Nr. 35
Ragolder Tagblatt »Der Gesellschafter*
Freitag, den 12. Februar 1937
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„Kür moralische Aegameuie ist keka Matz"
Englische Rechtfertigung der deutschen Kolonialansprüche
Ein langer Artikel des „Manchester Guardian", einer Zeitung, der man bestimmt keine Teutschfreundlichkeit vorwcrsen kann, setzt sich in einem längeren Aussatz mit dem deutschen Anspruch auf Kolonien auseinander. Es heißt in diesem Aufsatz, daß die britische Regierung die gefürchtete Frage einer Rückgabe der deutschen Kolonien nicht länger umgehen könne. Diese Frage ist seit zwei Jahren erwartet worden, jetzt ist sie gekommen. Zwei Gedanken bewegen das Blatt in erster Linie. Tie eine Frage geht darauf hinaus, ob es zweckmäßig ist, Deutschland zur Zeit das Zugeständnis der Kolonien zu machen. Die zweite Frage beschäftigt sich damit, in welcher Form die kolonialen Besitzungen der europäischen Völker überhaupt weiter geführt werden können.
Das Blatt ist der Ansicht, daß die Verwaltung der deutschen Kolonien durch Völkerbundsmandate einen Schritt nach einer neuen kolonialen Ordnung hin bedeutet habe. Es kennzeichnet dieses Mnndatsystem als den Beginn einer völlig neuen Auffassung des kolonialen Gedankens. „Aber", so fährt der „Manchester Guardian" fort, „es trug auch dazu bei, die Tatsache zu verbergen, daß zwei oder drei Großmächte, die sämtlich hartgesottene Imperialisten sind, als Belohnung für den Sieg die Kolonien einer anderen Großmacht in die Tasche steckten. Infolgedessen sind wir heute nicht völlig im klaren, ob wir vorwärts oder rückwärts gegangen sind. Wenn das Ergebnis nur darin bestanden hat, daß England und Frankreich ihre gewaltigen Besitzungen aus Kosten Deutschlands bereicherten, dann kann Deutschland mit gutem Recht die Rückgabe seiner Kolonien fordern." Es ist immerhin bemerkenswert, daß auch der „Manchester Guardian" als eine dem nationalsozialistischen Deutschen Reich nicht freundlich gesinnte Zeitung Abstand nimmt von jenem auf englischer Seite so oft betonten minderen moralischen Recht des Deutschen Reichs aus Kolonien.
„Wenn aber England und Frankreich", so heißt es weiter im Artikel, „wirklich die alte lleberlieferung des nationalen Besitzes aufgegeben haben, ist es hohe Zeit, daß wir unsere Aufrichtigkeit beweisen, ind/.m wir noch weiter gehen. Entweder müßten die smizösische und englische Regierung den Nmdatsgrundsatz auch auf alle ihre eigenen Nonien ausdehnen oder es würde für sie außerordentlich schwierig sein, den Forderungen Deutschlands zu widerstehen. Zur Zeit sind weder" — so wird mit bemerkenswerter Offenheit gestanden — „die französische noch die britische Negierung in der Lage, moralische Argumente zu gebrauchen. Es gibt kein Recht aus Kolonien." Wenn man sich aber dennoch dieser abgenutzten Ausdrucksweise bedienen wolle, so habe Deutschland ein ebenso großes Recht wie England. Wenn Kolonien für England nützlich seien, dann würden sie es auch für Deutschland sein. Wenn sie für Deutschland nicht von Nutzen sind, dann auch nicht für England, und stark unterstrichen heißt es dann, das moralische Argument sei hier nicht am Platz.
Den beiden Argumenten gegen die deutsche Auffassung, dem Argument der Unrechtmäßigkeit und Unfähigkeit, und dem zweiten Argument der Wertlosigkeit der deutschen Kolonien ist in der englischen Zeitschrift mit einfachen und klaren Gedankengängen entgegengetreten worden. Wenn auch von solchen Stimmen in der Oesfentlichkeit bis zu Ueberlegungen in der Downingstreet beim britischen Außenministerium noch ein weiter Weg ist. wenn man solche Ueberlegungen im Gremium des Völkerbundes sich nicht so schnell realisieren werden, so darf man doch diese Stimme der Vernunft mit einiger Genugtuung begrüßen.
Träger -er neuen Heistesgefialiung
Lehrerbildung und Bolkserziehung
Reichserziehungsminister Rust hat, wie berichtet, in Berlin die Ausstellung „Lehrerbildung im Dritten Reich" eröffnet. Man schreibt uns dazu:
Heinrich von Treitschke. der deutsch Historiker des 19. Jahrhunderts, hat gel> gentlich den Ausspruch getan, daß es kam ^"schwierigeres Problem gäbe, als d ^Esschullehrer zu bilden. Das Wort mo auch für heute gelten, obwohl die Schwieri, knien die Treitschke zur Zeit zu sehen ve memte, uns heute mehr als eigentümln anmuten. Es ist merkwürdig, wie dieser vo ^" stärksten nationalen Impulsen durci Mhte Mann in der Beurteilung der Volk doch ein Kind seiner liberalistischc Epoche geblieben ist. Wohl fühlte er gm *'Mig, daß Volksbildung ihr Schwergewiä nach der charakterlichen Seite hin habe ""d daß das bißchen Schreiben, Lese Md Rechnen, das die Volksschule seinerze ermittelte, in keiner Richtung hin als Bi ng gelten könne. Aber der Zugang zu ein, wahrhaften Volksbildung ist ih
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Tie deutschen Heeres- und Skimeisterschasten
begannen in Altenberg im Erzgebirge. Angehörige des Reichsheeres auf dem Wege zum Training beim Passieren des Ehrentors. (Atlantic, M.)
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Der Reichsberusswettkamps beginnt
Die deutsche Jugend schreitet wieder zu ihrem großen Leistungswettbewerb. Links oben: die Berufsgruppe „Bau" bei ihrer Arbeit. Links unten : die Dachdecker-Lehrlinge. Rechts: die Berussgruppe „Metall". (Erich Zander-Archiv, 3, M.)
trotzdem verschlossen geblieben. Er hätte sonst kaum mit Jakob Grimm von der Begriffsverwirrung sprechen können, deren sich die Lehrer schuldig machen sollten, wenn sie den Wert der Volksjugend mit dem bescheidenen Dienst verwechselten, den sie an ihr zu leisten hatten.
Treitschke und sein konservativer Anhang haben geglaubt, durch diese Stellungnahme den volkszerstörenden Tendenzen des Liberalismus, die sie sehr Wohl empfanden, auf dem Gebiet der Volksbildung begegnen zu können. Aber mit solchen absprechenden Urteilen erreicht man nichts. Wenn Treitschke dabei mit eigener professoraler Ueberheblich- keit von der Ueberheblichkeit der Volksschullehrer spricht und feststellt, daß zur Bewirtschaftung eines Bauernhofes viel mehr Bildung des Charakters und des Verstandes gehöre als zur Leitung einer Dorfschule, dann enthüllt ein solcher Ausspruch nur die ganze Tragik sowohl des damaligen Lehrerstandes als der ländlichen Volksbildung überhaupt. Tenn die notwendigen Bildungs- kräfte konnte der Bauer der Hauptsache nach ja nur aus dieser Dorfschule beziehen, während man doch die Ausbildung der Lehrer bewußt verkümmern ließ und jedenfalls nicht daran dachte, den Leitern der Dorfschule irgendeine Ausrüstung für die schon damals vorhandene Aufgabe zu geben.
Es spricht für den solchergestalt verkannten Volksschullehrerstand, daß er sich die Grundlagen zur Erfüllung auch dieser Ausgabe trotzdem zu erarbeiten gewußt hat. In der heimatkundlichen Erforschung unseres Volkstums haben die Lehrer der kleinen Städte und des Platten Landes nicht nur unendlich Wichtiges geleistet, sie sind vielfach sogar bahnbrechend gewesen. Die Sippenforschung, heute durch den Nationalsozialismus zu allgemeiner Bedeutung erhoben, hatte schon im vorigen Jahrhundert unter diesen Lehrern ihre eifrigen Verfechter. Die Tüchtigsten von ihnen haben sich niemals auf die bloße Vermittlung jener Fertigkeiten beschränkt, die nach Treitschke allein Ausgabe der Dorfschule sein sollte. Namen wie Schaumberger oder Sohnrey haben noch heute einen guten Klang.
Solange das deutsche Staatswesen im Banne des Liberalismus blieb, konnten diese Anfänge selbstverständlich nie zur Vollendung heranreifen. Erst nachdem der Nationalsozialismus die Volksbildung als eine neue politische Haltung begriff, konnte auch die Lehrerbildung iene zweckmäßige Ausrich
tung erfahren, "die den Lehrer in den großen Gesamtplan einer allgemeinen Volkserziehung einspannt. Man hat kein weitreichendes Programm aufgestellt, man ist vielmehr auch in diesem Falle den bewährten nationalsozialistischen Weg gegangen: Erst einmal die künftigen Erzieher als Träger der neuen Geistesgestaltung zu formen. Und man hat die Ueberzeugung, daß das Programmatische sich schon von selbst entwickeln wird.
Wie richtig das ist, zeigt die vom „Deutschen Zentralinstitut für Erziehung und Unterricht" soeben in Berlin veranstaltete Ausstellung „Lehrerbildung im Dritten Reich", die Reichserziehungsminister Rust bekanntlich für wichtig genug gehalten hat, um sie selbst zu eröffnen. Der Umbruch der Lehrerbildung, wie er sich hier zeigt, kann gar nicht radikaler sein. Volkskunde, Rassenkunde, Charakter- und Jugendkunde — früher private Liebhabereien der Tüchtigsten — stehen heute im Mittelpunkt der Ausbildung. Durch Verlagerung der Pädagogischen Forschung von den Universitäten an die neuen Hochschulen bekommt die Lehrerbildung eine wissenschaftliche Ausweitung, die alle seinerzeit gehegten Erwartungen weit übertrifft. Am bedeutungsvollsten aber ist es wohl, daß die geistige Absperrung früherer Zeiten gänzlich gefallen ist. Die Hochschulen für Lehrerbildung führen ihre Studenten ins Praktische Leben des Volkes hinein. So lernen sie das Volk verstehen und stehen ihm nicht mehr in einer falschen Bildungsüberlegenheit gegenüber, wie dies wohl sonst der Fall gewesen ist. Ganz anders als einst wird der so geformte Lehrer daher auch dem Volke zu dienen vermögen, ganz gleich, ob er an eine Stadt-oder Dorfschule berufen wird. Gerade die viel verachtete Dorfschule aber wird endlich zu einer wahren Volksbildungsstätte werden, aus der der deutsche Bauer einen wesentlichen Teil seiner Kraft ziehen wird, um den Ausgaben, die ihm das Dritte Reich stellt, gerecht zu werden. Daß das in der genannten Ausstellung offenbar wird, gibt ihr die allgemeine Bedeutung. ll. k.
Mischer Schmierfink verurteilt
X Berlin. 10. Februar
Der jüdische Schreiberling der jüdischen Zeitung „Glos Poznanski", Mameluck, der in seinem Blatt den Mord an Gustlosf verherrlicht hatte, wurde nach einer Meldung des „Kurjer Poznanski" vom Bezirksgericht in Kalisch wegen Verherrlichung eines Verbrechens zu zwei Monaten Hast verurteilt.
Setmalmspekteure -er SrönungS- volizei
Ihre Aufgaben und Befugnisse
Berlin, 10. Februar
Der Reichsführer SS. und Chef der deutschen Polizei, Heinrich Himmler, hat fit» die am 1. September 1936 eingesetzten Generalinspekteure der Ordnungspotizei eine Dienstanweisung erlassen, die ihre Aufgaben und Befugnisse umreißt. Ihre Aufgaben be- stehen u. a. in der Mitarbeit an allen grundsätzlichen Entscheidungen innerhalb der Ordnungspolizei und in der Beurteilung aller Stabsoffiziere ihres Bereiches in letzter Instanz, über alle Fragen der Organisation, Verpflegung, Ausrüstung, Ausbildung und Verwendungsbereitschaft, sie sammeln praktische Erfahrungen usw. Ihre wichtigste Aufgabe besteht darin, die auf den Besichtigungs- reisen in unmittelbarer Verbindung mit der Praxis gewonnenen Eindrücke und Erfahrungen im Stabe des Chefs der Ordnungs- Polizei für die Organisation, Ausbildung und stetige Weiterentwicklung der Polizei zweckmäßig zu verwerten.
Generalinspekteur der Schutzpolizei ist Generalmajor Siebert, die Geschäfte werden durch seinen, Stellvertreter, Oberst Mülverstedt, wahrgenommen. General- inspekteur der Gendarmerie und Gerneinde- oollzugspolizei ist Generalmajor von Kamptz und Generalinspekteur der Schulen Generalmajor Pfefser-Wildenbruch.
Hohe Strafen für jüdische Devisenschieber
Berlin, 10. Februar.
Rach mehrwöchiger Verhandlung verkündete die 4. Große Strafkammer des Berliner Landgerichts am Dienstagabend das Urteil gegen die 13 Mitglieder einer internationalen Tevisenschieberbande, die Vermögenswerte von rund 230 000 NM. auf Schleichwegen über die Grenze nach Holland gebracht haj. Sämtliche Angeklagte, bis auf den holländischen Kurier Pieter Feberwee, waren Juden. Mehrere Beteiligte konnten sich nach Aufdeckung der Schiebungen noch ins Ausland begeben; sie wurden jedoch im Abwesenheitsberfahren mitverurteilt.
Tie höchste Strafe von je acht Jahren Zuchthaus erhielt der in der >L>ystemzeit in Berlin als Rechtsanwalt tätige 51jährige Hans Abraham Kaufmann und der holländische Kurier Feberwee. Dazu kamen noch 30 000 bzw. 40 000 NM. Geldstrafe und 10 Jahre Ehrverlust bei Kaufmann. Ferner erhielt der Ausländer Samuel Goldmann 4 Jahre Zuchthaus und 10 000 RM. Geldstrafe. Im Abwesenheitsverfahren wurden verurteilt die flüchtigen Angeklagten Walter Stern zu 5 Jahren Zuchthaus und 50 000 RM. Geldstrafe, Wilhelm Kronheim zu 2V- Jahren Zuchthaus und 30 000 NM.. Ludwig Iensen zu 2V- Jahren Gefängnis und 20 000 RM. und Dr. Felix Cohn zu 2 Jahren Gefängnis und 10 000 RM. Geldstrafe. Bei den vestlichen sechs Angeklagten wurde auf Gefängnisstrafen bis zu fünf Monaten erkannt, soweit nicht das Straffrei- heitsgesetz Platz griff.
Im Kraftwagen über die Grenze
Die Schieberorganisation stützte sich in der Hauptsache auf Hans Abraham Kaufmann und seine ausländischen Gegenspielerin Amsterdam bzw. in Oldenzaal (Holland). Jüdische Emigranten, die ihr Geld ins Ausland bringen wollten, setzten sich mit Kaufmann in Verbindung, der im Westen Berlins ein Büro unterhielt. Er erledigte alle Aufträge „höchst diskret" und wickelte die ungesetzlichen Vermögensverschiebungen sicherheitshalber unter verschiedenen Decknamen ab. Er veräußerte die Grundstücke, Hypotheken und sonstigen Werte seiner Glaubensgenossen und händigte nach Abzug seiner „Vermittlungsgebühr" von 10 v. H. den Gegenwert dem Kurier Feberwee aus. Dieser fuhr gewöhnlich über Osnabrück nach Amsterdam oder Oldenzaal und nahm das Geld in raffiniert angebrachten Verstecken in seinem Kraftwagen mit über die Grenze.
Flucht in die A-Bahn
Dieser Geldschmuggel blieb den wachsamen Zollfahndungsbeamten nicht lange verborgen und Ende Mai 1936 holten sie zum entscheidenden Schlage aus, nachdem sie auch die inländischen Verbindungen des Kuriers ermittelt hatten. Feberwee war gerade bei Kaufmann in Berlin gewesen. Als er sich verfolgt sah, sprang er in der Gegend des Kaiserhofs in eine Taxe und suchte dann mit Hilfe der U-Bahn zu entwischen. Er kam aber nicht weit und konnte bald von den ihn verfolgenden Beamten festgenommen werden. Nach anfänglichem Leugnen gab er alle seine Verbindungsleute im In- und Auslande Preis.
SOülertmhetzmtg im britischen Funk
London, 10. Februar
Die britische Rundfunkgesellschaft muß sich einen neuen, scharfen Angriff der „Daily Noail gefallen lassen, weil in einer Sendung für Schulkinder (!!) offen für Sowjetrußland und den Bolschewismus Propaganda gemacht wurde, die nicht nur in England, sondern im ganzen Weltreich große Bestürzung und Empörung ausgelöst hat.