Seite 7 Rr. «Z

Nag»l-er TagLlatt .Der «eseLschafirr*

Donnerstag, den 17. Mär, Uws

Pchlich nnr ein Kern lein, der >v nevueet wird. Ein enges Abkommen mit' der SA. sorgt für -die weltanschauliche Ausrichtung der Män- er und für ihre körperliche Ertüchtigung. Die jüngste Kampftruppe der Bewegung hat während der kurzen Zeit ihres Bestehen? die Bewährnngs- probe bestanden. Sie ist aus den Betrieben nicht mehr sortzndenken.

Bäuerinnen sind Mütter unseres Volkes

..Tie praktische Hilfe, die der Lauddieust dem Bauerntum leistet, ist eine Notwendig­keit. Man überlege sich nur einmal, was in- ü'lge der Landflucht und des Dienstboten- manßels die Bäuerin täglich an Mehr- arbeit zu leisten hat! Dabei ist die Bäue- rin die Mutter unseres Volke 8! Die Städte wären vergreist, hätten sie nicht immer wieder kinderreiche bäuerliche Fa­milien bevölkert. Auch heute und in alle Zu­kunft sollen die Bäuerinnen die Mütter u.n- 'eres Volkes feins Können sie dies auch, wenn ihr Arbeitstag nie unter zwölf, häufig aber über fünfzehn und mehr Stunden dauert? Sie sind körperlich nicht mehr in der Lage, mehreren Kindern das Leben zu chenken, wenn an ihrer Gesundheit täglich derart Naubba u getrieben wird, nur da- mit der Hof im Ertrotz nicht zurückgeht. Und wie ist es um die Kinder unserer Bauern bestellt? Sie müssen schon im frühen Schul­alter auf Feld und Hof bei der Arbeit in einem Matz mithelfen, dah sich auch an ihrer Gesundheit früh Schäden einstellen!

Nur ein gesundes Bauerntum kann neben seiner Aufgabe, die deutsche Ernährungsfrei, heit zu erkämpfen, auch noch seine andere Hauptaufgabe. Blutsquell unserer Nation zu sein, voll erfüllen." Laudesbauernführer Ä rnold.

Deutsche Jugend. Deine Antwort auf die Ärbeiteruot aus dem Laude sei dein Weg zum Landdienst der HI. Der unhaltbare Zu. stand des Menschenmangels auf dem Lande kann nur durch die Jugend, die mit einer ganz neuen Einstellung zum Leben und zur Arbeit heranwächst, geändert werden.

Von unserer Lanäesumversitäl

Der ReichSwisstnschnftsuünister Hot den Pr»> iessor Dr. Hermann von Wißmann beauf­tragt, vom 1. März 1938 ab die durch das Aus­scheiden des Professors Uhlig in der Naturwissen- ichaftlichen Fakultät der Universität Tübingen weigewordene Professur für Geographie vertre- mngsweise zu übernehmen. Hermann v. Wiß- inann ist am 2. September 1895 in Ehweiler bei Elsdorf (Rheinland) als Sohn des berühmten Afrikaforschers Gouverneur Major Dr. Hermann von Wißmann geboren. Er studierte Geographie und Botanik. Am Weltkrieg nahm er al? Kriegs- ireiwilliger beim lUaneu-Regiment (Hannover) -und seit Oktober 1915 bei der Fliegertruppe teil, hm Mai 1917 wurde er im Luftkampf schwer verwundet. Nach Kriegsende setzte er das Stu­dium der Geographie fort. Er promovierte im Dezember 1924 in München. 1926 bis 1928 war er als Assistent am kolonialgeographischen Semi­nar der Universität Leipzig tätig. Von >929 bis 1931 wirkte er als Assistent ani Geographischen Institut der Universität Wien. 1931 erhielt er einen Nus als Professor der Geographie an die nationale Zentraluniversilät in Nanking, wo er bis Herbls 1937 war. Während eines Urlaubs im Jahre Uch5 habilitierte er sich an der Universität Wien fßr das Gesamtgebiet der Geographie.

Der Oberassistent am Physiologisch - chemische» Institut der Universität Tübingen, Dr. phil. habil. Walter Koschara, dem mit Wirkung vom 1. Juli 1987 ab die Dozentur für das Fach der Physiologischen Chemie verliehen worden ist, wurde vom Neichswissenschaftsminister der Medi­zinischen Fakultät der Universität Tübingen zu­gewiesen. Dr. Kvschora studierte zunächst Natur­wissenschaften, später Physiologie und Pharma­kologie. Später widmete er sich ganz der Physis- logischen Chemie. Seit Mai 1934 ist er am Tülnu- ger Physiolgisch - chemischen Institut tätig. Im Sommer 1936 erwarb er den TitelDr. phil. habil.". Dr. Koschara hat aus seinem Gebiet wert- volle wissenschaftliche Arbeit geleistet.

NÄs es nrc/ri a//es Arkt

Sie sollten nicht zur Es mutz ja nicht rm- Beerdigung gehen! mer sein, baß man bei bei Eheschließung gleich die ganze Verwandtschaft der Frau mitheiratet. Schwager und Schwägerinnen und besonders die weisen Schwiegermütter tun oft gut daran, sich bescheiden im Hinter­grund zu halten und sich dem neuen Haus­stand nicht aufzudräiigen. Anscheinend erging es jedoch dem Mailänder Bürger Signor Bincenzo anders. So sehr er seine Frau liebte, so inbrünstig Hatzte er deren Ver­wandtschaft und verstand es. so lange er lebte, sie sich vom Halse zu halten, nachdem er im ersten Ehejahr schlimme Erfahrungen mit ihr gemacht, hatte. Nur eine Sorge be­drückte ihn: daß diese lieben Verwandten ihm im Tode zu nahe treten könnten. Darum legte er seinen Freunden ans Herz die Ver- wandtschast seiner Frau von seiner Beerdi- gung fernzuhalten, und sei es mit Gewalt. Diesen letzten Willen legte er auch schrift­lich nieder. Kurze Zeit darauf starb Signoc Vincenzo und die trauernde Witwe war natürlich sogleich von ihren Anverwandten umgeben, die die Nichtachtung, die der Tote ihnen in seinem Leben gezeigt hatte, vergessen zu haben schienen, und sich anschickten. dem Sarge zu folgen. Vor dem Friedhofseingang jedoch hatten die Freunde des Toten Auf­stellung genommen, um im rechten Augen­blick die Trauergäste an der Teilnahme an der Beerdigung zu hindern. Selbstverständ- lich dachten die Anverwandten nicht daran, einfach nach Hause zu gehen, und es gab eine, wenn auch dem Ort entsprechend halberstickte, so doch nicht weniger heftige Auseinander­setzung. Ja, es kam sogar zu der für den äußersten Fall vorgesehenen und erlaubten Gewaltanwendung, indem einige Ohrfeigen klatschten. Schließlich fuhren die Parteien zur nächsten Polizeiwache, wo der Fall inso­weit geklärt wurde, als die Freunde dcs Toten seinen letzten Willen vorzeigten und auch Recht bekamen. Die also schnöde behan­delten Anverwandten mußten also doch die Absicht, den guten Vincenzo zu seiner letzten Ruhestätte zu geleiten, aufgeben, die Trauer­kleider wieder ansziehen und die Kranzspen. den die Kranzspenden werden sie ihm wohl gelassen habe», denn die waren ja »mi einmal bezahlt.

Die Schwiegertochter Eigentlich find es mehr war zu kurz geraten die Mütter, die sich für ihren Heranwach­senden Sohn eine kluge und nette Frau wünschen. Gar nicht tüchtig genug kann sie sein und jede Kandidatin wird gehörig un­ter die Lupe genommen und argwöhnisch hin und her gewendet, ehe der mütterliche Segen gegeben wird. In einem Streitfall, der vor dem Bezirksgericht in Preß bürg verhandelt wurde, war es aber der Vater, der durchaus nicht einverstanden mit der Herzenswahl seines Sohnes war und sogar zedrvht hatte, den Sohn und seine Frau üi erschießen, weil die junge Frau näm­lich zu kurz geraten war. Nun war die Frau beileibe keine Mißgestalt, keine Zwergin, sie halte gutes Mittelmaß. Dafür hatte aber 4»r Sohn den Riesenwuchs des Vaters ge­erbt. Beide maßen über zwei Meter und xun kam dieses Püppchen in die Familie! Welche Schande war das! seufzte und fluchte ker alte Wenzel Dvorak noch vor Gericht, vo er sich wegen Bedrohung zu verantwor­ten hatte. Die Hochzeit des Sohnes hatte insgeheim stattgefunden und nun lebte das junge Ehepaar ständig in Furcht, der rabiate Vater und Schwiegervater könne seine Drohung wahr machen. Der Richter sprach dem grollenden Niesen jedoch gut zu und erließ ihm schließlich wegen seines guten Leumundes jede Strafe.

Mädchen erhalte» In B r e s c i a gab es Sie- Gestellungsbefehl 1er Tage in mehreren Familien etlvas zu lachen. Die jungen Töchter, die gerade ihr 18. Lebens­jahr vollendet hatten, erhielten nämlich mit der Post einen Gestellungsbefehl. Natürlich harten weder die jungen Mädchen selbst noch ihre Eltern etwas davon erfahren, dah man in Italien jetzt weibliche Truppen aufstellen würde. Auf dem Polizeiamt klärte sich dann die Sache auch auf. Dort erfuhren die jungen Mädchen zu ihrer Beruhigung, daß im Jahre 1920, ihrem Geburtsjahr, ein zerstreuter Stan­desbeamter falsche Eintragungen ins Register gemacht hatte. Ein einzelnes Versehen läßt man sich schon gefallen, aber gleich mehrere falsche Eintragungen das ist ein bißchen happig!

Verfrühter Unsere Winterschläfer erwachen 1. April wieder. Das ist eine bekannte Tatsache, die sich alljährlich im Monat Mär; wiederholt. Diesmal scheint auch ein Lebewesen von der Frühjahrssonne ge­weckt worden zu sein, das sonst erst im Juli, August aus seinem Bau kriecht. Die See­schlange vom Loch Neß soll sich wieder ge­rührt haben. Die Anwohner haben gesehen, daß das Ungeheuer auftauchte, sich den Winter­schlaf ans den Augen rieb, laut gähnte und aufatmete und sich dann kopfüber wieder in die Fluten stürzte. Kommentar überflüssig!

Die vollkommene Aus die verschiedenste

Braut Weise versucht man, den

^ kurzlebigen Ehen in den

USA. längere Dauer zu verleihen. In Santa Barbara in Kalifornien sollen jetzt die jungen,Mädchen zu vollkommenen Bräuten und jungen Frauen herangebildel werden, so daß es eine Lust sein muß, mit ihnen verheiratet zu sein, und so daß auch sie selbst den größtmöglichsten Gewinn ans der Ehe ziehen können. Die Direktion einer staatlichen Hochschule hat mit Genehmigung der Regierung ein neues Lehrfach eingeführt, das die Eigenschaften in den Eheanwärte­rinnen wecken und fördern soll, die eben ;ur Führung einer vollkommenen Ehe nötig sind. Welche Eigenschaften und Fähigkeiten sind das nun? Nach Ansicht der Professoren muß die junge Braut erstens Initiative be- fitzen, ihr Leben an der Seite ihres Gatten

Der Mann, der doch schon immer malKamps der Gefahr!" lesen wollte... Zeichnung: Nas-Pressearchiv «Krommer).

immer wieder voll neuem zu bessern und jede Reibungsmöglichkeit aus dem Wege »U räumen. Niemals darf sie denken: DaS ist gut genug für ihn! Zweitens muß sie für rhr eigenes gutes Aussehen sorgen. Nicht, indem sie das Wirtschaftsgeld zur Anschaf- funs schöner und eleganter Kleider gebraucht, sondern indem sie sich nett und adrett zu kleiden versteht, sauber und ordentlich. Ha­ben dein Mann muß auch die junge Frau bemüht sein, voranzukommen im Leben. Die­ser Punkt ist für Amerika besonders wichtig, weil dort ja oft auch die Ehefrauen Mit­arbeiten. Dem ewigen Nachäffen einer Plötz­lichen Lieblingsmode soll die Forderung nach Charakter und Persönlichkeit entgegen­arbeiten. Keine Gleichmacherei nach Schema k' das bedeutet drüben nach dem Vor­bild eines Filmstars sondern Befestigung des Charakters macht eine perfekte Ehefrau aus. Natürlich sind alle diese schönen Eigen­schaften erst die Hälfte dessen, was das neue Lehrfach an Lernenswertem vorsieht. Die Bräute müssen selbstverständlich auch in der Hauswirtschaft Bescheid wissen, sie lernen Kochen, Nähen und Kinderpflege und wer­den darum später, wenn sie wirklich unter die Haube kommen, tatsächlich vollkommen iein.

Gedächtnis- Auf Grund einer Wette hat akrobatik der Medizinstudent EdonarV PMgrin aus Grenoble da- Telephou'buch dieser Stadt mit sämtlichen Namen und dazugehörigen Nummern aus­wendig gelernt. Au diesem Zweck hat er sich sechs Wochen lang von jeder anderen Tätt» keit zurückgezogen; als er sich dann zur Prä» fung stellte, wußte er tatsächlich das Telv- uhonbu^ ' ollkommen auswendig. Er erhielt für die gewonnene Wette 8000 Franken, von denen er aber jetzt den größten Teil für ein« Erholungsreise ausgeben will.

Altberliner Kuriosa

Seltsame Dialoge wurden in der guten, alten Gründerzeit oft zwischen Feldwebel und Rekrut geführt:

Was jenießt der brave Soldat im Frieden?"

Brot. Fleisch, Kartoffeln . . ."

Nun ja, das is richtig. Aber was jenießt er außerdem noch?"

Suppe . . ., Brei ..."

Schafskopp und kein Ende! Er jenießt die Zu­friedenheit seiner Vorjesetzten und die Achtung der Zivilpersonen!"

Fm Nebenzimmer wird es reichlich laut. Da geht die Mutter hinein und sagt vorwurfsvoll:

Aber Freue, wie kannst du dich denn so mit deinem Verlobten zanken? Das hört, sich sa an, als ob ihr schon verheiratet wäret!"

Edwin rief den Eigentümer einer Hühner­farm an.

Hören Sie", sagte er,die Hühner, die Sie mir geschickt haben, waren aber sehr lässig ver­packt, die Tiere sind am Bahnhof alle ausgekom­men und ich hatte wahnsinnig zu tun, bis ich in der Nachbarschaft wenigstens zehn Stück wie­der eingefangen hatte!"

Soso", murmelte der Hühnerzüchter, zehn Stück! Merkwürdig, ich hatte Fhnen nur sechs geschickt!"

Ich habe mein Leben für 100 000 Mark zu deinen Gunsten versichern lassen, Liebling! Kann ich sonst noch etwas für dich tun?"Nein, mein Schatz, auf Erden nichts mehr!"

Sabine war mit ihrem Schatz nicht zufrieden. Wo er eine sah, machte er Stielaugen. Meinte Sabine::Wenn du dich immer nach andern Mädeln umsiehst, wirst du dich bald nach einem andern Mädel Umsehen müssen!"

Die Rächt -es Schicksals

Roman von Gert Nothberg.

52. Fortsetzung Nachdruck verboten

Frau von Röder trat an den Tisch, füllte die unbe­nutzte Tasse mit Tee, tröpfelte sorglich etwas Zitrone hinein.

Trinken Sie doch, Fräulein Alster. Sie sehen aus, als hätten Sie Fieber."

Gret nahm die Tasse, dachte an nichts, trank!

Fürsorglich nahm Frau von Röder ihr die Tasse wie­der aus der Hand.

^Nun werden Sie sich sicherlich beruhigen. Bitte setzen Sie sich doch."

Und sie schob Erst einen Sessel zurecht.

Der wurden die Knie seltsam schwer. Sie schlug die Zähne wie im Fieberfrost zusammen.

Ihr irrender Blick ging zu Frau von Röder, die eben die Tasse auf den kleinen Tisch am Bett niedersetzte.

Nun hat es mich erreicht! Ich allein bin schlecht und treulos, ich allein. Und nun habe ich meine Strafe er­halten. Ich habe den vergifteten Tee getrunken, den ich für Jlse-Dore bestimmt hatte, die ein guter Engel diese Nacht aus dem Hause führte. Alles findet seine Sühne. Ich hasse Jlse-Dore nicht mehr. Ich wollte nicht, daß sie und Rudolf"

Der dunkellockige Kopf sank hinten über, die Augen blickten verglast.

Die schöne Gret Alster war tot.

Außer sich vor Entsetzen blickte Frau von Röder auf die Tote. In ihrer Ecke kauerte Minni mit schrecklich er­starrten Augen. Denn auch sie hatte die furchtbaren Worte gehört.

Frau von Röder raffte sich auf mit äußerster Wil­lensanstrengung.

Minni, Fräulein Alster war schon so seltsam, als sie hier ankam am Samstag. Es wird alles geistige Umnach­tung gewesen sein."

Ja! Fräulein Alster hat ganz irr geblickt. Sicherlich war sie nicht mehr ganz beisamen," sagte Minni ver­stehend.

Prinz Liebenstein und Heinsberg waren sofort ge­kommen. Fassungslos standen sie vor der Tatsache, daß ein blühendes Menschenleben hatte vernichtet werden sollen. Jlse-Dore!

Und sie war heimlich sortgegangen, ihre Briefe gaben Aufschluß. Wohin sie sich gewandt, wußte niemand.

Gret Alster, dieses unselige, heißblütige Geschöpf, das an der Enttäuschung, einmal im Leben seinen Willen nicht durchsetzen zu können, zugrunde gegangen war.

So furchtbar es war, Rudolf Heinsberg war auch jetzt nicht imstande, sie anders zu beurteilen.

Ihr Vater, der sich geschäftlich in Dänemark aufhielt, war telegraphisch herbeigerufen worden. Aeußerst scho­nend teilte man ihm den ganzen Hergang mit.

Er hielt sich nur mühsam aufrecht, aber er weinte keine Träne um sein unseliges, einziges Kind. Er nahm sie mit sich, damit sie in der Heimat ruhen konnte. Der Hände­druck, den er mit Heinsberg wechselte, war fest und schmerzlich.

Die Oeffentlichkeit wurde noch einmal in Aufregung gestürzt, wenngleich die Behörde die ganze Sache mit feinfühligem Verständnis behandelte, ganz verschweigen konnte sie sie nicht. Doch die Zeit geht über vieles hin­weg, und so war es auch hier ganz selbstverständlich, daß eine neue Sensation die alte ablöste.

Und Rudolf Heinsberg saß Abend für Abend vor Jlse-Dores Abschiedsbrief und ihrem Bild. Er starrte dar­auf nieder in Reue und Schmerz.

Wie hoch stehst du über uns allen, Jlse-Dore!"

Alles Suchen nach ihr war erfolglos geblieben. Sie hatte alle Spuren hinter sich verwischt. Und nur die eine Hoffnung blieb, daß sie doch eine Zeitung mit dem Be­

richt der Geschehnisse in der Villa Helmrodte einmal zu Gesicht bekommen würde und vielleicht zurückkam. Oder war der tragische Tod Gret Alfters gerade die Ur­sache, daß sie verschollen blieb?

Heinsberg war ein beliebter Arzt in der großen In­dustriestadt geworden, wie er es ehemals in seiner Hei­mat gewesen war. Aber er besuchte nie eine Gesellschaft, nie ein Theater oder ein Konzert. Wie ein Einsiedler lebte er dahin. Und wenn Harry Liebenstein einmal mit sei­ner kleinen Frau zu ihm und seiner Mutter kam, dann war das die einzige Geselligkeit, die sich Heinsberg ge­stattete.

Finster und unnahbar, war er ein Rätsel für seine Mitwelt, wenngleich zum Teil die Wahrheit durchgesickerl war und man um sein Verhältnis zu Jlse-Dore Helm­rodte und deren rätselhaftes Verschwinden wußte, wenn es auch offiziell noch immer hieß, Jlse-Dore sei verreist, welches Gerücht von den beiden alten Damen Helmrodte aufrecht erhalten wurde.

Heimlich aber weinten die Tanten, und Onkel Sebai- dus meinte:Wenn mein Bruder Christian das alles wüßte! Ich bin ein schlechter Aufpasser gewesen."

Von diesem Urteil ließ er sich nicht abbringen, obwohl die Damen behaupteten, nur der finstere, stolze Doktor Heinsberg sei an allem schuld. Nur der! Und Tante Eve- line setzte dann gewöhnlich noch hinzu:

Und ich habe mal von einem Menschen gelesen, der brachte überall, wohin er auch kam, Unglück. Und er war auch so ein schöner, großer, blonder Mensch."

Onkel Sebaldus hätte sonst gewiß scharf gerügt, daß seine Schwester Eveline eine Sache zum soundso vielten Male erzählte. Aber jetzt schwieg er und blickte traurig vor sich hin. Seine einzige Hoffnung war, daß das Racker­chen, die Jlse-Dore, nicht untergehen würde, da draußen. Dafür war sie eben eine Helmrodte. Die machten auch mal einen tüchtigen Kampf mit.

Fortsetzung folgt.