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Dienstag, äen 9. Flugusl 1938

112 . Jahrgang

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Wieder Mord an Sudetendeutfchem

Bevölkerung wie vom Donner gerührt Schreckensstunde auf Schreckensstunde

sie mit diesen Schändlichkeitn nicht die Lage der Sudetendeutschen verschlechtern, sondern ihre eigene. Dies gilt noch mehr seit der Anwesenheit von Lord Runciman in Prag.

Weiler zurvckrveichen können wir nicht"

Angehöriger -er SDP. erstochen

Prag, 8. Aug. Der in Tfchechei geduldeten Hetze gegen die SDP., die die gesamten Politi­schen Gegner der Partei des Sudetendeutschtums zu immer neuen Gewalttätigkeiten gegen deren Anhänger ausstachelt, ist in der Nacht zum Pion­tag wieder ein blühendes Menschenleben, der An­gehörige der SDP. W. Paierle, zum Opfer gesallen. Paierle befand sich in der fraglichen Nacht mit seinen Kameraden Kuchler und Schwarz im Gasthaus Herrer in Glascrwald im Bezirk Hartmanitz im Böhmerwald. Zwischen ihnen und 14 anwesenden Sozialdemokraten, denen sich ein tschechischer Finanzbeamter zugesellte, kam es zu Meinungsverschiedenheiten, worauf sich der Gast­wirt veranlaßt sah, die Sozialdemokraten und den tschechischen Beamten aus dem Lokal zu wei­fen. Nach einem kurzen Wortwechsel verließen die Sozialdemokraten und der tschechische Beamte hierauf das Lokal.

Als sich die drei STP.-Leute eine halbe Stunde daraus auf den Heimweg begaben, wurden sie. .un­weit des Gasthofcs, von den zuvor aus dem Lokal Gewiesenen überfallen. Vor der Uebermacht »ersuchten sie sich durch Flucht zu retten. Paierle kam jedoch hierbei nur noch etwa 10V Schritt fort, von Messerstichen getroffen, brach er sterbend zusammen und wurde später von dem Lehrer Rusa aus Glöckelberg tot aufgefunden. Der Ermordete wies insgesamt vier Stiche auf. einen batte er in die linke Seite, einen in die rechte Seite und zwei Stiche in den Rücke,, er­halten. Ter erstochene Paierle ist 28 Jahre alt und Lägewerksarbeiter. Seine beiden Kameraden sind cbcnfalls Arbeiter. Der Täter konnte noch nicht fest ge stellt werden. In Zusammenhang mit der Bluttat sind 13 Personen festgenommen wor­ben. die sich zur Zeit noch sämtlich bei der Gen­darmerie befinden.

Maßloses Erschrecken

Der Mord an dem sudetendeutschen Arbeiter Paierle hat sich mit Windeseile im Böhmer- waldgebiet herumgesprochen. Obwohl der Böhmerwaldort Glaserwald in der Gegend des Fleckens Hartmanitz kaum bekannt ist, berichtet man bereits überall die Einzelheiten der feigen Mordtat.

Tie Bevölkerung -fühlt sich zutiefst getroffen, insbesondere als zugleich von Ausschreitungen zuchtloser tschechischer Militärpersonen an ver­schiedenen Orten berichtet wird. Die Menschen zehen bleich und erschüttert einher, wissen sie doch nicht, wer von ihnen der nach st e ist. Jeder, der ans seiner heimatbewußten Haltung kein Hehl macht, muß jetzt das Lchlimmste von den rasenden tschechischen Stö­renfrieden befürchten. Selbst bei der Feldarbeit fühlt sich niemand mehr sicher. In den Dörfern stehen die Menschen in Gruppen zusammen und besprechen das neue Verbrechen, das die Kette der Quälereien und Beunruhigungen, denen die Sudetendeutschen in der tschecho-slo- wakischen Republik nunmehr seit zwei Jahr­zehnten ausgesetzt sind, ohne Unterbrechung sortsttzt. F '"

Diese neue unerhörte Bluttat an einem Sudetendeutschen, dessen einziges Verbrecher darin bestand, daß er sich zu seinem Deutsch, tum gegenüber irregeleiteten Marxisten ossen und mutig bekannte, wirkt sehr schwer­wiegend und wird mit Recht die verhal­tene Verbitterung unter der Sudeten deutschen nur noch stei­gern. Wenn es in der Tschecho-Slowakei nun so weit g lommen ist. daß ein sudeten- dcutsches Menschenleben nichts mehr gilt unp einfach auf der Straße abgestochen wer- ven darf wie ein wildes Tier, dann dürfen sich die amtlichen Stellen in Prag wahrlich nicht wundern, wenn die gequälten und ge­schundenen Deutschen in ihrer Notwehr den Spieß endlich umdrehen und gleiches mit Michem vergelten. Alle Verantwortung fällt bann aber auf die Stellen zurück, die bis nnf den heutigen Tag eigentlich gar nichts uruernommen haben, um den Pöbel in die Schranken zurückzuweisen. Leider scheint man aber auch in diesen Stellen den wirk- , Ernst der Lage immer noch nicht ganz "saßt zu haben.

Eine Schreckensnachricht jagt die andere,

ne Schreckensstunde solqt der anderen für

> die maßlos verfolgten Sudetendeutschen und ! es ist begreiflich, daß die gequälte und ge- f schundene sudclendeutsche Bevölkerung wie . vom Donner gerührt ist. vor allem über die

feige Mordtat im Böhmerwald. Wie aus den letzten Meldungen hervorgeht, wächst die Er­bitterung unter den Sudetendeutschen von Stunde zu Stunde und es ist mit dem Aus­bruch einer nicht mehr einzudämmenden Volkswut zu rechnen, wenn von den amt­lichen Prager Stellen gegen das gemeine Strauchrittertum nicht mit den drakonisch­sten Mitteln vorgegangen wird. Das Maß ist jetzt wirklich voll!

Tschechischer Roheiksakk

Aus Bodenbach wird ein tschechischer Roheitsakt bekannt, der in seiner ganzen Gemeinheit erst in Kenntnis der nähe­ren Umstände ermessen werden kann. In einem Sonderzug der sudetendeutschen Turner­schaft, der aus Breslau über Bodenbach zurück­kehrte, befand sich auch ein erkrankter junger Turner. Man hatte ihn nur unter Schwierigkeiten an den Zug schaffen können, wo er im Krankenabteil untergebracht wurde. Als in Bodenbach die üblichen Zolluntersuchun­gen stattfanden, schleppten Beamte der tschechi­schen Finanzwache den Kranken aus seinem Ab­teil in einen Raum des Bodenbacher Bahn­hofes. Tort mußte sich der Turner ganz aus- ziehen, wo zwei Beamte seine Kleider durch­suchten. Bei dieser Durchsuchung schlugen die tschechischen Beamten grund­los dem Kranken mehrfach ins Ge­sicht. Gleichzeitig zerrissen die tschechischen Beamten das Festabzeichen des Breslauer Turn- und Sportfestes und eine Karte mit einer Sondermarke und einem Sonderstempel, die der Turner als Briefmarkensammler mit­genommen hatte. Der Polizeiarzt, der den Turner noch vor seiner Weitersahrt untersuchte, konnte noch nach mehreren Stunden Schwel­lungen am Jochbein seststellcn. Bei einer spä­teren Gegenüberstellung mit den Zollbeamten erkannte der Turner die tschechischen Finanz­beamten Frantik und Visck als die Prügelhel­den wieder

Tschechischer Soldat schießk scharf

Am 5. August gefährdete ein Soldat der tschecho-slowakischcn Wehrmacht in mutwillig­ster Weise die Sicherheit mehrerer Menschen. Er gab- auf der Straße von Mittel-Langenau nach Hohenelbe mehrere scharfe Schüsse ab. Die Geschosse gingen knapp über die Köpfe der in etwa 150 Schritt Entfernung auf dem Felde arbeitenden Leute hinweg. Niemand hatte dem Soldaten auch nur den geringsten Anlaß zum Schießen gegeben.

Verwilderung tschechischer Soldateska

Sonntagabend fuhr der Sudetendeulsche Herbert Fiedler aus Unter-Polaun im Jser- aebirge mit seinem Motorrad vom Kamnitz- stal kommend beim GasthausZum blauen Stern" in Unter-Polaun vor. Eine Gruppe van lärmenden Tschechen. die im Gasthause gezecht hatte, stand vor dem Hause. Als die Tschechen, unter denen sich auch zwei Sol­daten befanden, des Motorradfahrers an­sichtig wurden, der weiße Strümpfe trug, riefen sie:Da kommt schon wieder so ein Henlein-Nowece!" Kaum hatte Fiedler das Motorrad zum Stehen gebracht, als er von der Gruppe auch schon überfallen wurde. Er erhielt zuerst einen Faust- schlagins Gesicht, dann wurde er vom Rad gerissen und zu Boden geworfen. In dieser Lage wurde er unter Schmährufen auf das gröblich st emißhandelt. Schließ­lich rissen die Tschechen dem Mißhandelten Schuhe und Strümpfe herunter. Gleich dar­auf verschwand die Bande auf einem Last­auto, wobei sie die zerissenen Strümpfe als .^riegtrophäe" mituahm. Vorher, gegen sechs Uhr abends, hatten dieselben Tschechen junge Turner vom nahen Spielplatz des Deutschen Turnvereins vertrieben. Dabei hatte ein junger Turner einen Faustschlag

> gegen die Nieren erhalten. Gegen die Un­bekannten wurde die Strafanzeige erstattet.

Wenn solche Gewalttätigkeiten und Ro­heitsakte von tschechischen Soldaten und Staatsbeamten immer wieder an der Tagesordnung find, dann braucht man sich wahrlich nicht mehr zu wundern, wenn das ausgehetzte tschechische Volk sich in verstärk­tem Maße zu gemeinen Roheitsakten an den wehrlosen Sudetendeutschen hinreiße» läßt. Solche Wegelagereien werden unter Liesen Umständen von den zuständigen amt­lichen Stellen sanktioniert. Ten Nachweis dafür liefern die verschiedenen Prozesse gegen solche Uebeltäter und Raufbolde, die in der Regel mehr als milde ausfallen. Für diese Heldentaten" hüllt man sie geradezu noch in einen Glorienschein. Um so mehr ist die Ruhe und Disziplin der Sudetendeutschen zu bewundern, die sich wegen all dieser Provo­kationen nicht zu Unbesonnenheiten Hinreißen lasten. In ihrem blinden Haß merken die Tschechen anscheinend immer noch nicht, daß

ImSlovak" veröffentlicht der greise Führer dex slowakischen Autonomisten, P a° ter Hlinka, einen ganzseitigen Artikel zum Abschied des Führers der amerika­nischen Delegation, Tr. Hletko, in dem es u. a. heißt: In kurzer Zeit haben Sie durch Ihre Einfachheit, Standhaftigkeit und Herzlichkeit die Herzen und die Liebe des slowakischen Volkes gewonnen. Aber gerade deswegen haben Sie sich auch Feinde zuge­zogen, und das hat uns nur noch fester mit Ihnen verbündet, denn unsere Feinde sind auch die Ihren geworden. HodzasSloven- ska Vlast" schreibt in der letzten Nummer: Endlich gehen sie." Wir wollen uns noch immer ausgleichen mit dem Brudervolk, aber wenn sie nicht erfüllen wollen, wozu sie sich im Pittsburger Vertrag ver­bindlich verpflichtet haben, so werden sie die Verantwortlichen sein. Wir sind lange zu­rückgewichen, weiter zurückweichen können wir nicht mehr.

Neue Zowjelangriffe bei Zchangfeng

Japanische Gruppen werfen äen Segner einen Kilometer zurück

Tokio, 8. August. Wie das Kriegsmini- stermm mitlent, unternahmen Die Sowzels südöstlich der Schangsenghöhe seit heute mor­gen zwei Uhr Angriffe, die in schwerstem Kampfe Mann gegen Mann abge­schlagen wurden. Die Sowjettruppen mußten etwa einen Kilometer zurückgehen. Beide Seiten erlitten schwere Verluste. Die Kampshandlung wurde gegen 6.30 Uhr be­endet.

Das japanische Kriegsministerium der. öffentlicht eine Aufstellung über die japa­nischen Verluste seit dem Ausbruch des Grenzstreites von Schangfeng. Danach belie­fen sich die japanischen Verluste bis zum 6. August auf 70 Tote und 180 Verwundete. Vom 6. bis 8. August betrugen die Verlusk insgesamt 200, so daß ein Gesamtverlust von 450 Mann sestgcstellt wird. Die sowjet- russischen Verluste dagegen betragen nach der gleichen japanischen Aufstellung etwa 1500 Mann Die japanischen Truppen zerstörten ferner danach 100 Tanks und klei-

nere Kampfwagen, während sechs sowjed- russische Flugzeuge abgeschosteu wurden» Ha» von zwei in Korea.

Neue ergebnislose Verhandlungen

Zwischen dem japanischen Botschafter in Moskau, Shigemitsu und dem Außen­kommissar Litwinow - Finkeift ei» fand eine zweieinhalbstündige Unterredung über den Grenzkonflikt im Fernen Oste« statt. Im Ergebnis dieser Unterredung, i» dev« sich der sowjetrussische Außenkommistar mitunter in recht widerspruchsvollen Dar­legungen bewegte, konnte keine Einigung er» rielt werden.

Manischer Luftangriff aus Kanton

Schanghai, 8. August. Nach Meldungen aus Kanton unternahm ein japanisches Bombengeschwader am Montag einen An- griff auf die Stadt, der insbesondere den Regierungsgebäuden, Kasernen urck an­deren militärischen Objekten galt. Der Scha­den soll groß sein. ' -----

Offenes Geheimnis äerBanckera"

Französisches Kriegsmaterial für Kompanien verkappte französische Offiziere

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ge. Rom, 8. Aug. Entgegen den offiziösen Pariser Dementis, die erst dieser Tage jede Einmischung in Spanien leugneten, ist die italienische Presse in der Lage, den Nachweis für weitere Truppen- und Kriegsmaterial­lieferungen Frankreichs an Rotspanien zu erbringen. In Barcelona treffen nach wie vor neueFreiwilligen"-Transporte ein, die sich größtenteils aus Franzosen zusammensetzen. Sie dienen in erster Linie zur Auffüllung der stark dezimierten 34. in­ternationalen Brigade. Durch eine neuge­gründete Organisation würden von Frank­reich aus außerdem zahlreiche Offiziere nach Spanien geschickt, die alsTouristen" ver­kappt ihre Tätigkeit in Sowjetspanien aus­üben. Zur Tarnung der Kriegsmaterialliese­rungen seien deren Zentren vorwiegend in die Ostsee, und zwar vor allem in balti- sche Häfen verlegt worden. Als leitende Zwischenstelle fungiere eine Organisation des NamensBandera", der auch die der Unterstützung der spanischen Bolschewisten dienende französische Organisation ange- hvrt. Auch die in den letzten Tagen von den Truppen General Francos erbeuteten Waffen würden ebenso wie zahlreiche Ge- jangenenaussagen die fortgesetzte Ein­mischung Frankreichs zugunsten Rotspaniens beweisen.

Roke Aeberläufer am Ebro

Am Montag wurde die Säuberung in

dem von den' nationalspanischen Truppen eroberten Abschnitt der Ebrofront fortgesetzt. Im Lager der Nativnalspanier sammelten sich zahlreiche Ueberläufer der Roten, die von der verzweifelten Stimmung unter den auf dem linken Ebrouser stehenden roten Kräften berichteten. Tie roteHeeres­leitung" habe strenge Maßnahmen ergriffen, um zu verhindern, daß die Entmuti­gung im Hinterland auf die Bevöl­kerung übergreife. Mehrere höhere Anfüh­rer, Abschnittskommandeure, aber auch! Mannschaften habe man ohne Prozeß stand­rechtlich erschossen, und zwar auf Grund einer Anzeige der politischen Kommissare, die ihnenMangel an Kampfgeist" vor­warfen.

Nachprüfung von Luftangriffen

Britische Kommission nach Spanien London» 8. August. Wie am Montagnachmit­tag hier bekannt wurde» wird die englische Kommission, die sich zur Nachprüfung von Luftangriffen auf offene Städte und britische Schiffe nach Spanien begeben soll, aus Gruppenkapitän Smych-Pigott, einem im Ruhestand lebenden Offizier der britischen Luftwaffe und Major Lejeune, einem Offizier der Artillerie, bestehen. Smith-Pigott und Le­jeune werden am 13. August in Toulouse ein- treffen, wo sie ihr Hauptquartier einrichten werden. Sie werden dann beiden Seiten der spanischen Bürgerkriegsparteien zur Verfügung stehen unt> auf Ersuchen der Sowjetspanier oder

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