Leite 2
Rt. 37
Nagolder Tagblatt »Der Gesellschafter*
Dienstag, den 15. Februar 1938
Oie Welt in wenigen Seilen
Ner Schrecken von Stebnnch
Die eigene Tante bestohlen
Memmingen, 13. Februar. Das kleine Dorf Siebnach bei Türkheim wurde im vergangenen Fahr immer wieder von Dieben heimgesucht. Schließlich griffen die Einwohner zur Notwehr und richteten einen eigenen Streifendienst ein, um die Täter unschädlich zu machen. Wie die Befreiung von einem Alpdruck wirkte schließlich die Festnahme der beiden Täter, des 28jährigen Martin Pfand zelter und des 83jährigen Josef Kngelmann, beide aus Siebnach. Pfandzelter hatte insgesamt elf und Kugelmann neun Diebstähle auf dein Gewissen. Meistens gingen die beiden auf Lebensmittel aus, einmal ließen sie auch gleich 60 Flaschen Wein mitgehen. Das Schöffengericht Memmingen verurteilte nun Pfandzelter zu zwei Jahren und Kugelmann zu einem Jahr drei Monaten Gefängnis.
Ein weiterer Diebstahl kam vor dem Schöffengericht Memmingen zur Verhandlung. Der 89 Jahre alte Josef Huber hatte seiner Tante, einer Frau Sailer aus Bad Wöris- hofen, Pfandbriefe im Nominalwert von mehreren tausend Reichsmark gestohlen. Diese konnten dem Burschen einige Tage darauf wieder abgcnommen werden. Das Gericht verurteilte den verdorbenen Neffen zu vier Monaten Gefängnis. Frau Salier kam übrigens kurze Zeit nach dem Diebstahl durch eine schreckliche Mordtat, die mit diesem in keinem Zusammenhang stand, ums Leben. Wie seinerzeit berichtet, wurde sie aus Habgier von dem 29jährigen Lorenz Bracher durch Zuführen von elektrischem Strom und Zuhalten von Mund und Nase getötet.
Nürnberg bekommt eine U-Bahn
Noch Heuer unterirdisch zur Kongreßhalle
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Nürnberg, 13. Februar. Zum Reichsparteitag 1938 wird Nürnberg noch besser als bisher für den riesenhaften Verkehr gerüstet sein. Die Stadtverwaltung beschloß jetzt, zwei Straßenbahnlinien unterirdisch zu legen und den Ban eines Untergrundbahn h 0 f s „Kongreßhalle" in Angriff zu nehmen. Schon zum Reichspartcitag 1938 wird die Untergrundführung dieser „Reichsparteitagslinien" fahrbereit stehen.
Dieser neue Bahnhof der Straßenbahn, der mit den neuzeitlichsten Einrichtungen, Stellwerken usw. versehen und nur noch mit dem Betrieb der U-Bahn Berlin und der Hochbahn Hamburg zu vergleichen ist, liegt durchschnittlich 4,50 M^ter tief unter der Erdoberfläche. Die Länge der vollkommen unterirdischen Führung beträgt im ersten Ausbau 404 Meter, die Länge der in Frage kommeirden Rampen 638 Meter. Der „Bahnhof Kongreßhalle" wird 1938 noch nicht voll ausgebaut sein. Der Bahnhof wie die Gleisanlagen sind aber heute schon so projektiert, daß der spätere Verkehr zur Kongreßhalle ohne jede Unterbrechung ausgenommen werden kann.
Sn der Sper vom Tod ereilt
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la. Dresden, 13. Februar. Ein junges Ehepaar aus Königstein besuchte vor einigen Tagen in Dresden die Staatsoper. Als sich nach der Ouvertüre der Vorhang hob, lehnte sich die junge Frau mit den Worten „Ach, ist das schön" an ihren Mann und sank dann leblos zusammen. Da man zunächst an eine Ohnmacht glaubte, wurde die Frau schnell ins Krankenhaus gebracht. Dort konnte der Arzt jedoch nur noch den Tod der jungen Frau feststellen.
Schmuggler schwer verletzt gestoben
Das Ende eines berüchtigten PascherS
Ligenderiekt cksr U8- ? r e 8 8 e
1a. Dresden, 13. Februar. Ein berüchtigter tschechischer Schmuggler namens Franz Prochaska, der von den deutschen Grenzbeamten schon lange gesucht worden war. wurde beim erneuten Versuch, die Grenze zu überschreiten, auf reichsdeutschem Boden in der Nähe des Ortes Voitsdorf gestellt. Als der Schmuggler der Aufforderung zum Vorzeigen des Ausweises keine Folge leistete, sondern zu entfliehen versuchte, ich offen dieZollbeamten auf ihn. In schwer verletztem Zustande gelang es Prochaska, auf tschechisches Gebiet zu gelangen. Dort brach er aber zusammen. Er wurde >» das Nächstliegende deutsche Krankenhaus gebracht, wo er bald darauf seinen Verletz»», gen erlag.
Sil brennender Scheune verkoblt
Ligand erlebt 4er !§8-?re88v
»eh. Itzehoe, 13. Februar. Bei einem «cheunenbrand in Uetersen machte man eine furchtbare Entdeckung. Als man bei den ^oscharbeiten das mit einem großen Stein ^sperrte Tor aufftieß, fand man im Innern »^ Gebäudes eine völlig verkohlte Leiche. Der Alle konnte bisher nicht identifiziert werden. Man nimmt an, daß es sich um einen Vagabunden handelt, der durch unvorsichtiges Hantieren mit Feuer den Brand verursachte uiü) dann nicht mehr rechtzeitig ins Freie »ekngen konnte.
Talmud-Sude Mündete ein Müdchen
Danzig, 13. Februar. Die Jugendschutzkammer Danzig verurteilte den 35 Jahre alten Juden Israel Mendel Frhdmann wegen Sittlichkeitsverbrechens an einem 13jährigen Mädchen (!) zu drei Jahren Gefängnis und die wegen Beihilfe und gewohnheitsmäßiger Kuppelei angeklagte Lisbeth Tafelski zu drei Jahren Zuchthaus. Die bürgerlichen Ehrenrechte wurden ihnen auf die Dauer von fünf Jahren aberkannt.
Die Angeklagte Tafelski hatte ein 13- und ein 14jähriges Mädchen an sich gelockt und sie fortgesetzt Juden und anderen landsfremden Elementen ausgeliefert. Frydmann hatte sich, obwohl er das Alter des Mädchens kannte, im Hause der Tafelski an der Dreizehnjährigen vergangen. Durch die schändliche Handlungsweise der beiden Angeklagten sind die unglücklichen Kinder sittlich vollkommen der- Wahrlost. Sie mußten einer Erziehungs- anstatt zugeführt werden, um sie vor dem völli- roen
gen Verderben zu retten.
Freibankfleisch verschoben
Die Frankfurter Kriminalpolizei kam einem Schlachthofskandal auf die Spur. ES waren verworfene Lebern und Freibankfleisch verschoben worden. Auch größere Fleischdiebstähle sind vorgekommen. Bisher wurden 18 Personen sestgenommen.
Der Anschlag auf den Schnellzug Amsterdam—Paris
Zu dem bei Bergen in Belgien verübten Anschlag auf den Schnellzug Amsterdam—Brüssel—Paris wird mitgeteilt, daß die Untersuchung in vollem Gange ist. Man nimmt an, daß die Täter, ein Eisenbahnunglück Herbeiführen wollten, um den Zug zu berauben. Wahrscheinlich hatten es die Verbrecher ans größere Diamantensendnngen abgesehen.
Warenkontrolle vor der Einfahrt in Jerusalem
In ganz Palästina wurde eine scharfe Personenkontrolle ausgeübt. Vor der Einfahrt nach Jerusalem werden die Insassen einer scharfen Paß- und Waffenkontrolle unterworfen.
lAtlantic-M.j
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Patriarch Miron Cristea,
Rumäniens neuer Ministerpräsident
Im Laufe des Donnerstags ist das Kabinett Goga in Rumänien zurückgetreten und bereits am Abend ein neues Kabinett gebildet worden, an dessen Spitze der Patriarch Miron Cristea
steht.
s Scherl Archiv-M.)
Tausende beim Wehrmachts-ELniops
Stuttgart, 13. Februar. Das Ereignis des Sonntags in Stuttgart war das Eint 0 ps- esse» der Wehrmacht in der Stadt- Halle, das von der Kommandantur Stuttgart veranstaltet wurde und sich einer alle Erwartungen übersteigenden riesigen Teilnehmerzahl erfreute. Lustig und werbekräftig war der Auftakt am Samstag, als um die Mittagszeit im Schneegestöber die dampfenden Feldküchen mit klingendem Spiel durch die Straßen in Stuttgart und Bad Cannstatt zogen, rechts und links zogen Zu- schauer mit.
Am Sonntägmorgen strömte es schon vor 11 Uhr in die Stadthalle, vorbei an male- rischen Soldaten in alten Tragonerunisor- men, die klappernd die Sammelbüchse für das WHW. schwangen. Und dann saß man im Saal an weißgedeckten Tischen, um die Soldaten mit dampfenden Töpfen kreisten, um die Teller zu füllen und sie wieder nach- »füllen, solange man Appetit verspürte. Es chmeckte so ausgezeichnet, daß man sich gerne einen zweiten Schlag und viele noch einen dritten Schlag geben ließen. Um 12Vr Uhr waren schon 7500 Portionen verteilt, so daß noch nachgekocht werden mußte. Insgesamt wurden über 10 000 Portionen ausgegeben. Von Zeit zu Zeit wurden diejenigen Ein- topfgäste, die „abgegessen" hatten, durch den Lautsprecher zum Platznehmen auf den Tribünen kommandiert, damit andere ihre Tischplätze eirmehmen konnten. Mit Humor kam man dieser Aufforderung nach, wie denn überhaupt dank dem schmackhaften Mahl und der flotten Tischmusik, gestellt von den beiden Musikkorps des IR. 119 und dem Trompeterkorps des Kavallerieregiments 18, die beste Stimmung herrschte.
Auch zahlreiche Ehrengäste hatten sich mit ihren Damen um den Wehrmacht-Ein- topf versammelt. Vom Generalkommando waren der Chef des Stabes, Oberst Fischer von Weikerstal, Oberst Seeger und Generalarzt Osterland erschienen, ferner Generalleutnant Schwarznecker der Kommandeur im Luftgan, Generalmajor Zenetti mit,.den Herren seines Stabes,
Inäische Rrönungsreise zu kostspielig
Opposition der Kongreß-Parteien Der Staatsbesuch in Paris.
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eg. London, 13. Februar. Zu der bereits gemeldeten Verschiebung der Reise König Georgs nach Indien zur feierlichen Kaiserkrönung werden jetzt die näheren Gründe bekannt. Von zuständiger Stelle wird erklärt, daß die sinanziellenLasten eines derartigen Besuches zur Zeit Indien nicht zugemutet werden könnten und eine Beruhigung der politischen Weltlage abegwartet werden müsse. Die letztere Bemerkung stellt nn Grunde jedoch nur eine Umschreibung der Tatsache dar, daß man die aus Anlaß dieser Reise befürchteten innerpolitischen Auseinandersetzungen tn Indien vermeiden will. Bekanntlich haben die indischen Kongreßparteien erklärt, daß sie keines- falls an den geplanten Feierlichkeiten teilnehmenwerden. Für den Königsbesuch wurde übrigens von der indischen Regierung schon in ihrem letzten Haushaltsplan ein Betrag von 1,5 Millionen Pfund vorgesehen, der jedoch bei weitem nicht ausreichen dürfte, da allein die anschließende Rundreise einen Aufwand von zusätzlich mindestens 500 000 Pfund erfordern würde. Wie verlautet, wurde der Königsbesuch auf unbestimmte Zeit verschoben.
Um so mehr beschäftigt sich die englische Presse mit den mittlerweile bekanntgewordenen Einzelheiten zum Empfang des englischen Königspaares rn Frank rer ch. Der Dampfer mit dem König und der Königin an Bord wird von französischen Zerstörern feierlich in den Hafen von Calais geleitet. Mrt dem Sonder- zug des französischen Staatspräsidenten erfolgt
dann die Weiterreise nach dem Pariser Bois- de-Boulogne-Bahnhof, wo das Königspaar von Präsident Lebrun und seiner Gattin mit der Staaiskarosse abgeholt wird. Aus dem Probramm dieses Staatsbesuchs steht auch, wie zetzt schon mitgeteilt wird, die Enthüllung eines Denkmals im Binnenhafen von Boulogne, das an die erste Landung britischer Truppen auf französischem Boden im Weltkriege im August 1914 erinnern soll.
Der Fakir von Ip! wühlt
Die indische Regierung ist zur Zeit mit Vorsichtsmaßnahmen gegen den Fakir von Jpi beschäftigt, dessen Aktivität, wie man befürchtet, im Frühjahr wieder aufleben könnte. Der Fakir hat sich den Winter über in der Nähe der afghanischen Grenze aufgehalten und dort seine Wühlarbeit gegen England fortgesetzt. Die'Britischen Behörden veranstalteten dagegen ihrerseits in diesen Tagen eine Versammlung der einzelnen Stämme, an der auch die Stammesführer teilnahmen, bei denen der Fakir sich aufhält. Diese versprachen, Garantien für den Fakir von Jpi zu übernehmen, solange er sich bei ihnen befinde, oder ihn andernfalls „auf die Straße zu setzen".
»A Laßt die Dögel nicht hungern!
Di« Füttern»« auch regelmäßig erfolge«. Da» FntterhLnochen darf nie leer sei«.
tvenerannajor Rrtter von Moto und die Kommandeure aller Truppenteile des Standorts Stuttgart. Von der alten Armee sah man n. a. Generäl der Infanterie a. D. Freiherr von Soden und Generalleutnant D. T r i e b i g. Zahlreiche Vertreter der Partei und ihrer Gliederungen bekundeten die Verbundenheit zwischen der Partei und der Wehrmacht. Von der SA.-Cruppe Südwest war Oberführer Weiß erschienen, als Vertreter der Stadt Stuttgart Oberbürgermeister Tr. Strölin. Auch die Angehörigen der Deutschen Arbeitsfront, Abteilung Wehrmacht, und die Angestellten aller militärischen Behörden hatten sich in großer Zahl eingefnnden.
WM"'
Das neu« Festkleid der Reichsarbeitsdienft- Führeriunen
Es besteht aus erdbraunem Rock und weißer Bluse ohne strengen Gürtel und ermöglicht, frei von uniformen Knopfreihen, jeder Trägerin die der Figur entsprechende eigene Note.
(Scherl-Bilderdienst-MF
Srn Serlchtssaal verhaftet
Ravensburg, 13. Februar. Ein Liebesverhältnis, das der Sohn eines begüterten Volksgenossen aus der Seegegend angeknüpft hatte, war nicht ohne Folgen geblie- ben. Da das Mädchen aber arm war und die Eltern des jungen Mannes nur auf eine Schwiegertochter mit entsprechender Mitgift Wert legten, kamen die jungen Leute aus den verbrecherischen Gedanken, das Kind ab. treiben zu lassen. Bald war auch ein Mit- telsmann gefunden, der sie an den einschlägig vorbestraften Sch. und einen gewissen L. wies. Nachdem 28 RM. bezahlt waren, wurde der Eingriff von L. vorgenommen. Vor dem Schöffengericht Ravensburg suchte L. sich herauszureden, er habe nur Scheineingriffe vorgenommen. Bevor es zur Urteilsverkündung kam. legte der Verteidiger des Hanptangeklagten L. Briefe vor. wonach der junge Mann an L. eine Erpressung ver- übt und sich erboten hatte, gegen Zahlung von 500 RM. günstig für L. anszusageu. Ter Erpresser wurde im Gerichtssaal verhaftet. Wege» der versuchten Abtreibung wurde das junge Mädel zu einem Monat Gefängnis, der junge Man« zu zwei Monaten verurteilt, Wege» Beihilfe erhielten Sch. drei Monate und L„ außerdem müh wegen Betrugs im Rückfall, «eun Monate Gefängnis. Sch. und L. »»rden wegen Fluchtverdachts ebenfalls im Gerichtssaar verhaftet.