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Nr. 188

Montag, äen 15. August 1938

112. Jahrgang

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Postschließfach Nr. 55

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Säbelraffeln kommunistisch gefärbter Military

Prag dreht und windet sich Offiziersaufrufein Versehen"

Prag, 14. August. Gewohnt, sich aalglatt jeder Verantwortung zu entziehen, wenn es brenzlich wird, hat man von tschechischer Seite jetzt ein Manöver gegen das riesige Auf­sehen des Säbclrasseleraufrufs der Tschechen- Ofsiziere ins Werk gesetzt. Man geniert sich nicht, in einer offiziösen Meldung Plötzlich bekannt zu geben, daß es sich bei der Veröffent­lichung des berüchtigten Aufrufs des Tschecho­slowakischen Offiziersverbandcs umein Ver­sehen" des VerbandsorgansTustojnicke Listy" handele.

Der Dolchstoß gegen jede Verständigung

Der wahre Charakter dieser kriegerischen Demonstration wird vor allem dann deutlich, wenn man die hinter ihr stehenden Drahtzieher kennt. An der Spitze dieses alle aktiven und inaktiven tschechischen Offiziere umfassenden Verbandes steht der Vizepräsident des Prager Abgeordnetenhauses, Dr. Markovic, ehe­maliger tschechischer Kriegsminister und enger Vertrauter des Staatspräsidenten Dr. Benesch. Es muß mit Bestimmtheit angenommen wer­den, daß Dr. Markovic ebenso wie die hinter ihm stehenden Generale Krejch und Syrovy diesen Dolchstoß gegen jede Ver­ständigung mit den Minderheiten nicht ohne das Einverständnis Beneschs unternom­men haben. In jedem Falle trägt der Hrad- schin die Verantwortung für seine Veröffent­lichung, denn die Zcnsurbehörüe, die erst gestern das sudetendeutsche TagblattDie Zeit" wegen der von ihm'veröffentlichten Rede des Stellvertreters Konrad Henleins am Grabe des ermordeten Wen zel Paierle beschlag­nahmte, hat sich zu keinem Eingreifen ver­anlaßt gesehen.

Der ursprüngliche Plan gewisser tschechischer Parteien, durch eine parlamentarische Majori­tät dem deutschen Volkstum in der Tschecho- Slowakei von ihnen diktierteNationalitäten­gesetze" aufznzwingen, war mit dieser Ankün­digung der Regierung hinfällig geworden. Zur ^Unterstützung der rebellierenden Linksparteien wurden also jetzt die von Moskau beeinflußten Generale aufgeboten, und zwar gerade jene Militärkamarilla, die für die verbrecherische Mobilisierung der tschechischen Armee am 21. Mai verantwortlich ist. Bekanntlich konnte damals eine ernste Verwicklung nur durch die besonnene und friedfertige Haltung der deut­schen Reichsregiernng vermieden werden.

Im Augenblick entscheidender Stunden der Politischen Entwicklung der Tschecho-Slowakei hat es der Verband der tschechischen Offiziere für notwendig befunden, die ohnehin gespannte Lage durch einen Aufruf zu verschärfen, dessen anmaßender Ton und besten drohendes Säbelgerassel schlechterdings nicht mehr übertroffen werden können. Be­zeichnend ist hierbei die Tatsache, daß dieses seltsame Manifest erlassen wurde, nachdem die Regierung wenige Stunden zuvor bekannt­gegeben hatte, daß ihre offiziellen Verhand­lungen mit der Sudetendeutschen Partei am 1k. August beginnen würden. Besondere Be­achtung verdienen in diesem Zusammenhang auch die in Prag bekannt gewordenen Infor­mationen, nach denen sich Ministerpräsiden i Hodza am Mittwoch zu Staatspräsident Tr. Penesch begab und unter Hinweis auf die Obstruktionspolitik des tschechisch-klerikalen Ministers Sramek und des Schulministers Franke mit seinem Rücktritt drohte.

"Ernschüchkerungsversuch der Militärcliquen"

n "brandstifterische" Aufruf des tschecho-

Iwwarischen Offizierskorps wird von der wkiernschen Presse als ein neuerlicherEin- AsWerungsversuch der Militärcliquen" bc- iMchnet und gebrandmarkt. Trotz des offi- iWen Bagatellisierungsversuches werde kueMessaggero" erklärt, niemand können, daß der Aufruf nicht

des tschecho-slowakischen Gene- ^ widerspiegele. Der Prager Ver­ton/^ "Resto del Carlino" (Bologna) be- . die an der Spitze des Osfiziersverban-

des stehenden Generäle Kreychi und M'rwo seien Vertrauensmänner Beneschs. Es handle sich also um die gleichen Elemente, die am 27. Mm ohne Wissen oder zumindest ohne Ermächtigung der Negierung die General Mobilmachung insze­nierten. Man müsse sich fragen, ob man heute vielleicht mit der Absicht, die Mis­sion Nuncimans endgültig zu sabotieren das gleiche Spiel wiederholen möchte, oder- ob man die Oefsentlichkeit einfach düpieren wolle, um noch ernstere Zwischenfälle zu Pro­vozieren.

Budapest:Kommunistisch gefärbte Vereinigung"

Das tschechische Offizierskorps könne das Frieden suchende Europa nicht erschrecken. Andererseits sei es nicht Sache des tschechi­schen Offizierskorps, sich mit den Rechten der Volksgruppen in ihrem Lande auseinander- zusetzen. Tie europäischen Großmächte Hüt­ten sich inzwischen ihre eigene Meinung über die Tschecho-Llowakei gebildet, soweit diese kriegerischen Ku n d g e b u n g e n ledigl lich dazu angetan seien, in gespenstischer Klarheit zu beleuchten, ans welche Weise die in die Klemme geratene tschechische Agitation, arbeite. Ter Aufruf der tschechischen Offi­ziere. w schreibt die klerikaleNemzeti Ussag". verdiene insofern Interesse, als er den Be­weis erbringe, daß die tschechischen Offiziere sich zu einer kommunistisch gefärb­tenVereinigung" zusammenschlössen und daß sie alz Soldaten Politisierten. Der Angriff richte sich gegen den Ministerpräsi­denten Hodza, was ans jeden Fall kennzeich­nend sei für die tschechischen Verhältnisse und für den Geist des Offizierskorps. Das Säbel­rasseln und das unangebrachte Eigenlob von den erbrachten Blutopscrn seien bedeutungs­los: Ter Aufruf komme verspätet. Die tsche­chische Frage müsse geregelt werden, ob es der Verciniauug tschechischer Offiziere genehm sei oder nickst

Polizei äeckt tschechische Strolche

Gebrauch der Muttersprache zieht Mißhandlung nach sich!

Prag, 14. August. Heute nachmittag um 4.30 Uhr wurde der Reisende Erich Richter aus Modrau bei Prag in der Restauration des Prager Tenis-Bahnhofs von einem Tschechen tätlich angegriffen und ins Gesicht geschlagen, weil er sich mit seiner Schwä­gerin in deutscher Sprache unterhielt. Richter versagte sich jede Erwiderung, sondern wandte sich an den diensthabenden Polizeibeamten. Die­ser Wachmann verwies ihn an das zuständige Polizeikommissariat. Dort wurde ihm aber keine Hilfe zuteil, man schickte ihn viel­mehr zum Bahnhof zurück. Dort erklärte ihm der Wachmann, daß er nicht einschreiten könne, da er gerade anderweitig beschäftigt sei, und er sich außerdem wegen einer Ohrfeige nicht bemühen könne. Der Beamte weigerte sich, die Personalien des Tschechen sicherzustellen, so daß der Mißhandelte Strafanzeige gegen Unbekannt erstatten mußte.

Bezeichnend für die niederträchtige Geistes- haltnng der Tschechen ist ein Auktionskatalog der Briefmarkenhandlung V. Eckstein, offenbar eines jüdischen Unternehmens, in dem es in tschechischer Sprache heißt:Der Katalog ist auch für ausländische Künder bestimmt und aus diesem Grunde ist der Tl""

tschechisch-deutsch, was Sie gütig st ent- ' huldigen wollen." Die hohe Meinung, die

die Tschechen immer noch von sich selber haben, glauben sie auch beim Ausland als selbstver­ständlich voraussetzen zu dürfen. Größenwahn­sinn . . .

Zu den täglichen Provokationen and Belästigungen wollen wir zwei weitere registrieren: Das Auto eines SDP.-Abgeord- neten wurde mit Steinen beworfen: die rn der

Bezirksstelle der SDP. Hohenstadt anläßlich der Beisetzung des ermordeten Sudetendeutschen Paierle gehißte Trauerfahne wurde durch die Gendarmerie beseitigt.

Der tschecho-slowakische Gesanl. in Berlin, Dr. Mastny , ist am Donnerstag zur Bericht- erstattung in Prag eingetroffen und wird hier voraussichtlich bis Montag bleiben.

Am Samstagvormittag empfing Lord Runciman mit den Herren seines Stabes Repräsentanten der sudetendeutschen Wirtschaft, um ihre Meinung über die Lage der sudeten­deutschen Wirtschaft zu hören.

Reue unruhewelle über Palästina

Jerusalem, 14. August. Die britischen Be- cuhigungsversuche, die nach dem Palästina- Flug des Kolonialministers MacDonald erneut unternommen wurden, sind völlig ver­geblich gewesen. Das Land wird erneut von Zusammenstößen und Sabotageakten erschüttert. So sind am Samstag die Tele- phonveroindungen von Jerusalem nach Aegyp­ten, Syrien und dem Libanon durch Sabotage wieder unterbrochen worden. Die Bahnstation Mbna auf der Strecke nach Kairo wurde in Brand gesteckt. Im Dorf Hitti bei TiberiaS wurden drei-Araber t o t aufgefnnden. Es heißt, daß sie im Feuergefecht mit Polizei und Mili­tär gefallen sind. Ein neu angepflanzter Euka­lyptus-Wald bei Nazareth mit mehreren tau­send Bäumen ist durch Brandstifter vernichtet worden.

Neue äeulsche Flug-Sroßleistung

Rückflug äesConäor" in Rekoräzeil von 20 Ztunäen glänzenä gelungen

In aller Mell Bewunderung

Neuyork, 13. August. Das GroßflugzeugCondo r" ist um 14.03 Uhr MEZ. vom Flohd-Bennet-Flugplatz zum Rückflug nach Berlin gestartet. Dem Abflug wohnten auf dem Floyd-Bennett-Flugplatz mehr als tausend Mensche« bei, die den küh­nen Fliegern einen herzlichen Abschied berei­teten. Das Großflugzeug umkreiste das Flug­feld und steuerte wenige Minuten später der Morgensonne zu. Beim Start herrschte kla­res Wetter. Die Flieger rechnen aber damit, daß sie über dem Atlantik etwa Rege« an­treffen werden. Flugkapitän Henke er­klärte vor dem Abflug, daß das Flugzeug seinen Kurs etwas südlich der großen Schif- fahrtsstratze halten werde.

Das Langstreckenflugzeug FW 200Con­dor" ist mit den modernsten Erzeugnissen der Lustsahrtgcräte-Jndustrie ausgerüstet, u. a. mit einer automatischen Kurs­steuer u n a der Firma Siemens, die dem Piloten die Kurshaltung des Flugzeuges er­leichtert. Das Präzise Arbeiten dieses Auto­maten hat dex Besatzung bereits beim Hin- flug über den Atlantik wertvolle Dienste ge­leistet. Die Siemenskurssteuerung war vom Start weg bis zur Landung eingeschaltet und hat sich, wie aus emer telegraphischen Nachricht der Flugzeugführer hervorgeht, glänzend bewährt.

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Vor fast 100 000 Zuschauern ging am Sonn­tag im Berliner Olympia-Stadion der erste Leichtathletik-Länderkampf zwischen Deutsch­land und Amerika zu Ende. Die Amerikaner gewannen mit 122:92 sicherer als angenom­men worden ist. In den 800 Meter gewann unser Rekordmann Rudolf Harbig sicher. Eine glänzende Leistung vollbrachte unsere 4mal- 100-Meter-Staffel mit der Rekordzeit von 40,3 Sekunden. Der Leichtathletik-Länderkampf zwi­schen Deutschland und Belgien in Brüste! endete erwartungsgemäß mit einem sicheren deutschen Sieg von 114:73 Punkten. Auch im Länderkvmpf unserer Leichtathletinnen gegen Polen in Brombcrg gab es einen deutschen Sieg mit 49:40 Punkten. Die Siegesser« der neuen deutschen Rennwagen wurde am Sonntag beim Pescara-Rennen um die Coppa Accrbo fortgesetzt. Wiederum stand Mercedes- Benz in Front. Diesmal war Europameister Rudolf Caracciola der Fahrer des siegreichen Wagens. In dem an Zwischenfällen reichen Rennen mußte die ganze Auto-Union-Mann- schaft aufgcben. Längs Mercedes geriet sogar in Brand. Bei den Europameisterschafte« in London gab es am letzten Tag noch zwei deutsche Doppelsiege, und zwar durch Weiß und Kitzig im Turmspringen der Männer und durch Balke und Sietas im 200-Metcr-Brustschwimmeu. Damit konnte Deutschland den Europapokal klar mit 145 Punkten vor Ungarn und Eng­land verteidigen. Im Fußball besiegte Rapid Wien den VfB. Stuttgart mit 3:2, und di« Kickers konnten über Wormatia Worms eine» 3:1-Sieg erringen.

Abschiedsworle des Außenministers von ASA.

In der Pressekonferenz in Neuyork nah» der amerikanische Außenminister Hüll Ge­legenheit, mit dem Hinweis auf den Rück­flug desCondor", der Mannschaft freund­liche Abschiedsworte zu widmen. Der Außen­minister stellte die Bedeutung dieser hervor­ragenden Leistung heraus und erklärte u. «ur Ich bin wie meme Landsleute sehr tief von dieser Leistung beeindruckt worden. Sie ist fraglos ein großer und wert, voller Erfolg. .

Ter Flug stellte einen realen Beitrag zur Förderung der aeronautischen Wissenschaft dar und ist ein weiterer Schritt vorwärts auf dem Wege der Entwicklung des Fl«g» Wesens.

Natürlich verfolgen wir alle Ihren Rück­flug nach Deutschland mit größtem Inter­esse und wünschen von ganzem Herzen ein» glückliche Ankunft."

Condor" wieder daheim!

Das GroßflugzeugCondor" überflog auf seinem Rückflug von Neuyork am Sonntag­vormittag um 9.57 Uhr den Berliner Flug­hafen Tempelhof und landete kurz daraäf glatt. Der Rückflug erfolgte in der neuen Rekordzeit von 19 Stunden 54 Minuten.

lieber den Rekordflug derCondor" von Neu­york nach Berlin trafen im Laufe der Nacht »nd am Sonntag früh folgende Standortmel- dnngen in der Reichshauptstadt ein:

22.30 Uhr MEZ.: 49,35 Grad Nord, 38,00 Grad West. Fliegen 4000 Meter über den Wolken.

24.00 Uhr MEZ.: 50,17 Nord. 34,05 West. Condor" fliegt in 4000 Meter über den Wolken. Geschloffene Wolkendecke.

1.00 Uhr MEZ. 51,37 Nord, 28,35 West.Con- Vor" fliegt in 4000 Meter über den Wolken. Die Hälfte des Ozeansluges von Festland zu Festland ist bewältigt. Die Durchschnittsgeschwindigkeit ist in den letzten Stunden gestiegen und beträgt zur Zeit 330 Stundenkilometer. Die bis jetzt zurück­gelegte Strecke beträgt rund 8600 Kilometer.

2.00 Uhr MEZ.: 52,33 Nord. 22,20 West. Flug- höhe über 4000 Meter Höhe.

3.30 Uhr MEZ.: 53,12 Nord, 18,40 West. Flie- gen zwischen Wolkendecken in 4000 Meter Höhe.

4.00 Uhr MEZ.: 53,11? Nord, 13,32 West. Höhe 2000 Meter wegen Vereisungsgefahr. Noch zirka 350 Kilometern von der Irischen Westküste entfernt, so daß die Maschine also voraussichtlich gegen 5 Uhr Festland unter sich haben wird.

5.00 Uhr MEZ.: Passierten um 4.40 Uhr MEZ. Clare-Jsland.

6.00 Uhr MEZ.: Anglesey erreicht. Fliegen über den Wolken in 2000 Meter Höhe.

7.00 Uhr MEZ.: Ueber King^s Lhnn. Noch etwa 950 Kilometer, so daß Landung des Flugzeuges voraussichtlich gegen 10.00 Uhr in Tempelhof er­folgen wird.

8.00 Uhr MEZ.: Befinden uns über Ljmuiden. Das Flugzeug hat bis Berlin noch etwa 600 Kilo­meter zurückzulegen.

Zweimal den Ozean überquer!

Das Fvcke-Wulf-FlugzeuqCondor" ist auf seinem Rückflug von Neuyork am Sonntag- Vormittag 9.57 Uhr wieder in Berlin einge­troffen. Die Landung erfolgte auf dem Flughafen. Tempelhof, wo die Besatzung von Staatssekretär im Reickisluftfahrtministerium