8. Seite Nr. ISS

Nayoldrr Tayblatt »Der Gesellschafter»

Bade«

Karlsruher Hochschuvooche Md Studeuteutas

Akademischer Festakt in Anwesenheit des G aW lei t ee » und Reichsstatthalters

Karlsruhe, 8. Juli. Nach der Gefallenenehrung am Freitag im Ehrenhof der Technischen Hochschule folgte im großen Saale des Stndentenhauses als Höhepunkt von Hochschulwoche und Studententag der Akademische Festakt. Rektor Prof. Dr. Ing. Weigel erstattete den Bericht über das vergangene Berichts­jahr, nachdem er den Gauleiter und -die Ehrengäste begrüßt hatte. Der Rektor teilte im Verlaufe seiner Ausführungen u. a. mit, daß im Zuge des Ausbaues der Hochschule im Anschluß an das Hochschulinstitut für Leibesübungen eine Abteilung für Luftfahrt eingerichtet werden soll und hierfür vom Reich be­schränkt« Mittel zur Verfügung gestellt würden. Das seinem Zeit aufgestellte Sofortprogramm für den Ausbau der Hoch­schule wird unter der starken und entscheidenden Führung durch den Neichsstatthalter zunächst durch den Einsatz von S'mtsmft- teln zu verwirklichen gesucht. Da diese aber nicht ausreichend feien, habe der Reichsstatthalter Industrie und Wirtschaft un­seres badischen Erenzgaues zu einer Spende zur Förderung der Technischen Hochschule, Karlsruhe, anfgerufen. Seinem Appell sei die badische Wirtschaft und zwar in den Handelskammerbe- rcichen Karlsruhe. Mannheim, Pforzheim und Freiburg in ei­nem außerordentlich erfreulichen Umfange gefolgt. Diese Spende, die alsRobert-Wagner-Spende" der badischen Industrie be­zeichnet wird, hat den Betrag von 350 000 RM. erbracht. Stu­dentenführer Willibald machte besonders auf die studen­tische Sozialarbeit, die Schaffung des Langemarck-Studiums und das Karlsruher Studentenwerk aufmerksam, das für die Studentenförderung im Sommer-Semester 1938 rund 36 909 RM. aufgewendet hat. Schließlich folgte der Festvortrag des Dozentenführers der Fridericiana, Prof. Dr. Bühl über das ThemaPhysik und Technik".

Rektor Dr. Weigel gab darauf bekannt, daß die Technische Hochschule Karlsruhe in dankbarer Anerkennung für die in der Robert-Wagner-Spende der badischen Industrie verkörperte Lei­stung vier Repräsentanten der Wirtschaft unseres Erenzgaues die Würde eines Ehrensenators verleihe. Es sind dies Generaldirektor Adolf Samwer, Karlsruhe, der Mannhei­mer Industrie- und Handelskammerpräfident Heinrich Ese­tz e l s, der Präsident der Pforzheimer Industrie- und Handels­kammer Barth und der Freiburger Industrielle Hermann Linnemann.

Das JugendherLergswerk in Baden

Das Jahr 1938 war fstr das Deutsche Jugendhsrbergswerk noch weit erfolgreicher als das Vorjahr. Wurden doch unter Einsatz beträchtlicher Mittel im letzten Jahre 65 Neubauten und daneben eine große Anzahl von Ausbauten der Jugendherber­gen durchgeführt. Weiter wurden für 32 Jugendherbergen die Grundsteine gelegt. An der Aufwärtsentwicklung waren nach den amtlichen Zusammenstellungen des Statistischen Reichsam­tes alle Landesverbände beteiligt.

In Baden waren zu Beginn des Jahres 1939 81 Jugend­berbergen vorhanden, in denen 8264 Betten mit Decken, 1499 Lager mit Decken und 328 Notlager mit Decken vorbanden wa-; ren. Die Uebernachtungsziffer erreichte im Jahre 1938 die an­sehnliche Zahl von 423 209; und zwar entfielen davon 256 300 auf männliche und 166 900 auf weibliche Besucher.

Erfreulich hoch war wiederum die Inanspruchnahme der Deut­le» Jugendherbergen durch ausländische Jugend­wanderer. So hielten in den Jugendherbergen des Landes­verbandes Baden im letzten Jahre 15 400 ausländische Jugend­wanderer Einkehr.

Neckarhausen, 9. Juli. (Kindtödlichverletzt.) Das 4jährige Söhnchen der Familie Herold wurde durch den Huf eines ausschlagenden Pferdes tödlich getroffen.

Eberbach, 9. Juli. (Besichtigungsfahrt.) Am Freitag hatten sich in Oberdielbach bei Eberbach, am Fuße des Katzenbuckels, auf eine Einladung der Vereinigung bad. Klee- und Erassamenerzeuger e. V. etwa 300 Bauern und Landwirte aus Baden, Württemberg, Hessen, Bayern und Saarpfalz versammelt, um sich durch Augenschein von den Fortschritten des anerkannten Erassamenbaues im Oden­wald zu überzeugen und dabei für den eigenen Betrieb zu lernen. Wie rasch sich die Entwicklung seit der Festlegung angemessener Preise im Jahre 1933 vor sich gegangen ist, zeigt die Zunahme der Anbauflächen, die vom Jahre 1933 mit 25 Hektar bis zum Jahre 1938 auf 300 Hektar und 4000 bis 5000 Zentner Ertrag gestiegen ist. Die Besichtigung der Zuchtgärten der Saatzuchtanstalt Rastatt, jener in Oberdielbach und Waldkatzenbach und die außerordentlich gut stehenden Erassamenvermehrungen von Rotschwingel, Elatthafer, Wiesenrispe, Deutsches Weidelgras und Gold­hafer auf Gemarkung Oberdielbach bewies die Pionier­arbeit, die hier von den Landwirten des Odenwaldes ge­leistet worden ist. Zum Schluß fand noch eine Besichtigung des Ernsthofes bei Wertheim statt, einem Betrieb, dessen Inhaber als der erste Pionier des Erassamenbaues im Odenwald bezeichnet werden muß.

Philippsburg, 9. Juli. (VomHeuwagengestürzt.) Der Landwirt Heinrich Walter stürzte beim Heuausladen vom Wagen und zog sich schwere Verletzungen zu.

Hilperts««, 9. Juki. (Tödlich überfahren.) Am Samstag wurde das 6 Jahre alte Töchterchen des Bürger­meisters Kalmbacher von einem Lastkraftwagen tödlich überfahren. Das Kind befand sich auf dem Weg zur Schule. Der Lastwagen fuhr rückwärts, als das Kind die Straße überquerte.

Aus dem Gerichtsslral

Zuchthaus für einen gemeingefahrliche« Brandstifter Karlsruhe, 9. Juli. Am 31. März d. I. wurde als gefährlicher Gewohnheitsverbrecher wegen der fünf Straftaten, die sich teil­weise als menschengefährdende Brandstiftungen darstellten, der jugendliche Franz Suntz zu sieben Jahren Zuchthaus verurteilt. Dieses Urteil ist nunmehr rechtskräftig geworden, da nach Mit­teilung des Reichsgerichtsdienstes des DNB. das vom Angeklag­ten angerufene Reichsgericht seine Revision als unbegründet ver­worfen hat.

Folgen der Trunksucht

Karlsruhe, 9. Juli. Vor der 3. Karlsruher Strafkammer stand der 42 Jahre alte vorbestrafte Herbert Engelke aus Malchin, ein haltloser Psychopath und Trinker. Die ihm vorgeworfenen straf­baren Handlungen hat er aus alkoholischer Neigung begangen. Es handelt sich um Zechprellerei. Unter Einbeziehung einer frühere« Strafe verurteilte das Gericht den Angeklagten wegen Betrugs und Unterschlagung zu acht Monaten Gesamtgefängnis­strafe; gleichzeitig wurde seine Unterbringung in einer Trinker­heilanstalt angeordnet.

, Zuchthaus für eine gemeingefährliche Betrügerin ! Stuttgart, 7. Juki. Die 5. Strafkammer des Landgerichts ! Stuttgart verurteilte die 53jährige geschiedene Angelika Pique ! aus Hiefla» (Kr. Leoben in der Steiermark) wegen zweier Ver- § brechen d«s Betrugs im Rückfall, davon eines in Tateinheit i mit erschwerter Privaturkundenfälschung, zu zweieinhalb Jah­ren Zuchthaus und 300 RM. Geldstrafe, die als durch die Unter- s suchungshaft verbüßt gilt. Die Angeklagte, nach früherem Ke- s richtsurteilein eigenartiges Gemisch von Großsprecherei, Ge- j riffenheit, Schärmergeist und biedermännischem Gebaren", war schon auf allen möglichen Gebieten des Betrugs, so auf dem der Wahrsagerei, des Bilderschwindels, des Kautio>'--schwindess, lo- ! wie des Kredit-, Waren- und Einmietebetrugs tätig. In Berlin, ! wohin sie von Stuttgart aus alsKunsthändlerin" gereist war, ! kernte sie ein Ehepaar aus Dresden kennen, dem sie vorschwin- delte, sie sei Besitzerin eines kunstgewerblichen Geschäfts in Stutt­gart und verfüge über glänzende Verbindungen. Auch könne sie dem Ehemann eine Direktorsstelle bei einem großen deut­schen Jndustriewerk verschaffen. Sie erreichte dadurch, daß ihr das Ehepaar mehrere wertvolle Teppiche zum Verkauf ausbäi- digte. Den Erlös verwandte die Angeklagte zum größten Teil für sich selbst, so daß dem Teppicheigentümer ein Schaden von 3500 RM. entstand. Einem Mobelhändler, bei dem sie Möbel auf Kredit erschwindelte, log sie vor, sie sei von der Reichsregie­rung «tt der Ausarbeitung wissenschaftlicher Pläne zur He­bung von Gold- und Edelsteinschätzen am Nordpol (!) beauf­tragt worden und werde in der Folge bald viel Geld erhalten.

Amtsuuterschlagung Zuchthaus für ein Ehepaar Heilbronn a. R., 9. Juli. In Höchstberg (Kreis Heilbronn) ver­sah seit nunmehr 26 Jahren in der Posthilfsstelle das Ehepaar Joseph und Pauline Rüger seinen Dienst, ohne daß man nur ent­fernt daran gedacht hätte, daß hinter der Biedermannsmiene der beiden Eheleute so wenig Sinn für das Mein und Dein vorhan­den sein würde. Wie sich jetzt bei der Verhandlung vor der Großen Strafkammer des Landgerichts Heilbronn herausstellte, waren die Rügers durch lleberschuldung in Geldnot geraten, der sie dadurch zu steuern suchten, daß sie sich an ihnen nicht gehören­den Geldern vergriffen. Das taten sie so geschickt, daß es lange Zeit nicht bemerkt wurde. Sie verzögerten die Weiterleitung der eingezahlten Summen an das Hauptpostamt Heilbronn 1937 waren es allein fast 300 Geldsendungen mit zusammen rund 15 000 RM., 1935 und 1936 werden es nicht viel weniger gewesen sein derart, daß sie immer ihre 200 bis 300 RM. für sich in Händen hatten. Das Gericht verurteilte den Joseph Rüger wegen Amtsunterschlagung zu einem Jahr zwei Monaten Zuchthaus und seine Ehefrau Pauline zur gesetzlichenMindeststrafe von einem Jahr Zuchthaus sowie 200 RM. Geldstrafe.

Strenge Strafe für Lebensmittelfälschung Kempten, 8. Juli. In Kempten wurden Alfons Göhl aus Rot­kreuz bei Lindau und Ambrosius Stich aus München wegen Ver­gehens gegen das Nahrungsmittelgesetz zu einem Jahr zwei Mo­naten Gefängnis und 22 600 RM. Geldstrafe verurteilt. Die

__ Dienstag, den 11. Füll 1939

Angeklagten hatten Apfelsaft alsganz naturrein" bezeichnet ynd zum Verkauf gebracht, obwohl diese Angabe falsch war Eohl wurde die Führung eines Betriebs untersagt, soweit es sich um Herstellung von Lebensmittel handelt. Stich wurde auf die Dauer von drei Jahren die gewerbliche Tätigkeit in einem Obst- verwertungsbetrieb untersagt.

Buntes Allerlei

Elternglück auf dem Ausflug

Ern überraschendes Elterngliick erlebte ein Ehepaar, das sich an dem Ausflug eines Gesangvereins nach der Eifel beteiligte. Obwohl die Frau in absehbarer Zeit niederkommen sollte, glaubte sie doch, sich an dem Ausflug unbesorgt beteiligen zu können. Unerwartet jedoch trat hie schwere Stunde der Frau ein, als die Gesellschaft gerade das Ziel ihres Ausfluges, die Nordeifeler Seenplatte, erreicht hatte. Man wollte die Frau mit dem Kraft­wage« zum nächsten Arzt bringen, jedoch kam es nicht mehr dazu. In einem Privathause in Gmund schenkte die junge Frau zwei kräftigen Jungen das Leben. Daß dieses seltene Ereignis in den Kreisen der Sangesbriider größte Freude auslöste, braucht wohl kaum besonders betont zu werden. Diese Freude brachten die Ausflugsteilnehemr dadurch zum Ausdruck, daß sie für die jungen Erdenbürger einen Kinderwagen und eine Wiege schenk­ten.

4000 albanische Kinder besuchen Italien

In der letzten Woche hat sich ein Strom von albanischen Kin­dern nach Italien ergossen, die teils in Bari, teils in Brindisi von den faschistischen Organisationen festlich empfangen und sorg­fältig betreut wurden. Es waren Kinder darunter, die noch nie das Meer gesehen hatten oder noch nicht mit einer Eisenbahn oder gar mit einem Flugzeug gefahren waren. Sie wurden in der albanischen Hauptstadt Tirana gesammelt und, nach Aus­wahl der gesundheitlich Geeigneten, zu Schiff über die Adria nach Italien hinüber gebracht, wo die Frauen desFascio semimle" sich ihrer annahmen.

Die albanischen Kinder wurden in Bari zunächst neu einge­kleidet, gebadet, frisiert. Die Uniform alsPiccoli Albani" entsprechend denPiccoli Jtaliani", der jüngsten Kategorie der faschistisch geschulten Jugend, erregte bei den Kindern viel Freude. Sie kamen übrigens schon mit der italienisch gesungenenGio- vinezza" in den beiden Häfen Bari und Brindisi an. In Albanien hat der Empfang der Kinder, um den sich viele amtliche Stellen bemühten, größtes Interesse und Begeisterung ausgelöst. Der Empfang wurde in albanischer Sprache durch das Radio dort verbreitet. Es werden auch noch weitere Kinderbesuche in Ita­lien folgen. Im ganzen sind 10 000 Kinder vorgesehen, welche alle eingekleidet werden sollen. Mit dem Heer der Wärterinnen, der Dolmetscher und auch muselmanischer Priester, die über die Erfüllung der Religionsvorschriften bei dem Aufenthalt der Kleinen, auch in Bezug auf die Speise, wachen, ist es eine klein«

ObstsM Ln EnEhrunsts- und Dorralswirtfchaft

Süßmoftherstellung stieg von 3 auf Milliouen Liter

WPD. Auf der Wiener Reichstagung der vom Reichs­nährstand betreuten deutschen Kleingärtner hat Dr. Polzer- Berlin, der bekannte Vorkämpfer der Süßmostbewegung, wieder einmal auf die außerordentliche volks- und ernäh- rungswirtschLftliche Bedeutung der Süßmost- und Obstsaftherstellung Hinweisen können. Er hat in ganz besonderem Maße an die wichtige Aufgabe erinnert, die dabei dem Kleingärtner zufällt, weil ein sehr hoher Hundertsatz aller überhaupt hergestellten Obstsäfte nicht im gewerblichen und Großbetrieb erzeugt, sondern vom Obst­erzeuger selbst für den Hausgebrauch hergestellt wird. In einem einzigen Jahrzehnt ist dis Herstellung von Süßmost in Deutschland von 3 Millionen Liter auf 90 Millionen Liter gestiegen, hat sich also verdreißig- sacht, eine Entwicklung, wie sie selbst die kühnsten Erwar­tungen der hoffnungsvollsten Werber für diese Sache über­trifft.

Sehen wir von der allerneuesten Versuchsentwicklung ab, so sind es im wesentlichen zwei technische Verfah­ren, die uns in die Lage versetzen, mit unserer wertvollen Obsternte in Form flüssigen Obstes eine ausgezeichnete Frischhaltung^ und Vorratswirtschaft zu betreiben und da­bei alles Obst, gewissermaßen bis zum letzten Abfallapfel, auszuwerten. Das eine Verfahren, die Warmentkei­mung, ist die ältere Erzeugungsart und eigentlich aus dem Obstsaftkochen wie wir früher Himbeersaft gemacht haben hervorgegangen. Es ist durch die sogenannte Ent­keimungsglocke, bei der der eben ausgepreßte Obstsaft nur für wenige Sekunden aus die keimtötende Temperatur von 70 80 Grad Celsius gebracht wird, technisch stark verbes­sert und vereinfacht worden, und wird gleichermaßen im Haushalt, im gewerblichen und im Großbetrieb angewandt. Das andere Verfahren, die Kaltentkeimung, ist neu­eren Ursprungs und setzt die Verwendung außerordentlich feiner in dieser Feinheit bisher nur in Deutschland her­gestellter Entkeimungsfilter voraus, durch die die Keime aus dem gepreßten Obstsast ausgesiebt werden. Es eignet sich nur für gewerbliche Betriebe, doch gibt es allerorten bereits Lohn-Süßmostereien oder Genossenschaften, die auch dem Kleinerzeuger von Obst die Möglichkeit geben, sein Obst in Süßmost zu verwandeln. Das Kaltverfahren hat be­sonders deshalb beträchtlichen Anteil am Anstieg unserer Sützmosterzeugung, weil es die Herstellung äußerst wohl­schmeckender und zugleich ernährungswichtiger Trauben- säfte ermöglicht, die bei Anwendung des Warmverfah­rens einen vielen Verbrauchern nicht zusagenden Kochge- sckmack anzunebmen pflegten.

Heute bestreitet niemand mehr den hohen Wert des Süßmostes, weil er ernährungswirtschaftlich eine Vor­ratshaltung von Obst gestattet, das sonst dem als­baldigen Verbrauch zugeführt werden müßte, außerdem aber weil er ernährungsphysiologisch die Versorgung des Volkes mit vitaminreichem Nährgut in Jahreszeiten zulätzt, in denen bisher frisches Obst nur aus dem Ausland bezogen werden konnte. Dagegen hört man immer wieder, daß der für den Süßmost verlangte Ladenpreis, vor allem aber der Preis in der Gaststätte einen wirklich volkstümlichen Mas­senverbrauch des Süßmostes ausschlietze. Natürlich ist die­sem wichtigen Einwand auch von fachlicher Seite stets größte Beachtung geschenkt worden. Er trifft nur teilweise zu. Für den Hausgebrauch selbsthergestellter Süßmoste schon einmal gar nicht. In süddeutschen Obstgegenden stellt man seit urdenklichen Zeiten Most her, d. h. man preßt den Saft der Aepfel aus, läßt ihn gären und hat ein allerdings alkoholhaltiges Hausgetränk. Seit uns die Technik in die Lage versetzt hat, mit kaum erhöhter Mühe aus denselben Mostävfeln auch Süßmost berzustellen. beliebt, vom Geld-

Mostes Süßmost mit seinen erheblich größeren Ernährunas- werteu herzustellen.

Raucherkalarrh

Der Arzt spricht

Raucherkätarrh. Wenn im folgenden aus dieses Thema eingegangen werden soll, so müßte man eigentlich damit beginnen, die Erscheinungen des Raucherkatarrhs zu schil­dern. Ist das aber notwendig? Wohl kaum. Denn wer den Raucherkatarrh nicht aus eigener Erfahrung kennt, der hat sicher schon oft genug Gelegenheit gehabt, ihn an dem all- morgenblichen Räuspern und Husten in seiner Umgebung zu erkennen. Und warum bekommen die armen, bedau­ernswerten Raucher einen solchen Raucherkatarrh? Die Rachenhöhle ist, wie der Mund, die Nase usw. mit einer sehr zarten Schleimhaut bedeckt, die wichtige Aufgaben zu erfüllen hat. Dazu ist es notwendig, daß sie sich in einem wenn man sagen will regelrecht durchtränkten Zu­stand befindet. Eine normale Schleimhaut ist von einer ganz dünnen Schicht der von ihr abgesonderten schleimigen Flüssigkeit überzogen und hat dadurch ein schimmerndes, fast spiegelndes Aussehen.

Dieses normale Verhalten kann nun auf zweierlei Art gestört werden; entweder es wird zuviel Schleim abgeson­dert, wie es beim akuten Rachenkatarrh der Fall ist, oder es wird zu wenig Schleim gebildet, und es entsteht damit das Bild des sogenannten trockenen Rachenkatarrhs, zu dem auch, als besonderer Fall, der Raucherkatarrh zu rechnen ist. Durch den in die Mund- und Rachenhöhle gesaugten Rauch wird die Schleimhaut des Rachens sozusagen ausge­trocknet. Sie bildet also weniger Schleim als normaler­weise. Als Folge davon tritt das bekannte trockene Gefühl im Rachen auf, über das die meisten Raucher zu klagen haben. Der während des Schlafes spärlich gebildete Schleim haftet fest auf der spröden Schleimhaut, sodaß sich am Mor­gen die Notwendigkeit ergibt, ihn durch häufiges Räuspern zu lösen.

Gewiß, nicht jeder trockene Rachenkatarrh ist ein Raucher­katarrh. Man muß immer daran denken, daß ein zufälliges Zusammentreffen eines durch andere Ursachen bedingten Rachenkatarrhs mit der Gewohnheit, viel zu rauchen, vor­liegen kann. Solche anderen Ursachen können zum Beispiel Zuckerkrankheit, eine Blutstauung bei Herzkranken, Eicht, eine Erkrankung des Nasen-Rachenraums usw. sein. Des­halb erscheint der Rat angebracht, sich einer ärztlichen Un­tersuchung zu unterziehen, die allein die eigentliche Ursache des vorliegenden trockenen Rachenkatarrhs klarstellen kann, bevor man sich mit der Annahme tröstet, daß es wohl schon ein Raucherkatarrh sein wird.

Und was kann man nun gegen einen solchen trockenen Rachenkatarrh tun? Ja, und wenn auch die Betroffenen auf den ihnen liebgewordenen Alltagsgenuß verzichten müssen: das einzige Mittel ist, das Rauchen für die Dauer der Erkrankung einzustellen. Denn mit dem Aufhoren des Rauchens wird auch die Ursache des Rachenkatarrhs besm- tigt. Dem unentwegten Raucher jedoch, der durchaus nicht von seinem Elimmstengel lasten will, sei Jeratmr, wenig­stens scharf gewürzte und sehr heiße und sehr kalte Speisen zu vermeiden. Außerdem Hilst ihm meist häufiges spulen des Mundes und Gurgeln mit lauwarmem Salbei- oder Kamillentee (aber nicht mit Wasserstoffsuperoxyd, das noch stärker austrocknend wirkt!) oder mit Master, dem einige Tropfen Myrrhentinktur zugesetzt wird. Wenn man daran denkt, daß die unangenehmen Erscheinungen des Raucher­katarrhs durch eine mangelhafte Schleimabsonderung be­dingt sind, so ist es verständlich, daß das Lutschen von Halspastillen oder einfachen Bonbons das die Schlelinbil- dung anregt, oft auch schon weitgehende Erleichterung, brinat.