21 ^ Mai IY 37

Nr. U5

Samstag, 22. Mai 1937

111. Jahrgang

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Der feierliche Staatsakt i» der Hapag-Halle zu Cuxhaven zu Ehren der Toten des LuftschiffesHindenburg*

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LllN. Cuxhaven, 21. Mai.

Am Freitagvormittag trafen in Cuxhaven 2» Särge von 22 tödlich verunglückten Be­satzungsmitgliedern des LuftschiffesHinden- bmg" und 3 Passagieren mit dem Schnell­dampferHamburg" in Cuxhaven ein. Nach einem feierlichen Empfang des Schiffes am Pier und der Einholung der Särge durch Besatzungsmitglieder der Luftschiffe und durch Angehörige des Luftschiffbaues ..Zep­pelin" fand in der Hapag-Hallc im Beisein von Staatssekretär M i l ch ein f ei e r l i ch e r Staatsakt statt. Der Sarg des Kapitäns Lehmann wurde auf dem Flugwege von Plymouth nach Cuxhaven gebracht.

A«ch der Norden trauert

Man macht sich in Württemberg vielleicht leine Vorstellung, in welchem Ausmaß die Teil­nahme an diesem furchtbaren Ungück hier be- lundet wurde. Auch die Stadt Hamburg stand ganz im Zeichen des Ereignisses. Sie hat aus Lnlaß des Staatsaktes halbmast geflaggt, und Silber von dem Unglück sind in Schaufenstern ja sehen. Noch mehr als Hamburg hat Cux- Även ein Trauerkleid angelegt. Während es sonst für die Hafenstadt an der Elbmündung ein großes Fest bedeutet, wenn ein Ozeandamp­fer von glücklicher Reise znrückkehrt, zeigte Cux­haven diesmal ein ganz anderes Gesicht. Fast sämtliche Hauser hatten halbmast geflaggt. Die 120 Fischdampfer, die in Cuxhaven liegen, zeig­ten sich ebenfalls in der Trauerbeflaggung.

DieHamburg" legk an

In Cuxhaven find 33 Besatzungsmitglieder der Luftschiff- und Werstangehörigen des LuftschiffbauesZeppelin" eingetroffen. Sie hatten eine Prächtige Fahrt durch das im Frühlingsschmuck erblühte deutsche Vater­land hinter sich, aber ihre Augen konnten die Schönheiten nicht aufnehmen, denn ihre Her­zen waren erfüllt von Trauer. In dem Augenblick, als die schwäbischen Teilnehmer an der Trauerfeier am Hapag-Pier eintra- sen, legte der RiesendampferHamburg" an. Kein Rufen und Winken der Hunderttau­sende, die sich hier versammelt haben, um die Toten zu empfangen, oder die aus Amerika Zurückkehrenden abholen wollen. Während das Schiff sein Landungsmanöver ausführt, gleiten über ihm Wasserflugzeuge als Ehren­bezeigung für die Toten. Eine Flieger- Ehrenkompanie ist am Kai angetreten und präsentiert das Gewehr. Zahlreiche hohe Offiziere der Luftwaffe begrüßen mit unzäh­ligen Menschen das Schiff, das halbmast über die Toppen geflaggt hat.

Im Hinterschiff liegt der Raum mit den Toten. Die Wände des Raumes tragen eine schwarz-weiß gestreifte Trauevdekoration. In Zwei langen Reihen sind die 22 Särge der Zep­pelin-Besatzung und die drei Särge der toten Passagiere aufgebahrt. In stillem Gedenken der Toten, die für eine deutsche Idee in selbst­verständlicher Erfüllung ihrer Pflicht starben, senkt Kapitän von Schiller das Haupt.

Der Staatsakt

Die Mitte der Hapag-Halle ist mit zahl­losen Fahnen und Kränzen geschmückt, schwarze Tücher bekleiden die Wände. Zwei Offiziere tragen einen riesigen Kranz herein, bi e Spende des Führers für die Toten des Luftschiffes. Eine Kapelle der Luftwaffe spielt die Eroioa von Beethoven. Dann betritt Staatssekretär Milch das Rednerpult und führt folgendes aus:

In tiefer Trauer empfängt heute das deutsche Volk die Opfer der Katastrophe von Lakehurst aus heimatlichem Boden. Mit Stotz und An­erkennung haben Führer und Volk in all den lohten Jahren auf die großen Leistungen unfe rer Zeppelinluftschiffe geschaut, die in regelmä Mn Fahrten dem deutschen Namen, der deut ichen Mannesleistung und der deutschen Technik w der ganzen Welt Ehre machten.

Neben den Besatzungen, den Ingenieuren

uns Aroeuern in Friedrichshasen und Frank­furt a. M. muß dabei auch der Fahrgäste ge­dacht werden, die durch ihren Vertrauensbe­weis tatkräftig zur Entwicklung der Luftschiff­fahrt beitrugen.

Wir trauern nicht nur um diese 26 Toten, die heute heimkehrteu, sondern auch um vier weitere Deutsche in Amerika und fünf ame­rikanische Staatsbürger, einen Schweden und nicht zuletzt um den tapferen amerika­nischen Fliegersoldaten, der bei den Ret­tungsarbeiten in vorbildlicher Kameradschaft fein Leben ließ.

Viele Hunderte von Fahrten mit vielen Tausenden von Fahrgästen zeugten für den Glauben an die Sicherheit des Luftschisfver- kehrs. Da traf uns Deutsche und ich darf auf Grund der unzähligen Trauerbeweise dankerfüllt sagen: die ganze Welt der furchtbare Schlag vom 7. Mai, der alle menschlichen Erfahrungen erschütterte. Noch weiß man nicht die Gründe, noch ar­beitet eine deutsche Sachverständigenkommis­sion gemeinsam mit den hilfsbereiten Fach­leuten der Vereinigten Staaten von Nord­

amerika fieberhaft an der Aufklärung des Unglücks, und schon liegen heute viele Vertrauensbeweise vor, daß man ein Gefühl tiefer Whrung nicht unterdrücken kann.

So haben die engeren Kameraden unserer Toten, die Mannschaft vomGraf Zeppelin", ausnahmslos gebeten, dieFahrten fort- z u s e tz e n, und so haben zahlreiche Fahrgäste aus der ganzen Welt den gleichen Wunsch ge­äußert. Schöner kann niemand das Vermächt­nis unserer treuen Toten auffassen, durch Pflichterfüllung und Einsatzbereitschaft folgt dem Tod die Auferstehung.

Das Heldenlied vom Leben und Sterben die­ser Männer ist verklungen und die tiefe Mit­trauer des ganzen deutschen Volkes und des Auslandes wird den Hinterbliebenen ein Trost in ihrem großen Leid fein. An sie alle denken wir in dieser Stunde, in erster Linie auch der Führer, der Luftfahrtminister und die ganze Nation.

In stolzer Trauer werden wir gemeinsam an bas Ewige, Unvergängliche denken, indem wir unseren Gefallenen zurufen:

Hiermit danken wir euch alle», die ihr euer Leben ließet in treuer Pflichterfüllung und Kameradschaft, Kapitän, Besatzung und Passagiere! Wir wollen unser Werk fortset­zen, so gut es in unseren Kräften steht! Euch aber wird die deutsche Luftfahrt und das ganze deutsche Volk niemals vergessen!"

Kardinal Mundeleins Entlastungsoffenfive

in USA.

Franziskaner-Schwester« lieferten dasMaterial"

- !

Neuyorl, 21. Mai.

Aus den hier vorliegenden Nachrichten wird immer deutlicher, daß es sich bei der in den Vereinigten Staaten entfesselten Lügenaktion gegen Deutschland um eine planmäßig vorbereitete und durchgeführte Entlastungsoffenfive römisch- katholischer Kreise handelt, die dazu dienen soll, den überaus ungünstigen Eindruck abzuschwächen, den die Prozesse in Deutschland gegen die ungeheuerlichen Schmutzereien katho­lischer Geistlicher in der ganzen gesitteten Welt hervorgerufen haben.

Daß es sich bei den Angriffen des Chika- goer Kardinalerzbischoss Mundelein um ein abgekartetes Spiel handelt, geht schon daraus hervor, daß nach einem Bericht derNew York Times" das sogenannte Jn- sormationsmaterial, auf das der Kardinal sich stützte, von dem Franziskaner­schwesterorden inJllinois stammt. Wie dieNew York Times" zu berichten weiß, find die Franziskanerschwestern fast sämtlich deutscher Geburt oder Abstammung. Ein Teil der Schwestern ist sogar mit den Ordensmitgliedern verwandt, die in Deutsch­land wegen der bekannten 'Sittlichkeitsver­brechen hinter Schloß und Riegel sitzen. Die New York Times" hebt weiter den engen Kontakt zwischen den Franziskanern in Illinois mit dem gleichnamigen Orden in Deutschland hervor.

Auffällig ist auch, daß neben den Zustim­mungstelegrammen, die dem Kardinal angeb­lich von überall zugegangen sein sollen, ameri­kanische Zeitungenaus Kreisen des Vatikans" die Nachricht verbreiten, daß der Vatikan keinerlei Schritte gegen den Kardinal einzuleiten beabsichtige. Damit soll offenbar zum Ausdruck gebracht werden, daß auch der Papst die hetzerischen Ausfälle des Kardinals billigt. Man darf gespannt sein, ob der Vatikan dieses Manöver stillschweigend dulden oder ob er hier­gegen Stellung nehmen wird.

Bemerkenswert ist übrigens, daß es nicht das erstemal ist, daß Kardinal Mundelein sich auf politischem Gebiet versuchte und entspre­chend zurückgewiesen werden mußte. Von guten Kennern der Chikagoer Verhältnisse wird in diesem Zusammenhang auf eine Aeußerung des damaligen Bürgermeisters Thompson hin­gewiesen, der in einer seiner Reden im letzten Wahlkampf den Ausspruch tat:King George möge seine Nase aus den Chikagoer Schulen

heraushatten." Damals wurde dieser Ausspruch irrtümlicherweise auf den britischen König be­zogen, obwohl man nicht recht verstand, was der König von England mit den Schulen in Chi- kago zu tun habe. In Wirklichkeit meinte Bürgermeister Thompson den Kardinal Georg Mundelein, der schon damals seine Stellung als Kardinal zu politischen Machenschaften auszunutzen und weitgehenden Einfluß auf die amerikanische Jugenderziehung ausznüben suchte.

M Hawm» «Il> sei» Komplize

Die Amsterdamer Polizei verhaftete den I u- den Fritz Haimann, dem der Boden in Deutschland zu heiß geworden war. Haimann verlegte sich in Holland auf das einträgliche Ge­schäft des Esfektenschwindels und gründete zu diesem Zweck ein Schwindel­unternehmen unter dem wohlklingenden NamenHollandsche Escompto Bank", das durch pompöse Prospekte zu Börsengeschäften aufforderte. Als Sicherheit mußten die Kunden Effekten hinterlegen und sie sollten dann rie­sige Gewinne erhalten. Heimann selbst hielt sich dabei natürlich, entsprechend den Gepflo­genheiten seiner Raste, im Hintergrund. Er verkaufte die ihm anvertrauten Effekten und war eines Tages verschwunden. Die Hollandsche Escompto Bank" hatte damit ihren Zweck erfüllt und schloß ihre Tore.

Hunderte von Leichtgläubigen in der hol­ländischen Provinz, in Belgien und Frank­reich. die den Ueberredungskünsten der Agen­ten Haimanns Glauben geschenkt hatten, waren um ihre Ersparniste betrogen. Hai- mann suchte sich seine Opfer vornehmlich unter kleinen Sparern, die fern der Großstädte nichts von Geldgeschäften wuß­ten. Obwohl die Polizei sich lange Zeit die größte Mühe gab, den Drahtzieher dieses großangelegten jüdischen Schwindelgeschäfts zu entdecken, konnte sie anfänglich nur die durch Haimann vorgeschobenen Per­sonen verhaften, bis ihr Haimann selbst, der sich bereits in Sicherheit wähnte, ins Netz ging. Der französischen Polizei ge- lang es jetzt, auch den Komplizen HaimannS, den Juden Rosenthal, zu verhaften.

Riesenschmuggel mik Devisen avsgedeckl

Kurz vor dem Start des fahrplanmäßigen Flugzeuges WarschauBukarest verhafteten Zollbeamte auf dem Warschauer Flug-

Pta tz einen in Bukarest wohnenden unga­rischen Staatsangehörigen. In seinem Koffer fand man Devisen im Werte von über 1 Million Zloty, die er ins Ausland schmuggeln wollte. Die Devisen wurden beschlagnahmt. Da die Finanzbehör­den annehmen, daß der Verhaftete Mitgli^i einer weit verzweigten internationalen Devi­senschieberbande ist, will man feststellen, ob von dem Verhafteten nicht schon öfter Devisen von Polen ins Ausland gebracht worden sind.

Oberst Lunn greift etn

dl. Genf, 21. Mai.

Die bolschewistisch-spanischen Militär-Flug­zeuge, die vor einigen Tagen aus dem Mili­tärflugplatz bei Pan landeten, sind noch nicht wieder nach Spanien zurückgekehrt. Der Lei­ter der Internationalen Kontrolle an der französisch-spanischen Grenze, Oberst Lunn, soll sich der Freigabe der Apparate energisch widerseht haben und dabei vom Internatio­nalen Kontrollausschuß in London unter­stützt worden sein. Er zweifelt an den Aus­sagen des Befehlshabers des bolschewistisch- spänischen Geschwaders, der bekanntlich er­klärt hatte, sich auf dem Fluge von Santan­der nach Bilbaoverirrt" zu haben. In ge- ! wissen französischen Kreisen will man jetzt ! wissen, daß es sich um amerikanische Appa­rate handele, die in Holland zusammenge- stellt worden seien und von dort aus aus dem Flugwege nach dem bolschewistischen Teil Spaniens bei Pau zwischenlandeten.

Der Sonderberichterstatter desEcho de Paris" berichtet, daß es zwischen dem Chef der internationalen Kontrolle und dem Be­fehlshaber des bolschewistischen Geschwaders zu einer Auseinandersetzung kam, als dieser aufgefordert wurde, auf der Karte seine Flug­strecke auszuzeichnen. Oberst Lunn soll dem spanischen Bolschewisten ins Gesicht gesagt haben, daß er ihn belüge. Man hält es nicht für ausgeschlossen, daß der 33köpfigen Besatzung des Geschwaders die Rückkehr nach Spanien gestattet wird, die Apparate aber der endgültigen Beschlagnahme verfallen.

! London dementiert Waffenstillstand

^ London, 21. Mai

l Pariser Berichte, wonach Großbritannien diplomatische Schritte unternommen habe, um einen Waffenstillstand in Spa­nien herbeizuführen, während dessen die ! Freiwilligen aus Spanien zurückgezogen wer­den sollten, werden in London als unrich- l i g bezeichnet. Richtig sei, daß die britische Regierung bei ihren Botschaftern um Bericht darüber ersucht habe, aus welche Weise die Zurückziehung von Freiwilligen auf beiden Leiten zu bewerkstelligen sei. Es handle sich um eine Maßnahme desInneren Diensd- betriebs". Die Freiwilligenfrage werde im übrigen vom Nichteinmischungsausschuß be­arbeitet.

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210 Malchinengewehre in der Schweiz beschlag­nahmt Militärbündnis Valencia Moskau perfekt

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bl. Genf, 21. Mai

Nachdem die Genfer Polizei erst vor weni­gen Tagen ein Wafsenschmugglerauto fest- halten konnte, in dem sich 20 Maschinen­gewehre und 25 000 Schuß Munition befan­den, ist es der eidgenössischen Bundespolizei gelungen, nun auch in dem Städtchen Nhon am Genfersee und in Neuenburggroße Wafsenlager auszuheben. So konnten in Nhon 150 und in Neuenburg 40 Maschinengewehre beschlagnahmt werden. Wie es heißt, stehen zahlreiche Verhaftungen in dieser Angelegenheit bevor.

Der englische FrachtdampferMarie Lk- wellyn", der vor einiger Zeit dadurch be­kannt wurde, daß er seine Kartosfelladung für das bolschewistische Spanien nicht an den Mann bringen konnte, liegt zur Zeit in» Hafen von Liverpool. Er wird jetzt mit Ge^ treide beladen, das auch diesmal wieder für einen Hafen der Bolschewisten bestimmt ist.