Nr. 185

Donnerstag, äen 11. Kuguft 1938

112. Jahrgang

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Postschliehfach Nr. 55

Strittiges Gelände lohnt keinen Krieg

Japans Truppen aber auf alle Möglichkeiten vorbereitet

Kcijo (Söul). 10. August. Der Vertreter des DNB. begab sich am Mittwoch zum japa­nischen Oberkommando der Chosen-Armee, das seinen Sitz in der koreanischen Haupt­stadt Keijo (Söul) hat und informierte sich ausführlich über die Lage an der sowjetrus- sisch-japanischen Grenze. Gleichzeitig konnten dabei gewisse Sensationsmeldungen der letz­ten Woche richtiggestellt werben.

Das japanische Oberkommando betonte zunächst den lokalen Charakter der Streitfrage. Im Hinblick auf die relative Be­deutungslosigkeit des strittigen Geländes wünsche die Oberste japanische Heeresleitung keinen Krieg gegen Sowjetrußland. Japan sei jedoch entschlossen, weitere russische Vorstöße mit Gewalt abzuweisen.

Das Oberkommando bestätigte sodann dem DNB.-Vertreter, daß die Sowjetrussen seit dein 1. August fortgesetzt Verstärkungen heranführen, deren Gesamtzahl im unmittel­baren Hinterland zur Zeit auf drei Infan­teriedivisionen. eine Kavalleriedivision, etwa SO schwere Geschütze, ein bis zwei motorisierte Brigaden und etwa 100 Flugzeuge geschätzt werde. Seit dem 5. August sei eine wachsende sowsetrussische Aktivität zu beobachten, die üch durch nächtliche Feuerüberfälle und Bom­benabwürfe ruf japanische Stellungen, Dör­fer und Eisenbahnen äußert.

Die' japanischen Gegen maß­regeln sind durch teilweise Einstellung des zivilen Eisenbahnverkehrs, Lichtkontrolle und Aehcimanweisnngen an Aemter und Fabri­ken getroffen worden. Die Sowjets hielten zur Zeit in der vordersten Linie drei Batail­lone, was einen nächtlichen Patrouillendienst mit ständigen Schießereien auslöse. Im gan­zen Hinterlands einschließlich Mandschukuo sti nichts zu beobachten, was auf kriegerische Vorbereitungen schließen lasse. Seit langem sei die Kwantung- und Chosen-Armee auf alle Eventualitäten vorbereitet, und man könne mit ruhiger Sicherheit in die Zukunft blicken.

In diesem Zusammenhang sei noch er­wähnt, daß Moskau das sowsetrussische Ge- neralkon'nlat in Korea zu schließen be- absichtigr.

Nach einem Bericht ans Keiko haben alle Einwohner, auch die Zeitungsberichterstatter. Keiko am Süduser des Tumen, etwa 30 Kilo­meter stromaufwärts der Mündung, verlas­sen. Der Ort war seit Ausbruch des Grenz- swischenfalls einem andauernden Artillerie- und Luftbombardement der sowjetrussischen Truppen ausgesetzt. Die Sowjetflugzeuge haben Keiko nicht nur mit Bomben belegt, s^idern auch mit Maschinengewehren be­schossen, wobei zwei Zivilisten getötet und einer verwundet wurde. Das Postbüro sowie me Polizeistation, die wiederholt durch die sowwtrussischen Flugzeuge angegriffen wür­ben. lind verlegt worden; es bleibt nur Gen- barmerie im Ort.

England optimistisch

London, io. August. Ministerpräsident i-chamberlain hatte am Mittwochabend mne Besprechung mit Außenminister Lord Halifax, der aus seinem Urlaub in Jork- Mre nach London zurückgekehrt ist. Lord Halifax dürfte dem Ministerpräsidenten über me jüngste Entwicklung des sowjetrussisch, ^hamschen Streitfalles berichtet haben. Die -Mstche Regierung hoffe immer noch, so Ichrewt der diplomatische Korrespondent der »Preß Association", daß die Fernost- »s-^b e ohne weitere Ausdehnung des Kon- -'gelegt werden könne. Wahrschein- , ch ^ "uch sPanische Frage be- I^"chen worden, insbesondere im Hinblick oaraus, daß Burgos noch keine Antwort auf < ? britischen Freiwilligenplan übermittelt ^i anzunehmen, daß Chamberlain a h 2md Halifax auch über die Mission " " m an s gesprochen hätten.

Donnerstag werde Chamberlain eine

Eichung mit Kolonialminister Macdo- der ihm wahrscheinlich seine Andrucke über seine Reise nach Pal ä-

stina und Malta, das vor allem eine freie Verfassung erhalten soll, Mitteilen werde.

Japan bereikek sich vor

Nach einem Bericht der Agentur Tomei hielt der für alle Mobilisierungsfragen zu­ständige Ausschuß unter dem Vorsitz des Ministerpräsidenten am Mittwoch eine Sitzung ab. Der Ausschuß beschloß, die Ar­tikel 6 und 21 des Mobilisierungs­planes in Kraft zu setzen. Die er­wähnten Artikel sehen die Registrierung aller Aerzte sowie die Einschränkung der technischen Lehrkräfte in allen Unterrichts­anstalten vor. Der Ministerpräsident unter- strich in einer Ansprache an den Ausschuß die unbedingte Notwendigkeit, alle Kräfte der Nation zusammenzufassen, um die ernste Lage zu meistern, vor die sich Japan infolge der sowjetrussischen Herausforderungen ge­stellt sicht.

Ehrung

von GemealohM Zrhr. von MM

Uebergabe des Artillerie-Regiments 12 Glückwunsch des Führers

Berlin, 11. August. Am heutigen Donner?, tag findet aus dem Pvmmerschen Truppen­übungsplatz Groß-Born die Uebergabe des. Artillerie-Regiments 12 an den durch den Führer und Obersten Befehlshaber der Wehrmacht zum Chef dieses Regiments er­nannten Generaloberst Freiherr von Fritsch statt. Ter »Führer hat ans die­

sem Anlaß folgendes Schreiben an General­oberst Freiherr von Fritsch gerichtet:

Zu Ihrer Ernennung zum Chef des Artillerie- Regiments 12, die ich in beiliegender Urkunde verfügt habe, übermittle ich Ihnen gleichzeitig in dankbarer Würdigung Ihrer hohen Verdienste in Krieg und Frieden meine herzlichsten Glück­wünsche. Ich gedenke bei der heutigen Gelegenheit in besonderem Matze Ihrer rastlosen Arbeit am Wiederaufbau der deutschen Wehrmacht. Indem ich Ihnen meine besten Wünsche für Ihr persön­liches Wohlergehen ausdrücke, verbleibe ich Ihr gez.: Adolf Hitler."

Das Artillerie-Regiment 12 ist mit Gene­raloberst Freiherr von Fritsch besonders ver­bunden, weil er in der Nachkriegszeit von 1928 bis 1930 als Kommandeur des Artil­lerie-Regiments 2 in Schwerin in Mecklen­burg gestanden hat.

Das Artillerie-Regiment 12 ist aus dem Artillerie-Regiment 2 hervorgegangen und hat seine Standorte in Schwerin und in Güstrow in Mecklenburg.

Die feierliche Regimentsübergabe erfolgt durch den Oberbefehlshaber des Heeres, Generaloberst von Brauchitsch, in Gegenwart aller sonst zur Zeit auf dem Truppenübungsplatz Großborn eingehenden Truppen und in Gegenwart von Abordnun­gen des ehemaligen Feldartillerie-Regiments Nr. 60, dessen Tradition das Artillerie-Regi­ment 12 weiterführt. Generaloberst Freiherr von Fritsch wird auch am 12. August noch auf dem Truppenübungsplatz Großborn ver­weilen, um an einer größeren Uebung teil­zunehmen.

Marschall Balbo rühmt äas neue veutschlanck

Herzliche Freunäschaftsbezeugungen mit Seneralfelämarschall Söring

Berlin, 10. August. Im Beisein von Mit. gliedern der Italienischen Botschaft, meh­reren Generalen der Luftwaffe und einer vieltausendköpfigen Menschenmenge ehrte heute vormittag der Luftmarschall von Ita­lien und Generalgouverneur von Libyen, Jtalo Balbo, die deutschen Gefallenen des großen Dölkerringens. Unter der Ehren­bezeigung einer Ehrenkompanie des Wach­bataillons der Luftwaffe legte Jtalo Balbo im Ehrenmal Unter den Linden einen Kranz nieder.

Nachher begab ex sich in das Berliner Rathaus, wo er nach Begrüßung durch den Oberbürgermeister sich in das Goldene Buch der Stadt Berlin einschrieb. Nach der Eintragung reichte ihm Dr. Lippert nach altem deutschen Brauch den Ehrentrunk. Im Anschluß wurde dem Luftmarschall die Sil­berne Plakette der Reichshauptstadt über­reicht. Marschall Balbo begab sich sodann im Auto nach Karinhall, begleitet vom Chef der Luftwaffe in Libyen, General Bri- ganti, den Obersten Camerini und Cagna, Hauptmann Capanni und den anderen Offizieren, die mit ihm nach Berlin gekom­men sind.

Feste Bande der Freundschaft

Der italienische Luftmarschall Balbo folgte Mittwochmittag einer Einladung des Gene­ralfeldmarschalls Göring nach dem Waldhof Karinhall. Generalfeldmarschall Göring begrüßte seinen Gast aus das herzlichste und hatte anschließend mit ihm eine fast zwei­stündige Unterredung.

Im Anschluß daran gab der Feldmarschall den italienischen Gästen ein Frühstück, an dem neben der Begleitung des Luftmarschalls der italienische Botschafter Attolico, der Ge­sandte Graf Magistrati, der italienische Generalkonsul Renzetti sowie der italienische Luftattachs, Fliegergeneral Liotta teilnah- men. Von deutscher Seite waren anwesend: Staatssekretär Körner, Staatssekretär Gene­ral der Flieger Milch, der Generalstabsches der Luftwaffe Generalleutnant Stumpfs, General der Flakartillerie Rüdel, General der Flieger von Witzendorff, Generalmajor

Udet, der deutsche Lustattachs in Italien, Generalmajor von Bülow. Es nahmen fer­ner teil der Chef des Ministeramtes, Gene­ralmajor Bodenschatz, der Chef des Stabs­amtes Ministerialdirektor Dr. Gritzbach und einige Herren der näheren Umgebung des Feldmarschalls.

Hermann Göring feiert seinen Gast

Im Verlaufe des Frühstücks begrüßte Generalfeld marschall Göring Marschall Balbo und erklärte, es sei ihm eine besondere Freude und Ehre, seinen Gast in seinem Heim in der Schorsheide willkom­men heißen zu können. Er begrüße in ihm den Mann, der die italienische Luft­waffe neu geschaffen habe und der die große Tat der Ueberfliegung des Atlan­tik im Geschwaderflng, die nur von einem Balbo dnrchgeführt werden konnte, voll­bracht habe. ^

Marschall Balbo habe der italienischen Luftwaffe den Stempel seiner Persönlichkeit ausgeprägt und sie damit zu einer der besten der Welt gemacht. Der Feldmarschall er­klärte, er wisse aus eigener Erfahrung, was es bedeute, eine Luftwaffe auszubauen und :r könne daher die Verdienste seines Gastes auf das beste würdigen. Nun sei Marschall Valbo durch das Vertrauen des Duce aus nnen besonders wichtigen Posten des italie- aischen Imperiums berufen worden. Li­byen sei für Italien eine Schlüsselstellung. Dort finde die schöpferische Kraft des Mar- ichalls Balbo ein weites Betätigungsfeld.

Feldmarschall Göring würdigte seinen Gast als einen alten Freund Deutsch­lands. der den Weg zu uns nicht erst ge- fundcn hätte, nachdem wir uns einen Platz an der Sonne errungen hatten. Er sei schon ein Freund Deutschlands in den Zeiten deS Kampfes gewesen. Bei seinem letzten Besuch in unserem Lande kurz vor der Machtüber- nähme habe er voller Vertrauen die Ent­wicklung vorausgesehen und seiner Freund­schaft für Deutschland aufrichtigen Ausdruck verlachen. Man wisse daher in Deutschland, wie sehr erfreut Martckiall Balbo über die

(Fortsetzung stehe Seite 2)

Ein Kotbuch verrat an Europa"

Berlin, 10. August. Heute übergab die Anti-Komintern im Rahmen eines ihrer Presjeempfänge imKaiserhof" düs Rotbnch über die Bolschewisierung der Tschecho-No- wakeiVerrat an Europa" von Karl Vietz der Öffentlichkeit. Vor einer zahlreichen Zuhörerschaft von Vertretern von Partei und Staat und der In- und Auslandspreise sprach nach Begrüßungsworten des Presse- leiters der Anti-Komintern Dr. Kommoß Gauleiter Oberregierungsrat Hans Krebs über dieaußerordentlicheGesahr, die aus der Tatsache des erdrückenden so­wjetischen Einflusses auf die Tschecho-Slowa- kei für ganz Mitteleuropa und den Donau- raum erwächst. Diese Gefahr sei noch nie in solcher Klarheit und so eindringlicher Ueber- sicht gezeigt worden wie in dem Buch von Karl Vietz.

Deutschland und alle Völker Mittel- und Osteuropas müßten wissen, daß die Zentra­len der bolschewistischen Agitation für Mit­tel- und Osteuropa ebenso wie für alle Donaustaaten in Prag sind und daß dieser Staat das Aufmarschgebiet de- Bolschewismus in agitatorischer, gei­stiger und militärischer Hinsicht ist. In Prag habe man dem Teufel die Hand zum Bund« gereicht und längst vergessen, was der So­wjetgeneral Frunse so offen sagte:Die Note Armee muß bereit sein, in die Offensive überzugehen. Die Basis unserer Offensive wird nicht nur Sowjetrußland, sondern eine ganze Reihe anderer Länder sein. Die Gren­zen dieser Front sind durch die Grenzen des Festlandes der Alten Welt bestimmt."

Als weiterer Redner würdigte Eugenius von Schumer-Szermentowski, Mitglied des Verbandes Polnischer Literaten und Journa­listen, das neue Buch und schilderte die B e- drohung Polens durch die Bolschewi­sierung der Tschecho-Slowakei.Uns kann die von der Komintern von der Basis unse­rer allernächsten Nachbarn geführte Aktion nicht gleichgültig sein. Wir haben nicht des­halb unter der Führung des größten Polni­schen Helden, des Marschalls Joseph Pil- sudski, mit so großen heldenmütigen An­strengungen des ganzen Volkes dem bolsche- wistischen Drang gen Westen ein Ende be­reitet, um nun den weiteren marxistischen Aktionen in Ruhe und Beschaulichkeit zuzu- sehen."

Zum Schluß sprach der Abgeordnete tm ungarischen Parlament Dr. Franz Najniß. Von der Zeit der kommunistischen Herrschaft in Ungarn ausgehend, schilderte er die Entstehung des tschecho-stowakischen Staates, der seine Existenz lediglich dem Diktat der VersaillerFriedensmacher" verdanke. Er zeigte ferner an einigen Beispielen au? der jüngsten Zeit, wie die von Prag aus gelei­tete kommunistische Wühlarbeit in Ungarn oft genug mit Militärspionage Hand in Hand gehe und von dieser kaum noch zu unter- scheiden sei. Die Gefahr, die aus der Bolsche­wisierung der Tschecho-Slowakei für all« Nachbarländer erwachse, habe das Vietzsche Buch in eindrucksvollster Weise gezeigt.

Tschecho-Slowakei» Werkzeug Moskaus

Ter bekannte Reichstagsabgeordnete Dr. Franz Rainiß untersucht die engen Ver­bindungen der Tschecho-Slowakei zu Sowjet, rußland und kommt dabei zu folgendem Er­gebnis: Tie Tschecho-Slowakei sei zu einem Werkzeug Moskaus geworden. Sie sei jeder­zeit bereit, dem großen Feind der europäi­schen Kultur ihre Grenzen zu öffnen, damit von diesem Sprungbrett aus die imperiali- stischen Neigungen des Weltbolschewismus ihre militärische Verwirklichung finden. Die größte Sünde der Prager Demokratie sei es. daß sie. um ihren Sturz zu verhindern, sich hinter dieBajonettederSowjet- armee verschanze. Die im Konzert der europäischen Mächte bedeutungslose Maste von sieben Millionen Tschechen suche 120 Millionen Deutsche. Polen und Ungarn durch Sowjetschreck zu provozieren, indem sie diesen Völkern vertraglich verbriefte Minderheiten­rechte innerhalb der Staatsgrenzen vorent- halte.