Angelder TagLlaltDer Vesevschast«-

den 7. Januar 1938

Seite 5 - Nr. 4

Freitag, den 7. Januar 1S38

reis 5 Nagold neuen Jahres gelanq- nele der Vorrunde zur l CalwOeschelbronn lichtspiel gewertet wer- r erschien, obwohl ein c-Obmann angefordert m einigten sich auf ein s Oeschelbronn gegen wer verdient für sich mnschaften 8:1 Schnee die Leistungen sehr. - ^ trennten sich 6:6 s2:3). r rpf war Ebhausen in ' m Schußpech verfolgt.

! beginnt die Rück- gegnungen: Hirsau en, HochdorfNagold ingen.

' Berkehr

«chkviehmarkk 5. Januar

36 Bullen, S9 Ki,h« Sapveine.

ebendgewicht in Rpf.r ltll- e) 33; Bullen s> Kühe -») 3942, d) Färsen s> 4143, >e nicht notiert) a) 1 ä); Schweine - ä> 49, «, 49, f> 4'

he, a- und > Ochsei indel in de/! übrige ruhig. Sc: ;>,e rr

-ise für Fleisch un.

>ch>enfleisch 1 . 75 bi !luhfleisch I. 70-75 enfleisch 1 . 7578 SO; Hammelfleisch i rrktverlauf: Ochsen- üg, Kuhfleisch lang! mielfleisch langsam,

Wetter?

geständig. Tempera-- rd.

envette^ienft

- Mm Lirnbach: ro geräumt und ge- »nceglätte. Berketzr ikfurt - Karlsruhe: c auf festgefahrener lt und geitreut. Be»

den meisten _

festaefahre-

... Ttra-!

eter auf ' "

wenig Lebinüert. isburg, Reichsstrahe en weise Schneever- -össtratzen im Süd- >nd 811 sowie 28 venau:

: auf Glatteis. cS in der Umgebung- - Bärental können erden.

!

i-

sellschafters": !aiser. Nagold, vortlich für den > der Anzeigen- agold.

i7

r. K gültig

cht 6 Seiten

, 6. Jan. 1938

-lg

Beweise Herz­ihme an dem -s l. Kindes

lebe

en Worte des für die vielen und für die hcnbegleitung i Dank

Otto Renz.

rrsagen des Jahres

kritischen Ta­tterst ü r z , sowie außer- isse zu erwar-

« 1938" it Horos- tung zur letarischer :ben des n

ernkalender ig in der

er, Nagold

Samstag r.Traube' »igung Keck.

24 Mlige Hinweise sürjede«!

Ein Merkblatt der Polizei für das Verhalten auf der Strafte

Ein neues Jahr pflegt jeder von uns mit den besten Vorsätzen und Absichten sür sein Leben zu beginnen. Nicht ohne Grund und deshalb die Ver­ordnungen über daS Verhalten auf der Straße und über die Zulassung zum Verkehr am ersten Tag im neuen Jahr in Kraft getreten. Wir haben so die beste Gelegenheit erhalten, aus unseren Vor­sätzen auf dem wichtigsten Gebiet unseres täglichen Lebens, im Straßenverkehr, ernst zu machen.

Die Polizei will uns in der Verwirklichung unserer Absichten mit Rat und Tat entgegsnkom- men. Mit dem ersten Arbeitstag im neuen Jahr bringen die Polizeibehörden ein im Aufträge des Neichssührers ff und Chef der Deutschen Polizei geschaffenes Merkblatt, das in einer Riesen- anflage erschienen ist, im ganzen Deutschen Reich, in jeder Stadt, in jedem Flecken und in jedem Bauerndorf, zur Verteilung. Dieses Merkblatt mit dem TitelDu und die Straße" enthält in Wort und Bild 24 wichtige Hinweise, die jeder von uns, der sich irgendwie auf den deutschen Straßen bewegt, ob Kraftfahrer oder Fußgänger, ob Radfahrer oder Fuhrwerkslenker, zu beachten hat. Eine sehr lehrreiche und besinnliche Rund­fahrt über die wichtigsten Punkte der neuen Ver­ordnung hat ein geschickter Zeichenstift auf das Papier gezaubert. Dazu gibt ein knapper und all­gemein verständlicher Text mit Ernst und Humor die nötigen Erklärungen.

Wir können nur jeden deutschen Volksgenossen dringend zu dieser Rundfahrt einladen und ihm wärmstens empfehlen, das Merkblatt nicht nur ein­mal, sondern mehrmals eingehend zu studieren, bis ihm die Hinweise der Polizei in Fleisch und Blut übergegangen sind. Wer sich nach diesen Hinweisen im Verkehrsieben richtet, erspart sich Aerger und Verdruß und vor allem Schaden an Leib und Leben!

Das Recht auf die Zeitung

Schon ein bekannter Ausspruch sagt:Wer keine Zeitung liest, lebt auf dem Mond!" Wir sollten also meinen, daß es im heutigen Deutschland keinen Hausstand mehr gibt, in dem keine Zeitung gelesen würde. Nicht nur der Mann, der im Berufsleben steht, hat ein Recht auf die Zeitung, sondern auch die Frau im Haushalt. Sie will wissen, was in der Welt vor sich geht, sie will Rat­schläge und Anregungen sür ihr Leben und sür das ihrer Kinder haben. Vielleicht auch, daß sie berechtigter Weise Unterhaltung und Zerstreuung nach dem schweren Tagewerk sucht.

Das ist ja auch der Grund, warum sich viele Ehefrauen neben ihrer Tageszeitung noch eine Wochen- oder Unterhaltungsschrift abonniert haben. Daß es aber, wenn es ans Bezahlen geht, sehr oft zu Unstimmigkeiten mit der liefernden Firma kommt, beweist die Praxis der Gerichte. Die Frage lautet, w eine Frau im Nähmen ihrer Schlüssel, zewalt eine Zeitung oder Zeitschrift be­stellen darf. Der Begriff der Schlüssel­gewalt als solcher schließt auch Ausgaben in bestimmter Höhe und ein selbständiges Ver­walten bestimmter Geldbeträge ein.

Was die vorliegende Frage anbelangt, so richtet sich ihre Beantwortung nach den Lebensvechältnissen der Ehegatten. Hat der Ehemann eine regelrechte Erwerbstätigkeit, so wird diese Frage wohl im allgemeinen zu bejahen sein, soweit wenigstens die bestellte Zeitung in Kreisen gleicher Art gelesen und abonniert zu werden Pflegt. Darunter fällt ganz gewiß die örtliche Tageszei-

»7 L

S ondnslniM MfVVI-M MiMäckm

Wsp^WMBnMmknlftnhcinacklE Postsmdungm smdMdak Postamt I, H.W'gari (AusstMügs- Postansi) in

astzuftnvm

t u tt g. Die Ehefrau eines Erwerbslosen handelt jedoch bei dem Abonnement, das sie tätigt, außerhalb deS Rahmens der Schlüssel, gewalt, so daß der Ehemann nicht gezwun­gen werden kann, den Abonnementspreis zu bezahlen. Dann darf aber der Ehemann naturgemäß auch die Zeitung nicht anneh- men. da er sonst die Bestellung seiner Frau stillschweigend genehmigt. Andererseits kann einer Ehefrau nicht zugemutet werden aus ihre tägliche Zeitung zu verzichten, wenn der Mann selbst sür unwichtigere Dinge von seiner Unterstützung größere Summen aus- wendet.

Die Zeitung ist heute ein wichtigeres Or. gan denn je, weil sie die dringenden Gebote und Richtlinien, Verordnungen und Ver­fügungen des nationalsozialistischen Staa­tes enthält und darüber hinaus sein Er- ziehungsorgan ist im Sinne der Welt- anschauung. Gerade der wirtschaftliche Vier­jahresplan erfordert auch von der Frau einen starken Aktivismus. Sie muß weiter­hin über die Verbrauchslenkung bei landwirtschaftlichen Erzeugnissen Bescheid wissen und setzt sich unter Umständen grüße- reu Aergernisse aus, wenn sie durch die Zei- ung nicht auf dem Laufenden gehalten wird. Es kann heute nicht mehr gelten, was viel­leicht vor etlichen Jahren noch Geltung ge­habt hat, daß der Mann einfach sagt, er lese die Zeitung mit anderen Kameraden zusammen im Betrieb und das genüge. A u ch die Frau hat ein Recht auf die Zeitung und das Recht, diese selbständig zu bestellen, kann ihr nur versagt werden, wenn der Mann absolut mittellos und ohne Einkom­men dasteht.

Wie erleben wir Schönheit der Arbeit?

Ein Preisausschreiben der DAF.

Vier Jahre lang wurde nun der Gedanke Schönheit der Arbeit" von der NS.-Gemeinschaft Kraft durch Freude" in die Betriebe hineinge­tragen. Unter den BegriffenSaubere Menschen im Betrieb",Gutes Licht, gute Arbeit" undGe­sunde Lust im Arbeitsraum" kann sich heute jeder schaffende Deutsche eine ganz bestimmte Haltung vorstellen. Millionen Männer und Frauen haben diesen Gedanken ausgegriffen und in die Tat um- gesetzt. Nun veranstaltet das Reich samt

Lchvuheitder Arbeit" zusammen mit dem Presseamt der DAF. ein Preisausschreiben, in dem sie jeden schaffenden Volksgenossen in Groß- und Kleinbetriebe» ausfordern, sich einmal dar- über Gedanken zu machen, ob Schönheit der Ar­beit eine Erzieh ungs frage ist, die inner- halb der Betriebsgemeiuschast gelöst werden kann. Neue Anregungen, neue Vorschläge sollen die Ein­sendungen aus diesem Preisausschreiben den Ver­anstaltern zusühreu. Dabei kommt es nicht so sehr auf die Länge der Einsendung als vielmehr auf den Wert und die Ausbaufähigkeit dieser neuen, aus der Betriebsgemeiuschast herausgesehe­nen Gesichtspunkte an.

Einsendungen find unter dem Kennwort Preisausschreiben an das Presseamt der DAF. Abteilung Sonderdienst, Berlin W 62, Budapester Straße 28. zu richten. Meldeschluß ist der 30. März. Jede Einsendung muß links oben auf der Kopfseite den Namen des Verfassers tragen, die Anschrift der Firma, soweit vorhanden den Titel der Werkzeitschrift und die Nummer der zu- gehörigen Reichsbetriebsgemeinschast. Für die beste Einsendung'hat die ZeitschriftSchönheit der Arbeit" einen Preis von 100 RM. ausge- seht. Sie behält sich darüber hinaus vor, weitere Einsendungen zum Abdruck zu erwerben.

Aufgaben des NSW lm neuen Mr

Der Reichssender Stuttgart bringt am heutigen Mittwoch um 18 Uhr in der Sendung Bremsklötze weg!" einen Ueberblick über die bis­her unter diesem Titel erfolgten Sendungen. Es wird darauf aufmerksam gemacht, daß in dieser Sendung Paul Strähle sprechen wird, der am 3. Januar 1921 den ersten württembergischen Luft­verkehr eingerichtet hat. Außerdem spricht Grup­penführer Parteigenosse Dr. Erbacher über die Aufgaben des NSFK. im neuen Jahr.

Nach einer Stunde wieder hungrig!

Manchmal hört man, daß dieHerren der Schöpfung" eine Fisch- oder eine Gemüse­mahlzeit ablehnen, weil sie sagen: Ach, da bin ich ja nach einer Stunde schon wieder hungrig! Da kommt es denn hauptsächlich aus das Können der Hausfrau an und eine geschickte Hausfrau versteht sehr bald, die­sem Fehler abzuhelsen. Sie weiß, daß man auch die einfachste Grundkost schmackhaft, ge. sund und sättigend gestalten kann. So gibt sie ruhig ein. bis zweimal in der Woche oder auch täglich etwas Fleisch, aber sie gibt eS nicht als Hauptmahlzeit, sondern mit Ge­müsen und Salaten. Bringt sie aber Fisch auf den Tisch, so reicht sie auch hier Gemüse und Beigaben aus Kartoffeln, denn dann stellt sich dasselbe «ättigungsgefühl ein, wie bei einer Fleischmahlzeit. Fisch ist dem Fleisch gleichzu stellen, denn er ist «in vollwertiger Eiweißträger, enthält Mi­neralstoffe und Vitamine. In den Kartoffeln dagegen sind die Kohlehydrate und in den Gemüsen die Vitamine und Mineralstoffe, die wir zur richtigen Zusammenstellung un­serer Ernährung nötig haben.

i Nachrichten, die jede« interisfiere«

' Knochen nicht sortwerfen!

! Gewiß ist den Hausfrauen schon klar geworden, daß auch die Knochen wertvolle Stoffe enthalten, die weiterverarbeitet mithelfen, die Rohstofflücke ! zu schließen. Häufig wird an die vielenKlei- > nigkeiten" im Haushalt nur nicht immer gedacht, j Aus 100 Kilogramm Knochen gewinnt man etwa : 8 Kilogramm Knochensett. 10 Kilogramm ! nicht entleimtes, 60 Kilogramm entleimtes i Knochenmehl sowie 28 Kilogramm Leim i und Gelatine. Setzt man den jährlichen An- ^ fall an Knochen mit 800 000 Tonnen ein, ergibt ! sich eine stattliche Menge zusätzlicher und zualeich

wertvoller Stoffe. Daran" soll di« Hausfrau im­mer denken!

Altpapier ist wertvoll

Die vielen Sammelaktionen haben den Begriff sür wertvolle Stoffe langsam erhärtet. ES ist ein Irrtum, zu glauben, nur Deutschland sam­mele sein Altpapitr. In viel stärkerem Maße tun dies die rohstoffreichen Länder wie Amerika, das 50 v, H.. England, das 55 v. H. seines er- zeugten Papiers wieder sammelt. Italien hat sogar bis zu 70 v. H. seiner Papierherstellung der Wiederherstellung zuführen können. Und wir in Deutschland bisher nur 18 v. H. oder rund 700 000 Tonnen der jährlichen Erzeugung. Eine Steigerung auf eine Million Tonnen würde einer Devisenersparnis von 20 Millionen RM. glrichkommen.

Zeuaengelder sollen kein Verdienst sei«

Es gibt noch immer Zeugen, die glauben, bah die Zeugengebühren eine Art Entlohnung für dir vor Gericht erstattete Aussage darstellen. Das ist aber keineswegs der Fall. Der Zeuge erfüllt mii seiner Aussage eine selbstverständliche Staatsbür- gerpslicht im Dienste der Rechtsfindung. Er Hai dabei nur Anspruch aus Erstattung seiner Un­kosten für Fahrt usw. sowie aus Ersatz seine« Ver­dienstaussalles. Eine Belehrung gab jetzt der Vor­fitzende deS Leipziger Amtsgerichtes einem 86 Jahr« alten Angeklagten. Dieser war vor dem Leipziger Landgericht als Zeuge vernommen worden und hatte die Frage an der Zeugenkasse, ob er Ver- dienstausiall bätie beiakt Obwohl er eine Beschei­nigung des Arbeitgebers nicht vorweisen konnte, erhielt der Zeuge einen entsprechenden Betrag ausgezahlt, sollte aber di« Arbeitsbescheini­gung nachbringen. Das geschah jedoch nicht. Auf Nachfrage wurde schließlich festgestellt, daß der Zeuge an dem Tage erst später Schicht, also keinen Ausfall gehabt hatte. Damit war der Tatbestand des Betruges erfüllt. Da der Mann aber noch un­bescholten war, kam er mit einer Geldstrafe von neun Reichsmark, ersatzweise drei Tage Gefängnis davon.

SchulmStzige Ausbildung der Massierer

Die staatliche Anerkennung als Massierer kan« nach der im Regierungsblatt veröffentlichten Ver­ordnung vom 7. Mai nur demjenigen erteilt wer­den, der eine erfolgreiche Ausbildung an einer staatlich anerkannten Massterschule nachweist. Di» einzige staatlich anerkannte Massterschule in Würt­temberg ist die Massterschule beim Katharinen­hospital.

Humor

Bei einem Wohltätigkeitskonzert hat man einen alten Mann zur Kartenkontrolle an die Tür gestellt. Nach einiger Zeit kommt er zum Sekretär.

Ich glaube, das wird böse für Sie. Herr Sekretär", sagte er leise.

Wieso? Was ist denn los?"

Bigamie, Herr Sekretär! Zwei waren schon da, die sagten, sie wären Ihre Frau, die habe ich reingelassen, aber jetzt kommt sogar noch eine!"

Gräßlich, dieses Wetter! Weißt du nicht ein gutes Mittel gegen den Schnupfen?"

Hast du Geld sür einige Grogs bei dir?"

Nein! Wieso?"

Na, dann Hais auch keinen Zweck, dir einen Rat wegen deines Schnupfens zu geben!"

Jrmchen macht sich oft Gedanken über das Heiraten. Neulich sagte sie:

Man kann zwar nie wissen, aber so viel ist sicher, einen Mann, der schnarcht, heirate ich nie und nimmer!"

Sagt die Großmutter:Hast ganz recht! Aber wie willst du denn das vorher rauskriegen?"

N-1IM SV?

vePpstscht ty Karl Köhler L To.. Berlin-Zehlendors.

22j (Nachdruck verboten.)

Wolf, das liegt hinter dir. Wir wollen den Eltern sagen, daß wir uns lieb haben. Sie sollen dich kennen lernen, sie brau­chen gar nicht gleich ja zu sagen. Ich kann ganz furchtbar ge­duldig sein, und wenn es Jahre dauert; wenn ich nur weiß, daß du mich lieb hast. Ach Wolf, darum war ich so kreuzunglücklich, well ich wegsollte und das nicht wußte, ach du! und nun bin ich so selig!«

Sie faßte ihn rundum und drehte sich mit ihm im Kreise. Schließlich blieb sie stehen, die Eva brach durch.

Du, höre einmal, wir sagen erst noch nichts, ich erzähle es den Eltern unterwegs; denn hier mit Großpapa, die drei versteifen sich gegenseitig zu sehr. Ich nehme die Eltern und du Großpapa.«

Er schüttelte den Kopf.Heide, das gefällt mir nicht ganz! Ich spräche lieber morgen schon mit deinem Vater!«

Auf keinen Fall., sagte sie bestimmt.Hier ist auch Tante Sidonie, und die ist dir nicht hold, sie hat mir schöne Geschichten von dir erzählt, na warte, und solcher Herr will andern Moral predigen!«

Heide, du Süße!« Er küßte sie statt jeder Antwort.

Der große weithin tönende Gong, der zum Essen rief, störte sie endlich in ihrem jungen Glück.

Wie zwei wohlerzogene junge Menschen traten sie in den Eßsaal zum Großvater. Die alte Exzellenz war verwundert, die Enkelin so liebenswürdig zu sehen, hatte sie ihn doch im ärgsten Trotz verlassen. Er freute sich, daß das Mädel zur Besinnung gekommen war, und er beachtete nicht, daß der Sohn des Freun­des schweigsamer war als gewöhnlich.

XII.

Am nächsten Tage gegen Abend hielt vor dem Osterradei Herrenhause ein Reiter. Er übergab dem heranspringenden Knecht das Pferd und ging mit raschen, elastischen Schritten über den langen Flur auf die Hallentür zu. Diese ösfnete sich, der alte Brün trat heraus. Als er den jungen Mann erkannte, ging ein Leuchten über sein altes glattrasiertes Gesicht.

Unser Herr Wolfgang. Gott sei Dank!"

Der Sohn des Hauses lachte.

Alterchen, der Seufzer kam ja aus einem Abgrund! hast du mich so entbehrt?"

Und wie! aber nicht ich allein, der gnädige Herr beson­ders", plauderte der Alte mit der respektvollen Vertraulichkeit eines alten Dieners,nichts konnte ich ihm recht machen, das Massieren schon gar nicht. Der junge Herr macht das besser, mein Sohn macht das so! Wie oft hat der gnädige Herr das in diesen Tagen gesagt!"

Brün ich glaube, du schwindelst hat der gnädige Herr wirklich gesagt .mein Sohn"?"

Gewiß, Herr Wolf!" bestätigte der alte Mann eifrig,und sonst habe ich den gnädigen Herrn doch alles recht machen kön­nen!" setzte er gekränkt hinzu.

Nimm's dir nicht zu Herzen, alte treue Seele!" Wolfgang klopfte ihm aus die Schulter,u»d da, erfülle dir einen Wunsch!"

Herr Wolf!" machte der Alte erschrocken und sah aus den Schein in seiner Hand. Der Geber war schon hinter der Tür verschwunden. Der alte Diener lächelte, der junge Herr war noch immer derselbe, der andern gern eine Freude machte. Aber mehr als über die Gabe hatte sich der alte treue Mann über das son­nige Aufleuchten der braunen Augen gefreut, die jetzt immer so ernst und traurig dreinsahen.

Mit strahlendem Lächeln und fröhlichem Gruß trat Wolfgang auf die Terraste, wo Marie beim Vater saß.

Die junge Frau sah von dem Buche auf, aus dem sie vorge­lesen hatte. Mit frohem Blick sah sie den Bruder an und reichte ihm die Hand hin. Er beugte sich zu ihr hinab und tat, was er noch nie getan, so lange er wieder daheim war, küßte sie herzlich. Dann wandte er sich dem alten Herrn zu, indem er sich auf einen Stuhl an dessen Seite setzte. »

Nun Väterchen, wie geht's was macht der Fuß?« Auch in die alten Augen war ein Heller Glanz getreten bei dem uner­warteten Erscheinen des Sohnes. Doch so rasch er gekommen, verschwand er auch wieder, und der alte Herr fragte statt jeder Begrüßung:

Du kommst einen Tag früher zurück, als abgemacht war, hat-Exzellenz dich hinausgesetzt?"

Wolfgang lächelte, er lehnte sich an seinen Stuhl zurück und antwortete gemütlich:

Im Gegenteil, ei läßt dich grüßen und dich bitten, mir noch acht bis zehn Twje zu geben!"

Der alte Herr schwieg eine Weile, dann erwiderte er ärger­lich und sah an dem Sohn vorbei:

Meinetwegen geh! Es ist dir doch gleichgültig, wie es mir geht!"

Vater!« widersprach der Sohn ernst, beugte sich vor und legte die Hand aus die geballte Faust des Alten.Wenn ich

dich wieder pslegen darf und dir Gesellschaft leisten, dann bleib« ich natürlich hier!"

Der Alte brummte etwas, was nicht zu verstehen war, aber er erhob keinen Widerspruch, als Wolfgang aufstanb und sagte:

Ich schreibe einige Zeilen an Exzellenz. Einer von den Knechten kann wohl das Pferd zurückbringen!"

Auf der Terraste blieb es still, als der Sohn gegangen war. Der alte Herr sah sinnend in den Garten. Es kämpfte in ihm, er wollte es sich nicht eingestehen, wie froh ihn die Rückkehr des , Sohnes machte, wie die schlanke Gestalt und die weiche Stimme : ihm gefehlt hatten in den letzten Tagen. Schließlich entschuldigte , er sich damit, daß sein Fuß die sachkundige Pflege brauche und ! kämpfte die heimliche Freude, die ihn erfüllte, nicht mehr nieder, i Marie hatte den Vater beobachtet, dann stand sie auf und folgte «dem Bruder. In der Schreibstube fand sie ihn, seine Zeilen in ! einen Umschlag steckend.

§Gib. Wolf ich will sie dem Knecht bringen. Ich wollte j doch ins Wirtschaftshaus." Er reichte ihr das Schreiben, schlang ! den Arm um sie und ging mit ihr zur Tür.

!Wolf, ich bin froh, daß du zurück bist und bleiben willst, j Mit Vater war ein schlechtes Auskommen in diesen Tagen!"

Statt jeder Antwort zog Wolfgang die Schwester zärtlich an j sich und küßte sie wieder.

Sie lächelte und sah ihn freundlich an:Sag einmal, in Liebenau wars wohl nett, daß du in so liebevoller Laune bist!"

Liebenau ist ein himmlischer Aufenthalt", entgegnete er be­geistert,ach Mieze, ich muß dir viel erzählen!«

Sie hatte sich von ihm losgemacht und sah ihn aufmerksam in die Augen.

Wolf, Wolf!" neckte sie,wenn Weiblichkeit in Liebenau wäre, würde ich denken, du seiest verliebt. Tante Sidonie ist dir doch nicht gefährlich geworden?" Sie lachte und ging den Flur hinunter. Er sah ihr nach.

Du ahnungsvoller Engel, du!«

Dann ging er zu seinem Vater. Der alte Herr wandte lang­sam den Kopf. Wie der schwache Schein eines Lächelns lag es auf seinen Zügen. Der Sohn trat dicht an ihn heran, ein großes Glücksempfinden machte ihn mutig und sicher. Er schlang den Arm um den Vater und sagte warm:

Ich bin dir so dankbar, Vater, daß ich bleiben darf, nir­gends ist es so schön wie hier!« Dann griff er hastig zum Buch und begann weiter zu lesen, wo Marie das Zeichen gemacht. Doch der alte Herr hörte nicht zu. er achtete nicht auf die Worte, nur auf den Klang der Hellen musikalischen Stimme, und immer wieder wandelten seine Blicke verstohlen zum Lesenden hinüber.

Als Strahlendorf kam und die Vorlesung unterbrach, und Marie zum Esten rief, stützte sich der Alte fest auf den Arm des Sohnes und humpelte hinüber, trotzdem Brün bereit stand.

(Forstetzung sotgt.1