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Amtsblatt für die Stadt Nagold und Umgebung
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Die Japaner haben Kanton besetzt
Kampfwagenkolonnen drangen ein
Tokio, 21 Okt. (Oftasiendienst des DNB.) Japanische Kampf- Wagenkolonnen drangen in die Stadt Kanton ein. Tokio ist dnrch de» unerwartet schnellen Erfolg hoch erfrent.
Das japanische Hauptquartier meldet im einzelne», daß eine motorisierte Einheit in schnellstem Bormarsch nördlich der Bahnlinie Kanton -Tschengklung die Augeustadt von Kanton erreichte. Stärkere Kräfte seien im Nachrücke«, so daß die Einnahme der Antzenstadt im Augenblick der Meldung bereits dnrchgesührt wurde.
Rach den letzten in Tokio eingetroffenen Meldungen rechnen militärische Kreise damit, daß die völlige Einnahme Kantons »»mittelbar bevorsteht.
Die anscheinend widerstandslose Preisgabe des wichtigsten politischen und militärischen Zentrums glauben unterrichtete japanische Kreise nur dadurch erklären zu können, daß der Gegner auf die stotztruppartige japanische Aktion im Anschluß an die Landung in der Bias-Bucht nicht vorbereitet war und daher seine Maßnahmen zur Abwehr zu spät getroffen hat.
Alle chinesischen Beamten der Provinzial- und der städtische» Verwaltung von Kanton haben die Stadt verlassen. Vor ihrem Rückzug wurden alle wichtigen Gebäude Kantons zerstört.
Japanische Truppen haben am Freitag «m Mitternacht nach Ortszeit den größten Teil Kantons besetzt. Nachdem am Nachmittag die ersten Panzerwagen die Stadt erreichten, ergossen sich motorisierte Abteilungen in ununterbrochener Folge in die Stadt und dehnten ihre Stellungen innerhalb der Straßen ständig weiter aus. Die noch in der Stadt verbliebene Bevölkerung verhielt sich ruhig. Das Ausländerviertel wurde von deu Japanern nicht in die Aktion einbegriffen.
Japaner 30 Kilometer vor HaaLan
Tokio, 21. Okt. (Ostasiendienst des DNB.) Die japanischen Marinestreitkräfte gelangten am Freitag nachmittag bis etwa 30 Kilometer vor Hankau. Die Kriegsschiffe passierten Hwang- kang, das auf halbem Wege zwischen Kichun und Hankau liegt, und setzten ihre Fahrt stromaufwärts in Richtung Hankau fort.
Tayeh-Eisengrrrben von Japanern besetzt
Kanton vor Hanka»
Tokio, 21. Okt. Nach dem amtlichen Heeresbericht besetzten dir japanischen Truppen an der Hangtse-Front am Donnerstag die Tayeh-Eisengruben. Das Eesamtvorkommen der Tayeh- Grubem an Eisen wird auf 100 Millionen Tonnen geschätzt. Bis 'jetzt wurden jährlich 500 000 Tonnen Eisenerze aus diesen Grube« nach Japan verschickt als Entgelt für etwa 80 Millionen Ae», die von Japan in den Eisengruben von Tayeh investiert .worden find. Nach dem Bericht wird der halboffizielle Konzern der japanischen Eisenwerke in Zukunft die Ausbeutung der Eisen- grube« übernehme».
Am Rordufer des Pangtse wurde Kishui, etwa 17 Kilometer Stromaufwärts von Hwangshihkang, am Freitag durch japanische Truppen genommen. Kishui liegt am Fluß Sishui.
Das kaiserliche Hauptquartier teilt zu den militärischen Bewegungen in Südchina mit, daß die japanischen Truppen, die die chinesischen Stellungen südlich von Tsengscheng eingenommen hatten, am Donnerstag abend noch immer den Feind in west» . licher Richtung vor sich Hertrieben und hierbei bis in die Nähe von Kangpeichu, etwa 32 Kilometer östlich vo» Kanton, gelangten. Begünstigt durch gutes Wetter, gehe die Ausschiffung von Berstärkungstruppeu glatt vonstatte».
Krisgsminister Jtagaki unterrichtet am Freitag in einer Sitzung des Kabinetts die Minister über die Lage an deu Fronten vor Hankau und Kanton. Wie Domei meldet, erklärte er u. ;«., daß die japanischen Truppe« Kauto« «och vor der Einnahme ^Kankaus belebe» «s-b-».
Zerschlagung der Verwaltungsbezirke im Osten der Sowjetunion
Angleichung au die militärischen Verwaltungseinheiten
Moskau, 21. Okt. Die Moskauer Presse veröffentlicht eine Re- Srerungsverordnung, wonach die bisher als „Fernöstlicher Gaubezeichnete Verwaltungseinheit aufgelöst wird. Dieses Gebiet tNnfaßt das gesamte fernöstliche Territorium der Sowjetunion westlich des Oberlaufes der Lena bis zum Stillen Ozean, vo» der mandschurischen Grenze bis zur Beringstraße. Dieser bis« henge Feruostga« wird nun in zwei Gebiete auf- Seteilt, nämlich in ein „Küstengebiet", das begrenzt wird ^n der Küste des Stillen Ozeans, der Mandschurei und der «iuudung des Amur vom Einfluß des Assuris aus. Zentrum oreses Gebietes wird Wladiwostok sein. Das zweite Ge- . t, der „Chabarowsker Bezirk", wird den restlichen und sehr ^el größeren Teil des bisherigen Fernostgaues umfasse«: die Kamschatka, Sachalin, die Amurgebiete, die jüdisch-autonome x^mblik Birobidschan. Hauptstadt dieser Territoriums wird b-habarowsk sein.
Bemerkenswert ist, daß die nunmehr erfolgte Teilung im Fernen Osten derjenigen entspricht, die vor nicht allzu langer Zeit ebenfalls in der Armee dnrchgesührt wurde. Mit dem Fernostgau verschwindet eine lange Zeit als natürlich betrachtete Verwaltungseinheit, die schon im zaristischen Rußland als General gouvernement zusammengefaßt war.
Palästina in SSnöerungsdezirLe eingeieitt
Jerusalem, 21. Okt. Im Verfolg der militärischen Maßnahmen in Jerusalem ernannte der britische Oberkommandierende militärische Bezirkskommandeure für die Bezirke Samaria, Haifa und Galiläa, den Südbezirk und den Bezirk Jordanthal.
In der Jerusalemer Altstadt wurden die Haussuchungen auch am Freitag fortgesetzt. Im Verlauf der Nacht waren mehrfach Schießereien zu hören. Unter den bisherigen Opfern der Engländer in der Altstadt befinden sich vier Frauen.
Mehrere ausländische Zeitungen, darunter zwei libanesische, find auf die Dauer von drei bis sechs Monaten für Palästina verboten worden.
Briefwechsel vo» Branchilsch Heiileni
Anläßlich der Uebergabe der Verwaltung des sudsten- deutschen Gebietes
Berlin, 21. Okt. Der Oberbefehlshaber des Heeres richtete ans Anlaß der Uebergabe der Verwaltung des sudetendeutschen Gebietes andenReichskommissarKonradHenlei» folgendes Schreiben:
Sehr geehrter Herr Neichskommissar! Die Besetzung des sudetendeutschen Gebietes ist nunmehr planmäßig vollendet. Die deutsche Wehrmacht hat Ihre sudetendeutsche Heimat unter den Schutz der deutschen Waffen gestellt. Damit ist der mir vom Führer und Obersten Befehlshaber der Wehrmacht erteilte Auftrag erfüllt. Der Führer hat mich auf meine« Antrag von der Verantwortung für die vorläufige Verwaltung des Sudetenlandes und der Betreuung seiner Bevölkerung mit Wirkung vom 20. Oktober 1938 entbunden. Diese Aufgabe geht demgemäß mit dem Ablauf des 20. Oktobers in Ihre Hände über.
Ich wünsche Ihnen für Ihre verantwortungsvolle Tätigkeit vollen Erfolg und hoffe zuversichtlich, daß Ihre Heimat bald die schweren Folgen fremder Bedrückung überwinden möge.
Bei dieser Gelegenheit ist es mir ein Bedürfnis, Ihnen, sehr geehrter Herr Neichskommissar. und allen sndeteudeutscheu Volks
genossen meinen Dank zu sagen für die herzliche Aufnahme, »te alle Truppen in Ihrer Heimat gefunden habe«. Mein besonderer Dank gilt der Sudetendeutscheu Partei, dem stets einsatzbereiten Freikorps und allen wackeren Männer», di« fich der deutschen Wehrmacht selbstlos zur Verfügung gestellt habe». Ich bin überzeugt, daß unsere vertrauensvolle Zusammenarbeit fich auch künftighin Lewähren wird. Heil dem Führer!
(gez.) von Vrauchitsch, Generaloberst und Oberbefehlshaber des Heeres.
Der Neichskommissar Henlein richtete in Beantwortung de» obigen Briefes an den Oberbefehlshaber des Heeres folgendes Schreiben:
Sehr geehrter Herr Generaloberst? Der Führ« hat die fremde Bedrückung von uns genommen. Unter Ihre» Oberbefehl haben die deutschen Truppen gemäß dem Aufträge des Führers und Reichskanzlers die Befreiung des Sudelendeutschtums und seiner Heimat durchgefiihrt.
Ihre Truppen und Verwaltungsbehörden haben in vorbildlicher Weise und verständnisvoller Zusammenarbeit das S»° detendeutschtum betreut und in das größere Deutschland geleitet.
Mit Ablauf des 20. Oktober 1838 übertragen Sie mir die von Ihnen vorläufig ausgeübte Verwaltung der sudeteudeutscheu Gebiete. Ich habe nunmehr gemäß dem Aufträge des Führers und Reichskanzlers den Sudetengau zu einem starken und vollwertigen Glied des Reiches zu gestalten. Ich bin gewiß, daß mich hierbei das ganze Sudetendeutschaum in alter Treue und Einsatzbereitschaft unterstützen wird. Ihnen, sehr geehrter Herr Generaloberst, Ihren Truppen und Verwaltungsbehörden danke ich nochmals herzlichst für die hohe Einsatzbereitschaft und die große Fürsorge bei der Befreiung unseres Gebietes. Meinem Danl schließt sich das ganze Sudetendentschtum an. Es har diesen Dank nicht zuletzt durch die jubelnde und freudige Aufnahme der Soldaten des Führers bewiesen.
Gleich Ihnen bin ich der festen Ueberzeugung, daß unsere Zusammenarbeit sich auch in Hinkunft stets bewähren wird. Heil Hitler!
(gez.) Konrad Henlein.
Tagesbefehl des Oberbefehlshabers des Heeres
Der Oberbefehlshabers des Heeres, Generaloberst oonBrauch i t s ch, hat anläßlich der Uebergabe der Verwaltung des sudetendeutsche» Gebietes folgenden Tagesbefehl erlaßen:
„Die Aufgabe, die der Oberste Befehlshaber der Wehrmacht dem Heere gestellt hatte, ist mit dem heutigen Tage abgeschlossen.
Ich danke dem Heere für die in den letzten Monaten bewiesene Einsatzbereitschaft, Pflichterfüllung, Haltung und Manneszucht.
Unsere Arbeit gilt weiter dem Führer und Vaterland!"
Zum Rüstungswettlauf der Demokratien
„Europa hat Mißtrauen gegenüber dem demokratischen Rüstungswettlauf"
Rom, 21. Okt. Unter der lleberschrift „Man redet vom Frieden und rüstet weiter" erklärt das halbamtliche „Ewrnale d'Jtalia", der englische Außenminister habe zwar nochmals nach englischem Brauch darauf hingewiesen, daß die Rüstungen Englands nur der Verteidigung dienten und daß ein Ausgleich und eine Zusammenarbeit zwischen totalitären und demokratischen Regimen nicht nur möglich, sondern sogar wünschenswert sei. Man müsse aber feststellen, daß die Erklärungen nicht ganz mit der derzeitige« neuen Lage nbereinstimmten. Man habe die Ansicht äußern hören, daß durch die Münchener Zusammenkunft, indem sie den Frieden gerettet habe, auch den Weg zu einer Politik des Einvernehmens zwischen den europäischen Großmächten geebnet habe. Man frage sich also, weshalb ausgerechnet nach dem Münchener Abkommen London, Paris und Washington die Parole von der Notwendigkeit einer Vervielfältigung ihrer Rüstungen ausgegeben hätten, als ob die drei großen Demokratien zum Gegenschlag ausholen wollten oder sich vo» den totalitäre» Staaten bedroht fühlten, genau in dem Augenblick, wo deren Forderungen erfüllt waren. Solange auf diese Frage keine Antwort erteilt werden könne, sei, wie das halbamtliche Blatt betont, das Mißtrauen Europas gegenüber den wahren Zielen des Rüstungswettlaufes der demokratischen Mächte vollauf berechtigt, um so mehr, als in Frankreich, Großbritannien und den Vereinigten Staaten die Kriegspartei, die sowohl im spanischen wie im tschechoslowakischen Problem eine völlige Niederlage erlitten hätte, keineswegs die Waffe» strecke, soaderu im Gegenteil frecher denn je austrete.
Man könne scststellen. daß München keine Fortsetzung gefunden habe. Gegenüber den aufrichtigen Gesten Mussolinis, die bei Hitler eine so herzliche Zustimmung und Bereitschaft zur Zusammenarbeit gefunden haben, stehe über die Erklärungen der Dankbarkeit hinaus eine klarere außenpolitische Eiustelluug der demokratischen Regierungen noch aus.
Den guten Willen und die Bemühungen Chamberlains könne man anerkennen. Gegenüber einigen widerspruchsvolle» englischen Kundgebungen sei es aber nur möglich, Zurückhaltung walten zu lassen. Bereits habe der englische Premierminister im Unterhaus die Notwendigkeit betont, das englische Rüstungsprogramm mit erneuter Energie in Angriff zu nehmen. Die Organisation einer allgemeinen Dienstbereitschaft beweise, wie „Eiornalc d'Jtalia" abschließend betont, daß zumindest die dem
Rüstungsadkommen, der Abrüstung und der Aussöhnung mit den totalitären Regimen — das heißt Deutschland und Jtalie«, gegen die die Rüstungen der Demokratie gerichtet erschienen — gewidmeten Worte noch nicht durch entspreche«!»« Tate» bestätigt worden seien. ' ^
Hoarer Mrechmmz mit de» Zweifler»
Englands Innenminister über die britische Aufrüstung
London, 21. Ott. Der britische Junenminister SirSamuel Hoare beschäftigte fich am Douuerstag in Llacton-on-Sea in einer Rede mit den deutschen Pressestimmen zur britische» Aufrüstungs-Politik. Wenn Großbritannien, so fragte er, eine neue Friedensepoche beginne, welche Rechtfertigung gebe es dann für größere Anstrengungen auf dem Gebiete der Ausrüstung? Das sei die Frage, die in der deutschen Presse a»f- geworfen worden sei. Er stimme, stellte Hoare fest, mit dem Führer überein, wenn er sage, daß ei« starker Staat jederzeit bereit sein könne, eine Politik der Verständigung mit de» «mgebendeu Staaten zu verfolgen. Das britische Interesse bestehe im Frieden, und die britische Stärke werde sicher in die Waagschale des Friedens geworfen werden. Keine dem Frieden zuneigende Ratton brauche die britischen Waffen z« furcht«.
Sir Samuel Hoare erklärte dann weiter, er teile nicht die pessimistische» Ansichten, die einige Leute über dir Münch« - nerVereinbarnng hätten. Wenn er diese AnsiO teile, so sagte er, würde er zu der lleberzeugung gezwungen fei«, daß England ein« Präventivkrieg gegen die Diktatoren kämpfen »üsse. Die Blätter der Geschichte feie» aber mit deu Fehlschlägen, den Verderblichkeiten und deu Katastrophen der Präventivkriege gefüllt. Hoare verlas hierauf noch einmal die Münchener deutsch-englische Erklärung und stellte dann fest, er sei ebenso überzeugt, daß es ohne freundschaftliche Beziehungen zwischen England nnd Dentschland keine« dauerhaft« Frieden in der Weit gebe« könne. Aber er gehe noch weiter und sage, daß er aus eigener Erfahrung diese Ansicht bestätigen könne. Im Juni ASS habe er das englisch-deutsche Flotteu abkom-