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Naaolder Taqblalt .Der Gesellschafter
Dienstag, den 11. Juli 1939
Völkerwanderung, die jetzt in Bari und in Brindisi landete. , Faschistische Lagerkokonien in Leere, Tarent und Foggia nehmen die kleinen Gäste auf. Ein Teil der Kinder bleibt in bestimmten > Lagerkölsnien, von den jetzt die italienische und die albanische j Fahne wehen. Italien hat ein neues großes Erziehungswerk be- . gönnen. ?
Heiratsantrag mit Nevolverdrohung s
Ein junger Pariser Maker, der sich allzu viele amerikanische : Gangsterfilme angesehen hatte, beschloß „nach amerikanischem ! Muster" in das Glück der Ehe einzutreten. Er hatte sich in eine i 17jährige hübsche Musikstudentin sterblich verliebt. Der Hochzeit ! stand nichts im Wege als die Schwiegermutter. Bon ihr brauchte . der heiratslustige Jüngling eine Urkunde, in der dem minder- > jährigen Mädchen die Heiratserlaubnis gegeben wurde. Die alte ! Dame rvar aber mit dem zukünftigen Schwiegersohn durchaus , nicht einverstanden. Sie weigerte sich ihre Erlaubnis dazu zu j geben. Deshalb bequemte sich der Ehemann in spe zu einer List. ! Er bat um eine vertrauliche Unterredung mit der Schwiegermut- s ter. Diese wurde ihm gewährt. Er rückte aber zusammen mit zwei Freunden in die Wohnung und aus der Unterredung wurde ! alsbald eine gangsterhafte Erpressung. Mit vorgehaltenem Re- s volver zwang er die alte Dame, die Erlaubnisurkunde zu unterschreiben. Sie mutzte sich der Gewalt fügen, hatte aber schon nach ! wenigen Stunden die Genugtuung, ihren beherzten „Schwiegersohn" im Polizcigefängnis zu wissen.
Herzogin-Kleid mal 4V ÜKÜ
Frauen haben es nicht gerne, wenn sie eine Artgenossin an- ! treffen, die dasselbe Kleid, in Farbe und Schnitt übereinstim- s mend, trägt. So verließ ein berühmter Hollywooder Filmstar « neulich unter Protest ein Lokal, weil sich dort eine Frau auf- ! hielt, die das gleiche Abendkleid trug. Die Herzogin von Elou- ^ erster, die für Englands Frauenmode eine ähnliche tonangebende § Rolle spielt, wie der Herzog von Windsor für die Herrenmobe, ! kaufte sich neulich auf einer großen Modenschau in London ein j Kleid, von dem sie auf den ersten Blick entzückt war. Den Einkauf beobachteten zahlreiche Besucherinnen. Wenige Wochen später war das Kleid der Herzogin das Kleid Englands geworden. Heute wird es bereits in 40 000 Exemplaren in Großbritannien gctroo m. Nur die Herzogin von Gloucester wurde in diesem Kleid nüht mehr gesehen.
Eine ganze Stadt ging in Urlaub
Der stolzeste und glücklichste Mann von Coventry ist ein gewisser Mister Oliven Seit vielen Jahren hat er für ein besonderes Urlaubssystem gekämpft. Es besteht darin, daß die Betriebe vier Wochen lang ihre Tore schließen und ihre Angestellten und ^ Arbeiter geschlossen in Urlaub schicken. Dieses System, das auch j von englischer Seite als unwirtschaftlich angefeindet wird, hat sich trotzdem in einigen Städten durchgesetzt. Coventry ging in diesen Tagen in Urlaub. Vorher waren bereits die Städte Sunderland und Manssield in den Ferienzustand versetzt worden. ; Alles Leben ist in diesen Städten erstorben. Keine Sirene heult i mehr und der Autoverkehr ist von den Straßen fast gänzlick s verschwunden. ;
Farmer hielt seine eigene Grabrede '
In diesen Tagen ist auf einer Farm in der Nähe von Jndia- § napolis, USA., im Alter von 90 Jahren ein Mann gestorben, ! der zu den originellsten Käuzen der Welt zählte. Bereits vor ^ zwei Jahren glaubte er, daß der Tod bereits unterwegs sei, ihn ! von dieser Welt abzuberufen. Er ließ deshalb bekanntgeben, ^ daß er-seine Totenfeier zu halten gedenke. Rund 5000 Menschen ! kamen zu diesem ungewöhnlichen Fest zusammen. Mister Mill- ! man bestieg darauf ein kleines Rednerpult, vor dem ein von ihm ^ selbst gezimmerter eichener Sarg aufgebahrt stand. In einer ! ausführlichen Rede gedachte er seiner eigenen Verdienste und ; schilderte in lustigen Anekdoten seinen Lebenslauf. Die etwa--- i verfrühte Totenfeier begründete er damit, daß er sich vor einer Leichenrede fürchte, die von einem ihm völlig fremden Pfarrer ' gehalten werden könnte. Er bat die 5000 Zuhörer dafür zu sor- ! gen, daß er nach seinem Tode ohne jede Trauerfeier der Erde ! übergeben würde. Die Verwandten des Toten haben jedoch j fetzt beschlossen, trotz dieses vor zwei Jahren geäußerten letzten ' Willens die Trauerfeier in hergebrachter Weise zu begehen.
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Ter arme Kerl von Vertreter kriegt seine Provision, er aber kann nach Herzenslust die Leute nach Dingen ausfragen, die ihn interessieren.
Heute ist er längst fertig mit feinem „Geschäft". Aber in der Gaststube ist es leer, nur der Wirt leistet ihm Gesellschaft, und später kommt Kibelke herein und bestellt sich einen Schnaps.
„Ja, Emil", sagte er, „immer in seinen vier Wänden hocken, das kann man auch nicht."
Der Wirt ist ganz dieser Meinung. Und Ohrenschall auch. Kibelke merkt überhaupt, daß es sich mit ihm gut Plaudern läßt, so daß er gern sitzen bleibt. Er fragt und erzählt. Und zum Schluß mutz der Bauer zu'in wer weiß wievielten Male berichten, wie er zusammen mit dem inzwischen verhafteten Rittergutsbesitzer den Baron im Wald aufgefunden hat.
„Eigentlich 'ne Frechheit von dem Kerl", meint Ohrenschall nachdenklich im Gespräch, „hat er doch das Gewehr über der Schulter hängen, mit dem er den Baron abknallte ... Das müssen Sie doch auch gesehen haben, Herr Kibelke, ist Ihnen denn gar nicht ausgefallen, daß er so 'ne altmodische Kanone mit sich rumschleppte?"
„Ich kenne mich nicht aus mit den Dingern", antwortet der Bauer. „Für mich ist ein Gewehr wie das andere."
„Sehen Sie, so ist das manchmal", fährt der Gast aus der Stadt fort. „Wenn Sie nun was von Jagdgewehren verstünden, dann wären Sie der allerwichtigste Mann in der ganzen Chose."
„Aber warum denn nur?"
„Wenn Sie aussagen würden, er hat 'n altmodisches Gewehr getragen, dann wäre er überführt. Und wenn Sie wüßten, daß es 'ne moderne Doppelbüchse von ganz anderem Kaliber war, wie er ja behauptet, dann müßte Rögg auf der Stelle freigelassen werden..."
Kibelke hebt bedauernd die Hände.
„Ta kann ich keinem helfen, der Polizei nicht und
Reisegepäck in Rekordmenge
Frankreich bewundert gegenwärtig den Mann mkk dem größten Reisegepäck. In Le Havre stieg ein amerikanischer Millionär an Land, der sich auf einer Reise nach Indien befindet. Sein Gepäck bestand aus einem Auto, zwei Lastwagen, .einem Trecker und einem Wohnwagen von 12 Metern Länge. Außerdem wurden etwa 100 Reisekoffer an Land getragen.
Die Heilkraft der Brennessel
Daß die Brennessel unter unseren einheimischen Pflanzen eine von denen ist, die eine größere Beachtung verdienen und neuerdings gefunden haben, werden wir meistens auf ihre Pflanzenfaser zurücksühren, die bei geeigneter Kultur dieser Pflanze vielleicht einmal die Möglichkeit bietet, Brennesselsassrn zu verspinnen und daraus Gewebe herzustellen. Die Brennesiel hat darüber hinaus aber als Salat- und Gemüsepflanze einen so großen Wert, daß man ihre Verwendung in der Küche nur dringend empfehlen kann. Wenn sie jung ist, gibt sic ein dem Spinat nicht nur ebenbürtiges, sondern infolge ihrer Slutreinigenden und harntreibenden Säfte sogar überlegenes Nahrungsmittel ab. Da die Brennesiel sehr viel Eisen und das dem Blutfarbstoff nahe verwandte Clorophyll in sehr großer Menge enthält, übt sie einen sehr starken blutbildenden Einfluß aus. Bei Blutungen, Nieren- und Blasenleiden, bei Wassersucht, Eicht, Rheumatismus und nach größeren Blutverlusten sollte die Brennessel deshalb häufiger als bisher genommen werden, zumal sie sich jeder leicht beschossen kann.
Kandel und Verkehr
Vom Stuttgarter Wochenmarkt
Auf dem Wochenmarkt vom Samstag, 8. Juli, ging die Zufuhr in Erdbeeren und Kirschen stark zurück; sie nahm dagegen in anderen Beeren zu und war in Gemüse sehr reichlich. Die Nachfrage war besonders nach Erdbeeren und Kirschen sehr lebhaft.
Für die Zeit vom 10. bis 15. Juli hat das Württ. Wirtschaftsministerium folgende Höchstpreise (Wochenmarkt für Erzeuger) festgestellt: Kirschen: 28—36; Garten-Himbeeren 46; Erdbeeren 24—40; rote reife Stachelbeeren 30, grüne 27; rote Johannisbeeren 27 Pfg.
Auf dem Beeren- und Obstmarkt auf dem Karlsplatz war es vielen Hausfrauen in letzter Zeit nicht möglich, ihren Bedarf zu decken, weil ein größerer Teil der Waren zu Beginn des Marktes durch Vorausbestellungen bereits verkauft war. Um diesem Mangel in der Verteilung zu begegnen, hat der Oberbürgermeister angeordnet, daß bis auf weiteres zu dem Beeren- und Obstmarkt der Erzeuger auf dem Karlsplatz an den Zwischenmarkttagen Mittwochs und Freitags als Käufer nur noch die Kleinverbraucher zugelassen sind. Wiederverkäufer und Großverbraucher haben also an diesen Tagen keinen Zutritt.
Stuttgarter Wochenmarktpreise vom 8. Juli. Großhandelspreise be: Abgabe an den Kleinhandel: ital. Birnen 15—16, Kirschen 27 30 (28—36), süße ital. 17—18 (—), Weichsel 34—40 (—), Himbeeren 42—45 (46), Erdbeeren 28—36 (24—31), Mö- natserdbeeren 120—130 (—), Stachelbeeren unreif 22—28 (—), reife rote 22—30 (30), grüne 22—30 (27), Johannisbeeren rot 24—30 (37), schwarz —, Heidelbeeren 38—45 (—), Pfirsiche deut- Ae.36^5 (—), ital. 19—24 (—), Aprikosen ausl. 27—31 (—), Apfelsinen 26—30 (—), Bananen 24—30 (—). Zitronen 4—5 Blumenkohl einh. 25—50 (24—54), Weißkohl 9—11 (12 bis 14), Wirsingkohl — (12—14). ausl. 12—14 (—). Rotkohl Erbsen einh. 18—20 (24—30). Bohnen ausl. 16 (—), Gurken einh. 25—45 (24-48), holl. 15—20 (—), Karotten mit Kraut einh. 7—12 (10—12), ohne Kraut?2 (—). Kohlrabi 5—8 (7—10), Rettich gebündelt 7—12 (10—20), weiße 5—8 (7 bis 12), Radies 10 (12), Rhabarber 7—8 (10—12), rote Rüben 10—12 (12—14), Spinat (12—18), Tomaten einh. 50—60 (>. bulgarische 17—18 (—), ital. 13—18 (—), Zwiebeln ausl. 8—12 (—), frühe einh. — (10—12), Kartoffeln ital. neue 10—12 (—), einh. neue 10—12 (—) Pfg. Marktlage: Zufuhren in Erdbeeren und Kirschen stark zurückgehend, in sonstigen Beeren zunehmend, in Gemüse sehr reichlich, Nachfrage lebhaft, besonders in Erdbeeren und Kirschen. Beeren und Kirschen dürfen nur nach den bekannten Sortierungsbestimmungen verkauft werden.
Wirrlüilllt
Württ. Versicherungsoerein auf Eeg., Stuttgart. Rach dem Geschäftsbericht brachte das Jahr 1938 eine weitere Erhöhmig des Antragszuganges; er beträgt beim selbftabgeschlossenen Geschäft 14,58 (14,46) Mill. RM. Versicherungssumme. Die Beitragseinnahme ist von 5,53 auf 5,86 Mill. RM. gestiegen. Vom Neberschuß, der sich nach Abschreibungen und Rückstellungen auf »64 023 (428 780) RM. beläuft, fließen satznngsgemäß m dre Verlust- (gesetzliche) Rücklage 18 201. in die Allgemeine Rücklage 36 402 RM. und in die Gewinn-Rücklage der Versicherten 273 017 (343 024) RM. Der Rest des lleberschusies mit 36 402 RM wird an die Eewiunriicklage überwiesen. Der Gewinnanteil der Versicherten wird bei der Gruppe a auf 13 Prozent
Neue Erzeugerpreise für Speise-Frühkartoffel«. Für Speise- Frühkartoffeln werden in der Zeit vom 10. bis 15. Juli 1939 folgende Erzeugerfestpreise je 50 Kilogramm netto ausschließlich Verpackung, frachtfrei Empfangsstation festgesetzt: Weiße, rote, blaue Sorten 4.95, runde gelbe 5.35, lange gelbe Sorten 5.75 RM.
Omira Oberland-Milchoerwertung GmbH., Ravensburg. Infolge der Maul- und Klauenseuche mußte die vorjährige Gesellschafter-Versammlung der „Omira" Oberland-Milchverwertung GmbH., Ravensburg, ausfallcn. Wie in der diesjährigen Gesellschafter-Versammlung mitgeteilt wurde, ist die Milchanlieferung im Jahre 1938 noch um 8 Prozent gegenüber dem Vorjahr zurückgeblieben. Insgesamt wurden angeliefert 74,41 Millionen Kilogramm Milch. 2m ganzen hat das Unternehmen aber wieder befriedigend gearbeitet. Die Versammlung beschloß, an die Gesellschafter eine Dividende von 5 Prozent zur Aus- -ablung zu bringen. Die Buttsrherstellung erreichte 19 427 Doppelzentner. Der Gesamtumsatz belief sich auf 6,5 Mill. RM.
I. C. Eckardt AE., Stuttgart-Vad Cannstatt. Nach der im RA. veröffentlichten Bilanz — das AK. von 1,2 Mill. RM. ist im Besitz von Ernst Sieglin, Düsseldorf — hat das Unternehmen im Geschäftsjahr 1938 eine starke Ausweitung erfahren. Es verbleibt schließlich ein Reingewinn von 13 702 RM., der sich um den Vortrag auf 39 298 RM. erhöht.
— Stand der Früchte zu Anfang Juli 1939. Die Witterung im Juni war im ganzen dem Wachstum der Feldfrüchte recht förderlich. Es lautet darum auch das Urteil über den Stand aller Früchte mit geringen Ausnahmen günstiger als vor einem Monat. Schlechter, doch nur um einen Punkt, lautet es bei Hafer, gleich wie im Vormonat bei Sommergerste, Mohr- und Zuckerrüben. Nach dem Eesamtgutachten der Berichterstatter steht bei fast allen Feldfrüchten eine überdurchschnittliche Ernte zu erwarten, als normal wird sie bei Raps und Rübsen > angesprochen, geringer als „mittel", wenn auch nur unbedeutend geringer, werden die Aussichten bei Hopfen und bei Mais beurteilt. In den Berichten wird immer wieder betont, daß das Wachstum der Pflanzen infolge des naßkalten Wetters im Mai, gegenüber normalen Jahren je nachdem um 1—4 Wochen zurück sei. Von den meisten Berichterstattern werden die Niederschläge als ausreichend bezeichnet. Sämtliche Eetreidearten haben sich im Juni recht gut erholt, die Winterfrüchte allerdings besser als das Sommergetreide, was auch in den Noten zum Ausdruck kommt, die für die Winterfrucht günstiger lauten, als für die Eommerfrucht. Beim Sommergetreide, insbesondere Hafer, wird verschiedentlich über starke Verunkrautung geklagt. Wenn auch der Stand der Kartoffeln gegenüber dem des Vormonats sich gebessert hat, so wird doch bemängelt, daß sie bei dem verspäteten Auslegen in der Entwicklung vor allem in den feuchten Lagen noch zurück seien. Der jetzige Stand der Rüben befriedigt. Mais zeigt noch kein frohes Wachstum. Die Rapsschläge werden vom Rapsglanzkäfer geschädigt. In den Hopfenanlagen tritt Peronospora auf. Ebenso in den Weinbergen, deren Stand im ganzen jedoch einen guten Herbst erwarten läßt.
Der Kampf gegen den Kartoffelkäfer geht jeden an
Rögg nicht, Schießprügel ist für mich eben Schießprügel ..."
Und um die Zeit, da Ohrenschall sein ländliches Nachtquarrier aufsucht, macht sich sein Kommissar gerade sür einen neuerlichen Besuch des Maxim fertig.
Weil er etwas eher kommt wie am Tag zuvor, findet er auch einen kleinen Tisch in der Nähe der Tanzfläche frei, der ganz seinen Wünschen entspricht. An ihm läßt er sich nieder.
Die Bekannten von gestern sind heute nicht oder noch nicht da, das ist Overbeck nur recht, sie werden ihn also nicht stören oder abhalten können, wenn er sein Glück bei Lizzy versucht.
Mic den jungen Herren, die hier Stamm zu sein scheinen, kann Overbeck natürlich an äußerer Eleganz nicht wetteifern.
„Provinzonkel!" tituliert er sich selber. Und dafür halten ihn auch die anderen. Sie glauben sicher, er ist einer jener Fabrikanten oder Kaufleute aus der Kleinstadt, die sich in der Großstadt mal einen netten Abend leisten wollen, bet dem es auf das Geld nicht ankommt, und von dem sie dann daheim erzählen können — oder auch nicht. Je nachdem, ob ne an ihrem Stammtisch prahlen oder ihren Frauen Bericht von der Reise oblegen.
So beurteilt zu werden, muß dem Kommissar nicht unangenehm sein. So bestellt er laut, denn man soll merken, daß er nicht nach den Preisen fragt, eine ziemlich teuere Flasche Wein und ist e-rst zufrieden, als sie im Kühler neben ihm steht.
übrigens meint es das Glück heute gut mit ihm. Er braucht sich nicht zu bemühen, Lizzys Bekanntschaft zu mamen.
„Ist hier noch frei? Darf ich hier Platz nehmen?" wird er nämlich leise gefragt. Und die Fragende ist keine andere als die Frau, die er sucht. Ob sie auf seine Gesellschaft Wert legt — siehe Provinzonkel! — oder ob sie nur gefragt hat, weil er an dem einzigen Tisch nahe der Tanzfliche sitzt, yn dem noch Stühle frei sind, das weiß er mau und das ist ihm auch ganz gleichgültig. Jedenfalls kann er jetzt eine Unterhaltung Herbeiführen. Wie geschieht das einfacher, als daß man nach ein paar höflichen, aber beileibe nicht zudringlichen Worten die Dame zu einem Glas Wein einladet?
Lizzt» sagt nicht nein. Sie kann, wie sich bald zeigt, auch recht nett Plaudern und quittiert die kleinen Komplimente und Anzüglichkeiten des seriösen Herrn aus der Kleinstadt mit vergnügtem Lachen.
„Zum Tanzen haben Sie wohl gar keine Lust?" er
kundigt er sich einmal, als er beobachtet, daß das Mädel sehnsüchtig auf das Parkett hinüberschielt.
Lizztz verneint. Nein, sie habe keine Lust zum Tanzen, sie müsse immer noch daran denken, daß ihr Freund... aber das sei eine Geschichte, die man eigentlich gar nicht so mit ein paar Worten erzählen könne.
„Mir wird's recht bequem gemacht", freut sich der Kommissar und schlägt vor, daß sie ihm da drüben in jener zufällig noch freien Nische «er hat sich den Tisch vorsorglich reservieren lassen), wo man ganz ungestört sitze, diese Geschichte erzählen könne. Und Lizzy ist ohne Zögern damit einverstanden.
„Und nun sagen Sie mir, warum Ihnen das Tanzen gar keine Freude mehr macht", will er wissen, nachdem man den Tisch gewechselt hat.
Nun ja, sie habe einen Freund gehabt, und der sei plötzlich in seinem Wald ermordet worden, direkt verwitwet komme sie sich jetzt vor...
„.Hat denn die Polizei den Mörder erwischt?" erkundigt sich ihr Kavalier.
„Ach, hören Sie doch mit der Polizei auf! Einen haben sie festgcnommen, wie gestern in der Zeitung stand, aber der ist es ganz bestimmt nicht gewesen, den kenne ich gut, sehr gut..."
Overbeck will Näheres wissen.
„Der ist vor Jahren mal mein Freund gewesen", erzählt das Mädel freimütig. „Aber dann gab's mal einen Krach — ach ja. das war damals... na ja, das interessiert Sie ja nicht — also wir hatten mal 'nen Krach und da ging die Sache auseinander. Ein paar Monate drauf hat er sich dann verlobt. Und was das schönste ist: ausgerechnet mit der Schwester von meinem neuen Freund!"
„Ja, ja, das geht manchmal seltsam zu. Und nun soll er den Bruder seiner Braut ermordet haben, komische «Sache das, das kann ich auch nicht so ohne weiteres verstehen. Vielleicht liegt da ein anderer Grund vor..."
„Ich glaube gar nicht, daß er's gewesen ist."
Overbeck stellt sich mit Erfolg naiv.
„Vielleicht war es die Eifersucht. Daß er nicht mehr mitansehen konnte, daß Sie und sein Freund..."
Lizzy lacht laut auf, lacht trotz ihres betonten angeblichen Witwentums laut auf.
„Eifersucht! Nee, die können Sie getrost weglassen. Mein Freund hat sich mir gegenüber doch oft genug lustig gemacht, wie verliebt der andere in seine Scbwester war. Nee, an mich hat der da längst nicht mehr gedacht ..."
fForiseipiny folgG