Nr. 189

Dienstag, äen 16./lugust 1938

112. Jahrgang

er G eselllct, atter

Lezusspreisc: In der Stadt bzw. turö: Boren monatlich RM. l.50 düi» die Post monatlich RM. 1 rO «mschlietzl. 18 Pfg. Beförderungs- Gebühr zuzüglich 86 Pfg. Zustell­gebühr. Einzel-Nr. 10 Pfg. Bei höh. Gewalt besteht kein Anspruch aui Lieferung der Zeitung oder Rückzahlung des Bezugspreises.

Fernsprecher Nr. 429

MatiVualßortaliM-che Lasesreit»«-

Usselittges Amtsblatt ftlr

Behörden ln Stadt v. Kretck BagaG

Regelmäßige Beilagen: Pflug und Scholle - Der deutsche Arbeiter - Die deutsche Frau - Wchrwille und Wehrkraft - Bilder vom Tage

Hitlerjugend - Der Sport vom Sonntag

Drahtanschrift:Gesellschafter" Nagold / Gegründet 1827, Marktstraße 14 / Postscheckkonto: Amt Stuttgart 5113. Girokonto 95 Kreissparkaffe Nagold. / Gerichtsstand für beide Teile: Nagold. / Lnzeigen-Annahmeschluß vormittags 7 Uhr.

Anzeigenpreise: Die 1 spaltig« mm-Zeile od. deren Raum 6 Pfg., Familien-, Vereins- und amtlich« Anzeigen sowie Stellen-Eesuche 5 Pfennig, Texr 18 Pfennig. Für das Erscheinen von Anzei­gen in bestimmten Ausgaben und an besonderen Plätzen kann keine Gewähr übernommen werden.

Postschliehfach Nr. St

Postfluglinie über den Nordatlantik

Die Auswirkungen des großartigen Fluges desLondor"

Essen, 15. August. Wenige Stunden nach An­kunft des Atlantikflugzeuges in Berlin hatte ein Vertreter derNationalzeitung" in Essen Gelegenheit, sich mit dem Staatssekretär des Reichsluftfahrtministeriums, General der Flie­ger M ilch, über die Auswirkungen des deut­schen Rekordfluges auf den Plan einer nord- atlantischen Fluglinie zu unterhalten. Erfah­rungen, so äußerte General der Flieger Milch u. a., die man in 504 Ueberquerungen des Nord- und Südatlantik machte, find so umfang­reich und die Leistungen technischen und flie­gerischen Könnens so großartig, daß Deutsch­land und die anderen Nationen heute die größte Chance besitzen, eine zuverlässige und schnelle Nordatlantik-Fluglinie einzurichten, die das ganze Jahr hindurch beflogen wird. Die Zeit sei nun reif für einen planmäßigen Postflugdienst über den nörd­lichen Ozean. Als ein durch die Leistung der Condor"-Maschine nähergerücktes Ziel sieht General Milch die Verwendung von Landflug­zeugen im atlantischen Post- und Passagier- jluss. Deutschland werde den eingeschlagenen Weg mit der Durchführung weiterer Non-stop- Flüge auch in der Zukunft fortsetzen.

Es sei dabei keine Schwierigkeit, die Maschinen zu verbessern und so weit zu ver­bessern, daß sie in der Lage seien, für die Strecke Berlin Neuyork außer den großen Mengen Treibstoff noch zwei Tonnen Post mitzuneh­men. Im Augenblick fei für den ganzjährigen Flngbetrieb über den Nordatlantik das See­flugzeug vorznziehen. Man habe zur Zeit große Flugboote im Bau, die gegen­über dem Landflugzeug vorerst noch den Vor­zug der größeren Sicherheit böten. Dabei sei für die Beurteilung dieser Frage nach der Zu­verlässigkeit nicht die Leistungsfähigkeit der Motoren ausschlaggebend, sondern allein die auch heute noch nicht überwundene Gefahr, die für die Maschinen auf dem Nordatlantik durch die Vereisung während der winterlichen Monate besteht. General Milch ist davon über­zeugt, daß man in einigen Jahren dieses Fein­des der Luftfahrt Herr werden wird, wie man auch auf die Verwendung von Secflngzeugen für die d e n t s ch e n S i ch e r u n g s s ch i f f e nicht verzichten werde, die dem Atlantikflngboot eine Hilfe zuteil werden ließen, die man nicht hoch genug einschätzen könne. Man wird also vorläufig die Aeeflugzeuge sowie die schwim­menden Stützpunkte benutzen und die südliche Route über die Azoren wählen, bis sich in der nächsten Zeit die Eröffnung einer regel­mäßigen Postfluglinie über den Nordatlantik ermöglichen läßt.

Der glänzende Flug der Fockc-Wnlf werde nach Ansicht von Staatssekretär Milch bewir­ken, daß dieser Plan einer regelmäßigen Luftpostlinieüber den nördlichen Ozean bald zur praktischen Aus­führung gelangt. Im übrigen steht in der Panamerican Airway für die Deutsche Lufthansa eine glänzende Partnerin zur Ver­fügung, die das gleiche Können und eine große Erfahrung besitze. Es liege im Bereich der Möglichkeit, daß beim Zustandekommen der internationalen Abmachungen, die für den Beginn eines regelmäßigen Post- flugdienstes zwischen den Bereinigten Staaten und Deutschland nötig seien, die amerikanischen Clipper gemeinsam mit den Seeflugzeugen der Deutschen Lufthansa die Strecke zwischen der §lten und der neuen Welt planmäßig befliegen.

SMiMieger beim Führer

Dank für die kühne Leistung V/rlin, 15. August. Der Führe, tmpflng heute in Gegenwart des Generalseld- marschalls Göring und des Generals der «neger Milch die erfolgreichen deutschen ^zeanflieger Flugkapitän Henke, Haupt- Mann von Moreau, Oberfunkmaschinist ^'erverg und Oberflugzengführer Ko- und dankte ihnen im Namen des deut- Pulkes für ihre so kühne und gewaltig« stregerische Leistung.

Ein Bild, das die Condor-Vesatzung mitbrachte: Der Empfang der deutschen Ozeanflieger

in Neuyork

Wohl nie sind Bildberichte schneller in die alte Welt herübergekommen als mit dem deutschen Rekordflugzeug Eondor, das am Sonntagvormittag Aufnahmen nach Berlin brachte, die noch am Samstagvormittag in Neuyork ausgenommen worden waren. Unter der Bildsendung, die mit dem Condor über den Ozean flog, befinden sich auch die Ausnahmen von der Ankunft der deutschen Ozeanflieger nach ihrem ersten Transarlanrikflug BerlinNeuyork: Der Direk­tor des Neuyorker Flughafens, McKenzie, begrüßt vor den Mikrophonen des amerikanischen Rundfunks die Condor-Besatzung. tScherI--Bilderdienst-M.)

Sowjetdiplomaten unci ihrParadies

Abberufung heißt Zuchthaus SPU. auch bei «Lisch

liigcnberickt <1er >!8-?resss

ZS. Rom, 15. August. Die Bedingungen der Sowjet-Diplomaten sind auf Grund der zahl­reichenSäuberungen" des Diplomatischen Korps durch Moskau bekannt. Ihre Lebens­freude beginnt dort, wo die sowjetrussische Grenzen enden.Popolo d'Jtalia" faßt ihre Lage mit den Worten zusammen:Wenn aus­ländische Diplomaten, die sich dienstlich in Sowjetrußland aufhalten müssen, zurückberu­fen werden, stoßen sie einen Seufzer der Er­leichterung aus. Wenn die Sowjetdiplomaten ihre Abberufung von den Posten im Ausland erhalten, um nach Moskau zurückzukehren, werden sie sehr aufgeregt, denn die Abberufung heißt im besten Falle Zuchthaus."

Die Zeitung beschäftigt sich an Hand von Aenßerungen eines aus Moskau zurückgekehr­ten Diplomaten mit der Lage des aus­ländischen Diplomatischen Korps in S o w j e t r u ß l a n d. Es sei unmöglich, daß ein ausländischer Diplomat mit der sowjetrussischen Bevölkerung in Berührung komme. Die Geheimnisse des Hungers, des Elends und der Grad der Unwissenheit, in der das russische Volk gehalten wird, müßten ängstlich vor den ausländischen Beobachtern verborgen werden. Es sei den ausländischen Diplomaten in Moskau ganz unmöglich, ärzt­liche Hilfe von sowjetrussischer Seite in An­spruch zu nehmen. Sowjetrussische Aerzte lehn­ten die Behandlung von ausländischen Diplo­maten ab, da sie mit Sicherheit der Spio­nage angeklagt würden.

Die Zeitung berichtet Weiler von einer Auf­forderung des sowjetrussischen Außenkommissa­riats an alle ausländischen Diplomaten, daß sie und ihre Familie fortan nur «och sowjet­russisches Personal zu halten haben, wobei von der Stenotypistin bis zum Kammerdiener die­ses sowjetrussische Personal natürlich in den Diensten der Geheimpolizei steht.Wenn sich die ausländischen Diplomaten in Moskau

zu Tisch setzen, so finden sie die GPU. selbst in der Suppe." In dieser Lage stellten die Pakete, die die Diplomaten in Rußland aus ihrer Heimat bekommen, mit Zucker, Reis, Kaffee und Gebrauchsgegenständen direkte Schätze dar, die das einzige seien, das ihrem Leben Verbindung mit der Zivilisation schafft, die in der übrigen Welt außer Sowjetrußland herrscht.

KriegsmmiliekommiAr Smirnow gestürzt?

Gerüchte, die z« denken geben

Moskau, 15. August. Bei der gegenwär­tigen Tagung desObersten Rates" vermißte man in der Loge der Volkskommissare seit einigen Tagen auch den derzeitigen Volks­kommissar der Kriegsmarine, Peter Alexan- drowitsch Smirnow, von dem gewisse allerdings bisher unkontrollierbare Ge­rüchte behaupteten, .er sei in Ungnade gefallen. Von halbamtlicher Seite wurde dazu erklärt, der Marinekommissar sei zur Zeitin Urlaub" und habe aus diesem Grunde nicht an den Sitzungen des Obersten Rates teilnehmen können. Inzwischen konnte festgestellt werden, daß ein Porträt Smir- nows, das an sichtbarer Stelle in der vor kurzem in Moskau in der Snamenski-Gaüe gegenüber dem Heereskommrssariat eröff- neten Gemäldeausstellung20 Jahre Rote Armee und Flotte" gehangen hatte, von dort entfernt worden ist. Wenn man nach einer Analogie früherer ähnlicher Fälle urteilen darf, so würde dieser Umstand dafür spre­chen, daß die Gerüchte um Smirnow nicht

gegenstandslos waren.

*

Smirnow ist, wie erinnerlich, erst vor wenigen Monaten (am 31. Dezember 1SS7) bei der Neubildung des Kriegsmarinekom­missariates zum Volkskommissar der Kriegsmarine ernannt worden, nach­dem er zuvor nach dem Ende GamarniN kurze Zeit das Amt des Chefs der Politischen Verwaltung der Roten Armee bekleidet hatte. Smirnow steht im militärischen Range eines Armeekommissars ersten Grades, eine Würde, die bis jetzt außer ihm nur noch seinem durch Selbstmord geendeten Vorgänger Gamarnik verliehen worden ist.

Moskau muß Finkiemchisfe ZuriMgebea

kNgevdei-ielit <1 e r X8-?re88v

kg. Helsinki, 16. August. Tie Blätter mel­den, daß, wie von offizieller Seite verlauteh, die von Towsctrussen am 19. Juli bei Ses- kari in der Finnischen Bucht beschlagnahm­ten finnischen Bermessungsfahr- zeugeAiristo" undAv 55" in de» nächsten Tagen wieder an Finnland aus- geliefert werden sollen. Die Angelegenheit sei im Begriff, sich aufzuklären und die Frage der Ausliefer ung sei erled igt worden.

Der Führer in Mervos

bei der Truppenübung

Jüterbog, 15. August. Der Führer wohnte heute einer Truppenübung auf dem Truppenübungsplatz Jüterbog bei.

Franco bombardiert Barcelona

Südarmee dringt weiter siegreich vor Burdia-Sebirge überschritten

Bilbao, 15. August. Die nationale Lust­waffe unternahm in der vergangenen Nacht Angriffe auf militärische Ziele des Hafens von Barcelona sowie aus den Eisenbahn­knotenpunkt Vcndrell und die Bahnlinien zwischen Taragona und Planes. An der Estremadura-Front setzte die Süd­armee unter dem Befehl Queipo de Llanos ihre Offensive nordwestlich von Cabeza del Buey siegreich fort. Nach Ueberschreitung Ves hohen Kammes erreichte sie die Aus­läufer des Burdia-Gebirges und kam bis dicht vor die Ortschaften Campilla und Pelansordo. Die rote Südarmee, die hohe Verluste erlitten hat, ist in Auslösung be­griffen. An der Ebro-Front bom­bardieren seit den ersten Morgenstunden nationale Flieger und Artillerie die feind­lichen Stellungen. Die Infanterie drang im Osten des Pandols-Gebirges, das selbst völlig gesäubert wurde, weiter vor

120 Morde verbürgt!

In dem vor kurzem von den nationalen Truppen befreiten Ort Villanueva de la Serena sind furchtbare Greueltaten aus­gedeckt worden. Als Anführer der Bolsche­wisten war dort ein gewisser Jglefias, der sick selbst nim ..Lauvtmann" befördert

hatte und die systematische Zerstörung aller Kirchen und sonstigen religiösen Heilig tümer anordnete. Da er bei der Anordnung von Massenhinrichtungen auf Widerstand seiner eigenen Spießgesellen stieß, ließ er sich eine besondere Terrorgruppe von weither kommen, die die Hinrich­tungen vornahm. Dabei wurden ganze Familien ermordet. Vielfach wurden die Opfer zunächst vor den Augen ihrer An­gehörigen mißhandelt. Ter Unmensch scheute sich nicht, den Hingerichteten die Ohren abzuschneiden, um sie der entsetzten Bevölkerung öffentlich vorzuweisen. Nicht weniger als 120 Morde konnten Jgä» sias einwandfrei nachgewiesen werden.

Spanische Hkfangtlit werden ausgetauW

Einsetzung einer britischen Treierkommissio« Higenderickl cker K8-vier»«

«L. London, 16. August. Nach einer Ver­lautbarung des Foreign Offne haben sich die beiden Parteien in Spanien bereit erklärt^ die Einsetzung einer Treierkommissio n, d« den Austausch von Kriegsgefangenen vorneh- men soll, «mzuerkcnncn. Tie Ausschußmitglie-