Nr. 189
Dienstag, äen 16./lugust 1938
112. Jahrgang
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Postfluglinie über den Nordatlantik
Die Auswirkungen des großartigen Fluges des „Londor"
Essen, 15. August. Wenige Stunden nach Ankunft des Atlantikflugzeuges in Berlin hatte ein Vertreter der „Nationalzeitung" in Essen Gelegenheit, sich mit dem Staatssekretär des Reichsluftfahrtministeriums, General der Flieger M ilch, über die Auswirkungen des deutschen Rekordfluges auf den Plan einer nord- atlantischen Fluglinie zu unterhalten. Erfahrungen, so äußerte General der Flieger Milch u. a., die man in 504 Ueberquerungen des Nord- und Südatlantik machte, find so umfangreich und die Leistungen technischen und fliegerischen Könnens so großartig, daß Deutschland und die anderen Nationen heute die größte Chance besitzen, eine zuverlässige und schnelle Nordatlantik-Fluglinie einzurichten, die das ganze Jahr hindurch beflogen wird. Die Zeit sei nun reif für einen planmäßigen Postflugdienst über den nördlichen Ozean. Als ein durch die Leistung der „Condor"-Maschine nähergerücktes Ziel sieht General Milch die Verwendung von Landflugzeugen im atlantischen Post- und Passagier- jluss. Deutschland werde den eingeschlagenen Weg mit der Durchführung weiterer Non-stop- Flüge auch in der Zukunft fortsetzen.
Es sei dabei keine Schwierigkeit, die Maschinen zu verbessern und so weit zu verbessern, daß sie in der Lage seien, für die Strecke Berlin — Neuyork außer den großen Mengen Treibstoff noch zwei Tonnen Post mitzunehmen. Im Augenblick fei für den ganzjährigen Flngbetrieb über den Nordatlantik das Seeflugzeug vorznziehen. Man habe zur Zeit große Flugboote im Bau, die gegenüber dem Landflugzeug vorerst noch den Vorzug der größeren Sicherheit böten. Dabei sei für die Beurteilung dieser Frage nach der Zuverlässigkeit nicht die Leistungsfähigkeit der Motoren ausschlaggebend, sondern allein die auch heute noch nicht überwundene Gefahr, die für die Maschinen auf dem Nordatlantik durch die Vereisung während der winterlichen Monate besteht. General Milch ist davon überzeugt, daß man in einigen Jahren dieses Feindes der Luftfahrt Herr werden wird, wie man auch auf die Verwendung von Secflngzeugen für die d e n t s ch e n S i ch e r u n g s s ch i f f e nicht verzichten werde, die dem Atlantikflngboot eine Hilfe zuteil werden ließen, die man nicht hoch genug einschätzen könne. Man wird also vorläufig die Aeeflugzeuge sowie die schwimmenden Stützpunkte benutzen und die südliche Route über die Azoren wählen, bis sich in der nächsten Zeit die Eröffnung einer regelmäßigen Postfluglinie über den Nordatlantik ermöglichen läßt.
Der glänzende Flug der Fockc-Wnlf werde nach Ansicht von Staatssekretär Milch bewirken, daß dieser Plan einer regelmäßigen Luftpostlinieüber den nördlichen Ozean bald zur praktischen Ausführung gelangt. Im übrigen steht in der Panamerican Airway für die Deutsche Lufthansa eine glänzende Partnerin zur Verfügung, die das gleiche Können und eine große Erfahrung besitze. Es liege im Bereich der Möglichkeit, daß beim Zustandekommen der internationalen Abmachungen, die für den Beginn eines regelmäßigen Post- flugdienstes zwischen den Bereinigten Staaten und Deutschland nötig seien, die amerikanischen Clipper gemeinsam mit den Seeflugzeugen der Deutschen Lufthansa die Strecke zwischen der §lten und der neuen Welt planmäßig befliegen.
SMiMieger beim Führer
Dank für die kühne Leistung V/rlin, 15. August. Der Führe, tmpflng heute in Gegenwart des Generalseld- marschalls Göring und des Generals der «neger Milch die erfolgreichen deutschen ^zeanflieger Flugkapitän Henke, Haupt- Mann von Moreau, Oberfunkmaschinist ^'erverg und Oberflugzengführer Ko- und dankte ihnen im Namen des deut- Pulkes für ihre so kühne und gewaltig« stregerische Leistung.
Ein Bild, das die Condor-Vesatzung mitbrachte: Der Empfang der deutschen Ozeanflieger
in Neuyork
Wohl nie sind Bildberichte schneller in die alte Welt herübergekommen als mit dem deutschen Rekordflugzeug Eondor, das am Sonntagvormittag Aufnahmen nach Berlin brachte, die noch am Samstagvormittag in Neuyork ausgenommen worden waren. — Unter der Bildsendung, die mit dem Condor über den Ozean flog, befinden sich auch die Ausnahmen von der Ankunft der deutschen Ozeanflieger nach ihrem ersten Transarlanrikflug Berlin—Neuyork: Der Direktor des Neuyorker Flughafens, McKenzie, begrüßt vor den Mikrophonen des amerikanischen Rundfunks die Condor-Besatzung. tScherI--Bilderdienst-M.)
Sowjetdiplomaten unci ihr „Paradies
Abberufung heißt Zuchthaus — SPU. auch bei «Lisch
liigcnberickt <1er >!8-?resss
ZS. Rom, 15. August. Die Bedingungen der Sowjet-Diplomaten sind auf Grund der zahlreichen „Säuberungen" des Diplomatischen Korps durch Moskau bekannt. Ihre Lebensfreude beginnt dort, wo die sowjetrussische Grenzen enden. „Popolo d'Jtalia" faßt ihre Lage mit den Worten zusammen: „Wenn ausländische Diplomaten, die sich dienstlich in Sowjetrußland aufhalten müssen, zurückberufen werden, stoßen sie einen Seufzer der Erleichterung aus. Wenn die Sowjetdiplomaten ihre Abberufung von den Posten im Ausland erhalten, um nach Moskau zurückzukehren, werden sie sehr aufgeregt, denn die Abberufung heißt im besten Falle — Zuchthaus."
Die Zeitung beschäftigt sich an Hand von Aenßerungen eines aus Moskau zurückgekehrten Diplomaten mit der Lage des ausländischen Diplomatischen Korps in S o w j e t r u ß l a n d. Es sei unmöglich, daß ein ausländischer Diplomat mit der sowjetrussischen Bevölkerung in Berührung komme. Die Geheimnisse des Hungers, des Elends und der Grad der Unwissenheit, in der das russische Volk gehalten wird, müßten ängstlich vor den ausländischen Beobachtern verborgen werden. Es sei den ausländischen Diplomaten in Moskau ganz unmöglich, ärztliche Hilfe von sowjetrussischer Seite in Anspruch zu nehmen. Sowjetrussische Aerzte lehnten die Behandlung von ausländischen Diplomaten ab, da sie mit Sicherheit der Spionage angeklagt würden.
Die Zeitung berichtet Weiler von einer Aufforderung des sowjetrussischen Außenkommissariats an alle ausländischen Diplomaten, daß sie und ihre Familie fortan nur «och sowjetrussisches Personal zu halten haben, wobei von der Stenotypistin bis zum Kammerdiener dieses sowjetrussische Personal natürlich in den Diensten der Geheimpolizei steht. „Wenn sich die ausländischen Diplomaten in Moskau
zu Tisch setzen, so finden sie die GPU. selbst in der Suppe." In dieser Lage stellten die Pakete, die die Diplomaten in Rußland aus ihrer Heimat bekommen, mit Zucker, Reis, Kaffee und Gebrauchsgegenständen direkte Schätze dar, die das einzige seien, das ihrem Leben Verbindung mit der Zivilisation schafft, die in der übrigen Welt außer Sowjetrußland herrscht.
KriegsmmiliekommiAr Smirnow gestürzt?
Gerüchte, die z« denken geben
Moskau, 15. August. Bei der gegenwärtigen Tagung des „Obersten Rates" vermißte man in der Loge der Volkskommissare seit einigen Tagen auch den derzeitigen Volkskommissar der Kriegsmarine, Peter Alexan- drowitsch Smirnow, von dem gewisse — allerdings bisher unkontrollierbare — Gerüchte behaupteten, .er sei in Ungnade gefallen. Von halbamtlicher Seite wurde dazu erklärt, der Marinekommissar sei zur Zeit „in Urlaub" und habe aus diesem Grunde nicht an den Sitzungen des Obersten Rates teilnehmen können. Inzwischen konnte festgestellt werden, daß ein Porträt Smir- nows, das an sichtbarer Stelle in der vor kurzem in Moskau in der Snamenski-Gaüe gegenüber dem Heereskommrssariat eröff- neten Gemäldeausstellung „20 Jahre Rote Armee und Flotte" gehangen hatte, von dort entfernt worden ist. Wenn man nach einer Analogie früherer ähnlicher Fälle urteilen darf, so würde dieser Umstand dafür sprechen, daß die Gerüchte um Smirnow nicht
gegenstandslos waren.
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Smirnow ist, wie erinnerlich, erst vor wenigen Monaten (am 31. Dezember 1SS7) bei der Neubildung des Kriegsmarinekommissariates zum Volkskommissar der Kriegsmarine ernannt worden, nachdem er zuvor nach dem Ende GamarniN kurze Zeit das Amt des Chefs der Politischen Verwaltung der Roten Armee bekleidet hatte. Smirnow steht im militärischen Range eines Armeekommissars ersten Grades, eine Würde, die bis jetzt außer ihm nur noch seinem durch Selbstmord geendeten Vorgänger Gamarnik verliehen worden ist.
Moskau muß Finkiemchisfe ZuriMgebea
kNgevdei-ielit <1 e r X8-?re88v
kg. Helsinki, 16. August. Tie Blätter melden, daß, wie von offizieller Seite verlauteh, die von Towsctrussen am 19. Juli bei Ses- kari in der Finnischen Bucht beschlagnahmten finnischen Bermessungsfahr- zeuge „Airisto" und „Av 55" in de» nächsten Tagen wieder an Finnland aus- geliefert werden sollen. Die Angelegenheit sei im Begriff, sich aufzuklären und die Frage der Ausliefer ung sei erled igt worden.
Der Führer in Mervos
bei der Truppenübung
Jüterbog, 15. August. Der Führer wohnte heute einer Truppenübung auf dem Truppenübungsplatz Jüterbog bei.
Franco bombardiert Barcelona
Südarmee dringt weiter siegreich vor — Burdia-Sebirge überschritten
Bilbao, 15. August. Die nationale Lustwaffe unternahm in der vergangenen Nacht Angriffe auf militärische Ziele des Hafens von Barcelona sowie aus den Eisenbahnknotenpunkt Vcndrell und die Bahnlinien zwischen Taragona und Planes. — An der Estremadura-Front setzte die Südarmee unter dem Befehl Queipo de Llanos ihre Offensive nordwestlich von Cabeza del Buey siegreich fort. Nach Ueberschreitung Ves hohen Kammes erreichte sie die Ausläufer des Burdia-Gebirges und kam bis dicht vor die Ortschaften Campilla und Pelansordo. Die rote Südarmee, die hohe Verluste erlitten hat, ist in Auslösung begriffen. — An der Ebro-Front bombardieren seit den ersten Morgenstunden nationale Flieger und Artillerie die feindlichen Stellungen. Die Infanterie drang im Osten des Pandols-Gebirges, das selbst völlig gesäubert wurde, weiter vor
120 Morde verbürgt!
In dem vor kurzem von den nationalen Truppen befreiten Ort Villanueva de la Serena sind furchtbare Greueltaten ausgedeckt worden. Als Anführer der Bolschewisten war dort ein gewisser Jglefias, der sick selbst nim ..Lauvtmann" befördert
hatte und die systematische Zerstörung aller Kirchen und sonstigen religiösen Heilig tümer anordnete. Da er bei der Anordnung von Massenhinrichtungen auf Widerstand seiner eigenen Spießgesellen stieß, ließ er sich eine besondere Terrorgruppe von weither kommen, die die Hinrichtungen vornahm. Dabei wurden ganze Familien ermordet. Vielfach wurden die Opfer zunächst vor den Augen ihrer Angehörigen mißhandelt. Ter Unmensch scheute sich nicht, den Hingerichteten die Ohren abzuschneiden, um sie der entsetzten Bevölkerung öffentlich vorzuweisen. Nicht weniger als 120 Morde konnten Jgä» sias einwandfrei nachgewiesen werden.
Spanische Hkfangtlit werden ausgetauW
Einsetzung einer britischen Treierkommissio« Higenderickl cker K8-vier»«
«L. London, 16. August. Nach einer Verlautbarung des Foreign Offne haben sich die beiden Parteien in Spanien bereit erklärt^ die Einsetzung einer Treierkommissio n, d« den Austausch von Kriegsgefangenen vorneh- men soll, «mzuerkcnncn. Tie Ausschußmitglie-