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Freitag, 28. Januar 1938

121. Jahrgang

Der G eseMcli alter

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Postschlietzsach Nr. 55

srationalsprtairmfche L asesrrituns

Asselniges Amtsblatt für samtliche^^Behörden in Stadt u. Kreis Nagold

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Hitlerjugend - Der Sport vom Sonntag

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Berlin, wahre Hauptstadt des Reiches

Der Generalbauinspektor über die Neugestaltung der Reichshauptstadt Die Idee des Führers

Berlin, 28. Januar. Am 3V. Januar 1937 hat der Führer in seiner großen Rede, die einen Rückblick auf die Arbeiten der ersten vier Jahre des Dritten Reiches gab. die Ausgestaltung Berlins zu einer wirklichen und wahren Hauptstadt des Tentschen Reiches angekündigt. Zur Durch­führung dieser gewaltigen Aufgabe wurde am gleichen Tage ein Erlaß über einen Generalbauinspektor für die Reichshauptstadl veröffentlicht, dem im Laufe des vergan­genen Jahres das Gesetz über die Neugestal­tung deutscher Städte und die Verordnung über die Neugestaltung der Reichshauptstadt Berlin folgte. Diese gesetzlichen Maßnahmen wurden in diesen Tagen durch einen Erlaß über die Erweiterung der Befugnisse des Gencralbauinspektors vervollständigt.

Inzwischen wurde im Laufe des Jahres l937 ein Teil der Bauarbeiten bereits prak­tisch in Angriff genommen, so vor allem der Ausbau der Ostwestachse vom Brandenbur­ger Tor bis zum Adolf-Hitler-Platz. Mit der Ausschreibung eines Wettbewerbes zur Er­langung von Entwürfen für eine neue Hoch, ichulstadt am westlichen Rande Berlins wurde ein weiteres Bauvorhaben eingeleitet. Der Grundstein für den ersten Ban dieses Gebietes, das Wehrtechnische Institut, wurde am 27. November 1937 durch den Führer gelegt. Der Generalbauinspektor für die Reichshauptstadt. Professor Albert Speer, gibt jetzt eine umfassende Darstellung des Programms der Neugestaltung bekannt, aus Grund dessen nach den Ideen des Führers eine schönere und würdigere Hauptstadt des Dritten Reiches erstehen soll.

Zusammenfassung der Großbanken

Es müssen in den nächsten Jahren zahllose Bauten, vor allem aus Praküschen Gründen des Platzbedarfes, dringend errichtet werden. Tenn es steht seit langem im Regierungs- viertel Berlins kein Büroraum mehr zur Verfügung, so daß Behörden und Privat­gesellschaften gezwungen waren, ihre Büros oft in 20 und mehr einzelnen Häusern unter, zubringen, die weit auseinandergerifsen in der Reichshauptstadt liegen. Für die Errich­tung der notwendigen großen Neubauten muß eine neue Straße erbaut werden, die nicht nur den Verkehr der Jetztzeit, son­dern auch den in Zukunft zu erwartenden bedeutend verstärkten Verkehr bewältigt. Die Anlage einer großen Ostwestachse ist nicht dringlich. Aus diesem Grunde lag es nahe, eine neue Straße in annähernd nord- 'üblicher Richtung anzulegen.

Die Haupkgrundsähe der Neugestaltung

Um alle Fehlerquellen des bisherigen Bauens zu beseitigen und die oben angeführ­ten Forderungen zu erfüllen, hat der Führer den Plan gefaßt, die Reichshaupt­stadt umzubauen und völlig neu zu gestalten. Bei der Grundsteinlegung des Wehrtechnischen Instituts gab er seinen Wil­len und Entschluß kund,Berlin nunmehr mit jenen Straßen, Bauten und öffentlichen Plätzen zu versehen, die es für alle Zeiten als geeignet und würdig erscheinen lassen wird, die Hauptstadt des Deutsche» Reiches ?u sein".

Hiezu gibt der Generalbauinspektor für die Rerchshauptstadt bekannt: Alle wichtigen Neubauten der Reichshauptstabt werden in Zukunft an einer neuen Straße zu einer gewaltigen Gesamtwirkung zusammengesaßt.

Straße geht von Norden nach Süden durch das Zentrum des heutigen Berlin, «in neu er Südbahnhof nimmt den Verkehr x,es Anhalter und Potsdamer Bahn- tzoss auf. Damit wird inmitten der Stadt em Gleisgelände von 1 Million Quadrat- Nieter, das bisher für den Betrieb der dei­nen Fernbahnhöfe notwendig war zur Be­bauung frei. Ein neuer Nordbahn.

Aschen Bahnhof Putlitzstraße und 4wynhof Wedding übernimmt den Fernver­kehr des Lehrter, des Stettiner Bahnhofs und der Stadtbahn.

"eue Straße beginnt am Südbahnhof und endet an dem gewaltiaen Bauwerk des

Nvrdbahnhoss. Sie wird nach Norden und nach Süden bis zum Berliner Autobahnring verlängert und schließt damit umfangreiche neue Wohngebiete auf. die durch eine vier- gleisige Untergrundschnellbahn mit dem Zen­trum der Stadt verbunden sind. Diese voll­ständig neue nordsüdliche Straße hat eine Gesamtlänge von 38,5 Kilometer.

Vier breite Ringstraßen werden, un­ter weitgehender Verwendung heute bereits bestehender Teilabschnitte, das neue Berliner Achsenkreuz ergänzen. Damit ist das Stra­ßennetz, das System der neuen Bahnhöfe und Untergrundbahnen endgültig festgelegt und so der Nahmen zur baulichen Entwicklung der Reichshauptstadt für die nächsten Jahr­hunderte gegeben.

Wer später die große Halle des neuen Süd. bahnhofs verläßt, sieht mitten im Zentrum der Stadt, einen Versammlungsbau sich er­heben. der in seinen Abmessungen dem aus- gedehnten Weichbild und der Bedeutung Ber­lins als Reichshauptstadt entspricht. Vor diesem Großbau gestattet der Königsplatz mit einer Fläche von über 220 000 Quadrat­meter die Veranstaltung der Großkund­gebungen des Reiches mit etwa 1 Million Teilnehmern.

Am südlichen Rand des Tiergartens ent­stehen die umfangreichen Bauten des neuen K r i e g s m i n i st e r i u m s. Vor dem Nord­bahnhof wird eine große Wasserfläche von 1200 Meter Länge und 500 Meter Breite entstehen.

1950 wird das Werk vollendet sein

Für die Beendigung der weiteren Planung sind folgende Termine vom Führer grundsätzlich festgelegt worden: Im Jahre 1950 sollen die Hauptaufgaben bis auf die Ringstraße abgeschlossen sein. Um die Be­bauung der bisherigen Reichsbahngelände zu diesem Termin zu ermöglichen, muß im Jahre 1945 der Südbahnhof und im Jahre 1948 der Nordbahnhof dem Verkehr über­geben sein. Etwa ein halbes Jahr nach der Eröffnung des Südbahnhofs, also noch im Jahre 1945. wird die neue Straße einerseits bis zur Charlottenburger Chaussee und andererseits bis zum südlichen Hauptbahn- ring dem Verkehr übergeben. Da die Frei­machung des jetzt bebauten Geländes längere Zeit beanspruchen wird, beginnt die Er- richtung der meisten hier erwähnten Groß­bauten erst im Jahre 1939.

Das große Wohnungsbauprogramm

Ebenso wichtig wie der Bau der großen Straße ist der Wohnungsbau für die Neichshauptstadt. Noch in diesem Jahre wird mit dem Bau von 15 000 zusätzlichen Woh­nungen begonnen, und da diese Zahlen in

einigen Zähren au, 20 000 lührlich erhöht werden sollen, ist es nötig, frühzeitig solche Wohnbaugelände zur Verfügung zu stellen, die heute noch unerschlofien in der Nähe des Stadtzentrums liegen.

Mt dieser Bauentwicklung entlang der großen Straßen wird sich endlich auch eine neue Bauordnung herausbilden. Die heute gültige Bauordnung geht im allgemeinen davon aus, daß vom hoch und dicht bebau­ten Mittelpunkt der Stadt die Bebauung in konzentrischen Ringen nach außen flacher und lockerer werden soll.

Die Höhe der Bebauung wird zu beiden Seiten der großen Achsen abnehmen und schließlich in Kleingärten und Grünflächen übergehen. Die radiale Anordnung der Grün-, Wohn- und Jndustriestreifen soll aber nicht so zum Schema werden, daß natürlich vorhandene Grünflächen zerstört

werben. So wird z. B. die Spree eine weitaus größere Bedeutung für Berlin be­kommen, als sie bisher besaß. Es soll zu bei­den Seiten bas Ufer freigelegt und mit grü­nen Uferpromenaden und neuen Bauten ge­säumt werden. Aus Anordnung des Führer? sollen ferner die ödesten Teile der Kiefern­schonungen des Grunewaldes später Pac^ artiger Mischwald werden. Sport». Ruhe-. Bade- und andere Erholungsplätze werden neu angelegt.

Des Führers Idee und Tat

Der Führer, der sich aus der Sorge um bas Schicksal der Reichshauptstadt schon seit Jahrzehnten mit den städtebaulichen Proble­men Berlins befaßt hat. erkannte bereits vor vielen Jahren die notwendigen Grundzüge der Lösung. Das Kernstück der heutigen Planung, die Nordsüdachse mit ihrer Be­bauung und die Neuordnung der Bahnanla­gen wurde durch seine Ideen be- stimmt. Die vielseitigen Untersuchungen, die darauf bei der Planung angestellt wur­den, haben bestätigt, daß der vom Führer vorgezeichnete Weg der einzig richtige war

Moskau sperrt ckie Post nach Japan

Postverkehr nur noch über See möglich Tokio berät Gegenmaßnahme»

ss.Tokio, 27. Januar. Vor kurzer Zeit ist bekanntlich auf mandschurischem Gebiet ei« sowjetrussifches Flugzeugnotgelandet". Da dieseNotlandung ' den Japanern mit Recht ziemlich verdächtig vorkam, haben sie daS Flugzeug zurückghealten, um eine genaue Untersuchung einzuleiten. DerOberste Rat" in Moskau hat nun beschlossen, als Erwide­rung auf diese japanische Maßnahme den gesamten Po st Verkehr zwischen der Sowjetunion und Japan zu sperren. Für Japan ist das nun weiter nicht allzu schlimm, doch wahrscheinlich werden sich da» die europäischen Staaten nicht so ohne weiteres gefallen lassen, denn auch der Transitverkehr von Europa nach Japan wird von dieser Maßnahme betroffen. Es kann nun nicht mehr die sibirische Bahn, sondern nur noch das Schiff als Postbesör- derungsmittel nach Japan benützt werden. In Tokio erwägt man die Maßnahmen, welche gegen diese unsinnige Erschwerung des internationalen Verkehrs zu ergreifen sind.

Es ist Moskau sehr viel daran gelegen, daß die chinesische Zentralregierung den Widerstand gegen Japan nicht aufgibt, trotz­dem die Chinesen ungeheure Materialver­luste erlitten (bis jetzt wurden 615 chinesisch« Flugzeuge vernichtet). Es wird berichtet, daß Sun so. der 'Abgeordnete der Zentralregie­rung in Moskau, ein Abkommen zur wei­teren Unterstützung Chinas von seiten der Sowjetunion geschlossen habe, in dem di« Verstärkung der Armee in der Aeußeren

Sieben Staaten gegen Sanktionsartikel

Zersprengte Front in Gens Verzweifelter Appell Edens und Delbos

der

bl. Genf, 28. Januar. Der erste Tag der Sitzung der Genfer Entente ließ bereits er­kennen, daß die verzweifelten Versuche Eng­lands und Frankreichs, die kleinen Staaten wieder ins Schlepptau der Genfer Politik zu nehmen, gescheitert sind. Die skandinavischen Staaten, Belgien, Holland, Finnland und die Schweiz haben auf einer gemeinsamen Sitzung erklärt, daß der Artikel 16 des Pak­tes der Genfer Liga nur noch praktische Be­deutung haben soll, die sieben Staaten wer­den in Zukunft an keinen wirtschaftlichen Zwangsmaßnahmen der Genfer Entente teil­nehmen. Die Hoffnungen Edens, zumindest die skandinavischen Staaten vor entscheiden­den Entschlüssen zurückzuhalten, dürften wohl nicht in Erfüllung gehen.

Die öffentliche Ratssitzung am Donnerstag­abend ließ deutlich die widerstrebende Tendenz innerhalb der Genfer Restliga in Erscheinung treten. Delbos und Eden gaben Treue-Erklä­rungen zur Genfer Liga, die sm so wirklich­

keitsfremder wirkten, je mehr di« Redner ver- suchterr, in vagen Worten die Erfolge und Er­gebnisse dieser Einrichtung zu feiern. Der Ver­treter der Sowjet-Union, Litwinow-Fin. kelstein, konnte die Gelegenheit nicht Vorbei­gehen lassen, ohne durch provozierende Hin­weise auf die Stärke der Roten Armee und durch Ausfälle gegen Deutschland, Italien und Japan zu zeigen, wie sehr Genf zu einer Platt- form der fowjctrussischen Weltagitation gewor­den ist.

Nach den unzeitgemäßen und phrasenhaften Appellen des englischen und des französischen Außenministers und nach den Ausfällen des Sowjetvertreters brachten die klaren und ein­deutigen Ausführungen des polnischen Vertre­ters, Außenministers B e ck, wieder eine reali­stische Note in die Sitzung. Beck erklärte, daß alle lebenswichtigen Entscheidungen individuell und aus eigener Souveränität gefaßt werden müssen. Diese Feststellung Becks wird in Genf als eine offizielle Absage Polens an den Arti­kel 16 des Paktes aufgefaßt.

, Mongolei zugescigt wurde.Tatkräftig" greift ! Moskau auch in Wladiwostok ein, wem» man die Uebergrisfe gegen bas dortige japa­nische Generalkonsulat, das völlig von der Außenwelt abgeschnitten ist, so nennen will, was allerdings keine besondere Heldentat be­deutet.

Don den japanischen Behörden in Schang­hai ist nunmehr endgültig an Land von Tatsachen und Papieren festgestellt worden, daß der Pilot eines der chinesischen Bomben­flugzeuge. die am Mittwoch über Nanking abgeschossen wurden, ein sowjetrus- sischer Staatsangehöriger war. Sowohl dieser sowjetrussische Pilot als auch vier Besatzungsmitglieder sind beim Absturz um? Leben gekommen. Das Flugzeug selbst ist sowjetrussischen Fabrikats gewesen.

Ban Zeeland versucht eine Lösung

Ziel: Internationale Wirtschaftskonferenz

Berlin, 27. Januar. Der ehemalige bel­gische Ministerpräsident van Zeeland hat einen Wirtschaftsplan ausgearbeitet. der nunmehr veröffentlicht wurde. Im ersten Teil des Berichts behandelt er das Problem, ob es gegenwärtig einen Zweck hat. den internationalen Handel wieder­herzustellen. Ban Zeeland stellt fest, daß auch heute noch die Aufrechterhaltung internatio­naler Beziehungen zum Wohle eines jeden Landes erforderlich ist. Das Problem einer Wiederbelebung des Welthandels ist nur aus dem Wege einer allgemeinen internationalen Zusammenarbeit zu lösen.

Im zweiten Teil seines Berichtes unter­sucht van Zeeland die hauptsächlichsten Hemmnisse, die den internationalen Wirtschaftsverkehr behindern. Er erwähnt die Zölle, den indirekten Protektionismus, die Kontingente sowie die Unsicherheit der Währungen und die Beschränkung des inter­nationalen Kreditverkehrs. Er schlägt zur Behebung dieser Schwierigkeiten die übliche» Mittel vor. Die Wiederherstellung des Gleich­gewichts hänge davon ab, daß die Vergan­genheit liquidiert werde, d. h. eS müsse ein« Regelung für die internationalen Kapital- und Warenschulden gefunden werden und ferner müsse die Möglichkeit der internatio­nalen Kreditgewährung neu geschaffen wer­den.

Im dritten und wichtigsten Kapitel betont van Zeeland. die Hauptsache sei, Methoden vorzuschlagen, die mit einiger Aussicht aus Erfolg zur Wiederherstellung de» Welthandels führen könnten. Man müsse baldmöglichst das internationale Dev» trauen wiederherstellen. Dazu sei die Rege­lung einer ganzen Reihe von Fragen not- wendig. Unter diesen Fragen zählt der Be­richt folgende auf: die Rohftoffrage. die Frag« des Kolonialbesitzes, der Kapitalverteilung, der internationalen politischen Schulden und der Aufrüstuna.