Nr. 152

Montag, äen 4. Juli 1938

112. Jahrgang

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Chamberlain verurteilt die Kriegshetzer

Der englische Premierminister rechnet mit der Opposition scharf ab

einer herzlichen Widmung versehenes Bild und sprach ihm die besten Wünsche für seine weitere Arbeit in der SA. und für die Zu­sammenarbeit der SA. und der Faschisti­schen Miliz aus.

London, 4. Juli. In einer großen Rede in Kcucring sprach Premierminister Chamber­lain über grundsätzliche Fragen der britischen Außenpolitik. Er kam zunächst ans die Ereig­nisse in Spanien und China zu sprechen und wandte sich dabei in scharfer Form gegen die unverantwortlichen Kreise, die England in einen allgemeinen Krieg hineiutreiben wollten, bei dem'cs heutzutage mehr denn je keine Gewinner, sondern nur noch Verlierer geben würde.

Noch einem Rückblick auf die Millionenopfer des Weltkrieges fuhr der Ministerpräsident fort:Diese Gcdankengänge sind es, die mich empfinden lassen, daß meine erste Pflicht darin besteht, jede Faser anznspannen, dannt eine Wiederholung des großen Krieges in Europa vermieden wird." (Lebhafter Beifall.)

Chamberlain behandelte daraus die letzten Bombenabwürfe auf britische .Schiffe und die Angriffe, die die Opposition deshalb gegen ihn gerichtet hat. Er machte sich darüber lustig, daß ausgerechnet die britischen Marxisten das Privateigentum verteidigen wollte,' und wies darauf hin, daß die britische Regierung wieder und wieder erklärt habe, daß Schiffe nur bis zur Grenze der Territorial- gewässer geschützt werden könnten. Die Schiffe, die trotzdem dieses Risiko auf sich nehmen,

erhielten ja auch das Vier- bis Fünffache der normalen Schiffahrtsraten bezahlt. Er müsse daher fragen, ob es vernünftig fei, wenn man von ihm verlange, daß er Schritte ergreifen falle, um diese profitmachenden Schiffsreeder zu schützen, wenn das die Schrecken eines Krieges mit sich bringen würde. Er glaube, wenn er das tun würde, so würde er die Interessen des Landes verraten. Deswegen verzeihe er noch lange nicht die Luftangriffe auf die britischen Schiffe und des­wegen erkenne er noch lange nicht eine Luft­blockade der Häsen an. Chamberlain erklärte dann, General Franco habe die bestimm­testen Versicherungen ihm gegenüber ab­gegeben, daß es ihm niemals eingefallen fei, britische Schiffe für planmäßige Angriffe herauszufuchen.

Chamberlain erklärte zum Schluß, daß man hoffen dürfe, es werde eine glücklichere Zukunft geben, wenn die Völker ehre Schwierigkeiten durch Erörterungen beilegen würden, anstatt die fürchterlichen Folgen zu riskieren, die sich aus einem Kriege ergeben würden. Das fei das Ziel, das die britische Regierung anstrebe.

Nach einer weiteren Meldung wird Cham­berlain am heutigen Montag im Unter­haus eine Erklärung über die Bomben­abwürfe auf britische Schiffe abgeben.

Deutsch-polnische Entspannung bestanä die

Jeitprobe"

Deutsche Frontkämpfer zu Besuch in Warschau Empfang bei General Gorecki

Präsidenten Moscicki und der' Polnischen Nation.

Bereits am Samstagabend folgten die Frontkämpfer einer Einladung der Stadt Warschau zu einem Empfang im Rat­haus. Am Sonntagvormittag legte Reichs­kriegsopferführer Oberlindvber am Grabe des Unbekannten Soldaten im Belvedere- «schloß und vor dem Haus, das Pilfudski 1918 in Magdeburg bewohnte, Kränze nie­der. Das Haus wurde bekanntlich in Magde­burg abgetragen und neben dem Belvedere- Schloß wieder aufgebaut.

Stabschef Lutze beim Duce

Abschiedsempfang vor der Heimreise

Rom, 3. Juli. Stabschef Luhe hat am Samstagvormittag mit feiner Begleitung Rom im Flugzeug verlassen und sich nach Neapel begeben. Von Neapel aus hat er im Kraftwagen die Rückreise über Venedig nach Deutschland angetreten. Stabschef Lutze wurde mit feiner Begleitung vor Abschluß seines offiziellen Besuches in Italien vom italienischen Regierungschef empfangen. Die Audienz bestätigte von neuem, wie Musso­lini dem Stabschef erklärte, daß die deutsch-italienische Freund­schaft nicht eine diplomatische Konstruk­tion ist, sondern dem Willen der bei­den Völker entspreche. Der Duce über­reichte zum Abschied dem Stabschef sein mit

km ei'eiznisi'eickei' Zporkonntsz

Neben den gestern abgeschlossenen Kamps­spielen der Schwäbischen Hitler-Jugend in Stuttgart und den Ausscheidungskämpfen der SA.-Gruppe Südwest in Karlsruhe brachte dieser Sonntag eine Reihe bedeut­samer Sportereignisse. In einem packenden Wiederholungskämpf zwischen dem FC. Schalke 04 und dem Hannoverschen SV. 96 vor 100 000 Zuschauer» wurde im Berliner Olympia-Stadion Hannover mit 4:3 (3:3, 1:1) erstmals DeutscherFutzball- meister und zwar erst nach Verlängerung in der 137. Minute. Im Kampf um den dritten Platz siegte ebenfalls im Olympia- Stadion Fortuna Düsseldorf über den Hamburger Sportverein 4:2 (4:0). Der zweite Länder - Boxkampf Deutschland England auf der Dietrich-Eckard-Vühne aus dem Reichssport­feld endete vor 16 000 Zuschauern mit einem 10:6-Sieg der deutschen Acht. Ebenfalls einen glanzvollen Sieg errangen unsere Leichtathleten in dem Leichtathletik» Länderkamps gegen Frankreich! im Pariser Colombes-Stadion vor 10 OOS Zuschauern mit 105:46 Punkten, womit die Franzosen ihre bisher schwerste Niederlage seit Kriegsende erlitten. Auch im Rad» länderkamps DeutschlandJta, lien anläßlich der Fernfahrt München Mailand gab es einen deutschen Sieg.

Der geflüchtete GPU.-Ehef klagt an!

Warschau, 3. Juli. Der Vorsitzende des Ver­bandes polnischer Frontkämpfer, General Dr.

Gorccki, gab am Sonntagmittag für die seit Samstag zu einem fünftägigen Besuch in Warschau weilende deutsche Frontkämpfer­abordnung einen Empfang, dem als Gäste auch der polnische Kriegsminister General Kasprzycki, der stellvertretende Chef des pol­nischen Generalstabes Malinowsti, der Ber­liner polnische Botschafter Lipski, der deutsche ! Botschafter von Moltke und der Vizepräfi- ! denk der Stadt Warschau, Olpinski, beiwohn- j ten, der gleichzeitig der Vorsitzende des pol­nischen Frontkämpferverbandes für die Woi­wodschaft Warschau ist.

General Gorecki erklärte in seiner An­sprache:Mit aufrichtiger Genugtuung könne sestgestellt werden, daß die deutsch-polnische Entspannung, die dem genialen politischen Fernblick zweier Staatsmänner und zweier Frontkämpfer, des deutschen Führers Adolf Hitler und des polnischen Marschalls Pilfudski zu verdanken ist. sich nicht nur als eine zeit­weilige Zwischenlösung erwiesen, sondern Kreits die Zcitprobe bestanden habe. Ausdcr Entspannung sei ein gegenseitiges ver­trauensvolles Streben gewachsen, feste Grund­lagen für eine auf weite Sicht gerechnete poli­tische Zusammenarbeit zu schaffen. Das Ziel dieser Zusammenarbeit fei der aufrichtige Wille, den europäischen Frieden nicht nur nicht zu gefährden, sondern ihn nach Menschenkräf- tcn in jenem polllisch-gcogKiphischen Gebiet zu festigen, das noch vor wenigen Jahren als besonders bedroht und unheilschwanger gegol­ten hat." General Gorecki hob das Glas auf das Wohl der Heimat der deutschen Front­kämpfer und ihres Führers Adolf Hitler.

Reichskricgsopferführer Oberlind­ober brachte in feiner Erwiderungsrede den herzlichen Dank der deutschen Frontkämpfer­abordnung zum Ausdruck und überbrachte die Grüße des Präsidenten des Verbandes deutscher Frontkümpferverbüude, des Herzogs von Koburg. Der Reichskriegsopferführer er- innerte daran, daß sowohl Marschall Pil- fudsti als auch der Führer Adolf Hitler am 6. August 1914 zwei unbekannte Männer waren. Wenige Jahre später feien beide die anerkannten Führer ihrer Nation gerade durch ihre grenzenlose Hingabe an ihr Volk

geworden. Tie Fontsoldaten bilden durch ihre Kameradschaft den Beweis dafür, daß auch die verschiedenen Völker zu echter Ka­meradschaft und Zusammenarbeit fähig sind. Aus den 10 Millionen Gräbern des Welt­krieges müsse neues Leben für die Völker der Welt erwachsen. In dem Sinne kamerad­schaftlicher Zusammenarbeit feien die Front­soldaten bestes Vorbild für die Ju­gend. Ter Reichskriegsopferführer hob fein Glas auf das Wollt des volniickien Staats-

Tokio, 3. Juli. Die bisherigen Verneh­mungen des früheren Chefs der GPU-, Ljufchkow. der sich bereits in Japan befindet, geben außerordentlich interessante und aufschlußreiche Einblicke in dis wah­ren Zustände Sowjetrußlands. Die führende Tokioter ZeitungTokyo Nicht Nickst" verbreitet heute Extrablätter mit den Aussagen Ljuschkows über die Gründe seiner Flucht, ihre Vorbereitung und Durchführung.

Ljufchkow will sein weiteres Leben dem Kampf gegen Stalins Blutregime weihen

Ljufchkow sagt darin wörtlich: Ange­sichts der ständigen Verhaftungen und Er-- schießungen innerhalb des Offizierskorps der Roten Armee und der Funktionäre der Par. tei fühlte ich eine wachsende Gefahr für mich als hohen Sowjetbeamten, da bereits aus meiner engeren Umgebung mehrere Mitarbei­ter abberufen worden waren, was in allen Fällen Verurteilung und sicheren Tod bedeu­tet. Vor kurzem wurden erst der Sekretär der fernöstlichen Lokalkommission Staze» witsch und der Vorstand der Sowjetkom­mission im Fernen Osten, Lekuranow, nach Moskau beordert. Beide find dort ver­haftet worden.

Das gleiche Schicksal erfuhren der Chef der Sowjetkommission in Leningrad, Sakowsti, und der Chef der Sowjetkommifsion der Ukraine. Leplewski. Verhaftet wurde weiter der Sowjetkommifsar der Weißrussischvn Republik. Berman. Alle diese Männer, die so liquidiert wurden, gehören wie ich zu den ersten Tfchekisten. Angesichts des Schicksals dieser Männer bin ich geflohen. Ich benutzte den Vorwand, die Grenze inspi­zieren zu müssen, um in die Mandschurei übertreten zu können. Vor der Flucht habe ich lange überlegt, ob ich es darauf ankommen lassen sollte, alsVolksfeind", wie tausend und aber tausend andere, erschossen zu wer­den, oder ob ich m e i n weiteres Lebe» in den Dienst deZKampfes siege« die blutige Politik Stalins stel­len sollte. Meine Flucht bedeutet die Preis­gabe meiner Familie. Ich habe sie aufge- geben und das Interesse des Volkes Vvran- gestellt.

Ich will, was in meinen Kräften steht, dazu beitragen, die Terrordiktatur Stalins aufzudcckcn und das unsagbare Elen- des russischen Volkes enthüllen. Meine Schuld ist unendlich groß, weil ich an der P o l i t i k des Volksbetruges und des Ter­rors. die Millionen von Russen das Leben kostete, mitgcholfcn habe. Man wird mich einen Landesverräter oder Spion nennen, weil ich gerade nach Japan ging.

Stalin Hütte mit Hilfe seiner Terrororga­nisation nicht nur seine jetzigen Politischen Feinde, sondern auch feine zukünf­tigen Gegner mit den grausamsten Mit­teln beseitigen lassen. Zur Durchfüh-

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Ein Kind allein im großen Krieg

Ein erschütterndes Bild von dem japanisch-chinesischen Krieg. Auf der Flucht hat eine chine­sische Familie ihr Iüngests in einem Kornfeld zurückgelassen. Es wurde von nachrückenden japanischen Soldaten gefunden, die sich seiner mit geradezu mütterlicher Liebe annahmen.

(Scherl-Bilderdienst-M.)