linerstag, den 8. Zuli 1338
l.-Eruppe Südwest
e Südwest ihre besten Mann- Eruppen-Schießwettkämpsen rlsruhe geschickt. Absolut ge- i beachtlich und, gemessen an edingungen, die das Wetter pfen im Kleinkaliberschießen arte 119 Stutgtart mit 7503 de Sturmsührer Schelkle von rmittelt. Beim SA.-Führer- von der Standarte 124 Ra» und wies den letztjährigen )er Standarte 113 Freiburg, itz. Im Kleinkaliber-Einzel- -ieger. Im Pistolen-Einzel- chießen des Tages bedeutete, :rlsruye mit 6l5 Ringen
" gehört zu den traditions- s internationalen Automo- ceichen Tradition der Slte- r Daimler-Benz AG., eng um den „Großen Preis von Mannschaft in bestechender er der neuen, als auch im schast des Dreizack-Sternes .Großen Preis von Frankachen Sieg der Fahrer v. i durch einen Doppelsieg
es von Frankreich" in der oll gewesen. Von 1915 bis durchgesiihrt worden. Spä- n Rennstrecken Frankreichs nter Beteiligung französi- elegentlich auch amerikani- :nnen, wie in den Jahren wortwagen offen. Daß der Zähre 1939 in seiner alten m neuen Impuls erfahren Veranstalter und das große en bisherigen Meldungen deutschen, französischen und ;erechnst werden. Nach dem kann Mercedes-Benz leimtreten, gefahren von Ca-
ernationalen Ruderregatta l Rennen überraschend die appem Vorsprung in 6 .21,4 im und RK. am Wannsee :er mit Steuermann wurde am Wannsee (7:01,8) vor
ften in Wuppertal vertei- iertitel auf Degen ersolg-
7. Seite — Nr. 155
Von Hans Mahlau
„Willst du, willst du, willst du mit in'n Chorden chehn..."
Unsere alte ostpreußische Waschfrau hat uns dieses Lied ge- snngen, als wir Kinder waren. Nun will ich diesen „Chorden" besingen, in den wir mit ihr gehen sollen. Er hat keinen bestimmten Platz, dieser Garten, er ist überall und nirgends. Er ist der gute alte Garten der Kindheit schlechtweg, der Garten mit dem Nußbaum und der Rundbank mit dem Großvaterplätzchen,' er ist der Kindheitsgarten, der für jeden ein anderes Gesicht hat und — eine andere Kuriosität. Sie behaupten noch heute in vergessenen Winkeln ihre Existenz, diese Kuriositäten aus einer geruhsamen Zeit.
Die Glaskugel
Mein Garten hatte eine Glaskugel, eine riesengroße rote Kugel aus dünnem Glas. Sie steckte auf einem grünen Stock und spiegelte die Welt, den Himmel und alle Wolken, sie spiegelte das Gesicht, das zu ihr hinaufsah. Wenn man jedoch gar zu nahe auf die gespiegelte Welt blickte, dann schwoll die Nase, und das Gesicht ging in die Breite. Man soll nie zu nah auf die Welt blicken! Hier ist sie nur gespiegelt, also bleibt auch die Verzerrung nur eine gespiegelte — und das Kind hat seine Freude daran. Ob es daraus lernt...?
Seit die Besinnlichkeit der Sachlichkeit das Feld — und auch den Garten — geräumt hat, ist die Kugel aus den Volksgärten so ziemlich verschwunden. Wie alles Aussterbende ist sie das Privileg weniger kleiner und großer Kinder geworden, die Formen und Farben lieben, sich an glänzenden Reflexen erfreuen und Humor genug besitzen für die harmlosen Spiegelfechtereien der philosophischen Kugel.
Buddeln so und — so
Eine Flasche ist in Norddeutschland eine Buddel. Eine Kömbuddel hat noch niemand unter die Erde gebracht — bezw. ihr Inhalt. Weit häufiger aber bringt der Bezieher des Inhalts die Buddel unter die Erde —. Nicht ganz, das letzte Ende mit dem runden Boden läßt er herausragen, als Zierde des Gartens: Flaschenboden neben Flaschcnboden ergibt eine sinnige Einfassung der Beete und Rabatten.
Wenn aber die Beete zu groß sind und der Inhaber gar zu viele Buddeln unter die Erde bringt, dann kann es passieren, daß — umgekehrt — die Buddeln ihn wiederum... Es ist eben eine Buddelei im Kreise. Von ihr ist der weltbekannte Ausdruck „Buddeln" abgeleitet.
Jede Buddel ist sozusagen das Ergebnis einer Leistungsprüfung. Sitzt am Feierabend der fräsbärtige Alte unter den dicken Sonnenblumen, so schaut er mit leiser Wehmut auf diese Schwanzenden einstiger Herrlichkeit, ^eine Beete sind mit Erinnerungen garniert: „Dir brach ich an einem stürmischen Novemberabend den Hals, als der dicke Klaas Ohlsen seinen havarierten Kutter in den Winterhafen brachte. Und dich leerte ich..." Es macht such nichts, wenn er die Buddeln der Erinnerung einmal durch- rinanderbringt. Wer soll das auch alles so genau behalten!
Klein :md doch groß
Fast alle Menschen haben das Bedürfnis, ihren Besitz zu vergrößern, und falls das nicht gelingt, ihrem kleinen Besitz den
Nagoldrr Tagblatt „Der Gesellschafter-
Anschein von Größe zu geben. Zu diesen Scheinvergrößerungen gehört alles, was Weiterungen voraussetzt, die gar nicht vorhanden sind. Wenn eine kleine Firma ihren einzigen Lieferwagen mit „Wagen Nr. 5" bezeichnet, so denkt der harmlose Kunde: muß das ein Geschäft sein, das solchen Wagenpark hat! — Sieht man vom Gitter her in einem Garten eine kunstvoll geschwungene Brücke: Das muß ja ein reiner Park sein! — denkt man, weil ! man einen Vach voraussetzt. Der Bach ist aber nur ein Regen- ! rinnsal und der Garten nur ein Gärtchen, j Ist aber alles im richtigen Verhältnis, so kann es ein großer i Besitz sein, auch wenn das Große ganz klein ist, so klein, daß es ! auf einem Lacktablett Platz hat. Das ist nicht symbolisch, das - gibt es in Japan. Wer keinen Garten vor dem Hause hat, der l hat ihn in seiner Bambushütte.
! Mit gekreuzten Beinen hockt der Japaner vor seinem Miniatur- ' gärtchen und schaut mit den dunklen Augen durch schmale Lider i auf seine Pfirsichbäume, auf Kirsch- und Mandelblüte, auf das j Moos und die Steinchen. — Mit seidenem Sonnenschirm spaziert l seine Phantasie aus den Kieswegen über die zierlich ge- ! schwungene Brücke am silbernen Bach durch seinen kleinen —
^ großen Garten.
i Zips
§ „Ich gab dem Reh einen ganz kleinen Stivs — Und da war
> "s aus Gips!" So endete das Erlebnis eines Dichters, der ein ! Reh in einem stillen Park anpirschte. Man soll der Romantik
> nicht nachjagen. Wenn man sie mit Händen fassen will, ist sie : immer aus Gips.
, Das sind die zauberhaftesten Gespielen der Kindheit, die man ! nicht sieht: die Fabelwesen, die Riesen und Zwerge und die j Schutzengel der Kinder. Man sollte sich kein Bildnis machen von ihnen. Sie stehen verloren und verlassen auf Konsolen und in j Gärten, die Schutzengel und Zwerge aus Gips. Die Erwachsenen s glauben nicht mehr a§ sie, und die Kinder wissen, daß die wirk- j lichen Zwerge Tarnkappen tragen, die sie unsichtbar machen —
! und die Engel sind in ihnen. Die Teufslchen auch — natürlich — l aber das sind ja nur gefallene Engel, die von den besseren wieder erhoben werden.
' 17 Goldene Hochzeiten auf einmal!
> Das Dorf Fondettes in Frankreich, das auf einem grünen ! Hügel am Ufer der Loire gelegen ist, hatte neulich seinen großen ! Tag. Nicht weniger als 17 würdige Hochzeitspaare, denen das ! Alter den Rücken gebeugt und die Haare filbergrau gefärbt hatte,
> schritten in feierlicher Prozession durch die Straßen des Ortes ! zur Kirche. Dort hielt ein Geistlicher die Hochzeitsrede, in dre
> er sich selbst mit einbeschließen konnte, da er an diesem Tage die ! „Goldene Hochzeit" seiner Berufstätigkeit beging. Siebzehn goi- ! dene Hochzeiten an einem Tag. In der französischen Oeffentlich-
keit glaubt man, daß Fondettes eines der glücklichsten Dörfer ! der Welt ist. Es wäre jedoch ein sehr unwahrscheinlicher Zufall, wenn der Termin der goldenen Hochzeit für alle 17 Ehepaare ! auf den selben Tag fiele. So verhält es sich nicht. In dem Dorf I hat sich vielmehr die Sitte eingebürgert, das Fest des 50iährigen
—Donnerstag, den K. Juli 1939
GyejuvUäums gemeinsam zu feiern. Einzelhochzeiten finden so gut wie garnicht statt. Man wartet fünf oder auch zehn Jahre und noch mehr, bevor man sich zu solchen Massenveranstaltungen entschließt.'Solche Feste müssen sich lohnen. Der Bürgermeister , ist gegen jedes außcnseiterisches Feiern. Wenn er eine genügende : Zahl goldener Hochzeitspaare zusammen hat, dann setzt er einen ! Termin für die Massenhochzeit fest. Bereits im Jahre 1928 fand j in Fondettes eine ähnliche Veranstaltung statt. Damals waren : es 24 Ehepare.
- Die nächste goldene Massenhochzeit wird voraussichtlich um ! das Jahr 1950 gefeiert werden. Das hat seinen Grund nicht nur j in dem „Sammelprinzip" des Bürgermeisters, sondern auch in i der Art und Weise, wie in Fondettes die grünen Hochzeiten ! arrangiert werden. Jahrelang gibt es keine einzige neue Ehe- j gründuna. Die jungen Männer bekennen sich zum Junggesellen-
- rum und die jungen Mädchen behaupten, vom Heiraten nichts ! wissen zu wollen. So staut sich die Heiratslust gleichsam zu einem ! Deich auf, der unzerbrechlich erscheint. Plötzlich aber wird einer
> der Junggesellen seinem Grundsatz untreu, er verliebt sich Hals ; über Kopf und kurz darauf ist er verheiratet. Damit ist der Bann i gebrochen. In den kommenden Wochen und Monaten erlebt Fon- § dettes eine Hochzeit nach der anderen. Alle heiratsfähigen Jüng- i linge und Mädchen gehen, ohne lange zu zögern, die Bindung j ein, von der sie so lange nicht wissen wollten h dieser Flut ! oon Hochzeiten folgt gewöhnlich eine lange
> Eine Million Telegramme über deutsche Kabel
Aus Anlaß des 40jährigen Bestehens der Deutsch-Atlantische« j Telegraphengesellschaft berichtet die „Deutsche Postzeitung" über die Entwicklung der deutschen See-Kabeltelegraphie. Vor dem ! Weltkrieg hatte Deutschland ein Kabelnetz von rund 20 500 See- ! meilen oder 38 000 Kilometer. Die deutschen Vorkriegskabel hat- i ten somit fast die Länge des Aequators. Deutschland stand da- >' mals im privaten See-Kabelbesitz nur hinter England und den ! Vereinigten Staaten von Amreika zurück. Eine der ersten z Kriegshandlungen gegen uns war die Durchschneidung der deut- ' scheu lleberseekabel. Nach dem Kriege wurden uns dann alle j Rechte an den Kabeln genommen. Aber auch bei diesem Diktat : hat sich gezeigt, daß die Verhältnisse stärker waren als die Unvernunft. Die Kabelverbindungen konnten zwar durchschnitten i werden, die Notwendigkeit eines deutschen lleberseekabels war ! jedoch nicht zu beseitigen. Die Deutsch-Atlantische Telegraphen- ! gesellschaft übernahm das mühselige Werk, neue Kabelverbin- i düngen herzustellen. Schon 1927 konnte das Azoren-Kabel : Emden—Neuyork, ein Schnelltelegraphenkabel neuester Bauart,
! in Betrieb genommen werden. Die Telegraphiergeschwindigkeit ! ist sehr hoch und beträgt 300 Wörter in der Minute. Sie ist
> weit größer als die der beiden atlantischen Vorkriegskabel zu- : sammcn. Dieses Kahel hat gerade während der Kämpfe in : Spanien — Vigo hat immer zu Nationalspanien gehört — dem
> deutschen Handel wertvolle Dienste geleistet. Die^ Zahl der auf j den Kabeln der Deutsch-Atlantischen Telegraphengesellschaft in ! den letzten Jahren übermittelten Telegramme betrug rund eine
Million, die Zahl der gebührenpflichtigen Wörter 18 bis 19 ' Millionen jährlich. Das heutige Kabelnetz hat eine Länge von j 3300 Seemeilen. Ob es die Ausdehnung des ehemaligen Netzes jemals erreichen wird, erscheint bei dem heutigen Stand der Funlentelegraphie fraglich.
die noch ausstehenden Auf- d insofern von besonderer piel der SpEem. ff Stutt- neben dem TC. Frischauf kt. Die SpGem. ff Stutt- : gegen die TSE. an und >it 9:8. Die ff hat noch die ütingen und gegen TSG. n der Tabelle liegt hinter och der TV Marbach mit vor ff Stuttgart mit 10:6.
erreichten, am Montag die Henkel schlug den Jugosla- md trifft nun auf Cooke- eler Austin mühelos 6:3, Puncec-Jugoslawien den d trifft nun auf Riggs- :n) 6:2, 6:2, 6:2 besiegte.
-rdes in die Hand bekom-
ptet, daß der ehrenwerte nschirm immer an diese :r im Verfolg seiner ge- eutschland mit den Sow- Rummelplatz Westminster rrussell notgedrungen und tigkeit abgefunden zu ha-
er Britischen Frauen-Le- eine Zusammenkunft mit wollten eine Jnspektions- zum bereitstchenden Auto :rst ungnädig: „Schnell, stunden warten lassen!" kam: „Und Sie sind um
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in den meisten Organe» zt so weit gekommen, datz auf einen lebenden, aber e Aerzte haben festgestellt, m Minuten nach Eintritt ! 20 Minuten, die Augen ade, Arm- und Veinmus- unden, Knöchel drei Tage
Hen Kriminakgericht hat- a beantworte«. Man er» n WM BoHüel Gummi»
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6 .
Wachtmeister Strobel muß sich viel Fragen gefallen lassen. Wer ihm unterwegs begegnet, möchte wissen, wer der Mörder des Barons Facius ist, und ob man ihn festgenommen habe. Strobel fühlt sich wichtig, zwar vermag er den Neugierigen keinerlei Auskunft zu geben, denn man weiß noch nicht, wer auf den Baron geschossen hat. Das zu ermitteln ist ja auch seine Aufgabe mit. Ein wenig verstimmt ihn zwar, daß in dem Augenblick, in dem ein außergewöhnlicher Vorfall eingetreten ist, bereits zwei Kriminalisten aus der Stadt zur Stelle sind. Tie werden sich nun wieder den Lorbeer sichern, und an ihn, den Gendarmeriewachtmeister, wird kein Mensch denken. Aber so sehr unglückselig ist er über die Anwesenheit der städtischen Beamten auch wieder nicht, es liegt ja auch die Verantwortung bet ihnen, und andererseits gibt er ehrlich zu, daß ihm jede Erfahrung in der Bearbeitung von Mordsachen abgeht.
Jetzt ist Strobel gerade in der Gaststube des Krugwirts zu Lindenborn.
„Strobel", fragt der Wirt und schiebt ihm ein neues Glas mit Nordhäuser über die Theke, „Strobel, habt ihr denn noch gar nichts feststellen können?"
Die ehrliche Antwort wäre ein Nein gewesen, denn inan weiß ja auch noch nichts, aber besser ist immer, man tut etwas geheimnisvoll, tut so, als stecke man voller Kenntnisse über den Mörder, die man der Öffent-- lichkeit nicht Mitteilen darf.
„Wir kriegen ihn schon, verlaß dich drauf, Straube", erklärt er deshalb und greift zu dem Glas, das dem Wirt jetzt als eine viel zu hohe Bezahlung für die nichtssagende Antwort scheint.
„Facius hatten wir alle gern", fährt Straube fort, „war immer freundlich zu unsereinem, tut einem dopsielt leid, daß es ihn so schnell erwischte."
„Ja", erinnert sich auch der Wachtmeister, „hat mir manches Mal 'ne Zigarre angeboten."
„Hast ja auch viel Scherereien gehabt, damals, als du
und die Förster immer draußen wart, um den Wilderern aufzulauern. Ob sich von denen einer gerächt hat?"
„Glaube ich nicht", meinte der Wachtmeister. „Das waren zumeist Leute aus der Stadt..."
„Aber hier hattet ihr auch ein paar junge Kerl in Verdacht, Strobel..."
Der Beamte nickt.
„Arndt und Kühne, aber Nachweisen ließ sich keinem was."
„Arndt hat sicher damals mit der Sache nichts zu tun gehabt, ist ein ordentlicher Mensch... Aber Kühne!"
„Tja. über den ist schwer was zu sagen. Gehört nicht zu denen, die das Herz auf der Zunge tragen..."
„Jawohl, und da ist irgend was gewesen, was ihn so verändert hat. Erinnerst du dich nicht, Strobel? Er war früher ein ganz zugänglicher Mensch, und dann verändert er sich so plötzlich, wird schweigsam, mürrisch, fängt an zu trinken..."
„Aber wenn er auch noch so viel getrunken hatte, geredet hat er nie. Hab ihn manchmal ausfragen wollen, schon wegen der Wilderer und später auch, wie die großen Holzdiebstähle vorkamen, Hab aber nie auch nur 'ne Silbe von ihm erfahren können."
„Wenn er geschimpft hätte oder gedroht, dann hätte man sich denken können, was in ihm rumort, aber da setzt er sich hin, stiert auf die Tischplatte, trinkt, trinkt!"
„Und wenn er sein Teil hat, wankt er nach Hause zu Mutter Greb..."
„Und die hat auch keine Ahnung, was mit ihrem Mieter eigentlich los ist."
„Vielleicht 'ne Weibergeschichte?..."
„Ob ihn das so verändert hätte, Straube? Da hätte er schließlich für 'n paar Tage oder meinetwegen für 'n Paar Wochen seinen Zorn gehabt, dann hätt er sich 'ne andre gewußt. Nee, da steckt was anderes dahinter, was tiefer geht."
„Vorgestern ist er überhaupt wieder bei mir gewesen ..."
„Stumm wie immer?"
„Stumm wie immer und durstig wie immer! Hat seine sechs oder sieben Helle und fünf Schnäpse getrunken!"
„Nicht mehr?"
„Er muß vorher schon woanders eingekehrt sein, man hat's ihm angemerkt."
„Schade um den Menschen! Ist doch einer der zuverlässigsten unter den Waldarbeitern, hätte vielleicht mal 'nen besseren Posten bekommen können. Aber wenn er trinkt..."
„Freilich, was zuviel ist, ist zuviel. So 'neu Menschen will keiner haben. Hab reden hören, als wenn Baron Facius ihn als Vorarbeiter wollte einstellen lassen, ist 1
aber schon 'ne Weile her..."
Strobel horcht auf.
„Vorarbeiter bei Facius? Ist mir ganz nen, habe das noch nie gehört."
„Förster März hat's mal erzählt..."
Ter Wachtmeister ist plötzlich auffällig schweigsam. Ihn beschäftigt lebhaft, was der Wirt ihm gerade berichtet hat. Dieser Christian Kühne, dieser Mensch, in dem man sich nicht auskennt, der früher im Verdacht des Wilderns stand — und zwar in dem Verdacht, auf Altschönauer Flur sein Handwerk getrieben zu haben —, wäre von Baron Facius ausersehen gewesen, den Vorarbeiter im Forst zu machen? Wenn der Baron diese Absicht gehabt hatte, warum führte er sie nicht aus? Besteht vielleicht zwischen diesen beiden Männern auch eine Feindschaft? Und wäre das so gewesen, darf man sie mit dem Mord in Verbindung bringen?
Man muß den Dingen ans den Grund gehen. Und am besten wird sein, wenn man Förster März mal fragt, dann ist immer noch Zeit, sich den Christian selbst vorzunehmen.
Wachtmeister Strobel zahlt seine bescheidene Zeche und verläßt den Dorflrug.
Auf dem Verbindungsweg, der zwischen Lindenborn und Altschönau liegt, überholt er mit seinem Rad eine junge Frau, die Gattin des Försters Kohl.
„Ihr macht ja tolle Sachen", meint sie, als der Beamte sie begrüßt hat, „verhaftet der Kommissar aus der Stadt den Herrn..."
Strobel erwidert nichts darauf. Er kann diese Maßnahme auch nicht ganz begreifen und hält sie für übereilt.
„Und dabei", spricht die Frau weiter, „wär's viel besser, wenn man sich mal um den Christian kümmern würde..."
„Köhne?"
„Ja, um den..."
„Warum denn nur?"
„Na, wo der sich doch so geäußert hat!..."
„Was soll er denn gesagt haben?"
„Meinem Mann hat's einer von den Holzarbeitern berichtet, was der Kühne gesagt hat gestern, wie er wieder so betrunken gewesen ist..."
„Was einer so in der Betrunkenheit redet..."
„Kommt drauf an, was er sagt. ,Recht ist ihm geschehen, dem Hund, hätt schon viel früher dran glauben müssen!' hat er gesagt, und ordentlich lustig wäre ei gewesen, weil der Herr Baron erschossen worden ist!'
„Warum ist denn Kohl nicht zu mir gekommen, wv er das weiß?"
(Fortjetzunq folgt.)