Freitag, den 12. Februar 1837

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«mrrqarr mmr. Mvenfalls ist die Einheit von ymwelt und Handlung noch me so vollkommen "7-icklt worden wie hier. Unaufdringlich emge- ist ein glänzendes weltstädtisches Varietö- r^aramm und von Hochspannung erfüllt ist das Aschehen, das sich hinter den Kulissen hinter der ästenden Fassade dieser Augenweide absprelt. Ärtistenschick^le, Menschen aus Fleisch und Blut. Ans Geschichte, die das Leben geschrieben haben Mute erleben wir. packt uns, erschüttert uns. öie weltberühmte Revuetänzerin La Jana ver- Msit durch ihr schauspielerisches Talent. Hannes -telzer aus dem Ufa-Film ,.Traumulus" als der wnae unglückliche Hans von Zedlitz bekannt, gibt als der falsche Truxa diesmal einen kämpferischen Menschen Fritz Fürbringers Illusionist Garvin, TruMs Todfeind, ist von Dämonie umwittert, bans Söhnker singt einen hübschen Schlager und berühmte wirkliche Artisten vervollständigen das ffnlemble dieses Films, der überall Anklang fin­den wird. ic. N- Sebult-

Otto Winkler dirigierte in Berlin Bekanntlich war Otto Winkler vom Stutt- Mter Staatstheater als Dirigent für eines der Dienstags-Konzerte der Berliner Philhar- nioniker verpflichtet worden. Das Ur- und Lrstausführungsprogramm fand bei einer fast aBverkauften Philharmonie und der gesamten Presse günstigste Aufnahme. Das Programm ent- hielt für Berlin nur Neuheiten: kürzlich wieder misqesundcne Symphonien von Mozart und Haydn, ein Klavierkonzert, das der auch in Stutt- hait bekannte Komponist Arthur Kusterer selbst spielte, sowie die letzte Symphonie von Ewald Straesser. DieB.-Z. am Mittag" nennt das Kon- -ert einen ungewöhnlichen Erfolg. Die Berliner Pachtausgabe bezeichnet Winklers Musizieren als weick sorgsam, hingebungsvoll in der Empfin­dung. DieKreuzzeitung" stellt fest:Winkler ist rin Stabmeister von bemerkenswerten Graden. Seine Zeichengebung ist unauffällig, aber sehr be- stimmt, sein Sinn für dynamische Schattierungen und steigerungssicheren Aufbau stark ausgeprägt."

Wilhelm Buschkötter gastierte in Bremen

Dr. Wilhelm Buschkötter, der vor kurzem nach Stuttgart berufene 1. Kapellmeister des Reichs­senders Stuttgart, gastierte mit großem Erfolg im 5. Philharmonischen Konzert in Bremen. Das Konzert umfaßte außer dem Brandenburgischen Konzert Nr. 3 von Bach, den Ernsten Gesängen von Brahms und der Eurhanthe von Weber die Uraufführung der 2. Symphonie in ck-moll von dem jungen, begabten Komponisten Ernst Gernot Kutzmann. Besonders dieses letztere sehr an- spruchsvolle Werk zeigte die Fähigkeit des Diri­genten, neben der selbstverständlichen Beherrschung des Stoffes das Orchester inspirierend mitzu- reißen. Las Publikum dankte Orchester und Diri- genten mit starkem Beifall.

Münchener Frühjahrsausstellung 1937"

In der Neuen Pinakothek wurde dieMünche- mr Frühjahrsausstellung 1937" in Anwesenheit phlreicher Vertreter von Partei, Staat, Stadt, Apmacht, der Kunst und der Küustlerschaft feier­lich nöffnet. Sie umfaßt weit über 500 Kunst- :m!k und steht unter dem Leitsatz:Die Figur M Komposition im Bild und an der Wand." Kmleiter Adolf Wagner äußerte in seiner Eröff- lMgsansprache Freude darüber, daß die Ausstel­lung alles übertreffe, was in München bisher ge­zeigt worden sei. Man sieht einen Onertchnitt zeit­genössischer Kunst von höchstem Range.--

Internationaler Kurzwellenkongreß

Im Juli tagt in Wien der Internationale Kurzwellen-Kongreß, der unter dem Ehrenpräsi­dium Marconis und d'Arsonvals, des Begründers der Hochfrequenzbehandlung, stehen wird. Die moderne Kurzwellen-Therapie, Probleme der elek­trischen Wünschelrute, der Funkmutung, der Fie­berkur mit Radiowellen und die Rotte der Kurz- mellenentherapie bei der Bekämpfung des Krebses werden im Mittelpunkt der Erörterungen stehen.

Ml 139 Rundfunkteilnehmer am 1. Februar

Am 1. Febuar 1937 betrug die Gesamtzahl der Rundfunkteilnehmer im Deutschen Reich 8 381 139 gegenüber 8 167 957 am 1. Januar. Im Laufe des Monats Fanuar ist mithin eine Zunahme von

I 213182 Teilnehmern eingetreten. Unter 'der Ee- ! samtzahl vom 1. Februar befanden sich 599 750 gebührenfreie Anlagen.

j Shaw weiß Bescheid

j George Bernard Shaw ist damit beschäftigt, ein ! Theaterstück über den Völkerbund zu schreiben. Er hat schon 2>/e Akte fertig. Auf die Frage eines Londoner Kritikers, ob er dann nur noch einen Akt zu schreiben hätte, antwortete er, das wisse , er noch nicht. Er könnte ohne Schwierigkeit fünf­zehn Akte über Genf schreiben. Es treten, sagte er, keine lebenden Staatsmänner darin auf, aber , führende Männer autoritärer Staaten spielten - eine große Rolle darin. Als er gefragt wurde, ob er denn einmal einer Völkerbundssttzung bei­gewohnt habe, sagte er, das sei nicht nötig; wenn er sich zu eng an die tatsächlichen Verhältnisse in Genf anschlösje, würde das Stück sehr lang­weilig werden.

Die Fünflinge von Ka­nada - ein Weltwunder

Die kleinen Prinzessinnen von Corbeil Fünf­zigtausend Dollars für eine Photographier-Cr- lauünis Ist das Elternpaar der Fünflinge glücklich?

Das Schicksal und das Leben der Fünfling! von Kanada beschäftigt die ganze Welt. In Deutschland ist dieser Tage der amerikanische j Film uraufgesührt worden, der ihr Leben schildert.

In dem wohl kleinsten und lustigsten Bade­bassin der Welt strampeln, quietschen, spritzen schreien fünf kleine Menschenkinder. Es sind die winzigen Damen Hvonne, Annette, Emilie. Cecile und Marie D i o n n e, die be­rühmten Fünflinge, der Schwarm eines Kon­tinents und der Stolz des Staates Kanada. Die fünf kleinen Ladies nehmen es, was Volkstümlichkeit anbetrifft, glatt mit Shir- ley Temple. dem amerikanischen Filmwunder­kind. auf. Tie kleinen Dinger konkurrieren auch, was Kapitalkraft anbetrrfft, bereits heute mit jedem vermögenden Bürger Kana­das. Sie haben ein Bankkonto von 250 000 Dollar, die die Regierung für sie verwaltet. Denn sie sind Mündel der britischen Krone und so vor jeder Ausnutzung geschützt.

Das Vermögen der Fünflinge.

Wie sind die kleinen Mädchen zu diesem gro­ßen Vermögen gekommen? Der kleinste Teil stammt aus den Einkünften, die durch die Be­sichtigung der tausend und aber tausend Tou­risten zusammenfließen. Man kann sich vor­stellen, mit welchen echt amerikanischen Mitteln die großen Reklameagenturen und Bilderdienste versuchten, Photographier- oder Rekame- mo nopole von den Fünflingen, von den Quins", zu ergattern. Kein Wunder, daß die ! Siegerin in diesem Wettstreit, die News Paper Jnterprise Association, allein für sämtliche photographischen Rechte 50 000 Dollar zahlte und darüber hinaus einen bestimmten Gewinn­anteil an allen photographischen Veröffent­lichungen garantierte. Eine Fruchtsaftfabrik zahlte die Kleinigkeit von 20 000 Dollar für den harmlosen netten Satz:Die Fünflinge trinken nur unseren Original-Himbeersaft."

Ein kanadisches Dörfchen wird weltberühmt

Doch die fünf kleinen Ladies haben nicht nur ihr Glück und das, wenn auch proble­matische. ihrer Eltern, des Ehepaares Dionne. gemacht, sie haben darüber hinaus einen kleinen Flecken Kanadas zu einer Sehens­würdigkeit ersten Ranges erhoben und was

noch wichtiger ist den Einwohnern zu Wohlstand und Sorglosigkeit verholfen. Corbeil ist nichts weiter als eine An- , sammlung einiger kleiner, ärmlicher Bauern- > Häuser. Die nächste größere menschliche Sied- i lung ist das Tors Calander. das 550 See­len zählt. Diese beiden einsamen Siedlungen empfangen nun schon seit Jahr und Tag den Besuch von schätzungsweise 6000 Menschen täglich. Tag für Tag parken 2000 Wagen in Calander. Wenn man bedenkt, daß die Re­gierung der Provinz Ontario 90 Cents für jeden Wagen Benzinsteuer erhält, so kann man auch die kanadische Regierung zu die- i sem Naturwunder beglückwünschen. Doch das ! bessere Geschäft noch machen die Einwohner j oon Calander und Corbeil. Denn all diesk ' Reisenden wollen essen, wollen trinken, möch- ! ten Andenken kaufen und lassen sich gegen ! gute Trinkgelder süße kleine G"'chichtchev ! von den füns Ladies Dionne erzm-ten.

s Der Hofstaat der Fünflinge

! Pvonne. Annette Emilie, Cäcile und Marie ^ residieren in einer niedrigen, niedlichen ! Villa. Sie wurde von der Negierung schon j einige Monate nach der Geburt der Fünf- ! linge erbaut. Denn man hielt es nicht für richtig, die Mädchen in dem von anderen Ge­schwistern überfüllt-m dunklen Haus der Eltern zu lassen.

Zwei Pflegerinnen, eins Haushälterin, ein Dienstmädchen, zwei Polizisten, die Tag und Nacht wachen, und ein Arzt bilden den Stab der kleinen Prinzessinnen von Ontario.

Alle wollen die Fünflinge sehen

Schon morgens um 9 Uhr drängen sich vier- bis fünfhundert Menschen vor dem äußern Tor der Kindervilla. Die Menge ver­größert sich von Viertelstunde zu Viertel­stunde. Die Fünflinge zeigen sich nämlich am j Tag zweimal den Pesuchern. Um 10.30 Uhr i wird das äußere Tor geöffnet und die Men- i schen stürzen sich, als hofften sie Gold zu sin- i den, durch das Tor und drängen sich zum ! zweiten Zaun. Fünfzehn Meter trennen nun ! die Menge von der Veranda, auf der die Kinder sich zeigen.

Es ist Punkt 11 Uhr, da betritt die Pfle­gerin mit dem ersten der Mädelchen an der Hand die Veranda. Ein großes P a p p- i schild um den Hals des Kindes ver- ! kündet der in Freudengeschrei ausbrechen- i den Menge den Namen des kleinen Fräu- ! leins. Bald sind alle fünf aufmarschiert. Sie haben alle dunkle Haare, schwarze, große Augen und olivenfarbene Haut. Zwanzig Minuten sind vergangen. Die kleinen Mädels verabschieden sich mit Handküßchen. Aber die Menge zerstreut sich nur sehr langsam. Um 3 Uhr nachmittags wird man noch einmal dasselbe Schauspiel erleben können. ,

Die Tragödie eines Elkernpaares

Doch hinter diesem Naturwunder, hinter diesen täglichen Freudenfesten einer frohen Menge, verbirgt sich doch so etwas wie eine Tragödie. Gegenüber der Fünflingsvilla steht das dunkle, altertümliche Bauernhaus j des Ovila Dionne und seiner Frau. In der Küche des bescheidenen Farmerhauses, da sitzen sie, ein glücklich-unglückliches Paar. Zwar befreite sie die Geburt der Fünflinge von allen finanziellen Sorgen. Aber ihre Kinder, die fünf Mädchen, wanderten, kaum einige Monate alt, aus dem Elternhaus. Plötzlich waren sie als Kronmündel so etwas wie Königskinder. Sie -wanderten zwar nur auf die andere Seite der Straße, aber trotz­dem in eine andere Welt. Natürlich haben die.Eltern jederzeit Zutritt zu ihren

Nagvldcr TagblattDer Gesellschafter"

Kindern. Aber diese wortkargen Menschen, die ein Leben lang mit der Not und dem Hunger gerungen haben, schätzen nicht den lauten Betrieb und die Begeisterung, die fremde Menschen erfüllt. Von dem Vermögen der Kinder fließen ihnen monatlich hundert

! Dollar zu. Mehr brauchen sie nicht. Mehr wollen sie nicht.

! Me Tat des Dr. Dafoe

Der schlichte, bescheidene Landarzt, der Dok­tor D a f o e, der dieses Wunder vollbracht hat, ist wieder in den Hintergrund getreten. Aber seine Tat ist mit goldenen Lettern in das Buch der Wissenschaft gemeißelt. Auf 57 Millionen Geburten kommt nur eine Geburt von Fünf­lingen. Die letzten Fünflinge wurden vor 45 Jahren geboren und lebten, wie alle Fünflinge vor ihnen, nur einige Stunden. Avanue, Annette, Emilie, Cecile und Marie Dionne, die Fünflinge von Corbeil, sind nun schon fast drei Jahre alt. Sie erfreuen sich dank der Fürsorge des Doktor Dafoe und der Regierung von Kanada blühendster Gesundheit.

Ja, die fünf sind sogar zu Filmstars aufgerückt, die den Ruhm der Shirley Temple zu verdunkeln drohen. l. w. b.

Humor

Der Lehrer erklärte in der Schule das Ther­mometer. Bei der Prüfung gibt Fritz folgende Antwort:Wenn es friert, zieht sich das Queck­silber auf einen Ort zurück, den man gewöhn­lich mit 0 bezeichnet".

Marie dient nun schon drei Monate zur Zu­friedenheit der Hausfrau bei der kinderreichen Familie Schulze. Eines Tages, als wieder ein­mal bei Tisch das Gespräch auf die Unartigkei­ten der Kinder kommt, fragt Frau Schulze: Nun, Marie, Sie sind nun ein Vierteljahr bei uns, welches unserer Kinder haben Sie denn am liebsten?"

Mit einem verschämten Blick auf den zu Besuch anwesenden ältesten Sohn der Familie meint Marie:Den Herrn Referendar!"

DerBierjahresplan"

Ein Bild aus dem Düsseldorfer Rosenmontags­zug. (Weltbild. M.)

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N. Fortsetzung.

Danke ergebenst, wir haben ja Arbeit, wie ?ie sehen. Guten Morgen Herr Hartmann."

Er ging mit langen Schritten davon den Kopf trug er sehr steil im Nacken. Das war ja Mn deutlich, dachte Hartmann. Er war Lrger- nch. aber immer noch mehr eigentlich irgendwie beschämt. Damals in Ndogassa hatte er die Jun- gens stehen lassen, jetzt tut dieser Hagenring das gleiche. War man quitt? Doch nicht ganz. Denn sonst wäre dies unbequeme Gefühl in einem doch fortgegangen.

Hartmann hatte eigentlich heimfahren wollen. Aber es zog ihn auf einmal zu de Jong. de övng war seit langem so eine Art Gewissen für chu. Mit de Jong wollte er es einmal bereden. Hatte er sich damals für diese Jungens irgend­wie emsetzen können? Aber wo käme man hin, Wollte man solche knabenhaften Abenteuer noch «erstützen!

An der Wegebiegung sah sich Hartmann noch nnnal um. Die Gestalten der vier jungen Deut- Mn waren zusammengeduckt über dem niedri­gen Erüngrau der Pflanzenschößlinge. In der üerne sah man die glänzenden dunklen Körper der Schwarzen.

'Hamann runzelte die Stirn. War er denn «,/ZkEmentaler Narr, daß ihm plötzlich etwas dnl r b in der Kehle saß, Teufel auch, er war genug in den Tropen, hatte es auch t» wie Zuckerlecker. Hatte auch geschuf-

pst als Herr", sagte es in ihm. Er schüt- wollte er die lästigen Gedanken ichutteln als könnte er sie hinter sich lassen, schaltete den Wagen auf die höchste ^ der alte Klapperkasten noch her- iam ^Ee. Uber als er in Ndogassa an- - war de Jong nicht da. Etwas zögernd

VON KLBIkL VONNV

Alle Rechte Vorbehalten bet: Horn-Berlag, Berlin W 35

fragte Hartmann auch Schwester Elisabeth. An dem jähen Anschlag seines Herzen bei ihrem Anblick fühlte er erst, eigentlich hatte es ihn noch mehr zu Schwester Elisabeth getrieben, als zu de Jong. Wie sie ihm nun gegenüber saß in ihrem weißen Kittel, das blonde Haar fest und glatt unter der Schwesternhaube, in ihrer gan­zen gelassenen Frische und Schönheit, sank die Unruhe dieser Wochen ab von ihm. Ein ähn­liches Gefühl, wie wenn man überhitzt, ermat­tet. brennend vor Durst von einem Ritt heim­kam, den ersten Trunk auf der Zunge spürte und die erste Kühle des Wassers an seinen Gliedern.

Von dieser Frau ging etwas aus, was alles besänftigte. auch die unruhige Verstört­heit seines Gemütes. Und sie hatte etwas, was er noch an keiner anderen Frau gekannt und sie konnte schweigen und warten. Sie war nicht bewundert, daß er erst so heftig nach ihr gefragt und sie mitten aus ihrer Arbeit herausgeholt hatte, daß er nun hier saß, ver­stummt, mit einem Blick, der ebensogut ihr gel­ten konnte, wie einem Lauschen in sich selbst hinein. Margot -- es fiel ihm plötzlich ein sie hatte nie warten und schweigen können. Sie über fiel ihn mit Fragen gleichgültigster wie schwerwiegendster Art. Sie wollte immer irgend­eine Sensation.

Elisabeth saß da, die Hände leicht zusammen­gelegt auf dem blauweißen Schwesternkleid. Ge­lassen war sie. Gelassen was für ein schönes Wort!

Ich komme etwas in Unruhe zu Dr. de Jong, Schwester Elisabeth".

Ja?" Schon die Art, wie sie fragte, barg Beschwichtigung in sich.

Wegen der deutschen Jungens auf der Farm Merrediers: Sie wissen ja wohl?"

Elisabeth nickte. Drollig war diese Duplizität der Ereignisse. Vor kurzem hatte er noch de Jong mit ihr von den Jungens gesprochen. Nun Hartmann.

Sie haben die Jungens wohl auch kennen­gelernt, Schwester Elisabeth? Was halten Sie von ihnen?"

Prachtvolle Kerle! Hatten Sie nicht auch den Eindruck. Herr Hartmann?"

Ueber Hartmanns Gesicht zuckte es leicht. Jetzt hieß es, seinen Irrtum znzugeben. Vor diesen klaren, freien Augen.

Schon recht, Schwester Elisabeth. Aber ein­fach so in die Welt hinauszulaufen: Hier sind wir! Nun gebt uns Arbeit! Ich weiß ja nicht. Man muß doch immer mit Sinn und Verstand etwas unternehmen. Nicht so auf Geratewohl!"

Mutz man wirklich. Herr Hartmann?" Elisa­beth lächelte leicht.Es ist wohl das Vorrecht der Jugend, einfach zu glauben und zu wollen. Und sie sehen ja. die Jungens haben sich durch­gesetzt".

Aber wie?" Hartmann zuckte die Achseln. Auf der Farm Merrediers."

Besser, als anderen Menschen zur Last fallen. Oder hätten sie etwas Besseres für die Jun­gens gehabt. Herr Hartmann?"

Hartmann konnte Elisabeth plötzlich nicht an- sehen. Die Frage war mitten in das Zentrum seiner Unruhe gestoßen. Er wußte wohl, was Elisabeth dachte: du hast gut reden, sitzt hier und verurteilst. Wo war deine Hilfe? Lllo war dein Wille zu diesen deutschen Jungens?

Sie hätten sich einmal näher mit diesen Vier beschäftigen sollen, Herr Hartmann", sagte Eli­sabeth in die Still hinein.Ich kenne näher ja nur Walter Hagenring, aber soviel ist gewiß: die Jungens verstehen noch mehr, als nur mit ihren Händen zu arbeiten. Da ist einer, dieser Ole Hansen, der scheint mir so eine kleine tech­nische Begabung zu sein. Hat ans der ganzen Schiffsreise immerfort über dem Reißbrett ge­sessen. über Windmotoren geknobelt."

Ueber Windmotoren?" Hartmann stutzte. Er hatte sich ja gerade Kostenanschläge für Er­

richtung zweier Windmotoren auf seinem Grund und Boden machen lassen. Praktisch begabt und durch Krieg und Kolonialtätigkeit hier in allem Wertmäßigen geschult, hatte er doch nicht die spezielle technische Erfahrung, den Wert der ver­schiedenen Vorschläge genau zu unterscheiden.

Herrgott, warum haben die Jungens das nicht erzählt?" brach er aus, wurde rot. Wann hätten sie es ihm denn erzählen können! Er hat sie ja einfach stehen gelassen.

Er gab sich einen Ruck.Ja. Schwester Elisa­beth, ich komme wegen dieser Jungens. Habe sie vorher gesehen in der Farm. Es geht mir nicht ans dem Kopf. Die Vier bei Merredier, diesem Leuteschinder! Komisch, ich habe ja gar keine Verantwortung. Uno doch fühle ich mich verantwortlich".

Weil Sie dazugehören. Herr Hartmann, als Deutscher!

Das WortDeutscher" schwang klar und stark durch den Raum. Hartmann horchte dem Klange nach. Deutscher! de Jong hatte vor einigen Mo­naten ähnlich zu ihm gesprochen. Da hatte er aufbegehrt. Das Deutschland, wie er es kannte, war ihm nichts mehr. Schlimmer als nichts. Aber jetzt war das Wort wie eine Glocke, die an sein Herz klang, stark, sanft und doch un­zerstörbar.

Als Deutscher Sagen Sie, Schwester Elisa­beth. Wissen Sie überhaupt, wie ich ab­geschlossen habe, mit diesem Deutschland. Ich sprach vor kurzem mit de Jong darüber. Aus dem Krieg ist man gekommen, den man ge­führt hat, um Deutschlands willen, um Deutsch­lands willen hat man in der Hölle gelebt, vier Jahre lang, und was für ein Deutschland fand man wieder! Da bin ich fortgegangen. Hab' Schluß gemacht mit dem BegriffDeutschland"!"

Dann müssen Sie wieder anfangen. Herr Hartmann, Das Deutschland, wie es in die­sen Jungens zu uns kommt, ist es ein anderes. Für das lohnt es sich wohl, zu arbeiten, zu kämpfen, zu leiden. Für das lohnt es sich wohl, die Hand auszustrecken und zu Hefen."

Fortsetzung folgt.