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2. Seite Nr. ISS

Ranolder Tagblott »Der Sesellschaster

Donnerstag, den 8. Juli 1939

Diese ungewöhnlicheBegründung" des Standpunktes der amerikanischen Regierung gegenüber der sogenannten Neutra­litätsbill stellt die erste längere außenpolitische Meinungsäu­ßerung Roosevelts seit seinem kolonialenFriedensappell" an den Führer Mitte April dar.

Hierzu meldenNeuyork Daily News",Neuyork Times" undNeuyork Herald Tribüne" aus Hydepark, Rooseoelt sei über die Kriegsgefahr in Europaäußerst besorgt" und über die Weigerung des Abgeordnetenhauses, die Waffensperre aus­zuheben, verärgert. Er glaube, daß diese Weigerung einen Weltkrieg zur Folge haben werde" (!). Seine Befürchtungen seien durch Tatsachenberichte über die deutsche und italienische Freude über die Abstimmung im Abgeordneterchaus verstärkt worden.

Belgische Zeitungen in Abwehr

Duden an der Spitze der Kriegstreiber

Brüssel, S. Juli. Mehrere führende belgische Zeitungen wen­den sich nachdrücklichst gegen die neue Welle von Falschmeldun­gen und Hetzberichte. Die liberaleEtoile Beige" schreibt im Zusammenhang mit den von der englischen und französischen Presse verbreiteten Sensationsgerüchten über Danzig:Wir werden überschwemmt mit falschen Nachrichten, und eine ge­wisse Presse trägt mit einem Zynismus ohne gleichen dazu bei, die unsinnigsten Nachrichten z» verbreite», und zwar mit einer geradezu verbrecherischen Beharrlichkeit." Die ,.Metropole" führt bittere Klage LberMe^verbrektrr von Aneinigkeit und Haß" und weiß darauf hi», daß die großen Informationsagenturen ebenso wie die Filmwochenschauen rmm arökten Teil in iüdi-. schen Händc n seien. Die Belgier hätten aber keinen Anlaß, den Juden die freie Benutzung dieses gewaltigen Druckmittels auf die öffentliche Meinung zu gestatten, durch das die Jugend Belgiens wie die anderer Länder überredet werden solle gegen den Westwall anzustürmen. Schließlich wendet sich die Zeitung auch gegen jene Blätter, in denen jüdisch-freimaurerische Schrei­berlehrlinge täglich versuchten, Belgien seine Unabhängigkeits­politik abspenstig zu machen.Vingtieme Siecle" beklagt sich über die falsche Unterrichtung der Oeffentlichkeit in der Dan- ziger Frage. Eine gewisse Agitation bemühe sich dauernd, Bel­gien in Streitigkeiten hineinzuziehen, die es nichts anginge.

Schießübungen bei Gibraltar

beunruhige« Algeriens

Maörrö, S. Juli. Der Bevölkerung von Algeciras hat sich eine gewisse Unruhe bemächtigt, da seit Dienstag die schweren briti­sche» Küstenbatterien von Gibraltar die Meerenge bestreifen. Es handelt sich um Schießübungen der kürzlich eingesetzten Bat­terien. Wie es heißt, wurden die britischen Einwohner von Gibraltar aufgefordert, Lebensmittelkarten abzuholen. Bei dieser Aufforderung wurde daran erinnert, daß jederzeit ein Ernstfall ientreten könne, wo Lebensmittel nur gegen Kar­ten abgegeben würden. Am kommenden Mittwoch wird der neue Gouverneur von Gibraltar, General Sir Tlive Liddell, als Nachfolger General Jronsides m Gibraltar erwartet.

Nach Berschacherung des Sauöschaks

vor dem Rücktritt des syrische« Staatspräsidenten

Beirut, 5. Juli. Wie aus Damaskus verlautet, bereitet der , syrische Staatspräsident Hachem Bey Atassi ein Memorandum an den französischen Staatspräsidenten Lebrun vor, worin er gegen die letzten Maßnahmen des französischen Oberkommissars, die einen Eingriff in die Rechte des syrischen Staatspräsidenten darstellen, schärfster Protest erhoben wird. Man erwartet, daß Atassi nach Absendung des Memorandums zurücktreten wird. Seit dem 1. Juli haben die syrischen Provinzen Djebel, Drus und das Alauiten-Eebiet alle Beziehungen zum syrischen In­nenministerium abgebrochen und damit ihre Selbständigkeit durchgeführt.

Kairo, 5. Juli. Nach einer Meldung des Beiruter Korrespon­denten der ZeitungAhram" besteht kein Zweifel, daß Syrien nach der Aufteilung des Landes durch Frankreich schweren Unruhen entgegensieht. Der Korrespondent berichtet dann weiter, daß auf den Straßen nach Damaskus starke Militärauf­gebote eingesetzt worden seien.

Ungarischer Generalftabschef Seim Führer

Berlin, 5. Juni. Der Führer und Oberste Befehlshaber der Wehrmacht empfing Mittwochmittag in seinem Arbeitszimmer in der Neuen Reichskanzlei den Generalftabschef der königlich-un­garischen Honveds, General der Infanterie von Werth, im Beisein des königlich-ungarischen Gesandten von Sztojay. Bei der An- und Abfahrt des hohen ungarischen Gastes erwies die WacheFührer" des InfanterieregimentesEroßdeutschland" im Ehrenhof der Neuen Reichskanzlei die Ehrenbezeugung. Der ungarische Generalstabschef befindet sich zur Zeit als East des Oberbefehlshabers des Heeres, Generaloberst von Brauchitsch, zu einem mehrtägigen Besuch in Deutschland, um Truppenteile und Einrichtungen des deutschen Heeres kennen zu lernen. Un­ter anderem ist eine eingehende Besichtigung des Westwalles vorgesehen.

Reichsminister Dr. Fnnk im Haag

Besuch Leim niederländischen Ministerpräsidenten

Den Haag, S. Juli. In den Vormittagsstunden des Mittwoch traf Reichsminister Dr. Funk in Begleitung seiner Gattin im Haag ein. Der Reichsminister wird sich drei Tage in Holland als Gast der niederländischen Regierung aufhalten. Der deut­sche Gesandte im Haag, Graf Zech von Burkersroda, war dem Reichsminister bis Gouda entgegengefahren, wo er ihn begrüßte. Am Bahnhof wurde der deutsche East durch den Staatssekretär des niederländischen Wirtschaftsministeriums und den Chef des Protokolls im Namen der niederländischen Regierung empfan­gen. Ferner waren sämtliche Mitglieder der deutschen Gesandt­schaft und zahlreiche Angehörige der örtlichen deutsechn Kolonie erschienen. Nach einem kurzen Aufenthalt im Hotel machte der Reichsminister Besuche bei dem niederländischen Ministerpräsi­denten Dr. Coljin und dem Wirtfchaftsminister Dr. Steenberghe. Mittags fand zu Ehren des Reichsministers ein Essen in der deutschen Gesandtschaft statt

EhefyM Kalkstein tödlich verunglückt

Bei einem Versuchsflug auf dem Flugplatz Böblingen

Stuttgart, S. Juli. Am Mittwochvormittag ereignete sich auf dem Flugplatz Böblingen bei Stuttgart ein bedauerlicher Flug- Geugunfall, dem derChefpilotderKlemm-Flugzeug- werke, HelmutKalkstein, zum Opfer fiel. Kalkstein, der

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Wettbewerben bekannt geworden ist, stürzte auf einem Verfuchs- ' ug «ms bisyer noch nicht geklärter Ursache aus etwa 800 Me-' Jab' lt^ ^ ^ Ostpreußen geboren und war erst 26

Baldur von Schirach in Tirol und Vorarlberg. Am

Dienstag besuchte der Reichsjugendführer eine Reihe klei­ner Dörfer in den Talern Tirols und am Mittwoch die Dörfer Vorarlbergs. In Sankt Leonhardt im Sitztal zu Füßen der Oetztaler Alpen sprach er am Dienstagnachmit­tag zur vollständig versammelten Bevölkerung des Dorfes. Den Dienstagabend verbrachte er in Stams, wo er im Klo- sterhos eine Ansprache hielt.

Türkenabwanderung aus den Balkanländer«. WieResto del Carlino" meldet, geht die Zahl der Türken, die die Balkanländer verlassen, in die Zehntausende. Die Rück­wanderer kommen hauptsächlich aus Bulgarien, Jugosla­wien und Rumänien. Dieser bis jetzt ziemlich unbemerkt gebliebene Vorgang zeigt die wirkliche Stellung der Bal- kanWciaten zu dem englisch-französischen Unternehmen, die TüMi in die Einkreisungsfront einzubeziehen.

Der irakische Außenminister wird sich nach Hedschas bege­ben und dort mit Außenminister Emir Feisal Zusammen­treffen. Die Konferenz soll die kürzlich ausgegebene Note König Jbn Sauds zum Gegenstand haben. Die Reise läßt darauf schließen, daß sich die irakische Regierung den Stand­punkt Jbn Sauds nach einem gemeinsamen Vorgehen der arabischen Länder zu eigen gemacht hat.

Großartige Dauerflugleistung. Der NSFK.-Truppführer Führinger von der NSFK.-Gruppe 17 (Wien), startete zu­sammen mit dem NSFK.-Scharführer Hofmann am Sams­tag, den 1. Juli, 12.43 Uhr auf dem Gelände Spitzerberg bei Wien. Die Flugzeugführer blieben bis Montag, den 3. Juli, 13 30 Uhr in der Luft. Dis Eesamtflugdauer beträgt 48 Stunden 38 Minuten. Die Landung wurde durch Abflauen

des Windes erzwungen. Das benutzte Segelflugzeug war ein Doppelsitzer vom MusterEövier".

Amerikanische Nalionalf«erkrge. Während der viertägi­gen Festfolge, die Dienstag mit der Feiet des Unabhüngig- keitstages endete, wurden in den USA. über 3 00 Per­sonen durch Unfälle getötet, die meisten kamen durch Verkehrsunfälle ums Leben, viele durch Ertrinken beim Baden oder durch unvorsichtiges Handhaben von Feuerwerk und Böllerschüssen.

Tragischer Ausgang einer unsinnigen Wette. Drei Leute von Wapzenheim bei Straßburg schlossen eine Wette ab, daß der Kraftwagen des einen keine 120 Kilometer in der Stunde zurücklegen könne. Der Besitzer bejahte dies, worauf alle drei ins Auto stiegen, um die Sache praktisch auszupro­bieren. Es gab eine unsinnige Fahrerei. Bei dem Regen kam der Wagen bald ins Schleudern und wurde gegen ei­nen Baum geworfen. Dieser brach auseinander, ebenso aber auch der Kraftwagen. Einer der. Wettenden war so­fort tot, der andere starb im Krankenhaus und der dritte sWoebt in Lebensgefahr.

Ei« Karusselluugluck. Auf dem Zittimer Schützenplatz löste sich an einer sog. Zugspitzbahn, einer Art Berg- und Talbahn mit schaukelnden Kähnen, während der Fahrt an einem Kahn die Hintere Verschraubung. Die beiden In­sassen wurden herausgeschleudert. Der eins kam so unglück­lich auf den Laufsteg zu liegen, daß er von den nachfolgen­den Kähnen mehrfach gestreift und entsetzlich zugerichtet wurde und bald danach verstarb. Der andere Insasse erlitt ebenfalls schwere Verletzungen.

Blitz schlägt in Zuschauermengs. Während eines aus dem ganzen Lande beschickten Ren« ms von Vauernpferden in der nordbosnifchen Stadt Bijeijina schlug der Blitz in die Zuschauermenge. Ein Soldat wurde getötet, und mehrere andere Personen schwer verletzt. Die Umstehenden wurden zu Boden geworfen, kamen aber meist mit geringen Sturze Verletzungen davon. Dagegen brachen sich drei Pferde, die N6r Schreck in wilder Eile über die Bahn rasten, das Ge­nick.

London bekommt kalte Füße

Sowjets werfen neue Fragen auf"

London, 3. Juli. Die Mittwoch-Zeitunzen gestehen, daß die gesamten Paktverhandlungen erneut in einen Schwebezustand ge­bracht worden sind. Den Blättern läßt sich entnehmen, daß die britische Regierung der Gefahr eines Zusammenbruches der Ver­handlungen entkommen zu können glaubt, daß sie den Sowjets nunmehr die sofortige Unterzeichnung eines Dreier-Beistands­paktes für den Fall eines direkten Angriffes auf eine der drei Nertragsmächte vorschlägt, um dann zu versuchen, zusammen mit Frankreich die kleineren Staaten, die sich gegen eine sowjetrus­sische Garantie ausgesprochen haben, in ihrer ablehnenden Hal­tung zu erschüttern.

Amtlicherseits behandle man, sagt dieTimes", die von den Sowjets angeschnittenen neuen Fragen unter denen es sich unzweifelhaft in erster Linie um die Fernost-Frage handelt streng vertraulich. London und Paris hätten, so schämt sich das Blatt nicht festzustellen, in höchstem Matze den Willen zu einem Abkommen; so werde man sich vielleicht doch noch bald einigen. Die Atmosphäre sei allerdings in Moskau keineswegs für eine freimütige Aussprache besonders günstig. Die Schwierigkeit bestehe darin, daß einige Staaten bereitwillig die britisch-französischen Garantien angenommen, andere sie durch ihr Schweigen (!) angenommen hätten, andere im wesent­lichen, in Mittel- und Nordwesteuropa jedoch an einer Garantie keinen Geschmack finden könnten. Holland und dieSchweiz wollten nicht in die Einkreisung hineingebracht werden. Die baltischen Staaten betonten, daß sie unter keinen Um­ständen von Moskau garantiert werden wollten. Die richtige Prozedur scheine darin zu bestehen, daß die drei großen Ein­kreisungsländer schleunigst den gegenseitigen Beistandspakt Unter­zeichneten.

Der Korrespondent derNews Chronicle" in Helsinki gibt eine Unterredung mit dem finnischen Außenminister Erkko wieder, in der dieser erklärte, Finnland würde eine Garan­tie seiner Unabhängigkeit ohne seine Erlaub­nis als eine Frechheit ansehen. Finnlands Antwort würde in der Konsoliderung all seiner Kräfte für die nationale Ver­teidigung bestehen.

London, 5. Juli. 2e langwieriger und schwieriger sich die eng­lisch-sowjetrussischen Verhandlungen gestalten und heute gibt man in gut unterrichteten Kreisen offen zu. daß in der sowjet­russischen Antwort ganz neue Fragen aufgeworfen worden find, von denen in den bisherigen Verhandlungen nicht die Rede war, um so intensiver wird die Agitation für einen Eintritt Churchills ins Kabinett. Man erwartet Zunahme des Vertrauens der Sowjets im Falle der Beteiligung Churchills an der Regierung.Daily Expreß" meint, nachdem sich die Regie­rung einmal in Vllndnisverhandlungen mit Moskau eingelassen habe, sollte sie sich auch mit dem Mann einlassen, der sie in dieses Bündnis Hineingetrieben habe, nämlich Winston Churchill.

Me Pariser Enttäuschung

Paris, 5. Juli. Moskau hat heute im französischen Blätterwald nicht gerade das, was man einegute Presse" nennt. In fast keiner einzigen Zeitung finden sich noch irgendwelche Versuche, die Enttäuschung zu verhehlen. DerPetit Parisien" bezeichnet es als unzulässig, daß London und Paris sich verpflichten, wegen Estland oder Finnland in die Schranken zu treten, während Eowjetrnßland abseits bleiben könnte, falls Holland oder die Schweiz angegriffen werden würden. Zu der Forderung Moskaus, daß der völlige Vertragswortlaut des Dreierpaktes einschließlich des -"so<mrotokolls über die garantierten dritten Waatelt veröffentlicht werden soll, betont das Blatt, in Lonbon und Paris sei man der Ansicht, daß eine derartige Veröffent­lichung nicht wünschenswert sei, denn sie könnte Proteste von seiten dergarantierten" Länder anslösen, und andererseits könnte die deutsche Propaganda darin Nahrung für ihren Feld­zug gegen die Einkreisung finde«!

DieAction francaise" spricht von der Moskauer Tragikomödie und fragt, wie lange dies noch dauern soll. Man müsse fest­stellen, daß man immer wieder noch weiter zurückweiche und daß die Botschafter Frankreichs und Großbritanniens in Moskau eine der großen Mächteunwürdige Rolle" spielen. Unter Bezug­nahme auf die geplanteGarantierung" der baltischen und an­derer neutraler Staaten bemerkt dieAction francaise", wenn England und Frankreich noch einige Zeit auf dem eingeschlage­nen Weg beharrten, dann würden sie däs großartige Ergebnis erzielen, sich die Neutralen noch mehr als bisher zu entfremden.

Hilfloses Schweige« des polnischen Vasallen

Warschau, 5. Juli. Am Dienstag haben die Warschauer Blät­ter wohl zum achten Male berichtet, daß zwischen den westlichen

, Demokratien und Moskau endlich die Einigung erzielt sei und § daß die Unterzeichnung des Dreicrabkommens unmittelbar be» ! verstehe. Am Mittwoch berichtet die Agentur ATE unter Ve- ! rufung auf das Foreign Office, daß zum Optimismus kein Anlaß . bestehe, da die Londoner Kreise pessimistisch gestimmt seien, das- s oie für Donnerstag angekündigts Unterzeichnung des Abkom- ! mens nicht Zustandekommen werde. Für die Auffassung War- i schaus ist nun bezeichnend, daß diese Meldung von der Presse ! nicht übernommen worden ist.

! Chamberlain in größter Verlegenheit

! Peinliche Fragen der Opposition bleiben unbeantwortet

! London, 5. Juli. Chamberlain wurde am Mittwoch im lln- ' terhaus mit Fragen über die Moskauer Verhand- ^ lungen geradezu überschüttet. Er begnügte sich jedoch mit der ! Feststellung, daß Lord Halifax die Antwort der Sowjet- j regierung erhalten habe und daß diese jetzt in Konsulta- ! tion mit der französischen Regierung geprüft werde. Sämt- ! liche anderen Anfragen wurden jedoch weder von Chamberlain ! noch von einem anderen Vertreter der Regierung beantwortet.

! So wollte ein Vertreter der Labour-Opposition wissen, ob l die Presseberichte wahr seien, wonach es zu neuen Schwierigkei- ! ten gekommen sei. Hierauf antwortete Chamberlain, er halte es s nicht für wünschenswert, auf Einzelheiten einzugehen (Beifall s auf den Regierungsbänken). Man täusche sich aber, wenn man - annehme, daß dieSchwierigkeiten" in den Verhandlungen le- ! diglich von einer Seite stammten. Ein Konservativer fragte, ob i Chamberlain sich darüber im klaren sei, daß man in England ! daran zu zweifeln beginne, ob die Sowjetregierung überhaupt ! einen Pakt wolle. Ein anderer Konservativer riet schließlich der ! Regierung an, jetzt noch schnell Eden nach Moskau zu schicken.

! Chamberlain schwieg sich jedoch aus.

Weiter fragte ein Labour-Abgeordneter den Vertreter der Re- giernng, ob England genügend Sireitkräfte im Falle eines An- ! griffe? auf Polen zur Verfügung stellen würde. Butler antwor­tete darauf, der Fragesteller werde sich daran erinnern, daß der Wortlaut der Garantie, die England an Polen gegeben habe, sich auf klareBedrohung der Unabhängigkeit" bezieht.

Ferner stellte ein konservativer Abgeordneter die Frage, ob die britische Regierung nicht in Anbetracht derillegalen mili­tärischen Vorbereitungen in Danzig" Schritte tun wolle, um der ganzen Welt rechtzeitig klar zu machen, wie entschlos­sen es das britische Volk meine, vielleicht durch eine Mobilisation der britischen Flotte oder des Heeres. Chamber­lain erklärte, die britische Regerung werde nicht verfehlen, jeg­lichen Schritt zu tun, der ihr gegebenenfalls als notwendig und empfeblenswert erscheine, um ihre Haltung völlig klar zu ma­chen. Das fei auch in den letzten Reden britischer Minister völ­lig klar gemacht worden.

Kabinettssitzungen in London

London, 5. Juli. Die britischen Minister sind am Mittwoch­vormittag unter dem Vorsitz Chamberlains zu ihrer üblichen Wochenberatung zusammengetreten. In der Kabinettsberatung, die zweieinhalb Stunden dauerte, wurde anscheinend kein end­gültiges Ergebnis erreicht; denn die Minister sind um 17.30 Uhr im Unterhaus zu einer neuen Sitzung zusammengetreten. Bezüglich der Moskauer Verhandlungen erwartet man in Lon­don, wie Preß Association meldet, daß neue Instruk­tionen an den britischen Botschafter in Moskau abgehen wür­den.

Verzicht auf einen umfassenden Pakt?

Paris, 5. Juli. Angesichts der neu aufgetauchten Schwierig­keiten in den Moskauer Verhandlungen ist die Aufmerksamkeit der Pariser Abendpresse auf die Ministerkonferenz in London gerichtet. Man erwartet in einem durch die Tatsachen bisher in keiner Weise gerechtfertigten Optimismus von London her eine Lösung des gordischen Knotens, zu dem sich die Dreierverhand­lungen mit Moskau verwickelt zu haben scheinen.Soir" schreibt in diesem Zusammenhang, daß es die Ansicht einiger britischer Minister und ebenfalls Vonnets und Daladiers sei, daß es nötig sei, endlich zu einem Abschluß in den Verhandlungen zu kommen und einen gegenseitigen Beistandspakt ab­zuschließen, der nur im Falle eines direkten Angriffs" gegen einen der drei Unterzeich­nermächte spielen würde. Das könnte Sowjetrußland unmöglich abschlagen", und den ganzen Rest der Fragen könnte man dannspäterhin" klären.

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