m. 183
Dienstag, äen 9. Flugusl 1938
112 . Jahrgang
er GeseMcliakter
kcxritzsprcisc: In der Sladt bzw. durch Bolen monatlich RM. l.50 durch die Post monatlich RM. 1 »0 einschlietzl. 18 Pfg. Beförderungs- Gebühr zuzüglich 36 Pfg. Zustell- Gcdühr. Einzel-Nr. 10 Pfg. Bei böh. Gewalt besteht kein Anspruch auf Lieferung der Zeitung oder Rückzahlung des Bezugspreises.
Fernsprecher Nr. 429
«ati»na<fortaliMs«be Lasesreitnus
Alleiniges Amtsblatt ftle sämtliche^^eh-rden in Ktodt n. Kreis Kagaßb
Regelmäßige Beilagen: Pflug und Scholle - Der deutsche Arbeiter-Die deutsche Frau - Wehrwille und Wehrkraft - Bilder vom Tage
Hitlerjugend - Der Sport vom Sonntag
Drahtanschrift: „Gesellschafter" Nagold / Gegründet 1827, Marktstratze 14 / Postscheckkonto: Amt Stuttgart 6113. Girokonto 95 Kreissparkasse Nagold. / Gerichtsstand für beide Teile: Nagold. / Anzeigen-Annahmeschluh vormittags 7 Uhr.
Anzeigenpreise: Die 1 spattig« mm-Zeile od. deren Raum 6 Pfg., Familien-, Vereins- und amtliche Anzeigen sowie Stellen-Eesuch« 5 Pfennig, Text 18 Pfennig. Für das Erscheinen von Anzeigen in bestimmten Ausgaben und an besonderen Plätzen kann keine Gewähr übernommen werden.
Postschlietzfach Nr. bi
Wieder Mord an Sudetendeutfchem
Bevölkerung wie vom Donner gerührt — Schreckensstunde auf Schreckensstunde
sie mit diesen Schändlichkeitn nicht die Lage der Sudetendeutschen verschlechtern, sondern ihre eigene. Dies gilt noch mehr seit der Anwesenheit von Lord Runciman in Prag.
„Weiler zurvckrveichen können wir nicht"
Angehöriger -er SDP. erstochen
Prag, 8. Aug. Der in Tfchechei geduldeten Hetze gegen die SDP., die die gesamten Politischen Gegner der Partei des Sudetendeutschtums zu immer neuen Gewalttätigkeiten gegen deren Anhänger ausstachelt, ist in der Nacht zum Piontag wieder ein blühendes Menschenleben, der Angehörige der SDP. W. Paierle, zum Opfer gesallen. Paierle befand sich in der fraglichen Nacht mit seinen Kameraden Kuchler und Schwarz im Gasthaus Herrer in Glascrwald im Bezirk Hartmanitz im Böhmerwald. Zwischen ihnen und 14 anwesenden Sozialdemokraten, denen sich ein tschechischer Finanzbeamter zugesellte, kam es zu Meinungsverschiedenheiten, worauf sich der Gastwirt veranlaßt sah, die Sozialdemokraten und den tschechischen Beamten aus dem Lokal zu weifen. Nach einem kurzen Wortwechsel verließen die Sozialdemokraten und der tschechische Beamte hierauf das Lokal.
Als sich die drei STP.-Leute eine halbe Stunde daraus auf den Heimweg begaben, wurden sie. .unweit des Gasthofcs, von den zuvor aus dem Lokal Gewiesenen überfallen. Vor der Uebermacht »ersuchten sie sich durch Flucht zu retten. Paierle kam jedoch hierbei nur noch etwa 10V Schritt fort, von Messerstichen getroffen, brach er sterbend zusammen und wurde später von dem Lehrer Rusa aus Glöckelberg tot aufgefunden. Der Ermordete wies insgesamt vier Stiche auf. einen batte er in die linke Seite, einen in die rechte Seite und zwei Stiche in den Rücke,, erhalten. Ter erstochene Paierle ist 28 Jahre alt und Lägewerksarbeiter. Seine beiden Kameraden sind cbcnfalls Arbeiter. Der Täter konnte noch nicht fest ge stellt werden. In Zusammenhang mit der Bluttat sind 13 Personen festgenommen worben. die sich zur Zeit noch sämtlich bei der Gendarmerie befinden.
Maßloses Erschrecken
Der Mord an dem sudetendeutschen Arbeiter Paierle hat sich mit Windeseile im Böhmer- waldgebiet herumgesprochen. Obwohl der Böhmerwaldort Glaserwald in der Gegend des Fleckens Hartmanitz kaum bekannt ist, berichtet man bereits überall die Einzelheiten der feigen Mordtat.
Tie Bevölkerung -fühlt sich zutiefst getroffen, insbesondere als zugleich von Ausschreitungen zuchtloser tschechischer Militärpersonen an verschiedenen Orten berichtet wird. Die Menschen zehen bleich und erschüttert einher, wissen sie doch nicht, wer von ihnen der nach st e ist. Jeder, der ans seiner heimatbewußten Haltung kein Hehl macht, muß jetzt das Lchlimmste von den rasenden tschechischen Störenfrieden befürchten. Selbst bei der Feldarbeit fühlt sich niemand mehr sicher. In den Dörfern stehen die Menschen in Gruppen zusammen und besprechen das neue Verbrechen, das die Kette der Quälereien und Beunruhigungen, denen die Sudetendeutschen in der tschecho-slo- wakischen Republik nunmehr seit zwei Jahrzehnten ausgesetzt sind, ohne Unterbrechung sortsttzt. F '"
Diese neue unerhörte Bluttat an einem Sudetendeutschen, dessen einziges Verbrecher darin bestand, daß er sich zu seinem Deutsch, tum gegenüber irregeleiteten Marxisten ossen und mutig bekannte, wirkt sehr schwerwiegend und wird mit Recht die verhaltene Verbitterung unter der Sudeten deutschen nur noch steigern. Wenn es in der Tschecho-Slowakei nun so weit g lommen ist. daß ein sudeten- dcutsches Menschenleben nichts mehr gilt unp einfach auf der Straße abgestochen wer- ven darf wie ein wildes Tier, dann dürfen sich die amtlichen Stellen in Prag wahrlich nicht wundern, wenn die gequälten und geschundenen Deutschen in ihrer Notwehr den Spieß endlich umdrehen und gleiches mit Michem vergelten. Alle Verantwortung fällt bann aber auf die Stellen zurück, die bis nnf den heutigen Tag eigentlich gar nichts uruernommen haben, um den Pöbel in die Schranken zurückzuweisen. Leider scheint man aber auch in diesen Stellen den wirk- , Ernst der Lage immer noch nicht ganz "saßt zu haben.
Eine Schreckensnachricht jagt die andere,
ne Schreckensstunde solqt der anderen für
> die maßlos verfolgten Sudetendeutschen und ! es ist begreiflich, daß die gequälte und ge- f schundene sudclendeutsche Bevölkerung wie . vom Donner gerührt ist. vor allem über die
feige Mordtat im Böhmerwald. Wie aus den letzten Meldungen hervorgeht, wächst die Erbitterung unter den Sudetendeutschen von Stunde zu Stunde und es ist mit dem Ausbruch einer nicht mehr einzudämmenden Volkswut zu rechnen, wenn von den amtlichen Prager Stellen gegen das gemeine Strauchrittertum nicht mit den drakonischsten Mitteln vorgegangen wird. Das Maß ist jetzt wirklich voll!
Tschechischer Roheiksakk
Aus Bodenbach wird ein tschechischer Roheitsakt bekannt, der in seiner ganzen Gemeinheit erst in Kenntnis der näheren Umstände ermessen werden kann. In einem Sonderzug der sudetendeutschen Turnerschaft, der aus Breslau über Bodenbach zurückkehrte, befand sich auch ein erkrankter junger Turner. Man hatte ihn nur unter Schwierigkeiten an den Zug schaffen können, wo er im Krankenabteil untergebracht wurde. Als in Bodenbach die üblichen Zolluntersuchungen stattfanden, schleppten Beamte der tschechischen Finanzwache den Kranken aus seinem Abteil in einen Raum des Bodenbacher Bahnhofes. Tort mußte sich der Turner ganz aus- ziehen, wo zwei Beamte seine Kleider durchsuchten. Bei dieser Durchsuchung schlugen die tschechischen Beamten grundlos dem Kranken mehrfach ins Gesicht. Gleichzeitig zerrissen die tschechischen Beamten das Festabzeichen des Breslauer Turn- und Sportfestes und eine Karte mit einer Sondermarke und einem Sonderstempel, die der Turner als Briefmarkensammler mitgenommen hatte. Der Polizeiarzt, der den Turner noch vor seiner Weitersahrt untersuchte, konnte noch nach mehreren Stunden Schwellungen am Jochbein seststellcn. Bei einer späteren Gegenüberstellung mit den Zollbeamten erkannte der Turner die tschechischen Finanzbeamten Frantik und Visck als die Prügelhelden wieder
Tschechischer Soldat schießk scharf
Am 5. August gefährdete ein Soldat der tschecho-slowakischcn Wehrmacht in mutwilligster Weise die Sicherheit mehrerer Menschen. Er gab- auf der Straße von Mittel-Langenau nach Hohenelbe mehrere scharfe Schüsse ab. Die Geschosse gingen knapp über die Köpfe der in etwa 150 Schritt Entfernung auf dem Felde arbeitenden Leute hinweg. Niemand hatte dem Soldaten auch nur den geringsten Anlaß zum Schießen gegeben.
Verwilderung tschechischer Soldateska
Sonntagabend fuhr der Sudetendeulsche Herbert Fiedler aus Unter-Polaun im Jser- aebirge mit seinem Motorrad vom Kamnitz- stal kommend beim Gasthaus „Zum blauen Stern" in Unter-Polaun vor. Eine Gruppe van lärmenden Tschechen. die im Gasthause gezecht hatte, stand vor dem Hause. Als die Tschechen, unter denen sich auch zwei Soldaten befanden, des Motorradfahrers ansichtig wurden, der weiße Strümpfe trug, riefen sie: „Da kommt schon wieder so ein Henlein-Nowece!" Kaum hatte Fiedler das Motorrad zum Stehen gebracht, als er von der Gruppe auch schon überfallen wurde. Er erhielt zuerst einen Faust- schlagins Gesicht, dann wurde er vom Rad gerissen und zu Boden geworfen. In dieser Lage wurde er unter Schmährufen auf das gröblich st emißhandelt. Schließlich rissen die Tschechen dem Mißhandelten Schuhe und Strümpfe herunter. Gleich darauf verschwand die Bande auf einem Lastauto, wobei sie die zerissenen Strümpfe als .^riegtrophäe" mituahm. Vorher, gegen sechs Uhr abends, hatten dieselben Tschechen junge Turner vom nahen Spielplatz des Deutschen Turnvereins vertrieben. Dabei hatte ein junger Turner einen Faustschlag
> gegen die Nieren erhalten. Gegen die Unbekannten wurde die Strafanzeige erstattet.
Wenn solche Gewalttätigkeiten und Roheitsakte von tschechischen Soldaten und Staatsbeamten immer wieder an der Tagesordnung find, dann braucht man sich wahrlich nicht mehr zu wundern, wenn das ausgehetzte tschechische Volk sich in verstärktem Maße zu gemeinen Roheitsakten an den wehrlosen Sudetendeutschen hinreiße» läßt. Solche Wegelagereien werden unter Liesen Umständen von den zuständigen amtlichen Stellen sanktioniert. Ten Nachweis dafür liefern die verschiedenen Prozesse gegen solche Uebeltäter und Raufbolde, die in der Regel mehr als milde ausfallen. Für diese „Heldentaten" hüllt man sie geradezu noch in einen Glorienschein. Um so mehr ist die Ruhe und Disziplin der Sudetendeutschen zu bewundern, die sich wegen all dieser Provokationen nicht zu Unbesonnenheiten Hinreißen lasten. In ihrem blinden Haß merken die Tschechen anscheinend immer noch nicht, daß
Im „Slovak" veröffentlicht der greise Führer dex slowakischen Autonomisten, P a° ter Hlinka, einen ganzseitigen Artikel zum Abschied des Führers der amerikanischen Delegation, Tr. Hletko, in dem es u. a. heißt: In kurzer Zeit haben Sie durch Ihre Einfachheit, Standhaftigkeit und Herzlichkeit die Herzen und die Liebe des slowakischen Volkes gewonnen. Aber gerade deswegen haben Sie sich auch Feinde zugezogen, und das hat uns nur noch fester mit Ihnen verbündet, denn unsere Feinde sind auch die Ihren geworden. Hodzas „Sloven- ska Vlast" schreibt in der letzten Nummer: „Endlich gehen sie." Wir wollen uns noch immer ausgleichen mit dem Brudervolk, aber wenn sie nicht erfüllen wollen, wozu sie sich im Pittsburger Vertrag verbindlich verpflichtet haben, so werden sie die Verantwortlichen sein. Wir sind lange zurückgewichen, weiter zurückweichen können wir nicht mehr.
Neue Zowjelangriffe bei Zchangfeng
Japanische Gruppen werfen äen Segner einen Kilometer zurück
Tokio, 8. August. Wie das Kriegsmini- stermm mitlent, unternahmen Die Sowzels südöstlich der Schangsenghöhe seit heute morgen zwei Uhr Angriffe, die in schwerstem Kampfe Mann gegen Mann abgeschlagen wurden. Die Sowjettruppen mußten etwa einen Kilometer zurückgehen. Beide Seiten erlitten schwere Verluste. Die Kampshandlung wurde gegen 6.30 Uhr beendet.
Das japanische Kriegsministerium der. öffentlicht eine Aufstellung über die japanischen Verluste seit dem Ausbruch des Grenzstreites von Schangfeng. Danach beliefen sich die japanischen Verluste bis zum 6. August auf 70 Tote und 180 Verwundete. Vom 6. bis 8. August betrugen die Verlusk insgesamt 200, so daß ein Gesamtverlust von 450 Mann sestgcstellt wird. Die sowjet- russischen Verluste dagegen betragen nach der gleichen japanischen Aufstellung etwa 1500 Mann Die japanischen Truppen zerstörten ferner danach 100 Tanks und klei-
nere Kampfwagen, während sechs sowjed- russische Flugzeuge abgeschosteu wurden» Ha» von zwei in Korea.
Neue ergebnislose Verhandlungen
Zwischen dem japanischen Botschafter in Moskau, Shigemitsu und dem Außenkommissar Litwinow - Finkeift ei» fand eine zweieinhalbstündige Unterredung über den Grenzkonflikt im Fernen Oste« statt. Im Ergebnis dieser Unterredung, i» dev« sich der sowjetrussische Außenkommistar mitunter in recht widerspruchsvollen Darlegungen bewegte, konnte keine Einigung er» rielt werden.
Manischer Luftangriff aus Kanton
Schanghai, 8. August. Nach Meldungen aus Kanton unternahm ein japanisches Bombengeschwader am Montag einen An- griff auf die Stadt, der insbesondere den Regierungsgebäuden, Kasernen urck anderen militärischen Objekten galt. Der Schaden soll groß sein. ' -----
Offenes Geheimnis äer „Banckera"
Französisches Kriegsmaterial für Kompanien — verkappte französische Offiziere
L i 8 e n d e r 1 c k t der I88-?rs85e
ge. Rom, 8. Aug. Entgegen den offiziösen Pariser Dementis, die erst dieser Tage jede Einmischung in Spanien leugneten, ist die italienische Presse in der Lage, den Nachweis für weitere Truppen- und Kriegsmateriallieferungen Frankreichs an Rotspanien zu erbringen. In Barcelona treffen nach wie vor neue „Freiwilligen"-Transporte ein, die sich größtenteils aus Franzosen zusammensetzen. Sie dienen in erster Linie zur Auffüllung der stark dezimierten 34. internationalen Brigade. Durch eine neugegründete Organisation würden von Frankreich aus außerdem zahlreiche Offiziere nach Spanien geschickt, die als „Touristen" verkappt ihre Tätigkeit in Sowjetspanien ausüben. Zur Tarnung der Kriegsmateriallieserungen seien deren Zentren vorwiegend in die Ostsee, und zwar vor allem in balti- sche Häfen verlegt worden. Als leitende Zwischenstelle fungiere eine Organisation des Namens „Bandera", der auch die der Unterstützung der spanischen Bolschewisten dienende französische Organisation ange- hvrt. Auch die in den letzten Tagen von den Truppen General Francos erbeuteten Waffen würden ebenso wie zahlreiche Ge- jangenenaussagen die fortgesetzte Einmischung Frankreichs zugunsten Rotspaniens beweisen.
Roke Aeberläufer am Ebro
Am Montag wurde die Säuberung in
dem von den' nationalspanischen Truppen eroberten Abschnitt der Ebrofront fortgesetzt. Im Lager der Nativnalspanier sammelten sich zahlreiche Ueberläufer der Roten, die von der verzweifelten Stimmung unter den auf dem linken Ebrouser stehenden roten Kräften berichteten. Tie rote „Heeresleitung" habe strenge Maßnahmen ergriffen, um zu verhindern, daß die Entmutigung im Hinterland auf die Bevölkerung übergreife. Mehrere höhere Anführer, Abschnittskommandeure, aber auch! Mannschaften habe man ohne Prozeß standrechtlich erschossen, und zwar auf Grund einer Anzeige der politischen Kommissare, die ihnen „Mangel an Kampfgeist" vorwarfen.
Nachprüfung von Luftangriffen
Britische Kommission nach Spanien London» 8. August. Wie am Montagnachmittag hier bekannt wurde» wird die englische Kommission, die sich zur Nachprüfung von Luftangriffen auf offene Städte und britische Schiffe nach Spanien begeben soll, aus Gruppenkapitän Smych-Pigott, einem im Ruhestand lebenden Offizier der britischen Luftwaffe und Major Lejeune, einem Offizier der Artillerie, bestehen. Smith-Pigott und Lejeune werden am 13. August in Toulouse ein- treffen, wo sie ihr Hauptquartier einrichten werden. Sie werden dann beiden Seiten der spanischen Bürgerkriegsparteien zur Verfügung stehen unt> auf Ersuchen der Sowjetspanier oder
j