Nr. 225

Dienstag, äen 27. September 1938

112. Jahrgang

er GeseUIcliakter

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Die Sudetendeutfchen werden frei!

Der Führer an Deutschland und die Welt

^rontso/elsk SSAS/r Osssrtsur

In fieberhafter Spannung erwarteten die Millionen deutscher Männer und Frauen den Abend des 26. September, jenen Tag, i der eingehen wird in die Geschichte unserer s Nation. In spontaner Einmütig- ! keit scharte sich unser Volk um den Mann, der vom Forum des Berliner Sportpalastes zu ihm sprach. Und die Worte, die durch den Aether in die deutschen Gaue hinausdrangen, sie gaben dem Gefühl Ausdruck, das seit Tagen uns alle ties bewegt. Die Welt soll es deshalb wissen, was Adolf Hitler gestern abend verkündete, ist auch der feste, uner­schütterliche Wille des neuerstandenen Groß- deutschen Reiches. Hinter seinem Worte steht keine in unzählige Parteien zerspaltete Nation, sondern ein Volk, das sich unter größten Opsern seine Ehre und seine Frei- heit wieder erkämpfte.

Dieses deutsche Volk ist sehend und wissend geworden. Seine Führer haben es gelehrt, die dunklen Hintergründe einer internationalen freimaurerischen Geheim­diplomatie zu erkennen. Was Herr Benesch in diesen schicksalhaften Tagen der Welt­öffentlichkeit bietet, ist ein Musterstück dieser demokratischen Taschenspielerkunststücke, die mit Wahrheit und Ehrenhaftigkeit nichts mehr zu tun haben. Was weiter in den Hauptstädten der westlichen Demokratien neben den sicherlich ernsthaften Friedens­bemühungen der Offiziellen deren Völ­kern geboten wird, atmet denselben Geist der Unduldsamkeit. Wie vor der Katastrophe von 1914 umgarnen heute wieder die gleichen unseligen Kriegs- Hetzer unsere Nachbarn im Westen.

Deshalb mußte Adolf Hitler nochein. mal in aller Klarheit und Deutlichkeit den Rechtsanspruch der deutschen Forderungen verkünden. Mit dem Höchstmaß aller Duldsamkeit hat Deutschland das frevelhafte Spiel des Herrn Benesch bis zur Stunde mitangesehen. Hun­derte ermordete Volksgenossen aus den Su- ! deten, hunderttausende heimatloser Flücht­linge, ein Unmaß von Jammer und Elend, klagen ein lügenhaftes System und seinen Repräsentanten, Eduard Benesch, an.. Dieses zwanzigjährige Unrecht endlich auszutilgen, hat die englische Regierung, unterstützt von Paris, den Prager Verantwortlichen das deutsche Memorandum über­reicht. Wir wissen, mit welch frevelhaftem Uebermut Prag diese letzte deutsche Auffor­derung bis zur Stunde mißachtet.

In tiefster Bewegung verkündete nun ge­stern der Führer, daß mit Ablauf der letzten Frist am 1. Oktober, Deutschland sein Recht selb st einlösen wird. Der große Lügner aus Prag wird endlich zur Einhal­tung seiner Verpflichtungen gezwungen wer­den. Wir sagen dies ohne Ueberheblichkeit:

Der Führer hat seinem Volke wieder die Ehre und die Waffen gegeben. Niemand ist friedliebender als der Deutsche. Aber wenn der Friede unseres Volkes durch den Prager Kriegshetzer dauernd gefährdet bleibt, wird unser Volk in noch nie erlebter Ein­mütigkeit und Geschlossenheit für seine Ehre eintreten. Die Zeiten sind end­gültig vorbei, in denen -U/r Millionen Deutsche zum Freiwild eines wortbrüchi­gen Gewalthabers Werden.

Mögen alle, die es anging, aus der brau­senden, spontanen Zustimmung die aus dem Sportpalast erklang und die millio­nenfaches Echo in allen deutschen Lan­den fand, erkennen, daß alle Deutschen, Mann für Mann und Frau für Frau, zu Adolf Hit­ler und seinem Entschluß stehen. i

Die rleutsivlieii VorsvIrlSg«

Berlin, 26. September. Das in Godesberg am 23. September dem englischen Mini­sterpräsidenten Chamberlain zur Weitergabe an die tschechische Regierung übergebene Me­morandum hat folgenden Wortlaut:

Die von Stunde zu Stunde sich mehrenden Nachrichten über Zwischenfalle im Sudeten­lande beweisen, daß die Lage für das Sudetendeutschtum völlig unerträglich und damit zu einer Gefahr für den europäischen Frieden geworden ist. Es ist daher unerläßlich, daß die von der tschecho-slowakischen Regierung anerkannte Abtrennung des Sude­tenlandes nunmehr ohne jede Verzögerung erfolgt.

Auf beiliegender Karte (Karte wird von der Delegation mitgebracht) ist das abzutren­nende sudetendeutsche Gebiet rot schraffiert. Die Gebiete, in denen über die zu besetzen­den Gebiete hinaus ebenfalls noch abgestimmt werden mutz, sind grün schraffiert ein­gezeichnet. Die endgültigeGrenzziehung muß dem Willen der Betroffenen ent­sprechen. Um diesen Willen festzustellen, ist eine gewisse Zeit zur Vorbereitung der Wahl erforderlich, während der Unruhen unter allen Umständen verhindert werden müssen. Es muß eine paritätische Situation geschaffen werden.

Das in der anliegenden Karte bezeichnete deutscheGebiet wird vondeutschen Truppen besetzt ohne Rücksicht darauf, ob sich bei der Volksabstimmung vielleicht in diesem oder jenem Teil des Gebietes eine tschechische Mehrheit herausstellt. Andererseits ist das strittige Gebiet von tschechischen Truppen besetzt ohne Rücksicht darauf, daß innerhalb dieses Gebietes große deutsche Sprachinseln liegen, die bei der Volksabstimmung sich ohn, Zweifel in der Mehrheit zum deutschen Volkstum bekennen werden.

Zur sofortigen und endgültigen Bereinigung des sudetendeutschen Problems werde» daher nunmehr von der deutschen Regierung folgende Vorschläge gemacht:

1. Zurückziehung der gesamten tschechischen Wehrmacht, der Poli­zei, der Gendarmerie, der Zollbeamten und der Grenzer aus dem auf der übergebenen Karte bezeichneten Räumungsgebiet, das am 1. Oktober an Deutschland übergeben wird.

2. Das geräumteGcbiet ist indem derzeitigen Zu st and zu über­geben (siehe nähere Anlage). Die deutsche Regierung ist damit einverstanden, daß zur Regelung der Einzelheiten, der Modalitäten der Räumung ein mit Vollmachten ausge­statteter Vertreter der tschechischen Regierung oder des tschechischen Heeres zum deutschen Oberkommando der Wehrmacht tritt

3. Die tschechische Regierung entlätztsofortallesudetendeutschenWehr- machts- und Polizeiangehörigen auf dem gesamten tschechischen Staatsgebiet in ihre Heimat.

4. Die tschechische Regierung entläßt alle wegen politischer Vergehen inhaftierten deutsch stämmigen Gefangenen.

5. Die deutsche Negierung ist einverstanden, in den näher zu bezeichnenden Gebieten bis späte st ens 25. November eine Volksabstimmung stattfinden zu las­sen. Die aus dieser Abstimmung sich ergebenden Korrekturen der neuen Grenze werden durch eine deutsch-tschechische r r eine internationale Kommission bestimmt. Die Ab­stimmung selbst findet unter der Kontrolle einer internationalen Kommission statt. Ab­stimmungsberechtigt sind alle in den in Frage kommenden Gebieten am 28. Oktober 1918 wohnhaften oder bis zum 28. Oktober 1918 dort geborenen Personen. Als Ausdruck deS Wunsches der Zugehörigkeit der Bevölkerung zum Deutschen Reich oder zum tschechischen Staat gilt die einfache Mehrheit aller männlichen und weibliche» Abstimmungsberechtig­ten. Zur Abstimmung wird aus den näher zu bezeichnenden Gebieten auf beiden Seiten das Militär zurückgezogen. Zeitpunkt und Dauer bestimmen die deutsche und tschechische Regierung gemeinsam.

6. Zur Regelung aller weiteren Einzelheiten schlägt die deutsche Regierung die Bildung einer autorisierten deutsch-tschechischen Kommission vor.

Die Nebergabe des geräumten sudetendeutschen Gebietes hat zu er­folgen ohne jede Zerstörung oder Unbrauchbarmachung von militärischen, wirt­schaftlichen und Verkehrsanlagen, dazu gehören desgleichen die Bodenorganisation des Flugwesens, ebenso alle Funkanlagen. Das in den bezeichneten Gebieten befindliche Wirt­schaftliche und Verkehrs-Material, insbesondere das rollende Material des Eisenbahn­netzes, sind unbeschädigt zu übergeben. Das gleiche gilt für alle Versorgungsmittel (Gas­anstalten, Kraftwerke ufw.). Endlich ist jeder Abtransport von Lebensmitteln, Gütern, Vieh, Rohstoffen usw. zu unterlassen.

In feiner Schicksalsstunde steht das deutsche Volk nicht mehr allein. Die große i t a li en is ch e Nat io n mit ihrem Duce ist an unsere Seite getreten. Und noch viele andere Völker wißen um den gerechten Kampf, den Deutschland heute gegen die Beneschsche Spitzfindigkeit und Lügereien führt. Wir sehen in stolzer Zuversicht in die Zukunft, eine große Stunde wird ein hartes und entschlossenes Geschlecht finden. Herr Benesch, der Deserteur des Welt­krieges, der jetzt wiederum ein rettendes Flugzeug bereitstehen hat, mag wäh­len, ehe er sein Volk im Elend verkommen läßt. Uaur OLiui

(Den Bericht über die große Volkskund- gebung im Berliner Sportpalast mit der Rede des Führers veröffentlichen wir im Innern des Blattes.)

Botschaft Ehamberlains aa den Fiitmr

Mit Zustimmung der französischen Minister

London, 26. September. Ministerpräsi­dent Chamberlain hat Montag morgen eine persönliche Mitteilung an den Führer gerichtet, die Sir Horace Wilson um 17 Uhr dem Führer und Reichskanzler in Berlin überreichte.

Von Downingstreet wurde eine arnMche Mitteilung ausgegeben, die wie folgt kantet: Der Ministerpräsident hatte am Montag­morgen weitere Beratungen mit den stmn- zösischcn Ministern. Der Ministerpräsident hat sich m i t v o l l e r Z u st i m m u n g d e r französischen Minister entschlossen, eine persönliche Mitteilung an den deutschen Kanzler zu richten, und Sir Horace Wilson ist heute morgen zu diesem Zweck nach Ber­lin abgereist."

Sie Londoner Besprechungen beendet

Auch General Gamelin zugezogcn

London, 26. September. Nach einer vor­bereitenden Besprechung zwischen dem Mi- nisterpräsidenten Chamberlain. Lord Halifax und Sir John Simon wurden am Montagvormittag 10.30 Uhr die Bespre­chungen mit dem französischen Ministerprä- sidenten Daladier und dem Außenmini, ster Bonnet fortgesetzt; an den Beratungen nahm auch der kurz vorher im Flugzeug in Croydon eingetrosfene Oberkommandierende der französischen Armee, General Ga me­ll i n, teil. Nachmittags 3.15 Uhr kehrten Mi­nisterpräsident Daladier und Außenminister Bonnet nach Paris zurück. Daladier lehnte es ab, irgendeine Auskunft über seine Lon­doner Besprechungen zu geben. General Ga- melin verließ um 18 Uhr London. Am Vor­mittag empfing Dominionminister Malcolm Macdonald den südafrikanischen Ober- kommisfar Te Water und den australischen Oberkommissar S. M. Bruce. Es wird be­tont, daß die Dominions seit Beginn der Krise in eng st er Fühlung mit der bri­tischen Regierung gestanden haben.

Chamberlain morgen vor dem Unterhaus

Der Sprecher des Unterhauses und der Wortführer des Oberhauses haben am Mon- tag bekanntgegeben, daß beide Abge­ordnetenhäuser am Mittwoch um 2.45 Uhr nachmittags zu einer Sonder­sitzung zusammentreten werden. Minister­präsident Chamberlain wird dem Un­terhaus einen ausführlichen Bericht über die außenpolitische Lage und vor allem nähere Einzelheiten über seine beiden Besuche beim Führer und andere politische Entwicklungen geben