Nr. 2! 8

l i2. Jahrgang

Montag, äen 19. September 1938

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Mussolini fordert sofortige klare Lösung

Pravo Lido":Wir sind stark genug, um ganz Europa in einen Krieg hineinzuziehen" Blutbad unter den Sudetendeutschen geplant: Sperrung der Grenzen und Außerkraftsetzung der Verfassung. Sudetendeutsches Freikorps mit vorläufig 4000V Mann. 84000 Flüchtlinge bereits

den Mordbanditen entronnen.

Mg entlarvt sich

Brutale Drohung an die Weltöffentlichkeit

Prag, 18. September. Die Betrachtungen der tschechischen Presse zur augenblicklichen Situa­tion sind außergewöhnlich entschlossen und selbstsicher. Durchweg erfahren die Pläne zur Lösung der sudetendeutschen Frage durch eine Volksabstimmung oder durch eine Abtrennung der deutschen Gebiete eine scharfe Ablehnung. DasPravo Lidu" schreibt:Es gibt in den westlichen Demokratien Leute, die glauben, daß sie hier in den deutschen Gebieten eine Volksabstimmung zulassen könnten. Sie wissen allerdings auch, daß die tschecho-slowackische Armee dieses Gebiet nie freiwillig verlassen würde und versuchen daher vorzuschlagen, es möge in das sudetendeutsche Gebiet eine inter­nationale Polizei entsandt werden. Jeder weiß aber, was das bedeuten würLe: den Anschluß an das Deutsche Reich, ein verstümmeltes Böh­men und früher oder später einen Krieg und das Ende der tschecho-slowakischen Selbständig­keit.

Wir lassen aber keine internationale Polizei

j in die Republik. Wir gestatten keinen Anschluß i und keine Volksabstimmung. Darüber werden wir weder verhandeln noch überhaupt daran denken. Und wenn wir unerschütterlich hinter unseren Grenzen stehen und auf unserem Recht beharre« werden, wird uns die ganze Welt» fen. Vielleicht sind wir nicht stark gemrg, Deutschland z« schlagen, aber wir find stark ge­nug, um ganz Europa in einen Krieg hrrreirrz«- zkhen."

*>

Mit diesem Bekenntnis läßt die Tschec^p- Slowakei die Maske fallen. Es wird jetzt offenzugegeben, daß man eS darauf ab­gesehen hat, einen allgemeinen europäische« Konflikt heraufzubeschwören und skrupellos Europa in Brand zu stecken. Diese öffentliche Feststellung des Willens,ganz Europa in einen Krieg hineinzuziehe»', muß gerade in dem Augenblick, in dem alle Staatsmänner be­müht sind, die Lösung der unhaltbar gewor­denen Lage in der Tschecho-Slowakei zur Er­haltung des Friedens auf dem einzig möglichen Wege zu suchen, wie eine Brandfackel wirken.

Italien hat seinen Platz gewählt

Mussolini rechnet in einer großen Rede in Triest mit dem Mosaikstaat Tschechei ab und fordert Volksabstimmungen für alle Volksgruppen

-Triest, 18. September. Mussolini in Triest! Ein Tag von strahlendstem Glanze, von hellstem Sonnenschein, ein Tag voll von überschwenglichem Jubel des Volkes empfing Mussolini bei seinem großen Staatsbesuch in Triest. Schon in den frühesten Morgenstunden schob sich eine ungeheure Menschenmenge durch die mit Fahnen und Standarten, mit Prunk­teppichen und Spruchbändern reich geschmückten Stadt. Alles drängt demPlatz der Einigkeit" zu, dem großen Versammlungsplatz, wo zwi­schen zwei mächtigen Pylonen die hohe Redner­tribüne in Form einer Schiffskommandobrücke aufgebaut ist, von welcher Mussolini seine große Rede halten wird. Die 5V Mann starke Ab­ordnung der Triester deutschen National­sozialisten, an der Spitze der deutsche Konsul, Legationsrat Dr. Dankwort, und der Orts­gruppenleiter der NSDAP., Pg. Strasser, er­scheinen und werden auf die Ehrenplätze ganz vorn, links von der Rednertribüne, geleitet. Lange dauert es, bis sich der Jubel- sturm nach der Ankunft des Duce legt und Mussolini das Wort zu folgender großen An­sprache ergreifen kann:

Triestin er!

Zum vierten Male wende ich mich an euch, das erstemal kam ich 1918, als in der Atmosphäre eurer Stadt und in euren Herzen noch sichtbar und fühlbar das große, mit dem Sieg vollendete Ereignis mitklang. Zweimal kehrte ich° 1920 und 1921 zurück, als wir unter den Fragen eines mittelmäßigen und unter einigen Gesichts­punkten schiefen Friedens litten, während die jaschistischen Kampfbünde von Triest tatkräftig und heldenhaft eure Stadt von den allzu vielen Ueberresten des alten Regimes säuberten.

Nach vielen Jahren komme ich nun wieder, und schon mit dem ersten Blick konnte ich den großen, g«valtigen Sprung nach vorwärts feststellen und würdigen, den euer und unser Triest getan hat. Ich bin nicht zu euch gekommen, um eure Stim­mung wieder zu heben, wie dies feindselige Feder­fuchser unfinnigerweise drucken ließen. Das habt chr nicht nötig, denn ihr seid immer hochgestimmt. Gekommen bin ich, um zu sehen, was ihr getan habt, und mir darüber ein Bild zu machen, wie der Weg zur Erreichung des Zieles beschleunigt werden kann. Ich bin gekom­men. um euch zu hören und euch zu sprechen.

In der Geschichte Triests gibt es keine beson­deren Wendepunkte, die nicht auch Wendepunkte in der Geschichte des gemeinsamen Vaterlandes ge­

wesen wären. Als 1866 das junge italienische Königreich, mit Preußen militärisch verbündet, seine Grenzen am Jsonzo zog, konnten oberfläch, liche Beobachter das Geschick von Triest für be­siegelt halten. Schon 16 Jahre später hat Triest mit der Geste von Oberdan geantwortet, in einer Zeit, in der zugleich der JrredentismuS die ganze -talienische Jugend entflammte. 1914 warf die Doppelmonarchie die Würfel, versuchte den höch- con Wurf und verlor.

Das waren für euch vier Jahre des Wartens, in ihrer Bedeutung länger als SO lange Jahre Es kam der Sieg und mit ihm für euch die P o l i- tische Wiedervereinigung mit Jta- lien. Ich sage, die politische Wiedervereinigung, weil ihr geistig immer mit ihm eins wäret. Nach, dem diese geschichtlche Position erledigt war, lac euer kaiserliches Hinterland in Trümmer. Triesi aber hat beherzt mit seiner geistigen Initiative seinen Traditionen zur See und seiner langer Vorbereitung den Weg zum Ausstieg wieder, ausgenommen. Was in diesen 20 Jahren von eucl geleistet worden ist, können die Italiener und di> Ausländer seststellen und müssen sie bewundern

Wieder 20 Jahre später, im März 1938, vollzoc sich jenes unaufhaltsame Ereignis, das sich schol seit 1878, wie ihr alle wißt, abgezeichnet hat. Rillionen von Menschen haben es gewollt! Nie­mand hat sich ihm widersctzt. Für Triest ist da­mit eine neue Lage entstanden. Es ist bereit, d i e damit gestellten neuen Aufgabenan- z u p a cke n und zu meistern. Triest weiß, daß die Geographie nicht eine Meinung ist und sich aus lange Sicht an jenen rächt, die sie dafür halten. Triest zählt auf seine Kraft, Triest kann vor den neuen Aufgaben nicht kneifen, kneift nicht und wird niemals kneifen.

Die Lösung heitzk Volksabstimmungen!

Es gibt im Leben der Völker Augenblicke, in oenen die Männer, die sie leiten, vor ihrer Der- antwortung nicht zurückschrecken dürfen, sondern sie in vollem Umfange übernehmen müssen. Das, was ich euch jetzt sage, ist nicht nur von der Po­litik der Achse Rom Berlin, noch nur von den Freundschaftsgefühlen diktiert, die uns mit den Ungarn, mit den Polen und anderen Na­tionalitäten mit dem Staat, den man den Mo- saikstaat Nr. 2 heißen könnte, verbinden.

Was ich euch sage, ist diktiert von einem Ver­antwortungsgefühl, das ich mehr als italienisch, das ich europäisch nennen möchte. Wenn die von der Geschichte gestellten Probleme einen Grad stürmischer Komplikationen erreicht haben, dann drängt sich die einfachste, logischste und radikalste Lösung auf, die Lösung, die wir Faschisten die totalitäre heißen.

Gegenüber dem Problem, das in diesen Tagen die Welt in Atem hält, hat die Lösung nur einen Namen: Volksabstimmungen! (Stärkster Beifall, anhaltendeDuce-, Duce"- undSieg- Heil"-Rufck) Volksabstimmungen für alle Natio­nalitäten, die sie verlangen, für die Nationalitä­ten, die in jenen Staat hineingezwungen wurden, der die große Tschecho-Slowakei sein j wollte und sich heute in seiner gan- j zen organischen Haltlosigkeit offen- i bart.

' Aber es ist noch etwas anderes zu sagen: näm- i lich, daß in einem bestimmten Augenblick die Er- : eignisse den rasenden Lauf einer Lawine anneh- ! men, weshalb man schnell handeln muß, wenn ; man Unordnungen und Komplikationen vermeiden j will. Das man schnellhandeln muß, muß : vom englischen Premierminister verstanden wor- ^ den sein, der sich von London nach München be- i gab, da jede Verzögerung der Lösung nichts nützt,

! sondern den fatalen Zusammenstoß bestimmt her» t beisührt. Diese Lösung beginnt bereits trotz der ' Kampagne Moskaus in den Herzen der europäi- i schen Völker Raum zu gewinnen.

4 Italien hak seinen Platz gewählt!

Wir wünschen ebenso in diesen letzten Stunden, daß eine friedliche Lösung erreicht werde. Wir ? wünschen, daß, wenn sie nicht möglich ist, der eventuelle Konflikt begrenzt und lokalisiert werde, s Wenn das aber nicht eintreten sollte und für oder ' Wider Prag ein Aufmarsch universellen Charakters i kommen sollte, dann mutz man wissen, daß der s Platz Italiens bereits gewählt ist,

. Rassenfrage und Imperium

? Was die innere Politik anbelangt, so ist die ' Rassenfrage das Problem der brennenden Aktuali- ^ tät. Auch auf diesem Gebiet werden wir die i nötigen Lösungen schassen. Jene, die glauben ! machen wollen, daß wir in dieser Frage einem . Nachahmungstrieb oder, schlimmer noch, fremden . Einflüsterungen folgten, find arme Narren, von i denen wir nicht wissen, ob wir sie verachten oder : bemitleiden sollen. Die Rassenfrage ist nicht ur- : Plötzlich aufgetaucht, wie jene glauben, die nach'

! ihren Faulenzerträumen immer wieder aus dem ! Schlaf gerüttelt werden. Das Rassenpro»

! blem steht mit der Eroberung des Im.

Periums im Zusammenhang. Die Ge- i schichte lehrt uns. daß Imperien mit den Waffen ^ erobert, aber mit dem Prestige erhalten werden.

. Für dieses Prestige ist ein klares scharfes Rassen- i bewußtsein erforderlich, das nicht nur Unter- s schiede, sondern auch die Ueberlegenheit (Supe- ! rioritüt) mit aller Deutlichkeit bejaht, i Das Judenproblem ist also nichts anderes, als ! ein Teil dieser Erscheinungen. Unsere Stellung ist ! durch diese unbestreitbaren Tatsachen bestimmt i worden. Trotz unserer Politik der letzten 18 Jahre l ist das/Judentum der unversöhnliche Gegner des > Faschismus.

! In Italien hat unsere Politik bei den Juden ; zu dem geführt, was man heute als einen Wett- >. lauf zur gewaltsamen Inbesitznahme nennen kann oder vielmehr bezeichnen könnte. Immerhin wer­den die Juden, die italienische Staatsangehörige sind, sofern sie unbestreitbare militärische oder bürgerliche Verdienste gegenüber Italien und dem Regime haben, Verständnis und Gerechtigkeit fin- - den. Für die anderen wird eine Trennunasvolitik

öurchgesührt wervcn. -chUetzUch wird Sie Weil sich vielleicht mehr.über unseren Edelmut, als über unsere Strenge wundern, es sei denn, daß die Juden jenseits und diesseits der Grenzen und vor allem ihre plötzlich und unerwartet auftau­chenden Freunde, die sie von allzu v ie - len Kanzeln herunter verteidigen, uns zwingen, unsere Wege radikal zu ändern.

Was schließlich euch Triester insbesondere an­geht, so wird alles getan werden, um euren Han­delsplatz, den zweiten Italiens, zu speisen und zu heben. Eure Betriebe und eure Werften, die verdientermaßen Weltruf genießen, werden zu ar­beiten Haben. Aber für uns Faschisten liegt die Quelle aller Dinge in der ewigen Kraft des Gei­stes und deshalb bin ich stolz auf das Vorrecht, den zwei Jahrhunderte alten Traum eurer Stadt wahrzumachen, die in wenigen Jahren ihre Uni­versität haben soll.

Nach diesen meinen Worten frag« ich euch, Ist auch nur ein einziger italienischen Bluts und ita­lienischen Sinnes unter euch, der auch nur eimm einzigen flüchtigen Augenblick an t«r Zukunft eurer Stadt KvÄfeln könnte (Begeisterte Zurusty, dieser Stadt, die unter dem Symbol des LiktorM- bündels steht, die Kühnheit, Zähigkeit, Expansion und Macht bedeutet? (Neue stürmische Neiu-RnseH Trotz räumlicher Ferne ist Rom nah, ist auf eure» Bergen, auf eurem Meer, ist hier in allen Jah» hunderten, den verflossenen und den zukünftigen, mit seinem Gesetz, jeinen Waffen und seinem König.

Iubelrufe umtosen den Duce

Immer wieder wird der Duce von de» Gelfallrufen unterbrochen. Als Mussolini von der Forderung nach Dolksabstimungew spricht, dröhnt ein neuer Beifallssturm archc Der Satz Mussolinis, daß Italien selbstver» stündlich auf seiten jener stehe, die gegeq Prag Stellung nehmen, wird von einem brausenden Jubel der Zustimmung begleitet. Die Deutschen rufen Musso­lini in diesem Augenblick begeisterte Duce- Heil-, Duce-Heil-Ruse zu. Mussolini merkt es, er blickt zu der deutschen Gruppe her­über und grüßt sie besonders. Nachdem der Duce seine Rede beendet hat, dauert «8 Mi­nuten, bis die Jubelruse sich legen.

ZN MKüpest Begeisterung

für Mussolini und Hitler

Budapest, 18. September. Unter dem Ein­druck der großen Rede des Duce, in der Benito Mussolini sich ossen zur Sache der von den Tschechen unterdrückten Volksgrup­pen bekannte, formierten sich heute in ver­schiedenen Gegenden der ungarischen Haupt­stadt spontane Demonstrationszüge der Be­völkerung, die unter lauten Rusen d«i Reichsverweser, den Führer und den Duce hoch leben ließen. Stark Züge der Kundgeber sammelten sich vor der königlichen Burg, der deutschen und der ita­lienischen Gesandtschaft und brachten überall Eljen-Rufe aus.

Dauerberalungen in London

Die englisch-französischen Besprechungen Starker Eindruck der Mussolini-Rede Kommunistische Kundgebungen

L i Z e o b e r i c d t <1 e r K 8 ? e e ? 8 e

! cg. London, 19. September. Der sranzö- i fische Ministerpräsident Daladier traf in > Begleitung des Außenministers Bonnet ! am Sonntagmorgen 9.20 Uhr auf dem Lon- ! doner Flugplatz Croydon ein, wo Premier- i minister Chamberlain, Lord Halifax und der i französische Botschafter in London zu ihrem j Empfang erschienen waren. Gegen 11 Uhr j begann in Downing Street die angekündigte i Aussprache, an der auf französischer Seite i Daladier, Bonnet und Botschafter Corbin,

aus englischer Chamberlain, Hali­fax, Simon. Hoare, Vansittart und Cadogan terlnahmen. Die durch eine Mittags- und Teepause unterbrochenen Be­sprechungen dauerten bis in den fpAtev Abend.

Die französischen Minister kehrten, nachdem noch um 22.15 Uhr eine neue Besprechung in Downing Street 10 stattfand, im Laufe der Nacht nach Paris zurück, wo am Montag eine Kabinettssitzuna stattfinden wird. Auch das britische Kabine tt tritt am Montaavormittaa zur Besdrechuna des Ergeb-