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(Lalw im Schwarzwatd
Freilaq, den 7. November 1941
Nr. 262
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Liiwinow verläßt das sinkende Gowjet-Schisf
Lr gekt als Lolsekatter ru seinen jüäiscken 6usen!ienn6en in äen Vereinigten S aaten
Iiv». Stockholm, 7. November. Der bolschewistische Oüerjudc Litwinow - Finkclstrin hat sich, wie ans Samara gemeldet wird, zum sowjetischen Botschafter in Washington ernennen lassen. Damit hat Litwinow es geschafft: Als erste Ratte verläßt der fette alte Genfer Schieber, Eden-Freund und Spezialist für englische Mentalität, den Boden der „teuren" Sowjcthcimat, um sich in dir sicheren, vor allem so unbedingt jubcnsreundlichen Gefilde des Vaterlandes der Nooscvrlts, Laguar- dias und Morgenthaus zu retten.
Litwinow-Finkelstein hat seine Ernennung seit längerer Zeit vorbereitet. Zunächst wollte
er „besonderer Verbindungsmann" zwischen London und Moskau mit dem Sitz in England werden. Aber Churchill und Eden konnten ihren Busenfreund Maisky wohl nicht misten. Außerdem erschien der Londoner Boden dem vorsichtig gewordenen Finkelstein für die Dauer wohl nicht sicher genug.
Zur Begründung seiner Ernennung wird darauf Bezug genommen, daß Litwinow-Fin- kclstein bereits bei der Dreimächtc-Kouferenz in Moskau mitgewirkt habe. Anscheinend soll seine Person in Washington eine ständige Erinnerung an Harrimans und Hopkins Moskauer Besprechungen bilden. Der frübere Sowjetbotschaftcr in Washington, Umanskh. wurde abgesägt, weil er nach Stalins Ansicht nicht energisch genug den
Engländern bei deren Materialanforderungen in USA. Konkurrenz gemacht hat. Litwinow- Finkelstein soll bereits aus Samara abgereist sein.
Auch die britische Insel ist den flüchtigen Staatsoberhäuptern und ehemaligen Würdenträgern der von England ins Unglück gestoßenen Nationen heute nicht mehr sicher genug. Sie treten immer mehr den Rückzug nach den Vereinigten Staaten an. Der eine ganz „privatim", der andere wie Litwinow von „Amts wegen". Wie in Lissabon bekannt wird, wird jetzt der Exkönig Georg von Griechenland am 26. November in der portugiesischen Hauptstadt eintrcsfeu und von dort ans nach Amerika weiter fliegen. Er will sich dort nieder- lassen.
Bomben auf Häfen, Bahnlinien und Feldstellungen
V^irkuogsvolle /^vüriile cter eieutsoven I^uU>VLi»e an üer stesskvlen Os'liont 55 8o"jel1>u sb^esoknsseo
wck. Berlin, 7: November. Die deutsche Luftwaffe führte gestern wieder an der ganzen Ostfront wirkungsvolle Angriffe durch. Besonders erfolgreich wurden die Häfen Sewastopol und Kertsch bombardiert. Drei in den Häfen liegende Transportschiffe von 600 ». 5»oo und so»» BRT. wurden versoutt. Vier weitere Schiffe am Kai erlitten schwere Beschädigungen. Kampfflugzeuge griffen außerdem bei Sewastopol und auf der Halbinsel von Kertsch Feldbefestigungen mit gutem Erfolg an. Eine große Anzahl von Fahrzeugen fliehender Truppen wurde mit Bomben und Bordwaffen bekämpft und vernichtet.
Stärkere Verbände deutscher Kampfflugzeuge griffe» ferner zur Unterstützung -der Heeresoperationen südlich von Moskau mit gutem Erfolg an. Schwere Angriffe richteten sich gegen gut getarnte sowjetische Batterie- und Feldstellungen und forderten von den Sowjets starke Verluste. Bei Angriffen aus so- wietische Panzer in einem Bereitstellungsraum wurden mehrere Sowjetpauzer zerstört und über 66 Kraftfahrzeuge in Brand geworfen und vernichtet.
Wichtige Nachschublinien und Transportwege wurden mit Bomben belegt. Sechs Züge und 25 Lokomotiven erhielten Volltreffer und wurden zerstört. 144 vollbeladene Wagen und fünf weitere Lokomotiven wurden so beschädigt, daß die Güter zum großen Teil unbrauchbar wurden. Unter den angegriffenen Eisenbahnzügcn befanden sich mehrere Betriebsstoffzüge und ein Panzer- zng. Im Kampfgebiet ostwärts Leningrad wurde eine wichtige Eisenbahnstrecke durch mehrere Bombentreffer aufgerinen.
Jn den Luftkämpfen schossen Jäger 32 sowjetische Flugzeuge ab. An diesen Luftkämpfen waren auch italienische Verbände beteiligt, die mehrere Abschüsse erzielten. Durch Flakartillerie wurden drei Sowjetflugzeuge abgeschossen. während 20 Flugzeuge am Boden zerstört wurden. Insgesamt verloren die Sowjets am gestrigen Tage nach bisherigen Meldungen 5Z Fl u g z e u g e.
Auf der Krim gewannen die Truppen einer deutschen Infanterie-Division im Angriff mehrere sowjetische Höhenstellungen. Vor dem Ansturm der deutschen Infanterie
An 4 Tag 15 Brven vernichtet
Großer Erfolg deutscher Abwehrstreitkräfte
Berlin. «. November. Die britische Luftwaffe hat ihre Einflüge in bas deutsche Küstengebiet „nb die besetzte Kanalzone auch am Mittwoch mit schweren Verlusten an Maschinen und Piloten bezahlen müssen. Am Tage erlagen drei Jagdflugzeuge und ein Bomber deutschen Mcfserschmittjügern oder stürzten, vom Flakfenrr getroffen, brennend ^b. der Nacht fielen weitere sieben Bomber den Abwehrwaffen deutscher Borposten- boote und der Flakartillerie zum Opfer. Am gleichen Tag wurden vier Bomber beim An- a«f einen deutschen Grlritzug abge- schaffen. Damit hat die britische Luftwaffe i""erhalb von 22 Stunden 15 Flugzeuge em- Debüßt.
räumten die Bolschewisten fluchtartig ihre Stellungen. Die Sowjers ließen ihre Geschütze und zahlreiches weiteres Kriegsmaterial zurück, das von den deutschen Truppen erbeutet wurde.
Sowjetische Kräfte, die aus dem Jaila- gebirge nach Westen vorzubrechen versuchten. wurden von einer deutschen Infanterie- Division zum Kampf gestellt. Deutsche moto-, risierie Einheiten nahmen sofort die Verfolgung der stellenweise fluchtartig zurückwci- cheiidcu Bolschewisten auf. Eine Vorausabteilung der deutschen Division stieß bis zu einer sowjetischen Feldstellung vor und eroberte sie nach mehrstündigem Kampf, obwohl die Bolschewisten alle verfügbare» Verstärkungen zur Verteidigung dieser Stellung herangezogen hatten.
Der Angriffsgeist der deutscher; Wehrmacht führt auch in der Krim dahm, daß die geschlagenen Sowjets sich auf alle Art und Weise bemühen, über das Meer zu entkommen. Weder die Luftwaffe noch die nach- drängeudeu Verbände des Heeres lassen den Bolschewisten jedoch Zeit, sich ans die Transportschiffe zu begeben. So wurden in den letzten Wochen um die Halbinsel Krim herum f ü n f K r i e g s s ch i f f e n n d 3 4 H a n d e l s- schiffe schwer beschädigt. Die beschädigten Handelsschiffe können auf den Werften der Sowiets nicht mehr repariert werden, weil die Wersten in Odessa, Nikolajew, Cherson seit Wochen in deutscher und rumänischer Hand sind und die beiden Häfen an der Ostküste des Schwarzen Meeres. Noworossijsk und Batum entweder unter dem deutschen Bombenhagel oder zu weit entfernt liegen. Die Sowjets erleben also jetzt au den Küsten der Krim die gleiche Situation wie ihre Verbündeten. die Briren, seinerzeit in Dünkirchen.
Der Londoner Nachrichtendienst führt übrigens aus, das; nach der Ausschaltung Sewastopols die bolschewistische Flotte im Schwarzen Meer sich auf Noworossijsk und B a- tnm als ihre letzten Stützpunkte zurück- iehen müsse, und stellt dazu fest: „Keiner ieser beiden Häfen ist ausreichend ausgerüstet. Es wird schwierig sein, Noworossijsk zu halten. wenn den Deutschen die Einnahme von Kertsch gelingt." Auch den Briten ist also klar geworden, was im Zusammenhang mit der Eroberung von Nikolajew und Odessa sowie der Besetzung der Küste des Äsowschen Meeres der deutsche Siegeszug auf der Krim bedeutet. Durch die Siege auf dem Lande wird genau so wie im Norden auch die bolschewistische Kriegsmarine getroffen, die tatenlos zuseheu muß, wie ihr eine Basis nach der anderen entrissen wird.
Stalin log und dellette
Dürftige Frontberichte der Sowjets
K«-. Stockholm, 7. November. Stalin benutzte die Wiederkehr des Jahrestages der bolschewistischen Revolution zu einer Ansprache, in der er die Fortdauer des Widerstandes proklamierte, tolle Lügen über angebliche Leistungen der bolschewistischen Horden verbreitete cknd an die Plutokrntien die neue Aufforderung richtete, der Sowjetunion aktive Hilfe zuteil werden zu lassen.
Die sowjetischen Frontberichte sind dürftiger denn je. Sie sagen insbesondere nicht das geringste über die schweren Niederlagen auf derKri m. Es wird lediglich berichtet, daß die Sowjet-Truppen keinen Versuch unternommen hätten, sich dem Feind auf der Krim von neuem zu stellen.
Neue Hetzrede des LlSA-präsidenten
Oeotsadisack „Setäkrcket" oaeii Ansicht Roosevelis »neu ckie Hemisphäre
t»zv. Stockholm, «. November. Raosrvelt hielt am Donnerstagabend eine Rede vor einer Versammlung von Marxisten, politischen Agitatoren und Emigranten aus Europa.
Er verschmähte die Gelegenheit, vor diesem erlauchten Forum den Beweis für seine letzten Fälschungen anzutreten. Die „Landkarte" zur Einteilung der südamerikanischen Staaten wurde ebensowenig vorgelegt wie die Dokumente über die angebliche Abschaffung der Religionen. Wohl aber setzte Noosevelt seinen Hörern die neue Lüge vor. das; auch die Er - vberungderwestlichenHemisphäre auf dem' „deutschen Fahrplan" ihren Platz habe. Er bemühte sich, diejenigen Völker, die von dcm Druck der Plutokraticu und der Gefahr des Bolschewismus befreit sind, auf- znhetzen.
Er gab zu. daß die USA. bisher nur „beschränkte Opfer" gebracht haben, aber auch in USA. beginne man jetzt den Druck des Krieges zu fühlen. Viele USA.-Arbeiter müßten ihre Veguemlichkeit opfern, um Flugzeuge. Schisse und Tanks für England, Tschuugking-China oder die Sowjetunion zu liefern. Er schimpfte dafür auf alle jene Amerikaner, die etwa versuchen sollten, ihre Wirtschaftsmacht zu einer Verzögerung der Industrieproduktion zu benutzen.
Zum Schluß verhieß Roosrvelt eine „de sie re Welt" für die Zeit nach dem Kriege, womit er
bestätigte, daß die bisher von den Plutokratien geprägte Welt offenbar selbst nach seiner Ansicht den Massen nicht mehr als besonderes Ideal vor Augen stehe.
Franzosen schießen auf Franzosen
Feiger Angriff gaullistischer Flugzeuge
b Vichy, 7. November. Wie in Vichy bekannt wird, haben zwei gaullistische Flugzeuge, die die Trikolore trugen, ein Dorf in der Normandie im Stnrzflug angegrissen. Am gleichen Vormittag haben zwei weitere Flugzeuge einen Schnellzug angegriffen und dabei einen mit Reisenden besetzten Wagen zerstört. In Vichy wird dazu erklärt, daß diese Angriffe niemanden überraschen könnten, der sich au Dakar und Syrien erinnerte, die Gaullisten schrecken nicht einmal vor Angriffen gegen ihre eigenen Landsleute zurück.
In das gleiche Kapitel fällt die bereits gemeldete Kaperung eines französischen Geleitzuges mit rund 40 000 Tonnen Schiffsraumes durch die englischen Seeräuber, über die jetzt weitere Einzelheiten bekannt werden. Auf diesen fünf Schiffen befanden sich nicht nur große Lebensmittelmengen, die von Madagaskar nach Nordafrika und dem unbesetzten Frankreich gebracht werden sollten, sondern auch 948 französische Passagiere. Diese wurden von den Engländern widerrechtlich verhaftet.
Krankreich
zwischen gestern und morgen
Von k! u r t XV » I k >> r
Paris. Anfang November.
Man spricht in Frankreich heute wieder viel und gerne von der Nevolutio n. Nicht von jener, der man einst das schmückende Beiwort einer „Großen" gegeven hat und deren geschichtlicher Mittelpunkt der Place de la Concorde zu Paris mit der Guillotine war. Gerade sie ist letzt auch hier in ihrem historischen Wert zumindest umstritten. Die Krasre, die heute Frankreich leiten, standen geschichts- bctrachtend nie aus der Seite der Jakobiner und sie tun es jetzt, rund 150 Jagre nach jenem grausigen Geschchcu, weniger denn >e. Nur das Volk, das sich schließlich seine Schulweisheit nicht von emem Tag zum andern austreibeu läßt, sieht im Place de la Bastille oder in der Eonciergerie noch so etwas wie Zengey einer glorreichen Vergangenheit.
Darüber, daß nur eine Revvluiiou — und zwar diesmal eine innerliche, geistig unterbaute und unblutige — das französische Volk wieder aus den Tiefen seiner Niederlage yerausfiihren kann, darüber sind sich alle einig. Aber schon die Frage nach dem Wie wird wieder sehr verschieden beantwortet. Daß Marschall Pötain in den letzten Wochen seine eigenen Pläne bekanntgav, hat an die,ein Meinungsstreit wenig verändert. Denn während er die neue Ver,aßüng gemildert absolut und auf die Person des jeweiligen Staatschefs zugeschnitten haben mochte, givt es noch vcr- häitnismätzig viele Pariser, die vom Concorde aus oft genug sehnsüchtig auf das andere Seineuser hiuuberblickeu. als könnten sie sich von der klassizistischen Fassade des Palais Bourdon die Gcwißheit holen, daß dort wieder einmal eine vom Volk gewählte Abgeordnetenkammer einzichen würde. Nur neue Leute — so sagen sie — müßten es sein. Und Unbekannte, da die Bekannten ausnahmStos durch politische und finanzielle Skandale belastet seien.
So steht dieses Wort „Revolution" an den Plakatslächen und es glänzt in den offiziellen Reden. Aller erstens ist seine innere Bedeutung wechselnd und zweitens ist es meist noch so lehr vom Nebel des Schemenhaften umgeben, daß man manchmal zweifelt, ob sich dahinter auch ein körperlicher Kern versteckt, lim o mehr, atS das Zeitalter der bourgeoisen Revolutionen vorbei ist. Die Schicht der Burger hat wohl in keinem Land der Erde mehr Kraft und Ideen genug. Neues zu schassen. Und gerade in Frankreich givt es unter den doch keineswegs wenige» Revolutionen der letzten 150 Jahre nicht eine, die nicht zum mindesten vom Bürgertum ausgegangen wäre. Wenn diese alten französischen Revolutionäre von einem Teil der Geschichtsschreiber für Proletarier erklärt wurden, so nur deshalb, weil man sie nach Lebensumständen und nicht nach Zielen wertete. Das Rent- nerideal, der Rückzug in ein kleines, ja winziges Häuschen irgendwo vor der Stadt, der sorgen- und arbeitsfreie Lebensabend — das pno die Dinge, um die in diesen Revolutionen oft genug gestritten wurde und man kann nicht umhin diese Ideale bürgerlich zu nennen.
Man frage einmal einen Menschen in Paris — also in sener Stadt, die immer wieder der Sauerteig umstürzlerischer Bewegungen in Frankreich war — wer ihm heute noch aus der revolutionären Vergangenheit seiner Heimat gegenwärtig ist. Und man wird scst- stellen, daß den Franzosen, die doch im Grunde vielleicht konservativer sind als irgendein Volk Europas, selbst diese bisher so wertvolle Erinnerung anscheinend im großen Zusammenbruch des vergangenen Jahres ausgelöscht wurde.
Man gehe durch die düsteren Lallen der Eonciergerie — jenes wehrhaft aumuten- den Gebäudes am Seineguai. wo Maria Antoinette, wo die G.rondisten und wo Robes- pierrc ihre letzten Stunden gelebt haben, ehe sie auf dem rumpelnden Karren durch die Rue St. Honore zum Schafott aus dem Concorde gefahren wurden. In einem kleinen Kassenschalter langweilt sich eine ältliche Frau und ein Aufseher in der blauen Livree der Pariser Museumsdiener putzt sich dort angelegentlich die Fingernägel. Aus den Tiefen der Gewölbe tönen freilich Stimmen von Besuchern und eines Erklärenden. Aber wer genauer hinhört, der vernimmt, daß hier Deutsch gesprochen wird und wer dem Schall nachgeht, der findet eine jener Besuchergruppen der Wehrmacht, wie sie Tag für Tag die französische Hauptstadt besichtigen.
Dem Place de la Concorde freilich oder der Gegend um Temple sieht kein Mensch mehr ihre revolutionäre Vergangenheit an. Jener in keiner prachtvollen Weite, heute weit mehr die Visitenkarte einer großzügig gestalteten Weltstadt »ich der Ort, wo die «Üen Verliese des