den 7. Januar 1937

lest ausgehoSe«

lsterdamer Polizei erdam, 5. Januar.

lig der Amsterdamer auf der Suche nach ünschten Ausländern chend in eine in der unten holländischen ende kommunistische n, wobei sie bezeichn :ben, aus dem migrierte Kom- llegal in den Nieder- ) eine rege unter- teten, erwischte. Das der Polizei löste bei ßte Bestürzung aus. ick gemachte Versuch, e Belastungsmaterial ng nicht mehr, so daß m Besitz ausgiebigen die Zersetzungsarbeit Außerdem wurden n Filmvvrsührungs-

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Chayrberlain

nister hat aageordnet. allen deutschen höheren ges Houston Stewart nirdiger Form gedacht ^ Dritten Reiches" und r Art errungenen For­chen Mahnungen dem M Umbruch wesentlich llsen und sich als einer Deutschlands zum Füh-

cichtshoses

iedern des Volksgerichts- den ernannt: SA.-Ober- auer-München. SA.° rauf-München. SA.- Nünchen, SA.-Brigade- ;art, SA.-Obersührer - Schutzpolizei. Mehß- Schutzpolizei, Heske- tajor der Schutzpolizei :lin und NSKK.-Ober- Sachsen).

t Völker

ndlager Tagebuch-

ne Fahrt wird schnel­ler Schilehrer. Stop, lünder. Aber es will t er in einer wirbeln- Dem nächsten geht es teln. das sind schon c immer so ganz un­geraten. Tann Hilst komvar-i" nichts mehr, rmer noch ein gut ge- inserc Engländer sind die deutschen Jungen inaner wieder kraxeln n nach allzu schneller eloch zu landen. Nach schmeckt das ,Schi- drüben in der Hütte m geläusigsteir baste­ln sich schon alle hier raut gemacht."

er Hütte haben wir eitet und sitzen nun strahlenden warmen rauchen ihre kurzen rreichische Schifahrer sitzen bei uns. Einer ei. ein anderer eine an stimmen wir das Unsere englischen eistert davon, daß sie irsagen lassen, bis sie Dann klingt's im ge- Sundi is Schaisflinga uttag verbringen wir sein beim Schifahren, vird ein Liederabend von Ziehharmonika wir gemeinsam eng- :r. Hei. ist das lustig. :emde, nein, die bee­ngen lernt. Wir sin- jtslieder tmd Arm : bayerische und fteie- wozti unsere einhei- c Solis singen. Da- r wieder einige eng- cmannslieder: .RVbat runllen soiloi", Berg­es und allerlei eng- d zuin Schluß des Wirtin der Schihütte dl noch bewegen, ein Win besten zu geben, nserc Engländer, «imt

lurde im dcutsch-eng- drucksvoller Weise ge- schieren ivir um Mit- mden Fackeln in der i Gipfelgrat der Roß- n Scheiterhaufen er- mte das Helle Feuer ün ins Berchtesgade-

Zeitr 7 Nr. 4

Nagolder TagblattDer Gesellschafter*

a ner und Salzburger Land. Wir Kameraden nom deutsch-englischen Lager stehen im Kreis ' um die Flamme. Als das Lied von Walter MexWildgänse rauschen durch die Nacht" verklungen ' ist. spricht Kamerad Jochen Bcnemann. der die deutsch-englischen Jugeudlager begründet und sie bisher so er- , wlgreich durchgeführt hat, über den Sinn , und Zweck der Lager, die bestimmt sind, die z Jugend zweier verwandter Volker zur gegen- - festigen Verständigung zusammenzusühren.

, Nach gemeinsamem Gesang eines englischen , Liedes tritt ein Engländer vor, ein Cam­bridge-Student, der die Lager bereits von England her kennt. Er spricht in bewegten Worten. Seitdem er zum ersten Male an einem deutsch-englischen Lager tcilgeuommen habe, sei er von dem Geist der Kamerad­schaft. der dort herrscht, und von der Mii- ' sivii dieser Arbeit so erfaßt, daß er stets nnd immerdar für diese völkerverbindende Idee üch einsetzen werde. Und dasselbe könne er von allen seinen Landsleuten behaupten, die nun zusammen mit ihren deutschen Kame­raden um das Feuer stehen. Diese Feier der Jahreswende in der Pracht der deutschen Alpenwelt, die ihnen durch das deutsch-eng­lische Lager vermittelt wurde, werde jeder von ihnen sein Leben lang im Gedächtnis be­halten.

Zum Schluß der Feier springen wir i m m e r e i n D e u t s ch e r u n d ein Eng­länder Hand in Hand durch das Feuer. Der nachfolgende fröhliche Rummel mit Punsch und Schnadahüpferl (mit leicht eng­lischem Akzent) in der Schihütte zeigt uns dann unsere Kameraden von drüben in einem Tem­perament, das wir bisher gar nicht von ihnen gewohnt waren."

*

Der Neujahrstag bringt eine .Sensation', / Besuch von einer Filmwochenschau im Lager. Wir werden bei Schiübungen gefilmt. Man strengt sich an, so gut es geht, doch machen die meisten von uns eine traurige Figur. Wie wer­den sich die Leute im Kino amüsieren, wenn sie uns sehen. Und dabei ist es uns doch so clamocck" ernst."

S

>Die letzten Tage brachten einige interessante abendliche Diskussionen über alle mög­lichen Themen, die die Jugend beider Länder besonders bewegen. Engländer und Deutsche gaben ihren Kameraden Einblick in die Jugend- . erzichung und in das Leben ihres Heimat­landes. Diese Aussprachen erwiesen sich als ein notwendiger Bestandteil des Lagers. Sie be­antworteten die zahllosen Fragen, die während des Tages im dauernden Zusammenleben mit den Kameraden vom anderen Land in jedem einzelnen von uns aufkommen. Die Stimmung im Lager konnte gar nicht besser sein. Wir nennen uns alle beim Vornamen oder beim Spitznamen, wir sind eine unzertrennliche Crowd", wie sich die Engländer ausdrücken, eine feste Kameradschaft, die nicht nur wäh­rend der Dauer des Lagers verbindet, sondern die auch für die Zukunft einen Teil jener Ver­ständigung zwischen der deutschen und der eng­lischen Jugend bilden wird, die wir durch die Lager erstreben."

Als Dieb nach Svanlen entflohen

Stuttgart, 5. Januar.

Trotz Fleißes und Persönlicher Eignung war der heute 31jährige verheiratete Wal­ter G. von Stuttgart auf der 1927 von sei­nem Vater übernommenen Bauschlosserei nicht vorwärts gekommen, so daß er 1931 Konkurs ansaaen mußte. In seiner verzwei­

felten Stimmung beschloß 7Z nach Spanien auszuwandern und sich die Mittel hierzu durch einen Einbruchsdiebstahl zu beschaffen. Zum Opfer wählte er einen Stuttgarter Cafsbesitzer. Er drang in das Cafö und dessen Büro ein, und es gelang ihm, rund tausend Reichsmark in Papier und Silber zu stehlen. Mit der Beute fuhr er noch in der gleichen Nacht in Gesellschaft eines Freundes, der bei dem Einbruch Schmiere gestanden hatte, über Straßburg nach Spanien. Hier hatte er das Glück, als Betriebsleiter bei einer deutschen Firma an­gestellt zu werden, so daß er seine Familie Nachkommen lassen konnte. Ein Unfall, den er im Betrieb erlitt, brachte ihn dann aber wieder um Geld und Brot. Er verdingte sich deshalb auf einem deutschen Dampfer als Maschinenwärter. Als G. nach seiner Rück­kehr von einer Seereise seine Familie, die in Ludwigsburg einen Unterschlupf gefunden hatte, besuchte, wurde er verhaftet und jetzt vom Schöffengericht wegen schweren Dieb­stahls zu neun Monaten Gefängnis verurteilt.

Leichenfund bei Böblingen

78er kennt den Lebensüberdrüssigen?

Böblingen, 5. Januar.

Am 3. Januar 1937 wurde im Walde bei Böblingen eine männliche Leiche aufgefunden. Die Persönlichkeit des Toten konnte bis jetzt noch nicht fest ge stellt werden. Der Mann hat sich zwei verknotete Taschentücher über den Hals geschlun­gen und durch deren Ende ein kurzes Aststück gesteckt, das er zudrehte. Nach den Feststellun- gen des zuständigen Landjägerkommandos han­delt es sich um einen Selbstmord. Der Tod dürfte schon vor einer Woche eingetreten sein.

Die Beschreibung der Leiche: 40 bis 43 Jahre alt, 1,75 Meter groß, schlank, dunkel­braune Haare, beginnende Wirbelglatze, dunkel, blonden, kurz geschnittenen Schnurrbart, dunkelbraune Augenbrauen. Augenfarbe war nicht mehr genau feststellbar, vermutlich blau oder hellbraun. Zähne gelblich und sehr schlecht. Sommersprossen ans der Stirn und Nase, ebenso an den Schultern und Oberarmen. Be­kleidet war die Leiche mit graubrauner Juppe mit grünen und lila Fasern, mit äußeren Brust- und Seitentaschen, marineblauer Cheviotweste, grauer Wollweste, graumelierter langerHosc, grau und weiß gespreggelterDatsch- mütze, gelblichem Sporthemd, gelblicher Trikot­unterhose, grauen Wollsocken und schwarzen Schnürstiefeln mit Gummiabsatz, Größe 44. Sachdienliche Mitteilungen zur Feststellung des Toten werden erbeten an die Vermißten-Zen- trale der Kriminalpolizei-Leitstelle, Stuttgart, Büchsenstraße Nr. 37, II. Stock, Zimmer 81.

Crailsheim, 5. Januar. (Beleidigung eines Kriegsbeschädigten.) Dieser Tage hatte sich Georg Meiser aus Hon­hardt vor dem Gericht zu verantworten, weil er in unverantwortlicher Weise einem Kriegs­beschädigten gegenüber den Vorwurf gcmachl hatte, er lasse sich von der Allgemeinheil unterstützen. In Anbetracht verschiedene' Milderungsgründe verurteilte ihn das Ge­richt noch einmal zu einer empfindlichen Geldstrafe. Im übrigen duldet es die- NSKOD. nicht, daß Kriegsbeschä­digte. die zu Recht eine Rente be­ziehen. von Menschen und besonders von sol­chen, die nicht an der Front gestanden haben, b e s ch i m p s t w e r d e n.

Schrozberg. Kr. Gerabronn. 5. Jan. (Eick Betrüger gefaßt.) In Könnbronn gab sich ein zugereister junger Alaun als Be­amter der Reichsbanknebenstelle Stuttgart aus und erklärte, er müsse 25 000 NM. an Besitzer von Anleihe-Ablösungen ausbezah- len. Zu diesem Zwecke müsse er die Num­mern der Zinsschrine kontrollieren: wenn die Nummern mit den von ihm vorgezeigten Zin-Sabschnittrn übereinstimmtcn. könne er einen größeren Betrag ausbezahlen. Die Nummern stimmten natürlich nie, da er nur einige Zinsabschnitte von den Zinsverbilli­gungsaktien für Bauzuschüsse bei sich hatte. Wenn nun die Nummern nicht stimmten, erklärte er. er müsse eine Kontrollgebühr von 5 RM. erheben. Ob er mit diesem Trick Er­folg hatte, konnte noch nicht festgestellt wer­ben. denn in Könnbronn faßte gleich der erste, den er hercinlegen wollte. Verdacht und holte die Polizei. Bei Prüfung seiner Pa­piere stellte sich heraus, daß cs ein vielfach wegen Betrugs u. ä. vorbestrafter Gauner aus Sachsen war.

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2eil8Clirik1 tür nsticmakorislistiscke IVirt- scbskwpoülii: mit den smtiicben dlilteilungen des keauktrsgten kür den Vierjsbresplnn IKinisterpläsideM Oeneraloberst OörinZ

ersetz eint ab 15. Januar 1937 monatlictz

kersusgeZeben

vom persönlielien kiekerentev des lUImsrerpräsidenteii Oenerslov. rst Cürtnz, Mmisterisldirißeiit Or. Kritrbsck

Diese einrige nuttzentisctze^eitsctzriftckes Vierjatzresplanes ist tür alle 8tellen cles Ltaates, cler Partei, cler ckeutsctzen XVirt- setzaktuncktür secies cleutsetze FVirtsctzatts- unternetzmenvon ZröLterDeckeutunZ. ltzr LermZ ist eine TeitbeckinZte l>Iotwencki^keit.

Bezugspreis: visrteljttbriieb KU. 3.60 LestsIIuvKeu nimmt äis Luokbäl^. 6l.W. Kaiser blaxolck sutgeneu

Donnerstag, den 7. Januar 1937

Richtfest einer DW-Siedlun-

Asperg, Kr. Ludwigsburg. 5. Jan. In Asperg wurde das Richtfest der ersten DAF.» Siedlung im Kreis Ludwigsburg gefeiert. Kreisamtsleiter Wiesinger, der Ge­schäftsführer des Bau- und Sparvereins Kornwestheim, zeichnete in seiner Begrü­ßungsansprache ein Bild von der Kleinsied­lung im Dritten Reich und gab die Richt­linien bekannt, nach denen diese erste Klein­siedlung der Deutschen Arbeitsfront gebaut wurde. Neben verschiedenen Rednern ergriff Kreisleitcr Trefz ebenfalls das Wort. Sein besonderer Wunsch an die Siedler war. daß ui diesen Siedlungen rechter Siedlungsqeist und in den Häusern der Geist des Tritten 'Reiches walten möge.

Nürtingen, 5. Januar. (Neues Heil­mittel.) Vor einigen Wochen veröffentlich­ten wir, daß der ehemalige Heilgehilfe beim RAD., Emil Schaich aus Kohlberg, einen Magenkräuterlikör zusammengestellt und nach eingehender Prüfung vom Staatlichen Gesund­heitsamt die erforderliche Genehmigung und ärztliche Begutachtung erhalten habe. Wie das Württ. Innenministerium mitteilt, trifft dies nicht zu.

Pinache, Kr. Maulbronn, 5. Jan. (Ein 75 jähriger Brandstifter.) Am Sil­vesterabend bemerkte der Löwenwirt, als er in den Keller ging, in der Scheune einen Lichtschein. Zusammen mit seiner Frau und einem Gast sah er nach. In der Scheune fand man eine mit Papier umwickelte bren­nende Kerze. Daneben war reichlich Petro­leum ausgeschüttet. Das Licht wurde ge­löscht und die Polizei verständigt. Sie ver­haftete den 75jährigen Besitzer des Anwesens wegen Brandstiftung.

Neüarsulm, 5. Jan. (Gefährliches Spielmit demGewehr.) Ein 13 Jahre alter Junge spielte mit seinem Freund. Er stand unter der Haustüre und sein Freund machte sich an einem Luftgewehr zu schaffen. Er wollte seine Kunst beweisen, zielte auf seinen Freund und traf ihn unter das rechte Auge. Der bedauernswerte Junge wurde sofort ins hiesige Krankenhaus verbracht, wo er unter Hinzuziehung eines Heilbronner Arztes operiert werden mußte.

Am Montag waren es 40 Jahre, daß der Loko- Motivführer Johanne: Roth in Eatw bei der damaligen Württ. Staatseisenbahn eingetreten ist. Aus diesem Anlaß wurde dem Jubilar vom Vorsteher der Dienststelle u. a. ein Glückwunsch- und Anerkennungsschreiben von unserem Führer Adolf Hitler überwiesen.

In Holz elfin gen, Kreis Reutlingen, er­wachte durch ein Geschrei im Hühnerstall dieser Tage ein Landwirt, und als er nachsah, fand er Meister Rein ecke im H ü h n e r st a l>l, wo er gerade die v i e r t e H e u n e erledigte. Mit einem Prügel machte der Landwirt dem frechen Räuber den Garaus.

In Ulm entstand in einem Kanal ein Kabel- brand, der die angesammelten Gase zur Explo­sion brachte und gefährlich aussah. Die Feuer- wehr konnte unter großer Anstrengung den Brand löschen.

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11. Fortsetzung

Er betrachtete die Kameraden stumm. Fritz und Martin mit ihren einfachen derben Gesich­tern. laut und schnaufend, die Münder ein biß­chen offenstehend. Ole Hansen mit Falten in der intelligenten Stirn, als grübelte er im Schlaf noch über eine Konstruktion.

Hagenring stand lange da und schaute im dünnen Licht der abgeblendeten Deckenlampe auf die Schläfer.

Seine Kameraden.

Keine bildungsbelasteten Studiengenossen. wie er sie noch vor einem Fahr um sich gesehen hat­te. Keine Akademiker, einfache, gradlinige Men­schen, die nichts wollten, als etwas wirken für sich und nicht mehr für die anderen. Zwei gaben ihre Fäuste dafür her der andere sein technisches Gehirn.

Hagenring schaltete das Licht aus, ihm war, als bewegte sich Martin im Schlafe. Nun stand er im Dunkeln und hörte durch die Finsternis die Atemzüge.

Seine Kameraden. Und er'? - Was war er für sie? Er - - der Führer? Er das Ge­hirn?

Hagenring stand im Dunkel mitten in ver­engen Kabine. Wie hatte sich der Führer bis

jetzt bewährt?- Eine Helle blonde Frau

stand vor seinem Auge.

Er preßte die Lippen zusammen. Untreu war er geworden er. der Führer. Allein ge­lassen hatte er die Kameraden, für Stunden, für halbe Tage. Verfluchtes heißes Blut!

Irgendwo aus dem Oberdeck wartete sie viel­leicht auf ihn. Ein dunkler, gefährlicher

Strom, floß geheimnisvoll von ihr zu ihm.-

Aber er wollte nicht, nein er durfte auch s"chl> Die Atemzüge der Schläfer klangen laut durch die Finsternis. Er wollte nur

VON LLDUL DONNV

Alle Rechte Vorbehalten bell: Horn-Berlag. Berlin W 3S

hin, - ihr sagen, - nein, - nein. Auch das nicht. Auch nicht ein Lebewohl, das doch im Grunde nur ein neues Versprechen war. Nichts dürfte mehr sein zwischen ihnen.

Hagenring stöhnte auf. Seine Hand drehte am Türknopf, ohne daß er sich dessen bewußt wurde. Er stand im Gang. Stolperte weiter, eine Gangtür klappte, ein frischer Luftstrom fuhr in den Gang hinein. Walter kletterte eine Treppe hinauf. Kein Mensch auf dem Achter­deck. Er suchte sich einen versteckten Platz. Nur allein sein. Sich klar werden, wohin der Weg ging.

Dumpf zitterte der stählerne Dampferleib, rast­los rauschte die Bugwelle. Hagenring lehnte an der Reeling. Die Sterne glühten auf ihn her­ab. unendlich fern, aus neuen, unbekannten Or­namenten. Ab und zu löste sich ein Funken und glitt wie ein goldener Faden am Himmel ent­lang, zuweilen sprühte auch ein kleiner Funken­regen herunter. Funken schienen auch aus dem Wasser zu springen, silberne Spiralen schossen empor und fielen klatschend wieder zurück. Flie­gende Fische waren es. die das Schiff begleite­ten.

Hagenring starrte in das schweigende Fun­keln. Ein Gefühl unendlicher Einsamkeit um­spannte ihn. Ein paar Treppen hinauf, und er war bei der Frau, die ihn mit sich nehmen wollte, in ihr elegantes sensationelles Leben. Ein paar Treppen hinunter, und er war bei den Kameraden.

Die Frau wartete.

Die Kameraden warteten.

Welche Treppen waren die richtigen?

Er schrak zusammen. Aus dem Dunkel, hinten, irgendwo, löste sich eine Gestalt. War sie das? Nein. Er atmete auf.

Guten Abend, Herr Hagenring!"

Sie?" fragte Hagenring erstaunt. Was mach­

te die Schwester jetzt mitten in der Nacht auf Deck?

Elisabeth Fröhlich lachte leicht auf:Nicht- schlafen-können gepachtet, geht anderen Leuten auch mal so. Ein paar Tage vor der Landung da geht einem manches durch den Sinn, Ih­nen auch, nicht wahr?"

Ein ersticktesJa". Großer, kleiner Junge, dachte Elisabeth. Er war so klar trotz dieses Netzes, das Margot über ihn geworfen hatte. Sie war ihm nachgegangen: fühlte in dieser Nacht vor der Landung in Victoria, da ihre kleineSchiffsgemeinschaft sich löste, da war auch für diesen jungen Menschen die Nacht der Entschei­dung.

Eigentlich ist solch ein Schiss mit seinen Men­schen wie ein Symbol des ganzen Lebens", sag- I te sie in die Stille man wird zusammenge­worden, man trennt sich Schicksale rühren einen an und fließen von einem fort,"Was redet sie denn - ?" dachte Hagenring

beinahe erbittert,sie mit ihrem klaren Schwe­sternleben, was weiß sie schon. Was weiß über­haupt eine Frau?"

Elisabeth fühlte die aufrührerisch-abwehrenden Gedanken des jungen Menschen wie deutlich ausgesprochen.

Ich dachte nur z. B. an Freda Stormsen."

Oh. Fräulein Freda, wie geht es ihr? Ich hörte vom Schifftsarzt. sie wäre krank."

Geht schon wieder besser. Aber sehen Sie, Walter, das ist auch so ein Schicksal, das einem im Kopfe rumgeht. Und von dem man nicht weiß, wie es wird. Wo man nur auf die Tapfer­keit und Leidensfähigkeit einer Menschenseele hoffen kann!"

Wieso? Fräulein Freda fährt doch, soviel ich weiß, zu ihrer verheirateten Schwester reiche Frau, Mann Plantagenbesitzer - alles in Butter".

Meine Sie . . ." sagte Elisabeth.Sie sind wirklich noch sehr jung. Walter Hagenring. ich darf Ihnen das sagen, ja? Sie gehen viel zu sehr noch nach außen, das ist eine Gefahr. Freda -> nein, da ist wohl alles nicht so glatt und gut. Sie geht einer schweren Zeit entgegen und i ist tapfer. Für ihre Schwester. Ja, es gibt eben

s verschiedene Möglichkeiten, tapfer zu sein. Für eine Schwester für einen Kameraden nicht wahr? Hauptsache, man hält stand. Gute Nacht."

Sie nickte ihm zu, verschwand mit ihrem gleich­mäßigen gelassenen Schritt in der Dunkelheit.

Was war das gewesen? Walter Hagenring fühlte eine eigentümlich Scham. Dies Gespräch Zufall? Nein es war von Elisabeth Fröh­lich bewußt so gelenkt worden. Sie hat ihm helfen wollen. Aber auf eine herbe und kräftige Art. Indem sie seinen Blick von ihm fort auf andere lenkte.

Ganz in der Ferne, dem bloßen Auge kaum wahrnehmbar tauchte ein neues Licht auf. es glühte auf und erlosch wieder, glühte wieder auf und erlosch von neuem. Blinkfeuer von der Küste. Hagenring blickte wie gebannt auf das ferne Licht. Bald legte die ..Hamburg" in Victo­ria an. Dann ging auch Margot Brunswick von Bord. Bis morgen mußte entschieden sein. die Frau oder die Kameraden.

Sein Blick fuhr wild zum Himmel empor, jag­te durch die goldene Saat der Sterne und sank wieder zurück, um auf dem fernen Blinkfeuer haften zu bleiben.

Dort hinter dem Feuer in unendliches Dunkel verloren, lag Afrika lag die Zukunft.

Ich komme!" sagte Walter Hagenring laut vor sich hin. Und ging den gleichen Weg zu­rück zu der Kabine seiner Kameraden.

Margot Brunswick promenierte um dieselbe Zeit mit einem Herrn auf dem Promenade­deck. Sie war erhitzt vom Tanze wie sie sag­te und suchte Kühlung. Der Herr war nicht mehr jung, elegant und etwas affektiert. Er unterhielt seine Dame von seinen Weltreisen. Monsieur Dujardin reiste aus Langeweile. Er hatte sich an den Genüssen Europas übersättigt, nun war eine große Leere entstanden, dieses Vakuum sollten die Weltreisen ausfüllen.

Er seufzte affektiert. Das Leben in Europa sei so langweilig, aber auch die anderen Erdteile begännen bereits langweilig zu werden. Ameri­ka z. B.. die Südsee, Asten alles sei schon ein bißchen passe nun habe er auf Afrika gesetzt.

(Fortsetzung folgt.)