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Dienstag, den 15. Februar 1936
UÄs es nie/rt a//es Fröt
Ter gelehrige Wenn jemand einen Papagei Papagei tötet, so ist das gerade kein
weltbewegender Mord. Aber die näheren Umstände, die diese Tötung be- gleiteten, und die zu einem Prozeß führten, sind doch vielleicht wert genug, um in einer kleinen Glosse behandelt zu werden. Der Geiger Jacques war vor einem Brüsseler Gericht angeklagt worden, den Papagei mittels einer zu heißen Tusche zu Tode gebrüht zu haben. Er stritt diese Untat nicht ab. aber er wurde schließlich dennoch sreigesprochen. Ter Geiger Jacques hatte sich mit dem Hauswirt überworfen. Ter Grund ist Nebensache. Jedenfalls rief ihm der Wirt bei jeder Gelegenheit das Wort „Hungerleider" zu. Das stimmte nicht, aber Jacques ärgerte sich doch, und so knallte er eines Tages dem Wirt eine herunter als er ihn aus der Treppe traf. Tann war eine Zeitlang Ruhe. Bis der Geiger morgens wieder das häßliche Wort „Hungerleider" hörte. Diesmal ries eS ein Papagei, den der Hauswirt, der ein Stockwerk tiefer wohnte, in einem Käsig vors Fenster gehängt hatte. Jetzt ging das Geschrei vom Morgen bis zum Abend. Treulich gab der Papagei in der Stunde sechzigmal. wieder, was ihm sein Herr beigebracht hatte. Man kann sich vorstellen, daß dem Geiger die Nerven durchgingen und er einmal einen Kessel warmen Wassers nahm und ihn dem Papagei auf den Kopf goß. Er mußte sterben, ein unschuldiges Opfer seiner Gelehrigkeit. Der Wirt mußte die Schuld an dem Zwischenfall aus sich nehmen und der Geiger tat ein übriges, indem er auszog.
Paradiesisches Herausgekommen ist eS durch Brummlokal Sträflinge, die sich nach ihrer Freilassung über Zurücksetzung beschwerten. Sie seien schlechter behandelt worden als andere Gefangene, und das brauch- t">! sie sich nicht gefallen zu lassen! Daraufhin hat sich die polnische Staatsanwaltschaft einmal näher für das Gefängnis in einem Städtchen nahe der rumänischen Grenze interessiert — und kurzen Prozeß gemacht. Das ging in der Tat zn weit, was man hier an paradiesischen Zuständen entdeckte, die allerdings nur für gewisse Sträflinge bestimmt waren, die verstanden, sich mit der Gesängnisleitung auf guten Fuß zu stellen. Diese Bevorzugten betrachteten den Aufenthalt in der Strafanstalt geradezu als Erholungskur. Sie hatten keine Sorgen, hatten reichlich zu essen und zu trinken — aus der Privatküche des Direktors — und hatten ein Dach überm Kopf und gingen ans und ein in ihrer „Zelle", wie es ihnen beliebte, Ihre „Pritschen" waren reich mit molligen Kissen ausgestattet, so daß sie wohlig ihre Glieder recken konnten, wenn sie wieder einmal von eine Bummel nach Hause kamen. Ihre Spaziergänge in die Stadt benutzten sie natürlich, um ihren Bedarf an Tabak und Alkohol znfammenznstehlen. Was daran noch fehlte, besorgte der Gefängnisdirektor höchst persönlich. Der lud diese Gefangenen, von deren Beute er natürlich einen nicht geringen Anteil bekam, nachts in seine Privaträume and veranstaltete richtiggehende Hausfeste, die durch die Anwesen, heit von „Damen" sinnig verschönt wurden. Zum Grammophon wurde dann die Nacht hindurch getanzt und man war munter und fidel. Nim allerdings hat es gebumst, und sicherlich wird Ser t lefängnisdirektor setzt selber brummen, aber gewiß nicht in einer der luxuriös ausgestatteten Zellen.
Ein Hund Die regelrechte Entführung wurde entführt eines harmlosen WauwanS hat sich vor einiger Zeit in Berlin ereignet. Die Vorgeschichte dazu war eine Ehescheidung. Der Prozeß war längst ausgestanden, aber die ehemaligen Gatten haßten sich noch zu gründlich, um einander die Ruhe zu gönnen. Immer fand einer von den beiden noch ein Streitobjekt, worum ein neuer Pro-
Nagolder raablatt .Der Erleklschaster"
Oer Reichsschulungsbrief
kostet monatlich nur 15 ^ und kann bei Ihrem Blockwart oder Ortsgruppmleiter bestellt werden
zeß gestartet wurde, und das nur, um den anderen zn ärgern. Eines Tages ging die Frau mit ihrem Hund spazieren. Da kam plötzlich Herrchen in einer Taxe gefahren, stieg ans, lockte daS Tier mit einer Wurst an sich und entschwand, ehe Francheu noch recht zu sich kam. Dann ging aber das Donnerwetter los. I h r Hund war das, von ihre m Geld gekauft. d. h. vom Wirtschaftsgeld abgespart, von dem sie auch die Hundesteuern erschwingen konnte. Wieder wurde Klage eingereicht. Der Mann aber versuchte zn beweisen, daß die Frau das Geld für Kauf und Unterhalt des Hundes doch schließlich von chm bekommen habe. Und er brachte dem Rechtsanwalt seiner geschiedenen Frau Berge von Hanshaltsqnittungen; Milch- und Brötchenrechnnngen, besohlte Schuhe, Damenstrümpfe, Miete und Gas. Nur leider konnte er gerade die Beweise für die Herkunft der Hundegelder nicht anftreiben. Das stellte der Rechtsanwalt bedauernd fest und meinte, der Herr sei mit seinen Bemühungen j ans dem Holzweg. Das erboste diesen so sehr, f daß er den Rechtsanwalt einen „Rechtsverdrc ! her" nannte. Nun war der Bart ab, und die ! Entführung des Hundes endete mit der Bernr- i Leitung des aufgeregten Mannes wegen Belci- j dignng zu 3l>0 Mart Geldstrafe. Die Klage ! wegen der Hnndeentführnng hatte sich inzwischen selbst erledigt, denn das arme Tier war
über den Prozeß, der über ihm schwebte, hin- j weggestorben. Das alles war doch zuviel für das Hündchen gewesen.
Der Wind, zwei Hüte Eine Postkarte genügt und eine Postkarte tatsächlich in vielen Fäl.
len. Im Falle Sepherl- Leopold brachte sie sogar eine Ehe zustande. Tie Bekanntschaft der beiden war recht romantisch. Der Wind hatte dem schönen Leopold in Wien einen Damenhut vor die Füße gewirbelt, geradeswegs von einem Balkon herunter. Leopold war Kavalier, er brachte der Dame ihr Hütchen nach oben, und das Ende vom Lied war der Gang znm Standesamt. Aber das Hütchen hielt nicht, was es versprach, die beiden lebten sich auseinander und ließen sich scheiden. Dann spielte der Wind noch einmal seine verbindende Rolle. Diesmal war es Leopolds Hut, der entführt wurde, und zwar gerade vor die Füße einer Dame, seiner geschiedenen Frau. Das war so nett, daß man zusammen in ein Cafe ging — und beschloß, die Scheidung anf- heben zu lassen. Leopold schrieb an das Standesamt eine Postkarte mit der Erklärung, daß sie die Scheidung widerriefen. Kurze Zeit später dachte er nicht mehr daran, hatte Sepherl wieder einmal satt und wollte sich kurz verabschieden. Ganz ohne neue Scheidung, schließlich — eine Postkarte . . . Aber Sepherl klagte ! dennoch, und das Oberlandesgericht gab ihr recht. Die Postkarte sei eine deutliche Willens- ! erklärung gewesen, Leopold wurde zum zwei- § tenmal und diesmal als der allein schuldige j Teil geschieden. i
Rettungsboote müssen motorisiert weräen!
kt937 wuräen 105 Schiffbrüchige an äen äeutschen Rüsten gerettet.
.Nostignale aus dem Watt" — .Kamps mit der Brandung" — .Fischer aus Seenot gerettet , lo und ähnlich lauten die Schlagzeilen in den Ze t mgen, we m, nach Tagm schanrer Stürme, oie Berickle von den deutschen Seeküsten von Kampf und Not der Schiff >hrt erzählen. G fahr der See: Wer wüßte nicht von ihr? Weniger bekannt ist. daß in jedem dnser Seenolfätle an den deutschen Küsten tapfere Männer um das Leben der Schiffbrüchigen mit Sturm und Brandung oftmals unter schwi-rigsten Wstteiungs- oeihältnissen kämpfen. Wohl weisen D mk und Anerk'nnung des Führers uns Reichskanzlers auf we mutigen Retter hin, auch künden g legent- iich Auszeichnungen d won, daß wack >e Deutsche ihr Leben für fremve Seefahrer einsetz'em Ader diese gelegentlichen Veröffentlichungen lassen das gewaltige Opfer kaum ahnen, saS Tag für Tag, Winter und Sommer, von den >200 freiwilligen Mannschaften der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schfftnüchiger gefordert wüd.
IOS Menschenleben der S>e entrissen! Fü-wohc eine stolze Bilanz des Jahres >937. W^viel Treue und freiwilliger Optersinn liegen in dieser schlichten Feststellung des lehren Jahresergeb- wsses, mit seiner se>t 15 Jahren nicht mehr erreichten Spitzenziffer G retuter. Die Unfallmög- lichkeiten sind an der Küste btsonde-s da, wo vorgelagerte Riffe und Sünde vo Händen, für den Seefahrer ungleich g'ößer als auf freiem Meer Ein Bei'p'el aus jüngster Zeit ist die Strandung des Fährschiffs .Preußen" bei Rügen, wo 22 Personen mit Hilfe des Rotetenapparates durch die Biandung glücklich an Lanv geholt wurden.
In den seit Gründung der Gesellschaft verflossenen 73 Jahren retteten die Mannschaften der Stationen der Nord- und Ostsee insgesamt 5759 Schiffbrüchige. Davon enttallen auf die letzten drei Jahre: 1935 : 74 Gerettete; «936 : 9 t Gerettete; 1937 : 105 Gerettete. Trotz Er
höhung d-r Sicherheit auf See durch die Fortschritte der Sckpffvoulechttik und Nautik, sowie den Ausbau d r Küsten- und Fahrwasstrbe- feuerung wuchsen mit der Zunahme der Klinisch fsiihct auch die Unfallmöglichkeiten.
Deshalb muß sec Einsatz aller neuzeitlichen Hillsmitte! im deutsche» Kü'enretturwsd'enst, besonders die wettere Motorisierung der Rettungsboote mit allen K ästen b trieben werden. Von den !05 Geretteten d>s Jahres 1937 wurden 17 P rsonen durch Ruderreitungscoote der j Ze en'rffsen Rnderreltungsboote bedeuten aber unerhörte Anstrengung un> g ößte Gefahr für die Retter sowie Verlust kostbarer Zeit, die oft üder Leben und Tod entscheidet.
Die Deutsche Geiellschast zur Rettung Schiff- brüch ger ist darum nach besten K-äsien bemüttt, die Moiorisierung der Rettungsboote zu beschleuni gen. So wurden im vergangenen Jadr in Dienst gestellt: dos G oß- Moiorrettungsboot „Hinven- burg' sür die Station Borkum (das dort früher stationierte Boot bekam die Station Friedrichs kooui; ferner ein halb gedecktes Motmretlung- boot lür die Station Horumersiel und ein Strand- Motorrett-inasvoot em .3 Tonnen-Bool", für die Station O'ding. In Bau genommen wurden zwei halogedeckte Molorreltungs wote und ein weiteres Strand Moiorrettum sboot.
Bon 105 Stationen an der Nord- und Ostsee sind erst 35 mit Motorbooten ausgerüst-t, sodast noch viel zu tun bleibt, bis den freiwilligen Rettern, die unter Einsatz des eigenen L bens den Kampf um das D -sein anderer sühien, die modernen Hilfsmittel zur Verfügung gestellt werden können, die nicht nur den Erfolg vergrößern, sondern auch die eigene Sicherheit erhöhen. Dazu muß ein jeder Volksgenosse beitragen, damit die Männer unter der Flagge der Gesellschaft freudig das Losungswort erfüllen können: „Allzeit: Im Sturm vor der Hand!"
O. 8.
Heist mit! Iveräet Mitglieä! Minckestbeitrag 3 RlN im Jahr!
c/en Fpörk
Bei den englischen Fu ß ba l l-P o ka l- spielen feierte der Pokalverteidiger Sunderland einen knappen I:0-Sieg über Bradford. Arsenal wurde auf eigenem Platz überraschend von Preston North End mit 1:0 ausgeschaltet. Der Grvßkampf zwischen Charlton Athlettc und Aston Billa endete 1:1 unentschieden.
DaSVanderbilt-Pokalrennen, das Im Vorjahre Bernd Rosemeher auf Auto-Union gewann, ist stark in Frage gestellt. Die Veranstalter haben mit finanziellen Schwierigkeiten zu kämpfen und werden sich vielleicht zu einer Absage des Rennens entschließen müssen.
Sieben deutsche Maschinen beteiligen sich vom 18. bis 28. Februar am Sahara-Flug- Tresfen. das vom Kol Neroelnb von Italien ausgeschrieben wurde. Es handelt sich dabei um fünf Messerschmitt „Taifun" und zwei Ago „Kurier"- Flugzenge.
Einen recht merkwürdige» Beschluß faßte der englische Leichtathletik-Verband. Er will sieh an den Olpmpileheii Svielen 1940 dann nicht beteiligen, wenn sie in Tokio abge- halten werden.
l 0 0 0 0 0 R M. Geldpreise sind für das Berliner Reitturnier vom 1. bis 10. April in der Deutschlandhalte ansgesetzt. Allein mit 30 000 NM. ist dabei die Olympia-Vvrbereitnngs- Dressnr ausgestattet.
Neuer Wettbewerb um das SA.-Sportabzeichr«
Für die Inhaber des SA.-Sporlabzeichens finden nunmehr die Wiederholungsübungen statt, denn nur diejenigen dürfen das SA.-Sportabzeichen tragen, die unter Beweis stellen können, daß ihre körperliche Leistungsfähigkeit die gleiche geblieben ist. (Schert Bilderdienst-M.)
„Wie hieß der Alte Fritz mit seinem richtigen Namen? - Nun2"
„Otto Gebühr'"
„Fräulein Edith, ich liebe Sie, liebe Sie über alles! Meine Phantasie reicht nicht aus, um Ihnen den richtigen Namen zu geben!"
„Nun, das ist doch nicht so schwer! Geben Sie mir den Ihren!"
Der feurige Anbeter:
„Ich lege Ihnen mein ganzes Vermögen zu Füßen!"
Die schöne Angebetete: „Ihr Vermögen? Ich hörte, damit sei es nicht weit her!"
Der feurige Anbeter: „Und doch wird es neben Ihren winzigen Füßchen riesengroß erscheinen".
„Was tust du morgen?"
„Ich gehe fischen".
„Aber es doch ein Freitag, ein Unglückstag!"
„Na ja. vielleicht ist es ein Unglückstag für die Fische!"
DK MaA -es EchWals
Roman von Gert Nothberg.
29. Fortsetzung Nachdruck verboten
Jlss-Dore krampfts sich das Herz zusammen in Schmerz und Reue. Sie mutzte gutmachen! Sie glaubte doch an ihn! Er mutzte ihr verzeihen.
Dann drängte sich etwas anderes in den Vordergrund.
Wie er schrieb!
So schrieb nur ein gebildeter Mensch! Jedes Wort war Wahrheit, das fühlte sie. Und das machte sie unendlich glücklich.
Fort wollte er?
Nein, das durfte nicht sein. Ihre Liebe sollte ihn halten für alle Zeit. Was ging die Welt, was gingen die Menschen sie an. Nun mutzte sie auf jeden Fall zu seiner Mutter, mutzte ihn in deren Gegenwart sprechen.
Onkel Sebaldus und die Tanten waren heute nochmals Lu Tisch bei ihr. Sie hatte sie herzlich darum gebeten. And sie wollte ihnen auch heute Mitteilen, datz sie und der Prinz einen Freundschqftsbund geschlossen hatten, in welchem jeder Gedanke an eine Heirat ausgeschlossen war. Onkel Sebaldus würde ja nicht mehr enttäuscht sein, nein, der nicht. Der hatte sich merkwürdig verändert seit jener Aussprache, aber die Tanten! Denen wurde ein schönes Luftschloß zerstört, an dem sie noch bis in die letzte Minute eifrig gebaut hatten.
Jlse-Dore legte sich die Frage vor, ob sie den Prinzen Wohl geheiratet haben würde, wenn Rudolf Heinsberg nicht in ihr Leben getreten wäre.
Sie war ehrlich genug, einzugestehen, datz es höchstwahrscheinlich der Fall gewesen wäre!
Sie wären bestimmt sehr gut miteinander ausgekom- wen, das wutzte sie. Doch die grotze, selige Liebe, die für Heinsbrrg in ihr lebte, die hätte sie nie für den Prinzen Mhlen können. Bei Tisch trug sie dann ein goldbraunes Samtkleid mit langen Lhiffonärmeln. Es kleidete sie ganz
vorzüglich, lietz aber die Blässe ihres Gesichts mehr hervortreten als sonst.
Tante Auguste sagte, und sie zerlegte sich dabei etwas Rehrücken, der wirklich ganz delikat war:
„Liebe Jlse-Dore, du verbirgst uns etwas. Du schaust nämlich aus, als hättest du nicht satt zu essen. Da das aber nicht der Fall ist, so verbirgst du uns etwas, was dich heimlich leiden lätzt. Sag es uns doch, Kind. Denkst du vielleicht, wir machen uns dann keine Gedanken, wenn du so aussiehst?"
Jlse-Dore lächelte zu ihr hinüber und sagte dann:
„Wie klug du bist, Tante Auguste. Es ist ganz so, wie du vermutet hast. Doch heute kann ich noch nicht darüber sprechen. Heute will ich euch nur sagen, datz Prinz Liebenstein und ich Freundschaft geschloffen haben und einig darüber geworden sind, daß wir uns nicht heiraten."
Der Rehrücken hatte sehr, sehr gut geschmeckt und Tante Auguste hatte eben vorgehabt, noch ein Stück sich auf ihren Teller herüberzulangen, jetzt aber konnte sie keinen Bissen mehr essen. Sie lehnte sich weit zurück und blickte auf ihre Nichte. Dann sagte sie: „Jlse-Dore, mir scheint, du bist so übermütig geworden, datz du ein großes Glück schon nicht mehr schätzen kannst. And jetzt hast du dir auch nur einen Scherz mit uns erlaubt. Dem Prinzen Liebenstein gibt man keinen Korb, wenn man seine fünf gesunden Sinne noch beisammen hat. ich bitte dich schon recht sehr."
„Liebe Tante Auguste, es ist aber doch so. Ich liebe einen anderen Mann und der Prinz weitz das!"
„Ich bin sprachlos."
Frau Auguste Hetmrodte sagte es, aber das war kein Grund für sie, sich mit einem Redeschwall auf Mann und Schwägerin zu stürzen.
„Nun habt ihr es. Ich habe es gleich gesagt, daß sie uns das auch noch antun wird. Der Prinz! Dem Prinzen einen Korb! Geht denn die Wett nicht unter? Sebaldus, ich sterbe, wenn ich die schadenfrohen Blicke ringsum sehen mutz Aber wenn man einen Mann hat, der-"
„Sei still, Auguste. Jlse-Dore darf nicht unglücklich werden. Wir sind alle drei sehr arm, datz wir in unserem Leben keine grotze, heilige Liebe kennen gelernt haben. Ich bin dafür, datz wir kein Wort mehr in der Angelegenheit sprechen. Da Jlse-Dore und der Prinz einen Freundschaftsbund geschloffen haben, er also auch weiterhin bet uns verkehren wird, kann von Schadenfreude schon gleich gar keine Rede sein. Die Menschen werden die Köpfe schütteln, ja, das werden sie wohl, aber sie werden doch sagen: Jetzt gibt die Jlse-Dore Hetmrodte gar dem Prinzen einen Korb. Auf was wartet sie nur eigentlich?"
Tante Auguste blickte bedauernd auf den Rehrücken, der ganz kalt geworden war. Tante Eveline zerlegte sich eine Birne. Ihre Augen glänzten. Leise fragte sie: „Kindchen, wen liebst du eigentlich?"
Jlse-Dore schwieg und Sebaldus meinte: „Datz auch ihr immer so neugierig sein mützt. Ich weitz es, wen sie liebt. Latzt euch das einstweilen genügen, meine Lieben."
Sebaldus blies sich auf wie ein Pucker, sah strafend auf seine zwei Damen und trank dann einen ausgiebigen Schluck Burgunder.
„Nun, ich sage gewiß nichts mehr, bin ganz still," meinte seine Frau, und ihre Blicke gingen zu Jlse- Dore.
Wie schön das Mädel war!
And nun bekam sie vielleicht irgend einer, der sie gar nicht wert war! Entsetzlich wäre es! Und der Sebaldus unterstützte den Unfug auch noch! Das war noch entsetzlicher!
Nun, sie wollte gewiß nichts mehr sagen, aber auf das Ende der ganzen Angelegenheit war sie wirklich neugierig.
Dieses goldbraune Kleid! Ob sie sich nicht auch so ein Kleid von der Mutzbechern machen lassen sollte? Freilich, ob es an ihrer rundlichen Figur auch so aussehen würde?
Fortsetzung folgt.