Nr. 151
Samstag, äen 2. Juli 1938
112. Jahrgang
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Deutschlands wirtschaftlicher Aufstieg
Reichminister Funk: „Dom Weltbankrotteur zum drittgrößten Welthandelsland"
Stettin, l. Juli. Reichswirtschnftsminister F u n t sprach am »Freitag auf einer großen Kundgebung der Hommerschen Wirtschaft in Stettin.
Nu Hand beweiskräftiger Zahlen wies der Minister darauf hin, daß alle bei der Machtübernahme von den Gegnern des Nationalsozialismus gehegten Vermutungen, der Aufbau des Tritten Reiches wurde an den Wirtschaftsproblemen scheitern, durch die Tatsachen restlos hinfällig wurde. Genau das Gegenteil wäre eingetreicn. Das nationalsozialistische Deutschland sei diesen Problemen nicht nur nicht erlegen, feine nationale Wirtschaft habe vielmehr eine Kraft entfaltet, die geradezu einzigartig in der Welt dastehe.,,Deutschland", so erklärte der Minister, „ist heute nach den Vereinigten Staaten von Amerika und England das drittgrößte Welthandels- l a n d, obichon eigene Kolonien nicht zur Verfügung stehen. Hinsichtlich der industriellen Produktion der Welt steht Deutschland hinter den Vereinigten Staaten von Amerika an zweiter Stelle. Wir konnten bei sinkender Weltproduktion unsere Erzeugung weiter steigern und unseren Anteil an der Weltproduktion erhöhen.
Wenn uns leichtfertige und unverantwortliche Kreise in den letzten Wochen bei den internationalen Wirtschastsvcrhandlungen, die Deutschland führen mußte, mit dem Schreckgespenst eines Wirtschaftskrieges unter Druck zu setzen versuchte, so sollten sich diese Leute nur einmal vorstelleu, welch unübersehbare Fol- gen für die Weltwirtschaft und die von ihr ab- hängiaen Volkswirtschaften der Ausfall der Wirt
schaftskraft eines 75-Millionen-Volkes von der wirtschasdiichen Leistungsfähigkeit Deutschlands zeigen müßte. Die verantwortungsbewußten Staatsmänner und Wirtschaftsführer des Auslandes halten sich diesen Ergebnissen gegenüber auch keineswegs perschlossen und in den Verhandlungen, die von deutscher Seite zur Zeit mit 12 Staaten geführt werden, ist überall der Wille zur Verständigung zum Ausdruck gekommen. Dabei wird dem deutschen Standpunkt weitestgehend Rechnung getragen. Ich freue mich, feststellen zu können, daß zwischen Deutschland und England gerade jetzt wieder ein handelspolitisches Abkommen zustande kommen wird, das verspricht, beiden Interessen voll gerecht zu werden, und das die Handelsbeziehungen beider Länder in gute und vernünftige Bahnen leiten wird.
Tie Zerstörung der internationalen Wührungs- stabilität und der Zusammenbruch des internationalen Krcditausiausches haben die alten Grundsätze der Weltwirtschaft so nachhaltig erschüttert, daß neue Grundlagen für den internationalen Warenaustausch gesunden werden müssen. Diese können nicht mehr in der Geld-, Gold- und Kreditbasis, sondern nur in der Produktions-, Waren- und Preisbasis bestehen. Deutschlands wirtschaftlicher Aufstieg war nur durch eine nationalsozialistische Staatsführung möglich. Zum Schluß streifte der Minister den in Angriff genommenen Plan einer Dezentralisierung der Aufgaben des Reichswirt s ch a s t s m i n i st eriu m s, die zu einer engen Mhlww" ,hme mit der praktische!: Wirtschaft führen soll
seine einzige Rettung sah, beweist, daß er selbst in die Reihe dieser „Feinde" geraten war und seine physische Vernichtung fürchten mußte. Dieser entging er durch die Flucht ins Ausland, die wiederum ein grelles Schlaglicht auf die Verhältnisse im bolschewistischen Mutterlande wirft.
Simitross beaufsichtigt Litwinow!
Vor neuer Diplomatensäuberung
Ligsnderickt cker dl 8 - ? r e s s s
cg. London, 2. Juli. Wie englische Berichte aus Warschau und Tokio besagen, hat Stalin durch eine besondere Verordnung den Außenkommissar Litwinow - Finkelstein unter die Aufsicht des Generalsekretärs der Komintern, Dimitroff, gestellt. Die Sow-
jctdiplomatie stehe wieder einmal vor einer blutigen Säuberungsaktion, bei der wahrscheinlich auch Litwinow nicht mehr übergangen werde.
Ein Schritt des Vatikans in Mio
in. Rom. 1. Juli. Wie der „Obscrvatore Nomano" mittcilt, hat der Vatikan seinen Vertreter in Tokio beauftragt, einen Schritt bei der japanischen Regierung zu unternehmen, damit die japanischen Armeen im chinesisch-japanischen Krieg die „Bombardierung" offener Städte vermeiden mögen. Nach Mitteilung des „Lbiervatore Romano" habe der japanische Außenminister den Schritt des Vatikans mit großer Höflichkeit ausgenommen. Ter Außenminister habe gezeigt, daß er die Motive zu würdigen wüßte, die den Papst veranlaßten. in den gegenwärtigen schwierigen Umständen zu intervenieren. Ter Außenminister habe versichert, daß alle Mittel angewandt würden. soweit es die Kriegshandlungen erlauben, um die Unversehrtheit der Zivilbevölkerung zu sichern. Von dielen Mitteilungen habe der Vatikan mit Befriedigung Kenntnis genommen.
SPU-Lhef nach Manäschukuo geflüchtet
Aus Kngst vor äer „Reinigungsaklion" - Mit erhobenen Hänäen über äie Srenze
Tokio, 1. Juli. Wie aus Hsinking gemeldet Wird, überschritt der GPU.-Chef für den Fernen Osten, Heinrich Samoilovich- Ljuschkow (Samuelsons auf der Flucht von der Sowjetunion am Tonnerstagmorgen die Ostgrenze von Mandschukuo und wurde von der Grenzpolizei bei Huntschun, südwestlich von Wladiwostok, wo erst kürzlich der Chef des fernöstlichen polizeilichen Büros, Ris- kow, übertrat, verhaftet.
Wie hierzu weiter gemeldet wird, bemerkte die mandschurische Grenzwache bei Huntschun in der Morgendämmerung des Donnerstag eine Person, die sich ängstlich der Grenze näherte und beim Anruf der Wache zunächst zwei Revolvxr wegwarf, um sodann mit erhobenen Händen das Zeichen zur Uebergabe zu machen. Tie Untersuchung ergab zur allgemeinen Verwunderung, daß es sich um den GPU.-Chef für den Fern osten, Samoilovich, handelte. Im Augenblick werden die Gründe zu der Flucht noch untersucht. Samoilovich, der Ms Odessa stammt, spielte schon bei der bolschewistischen Revolution im Jahre 1917 eine wichtige Nolle. Bei seiner Verhaftung trug er nicht weniger als drei Ausweise der Sowjetunion mit sich. Er selbst sagte ans, daß er sich wegen der in der Sowjetunion unternommenen „R e i n i g u n g s a k t i o n" bedroht gefühlt habe.
Wahrscheinlich im Zusammenhang mit der Flucht wurden a,n der Ostgrenze Mandschu- kuos zahlreiche Sowjetpatrouillen beobachtet. Kurz vorher sind in demselben Abschnitt schon zwei sowjetrusfische Grenzsoldaten nach Mandschukuo geflüchtet.
Weiter wird jetzt bekannt, daß schon am 29. Mai der Artilleriemajor Franze- witsch von der 36. Sowjet-Division, die in der äußeren Mongolei stationiert ist, ebenfalls aus Furcht vor einer Säuberungs- aktion mit dem Auto über die Grenz- st a d t Udde in die innere Mongolei geflohen sei. General Semeirovitsch, der ehemalige Chef des Fernost-Büros der GPU. soll ebenfalls in die Mandschurei geflohen sein.
Ljuschkow hat die typische Bergan- enheit eines höheren GPU.- eamten. 1900 in Odessa geboren, schloß er sich schon in früher Jugend der Kommunistischen Partei an. 1917 war er politischer Kommissar in einem Reaiment der Roten
Armee im Süden. Ein Jahr später kam er in die damalige Tscheka, die Vorgängerin der GPU. Tort absolvierte er zunächst einige Spezialkurse und wurde darnach den „Operativen Abteilungen" der GPU. in der Ukraine, in Moskau und am Schwarzen Meer zugeteilt. Tie „Operativen Abteilungen" sind die Abteilungen, die sich insbesondere mit der Verfolgung von „Staats- feinden" mit der Durchführung der Säuberungen nsw, befassen. Von 1937 ab war Ljuschkow Chef der Verwaltung des Inneren Kommissariats, das heißt der GPU. im Fernen Osten. Als Mitglied der „Operativen Abteilung" der GPU., mehr noch aber als bereit Chef für das gesamte fernöstliche Gebiet wird Ljuschkow einen tiefen Einblick in die Methoden gehabt haben, mit denen das Stalinregime seine Feinde ausrottete. Daß er, der er der mächtigste Beamte im ganzen Gebiet war, in der Flucht
Iuäa verlor in Mien ein Reich
Unterreäung mit Reichsstatthalter vr. Seiß-sinquart
p. Kassel, 1. Juli. Reichsstatthalter Dr. Seyß-Jnquart umriß nach der Großkundgebung in Kassel in einem Gespräch mit unserem U.-Mitarbeiter die gewaltigen Aufgaben, die Oesterreich zu lösen hat und ging dabei auch auf die Greuelhetze der Auslandspreise ein. Tie Arbeit ist so umfangreich, daß die Ostmark keine Zeit habe, die Greuelhetze, die sich mit ihren faustdicken Lügen selbst widerlege, zu beachten. Die Hetze geht in erster Linie von den Juden aus, die in Wien ein Reich verloren haben. Fast 86 v. H. aller Anwälte und Aerzte waren Nichtarier und zur Zeit des Schuschnigg-Systems lebten und herrschten damit in Wien 400 000 Juden.
Der Reichsstatthalter betonte, daß die Hauptschwierigkeit in der ersten Zeit darin bestanden habe, überhaupt f e st z u st e l l e n, wieviel Arbeitslose es in Oesterreich gebe. Die Statistiken des Schuschnigg- Systems waren gefälscht. Neben der Errichtung neuer Werke, so erklärte Dr. Seyß- Jnquart, werde die Belebung der Wirtschaft durch die Zunahme des Fremdenverkehrs in Oesterreich besonders beeinflußt. Allein die vielen KdF.-Reisen aus dev anderen Teilen Deutschlands hätten beispielsweise bewirkt, daß Tirol. Vorarlbera und Salzburg in der letzten Zeit Rekorde an Besuchern aüfweisen.
Die neue Greuelhetze sei, so betonte Dr. Seyß-Jnquart, ganz offensichtlich darauf zurückzuführen, daß die erste Schockwirkung des Anschlusses auf die Feinde Deutschlands
Barcelona wirbt „Freiwillige" in Hollanä
900 Hollänäer bei äer ^Hälmann-Brigaäe — Kufsehenerregenäe Enthüllungen
äes „(elegraaf"
6Z. Amsterdam, 1. Juli, Der „Tele- graas" veröffentlicht aufsehenerregende Enthüllungen über niederländische Staatsangehörige in Diensten der spanischen Bolschewisten. Wie das Blatt mitteilt, werden noch heute Woche für Woche niederländische junge Männer durch kommunistische Seelenverkäufer in die Hölle des spanischen Bürgerkrieges gelockt, lieber das ganze Land seien nach wie vor Agenten Barcelonas und der Internationalen Roten Hilfe verteilt, die durch lügnerische Versprechungen niederländische Erwerbslose dazu zu bewegen verständen, sich nach Spanien zu begeben.
Bei der 11. Internationalen Br<- gäbe, der sogenannten „Thälmann-Brigade", seien zur Zeit nicht weniger als rund SOO niederländische Staatsangehörige. Ein zuverlässiger Gewährsmann hat dem Blatt berichtet, daß die Verluste unter den niederländischen „Freiwilligen" außerordentlich hoch seien. Nicht ein einziger dieser Unglücklichen würde aus freien Stücken auch nur einen Tag länger in Spanien bleiben. Dir geringste Klage werde jedoch mit
einer Zingel veantw ortet. In Amsterdam, Rotterdam, Arnheim, Breda und den meisten niederländischen Städten seien heute noch kommunistische Anwerbe st eilen. Die Mehrzahl der Opfer suche und finde man unter den Arbeitslosen an den Stempelstellen. Bei einer Flugabwehrbatterie der spanischen Bolschewisten seien u. a. ehemalige Rädelsführer der Meuterei an Bord des niederländisch-indischen Panzerkreuzers „De Zeven Provincien" als Richtkanoniere in Dienst.
Sramos Rote an England
Almeria als Sicherheitshafen dorgeschlagen
k: l 8 e n d s r i c kl t cksr dl 8 - ? r e » 8 e
cg. London, 2. Juli. Nach einer Meldung des „Even.ing Standard" hat General Franco der britischen Regierung ange- boten. den Hasen Almeria als sogenannten Sicherheitshafen für die englischen Schiffe, die Handel in Spanien treiben, einzurichten. General Franco betonte in diesem Zusammenhang, daß selbstverständlich die Bombardierung militärischer Ziele weitergehen werde
im Ausland allmählich verflogen sei und daß man jetzt glaube, Zwietracht zwischen das Reich und die Ostmark säen zu können. Di« Lügen seien auch zu einfältig, denn die Tatsache, daß alle Gauleiter und fast sämtliche Kreisleiter Ostmärker sind, strafe die Behauptung von der Ausschaltung der Ostmärker in der deutschen Ostmark allein schon genügend Lügen.
Von irgendwelchen Judenverfolgungen könne überhaupt keine Rede sein, allerdings habe die Untersuchung zahlreicher Schiebungen u n dK o r r ii P tio n s a ff ären zur Dingfestmachung krimineller Elemente geführt. Die in der Auslandspresse genannten Zahlen der politischen Gefangenen seien maßlos übertrieben. In ganz Oesterreich wurden nur die Verantwortlichen Spitzen des früheren Systems festgesetzt, während die Opfer dieser Verführer in keiner Weise verfolgt würden. Die Großzügigkeit, mit der Verfahren werde, sei um so bemerkenswerter, wenn man den unerhörten Druck, Haß und Terror berücksichtigt, dem früher die Nationalsozialisten ausgesetzt waren. Wie die Auslandspreise lügt, beweist z. B. auch der »Fall, daß man den früheren Wiener Bürgermeister Schmitz in der Auslandspreise als Toten betrauert, obwohl sogar die Verwandten von Schmitz ganz energisch diese Behauptung dementieren.
Zu den nächsten Aufgaben in der deutschen Ostmark werde, so erklärte der Reichsstatthalter, die Arisierung der ö st erreich ifchen Wirtschaft und die weitere Durchführung der Arbeitsschlacht gehören. Auch die Wirtschaft der Ostmark werde mit ihrer ganzen Kraft mithelfen, den Vierjahresplan zum vollen Erfolg zu per- helfen. Die Hilfe der Wirtschaft des Gesamtreiches für die Ostmark werde vor allem in zusätzlichen Kapitalinvestiernngen bestehen müssen, ein Auskauf oder eine Vereinigung von Unternehmungen im Altreich mit ostmärkischen Unternehmungen werde nur dann erfolgen, wenn die wirtschaftlichen Interessen Gesamtdeutschlands dies dringend erfordern.
Sandschak-Abkommen sertiggesiM
Unterzeichnung in Ankara im Herbst
Paris, 1. Juli. Außenminister Bonnet empfing am Freitag den türkischen Botschafter in Paris. Die französisch-türkischen Verhandlungen sind nunmehr zum Abschluß gelangt und führten zum Abschluß eines Freundschaftsvertrages zwischen den beiden Ländern, 2. zum Abschluß eines Militärabkommens, das die gemeinsame Garantie Frankreichs und der Türkei für die äußere und innere Sicherheit des Sandschaks von Ale- xandrette auf der Grundlage der Parität zwischen beiden Ländern sicherstellt, 3. zum Abschluß eines Protokolls über die Anwendung dieser Abkommen, 4. zu einer Erklärung über die französisch-türkische militärische Zusammenarbeit, die insbesondere die Grenzfragen und die Frage der guten Nachbarschaft zwischen der Türkei und dem französischen Mandatsgebiet festievt.