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Samstag, 8. Januar 1838
112. Jahrgang
er GeseMrhakter
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Seut/chiarrö antwortet.'
Von Hau» vSbn
Die weihnachtlichen Feiertage find vorüber. Wir haben in Deutschland dabei Gelegenheit gehabt, die Lobgesänge der internationalen Diplomatie auf den Frieden — so wie sie sich ihn denkt — zu verfolgen und unsere eigenen Betrachtungen darüber anzustellen. Was da aus den Staaten der Genfer Demokratien und aus Amerika zu uns drang, war kein reiner Engelsgesang. Jedenfalls die Presse dieser liberalistischen Demokratien hat bei ihren Betrachtungen über das Weltgeschehen im Jahre 1937 wenig „friedliches" über unser Deutschland geschrieben. Sie ist dabei merklich abgefallen gegenüber den reservierten Reden ihrer Staatsmänner und Auftraggeber.
In besonderem Maße regt sich diese Presse dabei auf, „daß im Dritten Reich die Politik im Arbeitszimmer des Führers und nicht im Parlament .gemacht' werde. So werde die große Öffentlichkeit immer vor fertige Tatsachen gestellt. Die Welt sei keinen Tag vor deutschen Ueberraschungen sicher."
Tiefe Klage einer internationalen Sensationspresse ist uns seit 1933 bekannt. Die tatsächlichen Hintergründe ebenso. Nicht das Wohl und Wehe des deutschen Volkes sind die Ursachen, sondern die ständigen Erfolge der deutschen Außen- und Innenpolitik der vergangenen sünf Jahre. Dazu haben dies e Jou rnalisten reichlich Gelegenheit, in ihM eigenen „Stuben" so viel Mißstände zu bemerken und zu kritisieren, daß ihnen bei einem Vergleich zu Deutschland — wenn sie eine ehrliche Stunde haben — oft der Federkiel versagt. Daß sie aber eigene Unfähigkeit und auch Unvermögen damit zu» decken, immer und immer nur Deutschland zu verdächtigen und anzukreiden, beweist ihre Anmoral und Unfreiheit.
Wir wissen in Deutschland sehr wohl, daß die Gesinnung der Menschen über den Grenzpfählen und über dem Ozean eine wesentlich bessere, objektivere gegenüber unserem Reich ist. Wir wissen auch, daß diese Zeitungsgespräche über Deutschland nimmer über die eigene heikle Lage hinweghelfen.
Die innerpolitischen Vorgänge in ande- ren Staaten haben uns niemals Anlaß zur Kritik an andersgearteten Staatsformen und Staatsmännern gegeben. Wir haben nur gelernt, richtig zu beobachten und daS Gesehene richtig zu werten. So sehen »vir beispielsweise in dem Pariser Weih, nachtsstreik keineswegs einen besonders hohen Grad der Zufriedenheit innerhalb der Volksfront-Anhänger. Die drei großen Worte, die einmal in Paris geboren wur- den: Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit, finden wir in ihrer Aus- Wirkung wesentlich verändert wieder. Ohne die Möglichkeit zu besitzen, hier Abhilfe zu schaffen, ärgern sich die Politisierenden Sa- Ions an der Seine darüber, daß Berlin immer mehr zum Mittelpunkt europäischer Politik geworden ist.
In England hat man auch keine unge- trübten Feiertage erlebt. Die bestimmte, eigenvölkische Haltung Irlands gibt dem erwachenden Nationalismus der Araber nur neuen Auftrieb. In Palästina sind sich die „Aufständigen" der moralischen Unter- stühung der ganzen islamischen Welt sicher. Sie sehen den wirtschaftlichen und politischen Aufstieg ihrer glücklicheren Nachbarn. Es ist nur zu verständlich, daß der Wunsch, ihre Heimat ungeteilt zu behalten, immer stärker wird. Außerdem haben die italieni- sschen Gouverneure heileres <MGick in der Behandlung ihrer libyschen Eingeborenen gezeigt. So hat England vorläufig einmal Palästinas „Teilung" verschoben und neue Wege zur Befriedung beschritten. Abzuwar- ten ist allerdings, ob die Hinrichtungen von Arabcrführern einerseits und Rundfunk- sendungen andererseits die richtigen Wege stnd. Vielmehr mag London an den Auseinandersetzungen im Fernen Osten interessiert sein. Mr. Eden hat deshalb zu seiner Unterstützung Verstärkung ins Außenamt geholt. Denn immer gefährlicher ist Albions Prestige in Nordchina bedroht. Daß Japan bereit ist, alle Konsequenzen zu stehen, ist beute sowohl Enaland als auch
Amerika klar. Japan hat nur dabei den ! Vorteil, bis jetzt allein der Handelnde zu sein.
Seit einigen Monaten wird von der Genfer Entente immer mehr Amerika angerufen und zum Handeln ersucht. Präsident Roofe- velt nimmt seine Chancen auch wahr und redet — sehr zum Mißvergnügen seiner Staatsbürger — über die Glückhaftigkeit der demokratischen, liberalistischen Staatsform. Die sehr nüchtern denkenden amerikanischen Wirtschaftler haben anderes erwartet. Ihre Jahresbilanz zeigte die erschütternde Tatsache, daß in USA. etwa 4500 Streiks die sozialpolitische Lage geradezu katastrophal gestalteten. Diese eine Feststellung dürfte genügen, um die innerpolitische Lage Amerikas zu kennzeichnen. Die ÜSA.-Regierung ist deshalb aus ersichtlichen Gründen dem Genfer Liebeswerben
I gegenüber kühl geblieben. Mit merklicher Unruhe betrachtet Amerika vor allem die Vor- gärige in Nordchina. Die Kastanien, die dort aus dem Feuer zu holen sind, sind für USA. sehr heiß.
Diese kurze Betrachtung der Weltlage in der ersten Jahreswoche zeigt ein unfreundlicheres Gesicht, als wir es in der — eingangs erwähnten — Weltpresse finden. Die große Zahl ungelöster Fragen, die die' Kabinette und Staatsmänner der Welt beschäftigen, erhält jetzt von Deutschland, soweit sie uns betreffen, eine klare Antwort: Adolf HitlererwidertdenBesuchMusso- linis! Wieder einmal ist die Ueberraschung da, der Führer des Deutschen Reiches besucht die befreundete italienische Nation. Mit andern Worten: Die Führer zweier Weltmächte gehen, bewußt ihrer Ner-
antwortunggcgenüberderErhal» tung ihrer Völker und des Friedens, unbeirrbar ihren gerade» Wegweiter. In dem Wirrwarr der Wider» strebendsten Auffassungen steht als starke» Element der Block: Deutschland — Italien! Das fortgesetzte blutige Gemetzel der Stalinschen GPU.-Agenten, das heute 1» Sowjetrußland jeden bedroht, hat die Ansichten über „Demokratie" verschiedene Staaten allmählich Besseres gelehrt. Es soll hier nur Rumänien erwähnt werden, da» gerade jetzt schicksalhafte Stunden erlebt, in denen die Zukunft dieses Volkes entschieden wird.
Unsere Zeit ruft alle Menschen und Staaten zum offenen Bekennen vor die Weltgeschichte. Deutschland antwortet, indem eS handelt!
uch Miei
der italienische» Presse
Bezeichnend ist, daß die Towjetblätter in Zusammenhang mit den Veränderungen in der chinesischen Regierung auch von der Bildung einer Abteilung „für die politische Erziehung der Armee" im Generalstab berichten, die der Taß-Vertretex in Hankau „das wichtigste Moment in der ganzen Regierungsumbildung" nennt. Offenbar hofft er auf eine Festlegung des bolschewistischen Einflusses auch in der Leitung der chinesischen Armee.
China kauft e„ si-o» in Moskau ein
London, 7. Januar. Wie der „Daily Ex- vreß" in großer Aufmachung meldet, Hab« Tschiangkaischek in drei Flugzeugen Barren- golü im Werte von zwei Millionen Pfund nach Moskau schaffen lassen, um dafür Kriegsmaterial in der Sowjetunion zu kau- fen. China hat nach dem . Daily Erpreß" eine beträchtliche Zahl von Kampfflugzeugen. Ar. tillerie, 10 000 moderne Gewehre und 100 009 Gasmasken in der Sowjetunion bestellt. 20 dreimotorige Kampfflugzeuge würden Ende dieser Woche bereits mit der Bahn nach China abgehen.
LhiaeMe Nertet-iguirgslinie bedroht
Peking, 7. Januar. Die japanischen Operationen während der letzten Tage lassen eine ausgezeichnete Zusammenarbeit zwischen den beiden Heeresgruppen erkennen, die am 13. Dezember den Jangtse in der Nähe von Nanking nordwärts und den Hoangho in der Nähe vo» Sinanfu südwärts am 23. Dezember überschritten. Die beiden Heeresgruppen stehen nur noch 150 Kilometer südlich und nördlich von Hsu- chou am Treffpunkt der Tientsin-Pukau- und Lunghai-Eisenbahn, das zum Stützpunkt der letzten und stärksten chinesischen Verteidigungslinie Rstimmt ist.
SsimalftnbSgefpiMe Genfer Matadoren
Auch Telbos begibt sich zur pvlitischea Aussprache zur sonnigen Riviera
VT Paris, 7. Januar. Dom Quai d'Orsay wurde mitgeteilt, daß Außenminister Delbos sich ebenfalls an die Riviera begeben wolle, um sich noch vor der Genfer Ratstagung ein wenig zu erholen. In politischen Kreisen erklärt man hierzu, es fei be. stimmt kein Zufall, daß Delbos gerade an die Riviera fährt, wo sich Eden, Simon, Vansittart und Lloyd George schon befinden. Die Unterhaltungen, die dort zweifellos geführt werden, nennt man hier „General- stabsgefpräche der Genfer Matadoren".
Mlaudsfperre
für Hollands Fernost rravven
London, 7. Januar. Die Spannungen im Fernen Osten lassen in keiner Weise nach. Nach einem Bericht des „Evening Standard" aus Batavia haben die Militärstesten allen Urlaub für Militärpersonen auf unbestimmte Zeit gesperrt. Niemand darf sich außer Landes begeben. Dieses Urlaubsverbot der
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Das Programm in feine« Hauptliuien feftgelegt — Freudig« Begrüßung iu
Roin, 7. Januar. Ueber die Vorbereitungen Italiens zu dem im kom in enden Frühjahr erwarteten Gegenbesuch des Führers und Reichskanzlers Adolf Hitler wird folgende amtliche Mitteilung ausgegeben: „Die von dem Außenminister geleitete Kommission zur Vorbereitung der Veranstaltungen anläßlich des Besuches des Führers in Italien, der im kommenden Frühjahr stattfinden wird, hat schon das Programm in seinen Hauptlinien feftgelegt. Der Führer wird außer Rom auch die Städte Neapel und Florenz besuchen."
Diese amtliche Mitteilung wird von den römischen Abendblättern an erster Stelle und in größter Aufmachung unter mehrspaltigen Ueberschriften zugleich mit Beifügung von Bildern des Führers veröffentlicht. „Tri- buna" erklärt, das italienische Volk schickt sich an, Adolf Hitler mit herzlicher und glühender Begeisterung zu empfangen. Durch den Besuch des Führers des wiedererstandenen Deutschland, das mit Italien durch engste Bande des Glaubens und der Tat verbunden ist, wird wieder einmal die kulturelle
MMon, vre vre oeioen Boiler zur oen ^rreoen und die Zukunft Europas stolz übernommen haben, feierlich bestätigt. Die italienische Haupt- stadt wird mit übervollem Herzen dem Führer der befreundeten Nation beweisen, wie aufrichtig die Gefühle find, die die ganze, um ihren Duce unter dem Zeichen des glorrerchen Lictorenbündels versammelte Nation beseelen.
„Arbeit und Freude tust in Rom
Berlin, 7. Januar. Das internationale Zentralbüro „Arbeit und Freude" gibt das Programm für den Weltkongreß „Arbeit und Freude" bekannt, der am 26. Juni bis 3. Juli 1938 in Rom stattfindet. Es ist der dritte internationale Kongreß dieser Art. Der erste fand 1932 in Los Angeles, der zweite 1936 in Hamburg statt. Der Kongreß wird sich wieder mit zahlreichen Fragen der Freizeitgestaltung befassen. Mit dem Kongreß ist eine nationale Dopolavoro-Ausstellung verbunden. Schauspiel- und Opernaufführungen der Wanderbühne des Dopolavoro werden ein Bild von dem Stande italienischer Freizeitgestaltung der- Mitteln.
MuSlStter Hetzen Ungarn gegen Sogn
Scharfe Entgegnung aus diese heuchlerischen Manöver in der uugarischeu Rechtspresse
Budapest, 7. Januar. Die der Regierung nahestehenden Zeitungen sowie die gesamte Rechtspresse wenden sich in scharfer Form gegen die unverminderte Hetze der ungarischen Judenblätter gegen die neue rumänische Regierung. Dabei wird vor allem betont, daß die ungarische Minderheitenfrage und das Judentum nirgends und in keiner Weise identisch seien. Die Blätter warnen die Öffentlichkeit davor, die Abwehrmaßnahmen der rumänischen Regierung gegen den überwuchernden und das Volksleben so schwer schädigenden Einfluß des Galizianertnms mit irgendwelchen Maßnahmen gegen die Minderheiten zu verwechseln.
Das Regierungsblatt „Esti Mag" verbittet sich in schärfstem Tone, daß jetzt von der Linkspresse mit dem Lchlagwort des Schlitzes der ungarischen Minderheit eine Agitation entfaltet wird, die ausschließlich den Gali- zianern dient. Die Presse sucht aus der Hak- tung der rumänischen Regierung eine na- tionale ungarische Angelegenheit zu machen und lenkt in einer geheimnisvollen Solidarität die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit auf die welterschütternde Bedeutung einiger Iu- denlocken und Iudenbärte. Die ungarisch« Minderheitenfrage hat jedem Ungarn heilig zu sein. Dieses Problem hat nichts damit zu tun, daß ein Ungarn benachbartes Land sich gezwungen sehe, die gleichen Schutzmaßnahmen gegen eingedrungene fremde Elemente zu ergreifen, wie dies zahlreiche andere Staaten bereits getan hätten. Gali - zianertum und ungarische Minderheiten feien keineswegs identisch.
Aarmim verprügeln Englanbrr
Schanghai, 7. Januar. Zwischen einigen japanischen Soldaten und v,ve:
britischen Polizisten kam es an der Grenze der internationalen Niederlassung in Schanghai zu einer Schlägerei. Einer der englischen Polizisten hatte kritische Bemerkungen über die Haltung der Japaner gegenüber den Chinesen gemacht. Der britische Oberbefehlshaber in Schanghai hat es iüv notwendig aeynlten, beim japanischen Militärattache scharf zu Protestieren. Er betont dabei, daß die japanischen Soldaten die britische Zone verletzt hätten und knüpft daran nachdrückliche Verwarnungen. Dieser Zwischenfall ist natürlich auch eine gefunden« Sache für die englische Presse, die darüber in größter Aufmachung berichtet. — Man nimmt anscheinend englischerseits auch den geringsten Anlaß wahr, um gegen Japan zu wet- tern. Soll die fernöstliche Lage durch derartige Manöver bewußt noch komplizierter gestaltet werden als sie es setzt schon ist?
Mottaas Einfluß in China
Moskau, 7. Januar. Aus einer Uebersicht, die am Freitag die Parteiamtliche „Prawda" über die Lage im chinesisch-japanischen Konflikt bringt, geht unzweideutig hervor, daß die Sowjets ihre HoffnungeninChina auf eine möglichste Verlängerung des Konflikts sehen. Das Blatt, das erst vor kurzem darauf hinwies, welche besondere Rolle die Sowjetbezirke in China bei der Stärkung des chinesischen Widerstandes spielen, erklärt ferner, daß diese rein kommunistischen Bezirke sich nur zeitweilig der chinesischen Regierung unterstellt hätten, ihre kommunistische Verwaltung jedoch auch weiterhin behalten würden. Die rote chinesische Armee werde mit den Truppen Tschiangkai- scheks zusammenarbeiten.