Nr. 200

Montag, äen 29. August 1938

112. Jahrgang

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Hitlerjugend - Der Sport vom Sonntag

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Ae VI. MW-,», ö«.. '' saM aW

Rudolf Heß legt in einer begeisternden Rede auf der ersten Kundgebung das auslandsdeutsche Bekenntnis der Partei ab Reichsminister Dr. Frick überbringt bei der Eröffnungsfeier die Willkommensgrüße

der Reichsregierung

Stuttgart. 28. August. Stuttgarts große festliche Tage sind angebrochen, die Tage, in denen das ganze deutsche Volk in- ner- und außerhalb der Reichsgrenzen seine Augen aus die Stadt der Ausländsdeutschen richtet, in denen das Schwabenland zu einem Brennpunkt des Weltinteresses ge­worden ist. Die VI. Rcichstagung der Aus­ländsdeutschen, die jetzt zum zweitenmal in Stuttgart stattfindet, ist eröffnet.

Schon die ersten Tage haben gezeigt, daß unsere Gauhauptstadt des ihr vom Führer verliehenen EhrennamensStadt der Aus­ländsdeutschen" würdig ist. Nicht nur, daß Württemberg von allen deutschen Ländern die meisten Menschen hinausgesandt hat in die Fremde, es ist damit auch znm Mittel­punkt und zur Heimat des Deutsch­tums in aller Welt geworden. Kein Ausländsdeutsche::, der an dem wundervoll geschmückten Bahnhofsvorplatz nicht mit Be­geisterung das schöner gewordene Deutsch­land begrüßte, kein Schwabe, der an der ge­waltigen Heerschau der Ausländsdeutschen nicht persönlichen Anteil nähme. Es ist fast, als ob diese Tage das Herz des Stuttgarters noch weiter geöffnet hätte, als ob er erst an diesen Tagen seine Gastfreundschaft, seine Gemütlichkeit und seine L-chönheitsfreude in vollem Maße zeigte.

Feierlich läuteten am Samstag früh die Glocken der Stuttgarter Kirchen zur Eröff­nung der Tagung und wie znm Gegengruß mischte sich darein das Rollen der Sonder- züge, die seit Freitag von Stunde zu Stunde mit neuen Gästen eintrafen. Im Anschluß an die Eröffnung wurden -am Ehrenmal für die Gefallenen des Weltkrieges auf dem Waldfried­hof und an den Gedenktafeln der drei gefallenen Stuttgarter SA.-Männer Kränze nieder- gelegt. Die Leistungsschau der AO., um 11 Uhr der Öffentlichkeit zugänglich Macht, fand von der ersten Stunde an größ­tes Interesse, vor allem der ausgestellte Volks­wagen und die Modellschau unserer deutschen Kriegs- und Handelsflotte war dauernd von zahlreichen Bewunderern umgeben.

Daneben fanden anr Samstagvormittag auch bereits zahlreiche Arbeitstagungen statt, so vor allem die Tagung des Rechtsamtes bei AO. mit einem Vortrag des Pg. Pkof. Dr. Grimm überPolitischer Mord und Helden- bnehruug". Nachmittags erzählten Ausländs­deutsche und Seefahrer im Konzertsaal der Aederhalle vor den Pressevertretern von ihren Erlebnissen. Im Rosensteinpark wurde von Gebictsführer Sundermann das Lager der Ausländsdeutschen HI. feierlich er­stbest Von den abendlichen Veranstaltungen Mb die Kundgebung des NS.-Studentenbun- des und NS.-Altherrenbundes in der Lieder- Me und die Begrüßung der auslandsdeutschcn Muen in der Gewerbehalle hervorzuheben.

Die Stadt selbst zeigte bei Einbruch der Dunkelheit ihre schönsten Gebäulichkeiten in t^nhafter Beleuchtung. Insbesondere die Anlagen erstrahlten im Farbenglanz der Tau­sende von Lampions und Kerzen. Eine un- Mbare Menschenmenge erging sich unter den Daumen beim Klang zweier Kapellen, drehte Waus der Bretterfläche bei>^ Tan- oder besich- Ae mit viel Interesse die vier Modelle deut- Mr Kriegs- und Handelsschiffe, die, von Marme-Hitlerjungen gesteuert, im Anlagensee Wvammen. Nach Schluß der Beleuchtung hat- »n die Besucher noch die Freude, den Stell- bertreter des Führers, Rudolf Heß, der Wen 11TJ Uhr auf dem Hauptbahnhof ankam, m der Fahrt zum Hotel Graf Zeppelin mit s urnnschenr Jubel begrüßen zu können.

*

Am Sonntagvormittag übergab Obergrup« Muhrer Herzog im Hof der Rotebühl- im Rahmen eines SA.-Standortappells ö? S 2l- -Sportabzeichen an auslands- ö», ^ Parteigenossen, die auch draußen in L,! osbmde auf ihre körperliche Ertüchtigung

Wt sind; sie geben damit ein schönes Bei-

, spiel für uns, die wir dieses Abzeichen doch s

> zehnmal leichter und mit viel weniger Opfern s

! erwerben können. s

i Bei der feierlichen Eröffnung! ! der VI. Reichstagung in der Stadt- i i Halle sprachen nach herzlicher Begrüßung der j s- Gäste durch Gauleiter Reichsstatthalter j Murr und Oberbürgermeister Dr. Strö- ! lin Reichsinnenminister Dr. Frick, der die Grüße der Reichsregierung übermittelte und Ausführungen über die Aufgaben der Auslandsorganisation machte, und der Leiter ! der Auslandsorganisation der NSDAP., j Gauleiter Bohle. Bei dem anschließenden ! Empfang der Ehrengäste in der ! Villa Berg trugen sich der Präsident des Ge- j Heimen Kabinettsrats, Neichsminister Frei- i Herr von Neurath, Reichsminister des In­nern Tr. Frick, Staatssekretär von Weiz­säcker, SA.-Obergruppenführer Kriebel, Prof. Hermann Bohle, der Landesgruppenleiter der Faschistischen Partei in Deutschland. Graf Ruggieri-Laderchi, Vizeadmiral a. D. von Trotha und H-Brigadesührer von Mas- sow in das Goldene Buch der Stadt Stutt­gart ein.

s Den Höhepunkt des Tages bildete am Nach-

> mittag die erste Großkundgebung in i der Adolf-Hitler-Kampfbahn. Dabei wurde von ! Gauleiter Bohle dieFahnederehemali- j gen Landesgruppe Oesterreich als i Traditionsfahne der AO. übergeben, s was Gauleiter Bohle dem Führer in einem ^ Telegramm meldete. Der Stellvertreter des

Führers, Reichsminister Rudolf Heß, weihte

Nürnberg, 28. August. Festlich geschmückt empfing Nürnberg, die Stadt der Reichspartei­tage, am Samstag Ungarns Reichsverweser, Admiral Nikolaus von Horthy. Tausende standen schon in den frühen Morgenstunden vor dem Bahnhofsplatz. Um 9 Uhr marschierte eine Ehrenkompanie der Wehrmacht auf, Ehrenformationen der Bewegung folgten. Herzlicher Jubel erklang, als kurze Zeit später der Stellvertreter des Führers, Rudolf Heß, Reichsführer 41 Himmler, Gauleiter Julius Streicher, Ministerpräsi­dent Siebert und der Kommandierende General des 13. Armeekorps Freiherrvon Weichs, eintrafen. Pünktlich auf die Minute kam der Sonderzng. Rudolf Heß begrüßte im Namen des Führers Reichsverweser von Horlhy und I. D. Frau von Horthy. Dann stellte Rudolf Heß dem Admiral die zum Empfang erschienenen Männer aus Partei, Wehrmacht und Staat vor.

Auf Trmmphstraßen zur Kaiserburg

Vor dem Bahnhof erklang Fanfaren­ruf der Wehrmacht. Gleichzeitig umbrauste den Reichsverweser, als er die Halle verließ, nicht endenwollender Jubel der Massen. Nur mühsam konnten sich die Wagen ihren Weg auf der Triumphstraße zur Kaiserburg bilden, in deren Räumen vor Jahrhunderten die deutschen Kaiser bei ihren Besuchen in Nürnberg gewohnt haben. Die letzte Wegstrecke säumte ein Spalier der HI. mit Trom­meln und Fanfaren. Die Wagen fahren durch die von ungarischen und deutschen Fahnen flankierten Eingangstore und halten in der inneren Burg. In diesem Augenblick tritt eine Ehrenkompanie der Kriegsmarine unter Gewehr, die Standarte des Rcichsverwesers wird am alten Burgturm gehißt und Reichs­statthalter General Ritter von Epp begrüßt im Namen des Landes Bayern den hohen Gast und seine Gemahlin und führt sie gemeinsam mit dem Stellvertreter des Führers und Frau Heß in die Burg.

2 4 neue Ortsgruppen sahnen der AO. und überbrachte den Ausländsdeutschen und deutschen Seefahrern die Grüße des Führers. In seiner mit großer Begeisterung aufgenommenen Rede würdigte Rudolf Heß das Wirken der Auslandsorganisation und trat den Verdächtigungen der nationalsozialistischen Deutschen im Ausland mit unmißverständlicher Deutlichkeit entgegen. Er setzte sich auch mit dem Begriff der wahren und der falschen Frei­heit auseinander und betonte, daß nicht die Demokratien und die Länder mit den feier­lichen Besprechungen des Selbstbestimmungs- rechts, sondern wir, das Land mit dem soge­nanntenautoritären Regime", eines freien Volkes Willen zum Gesetz erhoben und damit die demokratischste Tat vollbracht haben. Wir tun, was wir für richtig halten, wir tun, was unserem Volke nutzt, gleichgültig, was man draußen darüber denkt oder sagt. Wir Deutsche sind alle Bürger eines freien Reiches, auf das wir unendlich stolz sind. Die Rede des Stellvertreters des Führers klang in die Verbundenheitserklärung der Reichsdeutschen mit den Volksdeutschen im Sudetenlend und damit in das anslands­deutsche Bekenntnis der Partei aus, das ein jubelndes Echo saust.

Der große Tag schloß mit einer Festauf- führungder OperDer Rosenkavalier" von Richard Strauß im Großen Haus der Württ. Staatstheater, der die zahlreichen Ehrengäste beiwohnten.

Weitere Berichte von der Rcichstagung der AO. siehe Seite 8

Gegen MittagZuhren die Wagen wieder vor und der Reichsverweser.besichtigte mit seiner Begleitung die Altstadt. Ihr Weg führte zu­nächst in das Dürer-Haus, dann in die schönste Nürnberger Kathedrale, die L o r e n z- Kirche und in das Germanische National- Museum. Kurz nach 12 Nhr trafen die hohen Gäste im Rathaus ein, wo sie am Portal von Oberbürgermeister Liebel empfangen wurden, der Admiral von Horthy mit dem Ehren trunk der Stadt der Reichs­parteitage im historischen Rathaussaal will­kommen hieß.

Nach einem Imbiß in den Räumen der Burg wurde die Besichtigungsfahrt fort­gesetzt. Die Wagen fuhren zum Partet- taggelände, wo Reichsverweser Niko­laus von Horthy und der Stellvertreter des Führers zwischen dem Lager der HI. und SA. einen Vorbeimarsch der Forma­tionen abnahm. In straffem Schritt, tadel­los ausgerichtet, marschierte die SA.-StaN- darte Feldherrnhalle, die H - Standarte Deutschland und weitere Marschblocks der H mit Standarten und Fahnen vorbei.

Vom Parteitaggelände fuhr die Wagen» j kolone zurück durch die Altstadt zum Adolf- Hitler-Platz. Hier hatte die Jugend die große Parteitag-Tribüne besetzt. Weiter ging die Fahrt an endlosen Menschenmauern ent- lang, bis zum Bahnhofsplatz. Unter den feierlichen Klängen der ungarischen und der deutschen Nationalhymnen schritt von Horthy. begleitet vom Stellvertreter des Führers, die Front der Ehrenabordnungen ab, an deren rechten Flügel die Ehrenkom­panie der Flakabteilung 8 mit Präsentiertem Gewehr stand. Wieder empfing in der West- Halle des Hauptbahnhofs die hohen Gäste der frohe Gruß der Jugend.

Der Stellvertreter des Führers geleitete Admiral von Horthy zu seinem Salonwagen. In angeregter Unterhaltung verweilten bis zur Abfahrt der. Reichsverweser und die

Aämiral von Horthy in Nümberg

Glanzvoller Abschluß des Oeulschlandbesuches Oie ungarischen Gäste

wieäer in der Heimat

Ehrenlrunkr aus dem Rakhcws

ungarischen Minister mit Rudolf Hetz und den führenden Männern von Partei, Staat und Wehrmacht. Kurz vor Abfahrt des Zuges überreichte der Stellvertreter des Führers der Gattin des Reichsverwesers im Auftrag des Führers einen herrlichen Strauß roter Rosen. Unter den Klängen der ungarischen Nationalhymne, die vom Musikzug der SA.-Standarte 14, dem älte­sten SA.-Musikzug Deutschlands, gespielt wurde, setzte sich der Sonderzua in Bewe­gung. Mit einem herzlichenAus Wie­dersehen!" verabschiedete sich der Reichs- Verweser.

Ein für die Stadt der Reichsparteitage bedeutsamer Tag, den ganz Nürnberg mit­erlebt hatte, hatte damit seinen Abschluß gefunden.

Heimfahrt auf der Donau

Der Reichsverweser des Königreichs Ungarn, Admiral von Horthy und Frau von Horthy, die am Samstagabend, mit dem Sonderzug von Nürnberg kommend, in der GauhauptstaR des Gaues Oberdonau eingetroffen waren, begaben sich am Sonntagvormittag um 10.30 Uhr, begleitet von Staatssekretär Dr. Kaltenbrun- ner und Gauleiter Eigruber, zur Marinestatiou der Donauflottille, um ihre Fahrt auf der Donau fortzusetzen.

Gegen 11 Uhr bestiegen die hohen ungari­schen Gäste das ungarische SchiffZsofia", aus dem im gleichen Augenblick die Flagge des Reichsverwesers hochging. Unter dem Jubel der die Donau-User säumenden Mensche»« Massen setzte sich sodann das Schiff in Bewe­gung. Ihm folgte das Schiff der Donauflottille Alberich", auf dem die Matrosen Parade-Au' stellung genommen hatten. Den beiden Schi fen schloß sich noch der DampferHubert" ay auf dem sich der deutsche Ehrendienst befand. Immer wieder brauste auf den Ufern der Jubel auf, und das ganze Stadtgebiet hin­durch sah man überall Tücherschwenken.

Schicksalhafte Berbundenhett-

Vudapest, 28. August. Das Regierungs­blattBudapesti Hirlcrp" schreibt über den Abschied des Reichsverwesers von Berlin, ganz Europa, ja die ganze Welt spreche von der schicksalhaften Zusammengehörig, keit der Heiden Nationen. Die deutsche öffentliche Meinung stehe vollkommen unter diesem Eindruck des Reichsverweserbesuches. Die Politik Ungarns und Deutschlands be- Wege sich ohne jegliche Erschütterung auf dem bisherigen Wege weiter. Es seien daher auch keine neuen Abmachungen oder Verträge nötig. Die Besprechungen über die Ereignisse der Weltpolitik seien zwischen den ungarischen und deutschen Staatsmän­nern im Geiste der Freundschaft und des Einvernehmens geführt worden. Es erübrige sich vollständig, an den BesuchKombina- lionen" zu knüpfen.

Die Tatsache, daß zwischen den beiden be­freundeten Staaten vollständiges Einver. nehmen besteht, genüge, um die Deutschland. Reise, des Neichsverwesers als eines der

Schöner Eien unserer Leichtathleten

Rach drei vergeblichen Versuchen gelang cs endlich unseren Leichtathleten, in Stör Holm einen schönen Sieg über Schweden davonzutragen, obowhl Schweden am ersten Tag noch in Führung lag. Der Schwimm­länderkampf Deutschland-Frankreich endete mit einem überlegenen Sieg von 32:22 Punk­ten. Die erstmals in Frankfurt a. M. ausgetragenen Deutschen Jugendmeisterschaf­ten sahen rund 2000 Jugendliche am Start. Dabei schnitten auch unsere württembergi- schen Teilnehmer recht gut ab. Auf der schön­sten Alpenstraße der Welt zum Großglockner kam erstmals die Deutsche Bergmeisterschaft im Motorsport zum Austrag. Bergmeister Wurden dabei Hans St u ck vor Lang und von Brauchitsch, ferner vonHanstein und Kluge. Um den Tschammerpokal bleiben weiter im Wettbewerb VfB. Stuttgart und SSV. U i m. Tie Stuttgarter Kickers und Union Böckingen find am Sonntag aus­geschieden. Gustav Eder erreichte gegen den Belgier Wonters nur ein Unentschieden, so daß Wouters Europameister im Boxen bleibt.