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Nagolder TagblattDer Gesellschafter*

Donnerstag, den 29. Oktober 1938

Außenhandel im September Im September sind die Außenhandelsumsätze in Ein- und üiiskuhr leicht gesunken. Im Außenhandel Erotzdeutschlands be- jmg die Einfuhr 492,7 Mill. RM.. die Ausfuhr 441,8 Mill. M. Gegenüber dem Vormonat ist die Einfuhr um 16,9 Mill. W., die Ausfuhr um 3,2 Mill. RM. zurückgegangen. Die Han­delsbilanz Erotzdeutschlands schließt mit einem Einfuhrüberschuß von 50,8 Mill. RM. gegen 64,5 Mill RM. im August ab.

Die Einfuhr des Altreichs ging von 457,0 Mill. RM. im August auf 450,1 Mill. RM. im September zurück. Die Abnahme (minus 1,5 v. H.) war somit geringer als bei der Einfuhr Groß- deutschlands (minus 3,3 v. H.); sie beruht überdies nur auf ei- Rückgang des Einfuhrdurchschnittswerts, das Einfuhrvolu­men war gegenüber dem August kaum verändert. Die Aus­fuhr des Altreichs war mit 415,9 Mill. RM. im September vm 3,4 Mill. RM., d. h. nicht ganz 1 v H. geringer als im Au- Mst. Ebenso wie bei der Einfuhr beruht die Verminderung aus­schließlich auf einer Senkung des Durchschnittswerts. Die Han­delsbilanz des Altreichs schließt im September mit einem Tin- suhriiberschuß von 34,2 Mill. RM. gegenüber 37,6 Mill. RM. im Vormonat ab.

Boric»

Berliner Börse vom 18. Oktober. Die Börse verlief bei kleinem Geschäft in freundlicher, zum Teil etwas festerer Haltung. Des Geldmarkt war unverändert. Tägl. Erld 2,63 -2,87. Das Einzah- limgsgeichast auf die Anleihe nimmt seinen Fortgang; man glaubt vielfach, daß wiederum eine Aufstockung der Anleihe viel­leicht aus 1,8 Milliarden stattfinden wird.

Stuttgarter Börse vom 18. Oktober. Gegenüber gestern zeigte äch die Börse eher wieder geschäftsunlustiger. Die Tendenz war bei uneinheitlicher Kursgestaltung jedoch behauptet. Am Ak­tienmarkt waren Ncckarwerke bis 2 höher (109,5110,5) gesucht. Nasch. Weingarten hatten zu 112 (plus 1) guten Umsatz. Zu 1 l,Heren Kursen gingen kleine Beträge in Wolldecken Weilder- stadt (110) und MWF. (152) um. Daimler nur zu minus 1 (135). auch Zement Heidelberg (159,5) und 2G. Farben l^-50,5 bis 151) etwas niedriger gefragt.

Schlachtungen in Württemberg im 2. Vierteljahr 1938. Im 2. Vierteljahr 1938 sind in Württemberg, den Mitteilungen des Wiirtt. Statistischen Landesamts zufolge, 15 655 Bullen und Ochsen, 36 710 Kühe und Jungrinder und 68 984 Kälber, zusam­men 121 379 Stück Rindvieh geschlachtet worden, ferner 182 592 Schweine, 4475 Schafe, 7495 Ziegen und schließlich 313 Pferde. Aus diesen Schlachtungen ist eine Fleischmenge von insgesamt 373114 Doppelzentner gewonnen worden. Hiervon sind 192 452 Doppelzentner oder 51,2 v. H. aus den Schweineschlachtungcn und 180 591 Doppelzentner oder 48,0 v. H. aus Schlachtungen von Rindvieh angefallen, während die Schlachtungen von Scha­ss», Ziegen und Pferden nur die im Verhältnis unbedeutende Menge von 3071 Doppelzentner (gleich 0,8 v. H.) ergeben haben, öm Vergleich zum 2 Vierteljahr von 1937 ist eine ganz erheb­liche Zunahme der Schlachtungen zu verzeichnen Der Fleischan- iall war im Berichtsvierteljahr um 54 196 Doppelzentner oder um fast 17 v. H. höher als im 2. Vierteljahr 1937. Von dieser Zunahme kommen 30178 Doppelzentner auf Schweinefleisch und 33358 Doppelzentner auf Rind- und Kalbfleisch.

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Die Kantonbahn erreicht

Die japanischen Truppen haben beim Vormarsch auf Kanton beträchtliche Erfolge erzielt. So erreichten bei Namptau gelan­dete Truppen bereits die wichtige Eisenbahn zwischen Hongkong und Kanton, die bisher zur Versorgunq des chinesischen Heeres mit Waffen und Munition sowie mit Nachschub diente. Auch die i von der Biasbucht vordringenden Japaner haben bereits Erfolge erzielt. Die chinesischen regulären Truppen, die die bisher hier stationierten Polizeitruppen ersetzen sollten, sind dagegen noch im Vormarsch begriffen. (Scherl Bilderdienst-M.)

Reichsbank in der zweiten Oktoberwoche

Der Ausweis der Reichsbank vom 15. Oktober 1938 ist durch einen günstigen Fortgang der schon in der Vorwoche sehr starken Entlastung gekennzeichnet. Der weitere Rückgang der gesamten Kapitalanlage um 350,7 auf 7853.9 Mill. RM. entspricht einem Abbau der Ultimospitze tu der ersten Monatshälfte um 73,7 Pro­zent, wovon auf die Berichtswoche allein 21.3 Prozent entfallen. Der Eesamtumlauf an Zahlungsmitteln stellre sich am Ende der Berichtswoche auf 9266 Mill. RM gegen 9648 Mill. RM. in der Vorwoche. 8708 Mill. RM. im gleichen Zeitpunkt des Vormo­nats und 6821 Mill. RM. zum entsprechenden Dorsal,restermin. Die Bestände an Geld und deckungsfähigen Devisen sind um 0,2 auf rund 76,6 Mill. RM. erhöht, wobei die Goldbestände mit 70,8 Mill. RM. unverändert erscheinen, sodaß der kleine Zugang mit 5.9 Mill. RM. auf die ausgewiesenen Devisenvorräte ent­fällt.

Braustosfoerbrauch und Bierausstoß i« Württemberg. In dem zum Brauwirtschaftsgebiet Süd gehörenden Oberfinanzbezirk Württemberg betrug im Rechnungsjahr 1937/38 der Bieraus­stoß insgesamt 2 421090 Hektoliter, das sind 7,2 v. H. mehr als im Rechnungsjahr zuvor. Von der Biermenge waren 2000 Hek- ! toliter Einfach- und Schankbier und 1000 Hektoliter Starkbier,

! die gesamte übrige Menge Vollbier. Der württembergische Bier­ausstoß macht damit 5,6 v. H. des gesamten Bierausstoßes aus- Zu der Bierbereitung wurden 42170 Tonnen Malz und 11 Ton- j nen Farbebier verwendet.

Getreide

Amtlicher Eroßmartt für Getreide und Futtermittel Stuttgart vom 18. Ott. Preisbericht: Die Marktlage hat sich in der Be­richtswoche wenig verändert. In Brotgetreide sind die Umsatz- gering, da die Mühlen ihre Pflichtlagermengen größtenteils ein­gelagert haben. Brau- und Jndustriegerste ist nur noch m be­schränktem Umfange zur späteren Lieferung unterzubringen. Für Futtergerste und Futterhafer besteht laufend Absatz. Das Mehl­geschäft ist ausgeglichen, während in Mühlennachprodukten der Anfall nur schwer abzusetzen ist. Die Preise find unverändert zum 11. Oktober 1938.

Kleine Nachrichten

Wissen Sie das?

ZdR. Die beüautb landwirtschaftliche Nutzfläche der sudeten­deutschen Gebiete beträgt etwa 60 v. H. der Gesamtfläche. Et­was mehr als die Hälfte davon ist Ackerland, ein Fünftel bis ein Viertel Wiesen und Weiden und etwa ein Drittel Wald. Für den Kartoffelanbau ist das Ackerland im allgemeinen wenig geeignet; der durchschnittliche Roggeoertrag beträgt 20 Doppel­zentner je Hektar.

Hitzewelle über Neuyork. Ein seit einer Woche über den Atlantik-Ländern lagerndes Hochdruckgebiet verursachte am Montag in Neuyork die für diese Jahreszeit ungewöhnlich hohe Temperatur von 31 Grad Celsius. Hunderttausend« von Menschen juchten am Strand Kühlung vor der autzer- »rdentlichen Wärme. .

Trauriger Tod eines Kindes. Beim Spiel nn Garten des -Brüchen Grundstücks siel der zweijährige Wolfgang Fi- sckp-r in Hohenschönhausen bei Berlin in einen Vlechkubel, in dem Regenwasser aufgesangen wird. Obwohl das Wasser in dem Behälter nur 20 Zentimeter hoch stand, konnte sich der Kleine, der mit dem Kopf nach unten lag, nicht be- ireien. Wiederbelebungsversuche hatten keinen Erfolg mehr.

Nie Ksimkehv aus de« Sevieu

auch sie ist ein Borgang, der beachtet und gepflegt werden muß, wenn die Ferienreise als eine angenehme, wohltuende Unterbrechung unseres Alltagslebens uns zugleich darauf vor­bereiten soll, das alte Leben mit neuer Kraft wieder aufzu­nehmen. Jedem wird das leicht sein, der aus den Ferien etwas mit herübernimmt, was ihm draußen zur lieben Gewohnheit ge­worden ist - die regelmäßige Lektüre der Fliegenden Blätter! Man findet sich in Wort und Bild sehr oft mit all seinen Schwä­chen verewigt und stellt mit Schmunzeln fest, daß man sich sehr wohl selbst zum Besten halten kann, um damit zu den Aller­besten zu zählen.

Bogohl

('mnchensr Kriminalroman von Hans Klingenstein Urbeberrechtsschutz durch Verlagsanstalt Mauz. Regensburg. 21. Fortsetzung. Nachdruck verboten.

Als Spannagel wieder zu sich kam, sah er auf dem Trep­penabsatz, Betty hielt weinend seinen Kopf an ihrem Bu­sen, und die alte Dame nahte mit einer Waschschüssel, um ihm das Blut abzuwaschen, das reichlich seiner Nase ent­strömte. Schnell ritz er sich los und stürzte die Treppe hinun­ter. Hier war niemand mehr zu sehen. Nur ein kleiner Junge rollerte vor der Haustüre.

Ist hier jemand rausgegangen?"

>Ja, grad vorhin ein Herr!"

Und wo ist er hin?"

Da oben zur Josefskirche; er kann aber auch da hin­unter nach Oberwiesenfeld sein."

Spannagel schaute sich um, jede Verfolgung war hoff­nungslos. Dann kehrte er langsam wieder zurück zu den beiden Frauen, die Hilfslos da standen.

Mein Gott, mein Gott, wer war denn das Scheusal?" fragte Betty.

Das werd ich Dir nachher erzählen."

Ja, gibt's denn das auch?" jammerte die Frau,so was, so was! Das war ja mein Mieter, der Herr Mayer. Er war vier Tage fort und als er jetzt wieder kam, Hab ich ihn auf den ersten Blick nicht gekannt, weil ihm das Bärt­chen fehlte."

So, das war der Mayer? Wissen Sie auch, daß wir ihn suchen?"

Ja", klärte Betty auf,mein Bräutigam, der Poldi, ist nämlich von der Kriminal-Polizei."

Jesses nein, ich denk mich trifft der Schlag!" murmelte die Frau.Und er war doch so ein ruhiger Herr, so ein solider Herr, so ein gesetzter Herr! Was hat er denn getan?"

Aber Poldi war schon in die Wohnung eingedrungen. Mo ist sein Zimmer?" Doch er besann sich. Vielleicht war

es bester, einen Durchsuchungsbefehl zu holen. Ueberhaupt, wozu war denn der Nenner da?

Betty, ich muß telephonieren. Geht das bei Dir?"

Sicher. Komm nur!" Endlich waren sie einige Mi­nuten allein zu zweien.

Er rief Renner an. der sofort zu kommen versprach. Und dann in der Pause ging es an ein Erzählen. Betty schlug ein ums andere Mal die Hände über dem Kopf zusammen, und bei jeder Linkskurve, von der Poldi erzählte, klam­merte sie sich an ihn, und bei jedem Luping verlor sie das Gleichgewicht, so daß er sie in seine Arme nehmen und fest- halten mußte. Als er aber von dem letzten Feindflug des Rünzi und Riedl sprach, rollten ihr die blanken Tränen über die Backen. Den Vogohl jedoch, den hätte sie natürlich höchst eigenhändig erwürgen können. Der Inspektor Renner kam etwas zu früh. Immerhin war Bettys erste Neu­gierde gestillt.

Die beiden Beamten durchsuchten das möblierte Zim­mer, in dem Mayer-Vogohl gehaust hatte. Es war nett und freundlich eingerichtet und hatte sogar einen gewichtigen Diplomatenschreibtisch. Schreibmaschine und einige Stöße Papier, auch vorgedruckte Briefkuverts, zeigten, daß Mayer- Bogohl Mitarbeiter verschiedener Zeitungen war. Er re­ferierte über das Flugwesen. Auch einige Magazine waren da, die kleine Skizzen und Kriminalnovellen von ihm hat­ten. Er schien ziemlich einsam zu Hausen, denn nichts ließ auf einen geselligen Verkehr schließen; höchstens einige Theater-Programme und einige Kino-Billette. Seine Gar­derobe ließ darauf schließen, daß er kein übermäßig feiner, aber doch gut angezogener Kavalier war.

Ich freß einen Besen", rief Renner,der Mann hat schon vor einigen Tagen alles ausgeräumt, was ihn bela­sten könnte!" Und Spannagel, der eben den Ofen durch­suchte, mußte ihm recht geben. Hier war vor einigen Tagen ein kleines Feuerwerk abgebrannt worden. Es fand sich Pa­pierasche in großer Menge. Mit einer Taschenlampe suchte Epannagel im Ofenloch herum und schließlich fand er zwei halbverkohlte Stücke. Das eine war ein Briefumschlag mit dem Stempel aus Buenos Aires. Der Absender war leider

nicht mehr zu entziffern. Das andere war eine halbver­kohlte Visitenkarte. Spannagel las:

Rudi Mayer, Privat-Detektiv.

Spannagel reichte sie wortlos dem Inspektor Renner hin. Der las es auch, beide schauten sich an und brachen in ein schallendes Gelächter aus.

Aha, des Rätsels Lösung! Ein Kollege von der anderen Fakultät." ^

IX.

Die Spur Bogohls ließ sich zwar eindeutig feststellen von dem Augenblick an, als er mit dem letzten Dampfer von Rorschach kommend in Lindau zwei Uhr nachts in den D-Zug gestiegen wat, um in der Früh in München zu lan­den. Er nahm sein Frühstück im Bahnhof-Restaurant II. Klasse und gab reichlich Trinkgeld. Renner konnre sogar noch die Taxe feststellen, die ihn vom Bahnhof in die Agnes­straße gebracht hatte. Wo er sich aber nach dem dort statt­gefundenen unerwarteten Boxkampf mit Spannagel hin­begeben, blieb verborgen. Man war sich klar darüber, daß er sich in München vor den Augen der Polizei nicht tagelang verbergen konnte, wenn es ihm nicht etwa einfiel, irgendwo im Land zu verschwinden.

Taktik ändern, Bogohl laufen lasten!" riet darum der Chef.Es wird sich bald zeigen, für wen er arbeitet. Kon­zentration des Angriffs auf Cora. Wichtiger ist Lora."

Am meisten ärgerte sich Aumüller, als er erfuhr, daß Mayer-Bogohl keineswegs ein Verbrecher, sondern im Ge­genteil ein Schrecken der Verbrecher, ein Detektiv sei. Er haßte die Detektive zeitlebens und verachtete sie. Sie brach­ten nur Unordnung in sein System. Außerdem riet ihm der Chef, seinen Steckbrief aus Bogohl wieder zurückzuziehen. Er tat es, schmiß ihn aber keineswegs in den Papierkorb, sondern legte ihn vorsichtig in einen seiner verstaubte« Ak­tendeckel.Wer weiß, ob wir ihn nicht später wieder brauchen?"

Mortsetzung folgt.)

Nackte Lampen sind ein Greuel für die Augen- darum sollten an allen Arbeits­plätzen ähnliche Leuchten, wie rechts abgebildet, verwendet werden. Das Licht muß auf die Arbeitsfläche gelenkt werden, dann werden die Augen ge­schont. In die Arbeitsplatz-Leuchte gehört eine 60 -Watt-W-Lampe. Verlangen Sie beim Elektrolicht-Fachmann Vat und Auskunft und die innenmattierten