Nr. 38
Mittwoch, äen i6. Februar 1938
112. Jahrgang
eseUsctnrkter
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P o si j ch l i c tz f a ch Nr. La
LIational-oriattMssche Lasesreituns
Asseiniges Amisblaii für sämtliche ^Behörden in Stadt u. Kreis Nagoid
Regelmäßige Beilagen: Pflug und Scholle - Der deutsche Arbeiter - Die deutsche Frau - Wehrwille und Wehrkraft - Bilder vom Tage
Hitlerjugend - Der Sport vom Sonntag
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Frankreich sucht 4,5 lNilliaräen-Knleihe
Gcneralstreikdrohung in Nordsrankreich Ligaooerictit der Nrerse
gl. Paris, 16. Februar. In Pariser Finanzkreisen wird behauptet, daß das Finanzministerium eine neue Anleihe in Höhe von 4.5 Milliarden F r a n- k e n vorbereite, durch die die gewaltige Aufrüstung und gewisse soziale Ankurbelungs- pläne gedeckt werden sollen. Die gestrige Kabinettssitzung beschästigte sich jedoch noch nicht mit diesen Fragen, die einer Sondersitzung Vorbehalten bleiben sollen. Nach einem Bericht des Außenministers Telbos über die außenpolitische Lage beschästigte sich die Regierung vielmehr mit der Parlamentarischen Behandlung des Arbeitsstatuts, wobei sie anscheinend beabsichtigt, die wem- ger umstrittenen Gesetze über den kollektiven Arbeitsvertrag und das Schiedsverfahren zunächst in Angriff zu nehmen und bei den anderen vier Gesetzen eine Einigung auf dem Kompromißwege zu suchen.
Nach der Ablehnung des Schiedsspruches in der nordfranzösischen Metallindustrie wird von den Gewerkschaften der Generalstreik vorbereitet. Minister Frossard hat daher nochmals Verhandlungen ausgenommen, um
Zouhaux fordert „Strukturänderungen"
den Konflikt vielleicht doch noch beilegen zu können. Eine weitere Verschärfung der Lage brachte die Sitzung des marxistischen Einheits- gewerlschaftsverbandes, auf der dessen Häuptling Jouhanx erklärte, daß die Aufrechterhaltung der „sozialen Errungenschaften" nur bei „Strukturänderungen in der französischen Wirtschaft — selbstverständlich im Sinne der kommunistischen Forderungen — gewährleistet werden können. Obwohl es auch ihm klar sein dürfte, daß das finanzielle und wirtschaftliche Sanierungsprogramm der Regierung bei weiteren Erschütterungen zusammenzubrechen droht, verlangte er außerdem die Inangriffnahme öffentlicher Arbeiten größten Ausmaßes, um schließlich festzustellen, daß der „Meinungsaustausch" zwischen den Gewerkschaften und der Regierung noch zu keiner Einigung geführt habe.
Streik der Gemüsehändler von Lille
Die Gemüsehändler von Lille sind ani Dienstag in den Streik getreten, so daß der Gemüsemarkt ausfallen mußte. Auch die Versorgung der Lebensmittelgeschäfte mit Frischgemüse setzte aus.
Ziel äer Sowjetrüstungen: Veftrevolution
„Stalins Brief eine Drohung" Die Auslandspreise zu den Herausforderungen des roten
Diktators
Warschau, IS. Februar In Polen ist man seil jeher besonders hellhörig bei allem, was das benachbarte bolschewistisch« Rußland betrifft. Demgemäß hat das erneute Bekenntnis Stalins zur bolschewistischen Weltrevolution stärkste Reaktionen ausgelöst. Das Schreiben Stalins wird überall in der polnischen Presse besprochen und wird allgemein als Ankündigung einer neuen Ofsensive der Komintern aus die benachbarten Staaten gewertet.
In der „Gazeta Polska" schreibt Otmar, die Ankündigung der Verstärkung der Fä- den, die die Sowjetunion mit den marxistische» Gruppen der „bürgerlichen Staaten" verbinden und gleichzeitig die Ankündigung weiterer sowjetischer Rüstungen zu Lande, zür See und in der Luft, alles das deckt sich mit den Tradakionen der sowjetischen Politik aus den Fahren des kriegerischen Kommu- nismns. Das offene Bekenntnis Stalins für einen Sieg des Bolschewismus in anderen Ländern, mit anderen Worten die Weltrevo- lution. läßt eine starke Aktivierung der Tä- tigkeit der Komintern erwarten. Es ist nicht ausgeschlossen, daß die bisherigen Moskauer Agitationsmethoden jetzt durch Drohungen militärischer Natur unterstützt werden sollen. Weiter ist beachtlich, daß Stalin diesmal auf die Austeilung der nichtbolschewistischen Staaten in faschistische und demokratische, so wie das auf dxm 7. Kongreß der Komintern geschehen war. verzichtet hat.
Die Worte Stalins sind ein sehr beredtes Zeugnis dafür, daß die sowjetischen Rüstungen ein deutliches Ziel haben, nämlich die Hervorrusung oder die Beschleunigung der bolschewistischen Wclt- revolution. Darum find die fowjetrus- üfchei, Rüstungen gegen alle nichtbolschewisti- kchen Staaten, ohne Rücksicht ans ihre Verfassung. gerichtet.
..Revolution in allen Ländern"
Auch in der französischen Presse findet der »stene Brief Stalins mit seinem erneuten Bekenntnis zur Weltrevolntiou große Be «chtiing. „Matin" schreibt. Stalin drohe mn der Weltrevolution. um fein Regime zu re!- ..Action Francais" spricht vom ..Kriegs Stalin'. ..Le Jour" stellt fest, daß Stalin »Ne» sstr die Sowjeteinmischung in die In- Aupolitik der anderen Länder zugunsten der -»eltrevolution eintritt.
..Journal" erklärt, die Weltrevolution *»k'oe das Ziel per Sowjetdiplomatie. Stalin mit seinen früheren angeblich beruhigen- »kn Aeußerungen nur etwaige Verbündete
für sich gewinnen wollen. Das letzteZiet des Bolschewismus bleibt dasselbe, nämlich mit allen Mitteln und in allen Ländern kür die Revolution einzutreten. Nach einen, ziemlich schlecht geglückten Versuch einer sogenannten höflichen Diplomatie kehren du Machthaber Sowjetrußlands jetzt wieder z» ihrem alten Verfahren zurück.
Der „Intransigeant" schreibt, falls Deutschland oder Italien in einer ihrer Zeitungen solch einen Brief wie Stalin in der „Prawda" veröffentlicht hätten, dann würden die französischen Kommunisten, die französischen Sozialdemokraten und auch wir. der „Intran- figeant", dieie Herausforderung und Drohung anprangern, und wir wür- den recht haben. Das gilt aber auch im Falle Stalin. Nach diesem Brief zu urteilen hat die bolschewistische Revolution nur dann die Gewähr für eine Dauer, wenn die Weltrevolution sorgfältig vorbereitet wird. Dieser Aufgabe widmet man sich jetzt. Man muß mit einer Verschärfung der Sowjetagitation rechnen, mit bekannten und unbekannten Abgesandten Moskaus, die ihre Anstrengungen für eine E i n° Mischung in Spanien und für eine Einmischung in China verdoppeln. Man muß eines Tages mit einem Kriegsfall, beispielsweise zwischen Japan und Sowjetrußland. rechnen. Dann werden die Kommunisten dem naiven Volk vormachen wollen, daß man den „unglücklichen und unschuldi- gen Sowjets" helfen müsse. Man wird versuchen, auch das französische Volk in den Kreg hineinzuziehen.
„Demokratien" Wegbereiter Moskau-
Unter der Ueberschrist „Stalins Programm zur Entflammung des Krieges und sür den Triumph der Weltrevolution" schreibt die „Tribüna" in ihrem Leitaussatz, der Moskauer Gewalthaber habe nun seine Maske endgültig abgeworfen. Unumwunden gibt er zu. daß die ungeheueren Rüstungen Sowjetrußlands. die jene der „großen Demokratien" vervollständigen sollen, den einzigen Zweck haben, die revolutionäre Aktion zu provozieren und durchzuführen". Mit dieser Drohung Stalins wird das kindische Geschwätz, wonach zwischen der Komintern und der Moskauer Regierung zu unterscheiden sei, ins wahre Licht gerückt. Damit wird aber auch in unwiderruflicher Weise die Position der „großen Demokratien" klar, gestellt, die um den Preis, im Osten von Deutschland die Massen der bolschewistischen Heerhaufen zur Verfügung zu haben, nie- malS gezögert haben, gefährliche Korn- Prämisse mit jenen zweideutigen Kräften
, abzuschließen. Im besonderen muß in diesem ! Zusammenhang auf Frankreich gesehen j werden, das seinen berüchtigten Pakt mit ! Sowjetrußland in einem Zeitpunkt abge- s schlossen hatte, als kurz zuvor zahlreiche Ju- : den aus Deutschland in Paris aufgetaucht i waren. Es war nur allzu klar, daß in die. s sem Zusammenhang die jüdische Jnternatio- ! nale ihren Einfluß auf die freimaurerische - Internationale und diese wieder auf die s kommunistische Internationale ausgeübt hat. ! Stalin, der Verbündete der „großen Demo» ! kratien", droht mit der Weltrevolution. Die ! großen Demokratien haben also das Wort.
! Oie Aussprache zwischen
! Führer unä Or. Schuschnigg
Alle Frage» der Beziehung«» zwischen dem Reich i und Oesterreich eingehender Erörterung
^ unterzogen
! Berlin, IS. Februar. In der Aussprache, s die am 12. Februar zwischen dem Führer ^ und Reichskanzler und dem Bundes»
> kanzler Dr. Schuschnigg auf dem Ober- ! salzberg bei Berchtesgaden stattgefunden hat, i wurden alle Fragen der Beziehungen zwischen ! dem Deutschen Reich und Oesterreich eingehen- i der Erörterung unterzogen. Ziel dieser Aus- ; spräche war, die bei Durchführung des Abkom- i mens vom 11. Juli 1936 aufgetretene« Schwierigkeiten zu bereinigen. Es ergab sich Uebcreinstimmung darüber, daß beide Teile an den Grundsätzen dieses Abkommens festzuhalten entschlossen sind und dasselbe als den Ausgangspunkt einer befriedigenden Entwicklung der Beziehungen zwischen den beiden Staaten betrachten.
In diesem Sinne haben nach der Unterredung vom 1L Februar 1938 beide Teile dir sofortige Durchführung von Matz, j nahmen beschlossen, die Gewähr leisten, daß i ein so enges und freundschaftliches Verhältnis j der beiden Staaten zueinander hergestellt wird, i wie es der Geschichte und dem Gesamtinterefse i des deutschen Volkes entspricht. Beide Staatsmänner sind der Ueberzeugung, daß die von ihnen beschlossenen Maßnahmen zugleich ein wirksamer Beitrag zur friedlichen Entwicklung der europäischen Lage find.
Die österreichische Regierung Hai ein gleichlautendes Kommunique ausgegeben.
Ueberall grimmige stäkt
Tiestemperatnren im Gebirge — Stellenweise
München, 15. Februar. Auf die Schneestürme und starken Schneesälle der letzten Tage ist nun ein neuer, mit starkem Nordwind verbundener Kälteeinbruch gefolgt, der abermals empfindliche Kältegrade gebracht hat. So verzeichnete man am Dienstag früh in Füssen 15 Grad Kälte (die tiefste Nachttemperatur war 18 Grad unter Null), auf der Zugspitze 16 (nachts 19) Grad, Predigtstuhl und Nebelhorn hatten 14 Grad, j Mittenwald und Oberstdorf sowie Tegernsee 11 Grad Kälte, der Hohe Peißenberg und Schliersee verzeichnete« 10 Grad, München 9,1 und Bad Tölz 9 Grad Kälte. Es folgten Garmisch-Partenkirchen und Bad Reichenhall mit 8 Grad. Erheblich milder war es in Nordbayern, wo die Quecksilbersäule zwischen 3 und 6 Grad unter Null zeigte; der verhältnismäßig wärmste Ort war Bad Kissingen mit 3 Grad über dem Gefrierpunkt.
Alle Landstraßen in der Eifel find wegen Schneeverwehungen gestört. Schnee- Pflüge sind ununterbrochen auf den Reichsstraßen in Tätigkeit. Durchschnittlich beträgt jetzt die Schneehöhe in der Eifel 60 bis 100 Zentimeter, auf weite Strecken hat der Schnee infolge der Verwehungen eine Höhe von über 2 Meter auszuweisen. Viele Per- sonenwagen sind im Schnee stecken geblieben.
Auch in Thüringen find seit einigen Tagen ergiebige Schneefälle zu verzeichnen. Ueber dem Rennsteigort Schmiedefeld gingen Schneestürme von außerordentlicher Heftig-
Sas MZsnmMe Korps beim Führer
Berlin, 15. Februar. Beim Führer und Reichskanzler fand heute zu Ehren des Diplomatischen Korps eine Abendtafel statt, an der mit ihren Damen sämtliche in Berlin beglaubigten Botschafter, Gesandten und Geschäftsträger, die Reichs,ninister, die Oberbefehlshaber der Wehrmachtstsile, die Staatssekretäre, der Reichsführcr ss, der Stabschef der ZA., der Korpssiihrer des NSKK. und andere teilnahmcn.
MZrkeörmg Mistsa - Sega
Rumänien verbietet Parteiveranstaltungen
Bukarest. 15. Februar. Der Innenminister Hai den Präfekten strenge Anweisungen zur Wiederherstellung der Ruhe in der Bevölkerung erteilt. Alle Versammlungen und Kundgebungen der Parteien find zu untersagen. Druckschriften der Parteien dürfen nicht verteilt werden. Die Präfekten erhalten daS Recht, die Parteilokale zu schließen.
Der Erlaß wiederholt dann die bereits bekamitgewordene Absicht der Regierung, das Beamtentum zu entpolitisieren und seine Berussehre zu heben. Besondere Aufmerksamkeit soll der Verbreitung alarmierender Gerüchte, vor allem solcher über einen angeblichen Wechsel in der Regie, rung, zugewendet werden. Gerüchtemacher sind zur Rechenschaft zu ziehen. Ministerpräsident Christen hatte am Montag eine Unterredung mit Goga.
Sozialpolitik, wie sie Prag betreibt
Prag, 15. Februar. Wie aus Prag mitgeteilt wEd, ist in der Tschechoslowakei die Beschäftig- ienzahl im Dezember um 200 000 Personen gesunken. Zugleich kann eine ungünstige Entwicklung der L o h n g e sta l t u n g festgestellt werden. Gegenüber November ist eine bedeutende Verschiebung aus höheren in tiefere Lohuklassen vor sich gegangen. Bis zu 12 Kronen Taglohn verdienen nur mehr 46,23 v. H. der Arbeiterschaft (November 44,R), dis 20 Kronen 22,98 (Nov. 23,53), bis zu 27 Kronen 11,92 (Nov. 12,70), bis 36 Kronen 18,87 (Nov. 19,48). Für diese Entwicklung werden vor allem zwei Ursachen angegeben: Die neuerliche Einführung von F e i e r s ch i ch t e n, die das Gesamtlohnniveau drücken, sowie der A b - bau vor allem besser bezahlter Kräfte. Der Wert der Tschechenkronr beträgt etwa ein Neuntel der Reichsmark.
u. Schneeverwehungen
vier Meter hoher Schnee in Thüringen
keit hinweg. Stellenweise häufte sich der Schnee bis zu 4 Meter, so daß sich zahlreiche Einwohner Gänge auS ihren Häusern herausschaufeln mußten. Aus zahlreichen Straßen ist der Verkehr infolge der meterhohen Schneewehen nahezu unmöglich.
Die überaus heftigen Schneefälle, die seit Montagabend über dem Harz und dem nördlichen Harzvorland niedergrngen, habe« an zahlreichen Stellen zu erheblichen Ver- kehrSstörungen durch Verwehungen der Landstraßen und Eisenbahngleise ge- führt. Die RerchSstraße 4 von Bad Harzburg nach Nordhausen ist zwischen Harzburg und Braunlage völlig zugeweht. Selbst die vom Landesfremdenverkehrsverband Harz iw Herbst veranlaßte Aufstellung von Schnee- zäunen an den besonders gefährdeten Stel- len hat nicht verhindern können, daß sich viele meterhohe Schneewände gebildet haben, die die Straße sperren. Der Winterkurort Braunlage war am Dienstagvormittag von jedem Verkehr abgeschnitten. Schwere Motorpflüge und Kolonnen von Arbeitern sind zur Zeit dabei, die Straße wieder für den Verkehr Passierbar zu machen. Aus der Oberharzer Eisenbahn Goslar - Clausthal - Zellerfeld - Altenau mußten ebenfalls Schneepflüge eingesetzt werden, um die Gleise von den Sclpieemassen zu räumen.
In den schlesischen Bergen setzte am Mmi- t«a ein überaus starker Sckmeekall ein. der