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Sir. S

Nagold«, rvqblattDrr »eftllschasd«"

Mittwoch, den 5. Januar 1838

inachten vie TteUung von 8,5 v. H. mehr Wagen ün arbeit-täglichen Durchschnitt als im Jahre 1936 eriorderlich. Im Personenverkehr baden die Verkehrsleistungen infolge der anhal- lenden günstigen allgemeinen Wirtschaftslage wei- ! ter ?>ugenvinmen. Die Zahl der beförderten Per­sonen liegt um etwa II v. H. 1937 wurden etwa 7l> v, aller Reisenden zu ermäßigten Sähen befördert (1936 68,6 v, H, und 1935 66.4 v. H,). Ter ,.strast-durch-Zreude"-Reiseverkehr auf wei­tere Entfernungen hat besonders stark zugenom- inen. Bemerkenswert ist die außerordentliche Steigerung des allgemeinen innerdeutschen Reise­verkehrs auf weite Entfernungen.

Mas es rricht alles gl-tl

Fräulein Niemand" Die Geschichte eines sucht einen Mann Findelkindes von der Westfront des Großen Krieges könnte ein ganz grober Bühnenstosf sein. Sie ist verbriefte Wahrheit und jetzt plötzlich durch die Heiratsabsichten jenes Findelkindes ganz aktuell geworden. Das Schicksal dieses Mädchens beginnt vor 21 Jahren an der Westfront. In einem zer­schossenen Dorf wird es. wenige Wochen alt. elternlos vorgefunden. Ein englischer Soldat nimmt sich des kleinen Säugling» an und bringt ihn während eines kurzen Heimaturlaubs mit auf seine Heimatinsel Soay, die unweit der Hebrideninsel Skye liegt. Man ist wiederholt an die Behörden herangetreten, die Eltern des Kindes zu er­mitteln. doch das gelang nicht. 15 Familien wohnen auf der Insel und sie nehmen sich mit gleicher Liebe und Sorgfalt deS Findel­kindes an. Es wächst unter den Altersgefähr- ten heran, und 60 Frauen vertreten Mutter- "eile. Man gab dem Mädchen, das der Sol­dat Janet genannt hatte, den Zunamen Nobody", d. h. .Niemand". Fräulein Nie­mand ist jetzt 21 Jahre alt geworden (ihren genauen Geburtstag kennt man nicht) und will nun heiraten. Die gesamte Bevölkerung von Soay sucht den würdigsten Schwieger- sohn unter der stattlichen Anzahl der Be­werber heraus, aber Fräulein Niemand hat sich dennoch die letzte Entscheidung vorbe- halten.

Telephonieren mit Laut- Zur Zeit ist man fprecher und Mikrophon in Oesterreich

dabei. Vorberei­tungen für die Einführung des Telephonie- rens mit Lautsprecher und Mikrophon zu tresfen. Der Hergang spielt sich dabei derart ab. daß das Mikrophon die Gespräche auf- iängt. während der Lautsprecher die Antwort wiedergibt. Das Verfahren schasst die Mög­lichkeit. daß mehrere Personen gleichzeitig an Sem Gespräch teilnehmeu. Soll die Unterhal­tung auf zwei Personen beschränkt bleiben, Sann wird der Hörer vom Lautsprecher ab- genommen und ans Ohr gelegt. Aus diese Weise kommt der Lautsprecher dann außer Betrieb. Inwieweit das ganze Verfahren später praktisch von größerem Nutzen ist. muh erst die Zukunft erweisen.

Königin will Die Königin von Mohilla. Gehaltszulage einer kleinen Insel im Indi­schen Ozean, forderte von ihren Ministern eineGehaltszulage" von 300 Mark, damit sie und ihr Mann, der zu­gleich König und Polizist der Insel ist, besser leben können. Sie schlug vor. das Geld durch eine neue Briesmarke mit ihrem Bild flüssig zu machen.

Ei« rückficht». Der Geisterglaube beherrscht loser Geist immer noch viele Menschen, die sich lieber den Kopf ab­hacken ließen, als ihren Glauben an die so- genannte Stimme aus dem Jenseits auszu- geben. So berichtet jetzt eine Londoner Zeitung von einer Novelle, die der in die- sem Sommer verstorbene Dichter JameS Barrie aus dem Jenseits diktiert haben soll. Eine Schriftstellerin erschien auf der Schrift- leituug und erzählte eine höchst Phantastische Geschichte über die Entstehung der Novelle. Zwei Tage nach des Dichters Tod sei sie von einer Geisterstimme erwacht, die ihr klar und deutlich die Novelle .Die Seele des Baumes" diktiert habe. Danach sei sie in tiefen Schlaf verfallen, aber der Geist habe sie so lange am Ellbogen gekniffen, bis sie wieder aufstand und die Novelle in Maschi­nenschrift übertrug. Und solch ein Unsinn wird den Londoner Zeitungslesern als ver- briefte Wahrheit aufgetischt, um damit glau. den zu machen, daß der Geist aus dem Jen- seits doch wirklich in der Lage sei. die Ver­bindung mit den irdisch wandelnden Men­schen aufzunehmen...

Ein In der kleinen chilenischen

Regendenkmal Stadt Pirados ist dieser Tage ein großer Granitblock in Tropfenform behauen und als Denkmal aufgestellt worden. Der Stein trägt die In­schrift:Am 25. Dezember 1936 fiel an die- ser Stelle zum erstenmal seit 91 Jahren Regen!" PiradoS liegt in der Niederschlags- ärmsten Gegend der Welt; man hat fesche- stellt, daß selbst in der Sahara häufiger Regen fällt; es ist daher verständlich, daß der Granittropsen als Denkmal das seltene Er­eignis sesthalten mußte.

/ Voo Lottfi4«a lelier

flicht ein Klügelschlag ging durch die Welt, Still und blendend lag der wrtße Schnee. Nicht ein Wölklein hing am Sternenzelt, Keine Welle schlug im starren See.

Aus der Tiefe stieg der Seebaum auf»

Bis sein Wipfel in dem Ei« gefror,- An den Aesten klomm die Ni/ herauf, Schaute durch da» grüne Ei» empor.

Auf dem dünnen Glase stand ich da,

Oas die schwarze Tiefe von mir schied,

Dicht ich unter meinen Küßen sah Ohre weiße Schönheit Glied um Glied.

Mt ersticktem stamm« tastet sie An der harten Decke her und hin,

Ich vergeß das dunkle Antlitz nie Immer, immer liegt es mir im Sinn!

purer« LlirrUerekiekle:

Loe-rs -erste* Aamertui

Skizze von Knud Knudjen

Am späten Nachmittag kam Sven im Ar­beitslager an. Nicht mit dem großen Schub der anderen Studenten. Ganz allein. Die an­deren hatten schon längst ihre Sachen einge­räumt.

Natürlich wurde er von seinem Trupp, dem § er zugeteilt worden war, mit großem Hallo ! empfangen; man führte ihn auf die Stube und !

zeigte ihm sein Bett und seinen Schrank und schaute lachend zu, wie Sven mit mehr oder- weniger Geschick versuchte, alle seine Sachen unterzubringen. Naiürlich ging es aber nicht allzngut, und er war ehrlich froh, als er mir allem fertig war und das Ganze nun noch ein­mal mit einem Blick umfassen konnte, das nun für die nächste Zeit seine engere Heimat sein sollte.

Sven lag neben Karl. Und konnte lange nicht schlafen, alles war so neu und so unge­wohnt.

Dann arbeiteten Sven und Karl in den nächsten Tagen nebeneinander. Sie bekamen je 5 Meter Graben auszuschachten. Das war nicht leicht für einen, der anfängt. Bis 2 Uhr war Zeit. Karl war um 12 Uhr fertig Sven hatte noch nicht die Hälfte . . .

Karl zeigte Sven die Technik. Dann legten sie sich beide noch ins Gras. Sven sah in die neblige Bläue und dachte nach über Karl, der stämmiger und kräftiger als alle und stiller war.

Bei der Urlaubskartenausgabe nach den ersten vier Wochen wurde Karl nicht mit aufgerufen.

Am Tage vorher hatte Sven ihn gefragt, wo er wohnte und wie er führe. Sein Vater hole ihn ab mit dem Wagen. Da hatte er nur mit den Achseln gezuckt.

Meine Eltern sind geschieden . . ., seitdem habe ich kein ZuhauseEr hatte es bei der Arbeit in seinen Graben hinein ge­sagt. wie zu sich selbst. Und hatte weiter­gearbeitet wie ein Wilder.

Karl kam mit in das Haus unter den hohen Kiefern und wohnte über Samstag- Sonntag mit bei Svens Eltern.

Der Vater erzählte aus dem Verlag, und auch von der Druckerei. Und daß er wieder neue Leute einstellen mußte, weil es aus­wärts ginge ...

Du übernimmst dann das Geschäft später?" fragte Karl.

Nun ja, Sven wußte noch nicht er wollte lieber studieren. Das Geschäft war zu nüchtern.

Der Samstag war immer das Schönste für die beiden. So im Vorgefühl des freien

Sonntags. Karl konnte erzählen. Er war aufgelaut. schon am ersten Urlaubswochen- ende. Sven war glücklich. Das machte sicher bei Karl die angenehme Umgebung, vielleicht auch seine Eltern. Sven war stolz. Karl hatte für sich im Arbeitsdienst Englisch ge­lernt. Und Goethe gelesen. Er wollte so gern einmal nach Weimar Straßburg kannte er schon.

Der Verlagsbuchhändler legte seine ^Pfeife j weg und stand auf. Sie gingen zum Strand hinunter.

iWas find Sie eigentlich, Herr Schnei­der?"

! Karl wich aus. ..Oh. ich bin schon lange ! arbeitslos und viel gewandert in Deutsch­land."

Man fragte nicht weiter. Denn man freute sich ja so hier draußen, daß Karl überhaupt kam. Und man glaubte, Karl zu kennen. Er wurde leicht wieder so verschlossen wie anfangs.

Der Sommer verging . . .

Kartz fuhr nun nicht mehr mit auf Urlaub zum Verlagsbuchhändler. An einem Mitt­woch hatte er sich von Sven im Graben ver­abschiedet. Sein letzter Arbeitstag war zu Ende. Am Nachmittaa hatte er schon seinen

Arbeitspaß. Karl hätte gespart und fuhr nach Weimar . . .

Sven stand am Tor und überdachte, ob er Karl nicht noch an jemanden empfehlen könnte. Durch Vaters Beziehungen vielleicht. Aber Karl würde ja so etwas nicht an­nehmen.

Am nächsten Urlaubssonntag zeigten Svens Eltern einen geraden, fehlerlosen Brief, in dem Karl sich für alles, besonders für die Theaterkarte, bedankte. Sven fuhr das erstemal wieder allein zurück ins Lager.

So allein . . .

In Spandau-West, unter dem Trubel der Soldatenurlauber aus Döberitz tras er beim Umsteigen Kameraden. Da wurde die Stim­mung etwas besser. Im Zug fragte er den Schreibstubenbullen" fast zufällig .. .

Was war eigentlich der Karl Schneider?"

Der? Ich glaube Drucker." ,

Ja, Drucker", sagten die anderen.

Hm, der konnte was in seinem Fach", warf Maxe ein.Aber so . . . Betriebsrübc war er nich. Viel zu still. Und Nichtraucher wo jibt's denn ;o was?! . . . Sven zeig' mal 'ne Zigarette her So. Dat iS der rich­tige Windl^-

Die nächsten Wochen trug Even einen festen Vorsatz mit sich herum, der ihn unent­wegt fröhlich stimmte.

Randbemerkungen

Manche Männer besitzen als einzigen Halt nur ihre Hosenträger.

Zwei Arten der Solisten sind nirgends be­liebt. Die einen, die stets ihr eigenes Lob­lied und die anderen, die stets über ihr Unglück singen.

Die neue Frauenmode bringt wieder Kleider, die mit Haken und Oesen aus dem Rücken ge­schlossen werden. - Damit wird in jedem Hause die Beliebtheit des Ehegatten steigen!

Das Känguruh ist eins der seltsamsten Tiere der Natur. Selbst wenn es nichts im Beutel hat, leistet es sich die größten Sprünge!

Die Biene stirbt, wenn sie dich gestochen hat. Aber der Mensch, der Nörgler, wünscht, die Natur hätte sie einen anderen Weg gelehrt, Selbstmord zu begehen!

OopIi-igtü ty Karl Köhler L To.. Berlin-Zehlendorf.

2l (Nochbruck verböte».)

Ach Sie, Sie veruzen mich immer!" sagte sie schmol­lend. drehte aber doch den feinen Kopf ihm zu.

Nein, Erika!" sagte er ernst und warm,ich habe am wenigsten Recht dazu!"

Und dann spielten sie mit Eiser und Ernst und gingen da­nach eifrig plaudernd in den Wegen auf und ab wie zwei gute Kameraden.

Es war fast eine Woche verflossen, als es der Exzellenz ge­lang, seinen männlichen Gast einmal allein zu treffen. Sie waren immer zu dreien gewesen, zu Pferde und zu Fuß. So zierlich die Kleine war. Ausdauer besaß sie. Bettelnd und schmeichelnd, daß er sie mitnehme, hängte sie sich an des Groß­vaters Arm. und er mochte sie nicht sortschicken; aber eine weitere Aussprache mit dem Sohne seines Freundes war dadurch vor einem Tage auf den andern verschoben, und nun nahte das Ende seines Aufenthaltes herbei. Darum ging der alte Herr mit raschen Schritten in den Garten, als er den jungen Mann einsam durch die Wege schlendern sah. Er schob seinen Arm unter den des ganz in Gedanken Verlorenen, der ihn nicht hatte kommen hören und sagte zu dem erstaunt Aufblickenden:

Wolf, deine acht Tage sind zwar übermorgen um, doch ich denke du reitest hinüber und bittest um längeren Urlaub. Ich möchte dir noch manches in Ruhe sagen, auch über deine Zukunft. Ich möchte dir helfen, daß du wieder zu uns gehörst, auch äußer­lich. und womöglich den Weg zum Vaterherzen wiederfindest. Morgen erwarte ich meine Kinder, die zurückkvmmen, um unser Fräulein Sausewind in Ordnung zu bringen. Ich denke, sie nehmen sie gleich mit. und dann kommen ruhige Tage, später, wenn die Jagd eröffnet wird, habe ich wieder Gäste, also du reitest und bittest deinen Alten!" Er blieb stehen und streckte dem jungen Manne die Hand hin.

Wolfgang drückte sie herzlich und dankte mit warmen Wor­ten. Dann ging er, allein gelassen, tiefer in den Park.

Er schleuderte zum Teich, dort wußte er an einer kleinen Bucht unter einer Gruppe schlanker, graziöser Birken eine kleine Bank. Hier hatte er oft mit Erika gesessen und Heiteres und Ernstes mit ihr geplaudert. Hier hatte er empfunden, welch ein reines Frauenherz in dem kleinen Uebermut steckte. Viel buntes, kurioses Zeug, viel liebe, gute Worte hatte sie dort gesprochen. Und inimer heißer war der Wunsch in ihm aufgestiegen, dies lieb­

liche Geschöpf in die Arme zu nehmen und ihr die lieben Worte vom Munde zu küssen. Glücklich der Mann, der dieses reine Kind sein nennen konnte! Durfte er es wagen, seine Hände nach ihr auszustrecken? Der Widerspruch der alten Exzellenz kümmerte ihn nicht so sehr, aber mit sich selbst hielt er ein streng Gericht. So kam er in ernsten Gedanken an den Teich. Die Bank war be­setzt, ein weißes Kleid schimmerte zwischen den Birken. Leise näherte er sich auf dem weichen Grase. Das junge Mädchen saß ganz still, als schliefe sie. den Kopf an einen der Birken­stämme gelehnt. Aber aus den geschlossenen Augen quoll lang­sam eine Träne nach der andern. Wolsgang sah es mit Er­staunen.

Tränen, Erika?" fragte er und nahm ihre kleine braune ! Hand in die seinen.

Sie rührte sich nicht, lächelte nur ein wenig schmerzlich, schlug die blauen Augen auf, sah ihn an träumerisch, sinnend, plötzlich zuckte es wieder um den kleinen Mund, sie richtete sich heftig auf und schluchzte.

Ich bin so schrecklich unglücklich!"

Warum nur?" Er hatte zart den Arm um sie gelegt und strich ihr tröstend über das Haar. Sie ließ ihn einen Augenblick gewähren, dann richtete sie energisch den Kopf auf. schüttelte die schwarzen Locken zurück, trocknete die Tränen mit dem ganz zer­knüllten Taschentuch und sagte heftig:

Morgen kommen die Eltern, und Großvater sagt, sie neh­men mich wieder nach Hause zurück, und ich will nicht, und ich bleibe nicht! Ich lause fort,"

Sie sprang auf und stand mit blitzenden Augen, rot vor > Zorn und Aufregung, vor Wolfgang.

Er nahm ihre beiden Hände und sah sie liebevoll an.

Ruhig Mut, kleine Heide, warum wollen Sie denn nicht zurück?"

Weil es so gräßlich langweilig zu Hause ist, weil ich nicht weiß, was ich den lieben langen Tag anfangen soll, weil ich dieses kleine Klatschnest hasse, weil ich einen Beruf haben will, wie andere, junge Mädchen--"

Kleine Heide, bitte, nun hören Sie einmal zu und beant­worten Sie mir eine Frage: Haben Ihre Eltern Sie lieb?"

In ihre Augen trat ein freudiges Leuchten.

Natürlich!" lächelte sie.

Und glauben Sie. daß diese Eltern, die Sie lieb haben ihr Kind unnütz quälen wollen?"

Sie schob mit der Spitze ihres Fußes die Kiesel, die das Wasser herangespült, hin und her und antwortete nicht gleich.

Unsinn", sagte sie endlich energisch.

Nun also, da werden sie aber doch ihre Gründe gehabt j haben, und ich kann sie mir denken!" Ein fragender Blick traf den Sprecher. Der fuhr fort:Sehen Sie. Erna, Sie Ln- erst achtzehn Jahr«. Sie wissen jetzt selbst noch nicht so recht, was

Sie wollen. Zu studieren, wenn man nicht ganz besondere Be- gabung und Neigung für etwas Bestimmtes hat, ist heutzutage wirklich Unsinn- ja ein Unrecht an anderen, denen man den Platz wegnimmt."

Um ihren Mund zuckte es, sie entzog ihm mit einem Ruck beide Hände und sagte halb schluchzend:

Sie reden wie ein alter Großpapa, und ich dachte, gerade Sie, Wolf, würden mich verstehen. Sie haben sich doch auch nicht zwingen lassen zu tun, was Sie nicht wollten!" Sie wandte sich langsam von ihm ab.

Er sprang auf, trat hinter sie, faßte wieder nach ihrer Hand und bat ernst:

Erika, legen Sie mir das nicht auch noch aus, daß mein schlechter Streich Ihren Trotz bestärkt. Ich habe schon genug an dem Unheil zu tragen, das ich angerichtet habe!"

Sie wandt« den Kopf und sah ihn an. Weichheit. Liebe. Hingebung, alles lag in diesem Blick. Ihre Keine Hand drückte die seine.

Nein, Wolf, ich will brav sein deinetwegen" sprach sie leise.

Er verlor alle Besinnung vor diesem Blick.

Erika!" jubelte er auf, riß sie in seine Arme und küßte sie heiß und leidenschaftlich, und das Mädchen schlang beide Arme um seinen Hals und erwiderte seine Küsse. So standen sie lange, dann zog er sie wieder zur Bank, und nachdem sie aus ihrem Himmel allmählich wieder zur Erde zurückgefunden, sagte er lächelnd:

Das ist eine schöne Geschichte, statt dich zur Vernunft zu bringen, mach' ich selbst einen dummen Streich."

Aber er wurde ernst,Weißt du auch, ob ich deiner wert bin, ob deine Eltern dich mir geben werden?"

Oha, sie müssen!" sagte die kleine Braut bestimmt.Sieh, Wolf, ich werde ihnen sagen, alles will ich tun, meinethalben zu Hause die Wirtschaft lernen, kochen und flicken, aber nur deinet­willen. Und wenn sie nicht wollen, so werde ich solange ein un­ausstehliches Geschöpf, bis sie ja sagen."

Er lächelte.Heide, ich fürchte, bas wirb wenig helfen; ich fürchte, wir werden einen schweren Stand bekommen, sie werden dir allerhand Schlechtes von mir erzählen. Wird d«ine Liebe das aushalten?"

Ja, Wolf", sagte das zierliche Mädchen fest,und wenn sie ! sagen, daß du gestohlen und gemordest hättest, ich Hab' dich lieb und glaube an dich!"

Ich habe gestohlen!" sagte er hart und sah üb« si« hm- weg auf das Wasser.

In dem Kinde war das Weib erwacht, und mit den Augen d»e Weibes sah sie in seinen Zügen die Qual. Sie schlang den Arm um ihn und drückte sich an ihn.

(Fortsetzung folgt.)