachung und in angeblicher „Objektivität". Demgegenüber sind wir in der Lage, folgende? festzustellen: Die acht Personen, die diesen angeblich arabischen Aufruf unterschrieben haben, sind in Palästina völlig unbekannt. Das ganze Gepräge dieses „Aufrufes" zwingt zu dem Schluß, daß es sich um einen aufgelegten britischen Agi- ta-t ionsschwindel handelt. Diese Annahme wird eindeutig durch folgende Tatsachen erhärtet: Der Aufruf trägt das Datum vom 21. Juli 1939 und als Ortsbezeichnung Damaskus. Wir sind in der Lage, einwandfrei feststellen zu können, daß die zahlreichen Aufruf-Exemplare nicht in Damaskus, sondern in Jerusalem gedruckt wurden. Dieser Druck erfolgte in der Druckerei der britischen Mandatsregierung und wurde auf dem gleichen Papier und im gleichen Format ausgeführt, wie dies bei den üblichen britischen Regierungsbekanntmachungen der Fall ist.
Japanische Offiziere beim Reichsparieitag
Ein General, ein Admiral »nd mehrere Stabsoffiziere
Tokio, 13. Juli. Amtlich wird bekanntgegeben, daß als Vertreter der japanischen Wehrmacht am Reichsparteitag in Nürnberg teilnehmen werden: Der frühere Oberbefehlshaber in Nordchina und ehemalige Kriegsminister Graf Terauchi, der frühere Marineminister Admiral Baron Osumi, Oberst Psato, Major Kaneda, Major Kato, Kapitän Kojima und Korvettenkapitän Onoda. Die Offijiere reisen anschließend an den Parteitag nach Italien.
Zum Besuch in Deutschland erklärte General Terauchi, daß er sich sehr darauf freue, das neue Reich zu sehen, das mit Japan und Italien die gleichen Ideale vertrete. Admiral Osumi betonte in einer Erklärung an die Presse, daß er bemüht sein werde, Eroßdeutschland in allen seinen Teilen kennenzulernen. Er sei auch vor dem Kriege als Marineattachs schon in Berlin gewesen und habe anläßlich seines damaligen Aufenthaltes im Reich auch Nürnberg kennengelernt. Jetzt freue er sich darauf, alte deutsche Freunde, wie Admiral Förster, wiederzusehen. Als Seeoffizier interessiere er sich besonders für Deutschlands ständig wachsende Flotte.
Graf Ciano bei Franco
Herzlicher Empfang in San Sebastian
San Sebastian, 13. Juli. Der Empfang des italienischen Außenministers in Nordspanien war nicht weniger herzlich als der in Barcelona. Am Mittwoch abend traf Graf Ciano in San Sebastian ein, wo ihn der Caudillo erwartete. Bereits auf der Fahrt von Litoria her hatte die Bevölkerung der Gebirgsorte dem Abgesandten des Duce zugejubelt, zu dessen Ehren sie ihre Dörfer mit frischem Grün und den Flaggen Spaniens und der befreundeten Italiens geschmückt hatte.
> San Sebastian hatte alles aufgeboten, um Außenminister ! Ciano feierlich zu empfangen. Säulen mit Inschriften und den i Wappen der beiden Länder säumten seinen Weg. Kein Haus ^ war ohne Schmuck. Eine dichte Menschenmenge bereitete dem j Gast lebhafte Kundgebungen. Die Leibgarde des Caudillo brachte j die Wagen von der Stadtgrenze unmittelbar zum Palast Ayete, ! wo die Zusammenkunft zwischen General Franco und Graf Ciano - stattfand. Im Anschluß wurde ein Staatsbaukett veranstaltet, i an dem fast alle Mitglieder der spanischen Regierung und die s Botschafter der befreundeten Nationen teilnahmen. Am Don- i nerstag begab sich Graf Ciano nach Santander, um dort die l Gräber der gefallenen italienischen Freiwilligen aufzusuchen.
! Besprechung zwischen Graf Ciano und dem Caudillo
? Die Unterredung zwischen Graf Ciano und General Franco j im Palast Ayete dauerte anderthalb Stunden. Ueber den Inhalt der ohne Zeugen verlaufenen Aussprache der beiden Staats- ! münner ist noch nichts üekanntgegeben worden.
^ Londoner FinanzsLandal
' Durch Börsenschwindel um 1VV Millionen RM. geschädigt
s London, 13. Juli. Der Ausschuß der Londoner Effektenbörse i hat am Mittwoch die Aktien von acht australischen Goldnnnen . von der Liste der börsenfähigen Aktien abgesetzt, so daß die Pa- ! piere amtlich nicht mehr verkäuflich sind. Diese Aktien reprüsen- s tierten bei ihrer Zulassung zur Börse einen Verkaufswert von s 8,6 Millionen Pfund, Seitdem hat keine einzige Gesellschaft auch
> nur einen Penc Dividende bezahlt. Kapktalherabjetzungen liefen ! nebenher, und heute wird der Wert der gesamten Aktien auf nur f 386 909 Pfund geschäht.
! Im Mittelpunkt dieses Finanzskandals steht ein gewisser
> Tlaude de Bernales, der um die Jahrhundertwenoe als Zwanzig- ! jähriger nach Australien auswanderte und mit einem geliehenen ? Kapital von 79 Pfund einen schwunghaften Handel mit schrottfähigen Maschinen anfing. Innerhalb von zwei Jahren machte
! er Gewinne von 1090 Pfund. Nun machte er sich an größere Ee- ! schäfte, kaufte und verkaufte Eoldminenaktien und brachte es in i zehn Jahren auf Gewinne von 29 909 Pfund. Nach seiner eigenen s Schätzung hat er sich im Lause von 40 Jahren ein Vermögen von j 2 Millionen Pfund erworben, so daß er in aller Ruhe dem Gold- j aktiensturz zusehen kann. Den rund 39 900 kleinen Aktienbesitzern, i die in fünf Jahren über 3 Millionen Psturd erworben haben, bleibt das Nachsehen.
Die hsllLMdischs RegierlMgMrise
Colijn erneut beauftragt
Den Haag, 13. Juli. Wie amtlich bekanntgegeben wird, hat der römisch-katholische Staatsrat Dr. Koolen ebenfalls auf den Auftrag zur Regierungsbildung verzichtet. Darauf hat die Königin am Donnerstag Dr. Colijn empfangen nud ihn erneut mit der Regierungsbildung beauftragt. In politischen Kreisen des Haag werden zwei Möglichkeiten als wahrscheinlich genannt: Entweder Rückkehr der bisherigen Negierung mit einigen Per- sonalverärrderunüen. oder die Schaffung e'.u.o FachkabllMtS.
Neuregelung
des FamilienunterstiitzungsrechLs
Zusammenfassung von Vorschriften
Berlin, 13. Juli. Die in der Nummer 124 des Reichsgesetzblattes Teil I veröffentlichte Verordnung des Reichsministers des Innern und des Reichsfinanzministers zur Ergänzung und Durchführung des Familienunterstützungsgesetzes vom 11. Juli 1939 und der in den nächsten Tagen im Ministerialblatt zur Veröffentlichung gelangende Ausführungserlaß dazu bezwecken 1. die soziale Verbesserung des Familienunterstützungsrechts. 2. die Vereinfachung dieses Rechts und 3. die einheitliche Zusammenfassung der bisher geltenden Vorschriften für das Altreich, die Oftmark und das Sudetenland.
Als wichtigste sozialpolitische Verbesserung ist hervorzuhsöen, daß nunmehr auch die elternlosen Geschwister des Einberufenen unter gewissen Voraussetzungen unter- siützungsberechtigt sind. Außerdem werden Verbesserungen, die bereits in der Ostmark galten, auf das Altreich und das Sudeten- land ausgedehnt.
Als Vereinfachung ist im Altreich anstelle der lichtsatzmäßigen Unterstützung und der Zusatzunterstützung ein einheitlicher, den örtlichen Verhältnissen angepatzter Unter- s stützungssatz eingeführt worden, der das l^fäche der ! bisherigen Fll.-Richtsätze abzüglich des bisher im einfachen Fll.- Richtsatz enthaltenen Anteils für Miete umfaßt. Die Mietbeihilfe ist — wie schon bisher in der Ostmark und im Sudeten- land — neben dem neuen Unterstützungssatz zu gewähren. Die Berechnung der Unterstützung wird hierdurch im Einzelfall wesentlich vereinfacht. Im übrigen sind sämtliche bisher ergangenen grundsätzlichen Einzelerlasse in das neue Recht eingearbeitet worden. Im gesamten Eroßdeutschen Reich gilt jetzt im wesentlichen gleiches Recht, das sich auch erstreckt aus die'Luftschutzdienstpflichtigen, Notdienstpflichtigen, Personen, die zu Führern der Wehrmannschaften ausgebildet werden, Angehörigen der Technischen Wehrwirtschaftseinheiten sowie Teilnehmer an Lehrgängen des NSKK., NSFK. und des Deutschen Roten Kreuzes.
Japans grundsätzliche Haltung
Tokio, 13. Juli. (Ostasiendienst des DRV.) 2u einer außeror- ! deutlichen Kabinettssitzung, die in Anwesenheit aller Staatsminister und des Präsidenten des Staatsrates, Fürst Konoe, stattfand, sprach Außenmfnister Arita über die im engeren Ministerrat bisher gefaßten Beschlüsse. Arita hob besonders folgende beiden Punkte hervor:
1. England soll der neuen Lage in China Rechnung tragen und seine Tschiangkaischek-sreundtiche und somit antijapanische Politik ändern, die die gegenwärtige Lage in Tientsin verursacht hat.
2. England soll mit Japan zusammeoarbri'-n -ur Wiederherstellung der Ordnung in Tientsin und Nerdchina, um so einen Beweis sür ein Entgegenkommen zu geben.
Außenminister Arita erklärte sodann, daß diese beiden Punkte Japans grundsätzliche Haltung in der kommenden Konferenz in Tokio darstellten. Japan sei bereit, sofort in Besprechungen einzutreten, sofern England keine Schwierigkeiten mache. Die Aussprache innerhalb des Kabinetts ergab die e i n- mütige Zustimmung.
Im Anschluß an die Kabinettssttzung und Aussprache mit den Kabinettsberatern fuhr Arita nach dem Sommersitz des Kaisers in der Nähe von Tokio und hielt Vortrag über die Beschlüsse des Kabinetts. Hiermit, so stellt man in politischen Kreisen fest, ist Japans Politik gegenüber England in der kommenden Konferenz durch den Thron gebilligt.'
Ausdehnung der japanischen Blockade
Verschärfung der antibritischen Bewegung
London, 13. Juli. Die Blätter berichten über das Bevorstehen einer weiteren Verschärfung der japanischen Blockade. Die Japaner hätten für Samstag die Besetzung von drei weiteren Häfen in der Provinz Fukien, nämlich von Tschangtschau, Tungschan und Tschaoanschien, angekündigt. Alle ausländischen Schiffe seien aufgefordert worden, bis zu diesem Zeitpunkt die Häsen zu verlassen. Natürlich kehrt in den Meldungen der Londoner Presse die stereotype Wendung wieder, daß die britischen Behörden hiergegen protestieren würden.
Inzwischen geht den Informationen der Blätter zufolge die antibritische Propaganda in China und Japan weiter. Aus Tsingtau wird gemeldet, dem britischen Generalkonsul sei mitgeteilt worden, daß für Freitag und Samstag mit neuen antibritischen Demonstrationen gerechnet werden müsse. Die britischen Behörden, so heißt es weiter, hätten ihre Staatsangehörigen bereits ersucht, ihre Ferien nicht in Tsingtau zu verbringen. Auch aus Kanton wird eine Verschärfung der antibritischen Bewegung gemeldet, die sich besonders gegen Hongkong richtet. Es wird zum Boykott britischer Waren aufgefordert.