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Nr. 182
Nagolder Tagblatt „Der Gesellschafter"
Montag, den 8. August 1838
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Sie Welt in wenigen Wen
Während der Fahrtpause Waldbrand gelöscht
Auf der Strecke Blankenheim —Waldahr d o r f (Rheinland) entdeckten Beamte eines Triebwagenzuges auf der (fahrt einen Waldbrand. Kurz entschlossen stiegen sie aus und löschten gemeinsam mit den Reisenden das Feuer.
Wiens Fußballer werden Stadtangestellte
In Wien werden fünfzig der bekanntesten Fußballer bei städtischen Unternehmungen als Gaskassierer. Amtsgehilfen und dergleichen angestellt.
Auch Posen hat genug von de« Juden
Das Ueberhandnehmen der Juden in den Ausflugsorten in Posen führte dazu, daß die nationalen Parteien einen großen Etrandplatz am User der Warthe pachteten und das erst« judensreie Strandbad in Polen einrichteten.
Ein rohes Tanz-„Vergniigeu"
Bei Radom, südlich von Warschau, kam es im Anschluß an ein Tanzvergnügen zu einer wilden Schlägerei, bei dem einer der Streitenden von zahlreichen Stichen getroffen niedersank. Sein Bruder, der ihm zu Hilfe kommen wollte, erhielt mit einer Axt einen Schlag, der ihm buchstäblich den Kopf vom Rumpf trennte.
Wenn man Skatspielern auf de« Kopf spuckt
In Krakau gab ein Dienstmädchen in Ab- Wesenheit ihrer Herrschaft ihren Freunden ein Fest auf dem Balkon der im zweiten Stock gelegenen Wohnung. Einer der Gäste konnte es nicht unterlassen, in angeheiterter Stimmung einem auf dem unteren Balkon skatspielenden Herrn auf die Glatze zu spucken. Die empörten Kartenspieler machten- darauf einen Sturmangriff auf die Wohnung, erbrachen die Tür und verprügelten die Festteilnehmer, so daß vier Personen schwer verletzt ins Krankenhaus verbracht werden mußten.
Ohrfeigen als Heilmittel
In einer Anlage von Florenz wurde ein junges Ehepaar verhaftet, das sich lange Zeit gegenseitig ohrfeigte. Der Mann erklärte, seine Frau sei geisteskrank und das einzige Heilmittel dagegen seien Spaziergänge mit Ohrfeigen.
Wieviel ist ein halbes Ohr wert?
Wenn man nach dem Urteil eines Richters in Nancy gehen kann, ist ein halbes Ohr 4654 Franken wert. Zu dieser Strafe hatte nämlich der Richter einen Mann verurteilt, der einem Kollegen im Streit das halbe Ohr abgerissen hatte.
Große Herbstmanöver in Belgien In der Zeit vom 16. bis 22. August »finden im Raume von Spa in den Ardennen belgische Manöver in außergewöhnlich großem Umfang statt. Es handelt sich um die größte Heeresübung, die seit 1913 in Belgien durchgeführt wird.
Mord Zenny Kanmmsgaarbs unterboten
Das Kattegatt in 17 Stunden durchschwommen
Stockholm, 5. August. Der Rekord der dänischen Schwimmerin Inny Kammers- gaard, die bekanntlich im Vorjahre das kattegatt in 28 Stunden durchschwommen hatte, wurde von der schwedischen Schwimmerin Bauer um nahezu 11 Stun- den unterboten. Die Schwedin war von der südöstlichen Spitze der Insel Seeland aus nach Jütland gestartet, wo sie um 22.20 Uhr bei Ramskov südlich von Grenaa an Land ging. Sie brauchte 17 Stunden und 20 Mi. nuten.
EWerung der EdrlpMimucht
Ernennung eines Bevollmächtigten
Berlin, 5. August. Die Bedeutung der deut- scheu E d e l p e I z t i e r z u ch t in der Pelz- wirtschaft, insbesondere aber im Rahmen des BierjahreSplans, wird klar ersichtlich, wenn man sich vor Angen.chält, daß der Wert der m Deutschland gehaltenen Edelpelzticre z. Zt. rund 30 Millionen beträgt. Unter Ausnutzung dieser Sachlage haben Einzelne gewissenlose Elemente versucht, mit teilweise amerikanische» „Schnecballmethodeu" unsaubere Geschäft e zu machen. Das ist nunmehr durch den Beauftragten für den Bierjahresplan, Geueralfeldmarschall Göring, unterbunden worden. Er hat den Leiter der Gruppe Ernährung in der Zentralstelle für den Vierjahres- plau in der DAF., Pg. Hanns Zier old, zum Bevollmächtigten für die deutsche Edelpelztierzucht ernannt und ihn beauftragt, alle notwendigen Maßnahmen zur Erhaltung und Sicherung der Edelpelztierzucht im Interesse der deutschen Volkswirtschaft zu treffen.
Mbilligter Mermis mW-Tagung
Stuttgart, 5. August. Wie bereits mehrfach bekanntgegeben, findet vom 2 6. August bis 4. September 1938 in Stuttgart die VI. Reichstaguug der Ausländsdeutschen statt. Tausende von auslandsdeutschen Brüdern und Schwestern erleben in diesen Tagen wieder die Größe und Herrlichkeit ihrer Heimat und wir Stuttgar- ter, wir Schwaben freuen uns, diesen deutschen Volksgenossen Gastgeber sein zu dürfen. Im Nahmen dieser Tagung sind wie im vergangenen Jahr drei Großknnd- gebungeninSjuttgartin der Mols- Hitler-Kampfbahn, der Schwabenhalle und un Hof des Neuen Schlosses vorgesehen. Außerdem wird am Sonntag, dem 4. September, ein großer Festz u g. an dem sich sämtliche Gaue Grobdeutschlands beteiligen, durchgeführt. ^
Wir rufen schon heute alle Volksgenossen in Stadt und Land auf, an diesen Veranstaltungen teilzunchiüen und zusammen mit unseren.,Ausländsdeutschen ihr Bekenntnis
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schwarze Tag äes Weltkriegs
Nach den großen erfolgreichen Offensiven im Frühjahr 1918 erlebte die deutsche Front im August ihren schwärzesten Tag. — Nach einem Trommelfeuer aus 2684 Geschützen brachen am Morgen des 8. August 634 französische und englische Tanks und 16 Panzerwagen durch die deutschen Linien, die durch die monatelangen Kämpfe und den mangelnden Nachschub aufs äußerste erschöpft waren. Die Kampfwagen waren gefolgt von fast endlosen, ausgeruhten Sturmkolonnen, Kanadiern, Australiern und Franzosen. Diese Offensive brachte die dramatische Wende im Kampf an der Westfront, denn von diesem Schlag konnte sich das deutsche Heer nicht inehr erholen.
(Scherl-Bilderdienst-M.)
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zur groyoettllcyen Heimat avzuleqen. Jeder schwäbische Volksgenosse hat in diesen Tagen die Möglichkeit, zu v e r b i l l i gt e in Fahrpreis in die Gauhanptstadt zu kommen.
Mit Rücksicht auf die VI. Reichstagung der Ausländsdeutschen, die vom 26. August dis 4. September in Stuttgart stattfindet und auf den nachfolgenden NeichSParteitag in Nürnberg dürfen während dieser Zeit im Gau Württemberg-Hohen,zvllern keine gau - w i ch tigen Veranstaltungen durchgesührt werden.
Der 47. Deutsche IDan- äertaA infSluttgart!
15 »66 deutsche Wanderer in der Stadt der Ausländsdeutschen
Stuttgart, 5. August. Wie alljährlich in den Tagen des beginnenden Spätsommers, so hat auch in diesem Jahre der deutsche Wanderführer Dr, Werner-Breslau die Vertreter und Mitglieder der im Neichsverband der deutschen Gebirgs- und Wandervereine zusammengeschlossenen Bünde zum Deut- sehen Wandertag zusaminengerufen. Dieser findet v«n 18. bis 22. August in Schwabens Hauptstadt Stuttgart statt, die selbst den mit 4200 Mitglie- dern größten Zweigvercin des in diesem Jahre auf ein 50jähriges Bestehen zurückblickenden Schwäbischen Albvereins (45 000 Mitglieder) und überhaupt aller Gebirgs- und Wandervereine in ihren Mauern hat. Gauleiter Reichsstatthalter Murr hat die Schirmherrschaft über die Tagung übernommen, die em rühriger Festausschuß unter Georg Fahrbachs Leitung umsichtig vorbereitet. So ist Stuttgart gerüstet, die zu erwartenden Gäste aus allen Teilen des Reiches würdig und herzlich zu empfangen.
Die Tagung beginnt mit einem Begrüßung 8 a b e n d am 18. August und einem Emp- fang der Wanderführer durch die Stadt Sttutgart. Der IS. und 20. August sind ganz mit geschäftlichen Sitzungen ausgefüllt. Es tagen der Führer- rat des Neichsverbands, die Schriftleiter der Zeitschriften, die Wander- und Wegemeister, die Obleute für Naturschutz, die Dietwarte und die Abordnungen der einzelnen Verbände. Den Abschluß des geschäftlichen Teils bringt die öffentlich! Hauptversammlung im Stadtgarten am 21 August. Höhepunkte der geselligen Veranstaltungen sind am Samstag, 20. August, der große Begrü- ßungs- und Heimatabend in der Stadthalle, sowii am Sonntag, 21. August, der Festzug von 15 00k Wanderern durch Stuttgart, dem sich um die Mittagsstunde die große Kundgebung auf dem Marktplatz rn't den Ansprachen von Gauleiter Neichs- statthallr Muvr und Oberbürgermeister Dr Strölin anschließen wird.
22 Wanderfahrten von 1 bis 4 Tagen Dan« und mehrere Krastwagenfahrten, darunter eim siebentägige Omnibussahrt durch Württemberg geben reichlich Gelegenheit, anschließend an du Tagung die Schönheiten Württembergs kennenzu- lernen. So verspricht die ganze Tagung ein großer Erfolg zu werden. Sie wird Zeugtns ablegei von der Stärke und Festigkeit des deutschen Wandergedankens und von der Einheit und innerer Geschlossenheit seiner Anhänger.
Me ErWW lehrt
daß Sie ohne Ihre gewohnte Tage»- zeitung nicht auskommen könne«, den« Sie müssen miterleben und mithöreu, was sich in Ihrer nächsten Umgebung und aus der ganze« Welt ereignet.
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„Weidmannsdank!"
Ter Gendarm grüßte und ritt im Trab weiter. Der Dackel lief ihm kläffend nach.
„Hierher, Solimail! Willst du wohl, du Satansluder!"
Schweifwedelnd tam Soliman zurück. Die Jagd konnte begrünen. Nebeneinander stapften die drei Herren am Wald entlang über das Feld. Der Dackel hopste vor ihnen her über die Stoppeln. Aber so viel sie auch spähten, nichts rührte sich, nirgends sprang ein Hase hoch.
So gingen sie eine halbe Stunde, da blieb der Major schwitzend s>eh-'il. Wandte sich zum Veterinär:
„Na, wo sind denn Ihre Hasen, Doktor? Bisher habe ich noch keinen Schwanz gesehen!"
„Mir ganz unvers—ländlich, Herr Major! Gerade hier s—Prang neulich einer vor mir hoch!"
„Der hat in Ihnen wahrscheinlich den Tierarzt erkannt!" stichelte der Sekretär.
„Und nu sind die Lndersch vor Angst alle woandershin ausgerückt!" lachte der Major.
„Guter Witz, Herr Major!" Etwas gezwungen stimmte der Veterinär in das Lachen der beiden anderen ein.
„Immerhin wäre es besser, wir schlagen eine andere Richtung ein!" meinte der Major. „Kommen Sie, meine Herren! Soliman, hierher!"
Er wandte sich zu einem Fichtenwäldchen. Bald waren alle drei darin verschwunden.
Zu gleicher Zeit drang in dasselbe Wäldchen von einer anderen Seite Hein ein. Schuld oaran war in gewissem Sinne der Feldgendarm.
Nichts Böses ahnend, verließ Hein das Tal des Bächleins und kletterte die Böschung hoch, um einmal im Gelände Ausschau zu halten, da erblickte er — Schreck laß nach! — keine zwanzig Schritte vor sich, hoch zu Rotz, den Feldgendarm. Der hatte ihn natürlich auch sofort erspäht und zügelte sein Pferd.
Im ersten Augenblick durchzuckte Hein der Gedanke, sich seines Gewehres zu entledigen. Aber wohin damit?
Und wahrscheinlich hatte der Grüne das schon längst gesehen! Hier half nur eins: Frechheit!
„He! Sie! Was machen Sie denn hier?" ries ihn der Hüter der Fluren an.
Hein nahm sein Gewehr am Riemen über die Schulter, zog den Riemen an, ging stracks aus den Gendarm zu und meldete in strammer Haltung:
„Musketier Hein Lammers zum Herrn Major aus Hasenjagd abkommandiert!"
Mißtrauisch musterte ihn der Berittene von oben herab, aber Hein hielt seinem Blick stand.
„Dann machen Sie man 'n bißchen Trab!" kam endlich das erlösende Wort. „Die Herren sind da hinten aus dem Feld!"
Der Feldgendarm zeigte in der Richtung, aus der er gekommen war, gab seinem Rotz die Sporen und trabte davon.
Das war ja noch mal gut gegangen. Also dahinten war der Major? So nahe? — Er würde den Teufel tun und sich noch einmal in Gefahr begeben. Aber zunächst schlug er die vom Gendarm angegebene Richtung ein. Und das war sein Glück. Denn als er sich noch einmal umwandte, hielt der Gendarm auf einer kleinen Anhöhe und schaute zurück. Mit dem Arm winkte er in der Richtung, die Hein nehmen sollte. Hein winkte mit dem zum Zeichen des Einverständnisses ebenfalls in der Richtung und ging in ihr weiter.
Befriedigt ritt der Gendarm von dannen. Langsam tauchte er hinter der Anhöhe unter. Eine Weile wartete Hein noch, bis die Luft rein war. Dann machte er kehrt und stiefelte mit langen Schritten auf ein nahes Fichtenwüldchen zu, in dem er sich auf jeden Fall besser verstecken konnte als auf freiem Felde. Er grinste vor sich hin. Den Trottel von Gendarm hatte er schön an der Nase herumaeiührt. Nur fort jetzt aus der Zone, in der sich der Major Herumtrieb!
Hätte Hein gewußt, was auch der Gendarm nicht gewußt hatte: daß der Major einen großen Bogen geschlagen und daß er siN ihm nun mit jedem Schritte näherte! Im spitzen Winkel zueinander durchquerten beide das Fichtenwütdchen und kamen immer mehr aufeinander zu. An diesem spitzen Winkel sprang das Wäldchen ein wenig in das angrenzende Ackerland vor. Und vor diesem spitzen Winkel saß in einer Ackerfurche cch .-.nngslos ein feister Hase und knabberte eifrig an einem Strunk.
Rechts von dem Waldvorsprung trat der Major mit seinen Begleitern auf das Feld. Die drei blieben stehen und spähten umher.
„Keine Löffel! Keine Blume!" knurrte der Major. „Da ist der beste Schütze machtlos!"
„Ich Vers—tehe das wahrhaftig nicht, Herr Major!" druckste der Veterinär etwas schuldbewußt. „Sehr peinlich !"
Der Sekretär wollte eben eine boshafte Bemerkung machen, da zischte der Major: „Still!"
' Er hatte den Hasen erblickt und riß seine Flinte an die Wange.
Links von dem Waldvorsprung hatte gleichzeitig Hein den Hasen erblickt und legte sein Gewehr an.
Der Schuß des Majors trachte, der Hase rannte davon.
Eine Sekunde später krachte Heins Schuß, der Hase schlug einen Purzelbaum und blieb liegen.
„Großartiger Schuß, Herr Major!" lobte der Sekretär.
„Wirklich s—taunenswert!" stimmte der Veterinär zu.
„Ein eigenartiges Echo hier!" meinte der Major. „Aber Hauptsache... der Schuß hat gesessen! Kommen Sie, meine Herren! Folgen wir Soliman!"
Der Dackel war schon bei dem Hasen angelangt und mühte sich, ihn zu apportieren.
Hein hatte den ersten Schuß gehört, da war es schon zu spät. Da hatte er schon durchgezogen, und auch seine Kugel flog. Und er wußte, er hatte getroffen. Denn Hein war ein ausgezeichneter Schütze.
Verflucht noch mal, wer hatte da vor ihm geschossen? Und wo steckte der andere Jäger? — Sicher hinter dem Waldvorsprung! Vorsichtig zog er sich hinter die Bäume zurück. Und sah auch schon kläffend einen Köter auf den Hasen znstürzen. Das war ooch der Dackel, den er beim Major gesehen hatte! Der packte jetzt seinen Hasen.
Und jetzt erschien oa auch der dicke Major mit seinen beiden Begleitern, von denen einer den Hasen aufhob und ihn dem ollen Blindgänger reichte. Sie befühlten und bewunderten die Beute.
Wütend stieß Hein den Kolben seines Gewehres auf die Erde.
„Mallör de Kack!" fluchte er.
So ein verdammtes Pech! Und er mußte schön die Schnauze halten, sonst flog er noch in den Kasten! Nun hatte er einen Hasen und hatte ihn doch nicht!
Fortsetzung solgt