Freitag, den 8. Januar 1837
n 8. Januar 1837
Seite 7 Nr. 5
Nagolder Tagblatt »Der Gesellschafter"
m. So ist es beim beitet die Jndu- Mengeuarti- nugungen wurden lt und deren Ein-
bildenden Künste
senden Künste weist dschaft der Kammer licht ist und daß c machen und zur > m m e r b e i t r ä g e n. Kammerpflichtig ranmgestalter, Bild- Gebrauchsgraphiker, unsthandwerker aller ndenken, Siegesprei- te von Anstalten der ger und Kunsthänd- Reichskammer sind
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Das Waschen — eine Notwendigkeit zur Verhütung von Krankheiten
Manche glauben, die menschliche Haut wäre eine Art Einwickelpapier, das die mit- ^ leidige Mutter Natur uns halb zur Zierde, halb zum Zusammenhalten der Fleischteile geschenkt habe. Oder, wenn sie es nicht glau- lien. handeln sie doch so als ob.
Richtig waschen!
Bekanntlich ist die Haut als Atmungs- und E n t g i f t u n gs o r ga n für den Kör- per überaus wichtig. Und ihre Säuberung - ist nicht nur des Aussehens und des Wohlbefindens wegen unentbehrlich. Das heißt aber nicht waschen schlechthin, sondern richtiges Waschen. Wenn feststeht, daß eine zu nachlässige Reinigung nach der Arbeit die Ursache für Ausschläge und andere Krankheiten werden kann, so kann eine zu gründliche oder vielmehr zu rücksichtslose Reinigung nahezu dieselben Folgen haben.
Duschen — Gymnastik für die Poren
Eine wichtige Wirkung des Waschens nach der Arbeit ist der Ausgleich von Temperaturunterschieden. Menschen, die während ihrer Arbeitszeit in überhitzten Räumen weilen, müssen unbedingt nach Schluß der Arbeit ihre Haut allmählich abkühlen, am zweckmäßigsten unter einer mittelwarmen, nach und nach kälter werdenden Dusche, nur ch können die von der Wärme geöffneten Poren 7 zum Zusammenziehen veranlaßt werden. Dieses Duschen ist gewissermaßen die tägliche Gymnastik für die Poren, die aber wichtiger ist als nur ein Hauttraining, sie verhindert Erkältungskrankheiten, in höherem Alter Rheumatismus und Gicht.
lieberlegte Waschungen in jeder Form sind nach der Arbeit unbedingt nötig, um körperliche Nachteile zu verhindern. Und was sind diese, körperlichen Nachteile im Vergleich zu den größten Nachteil, den unzureichende Waschungen mit sich bringen: Der Einfluß auf den inneren Menschen. Der Waschraum i st das Tor zum Feierabend und überall da wird der Feierabend verdunkelt, wo dieses Tor zu hastig durchschritten wird. Wir wollen in Deutschland keinen Arbeiter, der ver - g rämt und schmutzig heimkommt, wir wollen schaffende Menschen, die ihren ä u ß e- ren Menschen Pflegen und nach der Arbeit erfrischt, zufrieden, in sauberen Kleidern, mit dem Gefühl, für Gesundheit und Wohlbefinden gesorgt zu haben, dem wohlverdienten, frohen Feierabend zueilen.
Wahr ober gut erfunden?
Das kräftigende Bonbonwasser
Selige Kindheitserinnerungen werden wach, wenn wir etwas vom Bonbonwasser hören, jene giftig grüne oder gelbe Limonade, die man uns verabfolgte, weil eben der Alkohol für Kinder schädlich sei. In der Stadt Jericho in Nordamerika hat nun ein 92jähriger, ein rüstiger und kraftstrotzender Jünger seiner Zeit, einem Journalisten das Geheimnis seines Alters und seiner Gesundheit verraten. Er habe von Kindheit an nichts weiter l als Limonade getrunken, habe sich dabei stets frisch und zu sportlichen Leistungen beschwingt
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gefühlt. Ja, er schreibe es ausdrücklich dem „Bonbonwasser" zu, daß er mit 75 Lebensjahren hätte noch Stabspringen können. Alkoholische Getränke, .Kaffee und Tee habe er stets abgelehnt zu trinken, ja, mit seinem sechsten Lebensjahre habe er sogar auf die Milch zugunsten des Bonbonwassers verzichtet. Schade, daß solches sich nicht in Deutschland -ugetragen hat. Es wäre eine Bombenreklame ,.ir unsere ! Bonbonwasserfabrikanten geworden. Und wenn ^ der Zweinndneunzigjährige auch selbst nicht von der Wahrheit seiner Geschichte überzeugt ! sein mag, so ist sie doch zumindest gut erfunden.
! Ein „Geist" will zum Theater
^ Geister Pflegen die Grenzen von Geschlecht, ! Stand, Nation von sich abzustreifen, sich gänzlich zu entmaterialisieren und sich aui „geistige" Weise zu beschäftigen. Wenn aber ein Gei st dabei ertappt wird, wie er sich tu die Kirchen stiehlt und die Opferstöcke aus- ! plündert, dann wird man es hierbei sicher ! noch mit einem recht irdischen Gespenst zu ! tun haben. In den Dvrfkirchen in der Nähe von Sofia geisterte ein Wesen herum, das ; alle Kirchendiener mit seinem dämonischen , Getue in Helles Entsetzen trieb. Leider hatte das Gespenst es, wie gesagt, auf die Op fer
st ticke abgesehen, und so klemmte sich denn die bulgarische Polizei hinter die Peinliche Sache. Die Polizisten erwiesen sich als weniger abergläubisch als die Kirchendiener, denn sie Packten das Gespenst am Wickel und entlarvten es als eine 1 6 j ä h r i g e M a i d. die Schauspielerin werden wollte und sich das Geld auf diese ominöse Weise besorgte. Sie pflegte dabei lediglich, wie sie später erzählte, den Nock über den Kopf zu ziehen und gespenstische Bewegungen zu machen. Immerhin spricht diese einfache Maskerade nnbeding: sür die schauspielerische Begabung des Mädchens, und wenn sie ihre Ltrase abgebüßt haben wird, mag sicherlich ein Theaterdirektor oder Filmagent kommen, um den „Geist" für sich in Anspruch zu nehmen ...
Der Stuhl als Tanzpartner
Das Restaurant „Zuleika" in Kopenhagen hatte seinen großen Abend. Es war sonst nichts Erhebliches los in diesem Lokal. Die Gäste langweilten sich mit Anstand, die Kellner sausten auf lautlosen Sohlen von einem zum anderen und bedienten in vornehmem Flüstertöne, denn sic vor allem muß- ten. wie man sich in solch elegantem Restaurant benehmen muß. Schon war die große Menge der Gäste dabei aufzubrechen, als die Sensation erfolgte. Sie war nicht vom Wirt bestellt. Sie erschien in Gestalt eines heiter lächelnden Herrn, der sich leise schwankend in das Lokal bewegte. Zuerst versuchte er, mit den anwesenden Damen anzubändeln, die verzichteten aber aus ein Tänzchen mit dein heiteren Herrn, so umschlang er Plötzlich einen Stuhl und legte mit diesem Möbelstück eine kesse Sohle aufs Parkett. Der Foxtrott war so hinreißend, daß jedermann ausstand und Beifall klatschte. Alle Langeweile war vor der guten Laune des fröhlichen Gastes verschwunden. Schließlich kam dem Stuhl-Tänzer von irgendwoher die Eingebung, den „Sterbenden Schwa n" zu mimen. Er hob elegant seine Frackschöße au und wedelte mit ihnen in der Luft herum und „starb" also unter dem allgemeinen Jubel der Zuschauer. Ta nahte aber das Verhängnis. Ter Kellner, der sür den mißbrauchten Stuhl zuständig war, legte gebieterisch Einspruch ein. Ein Stuhl habe da und da stehen zu bleiben, verlangte er, und dann verbot er dem Gast weitere Darbietungen. Dieser wurde so jäh aus seiner Fröhlichkeit aufgeschreckt, der „Sterbende Schwan" stand ingrimmig wieder aus und warf dem Kellner nicht nur diesen einen, sondern alle greifbaren Stühle an den Kops, also daß alle Gäste entsetzt auseinanderstoben, der Wirt herbeieilte und man schließlich den Wütenden mit gemeinsamen Kräften bewältigen und zur Polizei schleppen konnte. Dort schlug er noch eine Fensterscheibe ein, um dann aber schließlich frackschoßwedelnd zur Ruhe zu kommen. Der Abend wurde sür ihn sehr teuer, aber er war immerhin köstlich gewesen.
Unsere Hurrgesekieiite:
Das T/kacic/ie« AeAeaMe*
Skizze von Erich Klaila
Es war im Sommer, und ich habe geglaubt, daß ich es bis zum Winter vergessen hätte, was in diesem Sommer war. Aber nun ist es immer noch da, genau wie im Sommer. Gegenüber steht noch das Fenster offen, obwohl es beinahe immer geschlossen, denn es ist jetzt doch immer sebr kalt. Ein iunaes
Mädchen schaut zum Fenster heraus und zu mir herüber, immer noch, während ich daran denke, wo sie jetzt wohl sein mag . . .
Ich haste Geschichten mit jungen Mädchen, denn ich finde sie kitschig. Bis ich diese da erlebte und nichts dagegen tun konnte, daß sie so tief ging. Es ist mir alles noch in Erinnerung, als wäre es erst gestern geschehen, daß ich ihr begegnet bin. Niemals auf der Straße, immer nur mit den Augen, und zwischen uns lag immer die Straße und blieb gleich breit. Die ganzen vier Wochen lang, in denen sie da war . . .
Wir haben es beide versucht, die Straße enger zu machen, mit viel Lächeln und heimlichem Bescheidwissen. Aber es half nichts. Die Straße blieb und ging durch uns. Und das war komisch. Tenn es ist doch sonst nur natürlich, daß sich zwei Menschen begegnen können, wenn sie das nur wollen. Wir haben cs gewollt. Schon am Morgen fing es an, wenn sie die Gardine zurückzog. Sie lächelte, und das war wie ein Kopfnicken, ein heimliches Versprechen, über das man nicht schlecht denken soll. Denn mehr wurde nicht versprochen, als daß ich vielleicht am Nachmittag mit ihr durch die Stadt gehen darf...
Am Abend sagte sie mir immer gute Nacht. Nur dadurch, daß sie die Vorhänge sehr langsam zuzog. Wie ein kleines Bedauern war das, daß wieder ein Tag vergangen, an dessen Nachmittag wir doch eigentlich durch die Stadt gehen wollten . . .
Tann waren die Vorhänge ganz geschlossen, und ich sah dasselbe wie gestern: zwischen uns liegt die Straße und ist nicht enger geworden. Obwohl wir es wieder versucht hatten, wir beide.
Sie war sehr schön, dieses unbekannte Mädchen von gegenüber. Sie war auch sehr klug. Vielleicht nicht klug im Wissen von allen Dingen, aber sie war auch innen so fein- gliederig wie außen. Tenn sie hat mich in den vier Wochen nie verletzt, obwohl ich glaube, daß ich sehr empfindsam bin und schon ganz kleine Unachtsamkeiten genügen, damit ich wieder allein bin.
Eines Tages nahm ich meinen Mut und war endlich einmal so alt, wie ich bin, zwei- undzwanzig Jahre. Da gibt man sich auf die Tauer nicht damit zufrieden, einem Mädchen nur über die Straße hinweg zu begegnen. Es war ein Donnerstag, als ich es ganz bestimmt wußte, daß ich heute endlich mit ihr durch die Stpdt gehen werde. Ich sagte, ihr das natürlich auch, indem ich länger am Fenster stand und auf die Straße deutete. Sic lachte; und das war wie ein ja.
Am Mittag aber fuhr ein Mietauto am Hause gegenüber vor. Koffer wurden herausgetragen, und daun kam sie. Sie sah zu mir herauf; als der Wagen ansuhr, winkte sie zurück. Ich war allein, und das war gar nicht so einfach. Bis ich es dann begriff, aber ich habe dazu vom Sommer bis zum Herbst gebraucht, daß es gut war, daß die Straße so breit blieb. Denn ich bin diesem Mädchen gegenüber dadurch am wirklichsten begegnet, daß ich sie nie traf. Dieses scheue Verwehren habe ich zum inneren Wachsen viel notwen- . diger gebraucht als das Mädchen. Obwohl es sehr schön war . . .
Ich bin der Straße nicht mehr böse. Aber ich ziehe trotzdem weg. Im Hause gegenüber ist kein junges Mädchen mehr, sondern ein Fräulein ist eingezogen. Sie lacht mich ohne ein wenig Verstecken an und erinnert mich immerwährend an meine zweiundzwanzig ^Jahre.
Weil mir das zu plump ist, deswegen ziehe ich aus.
Hör? 2^l86k6n äorsi uiiä tiisr
12. Fortsetzung.
Er sprach mit monotoner Stimme. Margot konnte ein leckstes Gähnen nicht unterdrücken. Sie hatte vergeblich auf Walter Hagenrings Büßgang gewartet. Warum kam der Junge nicht? Das Spiel mit ihm begann gerade interessant zu werden.
„Gnädigste versprechen sich von Afrika auch ein wenig Unterhaltung?" fragte der elegante Monsieur Dujardin.
„Vielleicht liegt ein Zettelchen in meiner Kabine". dachte Margot, „einer seiner lieben ver- fchwärmten Briefe, ich war seit zwei Stunden nicht dort. Vielleicht " .
„Oder glauben Gnädigste, daß es eine Enttäuschung sein wird?" fragte der unermüdliche Dujardin weiter.
„Eine Enttäuschung?" - -- Margot mußte
sich besinnen, wovon sprach dieser hirnlose Elegant eigentlich? Ach richtig Afrika. - „Eine Enttäuschung?" wiederholle sie. „Afrika eine Enttäuschung?"-
O nein, sie würde schon dafür sorgen, daß es keine würde. Aber dieser Dujardin war ein gräßlich langweiliger Geselle. Da war Mullyan, ihr britischer Kollege, doch bedeutend amüsanter. Drollig, wieder einmal paßten diese Klischeevorstellung von Menschen gar nicht. Mul- lyan. ja. er hätte ein Franzose sein können. Mit seiner Art. blitzschnell eine Anzüglichkeit zu parieren Mit seiner Begabung für den Flirt. Mul- lyon war ein reizender Kerl. Nett, daß man sie beide so zu gleicher Zeit auf die Tour gesetzt hatte. Wer würde mehr leisten. Mullyan oder sie? Dieser Verufswetbewerb gab dem Flirt einen besonderen Reiz.
„Entschuldigen «Sie. bitte. Mr. Dujardin". sagte sie, „da fällt mir ein. ich muß noch etwas mit Mullyan bereden. Au revoir."
VON LLDttL VONNV
Alle Rechte Vorbehalten bei: Hon -Berlao, Berlin W 35
Dujardin sah ihr verblüfft nach. Das war aber deutlich gewesen!
Sie ging suchend über das Deck. Aha. dort ganz in der Ecke glimmte es. natürlich Mullyan mit seiner unvermeidlichen Pfeife. Sowie er Margot auf sich zukommen sah nahm er sie aus dem Munde.
„Nun. Sie Einsiedler, was machen Sie hier?" Margot bockte sich auf die Lehne einer Bank.
„Ich warte."
„Worauf."
„Worauf die Einsiedler immer warten."
..Und das ist?"
„Daß das Weltkind zu ihnen kommt." immer sofort wie in ein kleines Fieber. Es immer sofort wie ein kleines Fieber. Es war wie ein lockender Sport, jede Antwort von ihm zu parieren. "
„Danke schön, für das Weltkind. Aber ich komme in beruflicher Angelegenheit."
„Oh. seriös?" Mullyans Stimme war spöttisch.
„Können Sie denn nicht ein einziges Mal ernsthast sein. Mullyan?"
„Das steht mir so schlecht, und ich bin maßlos eitel, Mrs. Brunswick. Aber wenn man es sein muß. Also bitte?"
Margot beugte sich vor. Sie hatte jetzt die Umrisse von Mullyans Gesicht deutlich. Seine Augen waren lächelnd und eindringlich auf sie gerichtet.
„Sie wollen von Victoria nach Buea?"
„Sehr richtig, Mrs. Brunswick."
„Ich fände es nett, wir machten den Tripp zusammen. Ich habe gehört, der englische Gouverneur wäre nicht besonders angenehm. Ich würde mich gern von ihnen ein wenig unterstützen lasten."
„Ah. auf einmal schüchtern? Hilfebedürftig?"
Margt beugte sich weiter vor. Ihre Augen waren in denen Mullyans.
„Damit Sie mir nicht wieder meine Unweiblichkeit vorwerfen."
„Aha!"
Sie verstummte. Mullyan hatte sich rasch vorgebeugt. Seine Hände umfaßten ihren Kopf. Er küßte ihre Lippen kurz, ließ sie wieder frei.
„Sie sind unverschämt. Mullyan. Margot versuchte, empört zu sein. Im Ton völliger Harmlosigkeit sagte Mullyan:
„Aber wieso? Sie haben recht, Margot. Sie sind wirklich durchaus weiblich. Und wenn es Ihnen Spaß macht, schön, fahren wir zusammen nach Buea. Nur eine Bedingung: Dieser junge Deutsche, dieser Hagenring. ist doch wohl erledigt?"
Sie lachte leise auf: „Eifersüchtig?"
Mullyan schwieg einen Augenblick dann sagte er langsam, und seine Stimme war jetzt nicht mehr zärtlich, auch nicht spöttisch:
„Ich weiß immer gern, woran ich bin. dear Margot. Außerdem sind Sie eine gefährliche Frau. Ich kann einen Flirt mit Ihnen schon riskieren. Aber der Junge Hände weg. Margot".
Am kommenden Tage waren sogar die ärgsten Langschläfer an Deck. Punkt neun Uhr, wie der Kapitän vorausgesagt, kam die Küste in Sicht. Palmen standen mit gereckten Riesenfingern gegen das Kobaltblau des Himmels.
Die Erwartung der Ankunft wirkte auf jeden der Reisenden verschieden. Mr. Dujardin prüfte sich zum letztenmal, eitel, wie er war. im Spiegel. gleich einer Primadonna, die um den ersten Eindruck bei ihrem Auftreten besorgt ist. Margot stenographierte in ihrem Tagebuch die ersten wohlgeschliffenen Sendenzen über ihre Eindrücke bei der Einfahrt in den Hafen von Victoria. Ein paar deutsche Fachtorei-Angestellte, die die Fahrt schon mehrmals gemacht hatten, waren mit ihren Gedanken schon ganz bei Berechnungen und Preislisten, die sie neu mit herüber- brachtcn; die vier deutschen Jungen standen mit gerecktem Kopf, ihre blitzenden Augen schienen das Land ganz in ihren Besitz nehmen zu wollen. Ihre Hände, arbeitsgewohnt und braun, ballten sich unwillkürlich. Alle hatten etwas
Kampfbereites. Als wäre dieser neue Erdteil ein Feind, dem man geradewegs zu Leibe gehen wollte.
Die einzigen, die noch ruhig blieben, waren Mr. Mullyan und Elisabeth Fröhlich. Er saß rittlings auf seinem Koffer und verfolgte mit spöttischem Lächeln das Durcheinander des aufgeregten Publikums.
Und Schwester Elisabeth trat abschiednehmend zu den vier deutschen Jungen.
„Laßt's euch gut gehen. Iungens," rief Elisabeth noch herzlich. Dann dämpfte sie ihre Stimme:
„Ohren steif halten. Hagenring."
Walter Hagenring wurde rot. Er verstand Elisabeths Worte und den Blick, den sie auf Margot Brunswick warf, die neben Mullyan stand. „Keine Angst. Schwester Elisabeth, allens klor. wie man in Hamburg sagt."
Fünf Tage später kam ein zweites Abschiednehmen. Duala war das Endziel für Elisabeth Fröhlich und Freda Stormsen. Beide mußten zwar noch von Duala bis Ndogasta mit der Nordbahn fahren, aber Elisabeth hatte gesagt:
„Es ist besser, ich bin nicht dabei, wenn Sie Ihre Schwester zum erstenmal Wiedersehen. Und außerdem - ich werde in Duala von meinem Bruder abgeholt.
Als die „Hamburg" in den Hafen von Duala einlief, standen die beiden zusamen an der Reeling. Freda faßte Elisabeth am Arm:
„Meine Schwester holt mich allein ab, sehen Sie, dort, meine Schwester. Mein Schwager ist nicht dabei."
Elisabeth nahm das Fernglas, stellte es ein. Nun hatte sie die Dame, von der Freda gesprochen. im Blickfeld. Eine große, überschlanke Gestalt, ein zartes Gesicht, Freda ähnlich. Nur sehr mager und von jenem anämischen Weiß, wie europäische Frauen in den Tropen es so oft zeigen.
„Ihre Schwester scheint Ihnen sehr ähnlich. Freda", sagte Elisabeth.
(Fortsetzung folgt.!